Wunden selbst nähen

ACHTUNG! Diese Themen und Beiträge behandeln Gesundheitsthemen. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose und ersetzen keine Arztdiagnose! Die Themen und Beiträge werden nach bestem Wissen und Gewissen (vorwiegend von Laien) erstellt. Der Betreiber des Forums kann Fehler, veraltete oder unvollständige Informationen oder womöglich gesundheitsgefährdende Inhalte nicht ausschließen und übernimmt keine Haftung für Folgeschäden, Verletzungen, usw. jeder Art die durch Anwendung der abgebildeten Informationen bei Ihnen oder Dritten womöglich auftreten. Die Nutzung dieser Informationen erfolgt auf eigene Gefahr!
  • Zitat von ksbulli;136891


    p.s.: In einem Post wurde behauptet, dass "ausgefranste" Wundränder nicht (so gut) heilen, wie glatt geschnittene. Dies ist eine völlig überholte Lehrmeinung...


    Würde mich interessieren woher das hast. Ist bei uns durch sämtliche chirurgische Fächer nämlich immer noch praktizierte Lehrmeinung.
    Gerade in der plastischen Chir. sehe ich auch warum. Da kommen dann doch häufiger Patienten von niedergelassenen Kollegen zur Revision...


    role74
    Wer (in egal welcher Situation) auf eine saubere Wunde/Narbe achtet, achtet auf seine Extremitäten, auf seine Gesundheit, auf sein Leben. Die "Schönheit" dahinter ist lediglich ein gewollter Nebeneffekt.

    Take care!

  • Hallo Hunted,


    es geht hier doch um die Versorgung von Primärverletzungen. So wurde uns in der Ausbildung (um 1979) noch gelehrt, dass prinzipiell jede traumabedingte Wunde ausgeschnitten und genäht werden müsse. (Wundversorgung nach Hoffmann - ist das richtig?) Im Rahmen von Fortbildungen werden immer mal wieder aktuellere Versorgungsverfahren (Wundkleber, später Steristrips...) vorgestellt. Einfach als Background, im RD haben wir da ja weniger mit zu tun. Auf die Rückfrage was denn nun mit Versäubern der Wundränder und Nähen wäre erklärte uns ein ausbildender Chrirg sinngemäß, dass die Wundheilung ja nun an der Zellrändern ansetze. Eine "glatte" Wunde hat dann logischer weise weniger "Kantenlänge" als eine "ausgefranste". Damit stehen potentiell mehr Zellen für den Ansatz von neuem Gewebe zur Verfügung. Wenn eine Platzwunde nun versäubert wird, geht dieser Vorteil verloren.


    Voraussetztung ist natürlich, dass es zu keinen Schwellungen (z.B. auf Grund von Einblutungen in das Gewebe) kommt und das offene Intervall nicht zu groß wird. Ebenso darf die Wunde selbst nicht zu groß und zu tief sein.


    Das dies in der Praxis bei Niedergelassenen auch schon mal suboptimal läuft und in der Plastik zu Arbeit führt kann ich mir lebhaft vorstellen.


    Aus eigener "praktischer Erfahrung" heraus kann ich jedoch beide Methoden im unmittelbaren Vergleich beurteilen:
    - Eine Kopfplatzwunde verbunden, später Lokalanästhesie, versäubert, vernäht. Später Wundschmerz, Fäden ziehen, 1 Jahr Wetterfühligkeit.
    - dito Jahre später: steril abgedeckt, gekühlt. Im KH vorgestellt: "Och vier Nadeln - Hmm, gut dass Sie sofort gekühlt haben. Das können wir noch kleben, es brennt jetzt mal Kurz..."
    14 Tage Später war der Schorf und der Kleber abgefallen, kein Ärger mehr, alles Schick!


    Nun frag mich nicht, was besser war... :lachen:


    In diesem Sinne nichts für Ungut, solche Aussagen wie die Meine gelten logischer Weise immer cum grano salis...


