Einfamilienhäuser in Ballungsgebieten

  • Naja, die DBR-Erhebung betrachtet den Wohnungsmarkt insgesamt. EFH sind da nur ein kleiner Ausschnitt. Außerdem erscheint mir der vorausgesagt Wertverlust von fünf Prozent über drei Jahre kummuliert nicht gerade "kräftig".


    Natürlich kann das zu Problemen führen, wenn man genau in der Phase aus irgendwelchen Gründen verkaufen muss oder wenn genau dann eine Anschlussfinanzierung her muss. Wer allerdings so knapp kalkuliert hat, dass ihn fünf Prozent Wertverlust umhauen, hat den Fehler viel früher gemacht.

  • Aus dem von Matteo verlinkten ntv-Beitrag:


    "Größere Verwerfungen würden wohl nur dann eintreten, wenn beispielsweise die deutsche Automobilbranche im Zuge des Trends zur E-Mobilität und zum autonomen Fahren an Wettbewerbsfähigkeit verlöre, die Zuwanderung sich plötzlich in einer Abwanderungswelle umkehrte oder andere große Strukturbrüche das aktuelle Wirtschaftsmodell auf den Kopf stellten."


    Selbst dann sehe ich keinen Grund für ein kräftiges Fallen bei Immobilienpreisen. Die Autoindustrie stellt in D 4% der Arbeitsplätze, selbst in den "Auto-Ländern" NDS, BW und BY sind es nur 5%. Zum BIP trug die Autoindustrie in 2019 rund 4,5% bei (2005 waren es 3,4%). Quelle: faz


    Was treibt grade die Preise bei Wohnimmobilien?


    • Es gibt zum einen zu wenig Wohnraum im mittleren Preisniveau in den Ballungsgebieten - weder zum Kauf noch zur Miete.
    • Dann hat die Pandemie ganz aktuell das "innenstadtnahe Wohnen" mit einigen Fragezeichen versehen, was den Drang in die Peripherie verstärkt. D.h. die Schmerzgrenzen bei der Nahverkehrsanbindung/Pendelstrecke zur Arbeit/kulturelles Angebot verschieben sich bei vielen Menschen. Abstand zu anderen und Freiraum wird höher bewertet. Das kann natürlich ein vorübergehender Effekt sein, aber zur Zeit macht sich das bemerkbar. Die Ränder und das Umland der Ballungsgebiete sind inzwischen abgegrast: es gibt praktisch keine verfügbaren Bauplätze mehr in kommunaler Hand. Nur noch Bauplätze in privaterm Besitz, der entweder gar nicht auf den Markt kommt oder nur zu völlig überteuerten Preisen. In unserer Region sind die kommunalen Baulandpreise derzeit noch zwischen 150 und 200 Euro je Quadratmeter, ist aber irrelevant geworden, weil die Kommunen ausverkauft sind. Privat werden Bauplätze bei uns für 400-500 Euro gehandelt (zum Vergleich: in der Kleinstadt Münsingen auf der Schwäbischen Alb, nicht weit von uns entfernt, kostete 2000 ein erschlossener Bauplatz in einem Neubaugebiet am Rand der Kernstadt 64 DM/qm. 2010 kostete der Quadratmeter in einem damals frisch eröffneten Baugebiet 99 Euro. Heute gibt es nur noch Flächen auf dem privaten Markt für das Fünffache.)
    • Wer Geld "übrig" hat oder Geld geerbt hat, sucht nach einer Anlagemöglichkeit, die das Vermögen nicht beschleunigt entwertet oder einem signifikanten Risiko aussetzt. Für die klassischen Sparbücher, Geldmarktkontek, Tagesgeldkonten, selbst Girokonten berechnen immer mehr Banken Negativzinsen (aka "Verwahrentgelt"). Manche schon ab dem ersten Euro, andere ab 10.000 oder 50.000 Euro Guthaben. Kombiniert man Negativzins und Inflation, verliert das Geld jährlich 3% an Wert auf dem Bankkonto. Das führt dazu, dass bei Neubauprojekten speziell Eigentumswohnungen von immer mehr Käufern als reine Geldanlage gesehen werden und die Wohnungen dann leer stehen, weil sich das durch die Preisentwicklung sogar besser verzinst, als wenn man die Wohnung vermieten würde (was die Wohnung ja abnutzt). Folge: es werden ETWs gebaut, die Wohnungssuchenden defacto gar nicht zur Verfügung stehen.
    • Wer ein Haus oder eine Wohnung geerbt hat, diese aber nicht "braucht", steht auch vor dem (Luxus-)Problem, was er damit tun soll. Verkauft er, hat er zwar viel Geld, steht dann aber vor dem Problem, dieses Geld sinnvoll anzulegen (d.h. mit einer mindestens gleichguten Verzinsung und mindestens gleicher Sicherheit wie es das Haus böte). Kauft man mit dem Erlös einer Immobilie eine andere, zahlt man derzeit drauf. Vermietet man die Immobilie, hat man zwar ein Zusatzeinkommen, muss das aber teuer versteuern. Ausserdem können einen Mieter ganz schon auf Trab halten oder die Wohnung übermäßig abnutzen. Folge: es kann für den Immobilien-Erben profitabler und/oder stressfreier sein, das Haus leer stehen zu lassen, ganz besonders, wenn die Wertsteigerung größer ist, als die Unterhaltskosten der leeren Immobilie. Also auch hier die Folge: an sich frei gewordene Immobilien stehen den Wohnungssuchenden nicht zur Verfügung.

