Teilweise überleben ...

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  • Liebe Foris,


    ich will hier mal das Tabuthema Nummer eins ansprechen. Sterben und Tod. Wird bestens verdrängt. Es ist aber ein klassisches S&P-Thema schlechthin


    Prepearedness


    Wir bereiten uns hier auf unterschiedliche Szenarien vor, die möglich sind. Unser Tod ist sicher. Ich bin im mittleren Lebensalter und gesund. Der Tod scheint fern. Er kann mich morgen auf dem Weg zur Arbeit bei einem Verkehrsunfall erwischen. Sollte ich mich nicht auf dieses sichere Katastrophenszenario vorbereiten, das mich früher oder später treffen wird?


    Survival


    Wenn ich tot bin, kann ich mich natürlich einscharren lassen und meinen Körper den Würmern und Bakterien zum Frass freigeben.


    Ich könnte allerdings auch den unverletzten und überlebensfähigen Strukturen meines Körpers ein zweites Leben gönnen und einigen Menschen möglicherweise das grösste Geschenk ihres Lebens machen. Mein Herz und meine Leber könnte je einem Menschen das Leben retten, jede meiner Nieren einen Menschen von der Dialysemaschine befreien, meine Hornhäute einem Blinden das Augenlicht wiedergeben ...
    All diese Organe nutzen mir nach meinem Tod so wenig wie mein Kompass oder mein Auto... ich sollte sie vererben.


    Wenn ich jetzt nur einen einzigen Fori dazu verleitet habe, einen Organspenderausweis*** auszufüllen und in seine Brieftasche zu stecken, dann sage ich "mission accomplished", Ziel erfüllt


    Meint


    Matthias


    *** Die Vordrucke im Kreditkartenformat gibt es bei Eurer Krankenversicherung, Eurem Arzt, beim Roten Kreuz, bei Eurem nationalen Automobilclub und als Download im Internet

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Gute Idee darauf hinzuweisen, Matthias.


    Ich möchte aber betonen, daß dies in der Form nur auf Deutschland zutrifft.
    Hier in Österreich ist es so, daß Du ausdrücklich eine Erklärung brauchst,
    wenn Du KEINE Organe entnommen haben möchtest.

    (Bzw. (Keine Zustimmung durch) Deine Angehörigen oder gesetzlichen Stellvertreter.)


    Siehe Krankenanstaltengesetz
    § 62a.
    (Entnahme von Organen oder Organteilen Verstorbener zum Zweck der Transplantation.)


    Also genau andersrum als bei Euch in D!


    Bitte dies beachten.


    Ciao,
    Occam

    "Alle, außer mir, haben sich verirrt!"... Indiana Jones

  • Hallo zusammen


    Klar da gibt es unterschiedliche Gesetze, Vorgehen etc.


    Aber wenn wer das möchte, dann wird er sich in seinem Land informieren.


    Der Hinweis von Matthias ist sehr gut ......, der Rest ist Formsache.


    Viele Grüsse, Ernst

  • Moin Waldschrat,


    ich sage Danke, Danke, Danke!!!


    Wir haben in meiner Dienststelle unter anderem damit zu tun, Einsätze für die Deutsche Stiftung Organspende durchzuführen. Ich sehe es leider immer noch, dass sich eine Spende in letzter Sekunde zerschlägt, weil irgendwo eine Unterschrift fehlt / eine Zustimmung verweigert wird.


    Daher schliesse ich mich dem Appell voll und ganz an!


    Einzige Ergänzung:


    In D bekommt mensch den Ausweis auch von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, siehe auch


    http://www.bzga.de

    Es gibt Broschüren, Ausweise etc. nicht nur zum Download, mensch kann auch für sich, Familie, Freunde und Kollegen ein Päckchen davon kostenlos per Mail anfordern.
    Dieser Ausweis kann auch Einschränkungen aufnehmen, wie z.B. "Nicht meine Augen", da es Menschen gibt, für die die Vorstellung ohne ein bestimmtes Organ beerdigt zu werden, einfach absolut unerträglich ist...


