Tourenbericht vom Norden nach Osten in 5 Tagen 486 km zu Ostern 2015 mit dem Rad

  • Nachfolgend möchte ich von meiner ersten richtigen Radtour nach Berlin berichten und das Erlebte und die Erkenntnisse daraus schildern. Die Idee die Tour zu fahren kam recht spontan eigentlich wollte ich zusammen mit zwei Freunden über Ostern mit dem Rad nach Hamburg fahren, dies klappte dann aber aus terminlichen Gründen bei einem nicht. Hinzu kam das ich noch 2 Tage Resturlaub hatte die ich nehmen mußte, somit hatte ich 6 Tage zur Verfügung 5 für die Radtour und einen für die Bahnfahrt zurück.

    Ungefähr 2 Wochen vor Karfreitag hatte ich den Entschluß gefaßt und begann mit den Vorbereitungen. Ein Freund empfahl mir GPSies http://www.gpsies.com um meine Route zu planen vorher hatte ich so etwas noch nie gemacht und ein Gerät wie die von Garmin besaß ich auch nicht. Vor einiger Zeit habe ich mir aber mal bei einer Adventsaktion das kostenpflichtige Karten-App ApeMap http://www.apemap.com/ besorgt welches es ermöglicht Karten wie OpenStreetMap auch vorab aufs Handy herunter zu laden und geplante Tracks darzustellen usw. Insgesamt habe ich 4 Streckenabschnitte geplant.


    • 61,5 km bis Walsrode zu Verwandten bei denen ich die erste Nacht verbringen wollte.
    • 83,5 km bis Großraum Hannover zu Temeon der mir freundlicherweise angeboten hat bei sich im Garten zu campieren.
    • 163 km von Temeon zum Mittellandkanal und den gesamten Kanal entlang bis zum Wasserstraßenkreuz Magdeburg.
    • 139 km vom Wasserstraßenkreuz Magdeburg den Elbe-Havel-Kanal entlang bis zur Mündung an der Havel und dann bis Berlin Zentrum.


    Summe 447 km

    Auf anraten Bekannter und Personen aus dem Forum habe ich meine Ausrüstung noch um einiges ergänzt. So z.B. Unterhosen mit Gesäßpolster, isolierte Trinkflasche und Schuhe mit SPD Bindungen. Mein Tourenrad ein Koga Miyata Randonneur hatte ich mir im Winter gekauft, da ich schon lange nach einem neuen Rad Ausschau gehalten habe. Hinzu kam noch ein neuer Fahrradhelm und ein Bügelschloß Abus Granit X-Plus 540. Auf meiner Einkaufsliste stand dann noch eine neue Isomatte, da ich bis jetzt immer mit recht großen alten aber guten Thermarest Matte unterwegs war, aber im laufe meiner Umstellung auf einen kleineren Rucksack für meiner Trekkingtouren etwas kompaktes brauchte. Nach meinem Reinfall mit einer geliehenen Exped Downmat UL auf der letzten HSP-Tour kam diese für mich nicht mehr in Frage. Empfohlen wurde mir die Thermarest Trekker die ich mir dann auch noch besorgt habe. Geliehen habe ich mir eine Fahrradhalterung aus Silikon für das Handy / Navi, zwei große Ortlieb Fahrradtaschen (40 l) und eine Rack-Pack XL (89 l), eine Lenkertasche besaß ich schon.
    Geplant hatte ich ursprünglich meinen gepackten (20 kg) in dem Rack-Pack zu verstauen was vom Volumen her auch gepaßt hätte ich aber bei einer ersten Probefahrt feststellen musste das der Schwerpunkt viel zu weit oben lag.  

    Insgesamt hatte ich 32,5 kg Gepäck dabei davon 4 kg Lebensmittel und 3-4 l Wasser. Nun aber zur Tour!


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    Tag 1

    Aufgestanden bin ich um 7 Uhr noch einmal geduscht und gefrühstückt die Sachen waren schon gepackt und los ging es dann um 9.30 Uhr.



