...wenn Dein Kind von der Ostseefähre fällt?

  • Dass Mütter ihre Jungen notfalls mit ihrem Leben verteidigen, kennt man ja aus dem Tierreich.

    Gestern hat eine Mutter reflexartig gehandelt und ist hinterher gesprungen, als ihre siebenjähriger Sohn Tochter von einer Ostseefähre gefallen ist. Respekt. Vermutlich hat sie so das Leben ihrer Tochter gerettet. Beide wurden nach einer Stunde gefunden und aus dem Wasser gerettet.

    Ostsee: Siebenjährige fällt von Fähre ins Meer - Mutter springt hinterher
    Auf dem Weg zwischen Polen und Schweden ist ein Mädchen über Bord einer Fähre gegangen, die Mutter sprang ihm nach. Nach gut einer Stunde im Wasser konnten…
    www.spiegel.de


    Nachtrag: die Behörden ermitteln inzwischen wegen Mordverdacht.

    Einmal editiert, zuletzt von tomduly ()

  • Ich würd vorher noch laut rufen um klarzumachen, dass es eine Notsituation ist und versuchen Sachen hinterherzuwerfen. Die machen das Auffinden leichter. "Kind über Bord" sollte auch nochmal helfen, damit klar ist, wem ich da hinterhespringe. Das erhöht vermutlich deutlich die Hilfsbereitschaft.

  • Ganz so glimpflich ist diese Aktion nicht abgegangen. Nach anderen Quellen mussten beide reanimiert werden:


    Kind fällt von Ostsee-Fähre - Mutter springt hinterher
    NATO-Truppen haben eine Übung auf der Ostsee abgebrochen, um bei einem Rettungseinsatz zu unterstützen: Ein siebenjähriges Kind fällt bei der Überfahrt von…
    www.n-tv.de

    - Wer den Kampf nicht geteilt hat, der wird teilen die Niederlage -

    Bertold Brecht

  • Laut dem letzten Artikel, sei es aber nicht so gewesen, dass das Kind zuerst in die Ostsee "gefallen" ist, und danach die Mutter hinterhergesprungen sei. Die andere Möglichkeit wäre, dass die Mutter mit dem Kind gesprungen ist? Oder wie könnte es sonst noch gewesen sein?

  • Die Ausgangsfrage -was tun, wenn- habe ich mir gestern auch gestellt. Ich glaube, ich wäre auch hinterhergesprungen, und wenn auch nur, damit mein Kind nicht alleine stirbt. :loudly_crying_face:

  • Die Ausgangsfrage -was tun, wenn- habe ich mir gestern auch gestellt. Ich glaube, ich wäre auch hinterhergesprungen, und wenn auch nur, damit mein Kind nicht alleine stirbt. :loudly_crying_face:

    und wenn du mehr als 1 Kind hast? Was ist mit der Verantwortung gegenüber den anderen Kindern?

    Das ist ein Dilemma, welches ich wirklich niemandem wünsche :loudly_crying_face:

  • Ich bin noch nie auf einer Ostseefähre unterwegs gewesen, aber wenn ich mir die Bilder solcher Fähren anschaue, könnte ich mir vorstellen, dass es selbst für geübte Schwimmer schwierig ist, hinterher zu springen um ein Kind zu retten.

    Immerhin sind die zT ziemlich hoch, da kann man sich schon beim Sprung über Bord arg weh tun, was beim anschließenden "Rettungsschwimmen" alles andere als hilfreich ist.

    Die Idee, schwimmende Gegenstände hinterher zu werfen finde ich gut, es macht das auffinden der verunglückten Person einfacher.

    Selbst kann ich hier und jetzt auch nicht sagen, wie ich reagieren würde, ich denke, das ist dann wohl der Situation geschuldet.


    Merke gerade in dem Zusammenhang, ich müsste mal wieder meinen Rettungsschwimner auffrischen, schon ein paar Jahre schleifen lassen 🤔😱

    "Gegen eine Dummheit, die gerade in Mode ist, kommt keine Klugheit auf." Theodor Fontane


    Als ich zur Schule ging, fragten sie mich,

    was ich werden will, wenn ich erwachsen bin.

    Ich schrieb: "Glücklich".

    Sie sagten mir, ich hätte die Aufgabe nicht verstanden.

    Ich sagte ihnen, sie hätten das Leben nicht verstanden.

    - John Lennon -


    DE/Hessische Bergstrasse

  • Bei meiner ersten Fährüberfahrt von Genua nach Sardinien mit Frau und kleinem Kind hatte ich die Automatik-Schwimmwesten (die wir wegen unseres Schlauchboots eh dabei hatten), mit in die Kabine genommen. Mag übertrieben klingen, meine Frau fand das lächerlich und zeterte ein wenig, aber als wir beim Ablegen an der Costa Concordia (die 2014 zum Abwracken in den Hafen von Genua geschleppt wurde) vorbeifuhren, wurde sie ganz still.


