Von Wölfen und Bushcraftern


  • Tja, die Zeiten haben sich geändert: Rotkäppchen lügt nicht mehr!



    Zitat von Legend;231682

    Ich finde es gut, dass Wölfe wieder in heimischen Wäldern umher ziehen. Ich denke, man/wir muss(en) lernen, damit umzugehen. Sie sind sicher weder völlig ungefährlich noch unberechenbare Raubtiere.


    Legend


    Was genau macht die Wölfe denn berechenbar?
    Alle bisher gemachten Annahmen über das Verhalten der Wiedekehrer haben sich jedenfalls bisher als falsch herausgestellt: Weder sind alle Wölfe scheu (bei weitem nicht!), noch gehen sie dem Menschen aus dem Weg noch sind sie harmlos.


    Da man mit Fakten besser argumentieren kann als mit Vermutungen: Hier ein paar ausgewählte Links:



    Gerade der vorletzte Artikel ist ein Paradebeispiel dafür wie unberechenbar der Wolf ist: Der Jäger hat alles laut Lehrbuch gemacht um den Wolf zu vertreiben und geholfen hat schließlich nur der (nicht lehrbuchmäßige) Schuss in den Boden!


    Wen es interessiert: Die Wolfsstudien von Valerius Geist!


    Oder einen interssanten, gut recherchierten mehrseitigen Zeit-Artikel.


    Um es gleich zu sagen: Nein, ich habe noch nie einen Wolf in freier Wildbahn gesehen. Und ich hätte auch gerne, dass das so bleibt. Wölfe haben mMn in unserer dicht besiedelten Kulturlandschaft nichts, aber auch gar nichts verloren.
    Ich bin aber deswegen nicht für die Ausrottung des Wolfes. Aber ich bin gegen das Experiment, ein bereits seit vielen Jahrzehnten bei uns ausgestorbenes Großraubtier in sein ursprüngliches, mittlerweile jedoch extrem dicht besiedeltes Verbreitungsgebiet zurückzulassen.
    Der Wolf ist nicht (wie gerne argumentiert) vom Aussterben bedroht :nono:.
    Und es ergibt für die Betroffenen (also alle Nutzer der Natur - vom Spaziergänger bis zum Landwirt und Jäger) keinen Vorteil dass er nun da ist.
    Ich bin dagegen, auf dem Rücken der ländlichen Bevölkerung ein Experiment zu starten bloß weil die Mehrheit (= die naturfernen, verklärten wildromantischen Großstädter) sich plötzlich nach ein wenig mehr Wildnis und einen Hauch von Abenteuer in der Natur (eigentlich: Kulturlandschaft, aber diesen Unterschied kennen sie ja nicht - für die meisten Städter ist ein penibel gepflegter Park das Höchste an "Natur" das sie im echten Leben gerade noch ertragen können) sehnt.:verärgert:


    Es ist halt ein Unterschied ob der Wolf in den weitgehend menschenleeren Weiten Nordamerikas, Polens oder Sibiriens lebt oder in Mitteleuropa.
    Man kann das was dort (unter gewissen Bedingungen wie z.B. Bejagung) mehr oder weniger gut funktioniert nicht 1:1 auf unsere Verhältnisse (noch dazu mit geänderten Rahmenbedingungen) übertragen.


    So, sorry für den ausführlichen OT, bin auch schon wieder raus. Aber das musste gesagt werden...


    LG,


    Maresi

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.

  • Zitat von Asdrubal;231773

    Einen zu allem entschlossenen Wolf kann man wohl nur schwer abwehren, aber sollte es dazu kommen, habe ich lieber einen ordentlichen Knüppel als nur ein Taschenmesser. :winking_face:


    Einen Wolf wirst du vielleicht noch abwehren können. Wölfe jagen aber zumeist im Rudel...


