Grundlagen der Evakuierung einer Stadt

  • Luftikus


    Von welchem Szenario gehst Du aus?


    Grundsätzlich:
    Warum die GRENZEN bewachen... es werden nicht die Grenzen geplündert, sondern die Häuser und Gecshäfte in der Stadt selbst!


    Historischer Exkurs:
    Ein Feldherr (Napoleon?) soll bei einer Lagebesprechung und Geländebegehung den befehlshabenden Obersten gefragt haben, was er mit dieser Aufstellung bezwecke, ob es darum ginge ein Gebiet zu verteidigen oder Grenzschmuggel zu unterbinden.
    Der Oberst hatte sein Regiment eine nahezu lineare Aufstellung entlang der Grenze bilden lassen.

  • Zitat von De_Ba_Be;160849

    Von welchem Szenario gehst Du aus?


    Egal was das Szenario ist: sobald jemand eine beispielsweise 100.000EW-Stadt evakuiert, kann man davon ausgehen, daß dort noch erhebliche Mengen an Sachwerten herumliegen, die sich kriminell veranlagte Elemente sehr einfach aneignen könnten.
    Vielleicht nicht mal ausserhalb der Stadt verbringen würden, sondern an ihnen später zugänglichen Orten innerhalb der Stadt verbringen.
    Wer die Bürger zwingt, den Großteil ihres Besitzes zurückzulassen, sollte auch für einen einigermaßen angemessenen Schutz dafür sorgen. Es geht auch um öffentliches Eigentum, gerade in Zeiten von Kabeldieb & Co...


    Ob man in jeden Straßenzug zwei Polizisten oder Soldaten reinstellt oder rundherum dichtmacht, dürfte personell aufs selbe rauskommen.

  • Zitat von Luftikus;160852

    ........Ob man in jeden Straßenzug zwei Polizisten oder Soldaten reinstellt oder rundherum dichtmacht, dürfte personell aufs selbe rauskommen.


    Eine Stadt wird ja normalerweise nicht aus Jux und Tollerei evakuiert. Da sollten schon schwerwiegende Gründe vorliegen.
    Aus diesem Grund kann man vermutlich auch nicht tausende von Ordnungshütern in der Stadt belassen und damit der Gefahr aussetzen.


    Wohl wird es aber immer Personen geben, die sich nicht evakuieren lassen und sich z.B. verstecken.
    Wenn diese Personen dann auch noch genügend kriminelle Energie besitzen oder aus der Not heraus plündern, dann dürfte dies nur durch Ordnungshüter in der Stadt zu verhindern sein.


    Tsrohinas

  • Hallo @all,


    Bin am Überlegen ob Deutschland überhaupt so viele Ordnungshüter hat um eine Stadt mit 100.000 Einwohnern(oder mehr) zuerst Evakuieren und dann noch vor Plünderei zu Schützen!? Das wird dann vermutlich nicht eine Stadt sein,sondern die Randgebiete,Sprich: Teilorte auch sein,hat Deutschland noch soviele Ordnungskräfte?


    Nein ich bin nicht pessimist,eher Realist


    Gruss Kraftwerk

  • Hallo,


    In so einem Fall wird wohl die Bundeswehr vor Ort sein, nicht die Polizei.


    Gruß
    Gerald


    [COLOR="silver"]- - - AKTUALISIERT - - -[/COLOR]


    Hallo,


    In so einem Fall wird wohl die Bundeswehr vor Ort sein, nicht die Polizei.


    Gruß
    Gerald

  • gibt es tatsächlich einen Grund dafür?


    Hallo alle zusammen,
    wenn eine Stadt evakuiert wird, dann gibt es tatsächlich einen Grund dafür. Dieser Grund ist so schwerwiegend, dass der Verlust materieller Güter nicht mehr interessiert und sich der Verantwortliche nicht vor den Schadenersatzklagen fürchtet...
    Glaubst Du nicht?
    Wann gab es jemals einen Brand bei dem die Ordnungsmacht den Bewohnern Gefahr verkündete? Ich höre immer: Fenster und Türen schließen, es bestand zu keinem Zeitpunkt Gefahr für die Bevölkerung...


