Hitzedom über den USA und Südeuropa

Soweit ich weiß liegt der Rekord bei 56,7° im Death Valley und stammt aus dem Jahr 1915 Hoffe ich habe das richtig wiedergegeben. Habe das vor ein paar Tagen gelesen.

Dazu passend eine Meldung vorhin auf CNN. US-Klima-"Unterhändler" John Kerry reist nach China, um dort Werbung für gemeinsame Klimaschutzanstrengungen zu machen, da die USA und China die beiden größten Umweltverschmutzer bezüglich Treibhausgas-Emissionen sind.

Peking hatte seit 1951 insgesamt 11 Hitzetage über 40°C - fünf davon alleine innerhalb der letzten zwei Wochen!

John Kerry to step into searing China heat as world's two biggest polluters try to fix fractured ties | CNN

edition.cnn.com

Zitat von Ben

Auch in den USA ist es extrem heiß.

Die Dauer der Hitzewelle ist bemerkenswert.

Wie soll das funktionieren? Bei solchen Temperaturen ist das leben von Säugetieren auf Dauer nicht möglich.

Ohne Klimaanlagen….ich mag mir das gar nicht vorstellen.

Tsrohinas

Zitat von Tsrohinas

......

Ohne Klimaanlagen….ich mag mir das gar nicht vorstellen.

...

Die Kombination Hitzewelle UND (ausgiebiges) Blackout wäre schon ziemlich beängstigend.

Ich überlege mir gerade, was ich da für Möglichkeiten hätte, wobei ich glücklicherweise in keinem "Hotspot" wohne, sondern draußen gerade 31 Grad sind und drinnen mit Ventilator, zeitgerechtem Lüften und Abdunkeln erträgliche 26 Grad. Der Ausfall des Ventilators wäre vermutlich nicht lebensbedrohlich für mich, aber immerhin herausfordernd (in Kombination mit Blackout-Problemen). In meinem modernen Wohnhausblock ist der Keller wirklich angenehm kühl, sodass die Einrichtung eines Notbettes im versperrbaren Keller-Abteil eine Gedankenrichtung wäre. Hinter Vorratsregalen wäre sogar ein uneinsehbarer Bereich dafür

• Im berühmten Death Valley in Kalifornien, einem der heißesten Orte der Welt, herrschten am Sonntag 52 Grad Celsius. Besucher des Nationalparks bekamen einen Eindruck von der laut NWS "lebensgefährlichen Tageshitze", die voraussichtlich bis Dienstagabend anhalten wird. Die Hitze fühle sich auf der Haut wie "Brennen" an, sagte Eliana Luna am Sonntag dem Sender MSNBC. "Man fühlt, wie die Hitze den ganzen Rücken runterläuft".
• Die Stadt Idyllwild östlich von Los Angeles in einer Höhe von 1645 Metern über dem Meeresspiegel stellte am Samstag einen neuen Hitzerekord auf mit 37,7 Grad.
• In Phoenix im südwestlichen Bundesstaat Arizona wurden am Sonntag 45 Grad erreicht - für die Stadt war es der 17. Tag in Folge mit Höchsttemperaturen über 43 Grad. Für die Stadt gilt bis Mittwochabend eine Warnung vor extremer Hitze.
• Für Miami im Bundesstaat Florida gab der Wetterdienst am Sonntag zum allerersten Mal eine Warnung vor extremer Hitze heraus, da wegen der Mischung aus Hitze und Luftfeuchtigkeit eine "gefühlte" Temperatur von 44 Grad erwartet wurde. "Es ist die Hölle, es ist heiß, es ist wahnsinnig heiß", sagte die Urlauberin Lola Cee der Nachrichtenagentur AFP auf dem berühmten Ocean Boulevard. "Ich habe so eine Hitze noch nie zuvor erlebt", fügte sie hinzu.
• Bewohner der Stadt Houston im Bundesstaat Texas wurden dazu aufgerufen, bis Montag zwischen 14.00 und 22.00 Uhr Energie zu sparen, um das Stromnetz zu entlasten. Klimaanlagen haben den Verbrauch massiv in die Höhe getrieben.

Zitat von Tsrohinas

Wie soll das funktionieren? Bei solchen Temperaturen ist das leben von Säugetieren auf Dauer nicht möglich.

Ohne Klimaanlagen….ich mag mir das gar nicht vorstellen.

Tsrohinas

Entscheidend ist die Feuchtetemperartur. Trockene +50°C kann man aushalten, feuchtschwüle +40°C hingegen nicht.

Aber ja, ohne Klimatisierung wirds schwierig, ggf droht Hitzschlag und Tod. Kommt z.B. in einigen Regionen Pakistans mittlerwiele gehäuft vor.

Und nicht vergessen: Das ist alles erst der Anfang. Global sind wir erst bei +1,1°C. Wir steuern aber auf +4°C zu. das bedeutet an Land dann eher +6°C im Schnitt und bei andauernden Hitzeereignissen durch dei Dürre und mangelde Verdunstungskälte dann auch mal +8°C bis +10°C über bisherigen Hitzerekorden.