    Christian


    ... der schon seit zig Jahren einen Organspenderausweis bei sich trägt!

    Hier wird das Licht von Hand gemacht ... und der Motor gehört nach hinten!



  • Hallo Occam,


    dann wird es Zeit dass wir rückständigen Deutschen mal die österreichische Rechtslage in Sachen Organspende und die schweizer Rechtslage in Sachen Sterbehilfe übernehmen.



    Meint


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • hallo,


    so schön wie es klingt, aber organspende ist nicht nur positiv, denn die organe werden aus dem noch lebenden körper des sterbenden
    entnommen, die seele kann nicht in ruhe entweichen, und es geht zu wie auf einem schlachthof...


    ungesetzliche beschaffungskriminalität mal ganz aussen vor gelassen....der implantierte muss lebenslang sehr viele medikamente
    nehmen um die abstossungen seines körpers zu unterdrücken......und wenn der körper gewinnt, war die spende umsonst.
    ausserdem hat der mensch ziemliche einschränkung wegen der gefahr der infektion von kranheiten, die den betroffenen sehr umhauen kann
    da sein körper keine abwehrkräfte hat, weil sie ja durch das fremde organ abgetötet werden müssen.


    deshalb möchte ich nicht, das ich ein organ, oder knochenteil bekomme,
    und von mir was morsches übernehmen, brächte nur probleme, da fast alle organeversaut sind.....
    incl blut,knochen, hornhaut....


    ich bitte darum auch einmal diese sichtweise zur kenntnis nehmen, ich höre mir die andere seite auch an.


    würden wir die natur nicht so zerstören durch umweltgifte, und die lensmittel verseuchen und vieles mehr.
    würden gar nicht so viele menschen organversagen haben...


    nun denn, was ich sehr wichtig finde ist die patientenverfügung und mein testament..steht obenan in meiner liste.....
    denn ich freue mich durchaus wenn meine tiere gut unterkommen, meine freundin vieles bekommt, worüber sie sich freut,
    und meine freunde auch....ich suche mir viele erben. geld hab ich keins,nur ideele werte und ein paar dinge....der erbe meines werkzeugs steht
    auch schon fest. mich fressen keine würmer, der staat verbrennt mich in holland und meine asche wird verstreut...nun denn.


    evtl lös ich meine wohnung auf und fahre mit nem lkw durch die lande und gucke mir noch die welt an...


    wer weiss...


    ich war schon sooft an der grenze, das leben zu verlassen, aber ich scheine ein zäher knochen zu sein:grosses Lachen:
    totgeglaubte leben länger..



    mögen alle, die an familie und co arbeiten, ihre enkelchen noch erleben......


    lg urban-rolli

    Auch eine Reise von tausend Meilen fängt mit dem ersten Schritt an. (sprichwort,china)


    Anmerkung der Administration: Aufgrund besonderer Umstände darf diese Fori die allgemein gültige Rechtschreibung ausser Kraft setzen!!!

  • Urban-rolli, dein Wunsch keine Organe zu spenden ist dein Entscheidung. Ob wir das gut finden oder nicht ist erst mal egal, es ist deine Entscheidung.
    Aber pass bitte darauf auf was du wie sagst und was davon auch belegbar, d.h. Tatsache ist.


