Blackout: Auswirkungen & Vorsorge

  • Aber dann geht die Arbeit los: alle Endverbraucher - wenn man mal von gehackten SmartMetern ausgeht - wird man nur über einen sehr langen Zeitraum wieder versorgen können.


    Ich hätte da wenig Hemungen, in sochen Fall die Dinger einfach zu brücken und anschließen meine Nachbarn dabei zu helfen.

    Wenn Smartmeter verbaut sind, ist die Elektrointsallation wahrscheinlich auch auf eine Standt, das eine Sicherung im Schalkasten vor dem Zähler gibt, so das man an die Panzersicherung des Hausanschlußes nicht ran muß (da fehlt mir das ensprechen Werkzeug)

    Die Versorgen können dann ja erst einmal eine Pauschale auf Grundlagen der letzten Verbäuche abrechnen.

    Wenn man sieht, das die zur Zeit Monate für einen Zählertausch benötigen, nachdem die Balkonkraftwerke boomen, kann man sich vorstellen, das in so einer eher mit Jahren zu rechnen ist, bis in der Fläche alles mit neuer Firmware/getauscht wurde.

  • Wäsche waschen ohne Strom und Wasser aus der Wand dauert, Brot selber backen dauert länger als kaufen, Einzelöfen mit Holz beheizen ist in Gegensatz zu einer Gastermerme Arbeit usw.

    Selbst diese Tätigkeiten werden für die meisten Mitbürger erstmal gar nicht durchführbar sein:

    - keine Möglichkeit, Brot zu backen ohne Strom (auch wenn "man" sich mit einem improvisierten Holzfeuer auf dem Gehweg und der "Topf-in-Topf"-Methode behelfen könnte: wer weiß das und wer bekommt das hin? Wer hat die Zutaten für einen Brotteig zur Hand und auch noch Feuerholz? In der Stadt?)

    - Einzelöfen für Holz/Kohle findet man immer weniger, in Städten praktisch nicht mehr, selbst mit Öl oder Gas betriebene Einzelöfen verschwinden aus den Ballungsgebieten. Auf dem Land mag das anders aussehen, aber auch da war der Trend zum "modernen Wohnen" im Neubaugebiet seit Jahrzehnten unübersehbar.


    Und da alles per Hand wesenlich länger dauert, als mit Machinenhilfe, wird es eine riesen Mangel an Arbeitskräften geben.

    Da mach es Sinn, jeden Bauer, Techniker, Handwerker ein paar HiWis zu geben

    Das ist richtig, aber dafür brauchts dann erst mal eine Stellenbörse (z.B. an einem Notfalltreffpunkt der Kommune) und in den allermeisten Betrieben wird ohne Strom nicht viel gehen. Und wer "gibt" den Arbeitgebern die Hiwis? Woher weiß Klaus Meier aus der Stadtrandsiedlung, dass im XY-Werk, 5km entfernt seine Arbeitskraft benötigt wird und wie kommt er dahin? Ich schätze, dass es bei einem anhaltenden Stromausfall eine ziemlich lange Chaosphase geben wird, weil es an ganz simplen Kommunikationsmöglichkeiten fehlt und diejenigen, die ein provisorische Kommunikation leisten könnten (Polizei, Feuerwehr, Hilfsorganisationen), werden besseres zu tun haben, als mit Lautsprecherwagen durch die Wohnsiedlungen zu fahren und um Arbeitskräfte zu werben.

    Arbeitgeber können ja nicht einmal Handzettel/Flugblätter herstellen, selbst Plakate müsste man komplett von Hand schreiben, wenn man z.B. Aufrufe zu Unterstützung durch Helfer irgendwo aushängen möchte. D.h. man braucht Papier, Filzstifte, Klebeband. Mit etwas Glück findet sich in Besprechungsräumen von Unternehmen hier und da noch ein Flipchart mit Papier und halbwegs funktionsfähige Schreibstifte.


    Was ich damit sagen will: es wird durch den Wegfall der Medien und Kommunikationsmittel unglaublich schwierig, die Leute zu erreichen. Einerseits sollen die Bürger zuhause bleiben und Ruhe bewahren, andererseits muss irgendwie der Informationsfluß möglich sein. Auch Rundfunkdurchsagen sind nicht trivial. Konnte man bisher einfach beim Rundfunk anrufen oder eine Mail hinschicken, müsste man nun persönlich dort vorsprechen. D.h. die Effektivität von Kommunikation wird extrem verschlechtert, alle Vorgänge sehr aufwändig und langsam. Außerdem müssen Melder, die Mitteilungen von A nach B bringen, z.B. mit dem Fahrrad ein persönliches Risiko eingehen, wenn sie z.B. in der Dunkelheit durch zwielichtige Gegenden fahren müssen.


    Gerade der Wegfall nahezu jeglicher effizienter Kommunikation macht einen Blackout so gespenstisch. Und kommt mir nicht mit Amateurfunkern als Ersatz in so einer Lage. Die haben auch keinen Strom, sind nicht bereit oder in der Lage, eine 24/7-Verfügbarkeit zu gewährleisten und ein geordnetes planbares Kommunikationsnetz bekommen die Funker in der Lage dann auch nicht mehr hin. Wie stellt man sich das in Funkerkreisen vor, wenn z.B. ein Bürgermeister vor der Tür steht und verlangt "Ich muss jetzt dringend mit dem Landrat sprechen, bitte verbinden Sie mich mit ihm."