    • Die erste Etappe waren geplante 61,5 km. Das Wetter war nach den Unwettern der letzten Tage gut. Nach 2 h war ich schon 33 km weit gekommen.
    • Um 11.50 Uhr habe ich dann die erste Pause gemacht (Kilometer 37) gegessen habe ich ein geschmiertes Brötchen mit Käse und Salami, um 12.15 Uhr ging es weiter ich kam viel schneller voran als gedacht!
    • Zeitweilig habe ich mich nach Korsika versetzt gefühlt als ich dieses Straßenschild gesehen habe.



    • Nach kurzer Zeit war mir dann aber klar in diese Einfahrt werden im SHTF-Szenario die Plünderer zuletzt einbiegen.
    • Das Wetter war toll die Straßen und Wege gut zu befahren! Meine
    • Durchschnittsgeschwindigkeit am ersten Tag lag bei 17,2 km/h





    Bereits um 14 Uhr habe ich mein Ziel erreicht es gab keine großen Komplikationen. Ich dachte mir wenn das so weiter geht sind auch die drei 100 km Etappen an Tag 3-5 gar kein Thema. Eigentlich hätte ich nach einer Rast problemlos weiterfahren können. Meine Tante hat mich aber wunderbar versorgt und haben über die geplante Tour geklönt und sie und mein Onkel mir von ihren Erfahrrungen erzählt. Früher waren sie selbst viel in der Welt unterwegs gewesen z.B. mit dem VW Bus bis Vesterålen (Norwegen), Auslandserfahrungen in Peru, Argentinien, Venezuela, China, Syrien, Ägypten… da hat man was zu berichten. Mein Onkel war früher selbst teilweise wochenlang mit dem Rad in Deutschland unterwegs, um nach der Grenzöffnung die neuen Bundesländer zu bereisen. Da er den direkten Kontakt zu den Menschen der entsteht wenn man auf dem Rad ist sehr geschätzt hat, ist er nicht mit dem Auto gefahren und hat eigentlich die Routen auch nur grob vorgeplant.
    Insgesamt war es ein lockerer Tag, es hat nur zweimal etwas Nieselregen gegeben und von meinem Proviant habe ich kaum etwas verbraucht.

    Live Kommentar vom Handy zum Tag im HSP Forum:

    Zitat

    So die erste Etappe mit 65 km habe ich gut überstanden. Ich bin um 8.30 Uhr gestartet und war um 14 Uhr am Ziel viel schneller als gedacht. Wettertechnisch war es angenehm nur 2 mal Nieselregen. Zum Start war ich zu warm angezogen nach 1 h habe ich mich dann der langen Unterhose entledigt.
    Insgesamt habe ich nur eine richtige Pause gemacht.

    Morgen geht's dann weiter!

    Gruß Kupfersalz

  • Tag 2

    Aufgestanden bin ich um 8 Uhr aber erst um 9.40 Uhr abgefahren. Ziel war das kleine Reich von Temeon bei Hannover. Beim Streckenkilometer 100 und Tageskilometer 35 um 11.50 Uhr habe ich eine Pause gemacht und Brot mit Landjäger und Käse gegessen. Aufgebrochen bin ich gegen 12.10 Uhr. Im laufe der Zeit hat sich herausgestellt das fast alle Pausen eine Dauer exakt von 20 min hatten ohne das ich auf die Uhr geschaut habe. Anscheinend war das die Zeit die ich zum entpacken, verschnaufen, essen und wieder packen gebraucht habe.


    • Ab Kilometer 45 (12.45 Uhr) ging es weiter auf einfachen aufgeweichten Wald- und Feldwegen.




    • 13.20 bis 13.40 Uhr Kilometer 53 Pause, habe Appetit auf Knacker, Käse und Brot nicht auf die teuren Protein- und Kohlenhydratriegel die ich gekauft habe.
    • Durch die starken Niederschläge der letzten Tage gab es viele Überschwemmungen




    • Ab km 60 meldet sich mein linkes Knie das kenn ich schon… (muss wohl mal ein MRT machen lassen..)
    • Bei 63 versperrt Hochwasser mir meine Route ich muss einen Umweg fahren aber nicht all zu weit.





