... man bei einem längerfristigen Stromausfall im Zug sitzt?

  • Hat jemand eine Ahnung ob es Pläne gibt was mit den Insassen eines Zuges passieren soll, wenn bei einem Blackout die Züge mitten auf der Strecke stehen bleiben?


    Die Züge würden ja sofort kontrolliert zum Stillstand gebracht, soweit ich weiß, oder?


    Bei wenigen Stunden ist das wohl mehr ein Ärgernis. Aber spätestens nach 24h wird das wohl schnell ungut.

  • Irgendwann einmal würden sicherlich Ersatzbusse vor Ort bestellt werden, kann ich mir denken.
    Aber ab welchem Zeitpunkt das geschehen würde, weiss ich nicht. Hängt sicher auch damit zusammen, wie rasch man den Umfang der Störung eruieren kann.

    Dass man Passagiere 24 h ausharren lässt, kann ich mir nur schwer vorstellen.

    Ich persönlich würde mal abwarten und schauen, ob das Personal Infos durchgeben kann, bevor ich mich gleich mal auf eigene Faust auf den Weg mache.

    Idealerweise hat man ja was zu Trinken und eine Kleinigkeit zu Essen bei sich. Im Zug habe ich auf (fast) immer ein Buch zum Lesen dabei.

    Wenn ich dann mal im Zug unterwegs bin...

    Heute ein guter Plan ist besser als morgen ein perfekter Plan.

    -George S. Patton-

    Einmal editiert, zuletzt von Chuck Noland ()

  • Ich kenne bis jetzt persönlich zwei Varianten bzgl. Zügen.


    Einmal war es ein Selbstmörder, da sahs ich stundenlang im stehenden Zug. Es dürfte auch niemand raus, bis dann der Zug weiter fuhr.


    Und einmal (die Ursache kenne ich nicht) wurden wir aus dem Zug geschickt. Liefen ca. 2km weit die Gleise entlang zum nächsten kleinen Bahnhof und wurden Stunden später mit Bussen abgeholt.


    Rufe doch einfach mal bei der DB an oder schreibe eine Mail. Als ich für einen Betrieb einen Notfallplan erstellen musste ging es um die Wasserversorgung und den Strom in der Stadt. Was passiert wenn im Falle eines Anschlags oder einer Naturkatastrophe die Stadtwerke ausfallen? Ich würde weiter verbunden und man teilte mir dann ehrlich mit, das es dann keine Wasserversorgung und kein Strom mehr geben wird. Es gibt keine Vernetzung zu anderen Werken die den Part übernehmen würden. Die sind da eigentlich immer sehr ehrlich.


    Aus diesem Grund ist es bei Pharmabetrieben so wichtig redundante Niederlassungen zu haben um auf eine andere Stadt zur Produktion ausweichen zu können.

  • Mit GPS kann man ja gut feststellen, wo man ist, und ob es sinnvoll ist, sich zu Fuß auf den Weg zu machen.

  • I'm Jahre 2017 habe ich das mal mit einem Exforisten ausprobiert.

    Wir sind mit dem Zug auf der Strecke gefahren, auf der wir als Pendler unterwegs wären. Wir hatten nur die Sachen mit, die wir täglich dabei haben.

    Laptoptasche. Kleiner Rucksack und Standard edc.

    Wir waren dann 3 Tage mit 2 Übernachtungen im Februar unterwegs bevor wir an einem So ankamen.

    Wir hatten damals festgestellt, daß wir spätestens nach Ausfall des Handynetzes loslaufen würden um nicht Teil einer wie auch immer gearteten "Rettungsaktion" zu werden.

    Es war nachts mit um die 0 Grad bitterkalt. Verpflegt und versorgt haben wir uns aus Abfällen, also fast nix....


    Ich würde das selber mal ausprobieren. Wir haben uns z. B. gewundert, was wir überall requirieren konnten. Meine Bedroll wog am Ende ca. 12kg.