    Zitat von Asdrubal;231773


    Ich gehe auch davon aus, dass Wölfe im Normalfall scheu sind und Reißaus nehmen oder sich so verstecken, dass wir sie nicht sehen. Problematisch sind meines Wissens allerdings Tiere, die diese natürliche Scheu ablegen, vielleicht weil sie oder auch nur die Leittiere gefüttert wurden. Das geben die nämlich gewissermaßen kulturell an Jungtiere und auch an abgespaltene Rudel weiter. Das soll ja bei dem Rudel auf dem Truppenübungsplatz in Munster und bei dem Paar im Hamburger Umland der Fall sein. Hier sind Biologen, Naturschützer, Forstleute, Jäger und nachrangig auch alle, die im Freien unterwegs sind, gefragt, den Wölfen die Scheu wieder anzutrainieren. Dazu ist vermutlich noch Forschungs- und vor allem Aufklärungsarbeit nötig. Auf jeden Fall wird man hierzulande zunehmend ein "Wolfsmanagement" brauchen. Wenn die Population tatsächlich irgendwann mal so dicht wird, dass Wölfe in größerer Zahl in menschlichen Siedlungen unterwegs sind, würde ich auch wieder die Jagd auf sie, natürlich mit kontrollierten Quoten, befürworten. Aber von dem Punkt sind wir wohl noch ein paar Jahrzehnte entfernt.


    Der Blinde Fleck vieler Wolfsbefürworter ist, dass es keine genetisch transportierte natürliche Scheu des Wolfes vor dem Menschen gibt. Es gibt nur einen natürliche generelle Scheu vor Unbekanntem.
    Allerdings ist der Wolf durch seine hohe Intelligenz in der Lage, ziemlich schnell herauszufinden ob etwas Unbekanntes tatsächlich eine Gefahr oder doch in die Kategorie "Beute" einzuordnen ist.


    Dieser Lernprozess ist gerade im Gange: Zuerst tatsächlich Scheu, dann vorsichtige Annäherungen (teilweise absichtlich, teilweise nicht). Die Distanz wird so lange reduziert bis es schließlich zu ersten (noch ziemlich harmlosen und ungeschickten) Erkundungsangriffen kommt. Wenn diese (aus Sicht des Wolfes) erfolgreich sind (sprich: Es gibt keine nennenswerte Gegenwehr) dann erst kommt es zu echten
    Angriffen.
    Dies ist eine Prognose, welche nicht von mir stammt, aber mMn stimmig ist, weil es der Intelligenz der Wölfe Rechnung trägt.
    Dies heisst: Wenn diese Prognose korrekt ist ist nicht die Frage, ob es zu Angriffen von Wölfen kommt. Es wird die Frage sein: Wann kommt es zu den ersten Angriffen, und ab welcher Anzahl an Angriffen (Toten) es zu einer Gegen- wenn nicht gar Überreaktion kommt.:staun:

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.

  • Hallo,
    ich kann nur Maresi zu 100% zustimmen. Danke für deinen Beitrag.
    Übrigens finde ich das Gleiche gilt auch für Bären.


    Gruß
    Gerald


  • Da beneide ich Dich. Mangels Beziehungen hatte ich keine Gelegenheit die Kern- oder Naturzone des Nationalparks zu betreten. Ich musste mich mit dem Besucherzentrum begnügen und durfte die Tiere nur in den Gehegen anschauen. Soweit ich weiß darf man selbst nicht mal in die Mantelzone des Nationalparks gehen. Eine Wanderung dort wäre ein Traum.


    Gruß Pimponello

  • Gerald


    Komm ja nicht auf dumme Gedanken!:devil:


    Door Miesegrau


    Weis noch wie es Kumpel Bruno erging........:ohhh:

    Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom..........;-)

  • Zitat von Pimponello;231813

    Da beneide ich Dich. Mangels Beziehungen hatte ich keine Gelegenheit die Kern- oder Naturzone des Nationalparks zu betreten. Ich musste mich mit dem Besucherzentrum begnügen und durfte die Tiere nur in den Gehegen anschauen. Soweit ich weiß darf man selbst nicht mal in die Mantelzone des Nationalparks gehen. Eine Wanderung dort wäre ein Traum.


    Gruß Pimponello


    :confused:


    Der gesamte Nationalpark ist von Wanderwegen durchzogen:


    http://www.openstreetmap.org/#map=13/48.9540/13.4069

    I feel a disturbance in the force...

  • In unserer Gegend hat und gibt es regelmässig Wolfssichtungen welche von der Wildhut bestätigt werden (DNA Test der gefundenen Losung). Dort wo ich wohne hatten wir letztes Jahr, hinter dem Haus, einen durchziehenden Wolf der sich an den Schafen vergriffen hatte. In der folgenden Nacht wurde er beim zurückkommen von einer Wildkamera fotografiert.