    • Ab km 70 wird es anstrengend irgendwie dachte ich das es nur 71 km bis zu Temeon waren das war aber eine falsche Annahme wie sich herausstellt wahrscheinlich eine Zahl für die direkte Strecke.
    • Überall scheinen sich die Dörfler zu formieren Gruppen aus angehörigen der Feuerwehren und Männern meistens gekleidet in alten Bundeswehrparka und BDU Hosen organisieren sich, etwas ist im Gange…
    • Ich merke wie sich hinter mir schlechtes Wetter zusammenbraut.




    • Es fängt an zu regnen mit ekeligem Graupel ziehe mir meine Regenhose und Handschuhe an. Dann passiert es km 77 durch die Anstrengung, das schlechte Wetter, dem schlechten nassen zerfahrenen Feldweg stürze ich. Auch ein Fehler war das ich mich in die Bindungen eingeklickt hatte. Ich bekomme nicht schnell genug meine Füße von den Pedalen und durch das hohe Gewicht kippe ich einfach um. Zum Glück habe ich kurz vorher mir meine Handschuhe angezogen, so dass ich mir die linke Hand mit der ich mich abgestützt habe nicht verletze! Ich ziehe mir leichte Abschürfungen und eine Prellung oberhalb des linken Knies zu. Ich fahre ohne die leichte Verletzung zu versorgen weiter. Die Abschürfung spüre ich erst später, da ich die Stelle unmittelbar nach dem Sturz nicht kontrolliert habe.
    • Die direkte Route würde mich durch das Zentrum von Hannover führen darauf hatte ich keine Lust, so dass ich meine Route durch die Außenbezirke geplant hatte was auch gut funktionierte. Die Navigation mit dem Handy funktioniert gut.
    • Ankunft bei Temeon im Garten um 16.50 Uhr und 90 Tageskilometern.
    • Nachdem die ersten 65 km so easy waren habe ich nicht mit so anstrengenden 71 km die sich als 90 herausstellten gerechnet.
    • Erst mal wird die Wunde versorgt mit Desinfektionsmittel und einem Pflaster.




    Die einzelnen Pflaster die ich dabei habe sind alle zu klein Temeon spendiert einen langen Pflasterstreifen


    • Der Handyakku wird mit dem Solarlader aufgeladen




    • Temeon bereitet ein leckeres Chili zu dazu gibt es ein Bierchen sehr schön!
    • Anschließend geht’s zum Osterfeuer ein toller Abend mit guten Gesprächen. Mein kleines Zelt baue ich im Garten auf. In der Nacht sitzen wir dann noch zu zweit an der Feuerschale und palavern.




    Live Kommentare vom Handy im HSP-Forum zum Tag:

    Zitat

    Stelle gerade bei meiner Überlandexkusion eine verstärkte Aktivität der Dorfwehren fest. Eine Mischung aus Feuerwehrmännern und Personen vorzugsweise mit alten BW Kleidung scheinen sich auf etwas vorzubereiten!



    Zitat

    Nach 90 km bin ich um 17 Uhr bei Temeon angekommen. Ab Kilometer 70 hat sich mein linkes Knie gemeldet. Kurze Zeit später fing ein ekelhafter Schneeregen an. Das und die Erschöpfung führte dann dazu das ich auf einem nassen unbefestigten Feldweg gestürzt bin. Ergebnis eine Prellung und Abschürfung am linken Oberschenkel. Das ganze wurde 1 h später verarztet.
    Nun nach dem Chili und einem ersten Bierchen stehen wir am Osterfeuer und warten das die Pyromanen den nassen qualmenden Häufen ordentlich zum brennen bekommen.

    Gruß Kupfersalz



    @ Temeon noch mal vielen Dank für die Herberge, Speis und Trank das Gegenangebot steht!

  • Tag 3

    Ich stehe gegen 7 Uhr auf und fange an meine Sachen zu packen. Temeon kommt mit Kaffee zum Frühstück vorbei. Es wird Tauschhandel betrieben Erbswurst gegen BW Notnahrung von mir. Temeon will mir noch mehr mitgeben aber ich lehne dankend ab, da ich vollgepackt bin und noch fast 4 kg Essen dabei habe. Mein Tagesziel sind ca. 120 km, um eine Reserve für die anstehenden 302 km bis Berlin heraus zu fahren.