    Grau ist alle Theorie und die Notfunkköfferchen und -Anhänger des DARC sind zwar nett, aber planbare, jederzeit verfügbare Verbindungen können Amateurfunker (alle ohne Strom und ggf. mit eigenen Problemen deswegen) in einem Blackout nicht leisten. Das ist eine illusion. Soweit ich weiß, gibt es nicht einmal einheitliche Pläne/Vorgaben zur Selbstalarmierung und für verlässliche Funkrunden zu fest vereinbarten Zeiten, von gezielt erreichbaren Gegenstellen z.B. auf Anforderung von Einsatzkräften hin, ganz zu schweigen.

  • Das ist richtig, aber dafür brauchts dann erst mal eine Stellenbörse (z.B. an einem Notfalltreffpunkt der Kommune) und in den allermeisten Betrieben wird ohne Strom nicht viel gehen. Und wer "gibt" den Arbeitgebern die Hiwis? Woher weiß Klaus Meier aus der Stadtrandsiedlung, dass im XY-Werk, 5km entfernt seine Arbeitskraft benötigt wird und wie kommt er dahin?


    Das wird sich in der ersten Zeit dann wahrscheinlich alles in unmittebaren Umkreis abspielen müssen.

    Z.B. nach 2 Tagen nach Stromausfall Einwohnerversammlung im Wohnviertel, da sagt denn den eben der Markleiter, das er 5 Leute benötigt, die die Ware anhand der Enkaufliste aus den Regalen im dunklen Supermarkt mit Stirnlampe einsammelt und zu Kasse am Eingang schaffen und man jedmend mit LKW oder Kleintransporter + ein paar Hefer sucht, um beim Zentrallager nachzuschauen, ob man dort Nachschub an Lebenmittel bekommen kann,

    das Wasserwerk such ein paar Leute, die beim Notbetrieb helfen, weil teilweise die Angestellten nicht zur Arbeit gekommen sind und Schieber per Hand bedient werden und als Überwachung nur kontrollgängen bleiben usw.

  • Die Idee mit den freiwilligen Helferlein halte ich für illusorisch, wenn da nichts "raus springt".

    Feuerwehren, Sportvereine usw haben doch jetzt schon Probleme freiwillige Ehrenamtliche zu finden.

    Wenn, dann werden sich schon jetzt bekannte gegenseitig unterstützen. Z.B. die Nachbarn oder Verwandten am Ort.


    Tsrohinas

  • Feuerwehren [...] haben doch jetzt schon Probleme freiwillige Ehrenamtliche zu finden.

    Naja, wenn ich beispielsweise "nur" 20 Kilometer vom Wohn/Feuerwehrort entfernt arbeite, hilft ein Alarmpiepser gar nix.


    Anders als im Sportverein finden Brände eben nicht nach Terminkalender (Freizeit/Arbeit) statt, und dann ist der Anfahrtsweg (ohne Sonderrechte/Blaulicht) zur Feuerwache schon ziemlich relevant.

    Jedenfalls ist das hier im Ort tatsächlich ein Problem, weil es schon nur im Umkreis von 5 Kilometern nicht so wahnsinnig viele Betriebe/Arbeitsangebote gibt, als das alle Freiwilligen während der Arbeitszeit auch zu Einsätzen alarmierbar wären.

    BY/DE

    Si vis pacem, para bellum.

  • Feuerwehren, Sportvereine usw haben doch jetzt schon Probleme freiwillige Ehrenamtliche zu finden.

    Das steht und fällt mit den Menschen, die sich engagieren. Sowohl als einfacher Truppmann oder auch als Führungskraft. Wenn das Flachzangen, Hohldübel, niedervoltige Blitzbirnen, oder sozial unterbelichtete Typen sind, dann hilft auch die beste Ausrüstung nichts. 🤷


    Bei uns im Ort ist die Wehr recht gut ausgerüstet, soweit ich das abschätzen kann. Und personell könnten wir problemlos ein Dreischichtsystem für beide Fahrzeuge fahren können. Okay, unter Normalbedingungen natürlich nicht, weil da viele in der Schule oder eben auf der Arbeit sind. Da ist dann nichts mit hilfsfristgerechter Ineinsatzbringung. 🤷 Da kommt dann der Schichtdienst dann wieder vorteilhaft zum Tragen.

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)

  • Unsere FFW ist gut ausgerüstet und personell auch noch gut aufgestellt. Das liegt wohl an unserer sozialen Struktur und der guten Jugendarbeit der FFW.

    Auch wirtschaftlich sieht es bei uns noch gut aus. Deshalb gibt es vor Ort und in der Nähe viele Arbeitsplätze. Quasi keine Arbeitslosigkeit....


    In vielen Landstrichen Deutschlands sieht das anders aus.


    Tsrohinas

  • ...

    Bei uns im Ort ist die Wehr recht gut ausgerüstet, soweit ich das abschätzen kann. Und personell könnten wir problemlos ein Dreischichtsystem für beide Fahrzeuge fahren können. Okay, unter Normalbedingungen natürlich nicht, weil da viele in der Schule oder eben auf der Arbeit sind. Da ist dann nichts mit hilfsfristgerechter Ineinsatzbringung.

    ..

    In unserer Region sind die Mitglieder der Wehren auch über den ganzen Landkreis verteilt, allerdings dürfte im Blackout - Fall für viele die Weiterführung der Arbeit nicht mehr möglich sein und da die meisten mit eigenem PKW außerhalb von größeren Ballungszentren unterwegs sind, dürfte es zumindest nach ca. 2 Stunden ein Grundkontingent an Personal für die Besetzung des Feuerwehrgerätehauses geben.


