Getreide anbauen, ein Gedankenexperiment, Hilfe erwünscht !

  • Moin werte Gemeinde !


    Heute Morgen kam mir folgender Gedanke:


    Wie wäre es, wenn ich mir mein Getreide zum Brotbacken selber anbauen würde.
    Vom Saatgut bis zum verarbeitbaren Grundprodukt.


    Folgende Vorraussetzungen:


    - Das Feld könnte ich von einem befreundetem Bauern umpflügen / vorbereiten lassen.
    - Alles weitere muss ich selber erledigen.


    Ertragsziel: Ich brauche etwa 1kg Getreide pro Woche, also sagen wir mal 60Kg Getreide.Hinzu kommt, dass ich das Saatgut selbst erwirtschaften will, um im Folgejahr erneut aussähen zu können.


    Spleen-Faktor: Ich will kein konventionelles Saatgut, es soll Saatgutfest sein, keine niederhalmigen Sorten. Ich will komplett auf Pestizide/Herbizide verzichten. Kosten darf es so wenig wie irgend möglich. ! Mensch bewirtschaftet das Feld, spontane Mithilfe von 2-3 Personen ist möglich, aber nicht zuverlässig.



    Drei Schritte will ich dabei beleuchten:
    1.) Von der Saat bis zur Ernte.
    2) Von der Ernte bis zum Lagern
    3) Mahlen des Getreides



    Also zunächst einmal die ersten Fragen:


    - wie viel Fläche muss ich bei von Hand ausgesäter Saat bewirtschaften. Wie hoch wird der Verlust aufgrund dem nicht einsetzen von Herbiziden, Pestiziden und der Unmöglichkeit der künstlichen Bewässerung.
    - wie kann man das geerntete Getreide verarbeiten und haltbar machen? (Dreschen, Sieben, Trocknen,Lagern, Mahlen)
    - Welche Gerätschaften sind notwendig, was davon kann man selber bauen.


    ich denke, Ihr habt die Idee des Threads begriffen.
    Hat wer Erfahrung damit? Hast schon mal wer probiert? Wie sind Eure Erfahrungen damit?


    Gruß, gespannt...
    Almi

    Ordnung ist das halbe Leben. Ich bin eher an der anderen Hälfte interessiert.:nono:

  • An welches Getreide hast du denn gedacht? Roggen, Weizen? Oder alternativ Waldstaude, Dinkel?


    Ich meine gelesen zu haben, daß Moleson Getreide anbaut, vielleicht redest mal mit ihm?

  • Zitat von DocAlmi;302353

    Also zunächst einmal die ersten Fragen:


    - wie viel Fläche muss ich bei von Hand ausgesäter Saat bewirtschaften. Wie hoch wird der Verlust aufgrund dem nicht einsetzen von Herbiziden, Pestiziden und der Unmöglichkeit der künstlichen Bewässerung.


    Ich habe zwar keine praktische Erfahrung aber mal ein paar Zahlen die evetuell zur Herleitung nützlich sind. Übliche Erträge liegen bei der konventionellen Landwirtschaft so bei 6-9 Tonnen Weizen pro ha. Das ganze ist stark abhänig vom Boden und vor allem vom Wetter. Wenn es im Frühjahr extrem trocken ist dann kann es zu massiven Ernteausfällen kommen.
    Ich würde an deiner Stelle maximal mit 1/4 des konventionellen Ertrages rechnen. Das wären auf die 6 Tonnen / 4 bezogen 0,15 kg/m² = 400m² für 60 kg.

  • Das ist ein spannendes Experiment.


    Bitte gib noch ein paar Angaben (wie bei einer Anamnese):


    - was wächst heute darauf?
    - welche Bodenart liegt vor? (Sand, Ton, Lehm, etc.)
    - wie ist jetzt die Bodenstruktur? (Krümelig, oder grosse feste Brocken, gibt es Regenwürmer...)
    - wie wurde das Stück die letzten Jahre bewirtschaftet? (lässt Rückschlüsse auf Unkrautdruck, Stickstoffgehalt zu)
    - was ist/wächst in unmittelbarer Nachbarschaft (Felder, Gärten, Brachland, Wald)
    - durchschnittlicher Niederschlag in der Region
    - durchschnittliche Temperatur, am Besten Winter und Sommer


    Daraus abgeleitet kannst du sehr gezielt das geeignetste Getreide wählen, ob ggf die Winter- oder Sommervariante und die nötige Aussaatdichte. Desweiteren lässt sich so der Ertrag und damit die Fläche besser abschätzen.