    • In der Nacht gab es einen Eisregen am Morgen ist alles mit Eis überzogen, die Nacht war -6°C warm.




    • Um 9 Uhr fahre ich ab.
    • 9.45 Uhr, km 6,5, ich lerne es nie wie an den beiden ersten Tagen zu warm angezogen kurze Pause um die lange Unterwäsche auszuziehen
    • Das Wetter ist Sonnig und leicht diesig
    • Ich fahre über den Sydney Garden in die Chicago Lane sehr amüsant.




    • Danach komme ich nur langsam voran auf den schlammigen von Traktoren zerfahrenen Feldwegen
    • 10.20 Uhr, km 12,5 es musste ja so kommen ich habe einen Platten hinten




    • 11.26 Uhr fertig mit der Reparatur, habe den Schlauch gewechselt, hatte keine Lust den anderen Schlauch direkt zu flicken.




    • Erst einmal Pause um 11.50 Uhr war das Fahrrad wieder beladen und es ging weiter
    • Den Platten hatte ich nur 1 km vor dem Mittellandkanal den ich um 11.58 Uhr erreicht habe km 13,5. In sage und schreibe 3 h habe ich nur das geschafft was ich an den Tagen zuvor in weniger als 1 h zurückgelegt habe.
    • Teilweise fahre ich auf Trampelpfaden muss mehrmals die Seiten wechseln




    • 15 Uhr bis 15.20 Uhr km 42,5 mache eine Pause
    • Zur Motivation höre ich ab 16 Uhr Musik
    • Komme gut voran km 69 kurze Pause 17.55 bis 18.10 Uhr wenn es so weiter geht ist mein Tagesziel mindestens 100 km zu schaffen realistisch. Ich sehe ein Schiff mit genau meinem Motto J




    • Treffe einen anderen Radfahrer der auch am Kanal unterwegs ist in die gleiche Richtung fahren erst einmal zusammen weiter. Er redet permanent in seinem sächsischem Dialekt und nuschelt ziemlich da er nur noch 3 Zähne im Mund hat.
    • Der andere ist in den letzten Jahren sehr viel mit dem Rad unterwegs gewesen sein Ziel ist Chemnitz
    • Er erzählt von einer Schutzhütte am Kanal in der er übernachten will. Mein Plan ist es aber noch ein Stück weiter zu fahren (auch um mich von ihm zu trennen).
    • Dann der nächst Platten „fuck“ Der Mitfahrer hilft mir netterweise ich bin ziemlich genervt!
    • Der Mitfahrer ist schon mehrmals den Kanal entlang gefahren und weiß das wir in Wolfsburg nicht mehr weiter kommen durch Baustellen und das VW Werk.
    • Wir verlassen den Kanal und umfahren ein gutes Stück. Ich lade meinen Mitfahrer der gerne einen Kaffee trinken möchte beim golden M auf einen Kaffee und Cheeseburger mit Pommes ein.
    • Mein Mitfahrer ist zwar hilfsbereit aber redet in einer Tour egal ob man antwortet oder nicht dabei sind seine Lieblingsworte Scheiße und Idioten, dazu wiederholt er sich oft echt anstrengend.
    • Ich beschließe auch in der Hütte mit ihm zu übernachten habe keine andere Wahl es wird spät und dunkel.



    (am nächsten Morgen)


    • Um 22 Uhr erreichen wir wieder den Kanal und die Hütte 110 km mit zwei Pannen sind geschafft.
    • Die Hütte wurde zum beobachten von Vögeln errichtet. Wir schlafen auf zwei Bänken die Nacht war mittelmäßig höre Mäuse rascheln (haben alles Essen an Haken aufgehängt), der andere schnarcht.



    Live Kommentare vom Handy zum Tag:


  • Tag 4

    Wir sind um 7.30 Uhr aufgestanden. Ich habe Kaffee gekocht zum Frühstück gab es wieder Müsli. Um 8.30 Uhr sind wir dann weiter gefahren noch hält der Reifen die Luft! Das Wetter ist schön um 11 Uhr machen wir nochmal eine ½h Kaffeepause.


