Greensill Bank insolvent

  • In diesem Zusammenhang hab ich ein Verständnisproblem: Viele Kommunen sind mit ihren ortsansäßigen Sparkassen und Raiffeisenbanken ganz direkt verbandelt. Oft sitzt der Bürgermeister im Vorstand oder im Aufsichtsrat der örtlichen Sparkasse.

    Ich glaube, die Zeiten sind vorbei, spätestens seit diese Banken ihrer Filialen auf dem Land alle dichtgemacht haben und für Geld auf den Konten Negativzinsen berechnen. Volks- und Raiffeisenbanken sind ja genossenschaftlich organisiert und haben oft noch viele Kunden, die zugleich Mitglieder der Genossenschaft sind. Aber auch diese Banken fusionieren reihenweise zu größeren Banken, um nach den Filialschließungen ihre Existenzberechtigung nicht ganz zu verlieren.

  • ... alternativ könnte man als Stadt oder Landkreis für das Geld das die Minuszinsen kosten

    A: entweder eine der vielen leerstehenden Bankfilialen kaufen oder mieten, oder

    B: einen dicken Tresor in eine der Städtischen Einrichtungen bauen


    Um dann einfach das überschüssige Geld dort einzulagern....in CASH...


    Aber der Gedanke ist natürlich inzwischen einfach zu abwegig....und was ist das denn für ein Zeichen des Misstrauens?!


    Gruß EZS

  • Der Sparkassenverbund ist schon noch eng mit Kommunen und Landkreisen verbandelt. Aber das hat nichts damit zu tun, dass die Kämmerer nicht woanders Finanzgeschäfte machen können. Und wenn man vermeintlich irgendwo bessere Konditionen rausschlagen kann, warum sollte man sich da erst mit der örtlichen Konkurrenz ins Benehmen setzen?


    Grundsätzlich kann es ja durchaus sein, dass eine international agierende Bank, zumal eine, die ein vollkommen anderes Hauptgeschäft hat, in diesem Fall Lieferkettenfinanzierung, andere Konditionen anbieten kann als eine Sparkasse. Grundsätzlich ist der Vorgang auch keine große Katastrophe. Die Monheimer waren halt ein bisschen sehr doof, dass sie ihr Vermögen nicht diversifizierter angelegt haben. Aber wenn beispielsweise Wiesbaden mit seinem Haushaltsvolumen von 1,3 Mrd. Euro gerade mal 10 Mio. durch Greensill verliert, ist das zwar ärgerlich, aber gut zu verkraften.


    Um eine eventuelle Schuld der kommunalen Seite zu bewerten, müsste man schon genau wissen, welche Dokumente die Kämmereien von Greensill vorgelegt bekommen haben, ob darin das Risiko adäquat geschildert wurde und ob die Kämmereien die Fakten ausreichend geprüft und verstanden haben.

  • In unserer 20tsder Stadt kenne ich mindestens 4 Gebäude, wo noch der Tresor im Keller stehen dürfte, aber die Bank nicht mehr vor Ort ist...


    Woanders sieht das sicher auch so aus...

  • Dann überleg mal, was das Objekt initial kostet, und was eine für solche Bargeldsummen angemessene Absicherung dauerhaft kosten würde. Dazu kommen die Personalkosten für den Umgang mit dem Bargeld. Da fährt man vermutlich auch mit 0,5% Negativzinsen günstiger.

  • Um die Lagerung von großen Summen Bargeld zu verhindern würde doch erst der 500€ Schein abgeschafft.

  • Mich überrascht es sowieso ein wenig das bei Kommunen teilweise 2-stellige Millionenbeträge zusammenkommen die geparkt werden müssen.


    Wäre der Gedanke denn nicht eher ein Ansatz für das Problem ? Wenn man den Bürger der das Steuervolumen aufbringt / die Zahlungen leistet entsprechend weniger belastet würde doch das "Luxusproblem" gar nicht entstehen.

    Aus dem Norden von DE bzw. dem Süden von ES gesendet

  • Mich überrascht es sowieso ein wenig das bei Kommunen teilweise 2-stellige Millionenbeträge zusammenkommen die geparkt werden müssen.

