MRSA-Keime – Multi-Resistent gegen Antibiotika

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  • Hallo SP-Mitglieder,

    hier habe ich eine hochinteressante ARTE Dokumentation über den Albtraum jeden Mikrobiologen und Arztes!



    Published on Feb 25, 2015
    Weltweit breiten sich immer mehr Bakterien aus, gegen die Antibiotika nicht mehr helfen. Die resistenten Killerkeime stammen oft aus den Ställen der Massentierhaltung und bergen eine große Gefahr für die Menschen. Die WHO warnte bereits vor einer drohenden medizinischen Katastrophe.


    In der industriellen Tierhaltung werden riesige Mengen Antibiotika eingesetzt. Rund 1.700 Tonnen waren es 2011 allein in Deutschland. In Frankreich und den Niederlanden ist der Einsatz von Antibiotika pro Kilo erzeugtem Fleisch sogar doppelt so hoch wie diesseits des Rheins.

    Die Folge: In den Tierställen bilden sich gefährliche Keime. Vor allem zwei Erreger finden sich immer häufiger auf unseren Lebensmitteln: sogenannte MRSA- und ESBL-bildende Keime. Beide Erreger sind multiresistent, das heißt, viele Antibiotika sind gegen sie wirkungslos.

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  • Das Problem ist auch, dass aufgrund der Absurden Profitlogik der Pharmaindustrie in erster Linie günstige und einfach zu produzierende Präperate erforscht und produziert werden.
    Also erforscht und produziert man lieber Halsweh-Pastillen, oder Kombinationspräperate von gewohnten Wirkstoffen, bzw. verändert bereits gut erforschte Wirkstoffe minimal und gibt dem ganzen einen neuen Namen, usw.


    Nur wenig wird wirklich noch komplett neu erforscht oder entwickelt.
    Insbesondere neue Antibiotika mit denen kaum Profit zu machen ist, jedoch viel Aufwand bedeuten werden quasi nicht mehr erforscht. - Das Fehlen neuer Antibiotika, sowie der unreflektierte und völlig übertriebene präventive Gebrauch von Antibiotika welcher Resistenzen generiert, ist eine gefährliche Entwicklung.

  • Zitat von redtiger;259322

    Das Problem ist auch, dass aufgrund der Absurden Profitlogik der Pharmaindustrie in erster Linie günstige und einfach zu produzierende Präperate erforscht und produziert werden.
    Also erforscht und produziert man lieber Halsweh-Pastillen, oder Kombinationspräperate von gewohnten Wirkstoffen, bzw. verändert bereits gut erforschte Wirkstoffe minimal und gibt dem ganzen einen neuen Namen, usw.


    Nur wenig wird wirklich noch komplett neu erforscht oder entwickelt.
    Insbesondere neue Antibiotika mit denen kaum Profit zu machen ist, jedoch viel Aufwand bedeuten werden quasi nicht mehr erforscht. - Das Fehlen neuer Antibiotika, sowie der unreflektierte und völlig übertriebene präventive Gebrauch von Antibiotika welcher Resistenzen generiert, ist eine gefährliche Entwicklung.


    Woher hast du deine Kenntnisse? Wenn ich mir nämlich ansehe welche Summen (gerade für die ganz neuen und Reserveantibiotika) täglich alleine auf einer Intensivstation umgesetzt werden und welcher Budgetanteil auf Antibiotika in der gesamten Klinik entfallen, dann lohnt sich das für die Pharmaindustrie doch sehr. Antibiotika der neuen und neueren Generation sind teurer denn je und einer der großen Gewinnposten der Industrie. Entsprechend wird auch geforscht. Das das aufwändiger, langwieriger und damit auch teurer ist als bei Halstabletten, auch weil andere Sicherheitsstandards eingehalten werden müssen, darüber müssen wir nicht diskutieren. Ist auf jeden Fall nicht so, dass die Industrie uns damit alleine lassen würde oder kein Interesse an neuen Präparaten hätte.


    Was die imme rnoch übertriebene und zu schnelle Verschreibung von Antibiotika angeht, da hast du allerdings recht. Das zusammen mit dem unreflektierten Einsatz in der industriellen Tiermast/Tierzucht macht große Probleme, die das Gesundheitssystem sehr viel Geld und den Einzelnen durchaus auch das Leben kosten.

    Take care!