    • Um 13.00 Uhr haben wir 50 km geschafft es sind noch ca. 10 km bis zur Elbe der Reifen verliert langsam wieder Luft.
    • Km 55 wieder ein Platten, Reifen zum dritten Mal ausgebaut und geflickt die ganze Packung Flickzeug ist aufgebraucht. Wir kleben auch den Mantel von innen an den schlimmsten Stellen.




    • Tageskilometer 62 wir erreichen um 14.40 Uhr die Trogbrücke über die Elbe.




    • Hier trennen sich unsere Wege zum Abschied koche ich noch einen Kaffee
    • Um 15.20 geht es getrennter Wege weiter. Endlich wieder alleine der Mitfahrer war zwar sehr hilfsbereit und hat mir einige gute Tipps gegeben aber war eine sehr anstrengende Person ich mag es eben lieber etwas ruhiger.
    • Km 66 um 15.45 Uhr ich erreiche nach der großen Schleuse den Elbe-Havel-Kanal (EHK) jetzt sind es noch 140 km bis zum Ziel.




    • Ich fahre eine lange Strecke durch Burg, da in Teilen am Kanal kein direkter Weg verlaufen. Da wo es Wege gibt sind sie sehr ordentlich. Landschaftlich finde ich den EHK schöner als den MLK




    • An einer Tankstelle kaufe ich mir 1,5 l Wasser da ich keine Lust habe meinen Filter zu benutzen ich habe zwar den Kathadyn Pocket dabei bin aber zu faul ihn zu benutzen. Ich habe ihn schon oft genutzt und brauche nicht unbedingt die Erfahrung, ich weiß wie und das er funktioniert.
    • 17.30 Uhr km 83 mache ich eine Brotzeit. Ich lade mein Handy in der Abendsonne in den 25 min schafft das Ladegerät 6 % des Akkus zu füllen.
    • 18.45 Uhr ich fahre auf Feldwegen und habe den Kanal wieder verlassen. Die Abendsonne scheint schön.
    • Km 95 ich bin in einer Sackgasse gelandet, muss wieder zurück über den schlechten Feldweg 2-3 km.




    • Auf der anderen Seite gibt es einen asphaltierten Weg.
    • Langsam muss ich mich nach einem Lagerplatz umschauen um 20 Uhr finde ich in einem Waldstück vor Genthin einen geschützten Platz. Das war gar nicht so einfach in den lichten Kiefernwäldern Brandenburgs. Zwischen als Verjüngung gepflanzter Eichen baue ich mein Zelt auf. Ich tarne mein Rad und mein Zelt mit dem Schweizer Regenponcho und einem Tarp, da zur einen Seite ein Feld an die Dickung anschließt.



    (nächster Morgen)


    • Um 21 Uhr habe ich mein Lager fertig aufgebaut und koche Essen. Ich wollte schon länger mal vegetarische Bratlinge ausprobieren im Feld zuzubereiten. Die Fertigmischung muss nur mit warmen Wasser angerührt werden und 20 min ziehen. Auf meinem Edelstahlteller forme ich die Bratlinge und versuche sie in Öl auf dem Gaskocher anzubraten. Der Versuch mißglückt der Brenner ist zu heiß und der Teller leitet die Wärme zu gut direkt weiter die Bratlinge brennen an und lassen sich nicht wenden. Daraufhin schiebe ich alles kontinuierlich hin und her so wie Rührei das funktioniert.
    • Lichtdisziplin ist ein Problem meine Stirnlampe eine Fenix HL50 ist auch in der geringsten Stufe viel zu hell. Ich muss mir noch eine kleine LED-Funzel besorgen. Das meiste mache ich mit der Beleuchtung des Handydisplays alles etwas umständlich.
    • Die Nacht ist Sternenklar endlich habe ich meine Ruhe so habe ich es mir vorgestellt.
    • Um 22 Uhr lege ich mich hin und schlafe schnell ein.