    Dieses wäre aber bei weitem nicht ausreichend um eine 24/7 Bereitschaft in voller Besetzung aufrecht zu erhalten, aber eine Notbesetzung in Form eines Ansprechpartners und vielleicht einer Gruppe könnte improvisiert werden.

  • ... kommt mir nicht mit Amateurfunkern als Ersatz in so einer Lage. Die haben auch keinen Strom, sind nicht bereit oder in der Lage, eine 24/7-Verfügbarkeit zu gewährleisten ...

    Ich glaube da irrst du. Viele sind sehrwohl in der Lage permanent die Kommunikation (zumindest untereinander) sicher zu stellen. Zum Timing: Das muss im Vorfeld abgestimmt werden. Mit meinem Umfeld haben wir festgelegt, dass wir um 8:00, 16:00 und 24:00 Uhr (einfach zu merken "8/8/8", alle 8 Stunden, beginnend um 8:00 Uhr), auf einer bestimmten Frequenz zu hören.

    Die Stromversorgung lässt sich mit einem Solarpaneel, Laderegler und einem preiswerten Auto-Akku dauerhaft sicherstellen.

  • Selbst diese Tätigkeiten werden für die

    Gerade der Wegfall nahezu jeglicher effizienter Kommunikation macht einen Blackout so gespenstisch. Und kommt mir nicht mit Amateurfunkern als Ersatz in so einer Lage. Die haben auch keinen Strom, sind nicht bereit oder in der Lage, eine 24/7-Verfügbarkeit zu gewährleisten und ein geordnetes planbares Kommunikationsnetz bekommen die Funker in der Lage dann auch nicht mehr hin. Wie stellt man sich das in Funkerkreisen vor, wenn z.B. ein Bürgermeister vor der Tür steht und verlangt "Ich muss jetzt dringend mit dem Landrat sprechen, bitte verbinden Sie mich mit ihm."

    Grau ist alle Theorie und die Notfunkköfferchen und -Anhänger des DARC sind zwar nett, aber planbare, jederzeit verfügbare Verbindungen können Amateurfunker (alle ohne Strom und ggf. mit eigenen Problemen deswegen) in einem Blackout nicht leisten. Das ist eine illusion. Soweit ich weiß, gibt es nicht einmal einheitliche Pläne/Vorgaben zur Selbstalarmierung und für verlässliche Funkrunden zu fest vereinbarten Zeiten, von gezielt erreichbaren Gegenstellen z.B. auf Anforderung von Einsatzkräften hin, ganz zu schweigen.

    Gut, dass die gesetzliche Lage in Ö da anders ist als in D und dass es in Ö sehr viele engagierte Funkamateure gibt, die auch regelmäßige Übungen durchführen. Und das sowohl lokal als auch überregional und österreichweit.


    Ad Stromversorgung: Mit z. B. einem 100 Ah LiFePO4-Akku kommt man schon eine zeitlang durch. 🙂

    I expect chocolate for breakfast. If you don’t feel sick by mid-morning you’re not doing it right.

  • Ich will den Funkamateuren das auch gar nicht absprechen, aber das sind überwiegend individuelle Lösungen. Und gerade der DARC wirkt in Sachen Notfunk etwas aus der Zeit gefallen, was auch Funkamateure zunehmend stört:


    Das neue DARC-Notfunkkonzept – Ein Wolkenkuckucksheim


    Dabei sind die Anforderungen an eine verlässliche Kommunikationsmöglichkeit in einem Blackout-Szenario doch jetzt schon klar und eindeutig formulierbar:


    1. Selbstalarmierung der Notfunker und selbsttätige Bereitstellung der nötigen Verbindungen nach einem einheitlichen Schema (das "8/8/8" gefällt mir ganz gut).
    2. 24/7-Verfügbarkeit des Notfunks für kritische Notfallkommunikation. Ein Herzinfarkt kann nicht 8h warten. Diese Anforderung können eigentlich nur automatische unbemannt arbeitende Systeme erfüllen. Einzelpersonen, die nur manuell funken (können) fallen als Betreiber einer Funkstelle da sofort raus und Dreischicht-Betrieb an einer privaten Amateurfunkstelle dürfte in den meisten Fällen nicht darstellbar sein (Funkstation im heimischen Arbeitszimmer, Betreiber kennt keine vertrauenswürdigen Lizenzinhaber, die ihn dabei unterstützen oder will Fremde nicht über Nacht im Haus haben etc.). Neben der personellen Besetzung einer Funkstelle ist auch die Stromversorgung entscheidend: wieviele Funkamateure können wirklich "zeitlich unbegrenzt" ausreichent Strom bereitstellen? Resilienz der Funkstellen ist auch ein Thema: knickt der Sturm die Antenne - geht die Station dann offline oder ist sie nach Umschalten auf eine alternative Antenne schnell wieder online? Gleiches beim Ausfall eines Transceivers oder der Stromversorgung (Redundanz).
    3. Räumliche Nähe zu den "Bedarfsträgern". In erster Linie übernehmen in einem Blackout die örtlichen Feuerwehr-Gerätehäuser die Funktion einer Notfallmeldestelle für die Bevölkerung. Nicht jedes Hilfeersuchen kann lokal abgearbeitet werden, es muss z.B. bei einem Brand weitere Unterstützung angefordert werden, bei einem medizinischen Notfall muss der Rettungsdienst (im Optimalfall die zuständige Leitstelle) kontaktiert werden. Wie ist eine (Amateurfunk-)Notfunkstelle an ein Feuerwehrgerätehaus am einen Ende und an eine integrierte Leitstelle in der Kreisstadt angebunden? Zieht der Funkamateur mit seinem gesamten Equipment um zum Feuerwehrmagazin? Wo richtet er sich da ein, kann er da eine Antenne installieren? Die meisten (dörflichen) FW-Gerätehäuser sind eher kompakt und klein. Kleine Abteilungen haben manchmal nicht mal einen Besprechungsraum. In größeren Abteilungen wird dieser Raum durch den Führungsstab der örtlichen Feuerwehr belegt sein. Funkbetrieb kann man nicht nebenher im gleichen Raum machen. Was macht man, wenn es im Ort gar keinen Funkamateur gibt, im Nachbarort dafür drei oder vier? Richten die dann eine Funkstelle nah bei der Feuerwehr ein? Oder bindet man die über eine weitere Funkstrecke an? Wer bedient diese (24/7)? Mit welchen Geräten (FW darf nicht Afu-Geräte, Afu darf nicht mit BOS-Geräten...)? Man wird Verbindungsleute der Feuerwehr in den Funkstellen brauchen oder umgekehrt. D.h. der Personalaufwand nur fürs Funken verdoppelt sich pro Funkstelle/FW-Gerätehaus
    4. Geschützte Verbindungen. BOS-Funk muss heute verschlüsselt bzw. abhörsicher abgewickelt werden. Beides ist dem Afu per Definition verboten. Taktische Einsatzinformationen und z.B. Patientendaten dürften dann gar nicht über Afu-Strecken übermittelt werden. D.h. im Hilfs-Einsatz und in der polizeilichen und nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr ist Afu dann weitgehend nutzlos und auf Allerwelts-Informationen (Wetter, allgemeine Lage etc.) beschränkt. Um das Thema machen viele Beteiligte diskret einen Bogen. Oder man muss (im Sprechfunk) Tarnbezeichnungen verwenden, die müssen dann vorab allen Beteiligten bekannt sein und immer wieder gewechselt werden. Ein frei für alle mithörbarer Funkspruch "Wir holen um 16 Uhr fünf Stromerzeuger und 600l Diesel in XY-Stadt bei Müller in der Bahnhofstraße ab" könnte Begehrlichkeiten wecken.
    5. Flächendeckende Verfügbarkeit. Es gibt in D knapp 11.000 Kommunen, davon rund 2.000 Städte. Deren Notfallmeldestellen (die FW-Gerätehäuser) müsste man mit Notfunk austatten. Dazu kommen die Leitstellen in 300 Landkreisen und 100 kreisfreien Städten und rund 2.000 Krankenhäuser.
      Das dürften hochgerechnet rund 20.000 Notfunkstellen sein. Theoretisch könnte man mit den 61.000 in D registrierten Amateurfunkern einen Dreischicht-Betrieb für alle 20.000 Notfunkstellen realisieren, wenn man auf räumliche Verteilung und persönliche Befindlichkeiten keine Rücksicht nehmen würde. Aber: wieviele der Funker sind schon im fortgeschrittenen Alter und können nicht mehr wirklich eingeplant werden? Wieviele Funker wären in der Lage, Notfunkbetrieb nach den o.g. Anforderungen zu leisten? Wären bereit, ihre Familienangehörigen für so einen Einsatz zu verlassen und täglich Dienst woanders an einer Funkstelle zu leisten? Welche Funker haben jetzt schon eine autarke Notstromversorgung, die den Namen auch verdient? Ein Stromerzeuger und ein Kanister Benzin sind nur eine Übergangslösung. Ein Blackout erfordert u.U. tage- oder wochenlangen Notbetrieb.

    Ich bin aktuell nicht sehr optimistisch, dass es den Funkamateuren als Gesamtheit auch nur ansatzweise gelingen würde, ein einheitliches, den genannten Anforderungen genügendes Notfunknetz zu betreiben. Die HiOrgs, die an so einer Thematik durch Einsätze wie im Ahrtal näher dran sind, kriegen das ja auch nicht gebacken. Denn es gibt ja vereinzelt IuK-Einheiten bei den HiOrgs und beim THW. Auch die Mobilfunknetzbetreiber haben Notfallteams mit fahrbaren notstromversorgten Mobilfunkmasten. Aber das passt alles nur auf regional und zeitlich begrenzte Einsatzlagen. Wenn aber überall der Strom weg ist, dann brauchen ja auch "alle" Ersatzlösungen für die Kommunikation.

  • Ich bin aktuell nicht sehr optimistisch, dass es den Funkamateuren als Gesamtheit auch nur ansatzweise gelingen würde, ein einheitliches, den genannten Anforderungen genügendes Notfunknetz zu betreiben.

    Ich bin grundsätzlich Deiner Meinung!


    Allerdings halte ich mich gerne an das Motto des Saarlandes: Großes entsteht immer im Kleinen – Les petits ruisseaux font les grandes rivières – Little things make a big difference. Jedes Bisschen zählt. Wenn wir immer nur die Goldrandlösung akzeptieren, kommen wir nicht weit. Das ist wie mit der persönlichen Vorsorge: klar, ideal sind 14 Tage-Vorräte und mehr. Wer dafür keinen Platz, kein Geld oder was immer für Gründe hat, soll eben mit einem kleineren Zeithorizont anfangen. Hauptsache, es wird etwas gemacht. Wir freuen uns doch über jedes Inselnetz, sei es Strom, Funk oder was immer!

  • muss der Rettungsdienst (im Optimalfall die zuständige Leitstelle) kontaktiert werden.