    Aus diesen Gründen wird der Druck auf dem Wohnungsmarkt weiterhin hoch bleiben und es wird auch keine Wohnungsbau-Offensiven geben, die bezahlbaren Mietwohnraum schafft. Zumindest nicht von gewerblichen Investoren, solange es gewinnbringender ist, Luxus-Wohnprojekte an Vermögende als Geldanlage zu verkaufen.

    Das ändert sich erst, wenn der städtischen Wohnungsbau mit staatlichen Programmen wieder finanziell gefördert wird oder sich für private Geldanleger bessere Anlageformen bieten, als das Behalten von Grund- und Immobilienbesitz. Die fehlen aber derzeit auf breiter Front.


    Grüsse

    Tom

    2 Mal editiert, zuletzt von tomduly ()

    • Dann hat die Pandemie ganz aktuell das "innenstadtnahe Wohnen" mit einigen Fragezeichen versehen, was den Drang in die Peripherie verstärkt. D.h. die Schmerzgrenzen bei der Nahverkehrsanbindung/Pendelstrecke zur Arbeit/kulturelles Angebot verschieben sich bei vielen Menschen. Abstand zu anderen und Freiraum wird höher bewertet. Das kann natürlich ein vorübergehender Effekt sein, aber zur Zeit macht sich das bemerkbar. Die Ränder und das Umland der Ballungsgebiete sind inzwischen abgegrast: es gibt praktisch keine verfügbaren Bauplätze mehr in kommunaler Hand. Nur noch Bauplätze in privaterm Besitz, der entweder gar nicht auf den Markt kommt oder nur zu völlig überteuerten Preisen. In unserer Region sind die kommunalen Baulandpreise derzeit noch zwischen 150 und 200 Euro je Quadratmeter, ist aber irrelevant geworden, weil die Kommunen ausverkauft sind. Privat werden Bauplätze bei uns für 400-500 Euro gehandelt.

    Teils, teils. Der Trend zum Umland ist bereits seit rund drei Jahren an den Preisen und den Bauanträgen in den Regionen ablesbar. Corona hat das sicher verstärkt, aber die Pandemie hat den Drang in die Fläche nicht aufgelöst. Das waren schon die hohen Preise in den Städten selbst.


    Dass das Umland abgegrast ist, würde ich so nicht sehen bzw. nicht bundesweit. Für München gilt das sicher. Aber das ist eher eine Anormalität, dass praktisch ganz Oberbayern und Teile Niederbayerns Hochpreisland sind. Rund um die anderen Kommunen ist der Speckgürtel viel knapper. In Frankfurt, Hamburg, Berlin (okay, ans ich schon sehr groß) oder Rhein-Ruhr ist das meistens auf die direkten Nachbarkommunen der Metropolen beschränkt. Dahinter gibt es meist noch ganz ordentlich Bauland und Bestandsobjekte. Genau da gehen seit drei Jahren die Preise hoch, aber das Potenzial ist noch nicht ausgeschöpft. Im Süden des Ostens, wo laut DBR jetzt der große Wohnungsboom kommen soll, sieht es nochmal ganz anders aus, aber da kenne ich mich kaum aus.