    Zuerst ist der Spender bei einer Organspende (bzw was man umgangssprachlich damit meint) per definitionem tot - und zwar definiti vund unwiederruflich. Was das heißt und wie das (und zwei unabhängigen und erfahrenen Ärzten) nachgewiesen wird kannst du z.B. unter www.dso.de nachlesen.
    Das du an die Existenz einer Seele glaubst ist deine Sache. Das sie allerdings bei einer Organspende nicht entweichen kann ist eine These, die z.b. keine der großen Kirchen und auch Glaubensgemeinschaften so unterstützt. Im Gegenteil, die stehen hinter der Organspende (auch wenn sie alle an einen Gott und eine Seele glauben).
    Wo ist da auch die Logik? Warum soll die unsterbliche metaphysische Seele von der sterblichen Hülle oder ihren Bestandteilen abhängig sein?
    Und wo ich ganz klar widerpsrechen muss ist die Art und Weise deiner Beschreibung der Organentnahme. Ich war schon bei mehr als einer Organentnahme dabei und es handelt sich dabei stets um eine sehr pietätvolle Operation, bei der alle Beteiligten die Bereitschaft des Spendes Leben zu retten zu würdigen wissen. Also üblicherweise noch würdevoller und angenehmer als bei einer normalen Operation!


    Und was deine These angeht, wie es zu Organversagen kommt.. naja.. traurigerweise bin ich mir sicher, dass du die enstprechenden Statistiken nicht lesen willst oder unterstellst, sie wären gefälscht. Ich hoffe ich irre mich.


    Gute Nacht

    Take care!

  • nun, einiges scheint in den statistiken zu stehn, einiges nicht. ich habe eine 3/4 ausbildung als krankenschwester gemacht,
    und mein interesse und meine wissensaneignung war schon immer sehr gross.


    ich kenne durch meine lungenerkrankung etliche implantierte menschen. ich habe aber auch schon andere berichte gelesen.
    definiere mal den hirntod. und nicht den tod....es sind auch etliche noch aufgewacht....vor dem ausschlachten


    nun, da war die pietät bei deinem transplantationsteam anwesend.leider ist das nicht überall so.


    was hab ich mit kirchen zu tun, die kinder missbrauchen und kohle scheffeln,mafiagelder waschen..... diesen leumund halte ich sehr unglaubwürdig....


    aber ich wollte mich nicht streiten, nur mal eine andere sichtweise dastellen.....und da es ausser durch natoterfahrungen keiner 100% weis
    was passiert.....kann sich auch keiner erheben und den allgemeingültigkeits anspruch erheben. es gibt ausnahmen, das stimmt,
    aber es gibt auch eine branche die damit verdammt viel gewinn macht.....sehr viel...damit könnte der welthunger gestillt werden.


    ich habe sterbende begleitet, in der abstellkammer eines krankenhauses, oder im bad oder terret....mit dem bett abgeschoben
    (nu kratz endlich ab, mach platz für den nächsten.).und menschen sind wachgeworden und haben alles gehört worüber sich lachende und
    keifende pflegepersonen unterhalten haben wortwörtlich wiedergegeben..soviel zu piätät im krankenhaus.


    das possitive was der mensch geschaffen hat sind die hospize......auch kinderhospize....das sind überwiegend menschen, die den sterbenden begleiten, ihm seine letzten wünsche erfüllen und ihn in ruhe gehen lassen.....mit viel respekt...davor ziehe ich den hut!!!die haben meine hochachtung....


    lg urban-rolli

    Auch eine Reise von tausend Meilen fängt mit dem ersten Schritt an. (sprichwort,china)


    Anmerkung der Administration: Aufgrund besonderer Umstände darf diese Fori die allgemein gültige Rechtschreibung ausser Kraft setzen!!!

  • Zitat

    Zuerst ist der Spender bei einer Organspende (bzw was man umgangssprachlich damit meint) per definitionem tot - und zwar definiti vund unwiederruflich. Was das heißt und wie das (und zwei unabhängigen und erfahrenen Ärzten) nachgewiesen wird kannst du z.B. unter http://www.dso.de nachlesen.