    Nachtrag


    Wobei, es muss ja nicht wissenschaftlich begleitet werden. Du kannst auch einfach loslegen.

    nicht jammern, machen

  • Danke für die Rückmeldungen...


    400qm scheint mir fast wenig, aber das is jetzt vollkommen aus dem Bauch raus. 20x20 m das ganze fünf mal da man ja nicht jedes Jahr auf dem gleichen Boden dasselbe anbauen muss... klassische 4er Fruchtfolge und ein Jahr brach liegen lassen, dann sind wir schon bei mindestens 1600qm.


    Zu den Fragen von Lagerregal:


    - was wächst heute darauf?
    Wiese


    - welche Bodenart liegt vor? (Sand, Ton, Lehm, etc.)
    Laut Landwirtschaftskammer sandiger Lehm und lehmiger Schluff


    - wie ist jetzt die Bodenstruktur? (Krümelig, oder grosse feste Brocken, gibt es Regenwürmer...)
    Regenwürmer ohne Ende, eher krümelig.

    - wie wurde das Stück die letzten Jahre bewirtschaftet? (lässt Rückschlüsse auf Unkrautdruck, Stickstoffgehalt zu)

    als Wiese/Weide, seit 4 Jahren unbewirtschaftet.


    - was ist/wächst in unmittelbarer Nachbarschaft (Felder, Gärten, Brachland, Wald)
    Felder und Wiesen


    - durchschnittlicher Niederschlag in der Region
    - durchschnittliche Temperatur, am Besten Winter und Sommer



    previval.org/f/index.php?attachment/38274/



    Niederschlag
    previval.org/f/index.php?attachment/38275/


    Der Niederschlag variiert um 26 mm zwischen dem trockensten Monat Februar und dem niederschlagsreichsten Monat Juli. Im kältesten Monat Januar werden im Schnitt 15.6 °C weniger erreicht als im wärmsten Monat Juli. Hinweise zur Klimatabelle: Sie finden für jeden Monat einzelne Werte für den Niederschlag in mm, Durchschnitts-, maximale und minimale Temperaturen in Grad Celcius sowie Grad Fahrenheit.


    Temperatur


    previval.org/f/index.php?attachment/38276/



    Wenn Ihr Euch schon so Mühe gebt, dann tu ich das mal auch !



    Gruss
    Almi

  • Kleine Randnotiz. Kläre ab ob du die Wiese überhaupt umpflügen darfst. In BaWü ist meines Wissens nach das umwidmen von Wiese in Ackerland nicht erlaubt.
    Ansonsten spannendes Thema ich lausche gebannt. Bin mal gespannt was da raus kommt.
    Grüße

  • Randnotiz:


    Zum Umpflügen: Das wäre geklärt da es sich um Ackerland handelt. Liegt sozusagen nur brach und darf oder dürfte Landwirtschaftlich genutzt werden.

    Es ist auch nur mal so eben ein Gedankenspiel.


    Ich habe nicht vor dass übermorgen zu starten. Vermutlich werde ich bei den Schwierigkeiten eher davon Abstand nehmen, aber so ganz will ich das Projekt nicht verwerfen.


    Almi

    Ordnung ist das halbe Leben. Ich bin eher an der anderen Hälfte interessiert.:nono:

  • Zitat von DocAlmi;302353


    Hat wer Erfahrung damit? Hast schon mal wer probiert? Wie sind Eure Erfahrungen damit?


    Ich habe das mal testweise immer auf ca, 10qm verschiede Getreide angebaut.