    Ein anderer Punkt ist die geringe Bereitschaft der Kommunen, ihr planungsrechtlich eigentlich vorhandenes Wohnbauland auch wirklich auszuweisen. Da habe ich aber den Eindruck, dass diese Weigerung im engen Gürtel um die Metropolen (die tatsächlich oft physisch keine problemlos erschließbaren Flächen mehr haben) am stärksten ausgeprägt ist, aber einen Schritt weiter nach außen noch viel geht.

  • Das führt dazu, dass bei Neubauprojekten speziell Eigentumswohnungen von immer mehr Käufern als reine Geldanlage gesehen werden und die Wohnungen dann leer stehen, weil sich das durch die Preisentwicklung sogar besser verzinst, als wenn man die Wohnung vermieten würde (was die Wohnung ja abnutzt). Folge: es werden ETWs gebaut, die Wohnungssuchenden defacto gar nicht zur Verfügung stehen.

    Vermietet man die Immobilie, hat man zwar ein Zusatzeinkommen, muss das aber teuer versteuern. Ausserdem können einen Mieter ganz schon auf Trab halten oder die Wohnung übermäßig abnutzen. Folge: es kann für den Immobilien-Erben profitabler und/oder stressfreier sein, das Haus leer stehen zu lassen, ganz besonders, wenn die Wertsteigerung größer ist, als die Unterhaltskosten der leeren Immobilie.

    Hab ich hier schon mal geschrieben, das sich die Vermieterei in D nicht lohnt. Hab ich sofort Prügel bekommen, ob ich nicht rechnen könne, und so was.

    Aber wenn der Bau von Mietshäusern ein ach so ein tolles Geschäft wäre, dann würden ja allerorts welche aus dem Grund wachsen? Aber das ist ja eher nicht der Fall?

    Kurzum, wenn man mit schrägen Steuerspartricks vorgeht, wie etwa diese Schotten hier: https://correctiv.org/aktuelle…2/03/die-rendite-krieger/ dann mag sich das finanziell lohnen. Ein normaler D-Steuerbürger muß seine Mieteinnahmen erst mal vollumfänglich als Einkommen versteuern.

    Der Normalo-Mieter denkt, sein Vermieter stopft sich mit all dem Geld die Taschen voll. Ich darf Euch hier nur mal ein paar Punkte aufführen wo die Kohle so hinfließt:

    1. Gegenüber den Versorgern ist der Vermieter der Inkasso-Depp. Er muß bei seinen Mietern die Nebenkosten beitreiben, und an die Versorger weiterleiten. Für Ausfälle und auch für die Beitreibung (Risiko Nebenkostenabrechnung), haftet der Vermieter.

    2. Vermieter muß die Baudarlehen für das Mietshaus bei seiner Bank regelmäßig bedienen.

    3. Bauunterhalt - Der Vermieter hat das Teil in vertragsgerechtem Zustand zu halten, sonst darf der Mieter die Miete mindern.

    4. Da man in D ja ab 58.000 Euro Jahreseinkommen, inkl. der Mieteinnahmen, ein sog. Spitzenverdiener ist https://taxfix.de/steuertipps/…teuersatz-in-deutschland/ muß man das mit 42 % versteuern.

    Das heißt in der Praxis: Damit in der Kalkulation paßt, darf nichts, aber auch gar nichts schief gehen. Eine einzige gerichtliche Räumung eines nichtzahlenden Mieters bringt die Rechnung für über 10 Jahre ins minus. Und da lassen halt viele Immoeigentümer lieber gleich leer stehen.

  • Hab ich hier schon mal geschrieben, das sich die Vermieterei in D nicht lohnt.