    (da wir keinen echten Ausfall hatten, sind wir auf der Mitte der Strecke mit Notbremse raus :-), nein, natürlich nicht ;-))



    Gruß


    Tid


    Ps:

    Wenn es ein echter Blackout ist, bezweifle ich, daß da ein Bus kommt. ALLE haben sofort massiv Probleme und die Aktionen in den ersten Stunden entscheiden über die eigene Ausgangslage, so daß liegen gebliebene Bahnen sehr geringe Prio haben werden, vor allem, wenn man nicht Weiss wo sie stehen. Wo soll der Bus einen schon hin bringen? Wahrscheinlich zu einem Ort, wo viele andere sind und das ist ggf nicht wünschenswert.

    Einmal editiert, zuletzt von T I D ()

  • Ein paar Gedanken von mir dazu:


    Bei einem flächendeckenden und mehrtägigen Stromausfall wird dieses Szenario für jeden Bahnbetreiber zu einer Herausforderung einem Albtraum.


    Ersatzbusse wird niemand schicken, denn wie mit den Fahrern kommunizieren ohne Strom und was wenn der Zug an einer Stelle ohne Zufahrt für die Busse stehen bleibt?


    Was fasst so ein Zug? Bis zu 1.000 Menschen? Da brauchst du so einige Busse, um die Menschen von dort weg zu bringen. Und wo bringst du sie hin? Bei Blackout fahren keine Züge mehr, also zum nächsten Bahnhof bringen ist eher zwecklos.


    Die Einsatzkräfte sind ohnehin heillos überfordert, jetzt auch hunderte (?) stehengebliebene Züge zu evakuieren ist eine Mammutaufgabe. Außerdem wird mit einer Evakuierung so lange wie möglich zugewartet, denn vielleicht ist der Strom ja bald wieder da. Das kann sich als fatale Fehlentscheidung herausstellen, wenn der Blackout um 16 Uhr beginnt und du erst gegen 23 Uhr entscheidest die Leute zu evakuieren.


    Außerdem müssen ja dennoch alle Oberleitungen geerdet werden, denn was ist wenn plötzlich der Strom wieder da ist? Da brauchst du auch Mitarbeiter von der Bahn die das können. Wie viele gibt es davon?


    Und jetzt stell dir vor all das beginnt am Abend vor Weihnachten bei 0 Grad und völliger Dunkelheit...


    Alles in allem will ich wohl eher nicht in einem Zug sitzen, wenn gerade ein mehrtägiger Blackout beginnt. Aber das kann man sich wohl nicht (!) aussuchen.

  • Ein kleiner Bahnhof bedeutet auch eine Ortschaft und somit Obdach. Die Frage ist eher wird an den Zug gedacht?


    Als das Hochwasser bei uns wie ein reissender Fluss durch den Ort lief, gaben sich die Feuerwehr gegenseitig Bescheid das die Straße an der Brücke überschwemmt ist und die Straßen unterspült sind. Blöderweise hat aber die Einsatzleitung die die Feuerwehr und das THW koordinierte unser Dorf vergessen. Sie schickten die Einsatzkräfte überall hin. Nur nicht in unser Dorf. Beim Bürgermeister war kein Durchkommen auch nicht bei der Feuerwehr. Wir standen komplett hilflos da. Erst am nächsten Tag als der Bügermeister wütende Anrufe bekam was das ganze sollte, wurde ihm bewusst das wir vergessen wurden, obwohl es uns am schlimmsten traf.


    Menschen machen Fehler. Bei einem Blackout sollte man sich daher nicht so sehr darauf verlassen. Lieber einmal vorher bei der DB nachfragen was der Notfallplan in so einer Situation vorschreibt und wenn man das Gefühl in der Situation hat das dieser nicht eingehalten wird, selbst handeln. Einen Notfallhammer gibt es alle paar Meter im Zug.


    Im schlimmsten Fall, sollte es unnötig gewesen sein, gibt es eine Anzeige wegen Sachbeschädigung mit Geldstrafe.


    Ich gehe aber davon aus das sowohl stehen gelassene Autos, kaputte Scheiben in Züge usw. alles was eben der Flucht diente ohne bewusst andere zu Schaden oder sich zu bereichern eingestellt wird.

  • Es würde mich wundern, wenn es bei der Bahn einen Notfallplan für einen flächendeckenden Stromausfall gäbe. Das Abholen per Bus, eventuell verbunden mit Fußmarsch der Passagiere zur nächsten Straße, ist ein Standardverfahren, wenn Strecke und/oder Fahrzeug dauerhaft unbenutzbar werden. Vermutlich würde das auch irgendwer einleiten, wenn regional auf absehbare Zeit kein Strom mehr zu erwarten ist. Aber bei einem wirklich landes- oder europaweiten Ausfall wird das aus den oben beschriebenen Gründen nicht geschehen.