    1. Wenn die Vögel das endecken kann man sich die Ernte sparen (am beliebtesten war Hafer, dann Weizen, dann Gerste und Rogen)
    2. Unser Getreide wurde darauf gezüchtet , das die Körner aus den Ähren nicht rausfallen. Das geht bei überreifen Getreide und feuchte Wetter leider soweit,
    das die schon in den Ähren keimen.
    3. Dreschen, reinigen, entspelzen ist ohne entsprechen Maschienen sehr, sehr mühsam.


    Mit 400qm würde ich nicht sofort beginnen, Probiere erst mal 3x3m aus. Und besorgen Dir die Nacktsorten.

  • Ich hab mir Urkorn besorgt - aber noch nicht ausgesäht - will es mal an Waldrändern und bei mir im Garten ausprobieren - Urkorn soll reifen - ist also keine schnelle Sache- aber ohne Herbizide

    Carpe Diem

  • @ Doc almi


    Ich würde den befreundeten Landwirt nicht nur bitte zu pflügen, also den Boden umzubrechen , sondern anschließend mit der Egge ud Rolle
    ein richtigies Saatbeet herzustellen . Sonst darfst Du erstmal mit einer breiten Hacke die umgelegten Schollen klein machen.
    Wenn er ordentlich tief pflügt , hast Du eine gewisse Chance, daß Wildkräuter, boshaft auch Unkräuter genannt, nicht vor Deinem Getreide
    aufgegehen, da auch abgeschnittene Wurzelreste weiter austreiben oder Wildsaatgut aufgeht.
    Denkst Du nur an eine oberflächliche Erstbearbeitung , mit was fräsenähnlichem würde ich das erste Jahr Kartoffel anbauen. Die kannst Du auch per Hand in Reihe pflanzen.und dann zwischen den Reihen systematisch die Wildkräuter ausrotten.


    Das Problem beim klassischen manuellen Anbauen und säen von Hand besteht darin, daß Du keine Reihen hinbekommst, und das Unkrautjäten besonders in der Anfangszeit schwierg wird . Bevor ich mir eine Handsämaschine zulegen würde , würde ich mal versuchen , die Saatkörner in Reihen auszubringen.


    Und was nicht zu unterschätzen ist, ist das Vogelrisiko. Irgendwie schmecken denen kleine handgemschte Angebote immer besser, als industrielle Monokulturen..



    Frieder

  • Danke für die ausführlichen Infos.
    Da ich das auch noch nie gemacht habe kann ich dir nur von der guten bäuerlichen Praxis abgeleitete Infos geben.
    Heute konzentriere ich mich auf 1) deiner Fragestellungen und nur auf die Fruchtfolge allgemein und gar nicht auf geeignete Sorten.



    Vorneweg, du hast sehr gute Vorraussetzungen, um im ersten und zweiten Jahr gute Erträge zu haben, Weizenanbau ist möglich. Denn durch die Wiese ist der Boden humusreich (nährstoffhaltig), hat kaum Krankheitsdruck und hält hervorragend das Wasser (krümelig, Wurmlöcher, lehmhaltiger Boden).



    Jetzt wird es komplizierter. (Ich treffe ein paar Annahmen, du widersprichst, wenn es nicht zu deinem Vorhaben passt.)
    Du lässt jedes Jahr umpflügen. Du willst langfristig (>20 Jahre) die Bodenfruchtbarkeit erhalten. Du willst langfristig mehr Getreide als Unkraut ernten. Du willst dir keine Tiere anschaffen, die Klee und Gras fressen oder Erbsen. Hackfrüchte wie Kartoffeln und Rüben gehören nicht zu deinem Plan.



    Du willst ja keinen Dünger ausbringen, aber irgendwoher müssen die Nährstoffe für das Getreide kommen. Ausserdem willst du keine Pesti-, Herb- & Fungiziede. Mit einer vierjährigen Fruchtfolge und einem Jahr Brache wird das auf Dauer nichts, du brauchst Leguminosen als Zwischenfrucht bzw in der Fruchtfolge und/ oder 2-3 Jahre Klee-Graswiese am Ende der Fruchtfolge.