    Kommt drauf an. Mit einem leicht gehobenen Einkommen selbst ein paar Wohnungen, Häuser oder ETW zur Vermietung zu bauen/kaufen ist in der Regel keine gute Idee, wobei es da je nach Lage und Geschäftsmodell vielleicht auch Ausnahmen geben mag. Interessant wird sowas imho, wenn du skalieren kannst, also vielleicht ab so zwei Dutzend Wohneinheiten. Dann ist das Mietausfallrisiko von einzelnen Einheiten geringer, du kannst zumindest geringfügig Beschäftigte für die Verwaltung einsetzen und wirst vielleicht guter Stammkunde für einen Hausmeisterservice und einen Rechtsanwalt.


    Wenn du ein, zwei Milliönchen anderweitig gut angelegt hast, kann man eventuell auch mal mit einer ETW im Ballungsraum diversifizieren. Da ist dann die Frage, ob die unbedingt vermietet werden muss oder ob da der Wertzuwachs reicht und du die ab und zu als Wochenendwohnung nutzt.

  • Aus diesen Gründen wird der Druck auf dem Wohnungsmarkt weiterhin hoch bleiben und es wird auch keine Wohnungsbau-Offensiven geben, die bezahlbaren Mietwohnraum schafft.

    Die Gründe gelten nur solange, wie der Wettzuwachs der immobilie (trotz älter werden) höhre ist als der Zins.


    Das war die letzten Jahre zwar der Fall, aber sobald sich das umdreht 8das war die letzten 100 Jahre der Normalfall) ist es finanziell unsinnig, sich so zu verhalten.


    was wir in Deutschland mMn erleben ist eine Knappheit bei der Fläche. Die Parzellen für neue EFH sind hier mittlerweile winzig, da schaut man von Fenster zu Nachbarfester über vielleicht 5m.

    macht natürlich alte Immobilien in der Hinsicht spannende. Meine kleine Schwester hat sich vor ein paar Jahren ein kleines Häuschen gekauft auf einem 1000m² Grundstück Nähe Regensburg.


    Vermutlich ist ein Grundstück in der Größe und Lage bei einem Neubau heute nur noch was für Millionäre, wenn man überhaupt sowas bekommen könnte. Ursprünglich waren es 2000m² Grund, die anderen 1000m² wurden in 2x 500m² geteilt.


    Ein Haus kann man im Laufe des Lebens aufhübschen nd vergrößeren, an Grundstücksgröße und Lage kann man nichts mehr verändern, egal zu welchem Preis.

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Das heißt in der Praxis: Damit in der Kalkulation paßt, darf nichts, aber auch gar nichts schief gehen. Eine einzige gerichtliche Räumung eines nichtzahlenden Mieters bringt die Rechnung für über 10 Jahre ins minus. Und da lassen halt viele Immoeigentümer lieber gleich leer stehen.

    Wenn es man nur die Räumung eines nichtzahlenden Mieters wäre. Nachdem die Eltern eines Bekannten ihre säumigen Mieter dann doch mal endlich aus der Wohnung raus hatten, hatten sie neben den natürlich immer noch nicht beglichenen Mietzahlungen in Höhe mehrerer tausend Euro auch noch Sanierungs- und Entrümpelungskosten für die Wohnung im fünstelligen Bereich.

    Eine Wohnungsgesellschaft mit etlichen hundert oder gar tausend vermieteten Wohneinheiten mag die liquiden Mittel haben, um derartige Ausfälle zu kompensieren. Wenn sie in den Mietzins nicht sogar in irgendeiner Form eingepreist ist. Aber ein privater Vermieter mit einer oder vielleicht auch zwei oder drei Wohneinheiten kann im Vermietungszeitraum gar nicht so viel Geld beiseite legen, um fünfstellige Ausfälle zu kompensieren.

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)

  • Da ja ein paar Fragen auch in meine Richtung gestellt wurden, hier meine antworten.