    Rücklagen sollte jeder bilden, der einen öffentlichen Haushalte oder eine privatwirtschaftliche Finanzplanung zu verwantworten hat. Zumindest die hessischen Kommunen, die im Verhältnis zum Haushaltsvolumen größere Greensill-Guthaben aufweisen, also Eschborn und Schwalbach, sind bekanntermaßen sehr reiche Kommunen.

  • Rücklagen sollte jeder bilden, der einen öffentlichen Haushalte ...

    Für die öffentliche Hand gibt es doch Regelungen das zum Ende des Haushaltsjahres kein Überschuss mehr da sein darf. Es war / ist doch Praxis das wenn am Jahresende noch Mittel vorhanden sind diese schnell ausgegeben werden um beim Folgehaushalt eine Einkürzung um die Überhangssumme stattfindet ?

    Aus dem Norden von DE bzw. dem Süden von ES gesendet

  • Für die öffentliche Hand gibt es doch Regelungen das zum Ende des Haushaltsjahres kein Überschuss mehr da sein darf. Es war / ist doch Praxis das wenn am Jahresende noch Mittel vorhanden sind diese schnell ausgegeben werden um beim Folgehaushalt eine Einkürzung um die Überhangssumme stattfindet ?

    Daran hat sich im Prinzip auch nichts Grundsätzliches geändert. Meine Bekannte, die im öffentlichen Dienst arbeitet erzählte mir mal, wenn ich mich recht entsinne, dass ihre Gemeinde mittlerweile dann doch weg geht von der kameralistischen Buchhaltung hin zur Dopik-Buchhaltung(?), wie es in betriebswirtschaftlich agierenden Unternehmen üblich ist. In diesem Zuge wurde es wohl auch nicht mehr so streng gesehen, wenn am Ende des Haushaltsjahres noch Gelder übrig waren. Sprich: etwas mehr Geld für das nächste Haushaltsjahr.


    Aber dieses Dezember-Fieber ist doch auch in Unternehmen nicht ganz unbekannt. Da wird dann zum Ende des Kalenderjahres noch Geld rausgehauen, weil es das Budget hergibt. Ansonsten käme der Controller und würde Einsparpotential in diesem Unternehmensbereich sehen...

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)

  • Für die öffentliche Hand gibt es doch Regelungen das zum Ende des Haushaltsjahres kein Überschuss mehr da sein darf.

    Das ist zumindest in Hessen vor rund zehn Jahren umgestellt worden. Ob es noch Bundesländer gibt, in denen die Kommunen kameralistisch wirtschaften, weiß ich nicht. Aber auch in den alten Zeiten gab es Rücklagen bzw. Rückstellungen. Ich kenne mich da nicht im Detail aus, aber neben den Pensionsrückstellungen für kommunale Beamte und Angestellte gab es auch eigene Investitionskassen, die dann vermutlich bei den Landesbanken bzw. öffentlichen Förderbanken gelegen haben dürften. Und Landesbanken sind ja durchaus auch schon in Schieflage geraten.

  • Steht heute, 16.3.21 in der NZZ Wirtschaftsseite:

    Textauszug:

    "Die deutsche Tochter von Greensill Capital ist am Ende. Die Bafin hat ein Insolvenzverfahren für das wankende Institut beantragt. Damit dürfte auch der Einlagensicherungsfall ausgelöst werden. Viele Städte und Gemeinden werden dennoch Millionenschäden erleiden......

    Die Pleite der Bremer Bank dürfte der drittgrösste Zusammenbruch eines Instituts in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten sein, nach der Insolvenz der deutschen Tochter von Lehman Brothers im Jahr 2008 während der Finanzkrise und der Maple Bank 2016 im Rahmen des Cum-Ex-Skandals. Der im vergangenen Jahr kollabierte DAX-Konzern Wirecard wurde hingegen als Finanzdienstleister eingestuft und zählt daher nicht zu den Bankenpleiten....

    .......sind nach bisherigem Kenntnisstand der Freistaat Thüringen (50 Mio. €), das nordrhein-westfälische Monheim (38 Mio. €) und das hessische Eschborn bei Frankfurt (35 Mio. €). Weitere bekannte Namen sind Wiesbaden, Osnabrück, Giessen und Friedrichshafen.

    Die Bremer Bank ist eine hundertprozentige Tochter der australisch-britischen Greensill Capital, die jüngst sowohl in Australien als auch in Grossbritannien Insolvenz angemeldet hat."