    Das wird spannend, unsere FFW hat beispielsweise nur noch Tetra-BOS und da ist bei unseren Funkmasten trotz Ertüchtigung nach spätestens 6 Stunden Stille im Äther... die alten reichweitenstarken Prügel, mit denen (auch) wir Wasserwachtler damals noch direkt vom See oder Schwimmbad die nächste Rettungsleitstelle in der Stadt anfunken konnten, sind längst entsorgt.

    BY/DE

    Si vis pacem, para bellum.

  • Das wird spannend, unsere FFW hat beispielsweise nur noch Tetra-BOS und da ist bei unseren Funkmasten trotz Ertüchtigung nach spätestens 6 Stunden Stille im Äther... die alten reichweitenstarken Prügel, mit denen (auch) wir Wasserwachtler damals noch direkt vom See oder Schwimmbad die nächste Rettungsleitstelle in der Stadt anfunken konnten, sind längst entsorgt.

    Man gut dass unser Funkwart da geschaltet und zumindest die alten Handgurken samt Akkus und Ladeinfrastruktur sichergestellt hat.

    Muss ihn mal fragen ob er auch noch Zugriff auf die Feststation und die Fahrzeugfunkgeräte hat... :thinking_face:

  • Wir freuen uns doch über jedes Inselnetz, sei es Strom, Funk oder was immer!

    Das schon, aber wir sollten doch auch zu mehr im Stande sein. Wir brauchen mal wieder einen "Ruck", der durchs Land gehen muss. Derzeit erlebe ich in der Gesellschaft überwiegend eine Mischung aus Mangelverwaltung (Bildung, Verkehr), Verblödung (Schwurblerszene) und eigensüchtiger Nabelschau (Ich-Gesellschaft).


    Gestern hab ich meinem DRK Ortsverein das LoRa-System mit Meshtastic vorgestellt. Die waren begeistert. Als nächstes ist die Feuerwehr dran. Und dann werden wir zusammen das System "ausrollen" und die Teilorte mit solargepufferten LoRa-Nodes als Relais ausstatten und die FW-Abteilungen und den DRK-Ortsverein per LoRa zusammenkoppeln. Dann sind wir zumindest auf Gemeinde-Ebene mit einem leicht bedienbarem, verschlüsselten Messenger-System ausgestattet.

  • Disclaimer: schreib an dem Kommentar in mehreren Abschnitten, Doppelungen ignorieren, muss jetzt raus, bevor er zu abgestanden ist :)

    Gerade der Wegfall nahezu jeglicher effizienter Kommunikation macht einen Blackout so gespenstisch. Und kommt mir nicht mit Amateurfunkern als Ersatz in so einer Lage. Die haben auch keinen Strom, sind nicht bereit oder in der Lage, eine 24/7-Verfügbarkeit zu gewährleisten und ein geordnetes planbares Kommunikationsnetz bekommen die Funker in der Lage dann auch nicht mehr hin. Wie stellt man sich das in Funkerkreisen vor, wenn z.B. ein Bürgermeister vor der Tür steht und verlangt "Ich muss jetzt dringend mit dem Landrat sprechen, bitte verbinden Sie mich mit ihm."

    Grau ist alle Theorie und die Notfunkköfferchen und -Anhänger des DARC sind zwar nett, aber planbare, jederzeit verfügbare Verbindungen können Amateurfunker (alle ohne Strom und ggf. mit eigenen Problemen deswegen) in einem Blackout nicht leisten. Das ist eine illusion. Soweit ich weiß, gibt es nicht einmal einheitliche Pläne/Vorgaben zur Selbstalarmierung und für verlässliche Funkrunden zu fest vereinbarten Zeiten, von gezielt erreichbaren Gegenstellen z.B. auf Anforderung von Einsatzkräften hin, ganz zu schweigen.

    Wenn es wirklich länger dauert könnte man im Bereich Festnetz mit vertretbarem Aufwand improvisieren. Sprich Direktverbindungen zwischen z.B. Polizei, Stadtverwaltung oder Anlaufpunkten schalten, daran entweder alte analoge Modemtechnik oder DSL P2P. Im Gegensatz zu Datenfunk wäre das recht einfach zu integrieren. Braucht aber jemanden mit entsprechenden Schlüsseln und gute Kenntnisse. In der Praxis schwierig.

    Was aber ginge: (also wenn die Telekom mitmacht) entsprechende Verbindungen bereits im Vorfeld im Rahmen eines großen Blackoutkonzepts schalten lassen, am besten Einmalgebühr für die Schaltung, dann eine verplombte Dose dran.

    Mit xDSL Technik werden etwa 2,5km angegeben, mit Glasfaser quasi unbegrenzt.

    Ich könnte jetzt ewig weiterschreiben, aber egal welche technische Lösung gefunden wird - es braucht Personal. Und das Abseits der anderen Aufgaben der HiOrgs, denn richtig, die haben in so einem Fall anderes zu tun. Etablierte IuK Trupps passen da auch nicht ins Schema, denn die technische Seite betreiben ist das Eine, das Andere ist die direkte Kommunikation am laufenden Band mit Menschen in einer gewissen Ausnahmesituation. Fähigkeitenverteilung sehe ich den lokalen Anlaufpunkten bei 50% KID, 20% Logistik, 10% Technik und 20% SanDienst (auch als Vorfilterung, um begrenzte Ressourcen zu schonen). Die notwendige Technik muss einfach schon in halbwegs standardisierten Modulen bereitstehen - und mit einer Kurzeinweisung vom 65 jährigen Wasserwachtler aus dem Nordlandkreis genauso bedient werden wie vom Pfarrhelfer, Lehrer oder wer sich sonst in einer Anlaufstelle eh bewegt.