    Hier ein schnelles Beispiel, wie ich mir das Vorhaben vorstellen kann:



    Nach Umbruch der Wiese im Herbst (3-4 Wochen vor der Saat) liegen grosse Schollen auf dem Feld. Jetzt muss der Landwirt noch mit dem Rotatiller (ähnlich einer Gartenfräse nur arbeitet das Gerät horizontal) durch, um die Schollen zu zerkleinern. Vielleicht reicht auch ein Grubber, das kann man nur vor Ort entscheiden.
    Aber nicht zu fein, sonst verschlämmt der Boden bei Starkregen. Es sollten etwa faustgrosse Brocken übrig bleiben - ich habe kleine Fäuste.
    So hast du ein geeignetes Saatbett.



    Ich würde die Fruchtfolge mit Winterweizen oder Dinkel beginnen.
    Der richtige Aussaatzeitpunkt variiert von Region zu Region von Anfang Oktober bis Anfang November. Frag am Besten deinen Bauern.



    Die modernen Sämaschinen drücken das Korn fest in die Erde.
    (Nachfolgendes vermute ich, weil ich es noch nie bei Weizen gemacht habe.)
    Da du mit der Hand aussäst und somit keinen festen Kontakt zwischen Samenkorn und Erde bekommst solltest du die Aussaat vor Regen machen. Also immer schön den Wetterbericht verfolgen, manchmal ändern sich die Prognosen ganz schnell von ideal auf "Mist! Hätte ich doch nur schon gestern...! Je nach Größe der Fläche kannst du fleissig drüber laufen, um die Saat fest zu drücken, evtl vorher noch mit einem Rechen etwas einarbeiten. Bei meiner Gründüngung im Garten funktioniert das so.


    Und nun kann es keimen und wachsen bis du im Sommer (Juli) deine Helfer zur Ernte zusammen trommelst.


    Noch zur Saatdichte:
    Im Biolandbau sind bei Winterweizen (niedrig) 300 Körner/m2 unter optimalen Bedingungen üblich. Mittel 400. Bei schlechten 500.
    Bei Dinkel (hoch!) reichen 150 Körner/ m2 unter optimalen Bedingungen, mittel 175, sonst 200.


    Was heisst
    optimal?
    Frühe Saat, nährstoffreicher Boden, gute Saatbettvorbereitung --> 5-10% Ausfall
    Mittel?
    Normale Saat, mittlerer Boden, mittelmässige Saatbettvorbereitung --> 11-30% Ausfall
    Schlecht?
    späte Saat, schlechte Vorbereitung --> 31-50% Verluste


    --> für das Experiment würde ich aus dem Bauch heraus von 50% Verlust ausgehen. Aber das lässt sich auf Selbstversorgerseiten genauer recherchieren.


    Da Abzählen der Körner mühsam ist schaust du nach dem Tausendkorngewicht, was auf dem Sack stehst und rechnest die Menge über das Gewicht für den m2 aus.


    - - - AKTUALISIERT - - -


    Zitat

    Und was nicht zu unterschätzen ist, ist das Vogelrisiko. Irgendwie schmecken denen kleine handgemschte Angebote immer besser, als industrielle Monokulturen..

    klar Frieder, ist ja auch nicht so schön rot gebeizt wie das konventionelle Saatgut ...
    Es hat schon gute Gründe warum nicht alle Bio machen, ist nämlich gar nicht so einfach.

    nicht jammern, machen

  • Hm, faustgroße Erdknollen halte ich aber nach meinen Erfahrungen aus der konventionellen Landwirtschaft für zu groß. Vor die Seemaschine sind ja normalerweise noch Walze und Scheiben- oder Kreiselegge gespannt. Nach meiner Erfahrung muss das Saatbett deutlich feiner sein.


    Ich sehe die ganze Agrochemie ebenfalls skeptisch, aber ohne alles wird es echt hart. Gegen Unkraut kann man begrenzt noch was mechanisch machen, im großen Maßstab striegeln, im kleinen ausrupfen. Die alten Getreidesorten haben immerhin den Vorteil, dass sie sehr hoch werden. Wenn sie mal über ein kritisches Stadium hinweg sind, dürften sie manche Unkräuter einfach durch ihrer Höhe kleinhalten.


