Anbau unter widrigen Umständen

  • Auf Grund der Tatsache, dass in Italien ja gerade die phlegräischen Felder (einer von 12 Supervulkanen) am Brodeln sind und ich an die Kleine Eiszeit im Mittelalter mit schwerer Hungersnot auf Grund mehrerer Vulkanausbrüche denken musste, stellt sich mir die Frage welche Nutzpflanzen besonders winterhart sind und mit wenig Licht auskommen.


    Vielleicht gibt es ja hier den einen oder anderen Tipp, welche Nutzpflanzen am ehesten erfolgversprechend wären.

  • Da bin ich etwas auch überfragt, denn um das abzudecken brächte man eine große Fläche. Denn das Wachstum ist im Winter so wie so schon gehemmt. Da kämen vielleicht ein paar asiatische Salate zum tragen, oder Kohlarten die auch hier schon seit jahrhunderten über dem Winter draußen stehen.

    Aber wirklich nahhaftes wirst du im Winter nicht schaffen wie Mais, Kartoffeln oder Bohnen. Das sind alles Pflanzen die Wärme brauchen.

    Alle anderen Wintergemüse die auch sonst bei uns im Winter draußen gehalten werden, müssen aber auch erstmal eine gewisse Wärme und Licht haben um überhaupt wachsen zu können. Später können sie auch Frost vertragen.

    Um dem aus dem Wege zu gehen brachts du entweder ein warmes Zimmer mit Kunstlicht um überhaupt was auf den Teller zu bekommen, oder ein Gewächshaus das dich mit allem versorgt. Das braucht aber auch eine Kälteschutz, eine Heizung und viel künstliches Licht, sollte der Strom ausgefallen sein mit einem Windrad erzeugt werden muss, denn Solar ist in diesem Fall nicht möglich, oder nur bedingt.


    Eine Nahrungskette in solch einem Szenario stelle ich mir sehr schwierig vor, ja sogar unmöglich. Zumindest in dem Bereich wo das Ereigniss staatgefunden hat. Dafür vorzusorten würde eine Menge Geld und Ressorcen beinhalten. Dann lieber ein Lager mit Langzeitnahrung anlegen, und hoffen das man es nie braucht.

  • Wenn man komplett von der Außenwelt unabhängig was anbauen möchte, kommt eigentlich nur Hydroponik in Frage. Dazu braucht man Dünger/Nährsubstrat und wenn man kein Sonnenlicht hat, künstliches Licht. Die Technik dazu gibt es und sie ist auch ausgereift (für die Freunde berauschender Kräuter kann man alles, was dazu nötig ist, heute Im Internet kaufen). Bastel- und Selbstbauprojekte gibt es auch, z.B. bei Hydroplanner

    Verbreitet sind Systeme, bei denen eine Nährstofflösung kontinuierlich durch ein waagerechtes Rohrsystem fließt, in das die Pflanzenwurzeln hineinragen.

    Dazu braucht man Plastikrohre aus dem Baumarkt, einen Tank für die Nährlösung und eine kleine Umwälzpumpe. Das Ganze kann man in Gewächshäusern mit Tageslicht aufbauen oder bei genügend elektrischem Strom, kann man das auch mit Kunstlicht machen (LED Pflanzenlicht), dann lassen sicht die Pflanzrohre auch übereinander in Regalen anordnen.


    Kartoffeln lieben/brauchen Wärme und lassen sich ganz gut in alten Autoreifen anbauen (so macht das die SoLaWi in unserer Gemeinde auch). Man füllt einen liegenden Autoreifen mit Erde und zieht darin eine Kartoffelpflanze heran. Wächst sie über den Reifenrand hinaus, kommt der nächste Reifen drauf und man füllt diesen nach und nach mit Erde, bis der zweite Reifen auch voll ist, wächst die Pflanze auch darüber hinaus, kommt ein dritter Reifen drauf. Am Ende hat man eine Kartoffelpflanze, die auf drei "Etagen" Knollen bildet. Die schwarzen Reifen erwärmen sich im Sonnenlicht im Frühjahr ganz gut und halten außerdem die Erde darin feucht. Hier ein Beispiel: Hochbeete aus Autoreifen.