    Christian

    Hier wird das Licht von Hand gemacht ... und der Motor gehört nach hinten!

  • Hallo Cosmo,


    Zitat von Cosmo;136896

    ksbulli
    Zu farbige Desinfektionsmittel:
    In Cutasept G sind die wirksamen Bestandteile Propanol und Benzalkoniumchlorid. Die Farbe soll nur das behandelte Gebiet markieren...


    Danke für das Update, ich hatte jetzt nicht alle Wirkstoffgruppen auf dem Schirm...


    Allerdings geht Dein Einwand am Thema vorbei:


    "Anwendungsgebiete
    Im operativen Bereich zur prä- und postoperativen Hautdesinfektion und gleichzeitigen Markierung des Desinfektionsfeldes. Zur Hautdesinfektion vor Injektionen, ..., sowie kleinen medizinischen Eingriffen."


    (Zit. Bode, Hersteller von Cutasept G)


    Das ist auch ganz logisch, denn der Wirkstoff Benzalkoniumchlorid basiert darauf, dass er sich in der Zellmembran lebender Zellen ansammelt und die Funktion der Membran verhindert. Damit bricht irgendwann der Zellstoffwechsel zusammen. Das möcht ich in einer Wunde nun mal nicht haben, das macht Probleme. Auf der Haut hingegen ist das sehr wohl tolerabel, da die oberste Schicht eh aus abgesorbenen Epitelzellen besteht.
    Was da lebt, sind Keime und die stören bei OPs hin und wieder... :Ironie:


    Wir sprechen hier aber von der Versorgung von Verletzungen, dafür ist das Mittel nicht da. Das wäre "off label use" und geht in meinen Augen gar nicht (JMO2CT)


    In der Hoffnung, nicht zur Verwirrung beigetragen zu haben,


    Christian

    Hier wird das Licht von Hand gemacht ... und der Motor gehört nach hinten!


  • Hallo Christian,


    der primäre Wundverschluss (durch Naht, Kleber, „SteriStrips“ und Co) kann bei nicht infizierten Wunden < 8h vorgenommen werden. Ein Ausschneiden der Wunde en Block, bzw. ein Débridement erfolgt um bei älteren Wunden mit begonnener Granulation/sekundärer Wundheilung die Wundränder aufzufrischen, bzw. bei ausgerissenen, zerfransten oder sonst wie unregelmäßigen Wundrädern eine ununterbrochene und distanzlose Adaption herbeiführen zu können. So wird durch die folgende Naht eine primäre Wundheilung (auch wenn das pathophysiologisch nicht die zu 100% korrekte Bezeichnung wäre/ist) mit möglichst feiner Narbe ermöglicht.
    Ist die Wunde älter als 6–8 Stunden, stark verschmutz, sehr tief, handelt es sich um eine Bisswunde oder ist sie infiziert erfolgt die offene Wundbehandlung und damit eine sekundäre Wundheilung.

    Deine einleitende Erklärung ist vollkommen richtig – bis auf die Begründung des Chirurgen. Die primäre Wundheilung ist nämlich nicht so sehr von der Anzahl der Zellen, als vielmehr von der Durchblutung und der Nähe der Wundränder zueinander abhängig. Letztere wird durch eine möglichst nahe, aber spannungsfreie, Adaption durch Naht und Co herbeigeführt. Bei zerklüfteten Wundrändern wäre eine spannungsfreie (!) 1:1 Adaption niemals möglich. Selbstverständlich würde die Wunde auch trotzdem heilen. Es würde sich allerdings um eine Mischung aus Primär- und Sekundärheilung handeln. Resultat wäre eine sehr unschöne unregelmäßige und stellenweise breite Narbe. Das hat nicht nur kosmetische Nachteile, sondern geht ja nach Lokalisation auch mit funktionellen Einbußen (z.B. Beweglichkeit im Gelenk) einher. Ebenso steigt das Risiko einer hypertrophen Narbe, von Narbenbrüchen und während der Wundheilung von Infektionen. Die Wunde ist ja nicht komplett nach außen verschlossen und zerklüftete Wundränder sind a) aufgrund des Verletzungsmechanismus häufiger kontaminiert und b) schlechter zu reinigen/desinfizieren.