    Live Kommentare vom Handy im HSP-Forum zum Tag:


    Zitat

    Kilometer 62 die Elbe überquert. Noch mal hinten den Reifen und Mantel geflickt. Mal sehen wie weit ich mit dem Mantel noch komme. Bin jetzt wieder alleine unterwegs mein Mitfahrer ist Richtung Dresden abgebogen.


    Gruß Kupfersalz


    Zitat

    Kilometer 83 komme gut voran noch hält der Reifen! Mache eine Pause und lade das Handy mit dem Solarpannel mal sehen was es bringt. Die 100 km scheinen realistisch für heute zu sein. Habe seit Magdeburg Gegenwind aus Osten. Wird die erste Nacht auf der Tour alleine im Zelt im nirgendwo freue mich!


    Zitat

    Liege jetzt im Zelt in einem Waldstück kurz vor Genthin, habe heute 108 km geschafft. Ich denke das ich es morgen bis nach Berlin schaffe wenn ich keine Panne mehr habe.


    Das mit dem Druck würde den Mantel zerstören habe ihn an 3 Stellen von innen Geflickt.


    Gute Nacht Kupfersalz

  • Tag 5
    Ich wache vom Vogelgezwitscher wieder auf es ist 6 Uhr ich beschließe noch etwas liegen zu bleiben. Die Kombination aus Evazotte 4 mm und Thermarest Trekker sowie dem Schlafsack ein Wiggy’s Ultra Light hält ordentlich warm. Um 6.30 Uhr stehe ich dann auf. In der Nacht hat es leicht gefroren vielleicht so -1 bis -2°C das Wasser in der Tass ist gefroren. Ich packe erst meine Sachen zusammen und bereite mir dann mein übliches Frühstück aus Kaffee und Müsli zu. Anders herum wäre es zwar bequemer aber ich möchte ja nicht im Zelt sitzend beim Kaffeekränzchen erwischt werden. Heute ist Dienstag wieder ein Arbeitstag somit ist auch mit erhöhter Aktivität durch Waldarbeiter zu rechen. Das zusammenpacken dauert länger als mir lieb ist das muss schneller gehen aber das System mit 4 Taschen ist neu für mich…

    In der Dickung hinter dem Rad habe ich geschlafen.


    • Es ist 8 Uhr und ich fahre weiter. Der Waldweg ist durch umgestürzte Bäume blockiert. Ich muss das Fahrrad über die Stämme heben.




    • Ich fahre rein nach Genthin und komme an einem Fahrradladen vorbei. Der Mechaniker hat zum Glück einen passenden Mantel da. Ich lasse ihn mir aufziehen einen Schwalbe Plus.




    • Um 9.30 Uhr bin ich wieder auf der Straße ein gutes Gefühl mit dem neuen Mantel und Schlauch!
    • Nach 10 km bin ich wieder am Kanal.
    • Am Tageskilometer 22 komme ich zur Schleuse Wusterwitz an der noch gebaut wird. Ein Bauzaun der halb geöffnet ist versperrt den Weg. Ich fahre trotzdem über die Baustelle auf der nicht gearbeitet wird.
    • Ich sehe das Schiff Vorwärts zum zweiten mal der Name entspricht immer noch meinem Motto.
    • Den letzten Kilometer bis zur Havel folge ich einem Trampelpfad der eine Sackgasse für mich ist ich will aber die Mündung des Kanals in die Havel sehen.




    • Ich finde an der Mündung km 25 um 11 Uhr einen netten Platz an dem ich länger Rast mache. Ich schreibe ein wenig im Forum und schicke an Freuend Nachrichten.




    • Noch sind es ca. 85 km bis Berlin Zentrum um 11.50 Uhr fahre ich weiter.
    • Ich komme gut voran es wird aber windiger der Wind kommt aus Nordwest und bläst meistens von der Seite zum Glück habe ich keinen Gegenwind
    • Langsam geht mein Wasservorrat zur neige. In einem kleinen Ort frage ich eine alte Dame die in ihrem Vorgarten arbeitet ob sie mir meine Trinkflasche mit Wasser auffüllt was sie dann auch tut.
    • Bei km 82 versperrt ein Tor mir meine geplante Route, somit muss ich einen Umweg fahren und ein längeres Stück als geplant an der B5 entlang radeln.