    Zum Thema, ob sich das Vermieten von Immobilien rentiert oder nicht, gibt es eine einfache Antwort. Natürlich lohnt es, allerdings nicht für alle. Leider (oder zum Glück) gibt es viele möchtegern Vermieter, die selbst einfachste betriebswirtschaftliche Zusammenhänge nicht verstehen. Diesen Typ von Vermieter kenne ich auch und schmunzle. Für meine Immobilien kann ich sagen, dass jede einzelne am Ende des Jahres, und das auch ohne sog. Steuertricks, Gewinn abwirft. Hinsichtlich Rendite toppt hier nur der volatile Wertpapiermarkt Und natürlich gibt es Immobilien und Regionen, in denen sich vermieten nicht rechnet. Aber das gehört nunmal auch zum klugen Auswahlprozess von Standort und Immobilie. Vielleicht habe ich den Vorteil, dass alle Immobilien von mir in Regionen stehen, die sehr stark frequentiert sind - aber wären sie das nicht, hätte ich dort nicht gebaut, saniert, gekauft, etc. Des weiteren sollten natürlich auch Personen, die keine Ahnung von Bau, dessen Gewerke usw haben, auch die Finger davon lassen. Denn genau bei sowas rechnet es sich häufig nicht. Das ist auf die mangelnde Kenntnisse und das fehlende Projektmanagement zurückzuführen. Wenn ich für jede bauliche Änderung einen Dritten hinzuziehen muss, wird es einfach schwierig.


    Zu der Frage, ob wir einen Mangel an Häusern und Wohnraum haben: definitv nein! Der Wohnraum ist nur falsch verteilt. Keine 30 km von mir entfernt gibt es Siedlungen auf dem Land, die keine Sau als Kuhstall nehmen würde. Und Achtung an der stelle: mit Land meine ich nicht die ländlichen Gebiete, sondern strukturschwache Mikroregionen ohne Gewerbe und Industrie.


    Ob Mieter sich eine goldene Nase sparen? Im normalfall nicht und das ist ja generell das Problem was ich bereits erwähnt habe. Häufig wird für Miete argumentiert, dass man sich hinsichtlich Job und Region nicht binden will. Wer weiß, wo man in drei oder vier Jahren arbeitet ...

    Ich Frage mich an der Stelle: wenn ich es nicht schaffe, innerhalb von ein paar Jahren das Ding abzubezahlen, dann habe ich zu groß gepokert oder überschätze maßlos meine Möglichkeiten.

    Würde es seinen betriebswirtschaftlich richtigen Gang gehen, würde die hier skizzierte Person die Bude kaufen und fünf Jahre abzahlen. Wenn die Lage und der Ort gut gewählt wurde, wovon hoffentlich auszugehen ist, kann die Einheit danach vermietet werden. Fünf Jahre bis zum nächsten Wechsel des Arbeitgebers sind auch realistisch.

  • ...Die einzige Bude die man mit einem normalen Einkommen in 5 Jahren abzahlt ist wahrscheinlich ein brauner Kuhstall in Dunkeldeutschland, und den will so mancher nicht mal geschenkt....


    Gruß EZS

  • Endzeitstimmung: ich Rede von den Leuten, die mit dem Argument kommen, dass sie alle fünf Jahre die Region wechseln, da sie aus Karrieresicht einen neuen Job beginnen und das irgendwo anders als bisher. Da sollte bei einem kinderlosen Paar (mit Kinder sollte das ja hoffentlich nicht mehr so sein) schon eine ordentliche Tilgungssumme zusammen kommen.

    Andere Leute dürfen ja gerne länger abzahlen :)


    Wir hatten unser erstes Haus, Doppelhaushälfte in Württemberg im Speckgürtel von Stuttgart mit zwei guten, aber üblichen akademischen Stellungen und Gehältern, nach dem Studium in zehn Jahren abbezahlt. Und nein es ist keine Bruchbude. Bei dem Haus haben wir die Sanierung eben noch komplett selbst durchgeführt. Wenn ich natürlich für jede Baumaßnahme die Handwerker kommen lasse, frisst mich das Haus finanziell auf. Andere entscheiden für sich, nach Feierabend lieber was anderes (oder auch nichts?) zu machen. Muss jeder für sich entscheiden.


    Ich will damit sagen: wenn wir damals ausgerechnet hätten, dass wir das nicht schaffen, dann hätten wir entweder

    A) kein Haus gekauft sondern eine Wohnung

    B) gemietet, bis wir mehr verdienen

  • Schwabenprepper


    So gesehen stimmt deine Rechnung tatsächlich:


    Wohnung 35m2 für 100.000€ in 5 Jahren abbezahlen und danach Verkaufen oder Vermieten


    Das dürfte exakt die Summe sein die ich als Single aus dem Fenster geworfen habe, da ich eine kostenlose Wohnung im Elternhaus hatte.