    Das Ausschneiden von Wundrändern ist also nicht per se veraltet oder unnötig, sondern lediglich abhängig von Wundart, Wundalter und angestrebter Versorgung.


    Übrigens bemerkenswert, dass ihr im RD Fortbildungen zum Thema Wundversorgung habt. Gab es bei uns nicht und von Kollegen anderer Gebiete habe ich das auch noch gehört. Finde ich super – so weiß man was in Folge geschehen wird und kann die Schnittstelle Notaufnahme optimieren! Und ganz unpraktisch für die Prepperseele scheint es ja auch nicht zu sein :winking_face:


    Viele Grüße in die alte Heimat

    Hunted

    Take care!

  • Hallo Hunted,


    wow, das ist doch mal eine Antwort! So detailliert hatte ich die Dskussion jetzt nicht erwartet, einfach gut...


    Das war nicht im Rahmen einer RD-Fortbildung (hab ich ja auch nicht geschrieben:)), sondern vor dem Hintergrund des Katastrophenschutzes. Nur mit einem Anteil von min. 70% RD-qualifizierter Leute....
    Da waren natürlich auch die Interessen etwas anders gelagert, denn wir hatten in meiner Einheit ja auch die Aufgabe einer ambulanten Versorgung unter eingeschränkten Möglichkeiten.


    Was Du zur Schnittstellenqualifikation -> Notaufnahme schreibst kann ich nur zweimal dick unterstreichen. Da geht viel zu viel verloren!!!


    Und die Prepperseele ist damals wirklich angefixt worden.. :lachen: Vor allem hab´ ich damals gelernt sicher zu Erkennen, wo meine Grenzen liegen. :Gut:


    OT.: Damit klinke ich mich mal für gut zwei Wochen aus der Diskussion aus, es geht nach Erwachen aus meinem Nachtdienstkoma ab in die Bretagne...


    So far


    Christian

    Hier wird das Licht von Hand gemacht ... und der Motor gehört nach hinten!

  • Hallo Hunted!
    Wenn ich das 1995 schon gewusst hätte,dann hätte ich mich gleich nach Hause fliegen lassen.........!!!


    Ne, jetzt im Ernst, hab mir damals als Blauhelm die Wade an nem gut verrosteten S- Draht die Wade gut aufgerissen, ca. 10 cm lang und ziemlich tief, laut der Aussage des damaligen Stabsarztes hat es "geringfügig" (geiles Wort) den Muskel "angewetzt"( noch geiler)..........
    Nach einer Woche, besser 8 Tagen kamen die Fäden raus, 14 Tage Urlaub, dann Dienstfähig!!Meine Wade hat sich mehrfach entzündet, wurde einmal sogar gespalten, gesäubert und musste von innen her zuwachsen, bekommen hab ich nix, obwohl die letzte Entzündung aufgrund eines Fadenrests entstanden ist! Hab die Wunde ned ordnungsgemäss gepflegt!!!! Halllooooh, Fadenrest! hab da heute noch ab und an schmerzen!!!Und die jungs hatten da sehr gute Voraussetzungen und genug "Nachschub" für ne gute Versorgung!!
    Darum meine Aussage "Frontmezger"!!