    • Der perfekte Kulturschock ist das der Umweg mich durch das Outletcenter an der B5 führt. Ich der seit 5 Tagen unterwegs bin finde mich plötzlich neben irgendwelchen Klamottenläden wieder.




    • Über Staaken / Spandau fahre ich nach Berlin hinein




    • Über die Heerstraße geht es dann über den Theodor-Heuss-Platz an dem ich noch an dem Denkmal gegen Vertreibung in der Welt ein Foto mache bis zur Siegessäule das will ich mir nicht nehmen lassen. Von da sind es aber auch nur nicht wenige km bis zu meinen Eltern.




    • Um 18.30 Uhr erreiche ich nach 113 km (der längsten Tagesetappe) mein Ziel. Ich werde von meinem Vater und einem Freund er in der Nachbarschaft wohnt in empfang genommen es ist GESCHAFFT der Tacho zeigt 486 km an mehr als gedacht.




    Live Kommentare vom Handy im HSP-Forum zum Tag:



    Zitat


    Ich bin heute um 18.30 uhr zuhause bei meinen Eltern angekommen. Insgesamt waren es 486 km die mir der Tacho angezeigt hat :)

    Bin jetzt geduscht habe was gegessen und die feuchte Ausrüstung hängt zum trocknen auf dem Wäscheständer.
    Morgen werde ich mehr berichten trinke jetzt mit meinem Vater noch ein Bier und gehe dann ins Bett.

  • Ich hatte mir ja vor meiner Reise ein paar Fragen gestellt die ich mir Beantworten wollte.



    Nun mein Fazit:


    • Etappen von mehr als 100 km sind gut zu schaffen wenn das Material hält und die Strecke einigermaßen flach ist.
    • Ein zu hoher Schwerpunkt mit dem Gepäck ist ungünstig. Frontroller müssen her.
    • Pedalen und Schuhe mit Bindungen sind klasse auf freien Strecken im Stadtverkehr oder auf schlechten Wegen sind sie gefährlich.
    • Ich bin fast an jedem Tag zum Start zu warm angezogen gewesen. Nach 20-30 min musste ich mich umziehen. Die Weisheit sich so zu kleiden, dass man leicht friert beim Start entspricht der Wahrheit.
    • Meinen Weg haben gelegentlich natürliche und auch menschengemachte Hindernisse blockiert. Man muss mit allem rechnen. Mit den Überschwemmungen z.B. habe ich nicht gerechnet.
    • Obwohl ohne Fitnesstraining und regelmäßigen Sport war es möglich 5 Tage am Stück unterwegs zu sein ohne richtig an die Substanz zu gehen.
    • Die Navigation mit dem Handy und vorgeplanten Strecken hat gut funktioniert.
    • Das Material entscheidet mit, in Zukunft werde ich noch verstärkt auf die Tauglichkeit aller Einzelteile achten. (Den Mantel hatte ich nicht auf dem Schirm)
    • Redundanzen können sinnvoll sein. Demnächst nehme ich 2 Päckchen Flickzeug mit und zwei Ersatzschläuche nicht nur einen.
    • Sich mit Leuten arrangieren zu können kann hilfreich sein. Auch im HSP-Fall kann man sich seine „Mitreisenden“ nicht aussuchen.
    • Ich hatte mir größere Mengen an teuren Protein- und Kohlenhydratriegel gekauft. Gegessen habe ich nur wenige davon ich hatte mehr Hunger auf Wurst und Käse mit Brot. (typische Brotzeit)
    • Nächstes mal nehme ich die doppelte Menge Knacker/Landjäger mit.
    • Das Laden mit dem Solarpanel hat gut in den Pausen funktioniert während der Fahrt habe ich es nicht probiert. In Kombination mit einer Powerbank eine gute Energieversorgungsmöglichkeit.
    • Zukaufen musste ich prinzipiell nur den Mantel; die Flasche Wasser, den Kaffee und der Cheesburger bei MC Donalds waren Luxus.
    • Es lohnt sich mit den Leuten am Wegesrand zu sprechen, so habe ich den ein oder anderen Tipp bekommen.
    • Bei warmen Temperaturen wäre mein Wasserverbrauch um ein vielfaches höher gewesen.
    • Musik kann ein guter Motivator sein. Nächstes mal kommt eine größere Auswahl mit.