    Die von dir genannte Seite zeigt leider nur, was nach dem Hirntod alles nicht mehr funktioniert, sehr viele Prozesse funktionieren aber trotz des Hirntods weiter.
    Rein objektiv betrachtet wird der Mensch erst durch die Entnahme der Organe getötet und dazu hat meiner Meinung nach niemand ein Recht, denn wenn man einmal die Tötung eines Menschen legitimiert fällt es schwer eine Grenze zu ziehen.
    Wenn jemand sich freiwillig als Organspender zur Verfügung stellt ist das sicher ein großes Geschenk und nicht zu kritisieren, aber Zwangs- oder Widerspruchslösungen haben mit einer "Spende" nicht mehr viel zu tun und sollen einfach nur den "Organverbrauch" befriedigen.

  • Und trotz aller negativen Gedanken zu dem Thema, wird sich so ziemlich jeder darüber freuen, wenn er ein neues Herz bekommt und noch ein Paar Jahre zu leben hat.


    Das es sicherlich im medizinischen Bereich einiges zu verbessern gibt, steht außer Frage. Gerade im Bezug zu solch "heiklen" Themen wie Organspende. Aber ich denke nicht, dass dies die Art von Diskussion war, die Waldschrat lostreten wollte.


    Wenn sich jemand gegen die Organspende entscheidet, ist das vollkommen und absolut zu respektieren. Daher scheint mir auch die Regelung, wie sie scheinbar in Österreich in Kraft ist, nicht gut. Denn hier wird ungefragt weggenommen.


    Entscheidet sich jemand aber für die Organspende, sollte er sich auch mit dem Thema auseinandersetzen. Und erst wenn er das getan hat, den Spendeausweis ausfüllen. Wer es vorher macht und dann nicht mit den "Risiken" (wie oben in vorherigen Beiträgen geschildert) klar kommt, ist selbst Schuld.


  • Genau so ist es, du müsstest schon ein Tatoo auf der Brust haben welches besagt das nichts entnommen werden darf:schmeichel:
    Aber jetzt im Ernst, bei der Vergiftungszentrale( warum gerade da weiss ich auch nicht ) kann man sich registrieren lassen wenn man nicht spenden möchte, nur wird im Notfall glaub ich ,kaum nachgefragt! Davon abgesehen glaub ich mit meiner Leber hätte ohnehin keiner eine Freude (zuviel Bierchen und fettes Zeug ! )


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    Zitat von Wolfshund;140030

    Die von dir genannte Seite zeigt leider nur, was nach dem Hirntod alles nicht mehr funktioniert, sehr viele Prozesse funktionieren aber trotz des Hirntods weiter.
    Rein objektiv betrachtet wird der Mensch erst durch die Entnahme der Organe getötet und dazu hat meiner Meinung nach niemand ein Recht, denn wenn man einmal die Tötung eines Menschen legitimiert fällt es schwer eine Grenze zu ziehen.
    Wenn jemand sich freiwillig als Organspender zur Verfügung stellt ist das sicher ein großes Geschenk und nicht zu kritisieren, aber Zwangs- oder Widerspruchslösungen haben mit einer "Spende" nicht mehr viel zu tun und sollen einfach nur den "Organverbrauch" befriedigen.


    Hey, ich möchte dir nicht zu nahe treten aber dennoch sanft widersprechen, wenn dir der halbe Kopf fehlt und dein Gehirn auf der Strasse liegt,...bist du so was von tot auch wenn dein Herz auf Grund deiner Jugend , Stärke oder der Tatsache das noch ein Fitzelchen von Gehirn intakt ist , das den Pumpreflex steuert, noch schlägt !