  • Ich habe auch irgendwo gelesen, dass Antibiotika aus Profitgründen kaum ausreichend erforscht wird. Ausschlaggebend in dem Bericht war, dass Antibiotika nur für einen sehr kurzen Zeitraum eingenommen wird und nicht dauerhaft. Man hat also quasi keine Stammkundschaft. Demzufolge ist es lohnenswerter in Massenpräparate zu investieren. Reserveantibiotika wird ja auch nur in Einzelfällen aus dem Schrank geholt, die Ertragschancen sind gering.


    Es gibt aber nun wohl Bestrebungen, die Forschungen voranzutreiben bzw. zu subventionieren.

  • Moin Dude,


    gibt es für diese Aussagen irgendwelche auch nur halbwegs belastbaren Quellen?


    Weil ich kenn´ da eine Arzt, der kennt da einen Apotheker, der ....


    SCNR!


    Christian

    Hier wird das Licht von Hand gemacht ... und der Motor gehört nach hinten!

  • Zitat von Hunted;259844

    Woher hast du deine Kenntnisse? Wenn ich mir nämlich ansehe welche Summen (gerade für die ganz neuen und Reserveantibiotika) täglich alleine auf einer Intensivstation umgesetzt werden und welcher Budgetanteil auf Antibiotika in der gesamten Klinik entfallen, dann lohnt sich das für die Pharmaindustrie doch sehr. Antibiotika der neuen und neueren Generation sind teurer denn je und einer der großen Gewinnposten der Industrie. Entsprechend wird auch geforscht. Das das aufwändiger, langwieriger und damit auch teurer ist als bei Halstabletten, auch weil andere Sicherheitsstandards eingehalten werden müssen, darüber müssen wir nicht diskutieren. Ist auf jeden Fall nicht so, dass die Industrie uns damit alleine lassen würde oder kein Interesse an neuen Präparaten hätte.


    Was die imme rnoch übertriebene und zu schnelle Verschreibung von Antibiotika angeht, da hast du allerdings recht. Das zusammen mit dem unreflektierten Einsatz in der industriellen Tiermast/Tierzucht macht große Probleme, die das Gesundheitssystem sehr viel Geld und den Einzelnen durchaus auch das Leben kosten.


    Das würde ich bezweifeln, wirkliche Blockbuster sind Biologika zur Zeit. Hast du Quellen von den Umsätzen von Antibiotika?


    Das Problem der Resistenzen ist der häufige unsinnige Einsatz bei Bagatellerkrankungen, es wird leider auch in der Humanmedizin viel zuviel Antibiotika eingesetzt, die häufig keinen Sinn machen. Oder falsche Dosen, die zu niedrig und zu kurz gegeben werden.

  • Hallo zusammen


    Tja das ist dramatisch, in der Tat!


    Die Frage die sich mir stellt, warum werden denn in der Fleischproduktion so grosse Mengen an Antibiotika eingesetzt?


    Kann das wer schlüssig beantworten?


    Viele Grüsse, Ernst

  • Ich versuche es mal:


    Moderne Tierrassen sind auf Leistung (viel Milch, viele Eier, schnell viel Fleisch) gezüchtet. Andere Eigenschaften, beispielsweise die Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten, spielen in den Zuchtlinien keine Rolle und sind deshalb stark zurückgegangen. Dazu kommen die Haltungsbedingungen. Da ist zunächst einmal die gewaltige Größe der Ställe. Die begünstigt die Ausbreitung von Krankheiten. Wenn ein kleiner Bauernhof eine Krankheit im Hühnerstall hat, dann gehen maximal 50 Hühner ein. Wenn ein spezialisierter Hühnerbetrieb betroffen ist, können das auch 50.000 in einem Stall sein. Dazu kommt, dass Keime sich in einer komplett geschlossenen Stallhaltung leichter ausbreiten als im Freiland, wo die Tiere einander aus dem Weg gehen können und der Luftstrom die Keimkonzentration sinken lässt. Ich nehme außerdem an, dass Tiere, die Klimaschwankungen im Freiland erleben, individuell widerstandsfähiger sind als Artgenossen, die immer nur das gleiche Stallklima erfahren.