    Als ITler denke ich da auch gerne recht groß, aber was braucht es tatsächlich?

    Strom, und zwar die Lösung die vor Ort geeignet ist. Muss man vorher anschauen, kann ein Dieselaggregat sein oder man hat einen Inselwechselrichter eingelagert der bestenfalls mit den Stringspannungen der bestehenden Anlage kompatibel ist usw.
    Einen Drucker (am besten Laser, braucht zwar mehr Strom, aber macht wenig Probleme und die Ausdrucke sind weitgehend wasserfest). Multifunktionsgerät, halbwegs kompakt.
    2 Laptops mit gut durchdachter Software (da fangen die echten Probleme an): DAU kompatibel, Chat/Messaging, Filesharing, gerne eine Oberfläche für Standardprozesse (Bedarfsanforderung [Kind braucht Insulin, Lademöglichkeit Sauerstoffgerät, "uns geht der Diesel aus", usw.], grob "Personal" - von Erfassung Fähigkeiten zu Suchmeldungen - ein weites Feld). Zu letzterem Punkt befürchte ich allerdings dass eine staatliche Entwicklung bzw. Beauftragung in einem komplizierten, sehr teurem und letztlich unbrauchbarem System mündet.
    Kommunikationsmodul nach Landkreisstandard, da fängt der Horror an. Egal was die physische Grundlage ist, die Hoheitlichen Grenzen werden die Anforderungen ins Absurdum drängen - denn irgendwo muss es eine Schnittstelle zu BOS geben. Unbefriedigend aber halbwegs machbar wäre eine humane Schnittstelle, also ein PC, zwei virtuelle Maschinen, eine im BOS Netz, die andere im offeneren - dazwischen Copy&Paste. Ansonsten halt Millionengrab.

    Letztlich müssten sich mal ein paar schlaue Leute zusammensetzen und Mindestanforderung definieren. Am besten auf breit - und günstig - verfügbarer Technik basierend. Also eher kein Rohde&Schwarz SDR sondern WLAN (um die Insel und für Richtfunk) oder ein halbwegs unkomplizierter Packet Radio Standard. Dabei kann man natürlich verschiedene Netzebenen andenken (wie es bei anderen Kommunikationsnetzen üblich ist), mal aus der Luft gegriffen:

    • NE1: Bundesländer untereinander, Glasfaserstrecken (Verstärker mit Notstrom), Fallback notstromversorgte Richtfunkstrecken, Neben den jeweiligen Hauptstädten auch Oberzentren, bedeutende Behörden usw.
    • NE2: Landkreise untereinander und zu den Landeszentren, auch Glasfaserstrecken, ohne Verstärker. 1Gbit/100km Module gibt es unter 100€, da sollte sich eine Faser zum nächsten Knoten finden lassen, Fallback ebenso Richtfunk. Regional bedeutende Objekte (früher Atomkraftwerk, aber auch sonst Großkraftwerke, Energieversorger, Chemieindustrie) die wenns pressiert direkt mit den Lagezentren sprechen müssen
    • NE3: Kommunen, Verbindung zum Landratsamt/Katastrophenschutz usw. Natürlich wieder Glasfaser, Fallback kann da neben professionellen Richtfunkstrecken wo möglich schon auf günstigerer Technik basieren.
    • NE4: Innerhalb von Kommunen und vielleicht zu den Nachbarn, da technikneutral direkt geschaltete Leitungen zwischen den wichtigen/benannten Stellen im Blackout/Katastrophenfall. Fallback je nach örtlicher Möglichkeit (Technikkatalog empfohlener Lösungen/Best Practise)
    • NE5: das wären dann die einzelnen Bürger, nicht direkt eine Netzebene technisch, aber da wären APPs angesiedelt die die Kommunikation unter den erschwerten Bedingungen erleichtern, sowas wie Briar, mit VoIP (ausschließlich geringst mögliche Bandbreite, oder gleich Vocoder), einfache Browserkomponente (geht nur in Zusammenhang mit den Servern, da aber "das Internet" eh nicht mehr erreichbar ist, kann man Caching nutzen und auch sonst das Informationsangebot etc. ressourcenschonend gestalten).

    Dass einzelne BOS oder Kommunen "sonstige" Frequenzen, also AFu, CB, etc. bedienen ist im Einzelfall denkbar, in der Fläche aber utopisch. Auf Landkreisebene (ob jetzt beim Amt oder THW, Stützpunktfeuerwehr... mal dahingestellt) aber denkbar. CB, 2m und 70cm wäre da einfach, weitere Frequenzen sehe ich eher nicht - es sei denn die Betreuer sind selber sehr engagiert.


    Das wird spannend, unsere FFW hat beispielsweise nur noch Tetra-BOS und da ist bei unseren Funkmasten trotz Ertüchtigung nach spätestens 6 Stunden Stille im Äther... die alten reichweitenstarken Prügel, mit denen (auch) wir Wasserwachtler damals noch direkt vom See oder Schwimmbad die nächste Rettungsleitstelle in der Stadt anfunken konnten, sind längst entsorgt.

    Hab bei uns eine Kiste mit 4m BOS Handfunkgeräten, ein paar Ladestationen, Zubehörteile etc. gesehen. Frage: Was passiert damit? Antwort: "Das soll XY in den nächsten Tagen zum Elektroschrott bringen". Ich hab mich gleich freiwillig gemeldet. Die Akkus funktionieren noch für ein paar Stunden, leider sind die auf allen Ebenen so verklebt dass kein Zellentausch möglich ist - wäre ein 3D Druck Projekt. Die Geräte selbst, Motorola MX 3013, sind ziemlich unverwüstlich.