    Grüße aus der Grenzregion!

  • 20k eUr /a abbezahlen muss man erstmal können.


    Da muss man entweder außer sein oder >2,5 k eur netto je Monat bekommen

    aus DE gesendet....

  • im Süden der Republik steigen Ingenieure und Betriebswirte in den großen Unternehmen mit über 50 t€ im Jahr ein. Da sollte das möglich sein, ja.

    Wenn ich mir anschaue, wie die industriellen tariflichen Löhne für diese Personen sich entwickeln, ist das sogar gut drin. Nach drei oder vier Jahren haben die bei uns alle eg15 aufwärts. Darunter würde ich hier kein Personal finden. Das sind dann 5500 je Monat und bei 13 Gehältern kommt da was zusammen.

  • ...

    Ich Frage mich an der Stelle: wenn ich es nicht schaffe, innerhalb von ein paar Jahren das Ding abzubezahlen, dann habe ich zu groß gepokert oder überschätze maßlos meine Möglichkeiten....

    Ich frage mich in welchen Dimensionen Du so denkst?


    Eine Eigentumswohnung kostet hier 250.000-300.000 Euro (klar geht billiger, aber will man darin wohnen). Jetzt sagen wir mal, dass man in den ersten 5 Jahren Berufsleben 50.000 Euro Eigenkapital anspart (dazu muss man mal eben schlappe 10.000 Euro pro Jahr als Berufsanfänger zur Seite legen!) bzw von Eltern o.ä. bekommt.


    Macht also einen Kredit über (ich nehm die niedrigere Zahl) 200.000 Euro.


    Bei 1% Zins und "ein paar Jahren" = 5 Jahre Laufzeit ist das eine monatliche Tilungsrate von lächerlichen 3.400 Euro.


    Also ich kann mir das nicht leisten.


    Die Kaltmiete einer vergleichbaren Wohnung kostet hier ca. 500 Euro im Monat (ich zahle weniger, ist aber auch alter Mietvertrag)


    Und bei den Preisen reden wir von Ostdeutschland, nicht von den teuren Metropolregionen im Westen, dort wird man mit ner Viertelmillion eher garnichts finden.

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  • 20k eUr /a abbezahlen muss man erstmal können.


    Da muss man entweder außer sein oder >2,5 k eur netto je Monat bekommen


    Mit 2500€/netto pro Monat zahlt man keine 1700€ Kredit pro Monat ab (100.000€; 1%, 5 Jahre). Mal davon abgesehen, dass einem vermutlich keine Bank einen solchen Kredit geben würde.


    Da hast Du keine 800€ zu leben, ab dem 1. Monat mit ALG I darfst Du dann hungern, denn einen Notgroschen nebenbei aufbauen geht auch nicht.


    Sowas ist einfach Mega riskant und ob es die Lebensqualität wirklich steigert?

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  • im Süden der Republik steigen Ingenieure und Betriebswirte in den großen Unternehmen mit über 50 t€ im Jahr ein. Da sollte das möglich sein, ja.

    Wenn ich mir anschaue, wie die industriellen tariflichen Löhne für diese Personen sich entwickeln, ist das sogar gut drin. Nach drei oder vier Jahren haben die bei uns alle eg15 aufwärts. Darunter würde ich hier kein Personal finden. Das sind dann 5500 je Monat und bei 13 Gehältern kommt da was zusammen.

    Dort wo diese Gehälter mit IGM Tarif bezahlt werden zahlst Du für eine Wohnung aber heute vermutlich eher 500.000 Euro.


    Da darfst Du erstmal 50.000 Euro EK ansparen (außer Papa und Mama liefern die Kohle dafür, was bei jungen Immobilienkäufern meist der Fall ist), bevor die Bank mit Dir das reden beginnt. Das wirst Du also schon mal als Mieter tun. und als Mieter musst Du also das EK für die Immobilie ansparen.