    Man kann also behaupten, dass die aktuelle Tierhaltung das Aufkommen von Krankheiten begünstigt. Gegen diese Krankheiten sind Antibiotika brauchbare Mittel. In großen Massentierhaltungen ist es wirtschaftlich, diese Antibiotika massenhaft und ungezielt einzusetzen. Erstens wäre es viel zu personalaufwändig und teuer, einzelne kranke Tiere zu identifizieren und zu behandeln, insbesondere in der Hühner-, Schweine- und Fischmast. Zweitens ist der Krankheitsdruck dort ohnehin so groß, dass man annehmen kann, dass ohnehin zu jedem Zeitpunkt bei einigen der tausenden Tiere Krankheitskeime unterwegs sind. Insofern ist es logisch, schon ohne Symptome oder schon bei der Erkrankung weniger Tiere massenhaft Antibiotika ins Futter zu mischen. Dazu kommt die Tatsache, dass die Pharmaindustrie den Absatz ihrer Produkte nach Kräften fördert und dass gerade bei den ganz großen Massentierhaltungen auch das Tierarztwesen auf wenige Unternehmen konzentriert ist.


    Die Wochenzeitung "Zeit" hat vor gut einem Jahr eine größere Serie zu dem Komplex veröffentlicht, die erheblichen Widerstand bei Pharmaindustrie und Bauernverbänden ausgelöst hat: http://www.zeit.de/2014/49/ant…ka-im-fleisch-tiermedizin Getroffene Hunde...

  • Hallo zusammen!


    Will jetzt nicht zu weit OT gehen vom Thema "Antibiotika" und Sinnigkeit, aber diese ganze Geschichte mit MRSA und anderen Keimen hat noch einen weiteren, oft vergessenen Faktor. Die "Compliance", also quasi die Kooperation von Patienten und auch Personal, gerade in der Pflege.


    Mal meine rein subjektiven Erfahrungen aus den letzten 10 Jahren!

    Zweifellos bleibt professionellem Pflegepersonal oft genug die Hand gebunden, durch Kostendruck und Personalmangel. Auch gelten bspw. Pflegeeinrichtungen unter manchen Umständen als Wohngemeinschaft und haben so schon andere gesetzliche Vorgaben. Aber wenn ich beruflich hin und wieder in Pflegeheimen bin und mich um Patienten/Bewohner kümmern soll, die Keimträger sind, finde ich diese oft genug in den Gemeinschaftsräumen vor. Wenn ich dann frage, ob die Verkeimung bekannt ist, wird oft geantwortet, dass man die "Leute doch nicht wegsperren könne". Obwohl einer Ausbreitung natürlich nur Isolation vorbeugen kann! Oder man steht, selbst in Schutzkittel und Co, in den Zimmern, und das Personal geht rein, erledigt eben was, und geht wieder raus, mit dem Hinweis, man habe ja keinen direkten Patientenkontakt gehabt. Oder Pflegemappen werden mit in die Räume genommen und danach wieder in das Regal oder den Wagen zurück.


    Auch spricht eigentlich nichts dagegen, mit multiresistenten Keimen besiedelte Patienten bei gesundheitlicher Eignung nach Hause zu entlassen. Hier verlässt sich "das System" zu sehr auf die Ratio des Patienten und der Angehörigen. Aber die Keimträger setzen zu oft die Antibiotika eigenmächtig ab und werden zuhause in den seltensten Fällen unter hygienischen Bedingungen integriert. Oftmals nimmt man die Isolation nicht ernst genug, oder man bewegt sich dann eben doch in der Öffentlichkeit. Oder geht in die Praxen niedergelassener Ärzte.


    Wo wir übrigens auch bei einer Lokalität sind, in der aufgrund "wohnlicherer" Einrichtung (Teppichboden, offenporige Holzmöbel) und anderer gesetzlicher Vorgaben die Hygiene eine andere ist, als im Krankenhaus. Jeder, der mal in der Rettung oder im Krankentransport fuhr oder in Praxen arbeitet, wird bestätigen können, dass man auch hier oftmals Keimträger bei sonst keimfreien Patienten findet.


    Natürlich "springt" ein resistenter Keim nicht jeden direkt an, Fliegen haben die auch noch nicht gelernt, und Menschen mit noch funktionierendem Immunsystem sollten damit auch keine Probleme bekommen. Aber wenn man doch schon immungeschwächt ist, reicht es, die Keime über unbelebte Flächen aufzunehmen.


    Man sollte also nicht zwangsläufig nur die Antibiotika verteufeln, das Problem liegt eher im Anwender. Man muss aber auch mal erwähnen, dass in den letzten Jahren eine deutlich bessere Sensibilität geschaffen wurde. Leider verhalten sich meistens jedoch "nur" die Krankenhäuser professionell.


    Soweit meine Gedanken dazu. Grüße!


    Avesjünger

  • Zitat von ksbulli;260943

    gibt es für diese Aussagen irgendwelche auch nur halbwegs belastbaren Quellen?