Dazu dann noch Asphalt, Beton, Gabionenwände und Schotter und fertig ist die Mischung...

Zitat von Ben

Neue Rekordtemperatur in China.

Das ist gut. Klimaschutzverhandlungen zwischen USA und China funktionieren sicher besser, wenn die beiden Ländern zeitgleich unter Hitze leiden. Das Gehirn von homo sapiens tickt nun mal so.

Die ganzen Diskussionen gäbe es nicht, könnte man die Leute in eine Hitzewelle in eine +4K Welt beamen und sie das erleben lassen, was sie anrichten.

Wird bei uns am Ende dazu führen, dass die "Sommerfrische", also das Sommer-Häuschen auf dem Land wieder an Bedeutung gewinnt, die Städte werden immer unattraktiver im Sommer werden ob der in den Bauwerken gespeicherten Hitze und der Nacht-Abstrahlung aus diesen. Wird in unseren Graden meiner Meinung nach zu folgenden Entwicklungen führen:

• Landbewohner werden Schwitzen, haben aber ob der umgebenden Verdunstungskühlung und dem stärkeren Absinken der Temperaturen über Nacht noch ein halbwegs erträgliches Dasein im Sommer bei entsprechendem Lüftungsverhalten und guter Verschattung des Hauses mittels Sonnenschutz bei einigermaßen passabler Dämmung. Zu Not im Sommer eine Split-Klimaanlage den Strom nahezu kostenneutral über die eigene PV produzieren lassen und gut ist.
• Stadtbewohner werden sich in 2 Gruppen aufteilen: einerseits Diejenigen die sich eine Klimaanlage und vor allen Dingen deren Betrieb leisten können (meist Immobesitzer wegen Einbaumöglichkeit und entsprechender finanzieller Potenz / also nicht die welche knirsch auf Kante kalkulieren müssen). Die werden ein halbwegs angenehmes Leben haben. Hat man noch ein wenig mehr dann das Haus auf dem Lande und bei Hitzewellen dann eben Home-Office aus der Sommerfrische. Der größte Teil wird aber unter der Hitze leiden, kein Geld und/oder keine Möglichkeit eine Klimaanlage zu Installieren und zu Betreiben.

Übrigens bei Stadt und Hitze interessant wie der Mensch in Stadtbereichen bis in den Untergrund "wirkt":

Stadtklima: So heizt der Untergrund den Metropolen ein - WELT

Zitat von Baerti

Übrigens bei Stadt und Hitze interessant wie der Mensch in Stadtbereichen bis in den Untergrund "wirkt":

Stadtklima: So heizt der Untergrund den Metropolen ein - WELT

Bei uns vermutlich überwiegend lösbar, da unsere Winter kühl bleiben und dann kann man die Wärme im Untergrund mit Wärmepumpen ernten. Sogar besonders effektiv.

Zitat von Baerti

• Stadtbewohner werden sich in 2 Gruppen aufteilen: einerseits Diejenigen die sich eine Klimaanlage und vor allen Dingen deren Betrieb leisten können (meist Immobesitzer wegen Einbaumöglichkeit und entsprechender finanzieller Potenz / also nicht die welche knirsch auf Kante kalkulieren müssen). Die werden ein halbwegs angenehmes Leben haben. Hat man noch ein wenig mehr dann das Haus auf dem Lande und bei Hitzewellen dann eben Home-Office aus der Sommerfrische. Der größte Teil wird aber unter der Hitze leiden, kein Geld und/oder keine Möglichkeit eine Klimaanlage zu Installieren und zu Betreiben.

Meine Klimaanlage kostet mich in der Anschaffung 250 Euro. 12h Betrieb macht weitere 10kWh.

Sie ist nicht perfekt, aber für mich bisher gut genug.

Außerdem hab ich einen Ventilator für 50(?) Euro.

"Der Trick" für sommerliche Kühle sind große Bäume. Das gilt in der Stadt wie in der EFH Neubausiedlung. Ohne große Bäume wird es heiß.

Ein Wald in unmittelbarer Nähe kann kühlen, da ich aber davon ausgehe, dass wir in absehbarer Zukunft in Deutschland große Waldbrände erleben werden(und nicht darauf vorbereitet sind), wäre mir das Risiko zu hoch.

Hier mitten in Dresden werden grad Gleise für die Straßenbahn umgebaut. Zwischen den Gleisen und Schienen wird jetzt alles mit Rollrasen ausgelegt und erstmal auch bewässert, Das hatte ich vorher so auch noch nicht gesehen. (kann aber sein, dass es mir vorher einfach nie aufgefallen ist)

edit: Ah, google findet auch gleich was dazu: Rasengleis - DVB | Dresdner Verkehrsbetriebe AG

Globale Hitzewelle: Nur die Spitze des Heißbergs

Weltweit bricht wettertechnisch derzeit ein Rekord den nächsten. Ob in Kanada, China oder Ägypten. Wie gut kommen wir durch den Sommer?

taz.de

Ich habe den Artikel gerade gelesen. Passt zum Thema hier und ist eher umfangreich und berichtet über verschiedene Länder. U.a.