    Arwed hat es schon angedeutet: eine weitgehende Selbstversorgung mit allem nötigen (Kohlehydrate, Proteine, Vitamine) in ausreichender Menge lässt sich alleine kaum verwirklichen. Vor allem ein Ersatz für Brotgetreide oder Stärkepflanzen wie Kartoffeln lässt sich im (kleinen) Garten oder Gewächshaus kaum anbauen. Der Ertrag beim landwirtschaftlichen Anbau von Kartoffeln liegt bei ca. 40t pro Hektar. Das sind 4kg pro Quadratmeter. Um den aktuellen Jahresverbrauch an Kartoffeln (25kg/Person) zu decken, braucht man 6-7m². Eine vierköpfige Familie bräuchte also knapp 30m² für ein Kartoffelbeet. Nimmt man mal den weitgehenden Ausfall von Einkaufsmöglichkeiten an, könnte sich der Pro-Kopf-Verbrauch deutlich steigern. In Polen liegt er heute schon bei 100kg und in Lettland bei 113kg pro Person. Für vier Personen und 400kg Jahresbedarf müsste man also auf 120m² Kartoffeln anbauen. Wenn man dann noch Ernteschwankungen und Fraßfeinde (Käfer, Wühlmäuse) berücksichtigt und 50% Sicherheitszuschlag dazunimmt, landet man bei 180m² Anbaufläche nur für Kartoffeln. Das rein manuell anzubauen und zu ernten ist dann schon richtig Arbeit. Um den Boden aufzulockern und umzubrechen, sollte man dann schon einen 1-Achsschlepper oder zumindest eine Motorhacke besitzen. Für die Lagerung der 400-600kg Kartoffeln braucht man entsprechende Räumlichkeiten, sonst gammeln die schneller weg, als man sie verbrauchen kann.


    Brotgetreide lässt sich im Garten kaum sinnvoll anbauen: der Pro-Kopf-Verbrauch bei Getreidemehl liegt in D jetzt schon bei 83kg pro Jahr. Wenn man auch hier die 4fache Menge (zur autarken Selbstversorgung) ansetzt, dann landet man bei 330kg - mit 50% Reservezuschlag sind es knapp 500kg. Der Ertrag schwankt je nach Boden und Witterung z.B. bei Weizen zwischen 6 und 12t je Hektar. Geht man von 6t/ha Ertrag aus, sind das 600g pro m². Wir brauchen also 833m² Getreideanbaufläche! Aussaat sollte maschinell erfolgen, damit man gleichmäßigen Wuchs auf der Fläche hinbekommt. Für die Ernte muss man das Getreide schneiden, binden, dreschen und das gedroschene Getreide noch entspelze (putzen). Bis vor 80 Jahren hatte jeder Kleinbauer die dafür nötigen Gerätschaften auf dem Hof. Gedroschen wurde notfalls auf der befestigten Tenne in der Scheune mit Dreschflegeln, geputzt mit der handbetriebenen Putzmühle. Danach muss man das Getreide mahlen und ggf. sieben (für Weißmehl) oder wenigstens schroten (als Tiefutter). Dazu brauchts weitere Geräte. Dafür braucht man Platz und Leute.


    D.h. nur für den Anbau von Kartoffeln und Getreide für vier Personen braucht man mindestens 1.000m² Anbaufläche und die nötigen Gerätschaften.

    Geht man jetzt von kühleren Witterungsbedingungen aus oder von verschlechterten Böden (durch Vulkanasche), dann kann es auch sein, dass man weder Kartoffeln noch Getreide zur Reife bringt. Dann müsste man eher auf Tierhaltung setzen (Weidetiere), um die Ernährung sicherstellen zu können. Das bedingt dann aber wieder Leute, die die Tiere auf die Weide bringen, versorgen, sich um Nachwuchs kümmern und Tiere zur Schlachtung entnehmen. Und man braucht große Weideflächen und natürlich Ställe, Schlachthäuser und Möglichkeiten zur Lagerung und Haltbarmachung der tierischen Lebensmittel.

  • Vielleicht gibt es ja hier den einen oder anderen Tipp, welche Nutzpflanzen am ehesten erfolgversprechend wären.


    Ohne Licht geht garnichts. Mit wenig Licht überlebt die eine oder Pflanze, richtig wachsen tut sie da nicht.

    Schaue, was Schattenverträglich ist, das kommt mit weniger Licht aus. Da ist aber nichst dabei, was satt macht.


    Was die Frostempfindlichkeit betrifft, so hängt das stark von wachstumstadium ab. Einige vertragen in führen Jungstadium erstaunlich viel Frost, andere ausgewachsen. Ein Hoffnung auf Ertrag brauchst Du Dir aber bei zu niedrigen Temperature nicht machen, die Pflanzen stellen da das wachstum ein, auch wenn sie überleben.