    Für mich klingt es erstmal sehr logisch, dass ein Pharmaunternehmen zunächst an der Gewinnmaximierung interessiert ist und nicht an der Rettung der Welt. Ich habe keine belastbaren Quellen, jedoch etwas im Netz gefunden. Diese Aussagen decken sich mit dem von mir skizzierten Aussagen bezüglich der Rentabilität.


    http://www.helmholtz.de/gesund…n-wir-das-nachsehen-3456/


    Auszug aus dem Artikel:


    Wie steht es generell um die Finanzierungsbereitschaft großer Pharmafirmen von Forschungsvorhaben im Bereich der Antibiotikaforschung?


    Das ist ein schwieriges Geschäft. Die Entwicklung von Antibiotika ist für Pharmafirmen oft nicht lukrativ. Die Patienten nehmen die Medikamente eine Woche lang und sind danach wieder gesund. Der kurze Zeitraum der Einnahme schmälert die Umsätze – während Mittel gegen Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen oft ein Leben lang genommen werden und damit weitaus rentabler sind. Womöglich sollte man darüber nachdenken, die Preise für Antibiotika anzuheben, damit sich deren Entwicklung für Pharmafirmen besser auszahlt. Klinische Tests kosten mehrere hundert Millionen Euro. Solche Summen lassen sich ohne das Geld der Pharmabranche nicht finanzieren.




    https://www.pharma-fakten.de/n…er-antibiotika-forschung/


    http://www.welt.de/gesundheit/…ibiotika-unbrauchbar.html

  • Dude, würdest du sagen wir 10 Jahre Entwicklungsarbeit in einen Wirkstoff stecken (genaugenommen in etwa 1000, damit ein brauchbarer dabei rauskommt), und der wäre dann nach einem Jahr durch unsinnigen Einsatz "verbrannt" und nicht mehr wirksam und damit auch nicht mehr verkäuflich? Dieses Rennen kann kein Unternehmen gewinnen. Ohne eine nachhaltige und konsequente Änderung des Anwenderverhaltens wird es nicht gehen.
    Dazu könnten als Lenkungsfaktoren beispielsweise eine "Antibiotikaabgabe" für konventionell produziertes Fleisch gehören, oder höhere Schwellen für die ANtibiotikaverabreichung. Konsequente Isolierung (und Schlussdesinfektion, Desinfektion von Räumlichkeiten, Kleidung, Besitztümern usw.) der Betroffenen. Konsequente und frühzeitige Behandlung von Infekten mit naturheilkundlichen Verfahren - und zwar bereits beim Schnupfen, damits nicht erst eine Sinusitis oder Bronchitis wird. Inhalieren und 1 Tag im Bett ist nicht so "cool", aber es wirkt. Hygienisches Verhalten bereits im Kindergarten einüben (Händewaschen, keinen Anhusten, Taschentuchhygiene).
    Diejenigen meiner Bekannten, die sich nach einer S-Bahnfahrt die Hände desinfizieren, arbeiten alle im medizinischen Bereich. Das kann kein reiner Zufall sein.