  • Wo für euch SUBJEKTIV das Leben aufhört und der Tod anfängt ist eure ganz persönliche Sache und kann sicherlich nicht ausschöpfend diskutiert werden (zumindets kann es zu keinem allgemeingültigen "Ergebnis" kommen. Der definierte Hirntod ist jedoch OBJEKTIV, d.h. über den kann man nicht diskutieren - zumindest nicht in dem Sinne. Und nein, es gibt keinen einzigen Menschen, der nach abgeschlossener moderner positiver Hirntoddiagnostik wieder aufgewacht ist. Bei sämtlichen angeblichen Fällen konnten Fehler in der Diagnisotik, bzw. Interpretation nachgewiesen werden. D.h. menschliches Versagen, wie es leider jeden Tag in sämtlichen Branchen passiert. Darf nicht, tut es trotzdem. Ändert aber nichts daran, dass ein hirntoter Mnesch unwiederruflich und sowohl objektiv wissenschaftlich, als im Konsens der Gesellschaft tot ist.
    Alles andere sind Reflexe und Automatismen - ein Herz schlägt z.B. auch außerhalb des Körpers weiter, so lange wei es Energie hat. Ist das Leben?

    Take care!

  • Da muss jeder für sich ganz allein festlegen, ob er sich was ein- oder ausbauen lässt. Ich glaub', die Implantierten haben es leichter, sie müssen sich ja "nur" für's Weiterleben entscheiden.


    Ich wollte dem krebskranken Kind meines besten Freundes Knochenmark spenden und hätte mich dafür auch selbst in "Gefahr" gebracht.


    Die Definition Hirntot ist in meinen Augen konstruiert um eben Entnahmen rechtlich zu sichern. Irgendwo wurde eben die Grenze gezogen.
    Angeblich konnten sich Implantierte zu Errinnerungen des Spenders äussern, dieser Gedanke ist schon seltsam.


    Nun liegt jemand sterbend in einem Krankenhaus, welches den Aktionären verpflichtet ist und vertraut darauf, dass in sein Weiterleben investiert wird.
    Wenn jetzt irgendjemand philosophisch herleitet, dass nicht nur hirntote, sondern alle totgeweihten freigegeben werden und und die Pharmabranche dieses "Potential" erkennt, ist der Schritt nicht so weit.


    Ich habe extrem widersprüchliche Gedanken dazu, aber ganz oben der Begriff "vererben" trifft es.
    Ich entscheide zu Lebzeiten, dass ich etwas weitergebe und jemandem etwas wichtiges schenke.

  • Hallo,


    ein sehr spezielles und persönliches Thema. Grundsätzlich befürworte ich alle Massnahmen, die Menschenleben retten bzw. Schwerstkranken eine zweite Chance geben.
    Was mir nicht gefällt, ist der, sagen wir geschäftsmässige Rahmen, in den das Spenden/Entnehmen/Einsetzen von Organen aber auch von Blut fällt.


    Eurotransplant, Deutsche Stiftung Organspende etc. sind alles rein private Stiftungen, die weder durch die Öffentlichkeit kontrollierbar sind noch besonderen Offenlegungspflichten unterliegen. Welche tatsächlichen Kriterien bei der Organvergabe angewandt werden, ob Prämien an die organentnehmenden Ärzte gezahlt werden etc. ist bis heute nicht transparent dargestellt. Die in den letzten zwei Jahren zutage gekommenen Skandale werfen kein gutes Licht auf die an der Organspende beteiligten - generell. Es scheint sich da eine florierende Schattenwirtschaft aufgebaut zu haben (worst case: lockere Auslegung der Todeskritierien, um an Organe zu kommen und Bevorzugung finanzkräftiger Organempfänger - wohl schon mehrfach eingetreten). Eine ähnliche Schattenwirtschaft hat sich im Bestattungsgewerbe etabliert, vor allem bei (kommunalen) Krematorien, wo Verstorbene bzw. ihre Asche systematisch nach Verwertbarem (Goldzähne etc.) abgesucht werden - unter dem Vorwand der umweltfreundlichen Feuerbestattung. Ein anderes Beispiel ist der florierende Handel mit Blutprodukten: Rotes Kreuz & Co. trommeln jahraus jahrein fürs Blutspenden, appellieren an die Nächstenliebe und verdienen nicht schlecht an jeder Blutkonserve. Hinzu kommt, was mir ein dt. Chirurg mal erzählte: in Deutschland wird bei Operationen mehr als doppelt soviel Blut verbraucht als in Schweden und dort sind die Operationsergebnisse insgesamt auch noch besser. Nicht immer gilt "viel hilft viel".