-Lage der Bahn, weil alle an heißen Tagen aus der Stadt wollen

-Maßnahmen bei Hitze in Frankreich, weil es 2004 tausende Hitzetote gab (Register über gefährdete Personen, Vorschriften klimatisierte Räume in Altenheimen etc.)

-Maßnahmen in China ua. werden wohl an zwei Orten Luftschutzbunker geöffnet

Wer sich für das Thema interessiert, kann ja mal reingucken, besonders den Teil aus Frankreich fand ich interessant.

Gruß

Witness

Ich packe es ebenfalls mal hier rein, oder haben wir ein passenderes Thema?

Amtsärzte regen Einführung von Siesta im Sommer in Deutschland an

Die Amtsärzte fordern wegen der hohen Temperaturen die Einführung einer Siesta nach südeuropäischem Vorbild in Deutschland. Diese solle im Sommer gelten, um…

www.tagesschau.de

Zitat von Tagesschau.de

[…]"Wir sollten uns bei Hitze an den Arbeitsweisen südlicher Länder orientieren: Früh aufstehen, morgens produktiv arbeiten und mittags Siesta machen, ist ein Konzept, das wir in den Sommermonaten übernehmen sollten", sagte der Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes, Johannes Nießen, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Wichtig sei auch, grundsätzlich viel mehr zu trinken und leichtes Essen in mehreren kleineren Portionen zu sich zu nehmen. "Ein kaltes Fußbad unter dem Schreibtisch wäre eine weitere Möglichkeit, um im Homeoffice für Abkühlung zu sorgen", sagte Nießen. […]

Für manche Jobs wäre das sicher sinnvoll. Anstelle von „Schlechtwetter „ an heißen Tagen dann Siesta. Aber wo sollen die Leute vom Bau z.B. in der Zeit dann hin?

Weiter fordert wohl das DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel die Arbeitgeber auf, während der Sommermonate regelmäßig Hitze-Gefährdungsbeurteilungen zu erstellen, um Arbeitsschutz während hoher Temperaturen zu gewährleisten.

Gruß

Witness

Dresden hat jetzt ein 100seitiges "Hitzehandbuch" veröffentlicht.

Hier der direkte Link zum pdf:

https://www.dresden.de/media/pdf/gesundheit/WHO/SGP_Hitze-Handbuch.pdf

Hitzewelle im Death Valley ist wie Kältewelle in der Antarktis.

Es wäre eine Studie wert, wie die Natur das Überleben in Gebieten mit grosser Hitze gelöst hat, etwa in den grossen Wüsten der Subtropen. Es sind alles rein passive Massnahmen. Sie bestehen im Wesentlichen darin, den Aufenthalt weg von der strahlungsabsorbierenden Oberfläche zu verlagern. Dazu kann man sich eingraben oder man kann die sich aufheizende Oberfläche nach oben verlagern und aufbrechen.

Für Städte sähe ich als naheliegende und bezahlbare Massnahme die Verwendung von schlaueren Dächern an. Ein helles Dach über dem eigentlichen Dach verlagert die hitzeabsorbierende Ebene nach oben und hält das Gebäude darunter kühler.

Im Design von Wohnorten an potentiell zu warmen Orten muss über das eigenen Haus hinausgedacht werden. Bewährte Bauweisen sind so, dass die Gebäudeaussenflächen deutlich grösser als die strahlungsabsorbierende Siedlungsoberfläche sind, und dass sich die Gebäude gegenseitig beschatten und bei hohem Sonnenstand am Mittag die Aussenwände nur von der direkten Strahlung gestreift werden. Das erreicht man durch hohe Gebäude und enge Strassen. Aussenwände mit hohem Wasserdampfarbsorptionsvermögen und grosser Wärmeträgheit puffern die Temperaturspitzen ab.Gibts alles schon seit Jahrtausenden in orientalischen Städten oder auch schon in Süditalien zu sehen. Wer moderne Städte mit breiten Asphaltstrassen und aktiv klimatisierten Häusern baut, hat sich das Problem selbst eingehandelt.

Dann kommt hinzu, dass diese grossen Gebäude mit Elektronik vollgestellt werden, deren Abwärme ebenfalls über die Klimaanlage abgeführt werden muss.In dieser Situation nach besseren Klimaanlagen zu rufen ist so wie wenn man eine stärkere Luftpumpe will, statt den Reifen zu flicken.

Hitze- und trockenheitstolerante Baumarten, etwa die Akazien, Eukalypten und Casuarinen, kühlen wenig, weil sie ihre Blätter senkrecht zur Sonne stellen und den Wasserverbrauch tagsüber stark einschränken. Kühlung durch Stadtgrün funktioniert für Städte nur dann gut, wenn genügend Wasser vorhanden ist. Sonst sterben die dafür nicht geeigneten Arten in zu warmem Klima einfach ab.

Zitat von Ben

Unvorstellbar.

Das funktioniert auch bei uns, wenn jemand so blöd ist, sich am frühen Nachmittag barfuss auf einen Gullydeckel zu stellen.