    Wir liefen natürlich nicht auf dem Schiff in den Westen umher, aber ich hätte mir das nie verziehen, die Dinger im unerreichbaren Fahrzeugdeck zu wissen und dann auf panisches untrainiertes Bordpersonal angewiesen zu sein, wenn was schief geht. 2018 verweigerte der Hafenmeister in Genua abends nach dreistündiger Verzögerung einer moby-Fähre das Auslaufen wegen massiver Sicherheitsbedenken.


    An Deck mit Kind(ern) muss man ganz klare Sicherheitsregeln einhalten und auch gegenüber den Kindern rigoros durchsetzen. Es gibt Eltern, die lassen 8jährige alleine das Schiff erkunden und da wird dann halt auch mal geklettert. Vom Selfie-Wahn ganz zu schweigen. Solche Reflexe muss man halt unterdrücken und die Kinder darf man eigentlich niemals von der Hand lassen. Zumindest nicht im Aussenbereich.

  • Wenn sie wirklich hinterhergesprungen ist (gibt da scheinbar Unklarheiten), dann hat sie das Kind fallen gesehen, war also in der Nähe und das Kind war "unter Aufsicht". Die Kleinen können bei Dummheiten leider verflixt schnell sein...

    Ich habe in mehreren Erste Hilfe Kursen immer wieder gehört, dass der Helfer sich keinesfalls selbst in Gefahr bringen darf! Was habe ich selbst getan, als vor etwa 40 Jahren eine Frau bewusstlos zusammenbrach und vor die einfahrende U-Bahn (damals in Wien ganz neu, Praterstern war Endstation und sie fuhr daher langsam los) stürzte?

    Das Allerdümmste: Ich bin hinterhergesprungen! Zusammen mit einem weiteren Passagier habe ich gelernt WIE schwer ein bewusstloser Körper ist, den hebt man auch zu zweit nicht so leicht auf den Bahnsteig hoch. Jemand hat glücklicherweise richtig reagiert und die Notbremse gezogen, der Zug hielt keine 5m vor uns an.

    Manchmal reagiert der Körper, bevor das Hirn zum Denken kommt! Ich war nicht einmal emotional beteiligt, kannte die Frau ja nicht, es war einfach ein Reflex, schneller als die Vernunft!

    Seither stehe ich auf Bahnsteigen IMMER neben der Notbremse :winking_face: !

  • Wie Makoto es schon beschreibt, kann es vorkommen, dass gerade in Stresssituationen „einfach“ gehandelt wird. Daher wird in bestimmten Bereichen ja so viel trainiert und geübt, damit eben „richtig“ gehandelt werden kann.


    Die Geschichte ist echt eine Tragödie. Die armen Angehörigen. Der Sprung hinterher war vielleicht sehr naheliegend. Denn wenn das Kind untergeht, ist nichts mehr zu retten. Wer einmal gesehen hat, wie schnell Kinder selbst im flachen, klaren Wasser unter Aufsicht unter gehen können, der vergisst das nicht mehr.


    Hier sind wir ja schon mal auf das Thema Schiffsreisen EDC eingegangen. RE: Schiffsreisen EDC / SeenotBoB


    Das Thema Auftriebskörper war auch dort ein Thema. Sollte eine Schiffsfahrt anstehen, werde ich mir wohl einen RESTUBE oder eine günstige Variante davon zulegen, https://www.kaufland.de/product/373859493/?vid=358157673


    Die Idee von Meecrob, Gegenstände hinterher zu werfen, um das Auffinden zu erleichtern, klingt gut und das kann man generell machen, wenn man so eine Situation mitbekommen sollte.

    Aber was habe ich da für Möglichkeiten? Tasche/Rucksack/Jacke? Meine letzte Fährfahrt ist länger her. Ansonsten war da alles fest gesichert. Oder habt ihr da andere Ideen, die ich gerade nicht sehe? Ok, Tischdecken aus dem Restaurant. Aber wie schnell bin ich da dran?

    Gruß

    Witness

  • Laut dem letzten Artikel, sei es aber nicht so gewesen, dass das Kind zuerst in die Ostsee "gefallen" ist, und danach die Mutter hinterhergesprungen sei. Die andere Möglichkeit wäre, dass die Mutter mit dem Kind gesprungen ist? Oder wie könnte es sonst noch gewesen sein?

    Hat weniger mit der Themenfrage zu tun, aber mit dem Hintergrund: Es wird in dem Fall ermittelt:

    […]

    Man habe Videoüberwachungsmaterial gesichert, das die Version, ein Kind sei über Bord gefallen und eine Erwachsene hinterhergesprungen, NICHT bestätige, sagte eine Sprecherin der Reederei Stena Line zu "Fakt". Die schwedische Polizei suchte nach Passagieren der Fähre, die Näheres zu dem Hergang des Unglücks berichten konnten und befragte die Crewmitglieder.

    Gruß

    Witness

  • So sieht es derzeit nach Videoaufzeichnungen aus, die Ermittlungen laufen noch...