    Das (zer-)stört die Spendenbereitschaft und IMO völlig zu recht. Unsere Medizin ist mittlerweile zu einem Reparaturbetrieb von Zivilisationskrankheiten verkommen, die wir grossenteils fahrlässig oder vorsätzlich (Alkohol, Rauchen, ungesunde Ernährung) selbst verursachen. Hierfür Spenderorgane zu verlangen, halte ich für Hohn. Natürlich gibt es Vergabekriterien, die es Empfängern mit bestimmten Vorerkrankungen an sich verbieten, ein Organ zu bekommen. Aber wie es halt so ist unter Menschen, es menschelt: der Arzt bekommt nen Scheck, manipuliert die Laborwerte, jongliert mit den Dringlichkeitskriterien, bis das vorhandene Organ kurz vor dem Verderben ist und bekommt es dann ausser der Reihe für seinen Patienten.


    Dass wohlhabende Organempfänger aus dem arabischen Raum ihren "freiwilligen" Nierenspender gleich mitbringen, scheint mittlerweile auch schon gängige Praxis.


    Lesenswert:


    "Die Tricks der Transplanteure" (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 4.8.12.)


    "Immer mehr Schnellverfahren bei Organvergabe" (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7.8.12.)


    Erschütternd finde ich die entrüstete Scheinheiligkeit, mit der Kliniken, Ärztekammern und andere Lobby-Verbände auf jede Enthüllung reagieren. Anständiger fände ich es, das gesamte System komplett zu zerschlagen und neu aufzustellen. Und endlich ein verpflichtendes Bonus-/Malus-System in der Krankenversicherung einzuführen. Jede Autoversicherung erzieht seine Versicherten mittels Schadensfreiheitsrabatt und Rückstufung bei selbstverschuldeten Schäden. Warum pocht man im Gesundheitswesen auf die "Solidargemeinschaft" um die Kosten für Fettlebern, Schrumpfnieren, angeeigneten Diabetes und Herz- Kreislauferkrankungen etc. allen aufbürden zu können? Weil an den Versicherungsbeiträgen sehr viel verdient wird - auf allen Seiten der Gesundheitsindustrie. Die Politik ist eingebunden mit Aufsichtsratsposten und anderen Zuwendungen. Was will man schon erwarten: als vor einigen Jahren das baden-württembergische Sozialministerium die vier(!) kassenärztlichen Vereinigungen (Nordbaden/Südbaden/Nordwürttemberg/Südwürttemberg) per Gesetz zwangsvereinigte - da man es nicht einsah, vier hauptamtliche KV-Vorstände finanzieren zu müssen, formierte die Ärztelobby den gewünschten Gesamtverband und gliederte ihn sofort in vier Bezirksverbände auf - mit dem Ergebnis, dass man nun fünf statt vier hauptamtlicher Vorstände hatte und die Vergütungen für diese Personen sogar dreist auch noch "angepasst" wurden, wie es neudeutsch für erhöhen heisst. Meine Mail damals ans Ministerium wurde sogar beantwortet: "Man sei auch nicht glücklich über diesen Umstand, hätte aber keine Handhabe dagegen."


    Ich würde sofort einen Organspenderausweis unterschreiben, wenn sich die Gegenseite (sprich Ärzte, Organhändler etc.) ebenso zwingend zu nachprüfbarem ethisch einwandfreien Handeln verpflichten würden und wenn Verstösse strafrechtlich geahndet würden (nicht nur arbeitsrechtlich - es bringt nix, wenn eine Klinik ihren Direktor skandalbedingt "mit sofortiger Wirkung" suspendiert, damit wird er nur aus der Presse-Schusslinie genommen, bezahlt wird er weiterhin).