    Und dann hast Du eine Eigentumswohnung, kein EFH mit Garten drum rum.Die Lebensqualität selbst wird sich nicht deutlich vom Mieter unterscheiden, die Wohnungen sind ja gleichwertig. Nur dass man sich als Eigentümer um deutlich mehr kümmern muss und nicht einfach mal auszieht, wenn es mit den Nachbarn nicht mehr passt.


    Das Ausweichverhalten ist dann meist das Haus im Grünen, dort wo es noch bezahlbar ist. In München musst Du dann halt vermutlich 80km weit weg, in anderen Regionen gehts vielleicht auch noch näher dran.

    Da hast Du dann also heute den Neubau EFH auf dem 500m² Fleckchen, dann logischerweise 2 Autos für die Pedlerei (viellecht wirds für den ein oder anderen mit homeoffice besser) und weil man keine Zeit mehr hat wird der Garten teuer geschottert.

    Und diese Wette geht man ein, wohl wissend, dass der Druck zur Dekarbonisierung mit jedem Jahr ansteigt und wundert sich dann, warum pendeln und heizen immer teurer wird.


    Man kann das machen, aber ich fände alleine den Zeitaufwand und den Stress für die Pendlerei schon furchtbar.


    Meine Freundin ist für den Job mit IGM Tarif einige Jahre von der Sadt raus gependelt (also gegen den Strom) und ist mittlerweile zu einem schlechter bezahlten Job in der Stadt gewechselt.

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

    Einmal editiert, zuletzt von Cephalotus ()

  • Cephalotus: du hast im Prinzip genau das selbst beantwortet, was ich ja oben bereits geschrieben habe: wenn man es nicht schafft ein Haus in adäquater Zeit abzubezahlen, dann soll man es bleiben lassen. Es kann doch nicht der übliche Weg sein, dass jeder sich 30 Jahre für ein Haus verschuldet?!

    Ich bin der Meinung, dass viele über ihren Verhältnissen leben und wohnen. Jeder kann ja machen was er will, aber wenn ich nach Abzug der Tilgung oder Miete nicht mehr richtig leben kann, hab ich mich verkalkuliert. Dann muss ich entweder kleiner kaufen oder eben kleiner mieten oder mehr verdienen.

    Nochmal: ich kann und will es nicht gut heißen, dass jeder sich über Jahrzehnte verschuldet und ein tendenziell zu großes Haus baut, damit Flächen versiegelt und niemanden damit glücklich macht (außer uns Vermieter vielleicht).


    Und zu den genannten Preisangaben: wenn ich mir ein Haus bauen LASSE und vielleicht gerade noch die Wände selbst streiche, dann bezahle ich tatsächlich diese Summen, insbesondere hier im Stuttgarter Raum. Wenn ich hingegen selbst am Haus einiges mache (und ich Rede nicht vom Trockenbau) dann spare ich eben - und das ordentlich. Vielleicht gehöre ich eben noch zu einer Generation, die im Elternhaus nach der Schule ab Freitag Nachmittag bis Samstagabend im Wald war oder dem Vater beim Hausbau, Umbau etc zu Hand gehen musste. Und nein, wir waren abends auch saufen und tanzen. Das arbeiten hat einen aber gut aufs dann folgende Leben vorbereitet. Während Ausbildung und Studium war es für uns ebenfalls selbstverständlich, dies weiterhin zu tun. Im Gegensatz zur heutigen Generation hat uns ein Studium oder eine Ausbildung nicht komplett ausgelastet - zumindest nicht körperlich.

    Das die heutige Jugend das anders sieht, ist mir auch klar.

  • Cephalotus: du hast im Prinzip genau das selbst beantwortet, was ich ja oben bereits geschrieben habe: wenn man es nicht schafft ein Haus in adäquater Zeit abzubezahlen, dann soll man es bleiben lassen. Es kann doch nicht der übliche Weg sein, dass jeder sich 30 Jahre für ein Haus verschuldet?!

    Die letzten 10 Jahre bei sehr niedrigen Zinsen und steigenden Kaufpreisen war das aber rückblickend der richtige Weg.


    Für die meisten ist es der einzige Weg.