  • Das war knapp :speak_no_evil_monkey:

    War bei uns ähnlich: Unsere Wehrführung hatte sie schon zur Kreisfeuerwehrzentrale mitgenommen um sie dort abzugeben, die meinten nur "Was sollen wir damit? Müllt uns nicht zu." Unsere Wehrführung hatte aber Skrupel die einfach so zu entsorgen und hat sie dann auf Nachfrage des Funkwarts ihm übergeben. So geraten sie nicht in falsche Hände und bleiben der Wehr als Backup erhalten.

  • huizhaecka : viele gute Gedanken dabei.


    Der Teufel steckt im Detail. Natürlich könnte ich vorhandene (Telefon-/Daten-)Leitungen improvisiert nutzen und sie z.B. mit Analogmodems oder DSL-Modems für Punkt-zu-Punkt-Verbindungen zu nutzen. Aber dann brauche ich solche Modems, die hat heute so gut wie keiner mehr. Und es braucht Techniker, die die Dinger anschließen können und den Nutzern sagen, was sie zu tun haben.


    Durch den Wegfall unkomplizierter Kommunikation (mal eben per Handy anrufen geht leider nicht) und den Wegfall, fehlende Infos schnell beschaffen zu können (Google oder Erklärvideos), werden sämtliche Aktionen, die nicht eingeübt und mit vorhandenem Material lösbar sind, mehr oder weniger unmöglich. Zumindest extrem mühselig.


    Ich bin gerade dabei, die Thematik "IuK im Blackout" etwas aufzubereiten, um das eine oder andere Equipment vorzuhalten bzw. in den umliegenden DRK Ortsvereinen dafür zu werben, dass die sich auch eine "IuK-Kiste" packen. Bei meinen Recherchen hab ich eine kleine, etwas nostalgisch wirkende unscheinbare Webseite IuK KatS Helfer gefunden, die zeigt, dass sich da andere auch schon Gedanken gemacht haben und die in ihrem Downloadbereich einige interessante Unterlagen hat. Ein flächendeckender anhaltender Stromausfall ist da zwar nicht thematisiert, aber vieles für "normale" Groß-Schadenslagen lässt sich auch auf ein Blackout-Szenario übertragen.


    Im Moment gibt es ja immerhin, zumindest in den kommunen und den Kat-Schutz-Organisationen so etwas wie eine grundsätzliche Vorbereitung auf den Blackoutfall - zumindest theoretisch, denn man hat das formalrechliche Rahmenwerk geschaffen und z.B. entsprechende Dienstanweisungen oder Notfallpläne erstellt und beschlossen. Damit funktioniert (hoffentlich) mindestens die Selbstalarmierung der Entscheider, Führungskräfte und Einsatzkräfte. D.h. ist der Strom mal 1-2h weg, sollte es vor jedem FW-Gerätehaus, jeder HiOrg-Unterkunft und jedem Rathaus nur so wimmeln von Leuten, die sich melden sollen. Die meisten davon werden dann wohl nach kurzer Zeit wieder heimgeschickt, nachdem man ihre Verfügbarkeit erfasst hat, damit sie sich bereit halten. Die kommunalen Entscheider und Führungskräfte treffen sich im Führungs- und Krisenstab und besprechen die Lage und erforderliche Maßnahmen. Vermutlich wird man am Anfang das ganze mit "angezogener Handbremse" angehen, immer mit der Hoffnung, dass der Stromausfall von kurzer Dauer sein könnte.


    Bleibt der Strom erst mal weg, dann ist Schluß mit lustig, weil dann alles in Sachen Information und Kommunikation auf Handbetrieb umgestellt werden muss. Es muss ein Batterieradio herbeigeschafft werden, ggf. ein Wohnmobil mit SAT-TV, dessen Antenne noch ausgerichtet werden muss. So kann man nach und nach Informationen zusammentragen, was überhaupt passiert sein könnte. Man sollte auch die Möglichkeit nicht ausschließen, dass nicht "nur" der Strom weg ist, sondern dass der Blackout ein gezielter feindseliger Akt war, um einen militärischen Angriff einzuläuten. So lange man keine Infos hat, muss man mit allem rechnen.


    Jedenfalls muss der oberste Verantwortliche formal "die Lage feststellen" - ein Bürgermeister wird z.B. versuchen, das Landratsamt zu erreichen, denn da sitzt der im Katastrophenfall eigentlich zuständige (der Landrat, der im Katastrophenfall allen Kommunen und Einsätzkräften gegenüber weisungsbefugt ist). Sehr wahrscheinlich wird man das Landratsamt nicht erreichen. Dann muss man lokal den Katastrophenfall erklären und die Notfallplanung der Kommune tritt in Kraft, man ist bis auf Weiteres auf sich gestellt.

    Die Feuerwehren werfen ihre stationären Notstromaggregate an, um ihre Gerätehäuser betreiben zu können und richten einen Bereitschaftsdienst ein, damit die Bevölkerung in Notfällen sich an die FW-Gerätehäuser (Notfallmeldestellen) wenden kann. Zwischen den Gerätehäusern und dem FW-Führungsstab besteht über die Fahrzeuge bzw. die Funkstation in der Feuerwache Kontakt, mit etwas Glück hat auch die Feuerwache Funkkontakt zur Leitstelle des Landkreises. Was dann auch ein Kanal für die Kommunikation mit dem Landratsamt wäre (wenn man im LRA darauf kommt).