    Sagen wir es so: ich fülle meinen Ausweis aus, wenn mir das erste schwarze Schaf in der Organszene genannt wird, dass zu einer abzusitzenden Gefängnisstrafe verurteilt wurde...


    Im Moment ist mir das zu einseitig: "Bürger erklär' einfach mal deine Bereitschaft zur Organspende - um den Rest kümmern wir uns dann schon, vertrau uns..." Und genau das kann ich derzeit nicht. Tut mir leid für die vielen auf ein Spenderorgan hoffenden.


    Grüsse


    Tom

  • Zitat von lamigo;140034

    Genau so ist es, du müsstest schon ein Tatoo auf der Brust haben welches besagt das nichts entnommen werden darf:schmeichel:


    Hi!


    Es gibt im Österreichischen Bundesinstitut für Gesundheitswesen (ÖBIG) das "Widerspruchsregister gegen Organspende".
    Wenn Du dort aufgeführt bist, dann dürfen Dir keine Organe entnommen werden. Dort muß vor einer Entnahme nachgesehen werden.
    Es werden auch generell die Angehörigen oder gesetzlichen Vertreter gefragt, ob Organe entnommen werden dürfen.


    Ciao,
    Occam

    "Alle, außer mir, haben sich verirrt!"... Indiana Jones

  • Ich nehme aber mal an, dieses Register schließt einen nicht davor aus, selbst aber ein Spenderorgan zu bekommen, wenn man eins benötigt und genügend vorhanden sind........

  • Bist du dir schon sicher ,das das in der Praxis eingehalten wird ?
    Ich will ja kein Nestbeschmutzer sein aber..sind wir realistisch, wem ist es von nutzen wenn er oder sie tot sind,mit allen Organen bestattet oder verbrannt zu werden ?
    Bitte nicht falsch verstehen, aber stellt euch vor ein junger Mensch verstirbt auf Grund sehr widriger Umstände ..ein Kind das sein Leben noch vor sich haben sollte ,wartet auf eine Niere, aus welchen Grund auch immer? Wärt ihr nicht bereit die Niere die ihr ja nicht mehr wirklich braucht, zu spenden, wie ich mich beim Tod naher Angehöriger verhalten würde ist mit der Fam. abgesprochen, wenn es religiöse Einwände gibt , denk ich mir Gott, Allah oder wer auch immer wird sehen was du geopfert hast, oder denkt ihr : Hallo ich bin der Franzi und ich habe nur eine Niere weil ich die andere einem Moslem gespendet habe (oder Christ oder Juden .....)... Du kommst hier net rein!!!

  • Bei allem Für und Wider:


    Für mich steht hier die Hilfe für andere Menschen im Vordergrund. Mag sein,



    • dass die Vergabe zumindest hier in Deutschland nicht besonders transparent ist
    • dass bestimmte Institutionen sowie Individuen sich bereichern
    • dass man mit Geld einen besseren Platz auf der Liste erkaufen kann
    • dass der Begriff "Tot" dehnbar ist
    • und und und


    Eine Gesellschaft muss einen gewissen Prozentsatz an Schmarotzertum aushalten können. Das betrifft die Empfänger von Sozialhilfe genauso wie Menschen, denen es egal ist wie sie zu ihrem Reichtum gelangt sind und sich für ihre "Heldentaten" auch noch gegenseitig auf die Schulter klopfen.


    Das ignoriere ich denn: Ich kann mir relativ sicher sein, dass mein Organ einem anderen Menschen das Weiterleben möglicherweise ermöglicht. Das ist es, was für mich zählt. Ich bin selbst schon in den Genuss von Fremdblut gekommen. Wer weiß wie es mir heute ohne den/die Spender/in gehen würde?


    Dazu kommt noch, dass ich einen Fall im Freundeskreis habe und die Qual kennengelernt habe.