  • Jetzt möchte ich doch mal eine Lanze für die allseits gescholtene „profitgierige Pharmaindustrie“ brechen: In was für einem Wirtschaftssystem leben wir? Kapitalismus! Das meine ich keineswegs nur negativ, ich stelle nur fest. Wir alle (jedenfalls die meisten) leben (bisher) ganz gut damit. Und ein wichtiger Punkt im Kapitalismus – oder sollte ich besser „Materialismus“ sagen – ist es Gewinne zu machen. Die sind notwendig um in unserem Zinseszinssystem a) zu überleben und vor allem b) die Banken reich zu machen. Also müssen auch die Pharmakonzerne Gewinne machen.
    Ich weiß nicht wie sich einige hier die Pharmaforschung vorstellen, aber mal so eben sich vornehmen „Ich entwickele jetzt ein Medikament gegen die Krankheit X“ – So einfach ist das nicht. Es gibt genügend Möglichkeiten sich über den Werdegang eines Medikamentes zu informieren, deshalb spare ich mir hier Einzelheiten. Nur so viel: Übliche Patentlaufzeiten sind so um die 20 Jahre. Diese Zeitspanne beginnt aber nicht mit dem Erstverkauf des Medikaments, sondern schon lange vorher, da ein Hersteller ja möglichst früh seinen Wirkstoff schützen lassen muss, um die Konkurrenz auszuschließen. Bis zum Verkaufsstart können da mal schnell Beträge im Bereich von Milliarden an „Vorkosten“ entstehen, und da ist noch zu berücksichtigen, dass ein Produkt noch kurz vor der Markteinführung „abgeschossen“ werden kann. Dann ist das Geld weg! Nächstes Problem: Die „einfachen“ Moleküle sind schon alle abgegrast, da sind die Claims abgesteckt, es lässt sich nichts mehr damit verdienen. Also werden die Wirkstoffe in ihrer Struktur immer komplizierter, denn kompliziert kann nicht jeder, und das ist dann auch eine Art zusätzlicher Patentschutz. Unter anderem deshalb geht der Trend immer mehr in Richtung Biopharmazeutika, denn die muss man ja erst mal nachbauen können selbst wenn ein Patent abgelaufen sein sollte. Je komplizierter ein Molekül ist, umso schwieriger und teurer wird aber die Entwicklung. Da beißt sich die Katze in den Schwanz.
    Wenn ich lese „wirkliche Blockbuster sind Biologika zur Zeit“ dann gebe ich zu bedenken, dass die Definition für „Blockbuster“ üblicherweise ist: Mehr als eine Milliarde Dollar Jahresumsatz. Das klingt zwar unheimlich viel, jedoch gehen diesem Umsatz, der ja noch keinen Gewinn darstellt, mit Sicherheit Vorkosten in ähnlicher Größenordnung voraus.
    In unserem System will jeder so viel „Gewinne machen“ wie möglich, „Geiz ist geil“, wir wollen billiges Fleisch (Billig > Massentierhaltung > Antibiotikaeinsatz > Resistenzbildung) , die Firmen wollen viele Profite, und die Banken wollen am Ende Alles! Warum also sollten ausgerechnet die Pharmafirmen die barmherzigen Samariter sein, die um Gottes Lohn ihr eigenes Kapital verbrauchen um anderen zu helfen? Jeder Einzelne kann, selbst wenn er es wollte nur dann Geld an andere spenden, wenn er selbst noch genug zum Überleben hat. Und im Großen machen das die Pharmafirmen auch, da geht es halt um Milliarden. Es ist daher in meinen Augen wohlfeil auf die Pharmakonzerne zu schimpfen, aber gleichzeitig jedem Schnäppchen hinterher zu rennen. Insofern sollten wir uns alle vielleicht mal an die eigene Nase fassen.

    Grüße
    bosselerodr

  • Weltengänger, ich bin voll und ganz Deiner Meinung. Natürlich kann man nicht der Pharmaindustrie die volle Verantwortung übertragen. Es sind sicher eine Reihe von Problemen, ich wollte lediglich auf die Forschungsproblematik aufmerksam machen. Ich weiss auch nicht, was daran so schwer ist der Lebensmittelbranche den Antiobiotika-Einsatz in der Masse zu verbieten. Vermutlich ist die Lobby so stark, dass dies noch keiner versucht hat.


    Ein sehr guter Freund von mir lag vor Kurzem wg. offener TBC drei Wochen in der Isolation im KH. Kein Mensch weiss, wo er das her hatte. Der gesamte Freundeskreis sowie Kollegen mussten zur Vorsorgeuntersuchung in das lokale TBC Zentrum. Der Test ist bei uns negativ ausgefallen. Mir ist jedoch erst dann bewusst geworden, dass die Leute fast alle mit der S-Bahn / Straßenbahn zur Untersuchung kommen, und das mit TBC Verdacht. Ich fahre nun auch sehr viel bewusster mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Vermutlich sollte ich auch mein Desinfektionsmittel mitnehmen ...

  • Es sind sicher nicht die "bösen Pharmafirmen", die "bösen Bauern" und die "bösen Fleischkonzerne" alleine. Genauso viel und genauso wenig hat jeder Verbraucher mit Schuld, der sein Fleisch zu möglichst günstigen Preisen kaufen will, und alle anderen, die an dem System mitverdienen.

  • Zitat von Asdrubal;260964

    Es sind sicher nicht die "bösen Pharmafirmen", die "bösen Bauern" und die "bösen Fleischkonzerne" alleine. Genauso viel und genauso wenig hat jeder Verbraucher mit Schuld, der sein Fleisch zu möglichst günstigen Preisen kaufen will, und alle anderen, die an dem System mitverdienen.


    Hallo Asdrubal


    Ja genau in diese Richtung ging meine doch rethorische Frage.


    Aber es ist schon so, dass ein grosser Teil der Konsument mit verschuldet.


    Diesen Bericht hier sollte man auch lesen um es mal von der anderen Seite her zu betrachten: Gewissensbisse


    Viele Grüsse, Ernst