    Folgendes sind Annahmen, weil ich keinen kenne, der so arbeitet: Hacken wird nicht funktionieren, weil das Getreibe zu dicht steht. Beim Ausrupfen musst du dir Pfade anlegen, auf denen du bleibst, weil du ansonsten alles platt trampelst.


    Richtig heftig wird es vermutlich mit den Pilzen, weil man gegen die nichts machen kann, wenn das Wetter doof ist.


    Insgesamt wirst du dich wohl selbst bei bester Pflege auf stark schwankende Erträge haben, weil du Schädlings- und Unkrautdruck sowie Wetterfolgen nicht selbst regulieren oder umgehen (Sikkation) kannst.


    Zu guter letzt: Schau dir den mal an: https://www.youtube.com/user/rrhase Ich halte von seiner Herangehensweise (insbesondere in der Kleintierzucht) eigentlich sehr wenig, aber der hat wohl mal Getreide anzubauen versucht. Vielleicht kannst du von seinen Erfahrungen profitieren.

  • Meiner Erfahrung nach machen die Meisten ein zu feines Saatbett, so wie für Zwiebeln.
    Anfänglich kommt das Getreide bei optimalen Wetterverhältnissen nicht so schön gleichmässig auf, wie bei den fein bearbeiteten Feldern.
    Der Vorteil zeigt sich bei Starkregen. Wenn bei nur leicht geneigten Flächen die gute Erde die Wege entlang läuft.
    Und bei trockenen Herbst/Frühjahren. Weil die oberste Erdschicht nicht so stark austrocknet keimt die Saat schnell und bildet bereits Wurzeln während die anderen noch auf den leichten Regenschauer warten.


    Ausserdem muss der Bauer für eine feinere Bodenkrume nach Wiese ggf zwei Mal durch - wass der Bodenstruktur nicht gut tut.
    Per Ferndiagnose und hypotethisch schwer zu sagen.


    Meine Empfehlung von (kleine) Fäuste gross (8x6cm) bezieht sich auf lehmhaltigen Boden. Bei Sandboden, wo das Wasser schnell abfliesst kann das anders sein. Und es bedeutet nicht, dass da nur Brocken herumliegen, sondern die grössten Brocken sind so gross. Jetzt wäre ein Bild gut.


    Bisher bin ich davon ausgegangen, dass DocAlmi nach der Saat bis zur Ernte nichts machen will, aber das steht ja gar nicht in seinen Anforderungen.


    Daher ist der Vorschlag mit Kartoffeln zu beginnen günstig, dann Winterweizen, dann Roggen, dann 2 Jahre Leguminosen/ Kunstwiese.


    Traditionell wechselt man Hackfrüchte mit Getreide ab und wechselt zwischen anfälligen Pflanzen zu Krankheitsfängern.


    Beispielsweise ist die Ausgangsbepflanzung Wiese. Diese bricht man um und pflanzt Kartoffeln, weil der Stickstoffgehalt im Boden hoch ist und der Boden fein und Unkrautfrei wird durch die Bearbeitung. Es folgt dann im Herbst Weizen/Dinkel, im Folgejahr vielleicht Roggen, anschliessend als Zwischenfrucht Ackerbohnen/Hafer (unterbricht mache Pilzkrankheiten), im Frühjahr Feldgemüse (Karotten) gegen das Unkraut. Dann im Herbst Gerste weil sie den Boden sehr dicht bedeckt und im Herbst das Unkraut nicht so leicht aufkommen lässt.


    Ziel ist auch, immer eine Bodenbedeckung durch Bewuchs zu haben. Das hält die Nährstoffe und das Wasser im Boden und das Bodenleben aktiv und die Erde durchlässig.



    Meine Idee wäre eine andere, nämlich eine reine Brotgetreide Fruchtfolge nur durch Leguminosen durchbrochen und ohne Jäten.