  • Wichtig ist es daher zunächst, ein eigenes Notfallkonzept zu haben.

    Wenn man keinerlei glaubwürdige Info über Art und Dauer des unfreiwilligen Stops bekommt, wie ich das schon aus eigener Erfahrung mit der (Nicht)-Vorgehensweise der DB machen durfte, würde ich unter entsprechender Vorsicht, den Zug verlassen, und mich selbständig auf den Weg machen. Das da mal irgenwann, irgendwer, vielleicht kommen könnte, zum Evakuieren des Zugs, da würde ich mich nicht darauf verlassen. Das funktioniert ja schon unter Normalbedingungen, ganz ohne Stromausfall, nicht. Es kommt ja auch vor, das der Zug einfach so stehen bleibt (Softwareproblem). Man sollte halt schauen, das man den Gleisbereich verläßt, ohne von einem möglichen Gegenzug überfahren zu werden. Und auch die Stufe, ist ohne Bahnsteig, so zwischen 76 und 96 cm hoch. Wenn die Tür in einer überhöhten Kurve liegt kanns auch noch etwas mehr sein.

  • Richtig aber es ist auch wichtig zu wissen was deren Notfallplan ist. Soviel ich gelesen habe verfügt die Bahn über ein eigenes Stromnetzwerk, dass ein paar Stunden betrieben werden kann. Der Strom der Oberleitung kann auf den Körper überspringen steht man darunter. Die Frage ist wann nutzen Sie die paar Stunden. Und wie fern kann die Bahn im Fall eines Blackouts kommunizieren? Wir hatten dieses Jahr 2x einen fast Blackout. Jedes Unternehmen hat es daher schon Jahre im Notfallkonzept. In meiner jetzigen Firma steht drin. Mitarbeiter nach Hause schicken, wichtige Unterlagen in den Safe sperren, Strom und Wasser abstellen und Gebäude absperren. Im Pharmabereich ist es komplexer. Stromagregat (max. Stromversorgungsdauer), Prozesswasser (max. Versorgung), ggf. Verträge mit Anlieferfirmen für Wasser und Sprit usw. Die DB muss sich also zumindest einmal theoretisch damit beschäftigt haben. Den Mist haben sie auch für Erdbeben, Erdrutsch, Überflutung, Sturm usw. Die Zugführer kennen wahrscheinlich nicht einmal das Notfallkonzept. In meiner Firma könnten es vielleicht 5 Mitarbeiter nennen, wohingegen jeder neue Kunde das Notfallkonzept anfordert.

  • Ihren Notfallplan wird die DB nicht öffentlich kundtun, vor allem wenn der Notfallplan lautet: "Keine Ahnung."


    Ich vermute, dass man versuchen wird nach einigen Stunden besonders große Züge, wie ICEs, per Diesellok in den nächsten Bahnhof zu ziehen.


    Aber ob das technisch einfach so möglich ist weiß ich nicht.

  • Das würde funktionieren, bei größeren Zügen auch im Gespann mit meheren Loks. Allerdings bleibt die Frage wo das nächste geeignete Abstellgleis ist und wie man bei einem Ausfall sämtlicher Signale, Kommunikation und Leittechnik resultierende Auffahrunfälle verhindern soll. Mal abgesehen vom Diesel.

    Was mir an Fachwissen und Intelligenz fehlt mach ich mit (hier könnte ihr Produkt stehen) wieder weg.

    lutra incognita aus DE B/BB

  • ...Soviel ich gelesen habe verfügt die Bahn über ein eigenes Stromnetzwerk, dass ein paar Stunden betrieben werden kann....

    Ja, das sind die Hochspannungsmasten mit vier Drähten (ohne das Erdseil) drauf. Die normalen Leitungen des öffentlichen Netzes haben eine durch drei teilbare Anzahl an Leiterseilen zuzüglich Erdseil.


    Mir ist jedoch nicht bekannt, dass die Bahn so viele eigene Kraftwerke betreibt, dass der Fahrbetrieb (auch nur für kurze Zeit) autark sichergestellt werden kann. Ich gehe davon aus, dass die Züge im Falle eines Blackouts sofort stehen bleiben.