    Nach meinem derzeitigen Kenntnisstand ist der deutsche Steuerzahler mit 0,5 Milliarden am Ausfall beteiligt. Inwieweit auch Steuergeld in diesem Einlagensicherungsfond srecken weiß ich nicht.

  • Ist zwar hier o.T., aber ich hab gerade mal die Pleite dieser Maple Bank aus 2016 nachgesehen: https://de.wikipedia.org/wiki/Maple_Bank

    Textauszug:

    "Wie die Tagesschau am 22. April 2016 veröffentlichte, haben Bundesländer und Kommunen die Bank bis zu ihrer Abwicklung im Februar 2016 mit mehreren hundert Millionen Euro finanziert. Mecklenburg-Vorpommern hatte 59 Millionen Euro bei der Bank angelegt, Rheinland-Pfalz 55 Millionen Euro, Niedersachsen 50 Millionen Euro und Berlin 7,7 Millionen Euro. Die Rheinische Post berichtete, das Land Nordrhein-Westfalen habe 65 Millionen Euro bei der Maple Bank angelegt.

    Viele deutsche Kommunen machten Geschäfte mit dem Geldinstitut. Die Stadt München hatte bei Maple rund 35,6 Millionen Euro, die Stadt Bonn 7,7 Millionen Euro angelegt."

    Alles futsch!

  • Das ist halt so: Alle paar Jahre geht eine Bank um. Meist hat das keine größeren Folgen. Im Fall von Lehman war das halt eine größere Bank, die es in einem krisenanfälligen Umfeld erwischt hat, was größere Verwerfungen ausgelöst hat. Wenn solche Bankenpleiten ausgeschlossen wären, könnten Banken für Guthaben auch keinen positiven Spread zu den Leitzinsen bieten.

  • Wenn solche Bankenpleiten ausgeschlossen wären, könnten Banken für Guthaben auch keinen positiven Spread zu den Leitzinsen bieten.

    Positive Zinsen sind halt ein Ausdruck eines gewissen Risikos. Je höher die Zinsen/Rendite, desto größer das Risiko.

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)

  • Daran hat sich im Prinzip auch nichts Grundsätzliches geändert. Meine Bekannte, die im öffentlichen Dienst arbeitet erzählte mir mal, wenn ich mich recht entsinne, dass ihre Gemeinde mittlerweile dann doch weg geht von der kameralistischen Buchhaltung hin zur Dopik-Buchhaltung(?), wie es in betriebswirtschaftlich agierenden Unternehmen üblich ist. In diesem Zuge wurde es wohl auch nicht mehr so streng gesehen, wenn am Ende des Haushaltsjahres noch Gelder übrig waren. Sprich: etwas mehr Geld für das nächste Haushaltsjahr.


    Aber dieses Dezember-Fieber ist doch auch in Unternehmen nicht ganz unbekannt. Da wird dann zum Ende des Kalenderjahres noch Geld rausgehauen, weil es das Budget hergibt. Ansonsten käme der Controller und würde Einsparpotential in diesem Unternehmensbereich sehen...

    Grüß Gott,


    ich habe einen Teil oben blau eingefärbt. Die Schlussfolgerung daraus ist schlicht 100% falsch!


    Begründung

    Vorbedingung / meine Wissensbasis:

    Ich arbeite seit 2003 in der Verwaltung NRW, Controlling. Derzeit habe ich alleine (! - und meine Chefin) ein 5 Jahresbudget über 600 Millionen Euro zu verwalten. Der Landesrechnungshof prüft deshalb regelmäßig die Unterlagen/den Geldfluss. Worüber schreibe und sage ich nicht = Datenschutz.


    Ich bin ausgebildeter Bilanzbuchhalter und Steuerberater. Dazu Dipl.-Informatiker (FH), Industriekaufmann und kfm. Programmierer (HWK). Mehr nicht. Alles andere ist Hobby: Drohnenführerschein, Jäger, Wiederlader, AFU-Klasse-E, ...


    1. Doppik in betriebswirtschaftlichen Unternehmen: Na klar, ist ab einer bestimmen Summe x gesetzlich auch vorgeschrieben.


