Morrison Shelter - Schutzraum für Zuhause

  • Interessantes Konzept. Könnte eventuell in die heutigen Planungen der zivilen Luftschutzräume einfließen. Lässt sich auch DIY herstellen.


    "Die Anderson-Bunkerhöhlen waren nicht gerade komfortabel - vor allem aber verfügte nicht jede Familie über einen Garten, um einen solchen Luftschutz überhaupt anzulegen. Das britische Ministerium für Innere Sicherheit stellte deshalb 1941 eine Alternative vor, den "Morrison Shelter", benannt nach Herbert Morrison, Andersons Nachfolger im Amt des Zivilschutzverantwortlichen. Die Indoor-Lösung ließ sich tagsüber als Tisch benutzen, und zur Nacht wurde daraus eine Art Schlafkäfig mit abnehmbaren, drahtbespannten Seitenteilen und einem Metallrost als Matratzenauflage. Das Entscheidende aber war die stählerne Tischplatte. Aufgestellt in der untersten Etage eines Hauses bot sie eine stabile Abdeckung zum Schutz vor den Trümmern eines zwei- bis dreistöckigen Hauses. Auch dieser Innenbunker wurde als Bausatz geliefert - aus 359 Einzelteilen und mit drei Werkzeugen. Sein Erfinder Alfred E. Moss, gelernter Zahnarzt und begeisterter Automobilrennfahrer, war genervt davon, immer wieder nachts mit der ganzen Familie in den Anderson-Unterstand zu rennen."


    Anderson-Bunker: Zivilschutz im Zweiten Weltkrieg
    Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg wappneten sich die Briten gegen deutsche Luftangriffe. Sie setzten auf Wellblechhütten zum Selberbauen. Millionen Menschen…
    www.spiegel.de


    Morrison shelters – Anderson Shelters

  • Ich finde die Idee mit dem Tisch, der als Unterstand für ein Bett dient, eine spannende Minimallösung. Das kann wirklich jeder in seiner Wohnung unterbringen.

    Gibt es das heute zu kaufen?
    Wie baut man das selbst?

  • Ich habe heute den Tag etwas darüber sinniert und finde das Konzept für heutige Bedrohungslagen sehr interessant.

    Von Drohnen und Raketen geht vor allem eine sehr große Splitterwirkung aus. Ich glaube in im Fall der Fälle wäre es logistisch nicht unrealistisch diese Shelter in großer Zahl in Städten zu verteilen. Die Corona-Pandemie hat für mich durchaus gezeigt, dass Staat und Gesellschaft fähig sind sowas zu organisieren.


    Optimal wäre diese Lösung zwar nicht, aber ein praktikabler Behelf.

  • Den Morrison Shelter halte ich auch für eine wegweisende Idee eines bezahlbaren und als Tisch nutzbaren Kleinstschutzraums.
    Die US-Firma „Atlas Survival Shelters“ verkauft heutzutage eine, wie ich finde, ziemlich einfallslose Kopie. Hier wird das Produkt vom Firmengründer vorgestellt, der übrigens Ron Hubbard heißt. Ein Name, der bei mir erstmal unseriöse Assoziationen weckt - und sein launiges Verkaufsvideo auch.


    Eine moderne Variante könnte man sicher viel durchdachter gestalten. Das Atlas-Modell hat innen weder Befestigungen für Selbstbefreiungswerkzeug noch Halterungen für Trinkwasserflaschen. Das wären sicher sinnvolle Dinge, wenn der Käfig verschüttet ist und Hilfe erst einmal nicht eintrifft. Ob die verwendeten Schrauben und Flächen des im Video gezeigten Modells tatsächlich irgendeiner Prüflast standhalten, weiß vermutlich nur Hubbard selbst. Auf den ersten Blick hätte ich da kein besonderes Vertrauen, was auch für Hubbards sonstige Prepper-Bauobjekte gilt. Aber er hat den Käfig schön lackieren lassen.
    Die Maße des Originals werden übrigens bei 2:49 kurz eingeblendet.
    Sowohl beim Original als auch bei der Kopie sehe ich einen Nachteil im mangelnden Schutz vor Druckwellen und kleineren Splittern. Dadurch verursachte Verletzungen zeigt die traurige und sehenswerte Reportage „20 Tage in Mariupol“ (abrufbar in der ARD-Mediathek).

  • ...

    Sowohl beim Original als auch bei der Kopie sehe ich einen Nachteil im mangelnden Schutz vor Druckwellen und kleineren Splittern. Dadurch verursachte Verletzungen zeigt die traurige und sehenswerte Reportage „20 Tage in Mariupol“ (abrufbar in der ARD-Mediathek).