    Eine Liste der Bahnstromanlagen in Deutschland ist hier zu finden: https://de.wikipedia.org/wiki/…romanlagen_in_Deutschland

  • Hier in dem Artikel gibt es ein paar Infos zum deutschen Bahnnetz bei Stromausfall. Das klingt ja grundsätzlich nicht schlecht.

    Von zwei Stunden Stromausfall wäre auch die Deutsche Bahn zunächst nicht allzu sehr betroffen. Das Schienennetz funktioniert relativ autark, weil die Bahn-Tochter DB Energie 75 Prozent des Bahnstroms direkt bei Kraftwerksbetreibern bezieht. Fahrstrom erhalten Züge dann über das Bahn-eigene Hochspannungsnetz aus entfernten Regionen. Die Versorgungssicherheit liegt laut Angaben der Bahn dadurch bei fast 100 Prozent.


    Ein Blackout im öffentlichen Stromnetz würde zwar über kurz oder lang Signale, Stellwerke und Bahnhöfe lahmlegen. Doch an den wichtigsten stehen Notstromaggregate, die mehrere Stunden überbrücken. Selbst wenn der Stromausfall eine der sieben Betriebszentralen träfe, könnten diese weiterlaufen. Denn fehlt der Strom mehrere Stunden, rücken Mitarbeiter aus, um die Stellwerke vor Ort zu bedienen. Diese verfügen ebenfalls über Notstromaggregate.

    Der Artikel ist generell lesenswert, auch wenn er schon 10 Jahre alt ist. Zum Beispiel die Problematik der Unzuverlässigkeit von Notstromaggregaten:

    Theoretisch dürfte auch den rund 2000 Krankenhäusern in Deutschland ein Stromausfall von wenigen Stunden nichts anhaben. Dank komplexer Vorschriften sind die Kliniken für mindestens 24 Stunden bestens vorbereitet. Umso erstaunlicher, dass allein in den vergangenen Monaten in mehreren Kliniken die Notstromversorgung versagte, darunter in Bremerhaven und in Darmstadt-Dieburg, wodurch Intensiv-Patienten in andere Krankenhäuser verlegt werden mussten.

    Auch eine witzige Aussage:

    „Vorsorge kann man nicht treffen“, sagt Energieexperte Jörg Rothermel beim Verband der Chemischen Industrie. „Wir hoffen, dass es nicht eintritt.“

  • Die DB kann ihren Strom kaufen, wo sie will, wenn Kraftwerke abschalten, ist Schicht im Schacht. Da helfen auch ein paar Notstromaggregate nox.


    Gruß Peter

  • Österreich hat ein eigenes Stromnetwerk mit eigenen Werken wenn das Europaweite Netzwerk zusammen kracht. Sie können 70% selber abdecken. Wenn da die Bahn einkauft ginge es.

  • Die DB kann ihren Strom kaufen, wo sie will, wenn Kraftwerke abschalten, ist Schicht im Schacht. Da helfen auch ein paar Notstromaggregate nox.

    Der Bahnstrom (16,7 Hz) ist ein separates Netz mit eigenen Kraftwerken, das bislang mehr oder weniger unabhängig vom "normalen" Stromnetz (50 Hz) ist. Es gibt natürlich Kopplungen zum "normalen" Stromnetz, um auch von dort Energie beziehen zu können, immerhin zwei Drittel werden aber noch in den eigenen Kraftwerken erzeugt. Im Prinzip wäre es daher schon möglich, das Bahnstromnetz mit reduzierter Leistung weiter zu betreiben, auch wenn im "normalen" Stromnetz ein Blackout ist. Allerdings gibt es auch Anlagen der Bahn, die mit 50 Hz versorgt sind, z. B. Stellwerke auf nicht elektrifizierten Strecken oder Schranken, es ist daher schwer zu sagen, ob und auf welchen Strecken noch Züge fahren können. Und wie das im Rahmen der Energiewende künftig funktionieren soll, ist natürlich fraglich, die Bahn wird ja kaum eigene Windparks bauen und eigene Leitungen dort hin legen, sondern sich wahrscheinlich zunehmend mit dem 50-Hz-Netz vernetzen.