    Meine Packliste werde ich zu einem späteren Zeitpunkt mal zusammenstellen.

    Vielen Dank für die Diziplin keine Zwischenfragen zu stellen! Nun ist das Thema freigegeben.


    Gruß KUPFERSALZ

  • Hallo Kupfersalz!


    Im HSP hatte ich zwar schon was dazu geschrieben, hier aber noch mal:


    Eine super Tour und eine echt starke Dokumentation. Für mich hat das eine besondere Relevanz, auch im Ernstfall. Zum einen gehe ich seit Monaten mit dem Thema Fahrrad und auch einer Tour schwanger. Zum Anderen ist die Betrachtung im Kontext eines Ernstfalls wirklich gewinnbringend.


    :Gut:


    Also auch hier: Hut ab!

    I feel a disturbance in the force...

  • Respekt!


    Lg
    der Boxer

    Das Leben ist das, was dazwischen kommt, wenn man alles geplant hat

  • Hallo Kupfersalz,
    hier kann ich Dir endlich die Likes geben welche ich im HSP schon gerne gegeben hätte!
    So ist´s richtig! Nicht sagen sondern tun!


    LG Wolfgang

  • Prima gemacht Kupfersalz.


    Schöne Tour, gute Fotos, super Bericht.
    Danke Dir für den Anstoss und die guten Tipps.

    Usque ad finem ! Good logistics alone can’t win a war. Bad logistics alone can lose it.

  • Super Bericht Kupfersalz,


    die Geschichte mit dem großen M ist voll und ganz OK, hattest ja genug (bessere) Nahrung dabei für den Ernstfall. Auch die Wasserversorgung hätte dank Filter wohl unproblematisch geklappt.


    Was mich wirklich stutzig macht: So viele Platten/Reifenprobleme. Also entweder hast Du mehrere echt schlechte Tage hintereinander gehabt, oder die Qualität der Mäntel und Schläuche ist vollkommen miserabel.


    Ich kann mich noch sehr gut an meine Jugendzeit erinnern, jeden Tag Fahrrad (auch alte, billige, gebrauchte) und an vielen Tagen 25km+. Durchschnitt bestimmt über 10km Tag/Jahr. OK, nicht ganz soviel wie bei Deiner Tour, aber hey, ich hatte vielleicht einmal im Jahr einen Platten. Gefahren sind wir sicherlich nicht zimperlich, eher das Gegenteil. Wundert mich wirklich.


    LG Buschmann

  • Der Reifenmantel war einfach alt und mürbe. Hinzu kommt dann das Gepäckgewicht von über 30 kg und ich mit meinen 75 kg. Die Fahrerei auf den schlechten unbefestigten Wegen tat dann sein übriges.

  • Hoi Kupfersalz


    Danke, dass du deine Erfahrungen mit uns teilst!
    Liest sich echt toll und ist natürlich super wenn das Resultat auch positiv ist. Hab da schon Anderes gelesen.
    Deine Beiträge lassen mich gerade Mitleid mit meinem Fahrrad haben...ich behandle es eigentlich viel zu schlecht :frowning_face:
    Sollte mal was dafür machen.



    Gruess, Anti
    Wo hab ich denn nun das WD40 schon wieder versorgt...?

  • Ein dickes Lob für die Super Reportage,wie mein vorredner schon sagte,nicht quatschen,machen:Gut:


    Gruss Kraftwerk


    P.S. Freu mich schon auf die nächste Reportage:-)

  • Danke, super Bericht..


    Wie mein Trainer sagen würde:
    Nicht labern, MACHEN..


    Meinen vollen Respekt für die Aktion.


    Gruß mob

    Don't Panic !!!!

  • Hallo Kupfersalz,


    Vielen Dank für die Mühe einen solch ausführlichen Bericht inklusive Bilder zu schreiben. :Gut:
    Da will man beim lesen auch gleich die Sachen packen und raus.


    Gruss Suti

    Usque ad finem