    2. Die Einführung der Doppik ersetzt NICHT die kameralistische Buchhaltung! Alle Summen (Budgets/Verträge/Finanzmittel) werden immer noch Auftragsbezogen zugewiesen - statt einen Titel (eine Nummernfolge = wie eine Adresse). Es ist das gleiche Spiel nur mit einem anderen Namen. Ob ich eine XLS-Liste haben mit 100.000,- € am Jahresanfang und ich ziehe mit Minuszeichen meine Abgänge davon ab ODER ich mache das mit T-Konten ist prinzipiell wurscht. 100.000 Minus 80.000 ergibt immer 20.000 am Jahresende.


    3. Warum dann die Doppik? Weil in der Doppik die korospondierenden Konten (die bei einem Buchhungssatz angesprochen werden) nach der Buchung (und einem gedachten Jahresabschluss) die Soll- und Habenseite immer identisch sein müssen! Da kann man dann Fehler schneller finden da Konto und Gegenkonto betroffen sind. Und weiterhin kann ein vernünftiges Controlling auf Basis der Buchhaltung aufgebaut werden da die Ab- und Zuflüsse einzelnen Aufträgen (Kunden, ...) zugeordnet werden können.


    4. Aus 3. resultiert dann, dass die Doppik das Controlling auch über X-Jahre zu EINEM Kundenauftrag weiter verfolgen kann. Das kann das kameralistische System NICHT da am Jahresende alle Konten usw. immer auf 0,- gesetzt werden (natürlich keine Giralkonten usw.).


    5. Weiterhin kann bei der Doppik eine vernünftige Abschreibung der Anlagegüter erfolgen. Warum? Nicht wegen Steuern usw. da die öffentliche Hand einfach ausgedrückt keine Steuern zahlt für Umsätze (Jahresgewinn oder Jahresverlust und darauf Gewerbesteuer oder Körperschaftssteuer). Die USt. muss natürlich auch bezahlt werden ABER ist nicht abzugsfähig. Daher kommt diese bei der Aktivierung der Anlagegüter mit hinzu.


    Fazit: Die Kameralistik (Finanzquelle/Geldzuweisung/Überschüsse abführen am Jahresende) ist immer die Basis der Doppik in der Verwaltung. Alle Ressorts (Ministerien) bekommen (von der Landesregierung) + verteilen (an die nachgeordneten Behörden) die beantragten Gelder (nach Anpassungen durch die Ministerien).


    Die Doppik ist nur die Ausführungsschicht / Darstellung über diesen Titel. Heute heißt es nur nicht mehr Titel sondern modern "Kundenauftrag" mit einer Leistungsbeschreibung obwohl es eigentlich vom Zweck und Wille der beiden Parteien dem "alten Titel" gleichgestellt = äquivalent ist.


    Dazu gäbe es noch viele Kleinigkeiten zu erzählen / ist alles öffentlich, nichts Geheimes, aber dazu habe ich hier keine Lust. Da müsste ich einen eigenen "Fred" aufmachen.


    Waidmannsheil

    zero

    Wetten Sie niemals gegen den menschlichen Erfindungsreichtum. Der größte Feind der Propheten der Apokalypse ist ein Ingenieur (Daniel Lacalle)

    "Die Toleranz wird ein solches Niveau erreichen, dass intelligenten Menschen das Denken verboten wird, um Idioten nicht zu beleidigen." Dostojewski, 1821-1881

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  • Und jetzt noch sehr kurz zu dem Punkt "etwas mehr Geld für das nächste Haushaltsjahr."


    Worum geht es hier? Um die Abschreibung der immateriellen und materiellen Güter. Ich muss immer soviel ausgeben wie ich Abschreibung habe. Ansonsten schrumpft (!) mein z.B. Hardwarebestand und nach 10 Jahren habe ich nur noch 60% meiner Computer und ich bekomme nicht mehr Geld da ich auch nur noch 60% Abschreibungen habe. Eine Aufstockung würde wieder VIEEEEEL Papierkram und Anträge nach sich ziehen.


    Wenn es aber nur die Finanzierung der Abschreibung ist = Geld ausgeben für die verbrauchten Geräte = da fragt keiner nach. Nur der Wirtschaftsprüfer (hihi - siehe Wirecard :kissing_face:) prüft das und ggf. der Landesrechnungshof. Genau deshalb wird das zugewiesene Geld zu 100% ausgegeben -> AfA -> Absetzung für Abnutzung (im Volksmund: ABschreibung).


    Waidmansheil

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