    Ich bin auch nicht gegen Immobiliennbesitz. Ich hab zwei jüngere Schwestern. Für die eine war es immer ein Traum, ein Haus mit großem Garten zu besitzen. Mit dem Eigenkapital von meinen Eltern konnte sie sich mit ihrer Freundin vor ein paar Jahren was für 300.000 Euro kaufen, davon ca. 200.000 Euro der Grund und 100.000 Euro das kleine Haus darauf. Mein Vater in Rente kann sich da jetzt auch handwerklich etwas einbringen, was ihm Spaß bereitet.

    Heute würd das wohl 500.000 Euro kosten und wäre für die beiden mit ihrem Einkommen nicht mehr bezahlbar. Das 20km pendeln in den Stadt nehmen sie eben in Kauf, meine Schwester arbeitet nur 30h/Woche, da geht das zeitlich schon. Heizung ist mit Öl (und Holz), das hat natürlich auch keine Zukunft und wird Folgekosten nach sich ziehen.


    Das passt also gut, wäre aber heute zu den heutigen Preisen und ohne das Geld von meinen Eltern nicht möglich gewesen.


    Meine andere, ebenfalls jüngere Schwester, hat sich mit ihrem Mann in Düsseldorf eine Wohnung für schlappe 650.000 Euro gekauft. Die haben davor aber mehrere Jahre lang zu zweit und kurzzeitig zu dritt auf 25m² in einer Bruchbude gehaust, hatten ebenfalls Unterstützung von meinem Eltern und ihr Mann ist Pilot. Trotzdem ist das einfach super riskant. Wird ihr Mann längere Zeit arbeitslos bzw verliert das sehr gute Gehalt, dann können sie nach einer Weile den Kredit nicht mehr bedienen. Lassen sie sich scheiden, kann meine Schwester die Wohnung nicht unterhalten und mein Schwager kann sie nicht auszahlen. Da bliebe daann (ohne Hilfe von außen) nur verkaufen, was bei den in den letzten Jahren gestiegenen Preisen zumindest kein Drama wäre, aber das ist Glück, kein Können. Vermutlich legt man für die Bude heute knapp 1 Million hin.


    Ich selbst bin der einzige von uns drei, der das Eigenkapital für eine Wohnung selber hat und im Rückblick wäre es schlau gewesen, mir vor 12 Jahren etwas zu kaufen, aber die Gelegenheit ist eben vorbei und damals wollte ich mich nicht binden. Seit damals hatte ich auch drei Partnerinnen, es wäre also grundsätzlich immer schlau gewesen, das alleine abzuzahlen.

    Ich schließe das für die Zukunft nicht aus (selbst wenn ich die Immo erst mit 50 kaufen kann ich ja evtl noch 30-40 Jahre lang drin wohnen), aber momentan sage ich mir, dass ein Aktiendepot aus Dividendentiteln mit 3% Dividende nach Steuer, die mir die Kaltmiete (abzgl Instandhaltungskosten) finanziert deutlich billiger ist als mir ne Wohnung zu kaufen. Flexibler ist es oben drein unnd ich muss nicht alles auf einen Schlag haben sondern kann das nach und nach aufbauen.


    Was die Kalkulation mit selber machen betrifft. Schön für den, der das kann und mag. Die Zeit dafür ist aber auch nicht kostenlos. Der häufigste Scheidungsgrund in Deutschland ist angeblich der BAU eines Hauses. Eine ehemalige Kollegin von mir hat die Stadtwohnung aufgegeben und sich ein sanierungsbedürftiges Haus auf dem Land gekauft. 2 kleine Kinder daheim, Mann auf Montage, 30h Job in der Stadt -> Massiver burnout.


    Zu den städtischen EFH bei mir in der Gegend mache ich mal ein Bild, wenn ich dazu komme. Für mich sind zumindest die teure und unsinnige Ressourcenvergeudung. Ich fände es besser, wenn man den Leuten, die in der Stadt z.B. für die Kinder oder für den Gemüseanbau oder als Hobby einen Gartenn möchten meinetwegen 200m² Parzellen in Schrebergärten schafft statt 400m² Baugrundstücke.


    MfG

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

    Einmal editiert, zuletzt von Cephalotus ()