    Unabhängig davon:

    Wenn wir beim Segeln "Mann über Bord" Manöver üben, fliegt immer zuallererst eine knallfarbene Boje hinterher, damit der ungefähre Ort leichter gefunden wird. Der Wendekreis eines 12m Bootes ist schon groß genug, dass man den Überblick verlieren könnte, dann erst der einer Fähre samt "Bremsweg"...

    Die Idee von Meecrob halte ich daher auch für sinnvoll

  • Zudem gibt es bei Sportbooten ja noch die MOB Taste.

    Planung ersetzt den Zufall durch den Irrtum!

  • Die Idee von Meecrob, Gegenstände hinterher zu werfen, um das Auffinden zu erleichtern, klingt gut und das kann man generell machen, wenn man so eine Situation mitbekommen sollte.

    Aber was habe ich da für Möglichkeiten? Tasche/Rucksack/Jacke? Meine letzte Fährfahrt ist länger her. Ansonsten war da alles fest gesichert. Oder habt ihr da andere Ideen, die ich gerade nicht sehe? Ok, Tischdecken aus dem Restaurant. Aber wie schnell bin ich da dran?

    Vielleicht den Rettungsring? Alle paar Meter auf einer Fähre zu finden....

  • Ich würd vorher noch laut rufen um klarzumachen, dass es eine Notsituation ist und versuchen Sachen hinterherzuwerfen. Die machen das Auffinden leichter. "Kind über Bord" sollte auch nochmal helfen, damit klar ist, wem ich da hinterhespringe. Das erhöht vermutlich deutlich die Hilfsbereitschaft.

    Je weniger Silben desto besser. Also "Kind über Bord!" statt "Kinder über Bord!" Und meist ist ja zum Glück nur eine Person unfreiwillig über Bord gegangen.

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)

  • und wenn du mehr als 1 Kind hast? Was ist mit der Verantwortung gegenüber den anderen Kindern?

    Das ist ein Dilemma, welches ich wirklich niemandem wünsche :loudly_crying_face:

    Das ist alles durchaus richtig. Der Punkt ist nur: die wenigsten werden sich im. Moment der Entscheidung Gedanken darüber machen, wie hart sie der Aufprall Aufschlag aufs Wasser treffen wird. Man behalte im Hinterkopf: die werden von Minimum Deck 8 oder 9 (wenn ich mir die mir bekannten Deckspläne der TT-Line Flotte in Erinnerung rufe), dann reden wir hier locker von 15 bis 20 Meter Sprung in die Tiefe. Also kein Kindergeburtstag.


    Dann kommt hinzu: die Ostsee an der Küste aktuell bummelig um 20 Grad. Auf See hingegen kann man bequem mindestens 5 Grad abziehen. Jeder, der nach der Sauna ins Tauchbecken kletterte, weiß, wie sich so ein Temperaturschock anfühlt. Nur mit dem Unterschied, dass ihr beim Tauchbecken rausklettern könnt, um euch einem weiteren Auskühlen zu entziehen. Wenn ihr ohne angemessene Schutzkleidung in der See seid, dann seid ihr dieser im wahrsten Sinne des Wortes schutzlos ausgeliefert.


    Stichpunkt Auskühlen: Wasser leitet die Wärme 25 bis 30 Mal besser als Luft. Mit der Konsequenz, dass bei z.B. 15 Grad Wassertemperatur binnen weniger Minuten erste Kälteschocksymptome auftreten können und innerhalb von weiteren bis zu 30 Minuten das sogenannte Schwimmversagen einsetzt. Und bei 1/3 der Personen soll der Tod sogar unmittelbar nach dem Eintauchen ins Wasser eingetreten sein. Wie auch immer man das statistisch ermittelt haben will.

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


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  • Manchmal reagiert der Körper, bevor das Hirn zum Denken kommt! Ich war nicht einmal emotional beteiligt, kannte die Frau ja nicht, es war einfach ein Reflex, schneller als die Vernunft!

    Das lässt sich durch Drill und mit ausreichend Nackenschlägen ins Körpergedächtnis prügeln.


    Während der Schulzeit nahm ich an einer Koch-AG teil. Die Lehrerin hat uns immer wieder eingebläut, niemals in ein fallendes Messer zu greifen. Weil es zum Beispiel gerade von der Arbeitsplatte die Newtonsche Gesetze ausprobieren wollte.


    In der Uni hat man uns im Chemielabor eingehämmert, nie nach einem Reagenzglas, Becherglas oder so zu greifen, das im Begriff war, herunterzufallen. Okay, wenn nur, aber auch wirklich nur Wasser drin war. Aber ansonsten waren da von Salzsäure über Schwefelsäure allen möglicher Kram drin.


    Und beim DRK schließlich das Ganze noch fortgesetzt. Da hieß es dann Eigensicherung, Eigensicherung, Eigensicherung. Zügig an den Patienten ran, und die Behandlung beginnen, aber im Vorfeld Eigensicherung herstellen und auch während der Behandlung regelmäßig evaluieren. Kann ja sein, dass umstehendes Volk auf irgendwelche dummen Ideen kommt.

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


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