    Spätestens am zweiten Tag ohne Strom wird der kommunale Notfalltreffpunkt eingerichtet und eröffnet, die Bekanntmachung erfolgt durch Aushänge und Lautsprecherwagen. Als Notfalltreffpunkt hat die Kommune eine Turnhalle o.ä. mit einer Notstromversorgung ausgestattet und bietet dort "Licht, Wärme, Handylademöglichkeit" an. Zudem kann man dort Trinkwasser bekommen und bei Bedarf können betroffene Babynahrung zubereiten und erwärmen. Eine Verpflegung oder Unterbringung von Bürgern ist in den Notfalltreffpunkten nicht vorgesehen. Die Treffpunkte sollen in erster Linie eine psychosoziale Funktion erfüllen: man kann reden, sich austauschen, Informationen erhalten und nicht zuletzt wird es dort eine "Helferbörse" geben, also eine Art schwarzes Brett für Hilfsangebote und -gesuche. Die Bewältigung der Lage wird nur durch engagierte Bürger und Selbsthilfe möglich sein.


    Der dritte Tag wird sehr wahrscheinlich einen "Robinson-Crusoe-Moment" mit sich bringen: die Verantwortlichen müssen erfassen, welche Ressourcen (Energie, Kommunikationsmittel, Sanitätsmaterial, Schreibzeug, Papier) sie verfügbar haben und entsprechend einteilen. Jeder unnötige Generatorbetrieb und jede unnötige Fahrt mit einem Kraftfahrzeug ist zu unterlassen. Bei entsprechend kritischer Lage ist auch der Aufenthalt "draußen" oder das Herumgehen und Fahrradfahren zu minimieren. Einfach um Risiken zu minimieren und Personalausfälle zu vermeiden.

    Personal und Einsatzkräfte werden jetzt intensiv gebraucht, deshalb müssen die Verantwortlichen sicherstellen, dass diese Personen den Rücken frei haben, also zuhause bei den Familien alles in Ordnung ist. Das muss auch beim Einteilen von Diensten berücksichtigt werden: lieber mehr Leute für kurze Dienste einsetzen, damit sie in der Freizeit zuhause (oder im Betrieb) noch genügend Power und Tageslicht haben. Es kann auch eine bevorzugte Versorgung der Familien von Personal und Einsatzkräften erwogen werden. Das kann auch eine Motivationshilfe für freiwillige Helfer sein: Verpflegung.


    Die weiteren Tage werden eine Verschärfung der allgmeinen Lage mit sich bringen, so dass Einsatzkräfte immer stärker gefordert sein werden. Deshalb sollten organisatiorische und logistische Aufgaben spätestens jetzt erledigt sein - man wird mit jedem Tag immer weniger Ressourcen und Personal haben und kommt nicht mehr vor die Lage sonder kann dann nur noch reagieren, statt steuern. Wenn ich am fünften Tag immer noch keine Möglichkeit habe, meine Notfallmeldestellen, -treffpunkte, Führungs- und Krisenstäbe mit geeigneten Kommunikationsmitteln zusammenzuschalten, muss ich weiterhin alles zu Fuß/per Fahrrad machen und Melder herumschicken. Diese sind einem täglich wachsenden Risiko ausgesetzt und werden sich irgendwann verdrücken.

    Auch muss eine nachhaltige Basisversorgung mit elektrischer Energie an den kritischen Stellen sichergestellt werden. Dabei müssen Rathäuser nicht unbedingt mit einer komfortablen Komplett-Notstromversorgung ausgestattet sein, in vielen Fällen dürfte es genügen, etwas Licht, die Kommunikationssysteme und eine einfache IT (Laptop, Drucker, Kopierer) betreiben zu können.

  • tomduly : Das Lesen Deines Beitrages ist für mich eine Wohltat. So ganz nebenbei und selbstverständlich sprichst Du darin viele Dinge an, die leider zum Teil noch immer (auch von Führungskräften) ignoriert werden.


    Da diese Themen bei der Blackout-Vorbereitung so wichtig sind, erlaube ich mir, die aus meiner Erfahrung wichtigsten und ansonsten meist ignoriertesten Punkte als Zitat einzufügen:

    Durch den Wegfall unkomplizierter Kommunikation (mal eben per Handy anrufen geht leider nicht) und den Wegfall, fehlende Infos schnell beschaffen zu können (Google oder Erklärvideos), werden sämtliche Aktionen, die nicht eingeübt und mit vorhandenem Material lösbar sind, mehr oder weniger unmöglich.

    Vermutlich wird man am Anfang das ganze mit "angezogener Handbremse" angehen, immer mit der Hoffnung, dass der Stromausfall von kurzer Dauer sein könnte.

    So lange man keine Infos hat, muss man mit allem rechnen.

    Bei entsprechend kritischer Lage ist auch der Aufenthalt "draußen" oder das Herumgehen und Fahrradfahren zu minimieren. Einfach um Risiken zu minimieren und Personalausfälle zu vermeiden.

    Personal und Einsatzkräfte werden jetzt intensiv gebraucht, deshalb müssen die Verantwortlichen sicherstellen, dass diese Personen den Rücken frei haben, also zuhause bei den Familien alles in Ordnung ist.

    Wer so etwas schreibt, hat die Dimensionen und Tragweite eines "echten" Blackouts verinnerlicht.


    Mögen diese Punkte eine Anregung für weitere Optimierungen in der eigenen Hilfsorganisation sein. Nochmals vielen Dank!

    Nur wer sich ändert, bleibt sich treu.