    Erstes Jahr Sept: pflügen
    Erstes Jahr Okt: Winterweizen aussäen
    Zweites Jahr Juli: Ernte
    Bis SPÄTESTENS Ende August: das Stroh klein häckseln und auf das Feld gleichmässig verteilen und einarbeiten.
    Anfang September umpflügen lassen. Ende September Roggen säen.
    Drittes Jahr Ende Juli ernten
    Das Stroh wieder zurück aufs Feld und einarbeiten
    August eine Zwischenfrucht säen die im Winter abfriert (was ist noch gut zu überlegen).
    Viertes Jahr März/April: pflügen
    Mai: Soja aussäen
    September: ernten und pflügen


    Nun stellt sich mir die Frage, ob es schlau ist im Oktober wieder Winterweizen /Dinkel auszusäen.


    Ich würde gleich im September noch einen Klee und dann im Frühjahr noch einmal Soja anbauen, evtl ginge auch Sommerweizen.
    Kommt auf den vorhandenen Krankheitsdruck an und wie das Unkraut sich verhält.


    Dann kann man wieder von vorne beginnen.

    nicht jammern, machen

  • Doc lasse so oder so deinen Acker Pflügen nicht das jemand auf die Idee kommt das es extensives Grünland ist und dann dem allgemeinen Umbruchverbot unterliegt.

  • Das Gedankenexperiment von DocAlmi macht mir ganz schön Gedanken.
    Ich bin noch Mal über die Bücher und ändere meinen Vorschlag.


    Wenn Du jetzt umpflügen lässt kannst du noch Sommerweizen aussäen.
    Das ist zwar nicht optimal, aber es geht hier ja primär darum Erfahrungen zu sammeln.
    Daher würde ich mir um die Grösse des Feldes weniger Gedanken machen. Bestimme lieber eine Dimension die für dich noch bequem machbar ist.
    Im Herbst käme Roggen rein. Und im dritten Jahr nach der Ernte Luzerne (erkundige dich, ob der Standort dafür geeignet ist, wenn nicht geht auch Rotklee). Die soll dann zwei bis drei Jahre stehen und Stickstoff in den Boden bringen, sowie Krankheiten unterbrechen.
    Danach beginnt das Spiel wieder von vorne.
    Ziel ist es kaum Arbeit zu haben, also nicht zu düngen, oder Unkraut zu bekämpfen.


    Von Soja nehme ich wieder Abstand, weil es doch eine heikle Kultur ist. Man muss den Boden mit Knöllchenbakterien impfen, wenn es nicht recht warm ist kommt sie nur langsam in die Gänge und das Unkraut übernimmt die Führung. Und während des Wachstums sollte es immer regelmässig regnen - weswegen meist bewässert wird.



    Die Videos zum Weizen vom Selbstversorger habe ich mir angesehen. Seine Methode ist nicht blöd. Es gefällt mir, dass er sich und sein Projekt nicht so bierernst nimmt. Und er zeigt auch, dass man Arbeit und Dünger rein stecken muss und Geräte braucht, wenn man angemessenen Ertrag will und nicht nur Rückenschmerzen.



    Asdrubal:
    Im Anhang habe ich Bilder verschieden bearbeiteten Bodens nach Starkregen.
    Der eine ist grob bearbeitet und hat das Wasser relativ gut aufgenommen.
    Der andere ist feinkrümelig gewesen, (wie auf dem ersten Bild, das ein anderes Feld zeigt) und total verschlämmt. Beide Felder liegen nebeneinander und habe eine vergleichbare Neigung.

  • Das Argument mit dem Regen ist sicher nicht falsch. Ich kenne halt nur keinen Landwirt, der mit diesem Argument oder mit anderen auf eine möglichst feine Bodenbearbeitung zu verzichtet. Denn wenn der Boden gröber ist, sinkt natürlich die Auflaufquote der Saat. Das erste Bild ist jedenfalls aus meiner Erfahrung ein sehr guter Bodenzustand zur Saat.

  • Zitat von DocAlmi;302373

    D


    - was wächst heute darauf?
    Wiese


    Da wirst Du mit einigen Undkrautdruck rechnen müssen.


    Der Tipp, erst Kartoffel und dann Wintergetreide anzubauen, kam schon.