  • Wintererbsen könnten in einem kalten und kurzen Sommer funktionieren, aber auch da hat man das Problem, dass dann die Tageslichtlängen zur Blühinduktion nicht stimmen. Der Ertrag pro m² ist bei Erbsen eher gering.

    Möhren/Karotten könnten in kalten Sommern auch klappen, hier ist der Ertrag pro m² relativ hoch, aber man hat das Problem, dass sehr späte Fröste zu einem ungewollten Blühreiz führen können, dann gibt es keine nennenswerte Ernte.

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Ich würde mich bei einem Super-Vulkan-Ausbruch auch nicht unbedingt auf einen Dauerwinter ohne Sonnenlicht einstellen. Zum einen muss erst mal sicher sein, dass die Globalstrahlung über den für uns relevanten Gebieten überhaupt nennenswert gedämpft wird. Dazu müsste man wissen, wieviel Asche zu welchen atmosphärischen (Wind-)Bedingungen ausgestoßen wird und wie hoch sie aufsteigt und mit welchen Luftströmungen sie sich verteilt und wohin. Ich könnte mir vorstellen, dass man selbst bei massivem Ascheanfall eher Staubschleier hat, die in bestimmten Bereichen dichter sind und anderswo nicht, so ähnlich wie sich Wolken entsprechend der Luftströmungen auch verteilen.


    Dann müsste man herausfinden, ob Staubpartikel in der Luft nicht zu vermehrtem Abregnen von Luftfeuchtigkeit führen würden. Normalerweise ist jeder Regentropfen und jede Schneeflocke, jedes Hagelkorn an einem Staubpartikel als Kondensationskeim entstanden. Viel Staub in der Luft kann also auch viel Niederschlag bedeuten und dieser Niederschlag nimmt dann zwangsläufig auch die Partikel aus der Luft.


    Schließlich könnte der vulkanische Ausstoß von Gasen mit hohem Treibhauspotenzial bei einem Supervulkan in solche Menge erfolgen, dass sich das Klima eher erwärmt, als abkühlt. Oder die Effekte Abschirmung des Sonnenlichts durch Staub in der Luft und THG-Effekt heben sich auf.

  • Beim vulkanischen Winter geht es eher um den feinen Staub in der Stratosphäre. Der wird dort nicht durch Niederschläge ausgewaschen.

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • In den kürzlich veröffentlichten Berichten zu einer Simulation über das voraussichtliche Ende der Säugetiere auf der Erde in 250 Mio. Jahren wurde u.a. verstärkter Vulkanismus als Beitrag zu einem zu heißen Klima auf der Erde genannt.


    "When Pangea Ultima forms, volcanic activity will increase, blasting carbon dioxide into the atmosphere, the researchers posit.(...)

    With all this CO2, extra sunlight and other changes, the planet could heat to between 104 and 122 degrees Fahrenheit in many places, with even higher daily extremes." (Quelle)

  • Auf Grund der Tatsache, dass in Italien ja gerade die phlegräischen Felder (einer von 12 Supervulkanen) am Brodeln sind und ich an die Kleine Eiszeit im Mittelalter mit schwerer Hungersnot auf Grund mehrerer Vulkanausbrüche denken musste, stellt sich mir die Frage welche Nutzpflanzen besonders winterhart sind und mit wenig Licht auskommen.


    Vielleicht gibt es ja hier den einen oder anderen Tipp, welche Nutzpflanzen am ehesten erfolgversprechend wären.

    Mein Tipp wäre Topinambur als Kartoffelersatz. Dazu die von Arwed bereits benannten Kohlarten und diverse sehr ausbreitungsfreudige und winterharte Wildpflanzen wie zB Giersch etc.. Also alles in allem das, was winterhart und mehrjährig ist (da gibt es vor allem im Bereich Permakultur und syntropische Landwirtschaft diverse in Frage kommende Pflanzen, einfach mal auf Youtube nach permaculture und syntropic agroforest suchen - die englischsprachigen Videos sind um Längen weiter als die deutschsprachigen. Auf deutsch kenne ich fast nur Hof v.Erde - die sind prima, haben aber leider noch recht wenig Videos zum Thema).


    Ohne genug Licht geht kaum etwas, aber auch ich gehe nicht von einem kompletten Lichtausfall aus im Falle eines wie auch immer gearteten Winters - sei es nuklear, sei es durch Vulkane oder Meteoriteneinschlag.