    Okay also bitte - wann wurde eine Stadt mit 100'Einwohnern zuletzt evakuiert?
    Aha gar nicht. (Orleans, was manchem auf der Zunge liegen könnte, evakuierte sich teilweise selbst, bzw. versuchte es oder auch nicht, das war jedenfalls kein Beispiel...)
    Fukuschi... keine Gefahr zu keiner Zeit, auch nicht als die Einwohner im Dunkel zu leuchten begannen...(Wohnen durften sie ja, etwas aus den eigenen Garten Essen nein...).
    Mit freundlichen Grüßen
    Nikwalla

    „Der Tag mag kommen, da das Zeitalter der Menschen tosend untergeht.Doch heute kämpfen wir!
    Haltet Stand! Menschen des Westens!“

  • Zitat von Kraftwerk;160856

    Hallo @all,


    Bin am Überlegen ob Deutschland überhaupt so viele Ordnungshüter hat um eine Stadt mit 100.000 Einwohnern(oder mehr) zuerst Evakuieren und dann noch vor Plünderei zu Schützen!? Das wird dann vermutlich nicht eine Stadt sein,sondern die Randgebiete,Sprich: Teilorte auch sein,hat Deutschland noch soviele Ordnungskräfte?


    Hallo Kraftwerk,


    eher nein. In USA2005 (Hurrican Katrina in New Orleans und Umgebung) hat man zuletzt Nationalgarde und Armee mobilisieren müssen, einerseits um Plünderungen zu verhindern und gleichzeitig die letzten Nichtprepper mit Hubschraubern von ihren Hausdächern abzubergen.


    Der weise Mann setzt sich rechtzeitig ab, mitsamt seinen Wertgegenständen. Bevor die Massenpanik einsetzt. Genau das ist übrigens 2005 in New Orleans passiert, weil die Ereignisse für jeden, der bereit war Informationen aufzunehmen, einige Tage vorher absehbar waren.


    Die Prepper sassen mitsamt ihrem Eigentum in Truck & Trailer in einem Motel im Binnenland (oder bei Freunden oder Bekannten), die Nichtprepper endeten mit nichts als ihren Klamotten am Leib in einem Notaufnahmelager mit katastrophalen hygienischen Verhältnissen.



    Viele Grüsse


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Genau so war es.


    Ich war 1992/93 auf eine Airbase in den USA (Florida). Harrikane Andrew war im Anzug. Die Evakuierungsplaene waren im grunde sehr gut. Fuer die Verschiedenen Warnstufen wurden die Stadtteile in Farben eingeteilt,und entsprechende Fluchrouten waren dafuer festgelegt.
    Im Endeffekt kam es nicht zu einer Evakuierung, lediglich die Flugzeuge wurden zu einer anderen Base geflogen. Das Problem sind die Menschen, halten sie sich an ihre Routen? Verlassen sie Ihre Haeuser zur angegebenen Zeit etc.
    Ich hatte mein Auto mit all meinen Habseligkeiten gefuellt (war nur 1 Jahr in USA, hatte also nicht so viel Zeug). Waere Alarmstufe Blau gekommen (war die Farbe meines Stadtteil) dann ab Richtung Atlanta.
    Habe dann spaeter die Verwuestungen des Sturms im suedlichen Florida gesehen, Pluederungen koennen einem da egal sein, Hauptsache mit dem Leben davon kommmen!