    Wenn Du das nicht machen möchtest, lasse Dein zu Saat vorbereitest Stück 2-3 Wochen liegen, damit das Unkraut aufläuft.
    Danach flach mit einer Zughacke o.ä. durch oder abflämmen und dann erst einsähen. Einsähen würde ich auch in Reihen mit einer Sähmaschiene,
    damit Du gleich nach eine Auflaufen zwischen den Reihen hacken kannst. Möglichst wöchentlich wiederholen, bis das Getreide hoch genug ist.


    Vieleicht macht Du den Reigenabstand auch etwas größer und häufelst dann an. Dann Verlust durch den größere Abstand gleichst Du durch besser Bestockung aus,
    die Ernte wird sich aber um ca. 2 Wochen verzögern ( das habe ich aber nicht ausprobiert, nur mal die Umpflanzmethode bei Testanbau zur Saatgutvermehrung)



    Hast Du Dir schon gedanken über die Ernte gemacht?
    Wenn Du die romantische Vorstellung hast, das mit der Sense zu machen: Ich habe es einmal im zarten Alter von 22 probiert. davor hatte ich ab und zu die Wiese meiner Großeltern mit der Sense gemäht. Das mähen erfordert erheblich mehr Kraft als von Gras. Zum sauber auf Schwad legen war ich zu blöd. Und der Muskeltkater am nächste Tag war gwaltig. Sei also gewarnt.

  • Meint ihr nicht, es ginge auch ohne Unkrautbekämpfung in der Kultur?
    Er wollte von Hand breitwürfig aussäen und (so habe ich es verstanden) dann keine Arbeit bis zur Ernte haben.
    Natürlich ist bei dieser archaischen Methode mit einem sehr geringen Ertrag (nur 1/3-1/4??? gegenüber bio) zu rechnen.


    Zur Ernte, da hatte der Selbstversorger eine gute Idee, eine zur Sichel gekürzte Sense.
    Die ersten Bauern haben das mit Steinklingen in Holzschäften gemacht - möglich ist es also. Was der Rücken und die Arme dazu sagen steht auf einem anderen Blatt.


    Asdrubal:
    Viele arbeiten fein. Der Landwirt dem das Sojafeld gehört meint, alle anderen im Dorf arbeiten zu grob. Letztendlich ist es eine Frage der Prioritätensetzung: Humuserhalt und Tragfähigkeit des Bodens versus perfektem Auflaufen und später dichter Kultur.
    Übrigens verlangen Zuckerrüben und Zwiebeln wirklich sandfeine Saatbetten.

    nicht jammern, machen

  • Zitat von LagerregaL;302531


    Ziel ist es kaum Arbeit zu haben, also nicht zu düngen, oder Unkraut zu bekämpfen.


    ... dann vergiss Getreideanbau zur Selbstversorgung. Es hat mit den grössten Aufwand pro Ertrag, wenn man nicht vollmechanisiert anbaut und verarbeitet.
    Ich hab das aus Spass an der Freude ein paar Jahre mit Roggen probiert. Es ist lustig, aber wenn du etwas auf dem Teller haben willst, dann bau Kartoffeln, Ackerbohnen und dergleichen an.
    Ein wichtiges Nahrungsmittel waren früher auch Lageräpfel und Dörrobst.


    Früher waren die meisten Familien hier in der Gegend auch Getreide-Selbstversorger. Kleine Felder, wenige 100 m2.


    Umbruch der Stoppel von Hand mit der Breithacke (falls nicht: Verunkrautung). Die reicheren Leute konnten sich ein Zugtier leisten und pflügen.
    Bei robusten Landsorten muss das Saatbeet nicht allzu fein sein (Bezugsquellen: in der CH ProSpecieRara, in A ArcheNoah, in D gibt es ähnliche Organisationen, deren Name mir entfallen ist).
    Sorten mit langen Grannen sind weniger Vogelfrass ausgesetzt.
    Bei Sorten mit Ausfallkorn hat man viel mehr Ernteverluste, weil das Korn beim Abschneiden ausfällt. Deshalb sind nicht ausfallende Sorten in der Praxis ertragreicher.
    Auswachsen tut bei nassem Sommer auch das - man muss dann Garben machen. Es gibt aber Jahre, wo man ohne künstliche Trocknung kein Getreide ernten kann (Sommer 2014 ...).
    Kleinmengen kann man auch unter Vordach trocknen, ist aber ein Arbeitsschritt mehr.
    Früher gab es dazu Kornstadel mit grossen Vordächern und waagrechten Stangen, wo man die Garben drübergehängt hat.
    In regenreichen Gegenden wie dem Alpenvorland gab es unter anderem deswegen kaum Getreidebau. Man hat Mehl gegen den Verkauf von Käse erworben.
    Oder es wurden langhalmige Roggensorten für Dachstroh angebaut und das Korn wurde, wenn man es nicht trocken ernten konnte, verfüttert.