    [ATTACH=CONFIG]27986[/ATTACH]


    Bis jetzt sind die Wölfe hier alles durchziehende Einzelgänger. Das einzige Rudel lebt im Kanton Graubünden im Calandagebiet. Alles in allem leben in der Schweiz ca. 30 Wölfe. Neben den erwähnten einzelnen Wölfen gibt es da wo ich wohne auch Luchse. Ich muss sagen, dass ich meine Outdooraktivitäten bis jetzt nicht angepasst oder geändert habe. Ich hoffe, dass ich das nicht einmal bereue, glaube aber, dass diese Tiere eine natürliche Scheu vor den Menschen haben. Wenn es hier Bären geben würde, müsste ich über die Bücher. Da wir aber in der Schweiz bisher nur in der südöstlichen Schweiz Bären hatten, erübrigt sich das im Moment.
    Meiner Meinung hat der Wolf hier eine Daseinsberechtigung. Bevor er ausgerottet wurde, war er fester Bestandteil in unserer Natur. Nun ist er auf natürlichem Weg zurückgekommen, also haben wir uns entsprechend anzupassen. Ich weiss, dass nicht alle diese Meinung teilen. Insbesondere die Nutztierhalter hier teilen diese Meinung nicht.


    Gruss elfer11

  • Hallo elfer11,


    eine natürliche Scheu vor dem Menschen hat der Luchs, aber nicht der Wolf. Und zwar aus einem ganz einfachen Grund: Für das einzelgängerisch lebende Pinselohr ist ein gesunder Menschen ein zu großes Risiko (seine Beute wiegt im Allgemeinen deutlich unter 50 kg).
    Wölfe hingegen sind - einzeln gegen Schwache, im Rudel auch gegen Wehrhafte - in der Lage, Menschen zu reißen.
    In Indien werden Kinder teilweise sogar in Hütten getötet, ganz ohne ein Anzeichen von Scheu!
    Denn diese entsteht nur dort wo die Wölfe bejagt werden und dadurch den Menschen als Gefahr kennen lernen. Dieses "Wissen" wird zwar prinzipiell an die nächste Generation weitergegeben. Allerdings sind Jungwölfe, wie auch menschliche Teenager, Revoluzzer und testen gerne aus ob das auch stimmt was Mami und Papi gesagt haben. Und so entsteht bald eine Generation von Wölfen die den Menschen nicht als Bedrohung ansieht - die Scheu ist futsch, das intelligente Raubtier bleibt übrig!


    Was das "Wissen" von unseren Wolfsexperten wert ist hat ja die Vergangenheit schon gezeigt: Fast jede ihrer Prophezeihungen (z.B. über deren (oftmals in der Realität nicht vorhandene) Scheu, dass sie keine Rinder reissen, dass sie keine Pferde reissen, dass Elektrozäune sie aufhalten, ...) hat sich bisher als naive Wunschvorstellung erwiesen.


    Es mag sein dass es in der Zentralschweiz noch einen Rest Natur gibt. Große Teile von Österreich und Deutschland ist aber dicht besiedelte Kulturlandschaft, die sehr gut ohne Großprädatoren auskommt!
    Daher bin ich persönlich dafür, den Wolf nur in jenen Gebieten ungestört siedeln zu lassen wo dies strukturbedingt halbwegs sinnvoll möglich ist.
    Im OÖ Zentralraum z.B. kann ich mir eine friedliche Koexistenz von Mensch und Wolf nur schwer vorstellen...

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.

  • @ Maresi


    Ein Dislike wollte ich nicht nicht reinhauen, ich bin gegen eine Negativbewertung nur weil ich anderer Meinung bin. Auch möchte ich Dich nicht persönlich attackieren, das liegt mir fern. Ich habe einfach eine andere Meinung zu diesem Thema.


    Auch die Zentralschweiz ist relativ gut Besiedelt, wir haben hier nur bedingt mehr Natur als anderswo auch, dafür ein paar Berge mehr, welche aber vielen Leuten als "Abenteuerspielplatz" dienen - oder eben als Sportgebiet.


    Trotzdem bin ich der Meinung dass der Wolf durchaus seine Daseinsberechtigung hat, trotz der Gefahren die er für die Menschheit mitbringt. Persönlich halte ich den Menschen für massiv schlimmer als den Wolf. Möglicherweise sollten wir Menschen einfach mal lernen, dass es keine absolute Sicherheit gibt und wir auch wieder lernen müssen mit natürlichen Gefahren zu leben, dass unsere Gefahren nicht nur aus Arbeitsplatzverlust und Verkehrsstau bestehen.