    Warum ich das hier schreibe?
    Ganz einfach, schwere Krisensituation, die nach 14 Tagen nicht ausgestanden ist, Jungs, die sich "Plündern und Brandschatzen" zum "Hobby" gemacht haben!!
    Du rutscht mit dem Messer bei der Schweissarbeit ab und fertig ist der Cut!
    Nach zwei Tagen (am besten im August so 3-5 Monate nach Eintritt der Krise) durch Dreck Wald und Flur, der Cut schön gelbgrün eitrig, findest Du endlich in nem Waldlager einen Arzt, nach dem die Leute aus diesem Lager erst mal ne halbe Stunde mit ihren Armbrüsten und Bögen auf Dich geschossen haben, weil sie extreme Angst haben, was da dann aber jeder hat (meiner Meinung nach auch die "harten")!!!!
    Wo nimmt der sein steriles Zeug her?
    Wo hat der seinen Impfstoff gegen Wundstarrkrampf her?


    Vorbereitet sein ist gut und notwendig, aber auch die Sicherstellung von Nachschub!!!



    Dieser Text liest sich mit Sicherheit ziemlich agro und kann leicht als Angriff gewertet werden, nur Leute, dies kann sich genauso abspielen, wie ein Supergau, ein "Firesale", oderoderoder......
    Ich nehme keinem Arzt oder auch keinem anderen seine Qualifikationen weg,ehrlich!!!
    Wie gesagt und weiter oben bereits erwähnt, da flick ich mich echt lieber selber, was da nicht heissen soll, das ich mich selber nähen will, aber meine 10 Skallpelle, einzeln und steril, wenn auch abgelaufen immer noch keimfrei, bleiben im Medipack!! Genauso die Nähseide!!
    Eine Wunde, die richtig eitert, aufmachen und mit NaCl- Lösung, notfalls Wasserstoffperoxid ( in manchen Kliniken wird des Zeug immer noch mitn "Tanklaster" angekarrt) spülen bring ich hin!
    Das einzige, was jeder Mensch in solchen Szenarien am schnellsten lernen wird, ist einen gewissen Schmerzpegel auszuhalten, da es eine Art "Urinstinkt" ist!


    Das ist meine Persönliche Meinung!!!


    Grüsse, role

  • ksbulli
    Danke für die Klarstellung: Wunddesinfektion.
    Ich hatte das so verstanden das alle farbigen Desinfektionsmittel auf Iod basieren. Egal ob die klassische Iodtinktur oder als Iodpolyvidon.


    Grüsse Cosmo

    "Lächle, denn es könnte schlimmer kommen!" Ich lächelte und es kam schlimmer!

  • Zitat von theBrain;78074

    Es müssen eigentlich keine Wunden genäht werden, es gibt etliche weniger invasive Methoden Wunden zu verschließen, bspw. klammern und kleben (mit Butterflies oder SteriStrips).


    Hallo!


    Dies kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Ich hatte mir letztes Jahr mit einer frisch geschärften Spaltaxt ins Schienbein gehackt. Durch den Schock hat es nicht gleich geblutet. Die Wunde war ca. 3-4cm lang und bis auf den Knochen durch. Ich habe dann sofort Blutwurzpulver drauf gestreut und einen Verband angelegt. Den Tip hatte ich aus einem "Handbuch für Selbstversorger". Nach ein paar Stunden war die Wunde verschlossen. Nur die Schmerzen kamen dann, da der Schock nach ließ. Ich habe mir dann eine Tablette eingeworfen und gut war. Nach ein paar Tagen fing die Wunde dann an anzuschwellen und rot zu werden. Ich bin dann zu meiner Hausärztin und habe ihr das geschildert. Sie hat die Wunde dann abgewaschen, da noch Schmutz vom vorherigen Schärfen der Axt drin war, und ein Silberhaltiges Pflaster zur Desinfektion aufgelegt. Sie sagte "hatte ich die Wunde gleich ausgewaschen, wäre alles gut verlaufen mit dem Blutwurz". Da habe ich in der Hektik nicht dran gedacht. Hauptsache erstmal zu, dachte ich. Aber für die Zukunft weiß ich Bescheid. Nun ist die Wunde fast narbenfrei verheilt.
    Meiner Meinung nach sollte Blutwurzpulver auch in der Notfallapotheke enthalten sein.


