Wenn ich die Bilder anschaue, dann können das keine Karabiner mit Kletternorm sein. Wenn im persönlichen Szenario etwas vorkommt wo man sich tatsächlich sichern muss oder ein paar Meter abseilen, kann man sich ein kleines Set zusammenstellen mit "richtiger" Ausrüstung. Bewusst schreibe ich nicht Klettern. Da ist die Bandbreite zu groß um ein Modul für einen Fluchtrucksack zu definieren. Wobei es natürlich Szenarien gibt mit entsprechendem Gelände, hier mal etwas historisches: Wilhelm Högners Flucht vor den Nazis über das Karwendel
Ich habe mir mal ein Set zusammengestellt für "ungeplant schweres Gelände", zum Beispiel Vorsorgedienst auf der Piste, Skifahrer stürzt in steilen Graben. Da hat man auf Streife nicht die komplette Kletterausrüstung dabei, daher was zweckmäßiges um zu Erkunden, Erstversorge zu machen etc.
Abgedeckt werden folgende Punkte:
- einfachen Standplatz bauen
- Abseilen bis max 20m
- Flaschenzug
- notfalls Vorstieg bis 10m (abhängig vom Sicherungsmaterial, nicht richtig alpin Klettern, eher zum Überwinden einzelner kurzer Stellen)
- Queren von Schneefeldern, Fixseil für Gruppe bauen
- alle denkbaren Unterstützungen im Klettersteig
bestehend aus
- 20m Multinormseil (~50€)
- Reverso Sicherungs- und Abseilgerät (ab 20€)
- Seilklemme (Tibloc o.ä.) (25€)
- Dyneema Schlingen (2x 120cm, 2x 60cm, 1x 20cm) (~30€)
- Karabiner (1x HMS, 2x D-Form, 2x Schnapper) (~40€)
- ein paar Klemmkeile und Felshaken (~40€)
- Reepschnur 5mm/5m (10€)
- Pickel mit Hammerkopf (100€)
- 2x Expressschlinge (30€)
optional
- Seilrolle mit Rücklaufsperre (80€)
- Leichtgurt (50€)
mit 350€ kann man rechnen - und das Zeug wiegt auch, 2-3kg muss man mitschleppen. Man kann auf Gewicht optimieren, dann kommt man an die 2kg, das kostet aber mehr. Wer jetzt nicht den Maximalfall, Standplatz bauen, jemanden 20m ablassen und mit Flaschenzug wieder aufziehen, benötigt, kann aber deutlich reduzieren. Um die 100€ muss man für den einfachsten Fall, Abseilen und wieder aufsteigen am Seil einkalkulieren.
Konsorten wie Thomas Gast zeigen auch gerne Techniken wo nur ein Seil benötigt wird - das Risiko ist da aber enorm.
Wenn man irgendwie absehen kann, dass sowas auf der Fluchtroute oder sonstwie notwendig ist, setzt auf genormte gute Ausrüstung. Die Metallteile halten ewig, Textilien offiziell bis 10 Jahre - praktisch, also gut gelagert, nicht verschliessen auch deutlich drüber, vor allem wenn man Extrembelastungen ausschließen kann - harter Sturz, womöglich über eine Kante usw.
Nur noch eins: haltet euch von schnellen Mischtechniken fern, vor allem dem gehen am kurzen Seil, ein Mitreissunfall ist da vorprogrammiert. Entweder ungesichert oder gut gesichert, alles dazwischen ist für Bergführer oder sehr erfahrene Bergsteiger - und da passiert es immer wieder. Und in jedes Seilende ein Knoten, diesen zu vergessen dürfte neben Lawinen die bedeutendste Todesursache von Profikletterern sein.
Aber nochmal zum Thema an sich. Meine Holde hat einen Notfallrucksack von 1ration. Für das bei uns relevante Szenario, Evakuierung und dann irgendeine Notunterkunft, ist der ausreichend und meiner Meinung halbwegs sinnvoll gepackt. Die dazu verfügbare App informiert über Ablaufdaten und Checklisten, soweit ich weiß kann man auch eigene Zusatzteile aufnehmen, muss da aber mal nachfragen. Sinnvollerweise wird der nach und nach etwas erweitert für mehr Komfort. Ich selber hab meinen eigenen Rucksack zusammengestellt, da fehlt sicher einiges an Komfort, dafür wahrscheinlich längere Durchhaltefähigkeit, also einfacher Gaskocher mit voller Kartusche gegen drei Esbit Würfel. Aber dem ist mit einer Packung Esbit und ein paar Suppentüten schnell abgeholfen. Von der Grundausstattung her sehe ich den mir vorliegenden Notfallrucksack so: es ist genug darin, in einer "normalen" Katastrophe den Weg zur Notunterkunft zu überbrücken (Notfallnahrung/Heißgetränke), auch noch den ersten Tag bis die Strukturen langsam funktionieren. Grundlegendes für Wärmeerhalt. Hygiene, Erste Hilfe und ein paar Kalorien ist da. Wenn es schnell gehen muss, reicht das auch (Feuer, Chemieunfall usw.). Wenn die Front auf einen zurollt ist das was anderes, da würde aber auch vorher umgepackt werden.