    Evtl. könnte man das Design mit Pfeilfangnetzen an den Seiten upgraden. Diese sind zumeist aus Aramid gefertigt und dürften zumindest bei kleineren Splittern etwas zur Besserung der Lage beitragen, während die Luftzirkulation weitestgehend gegeben bleibt.

    Wäre auch relativ kostengünstig nachrüstbar.

  • Sowohl beim Original als auch bei der Kopie sehe ich einen Nachteil im mangelnden Schutz vor Druckwellen und kleineren Splittern.

    In Kiev behelfen sich da einige mit Stahlplatten (etwa 0,5 cm stark) die als Fensterläden vor die Fenster geschoben werden. Die schützen effektiv vor Splittern.


    Sonst gilt es vor allem das Einstürzen der Decke zu verhindern. Also evtl den Keller, falls er keine Stahlbetondecke hat, entsprechend verstärken mit Querträgern aus Holz und Baustützen.

  • Vielleicht kann man sich auch einiges aus Japan abschauen aus der Erdbeben-Shelter-Szene:


    Dieses System hab ich schon seit Jahren auf Social Media gesehen, ob es das mittlerweile gibt ist fraglich, aber als Inspiration nicht schlecht.


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    Hier eine Variante aus Holz und Stahl die angeblich 65 Tonnen Druck aushält:


    Earthquake-resistant bed can withstand 65 tons of falling debris
    Following the lead of the Earthquake-proof school desk, Wood Luck is an earthquake resistant bed that can withstand up to 65 short tons (59 metric tonnes) of…
    newatlas.com


    Eine abgewandelte und technisch einfachere Form:


    1632463035_ezgif.com-gif-maker.gif


    This earthquake protection bed could save millions of lives
    The invention turns a bed into a canopy-like structure to protect users when an earthquake hits.
    www.techinasia.com


    Da könnte man ja quasi ein Himmelbett bauen, aus Stahlträgern und mit Stahlplatte oben, wo im Ernstfall ein Aramid-Splitterschutz-Netz runterfällt. Gibt auch nicht so die Sarg-Vibes wie der Morrison-Shelter.

  • Wenn diese Aramid - Splitterschutznetze in ihrem Aufbau den Pfeilfangnetzen gleichen, können sie auch als Insektenschutznetze mit genutzt werden. Das hat zwar nun nichts mit dem hier besprochenen Luftschutz zu tun, dürfte aber die Akzeptanz einer solchen Konstruktion erhöhen.

  • Sonst gilt es vor allem das Einstürzen der Decke zu verhindern. Also evtl den Keller, falls er keine Stahlbetondecke hat, entsprechend verstärken mit Querträgern aus Holz und Baustützen.

    Dann müssten aber vom Keller bis in den letzten Stock die Decken b.z.w. Böden mit solchen Streben abgestützt werden. Wenn man sich die Reste eines zerstörten Hauses in der Ukraine anschaut, dann sind das Fertigbauteile und die hängen meistens an einer Wand noch. Es sieht so aus als wenn sie nur heruntergeklapt wären. Könnten die mit Abstützungen noch stehen?

  • Vielleicht kann man sich auch einiges aus Japan abschauen aus der Erdbeben-Shelter-Szene:


    Dieses System hab ich schon seit Jahren auf Social Media gesehen, ob es das mittlerweile gibt ist fraglich, aber als Inspiration nicht schlecht.


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    Die Falltür-Variante ist auch eine schöne Idee bei schnarchenden Partnern (dann nur für die betroffene Doppelbetthälfte)
    oder im Gästezimmer (Schwiegermutter) :winking_face:

  • Dann müssten aber vom Keller bis in den letzten Stock die Decken b.z.w. Böden mit solchen Streben abgestützt werden. Wenn man sich die Reste eines zerstörten Hauses in der Ukraine anschaut, dann sind das Fertigbauteile und die hängen meistens an einer Wand noch. Es sieht so aus als wenn sie nur heruntergeklapt wären. Könnten die mit Abstützungen noch stehen?

    Genau, das kommt ganz auf die Bauweise an. Hinweise zur Systematik von "modernen Schadensstellen" unter Bevölkerungsschutzaspekten gibt es hier ab S. 15. Stichworte Schichtungen, Rutschfläche und halber Raum.
    Das BVS hatte dazu seinerzeit auch ein Rettungs- Lehrvideo erstellt.

  • Interessanter Link. Danke fürs teilen.

    Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass so ein Blechhäuschen wirklich Schutz bietet?
    Ich baue ja meinen Keller aus. (Kein Stahl Beton). Ist das nicht sicherer?
    Oder ist davon auszugehen, dass ein normaler Keller sofort einstürzt?

  • Ich denke nicht, dass ein Stahlbeton Keller einstürzt weil Teile des Hauses darauf fallen.

    Größere Kellerräume (>3 m Breite) sollten aber abgestützt werden.


    Tsrohinas

  • ch denke nicht, dass ein Stahlbeton Keller einstürzt weil Teile des Hauses darauf fallen.

    Das könnte man vermutlich leicht ausrechnen: Traglast der Kellerdecke in kg/m² und zu erwartende Belastung durch die Trümmer. Neben einer stabilen Kellerdecke sollte man aber auch die Schutzraumbelüftung und einen Notausstieg haben, sonst sitzt man unter dem Schutt seines Hauses in der Falle. In den alten Schutzraumfibeln des BVS war das recht anschaulich beschrieben. Und nach einer Atomexplosion sollte man 1-2 Wochen im Schutzraum bleiben. Das geht bei einem "Bunker-Bett-Tisch"-Gestell in der Wohnung nur schlecht.


    Zur statischen Auslegungund Bauausführung gab es fürher die Schutzbaufibel des BVS


    Sie stammt aus den 1970er Jahren und ist manchmal antiquarisch noch zu finden, Google nennt auch diverse Bibliotheken, die sie führen. Online scheint sie nicht verfügbar zu sein.

    Dafür gibt es aber das Werk "Bautechnische Grundsätze für Hausschutzräume" von 1991 als PDF bei docplayer.org damit sollte ein Tiefbauer/Maurer oder auch ein versierter Hobbyhandwerker die Eignung des vorhandenen Kellers abschätzen können und für ein Neubauprojekt die notwendigen Parameter finden.


    Dann gibt es bei der TU Braunschweig eine Abhandlung von 1989 über "Bauliche Maßnahmen zur nachträglichen Ertüchtigung von Mauerwerk...", um Bauwerke nachträglich zu Schutzbauten zu ertüchtigen.


    In der Schweiz findet man beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz eine gute Sammlung von Dokumenten zum Bau, Betrieb und Wartung von Schutzbauten.

  • Das könnte man vermutlich leicht ausrechnen: Traglast der Kellerdecke in kg/m² und zu erwartende Belastung durch die Trümmer.

    Wenn so eine 500 kg Bombe neben deinem Haus einschlägt, braucht nicht mal das Haus selber zu treffen dann weiß ich nicht ob der erhöhte Druck da auch noch mitspielt. Ein Haus das zusammenfällt das sollte eine Betondecke aushalten. Mit Bombe ein ein großes ?.

  • Wenn so eine 500 kg Bombe neben deinem Haus einschlägt

    Am Einschlagort einer solchen Bombe gibt es immer maximalen Schaden. Aber es ist leider nicht möglich, alles 200% sicher gegen alles zu schützen.

    Mir wäre es wichtig, möglichst viel zu schützen (bzw. überhaupt etwas) und nicht Maximalforderungen aufzustellen, die nur theoretisch erfüllbar wären.

    In einem Stadtgebiet mit meinetwegen 10.000 Gebäuden, auf die einhundert 500kg Bomben niedergehen, wären vermutlich 500 Gebäude weitgehend zerstört. Aber es wären eben auch 9.500 Gebäude übrig, die noch intakt bzw. reparabel sind. Wenn in diesen Gebäuden die Menschen durch einen splittersicheren Raum Schutz haben, ist schon viel erreicht. Im Moment stehen wir in Sachen "Schutzräume für alle" bei 0,x%

  • Am Einschlagort einer solchen Bombe gibt es immer maximalen Schaden.

    Ich meinte nur das man auch eventuelle Schäden durch eine solche Bombe mit einberechnen sollte. Ein paar cm mehr Beton sollte da auch nicht das Problem sein. Klar ist auch das man nicht alles berechnen kann.


    Noch ein paar Gedanken meinerseits.

    Hätte einer von Euch sich vor über zwei Jahren solche Gedanken gemacht. Ich jedenfalls nicht. Es ist nicht leicht das alles zu ordnen in seinem Schädel. Aber ich verfalle nicht in Panik. Trotzdem ist es nicht einfach sich mit Dingen zu beschäftigen die das Überleben sichert. Ja wir haben uns auf viele Szenarien versucht vorzubereiten, nur ob das so wirklich im Kopf angekommen ist das bezweifel ich heute. Heute sehe ich das ernster aber auch unaufgeregter.