    Gruß Olaf

  • Zitat von Olli3;13865


    Ich hatte mir letztes Jahr mit einer frisch geschärften Spaltaxt ins Schienbein gehackt. Durch den Schock hat es nicht gleich geblutet. Die Wunde war ca. 3-4cm lang und bis auf den Knochen durch. Ich habe dann sofort Blutwurzpulver drauf gestreut und einen Verband angelegt. Den Tip hatte ich aus einem "Handbuch für Selbstversorger". Nach ein paar Stunden war die Wunde verschlossen.



    Hallo Olaf,


    da ich mich auch ein bisschen für Phytopharmaka interesiere: Blutwurz war bisher nicht auf meinem Radar. Die Inhaltsstoffe legen nahe, dass Tannin der blutstillende Faktor ist. Das könnte ich auch mit einem Absud aus Eichenrinde, Eicheln o.ä. erreichen.


    Würde mich jetzt mal interessieren, was unsere Kräuterhexen und selbstverständlich auch Kräuterhexer über die Blutwurz denken.



    Fragt


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Hallo Matthias,


    das Pulver läßt sich auch mit 70% Alc als Tinktur ansetzen und dann als Mundspülung verwenden. Das wirk Wunder bei Parodontose. :devil: Wahrscheinlich hilft das auch bei inneren Blutungen des Verdauungstraktes. Dann natürlich trinken. Gibt es allerdings auch fertig als Tinktur in der Apotheke und als Blutwurzschnaps im Getränkehandel.:grosses Lachen: Denn selbst herstellen ist ganz schön aufwendig. Blutwurz als Tee(grobe Wurzelstücke) in der Apotheke kaufen, mit einem Hammer klein klopfen, mit einer Kaffeemühle fein mahlen und dann in einem weißen Glas mit Alc aufgießen. 14 Tage im Fenster stehen lassen und dann in eine dunkle Flasche abfüllen. Als fertiges Pulver habe ich das Zeug noch nicht gesehen. Vielleicht weiß einer der Foris etwas?


    Olaf

  • Hmm, es ist mir zwar bewusst, dass dieses Thema vielleicht nicht mehr gelesen wird, aber ich würde das schon gerne wissen:
    Um es nicht zu allgemein zu gestalten: Ein Beispiel


    Wir nehmen an, man befindet sich irgendwo in der Pampa(weit weg von der Zivilisation) und verletzt sich...meinetwegen eine Schnittwunde im unteren Bereich des Brustkorbs. Man kennt sich einigermaßen gut in Medizin aus und weiß, dass die Wunde an sich zwar nicht lebensbedrohlich ist, aber man muss ja irgendwie wegkommen und mit einer offenen wunde ist das nicht so toll. (Tiefe des Schnitts: etwa 3-7 cm, Länge: 10 cm)

    Und nun komme ich zur ersten Frage: wie hoch sind die Chancen, dass man weder Leber noch Milz(die, glaube ich, wenn geschädigt, dazu führen können, dass man verblutet) getroffen wurden.


    Unabhängig von der ersten Frage: Sollte man die Wunde reinigen und nähen und das Risiko eingehen, eventuelle innere Verletzungen nicht bemerkt zu haben, um so vielleicht leichter zur Zivilisation zurückzugelangen oder gibt es da andere, passendere Methoden, um zu überleben?

  • Naja bei 3-7cm tiefe gehe ich davon aus, das entweder tiefere Muskelschichten oder sogar das Bauchfell (Peritoneum), im schlimmsten Fall sogar innere Organe verletzt sind... mit einer einfachen Hautnaht wird man da nichts retten, sondern eher verschlimmern, da man eingetragenen Keimen eine schöne geschlossene, warme Heimstätte zum wachsen und Eiter sammeln baut.


    Ich denke das eine solche Verletzung einen auch mit Naht zum ruhen zwingen würde (Schmerz/Bewegungseinschränkung).