    LG Simka

  • Hallo,


    die französische NGO "ACRO" hat einen interessanten Bericht über die der Problematik der Evakuierung der Bewohner rund um Fukushima veröffentlicht.
    Nach meiner Einschätzung ist neben Überschwemmungen ein AKW-Unfall am ehesten noch ein Grund für eine Evakuierung grösserer Gebiete bei uns in CH/A/D. Insofern halte ich die in Japan gemachten Erfahrungen für wichtig. Es zeigt sich, dass die behördenüblichen Empfehlungen im Fall einer "radioaktiven Wolke" in der Praxis nicht funktionieren: "Bleiben Sie zuhause und schließen Sie Fenster und Türen" - ist über eine Dauer von zehn Tagen nicht praktikabel. Eine Evakuierung unter Fallout-Bedingungen ebenfalls nicht. Erschwerend kam in Japan hinzu, dass durch das Erdbeben zunächst sehr viel Infrastruktur inkl. Kommunikation, Strom- und Wasserversorgung ausgefallen war. Weiter wurden die Rettungsmassnahmen durch widersprüchliches und eigenmächtiges Verhalten von Behörden, Kommunen und Betroffenen massiv erschwert. So wurden unterschiedliche Grenzwerte bei der "persönlichen Radioaktivität" von Evakuierten angewandt, was dazu führte, dass verstrahlte Menschen als "zu gering verstrahlt" von Flüchtlingslagern mit Dekontaminationsmöglichkeit abgewiesen wurden, während anderswo bei den selben Messwerten die Menschen dekontaminiert und aufgenommen wurden. Die Verteilung von Jodtabletten erfolgte völlig chaotisch: sehr spät, unkoordiniert und niemand wusste, wann oder ob überhaupt Tabletten eingenommen werden sollten. Manche nahmen sie einfach ein, ohne auf Anweisung dazu zu warten und wurden später dafür gerügt.
    Aus rein praktischen Erwägungen (Begrenzung der Menge zu evakuierender Menschen, bzw. nicht ausreichende Kapazität der Kontaminations-Messstationen) wurden Belastungsgrenzwerte willkürlich teils drastisch angehoben, so dass plötzlich die Jahreshöchstdosis für AKW-Personal nun auch als akzeptabler Wert für Kleinkinder galt usw.


    "Notfallplan und Evakuierung" von Prof. David Boilley, ACRO


    Grüsse


    Tom

  • Soeben gefunden:
    Bekanntmachung zur Förderung eines Forschungsvorhabens


    Bekanntmachung Nummer 01/2014 über die Durchführung eines Forschungsvorhabens im Bereich der grenzüberschreitenden großräumigen Evakuierung


    Im Rahmen der Ressortforschung hat das BBK eine Bekanntmachung zur Förderung eines Forschungsvorhabens zum Thema „Grenzüberschreitende großräumige Evakuierungsplanung am Beispiel Deutschland – Schweiz“ veröffentlicht. Projektskizzen können bis zum 6. Juni 2014 eingereicht werden.


    http://www.bbk.bund.de/SharedD…ekanntmachung_1_2014.html


    Vielleicht hat ja jemand Interesse daran mitzuarbeiten?


    Tsrohinas

  • Deutschland Österreich wäre wohl zu stark geschichtlich belastet, damit scheiden wir armen Ösis aus!


    LG Wolfgang

  • Interessantes Dossier, werde ich mir jetzt am Wochenende mal genauer anschauen. Als mögliches Evakuierungsszenario kann ich mir in CHAD ebenfalls nur einen AKW-Unfall vorstellen. (Nur) ein solches Ereignis ist einerseits gravierend genug, um die Bevölkerung zu evakuieren, andererseits aber räumlich so begrenzt, dass überhaupt noch Kräfte verfügbar bzw. Orte zum hin-evakuiert-werden da sind. Alles andere wäre entweder zu geringfügig oder zu massiv.


    Die Frage nach der Fähigkeit (bzw. Mannstärke) der Behörden, eine solche Evakuierung überhaupt durchzuführen stellt sich mir allerdings auch. Nach meiner unfachmännischen Einschätzung ist - selbst hier im so "sicheren" Südwesten von D - die Polizei nicht mehr in der Lage, selbst ihren alltäglichen Aufgaben nachzukommen. Zur Personaleinsparung wurden komplette Bereiche zusammengeführt, kleinere Standorte gestrichen. Polizeikräfte wurden (wie früher nur die Bereitschaftspolizei) an zentralen Stellen einkaserniert und rücken nur aus wenn die Lage bereits eskaliert ist. Ob die BW da im Ernstfall noch viel dran ändern würde bezweifle ich ebenfalls...


    Für mich ist das Thema v.a. deshalb interessant, weil ich in direkter Nachbarschaft eines AKWs wohne. Der Evakuierungsradius im Fall einer Havarie wurde (nach Fukushima?) von 10 auf 20km erweitert (ich wohne aber ohnehin im 10km-Radius). Ich halte das für blinden Aktionismus bzw. den Versuch, die Bevölkerung in falscher Sicherheit zu wiegen. Denn wie die Damen und Herren sich eine solche Evakuierung konkret vorstellen erschließt sich mir nicht. Betroffen wäre eine 100k+ Einwohner-Stadt und extrem dicht besiedeltes ländliches Gebiet mit einigen Kleinstädten...