    Gruß


    Thomas


    Organspender seit seiner Jugend, noch alle Organe anwesend
    Knochenmarkspender, noch nicht zur Anwendung gekommen, mittlerweile wohl auch Stammzellentransplantation genannt
    Blutspender

    I feel a disturbance in the force...

  • Hirntod


    Ich versuche mich jetzt mal kurz zu fassen. Hier geistern leider viel Quatsch rum den ich so nicht stehen lassen kann.


    Zum Thema Hirntod(-diagnostik)


    Die Diagnose Hirntod wird in Deutschland täglich mehrfach gestellt, meistens ohne irgend einen Zusammenhang mit Organentnahme.
    Sie bezeichnet den Zustand der unwiederbringlichen Zerstörung des Gehirns.


    Diese Patienten sterben nach wenigen Minuten wenn man sie vom Beatmungsgerät abkoppelt.
    Diese Patienten sterben nach wenigen Tagen wenn man sie mit maximal Intensivmedizinisch therapiert.


    Hirntod = Tod


    Diese Patienten werden nicht wieder wach, diese Patienten atmen nie mehr selbstständig, unabhängig davon ob die Organe entnommen werden oder es was zu vererben gibt.



    Leider wird auch in der Presse mit dem Begriff Hirntod nicht klar umgegangen.
    Die Berichte das jemand aus einem "Wachkoma" (ebenfalls sehr ungenauer Begriff aber ich kann/will hier nicht die halbe Diagnostik von Bewusstseinsstörungen auspacken) wieder erwacht ist gibt es, aber es ist extrem selten und die Menschen bleiben dennoch häufig schwersttbehindert und sind oft nicht in der Lage mit ihrer Umwelt zu kommunizieren.
    Aber nochmal das hat nichts mit Hirntod zu tun. Hirntod ist Tod, nur das bei Hirntoten das Herz noch etwas schlägt (Minuten bis Tage je nach Therapie).


    Zur Organentnahme noch drei/vier Anmerkungen:
    Ja da läuft vieles nicht optimal, ich will jetzt auch nicht das System dahinter in Schutz nehmen aber noch einige Gedanken.


    Ich höre immer: "Meine Organe kann eh keiner gebrauchen..." "Ich rauche ja" etc. das kann man als Normalbürger nicht beurteilen, ich denke das ist häufig eine Schutzbehauptung (auch vor sich selbst) um sich nicht mit dem Thema zu befassen. Wenn ihr euch Spende vorstellen könnt befasst Euch damit und lasst die Ärzte entscheiden was geht. Jedes Organ wird eh genau untersucht.
    Wenn man die Lunge verraucht hat heißt das ja nicht, dass man nicht noch 2 Menschen eine Niere spenden kann.


    Vieles was ich höre ist auch sehr herablassend den Empfängern gegenüber - versetzt Euch einfach mal selbst in die Situation so luftnötig über Wochen auf der Intensivstation zu liegen, dass ihr nicht das Bett verlassen könnt und ihr nur durch eine Transplantation eine Überlebenschance habt. Nach der Transplantation müsst ihr zwar starke Medikamente nehmen und das Herz wird vielleicht nach Jahren wieder abgestoßen...
    Aber wärt ihr nicht unglaublich dankbar wenigstens diese Chance noch mal bekommen zu haben?


    Jetzt ist es doch ein halber Roman geworden



    Nehmt Euch die Zeit das Thema mal zu durchdenken - Grüße von Martin dem Raucher mit Organspendeausweis :winking_face:

    IN LIBRIS LIBERTAS

  • Zitat von lord_helmchen;140062

    Das betrifft die Empfänger von Sozialhilfe genauso wie...


    Bevor jemand das jetzt noch falsch versteht: Es geht hier um die, die arbeiten können aber nicht wollen. Was ein kleiner Prozentsatz sein dürfte. Aber mit dem Thema hat das sowieso nichts zu tun...

    I feel a disturbance in the force...