    So etwas würde ein Chirurg vermutlich, auf dem OP Tisch, in Allgemeinanästhesie zunächst gründlichst säubern, den Pat. mit Antibiotika (vermutlich intravenös, 2 Wirkstoffe, 7-10Tage) und erst sekundär (nach einer gewissen Heilung) verschließen.


    Das ist aber nur meine Meinung, ich habe auch nicht so viel Ahnung von Chirurgie und das Beispiel ist mir doch sehr konstruiert.

    IN LIBRIS LIBERTAS

  • Oha, ihr seit ja drauf. Wunden selber nähen? Bei anderen vllt, aber bei sich selber? Kommt drauf an wie man sich verletzt hat und wo. Wie kann man das reinigen, wie betäuben. Wie kann man seinem Kopf sagen, du musst das jetzt tun. Ich hätte da jetz keine Ahnung von...soll ja auch verheilen und nicht schlimmer werden. Achja, hatte noch keinen unfall oder so, wo ich kurz zum Arzt musste um genäht zu werden. Aber so wie in diesem Videobeispiel, wird es nicht sein (ab Minute 1:00) ;-):


    http://www.youtube.com/watch?v=SRjVNmEVSgE

    Gruß David

  • Zitat von Gotthelf;153204

    Wir nehmen an, man befindet sich irgendwo in der Pampa(weit weg von der Zivilisation) und verletzt sich...meinetwegen eine Schnittwunde im unteren Bereich des Brustkorbs. Man kennt sich einigermaßen gut in Medizin aus und weiß, dass die Wunde an sich zwar nicht lebensbedrohlich ist, aber man muss ja irgendwie wegkommen und mit einer offenen wunde ist das nicht so toll. (Tiefe des Schnitts: etwa 3-7 cm, Länge: 10 cm)

    Und nun komme ich zur ersten Frage: wie hoch sind die Chancen, dass man weder Leber noch Milz(die, glaube ich, wenn geschädigt, dazu führen können, dass man verblutet) getroffen wurden.


    Unabhängig von der ersten Frage: Sollte man die Wunde reinigen und nähen und das Risiko eingehen, eventuelle innere Verletzungen nicht bemerkt zu haben, um so vielleicht leichter zur Zivilisation zurückzugelangen oder gibt es da andere, passendere Methoden, um zu überleben?


    Aus meiner Sicht ist eine so tiefe Schnittwunde sowohl im Bereich des Brustkorbs wie auch im Bauchbereich potentiell lebensbedrohlich!


    Das wäre eine richtiges Loch. Die betroffene Körperhöhle wäre eröffnet und muß definitiv chirurgisch versorgt werden! Es besteht eine große Gefahr von verletzten Organen und / oder Gefäßen. Dies wären präklinisch unkontrollierbare Blutungen!
    In einer Klinik würde vorab mit Ultraschall nach freien Flüssigkeiten (Blut) in der betroffenen Region gesucht werden. Wenn dies ausgeschlossen ist, kann der/ die Chirurg/in nach dem säubern die Wunde von innen nach außen verschliessen. Eine Drainage würde Wundsekret nach aussen ableiten.


    Antibiotika wurde ja schon von Frequenzkatastrophe erwähnt.


    Sowas ist kein Spaß. Eine, so verletzte Person gehört so schnell wie möglich in ein vernünftiges Krankenhaus!


    Tsrohinas

  • Zitat von Gotthelf;153204


    Und nun komme ich zur ersten Frage: wie hoch sind die Chancen, dass man weder Leber noch Milz(die, glaube ich, wenn geschädigt, dazu führen können, dass man verblutet) getroffen wurden.


    Der gesamte Torso ist vollgepackt mit lebenswichtigen und gutdurchbluteten Organen, jede Verletzung in diesem Bereich wird erstmal behandelt als ob sie lebensbedrohlich ist.


    Die gute Nachricht: Laut einer Studie mussten nur 30% aller Opfer mit Messertichen im Bauchraum operiert werden. (Ich bin mir in der Zahl nicht mehr ganz sicher, Quelle ist das deutsche PHTLS Buch.)