    Zum Mähen des reifen Getreides benutzte man Getreidesensen mit einem Reff, womit man die Halme geordnet ablegen kann. Das geht für Kleinflächen recht gut, wenn man es raus hat und die Sense scharf ist.


    Dann brauchst du eine Möglichkeit zum Dreschen. Dazu gibts viele Bauanleitungen im Internet, in China gibts auch Kleindreschmaschinen für Handantrieb zu kaufen. Die traditionelle Methode mit Dreschflegel braucht eine grossen Dreschboden. Die Körner fliegen weit.
    Dann brauchst du eine Windfege. Die Steinzeitmethode wäre, das gedroschene Korn aus flachen Wannen in den Wind zu werfen.
    Hier ist ganz wichtig, dass das Korn absolut steinchenfrei bleibt, sonst kostet es Zähne.


    Dann kommt die Geschichte mit Mahlen und backen.


    Es ist kein Zufall, dass auch bei ganz armen Selbstversorger-Landwirtschaften die Getreideverarbeitung zuerst mechanisiert und organisiert worden ist. Es gab Lohndrescher mit den ersten Dreschmaschinen und auch eine Windfege zum Reinigen wurde gemeinsam angeschafft.


    Um den Ertrag langfristig zu halten, machte man früher vor der Kunstdünger-Zeit Hackfrüchte, dann Korn, dann Klee in dreijähriger Rotation. Das Vieh nutzt den Klee und erzeugt Mist (der kommt auf die Stoppel und wird umgegraben). Durch die Rotation werden die Dauerunkräuter zurückgedrängt. Sonst musst du jedes Jahr Ackerdisteln, Winden oder Acker-Gänsedistel ziehen, und damit ist es ein Elend.
    Immer nur Getreide auf Getreide geht ohne Kunstdünger auch ohne diese Plage nicht lange, und Kunstdünger beisst sich mit Selbstversorgung, auch wenn man den problemlos horten kann.
    Das Deutsche Reich hatte im ersten Weltkrieg ein Problem, weil Stickstoff sowohl als Dünger wie für die Sprengstofffabrikation in grossen Mengen benötigt wurde und, bevor man ihn aus der Luft gewinnen konnte, alles als Salpeter bzw. Guano imprtiert werden musste.


    Deshalb ist der übliche Rat für jedes Selbstversorger-Projekt hier angebracht: Klein anfangen, bei Spass oder Erfolg erweitern. Die Sortenwahl ist wichtig, lass dich beraten.


    Wenn du sowieso alles von Hand machst, dann probier alles mögliche zuerst kleinflächig aus, auch Karotten, Ackererbsen und dergleichen. In feucht-kühlem Klima sind Kohlrüben mit am ertragreichsten und ertragssichersten. Kein Wunder, die Wildform ist z.B. auf Helgoland einheimisch (--> Wildkohl)
    Im Gegensatz dazu stammt Getreide aus dem östlichen Mittelmeergebiet und ist deshalb auch in den neuesten Zuchtformen bei verregneten Sommern unglücklich. Die genetisch vorgegebene Vegetationsruhe im Hochsommer macht in diesem Klima mit Sommertrockenheit Sinn, bei uns ist Juli/August klimatisch die produktivste Zeit.


    Die Kohlrüben haben in Hungerwintern während und nach verlorenen Weltkriegen Hungersnöte gemildert. Allerdings gibt es mit allzu kohllastiger Ernährung auch Probleme. Abgesehen davon, dass einem das Zeug bald über ist (--> Kohlrübenwinter), ist es ernährungsphysiologisch einseitig.