    Korrigiere: ZWEI 100k+ Städte, nach den neueren Plänen.


    previval.org/f/index.php?attachment/19613/


    Geschrieben auf meinem Galaxy Nexus mit Forum Runner


  • Wenn die Pläne in ein paar Tagen 35'000 Sdt zu mobilisieren endlich von unseren unbrauchbaren BR angenommen werden, dann sollte es möglich sein.

  • Hallo zusammen


    Zitat

    Wenn die Pläne in ein paar Tagen 35'000 Sdt zu mobilisieren endlich von unseren unbrauchbaren BR angenommen werden, dann sollte es möglich sein.


    Ein Paar Tage sind zuviel, mann müsste innert 24h mobilisieren.


    Unsere Einheit, war zu meiner Zeit Regelmässig Berreitschafts-Batallion. Immer dabei, einen Geheimnissumwitterten, blombierten Lastwagenanhänger, welcher immer bewacht werden musste :crying_face: leider....


    Vermutlich war er mit Munition und anderem beladen. Alles in allem 500-600 Soldaten, innert Stunden zur verfügung. Keine Ahnung ob dass immer noch so ist :confused:


    In einer Mobilmachung hatten wir im Zeughaus, eigene Abteile für unser Korpsmaterial. Wir konnten allso sehr schnell unser Material fassen und los. Wurde leider alles geändert und geht heute nicht mehr so schnell.
    Sogar den Schlafsack muss mann heute zuerst im Zeughaus fassen:verärgert: natürlich nur zu Bürozeiten.



    Nicht Besser aber Anders.


    gruss unabhäniger

    „Im Krieg ist die Wahrheit das erste Opfer“


  • Du ich bin alt genug um das gleiche gemacht zu haben. Nur ist es so das heute gar nichts geht, bis auf die Sdt die im Dienst sind.


    So wie es aussieht wird das alte System wieder reaktiviert.


    Moléson (der den Mob Ordner immer wieder begutachten konnten)

  • Hallo,
    eine theoretisch guter Plan. Verbreitet das Gefühl von Sicherheit und von Behörden, die wissen was sie tun.
    Die praktischen Pläne sehen anders aus.
    Da bei Ausfall von Telefon / Handy nicht einmal mehr der Kontakt zu den eigenen Mannschaften (außer durch Boten) hergestellt werden kann, Polizei, Rotes Kreuz und THW nicht in die gleichen Kommunikationsgeräte investiert haben (Kostenfaktor) und Satelitentelefone zu teuer waren / sind, hat man sich darauf verständigt mit den vorhandenen Mitteln zu kesseln.


    Das funktioniert mit den vorhandenen Mannschaften schnell und halbwegs zuverlässig. Alle Ausfallstraßen, Autobahnen, Bundesstraßen usw. werden gesperrt. Dafür reicht jeweils ein Einsatzwagen und sollte nach 2Stunden beendet sein.


    "Ein Lkw wird schräg gestellt und den ersten 5Pkw Fahrern auf jeder Fahrbahn wird der Schlüssel abgenommen, dann kann der Einsatzwagen schon weiter... Wohin gehen die überraschten Leute zu Fuß? In die Stadt..."


    Von außerhalb hinzugezogene Kräfte errichten in sicherer Entfernung vor der nächsten Ortschaft Straßensperren, empfangen notorische einfältige Fußgänger, Fahrradfahrer und Motoradfahrer und schicken sie zu Fuß zurück.


    Großstädte werden nicht evakuiert, denn die Frage "wohin??" endete im Chaos.


    Mit freundlichen Grüßen
    Nikwalla

    „Der Tag mag kommen, da das Zeitalter der Menschen tosend untergeht.Doch heute kämpfen wir!
    Haltet Stand! Menschen des Westens!“

  • Mit dem Digitalfunk wäre es ein leichtes das alle BOS (Polizei/THW/FW/HiOrgs) miteinander kommunizieren, aber ...
    es ist mMn nicht gewünscht.


    Gut Digifunk ist noch nicht flächendeckend vorhanden, aber man ist dran.


    Ich glaube nicht, dass ein Peterwagen in der Lage ist, eine Straße zu sperren, wenn die Stadtbewohner ihr Gefahrengebiet verlassen wollen.