  • Also bevor ich den ersten Post geschrieben habe, hab ich mir auch mal angeschaut welche Organe wo liegen, ich weiß also ungefähr was man treffen könnte. die Frage war nur, ob die Chance besteht, sie NICHT zu treffen.
    Frequenzkatastrophe: Danke für die Info, weil ich hab genug Filme angeschaut und Geschichten gehört, wo sich jemand nach einer so ernsten Verletzung wieder selbst zusammenflickt und dann einfach weiterläuft.


    Aber ich kenne einen erfahrenen Chirurgen, der viel mit "Spezialfällen" zu tun hat, und er hat mir gesagt, dass er, als er anfing glaubte, dass vieles unmöglich sei, aber er habe Menschen gesehen, die sich nach den verschiedensten Verletzungen auf den Beinen halten konnten. Als er in Kenia war, da hatte er einen Fall, als ein junger Mann mit fast abgebissenem Bein noch 20km zum nächten Dorf gelaufen ist, wo die Bewohner dann Hilfe geholt haben.


    Meine Frage: Für wie wahrscheinlich haltet ihr solche Fälle und ist es sinnvoll, zu glauben, dass man Verletzungen, die nach heutiger Ansicht zum Tod führen könnten, überleben kann?

  • OK, ich meinte nur, dass man das vielleicht nicht ausschließen sollte, vor allem da solche Fälle, wie eine Abkühlung der Körpertemperatur auf 15 Grad, immer häufiger werden

  • Zitat von Gotthelf;153314

    OK, ich meinte nur, dass man das vielleicht nicht ausschließen sollte, vor allem da solche Fälle, wie eine Abkühlung der Körpertemperatur auf 15 Grad, immer häufiger werden


    WTF?


    Und Tschüß!


    Tsrohinas

  • Zum Thema selbst Wunden nähen wurde ja schon einiges hier im Forum geschrieben. Daher von mir nur nochmal in verkürzter Form:


    1. WENN überhaupt daran gedacht wird, dies zu tun, sollte man es erstens können (ergo wirklich geübt haben) und zweitens halbwegs passendes und steriles Werkzeug zur Verfügung haben. Ansonsten tut man sich aller Wahrscheinlichkeit nach mehr Schaden an als es wirklich Nutzen bringt. Beispielsweise näht man sonst allerhand ekliges unsichtbares Kroppzeug mit in die warme und feuchte Wunde, die dann beim erforderlichen Neuöffnen aussieht wie eine Mischung aus Hühnerfrikassee und Metzelsuppe.


    2. Wer traut es sich wirklich zu, die Wunde unter widrigsten Umständen zu desinfizieren und gegebenfalls sogar mit einer Taschenmesserschere + Pinzette o.ä. darin herumzufurwerken um Fremdkörper zu entfernen sowie anschließend noch daran herumzuschnippeln um ggf. noch Wundränder zu glätten?


    3. Viele Wunden, wo die unter 1 und 2 gelisteten Dinge nicht erforderlich sind, kann man zur Not zeitweise auch ohne Nähen versorgen.


    4. Bitte macht sowas nicht, nur weils mal auf DMAX kam oder Rüdiger Nehberg das vielleicht mal in einem Buch niedergelegt hat!


    Ich habe einen Haufen Ärzte in der Familie und im persönlichen Umfeld und selbst die Chirugen sagen, dass sie sich nicht sicher sind, ob sie sich in solchen Fällen selbst nähen würden.


    Gruß, MMG


    PS: Wenn ich den Beitrag von Gotthelf richtig verstanden habe: Mit einer Körpertemperatur von 15 Grad ist man in aller Regel tot. Einzige seltene und mögliche Ausnahme sind Kaltwasser/Kälteleichen. Da sagt man: Die sind tot, wenn sie wieder warm und tot sind.