Windrad in Deutschland umgestürzt

  • In Haltern am See im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen ist gestern Abend ein Windrad umgestürzt. Die rund 240 Meter hohe Anlage sei in den umliegenden Wald gestürzt, wie ein Sprecher der Betreibergesellschaft RAG Montan Immobilien heute auf Anfrage mitteilte.

    Nur ein rund 20 Meter hoher Rest des Turms sei stehen geblieben. Die Ursache ist unklar, ein Gutachter soll diese nun ermitteln. Menschen wurden bei dem Vorfall nicht verletzt.

    Mit was man nicht allem rechnen muss. :person_shrugging:

  • Vermutlich ein Blitzschlag. Gestern ging ein heftiges Gewitter mit Hagel und Sturmböhen hier in der Gegend runter es hat zwei, dreimal heftig geblitzt und einmal wurde auch das Haus leicht erschüttert. Haltern liegt etwa 20 km von uns. Bei uns in der Nähe stehen auch etliche noch alte Windräder, die sind zwar nicht so hoch aber eines muss auch was abbekommen haben, jedenfalls hat es tüchtig gescheppert.

    Diese hohen Windräder schießen jetzt bei uns überall wie Pilze aus dem Boden.

  • ….wenn ein Blitzschlag die Statik eines Windrades mit entsprechendem Blitzschutz derartig beschädigen würde das es umfällt dann wäre das der Tod der Windenergie. Ich tippe eher auf Materialfehler. Die Dinger müssen ja selbst schwersten Stürmen trotzen können (dann mit entsprechen positionierten Rotorblättern um den Winddruck zu minimieren) die mit Sicherheit mehr Kräfte auf die Anlage wirken lassen als ein Blitzschlag.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Das Windrad ist wohl noch kein Jahr alt.

    Durchaus ein Argument für einen Montagsfehler.


    Es gibt ein paar Kilometer südlicher eine Gruppe Windräder, die hochgelegen auf dem Gipfel einer (gesperrten) Abraumhalde stehen. Also deutlich anfälliger für Windereignisse sind. Sieb stehen dort schon seit Jahrzehnten auf der Halde Scholve.

  • Es ist aber schon merkwürdig wenn solch ein Unwetter kommt und das ding fällt einfach um. Und wir hatten schon des öffters schwere Windböen in dieser Gegend. Da hätte ja dann was dran sein müssen. Die werden ja turnusmäßig gewartet.

  • Die Windkraftanlage bei Haltern am See ist förmlich abgebrochen, in 10-20m Höhe. Der Turm ist ein so genannter Hybridturm, bei dem die untere Hälfte aus verzahnten rechteckigen Betonfertigteilen besteht, die zu einem Achteck zusammengestellt und intern verspannt werden. Der Hauptgrund dafür ist der Straßentransport vorgefertigter Turmsegmente, wenn man besonders hohe Türme bauen möchte. Die klassischen runden WKA-Türme bestehen aus Stahlrohr-Segmenten, die aufeinander gestellt werden und miteinander über Flansche verschraubt werden. Da man beim Straßentransport bei Fahrzeughöhen über 4m Probleme mit Brücken und Unterführungen bekommt, beschränken sich die Rohrdurchmesser der Turmsegmente auf <4m. Daraus ergibt sich dann je nach Rotordurchmesser, Gondelgröße, -gewicht und Windlast eine technisch maximale Höhe für so einen Turm. Will man höher bauen und gleichzeitig straßentransporttauglich bleiben, muss man von den Ringsegmenten auf andere Techniken umstellen.

    Die Betonteile der Hybridtürme werden einzeln angeliefert, aufgerichtet und intern verspannt sowie die Fugen mit einem Hochleistungsmörtel verpresst. Normalerweise hält sowas auch, das kann man ja rechnen und entsprechend auslegen. Ich vermute, dass es entweder unentdeckte Montagefehler gab oder Materialversagen bei der Segmentverspannung. Die WKA war seit dem Frühjahr in Betrieb.


    Hier ein Bericht zur Typenprüfung eines solchen Hybridturms, angefertigt durch den TÜV Süd (der sich so langsam warm anziehen kann, nach dem tödlichen Dammbruch in Südamerika jetzt auch noch so etwas...).


    2014 hat sich in Brandenburg bei Koßdorf ein Turm von selbst "auseinandergeschraubt" und ist dann vom unteren Turmsegment schlicht und ergreifend runtergefallen. Hier ein Drohnenvideo über den Stumpf des Turms, man beachte die im Turminneren liegenden Schrauben und Muttern, die eigentlich die Flansche der Turmsegmente zusammenhalten sollen. Schon etwas creepy... Ein Zeitungsartikel der MAZ bringt noch ein paar Details dazu. Möglicherweise waren die Flansche der Turmsegmente nicht perfekt plan und exakt parallel zueinander ausgerichtet. Dadurch bekam die Verbindungsstelle mit der Zeit immer mehr Spiel und das Kippeln der Verbindung beim Betrieb des Windrades hat mit der Zeit die Gewindegänge der Schrauben zerstört, so dass diese irgendwann förmlich durch die Schraubenmuttern rutschten.


    Grüsse

    Tom

  • Wir werden es vermutlich noch erfahren, zumindest in der Fachpresse.


    Auch Strommasten knicken bisweieln oder Brücken oder Hochhäuser. Raketen stürzen ab, Dämme brechen, Atomkraftwerke havarieren...


    Fehler passieren nun mal. Hier ist außer dem materiellen Schaden nicht viel passiert.

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.