    Ich bin beileibe kein Grüner, und gehöre auch keiner Tierschutzgruppe an. Aber ein wenig reales "Mit-der-Natur" als "Pseudonatur-im-Zoo" halte ich für angebracht, ohne gleich ganze Tierarten auszurotten, nur weil sie uns stören oder wir keine Lust haben uns dem entsprechend auf eine mögliche Gefährdung vorzubereiten.

  • Naja, wenn Du in Wolfregionen zu Fuß oder mit dem Rad irgendwo im nirgendwo unterwegs bist und es neben Dir "im Wald raschelt", dann geht mir schon etwas die Düse. Bin da wohl ein Schisser, wohl wissend, dass das eher irrationale Ängste sind. Ich hab auch eine gewisse Phobie vor Hunden.


    Ich hab noch niemals einen Wolf in freier Wildbahn gesehen.


    Obwohl ich Angst davor habe finde ich es gut, dass es in Deutschland wieder einige Wölfe gibt.

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Zitat von Cephalotus;234517

    Naja, wenn Du in Wolfregionen zu Fuß oder mit dem Rad irgendwo im nirgendwo unterwegs bist und es neben Dir "im Wald raschelt", dann geht mir schon etwas die Düse. Bin da wohl ein Schisser, wohl wissend, dass das eher irrationale Ängste sind. Ich hab auch eine gewisse Phobie vor Hunden.


    Ich hab noch niemals einen Wolf in freier Wildbahn gesehen.


    Obwohl ich Angst davor habe finde ich es gut, dass es in Deutschland wieder einige Wölfe gibt.


    @ Cephatolus:


    Du bist nicht alleine... Auch ich verspüre nicht unbedingt den Wunsch mit einem Wolf oder einem Bären im Zelt aufzuwachen..

  • Zitat von Maresi;234470

    Denn diese entsteht nur dort wo die Wölfe bejagt werden und dadurch den Menschen als Gefahr kennen lernen. ...


    Mir ist noch nicht ganz klar, wie die Wölfe den Menschen fürchten lernen, wenn man sie bei Kontakt tötet. Der tote Wolf kann ja sein Wissen nicht weiter geben. Oder sind das Selektionsprozesse über viele Generationen hinweg? (die mutigen sterben aus)


    Müsste man ihnen nicht eher Schmerz bereiten, wenn sie angreifen?


    Noch wachsen die Wolfspopulationen, aber über kurz oder lang wird man den Wolf wohl auch bejagen dürfen. Ich denke ein Kompromiss wird sich finden, also Wölfe als akzeptierter Bestandteil der einhemischen Tierwelt, aber auch Menschenschutz vor Tierschutz. Gerissene Nutztiere wie Schafe kann man entschädigen. Dass Wölfe von jemandem das Lieblingspferd töten ist wohl eher selten...

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.


  • Hi Jaws,


    ich bin beileibe nicht dafür den Wolf auszurotten. Ich bin auch nicht gegen den Wolf per se bzw. dessen Rückkehr nach Mitteleuropa.
    Allerdings bin ich dafür, dieses "Projekt" mit mehr Hirn, einem vernünftigem staatenübergreifenden Masterplan und eben auch kontrollierter Bejagung in Konfliktgebieten anzugehen.
    Leider existiert nichts davon!


    Meine Prognose für die kommenden 10 Jahre: Da dies alles fehlt wird es zwangsweise zu gröberen Zwischenfällen kommen, die Politik wird wieder mit einer publicityträchtigen Panikreaktion antworten und eine Kehrtwende einlegen. Geholfen ist also langfristig niemandem (schon gar nicht dem Wolf), es gibt nur Opfer und Verlierer auf allen Seiten und nebenbei einen Riesenhaufen an verschwendeten Steuergeldern.


    Bezüglich der Naturnutzung könnten wir lange und breit diskutieren! Aber das wäre grob OT und würde jedennRahmen sprengen :grosses Lachen:

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.

  • Zitat von Jaws;234520

    @ Cephatolus:


    Du bist nicht alleine... Auch ich verspüre nicht unbedingt den Wunsch mit einem Wolf oder einem Bären im Zelt aufzuwachen..


    Wirklich nicht?:devil:

    Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom..........;-)

  • @ Miesgrau.... Wenn Du so 'ne hübsche junge Bärin wärst könnte ich mir das möglicherweise nochmals überlegen....