Ukraine-Krieg: News & Informationen

  • sagte ein ranghoher Nachrichtendienstvertreter der Deutschen Presse-Agentur

    Ist das nicht ein krasser Widerspruch in sich selbst? Ein Geheimdienstler spricht mit einer Presseagentur?

    Nach meinem Verständnis sagen Geheimdienste ausschließlich ihren Auftraggebern (Regierungen, Militärführung) was.

    Oder machen mittlerweile Nachrichtendienste ihre eigene Pressearbeit? Wenn ja, mit welcher Legitimation?


    Das ist ähnlich wie die abgedroschene Floskel "wie aus Geheimdienstkreisen zu erfahren war". Aus Geheimdienstkreisen hat die Öffentlichkeit nichts zu erfahren, sonst machen die ihren Job falsch. Wenn da einer was der Presse durchsticht, ist es ein Wichtigtuer.

  • Aus Geheimdienstkreisen hat die Öffentlichkeit nichts zu erfahren, sonst machen die ihren Job falsch. Wenn da einer was der Presse durchsticht, ist es ein Wichtigtuer.

    Nicht unbedingt. Erst mal machen die natürlich auch offizielle Pressearbeit.


    Dann sind die Schlapphüte (oder vielleicht auch die jeweilige Regierung oder das Innenministerium) natürlich, wie Henning richtig sagt, daran interessiert, die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Wenn die sich "unter drei" als Quelle nennen lassen, ist das sogar noch eine relativ offene Pressearbeit, verglichen mit den übrigen Möglichkeiten und Verfahrensweisen in diesem Berufsstand. Nehmen wir beispielsweise mal an, die betreffende Regierung (nicht unbedingt die deutsche) will öffentlichkeitswirksam vor den Gefahren durch den russischen Aufmarsch warnen, aber sich nicht durch eine eigene Aussage diplomatisch kompromittieren, dann ist es eine gute Möglichkeit, einen Geheimdienstler seine Pressekontakte nutzen zu lassen. Über DPA wird es dann auch schön breit an alle Medien gestreut.


    Und nicht zuletzt pflegt ein Geheimdienst mit solchen exklusiven Aussagen auch die Beziehungen zur Presse, die man dann in anderen Zusammenhängen gut gebrauchen kann.

  • Ich habe bewusst gesagt, dass dort unten gar nicht geheizt wird, weil es für die Diskussion nichts beiträgt. In den südlichen Provinzen wird genauso geheizt wie im Mittelmeerraum. Im Anlassfall, per Strom.

    Meiner Meinung nach trägt es sehr wohl zur Diskussion bei: Wie bereits o.a. ist China gerade dabei, auch seine Stromerzeugung umzustellen. Neben PV, Wind und Atomkraft spielt (zumindest übergangsweise) Gas eine zunehmend größer werdende Rolle, auch als Ersatz für umweltverpestende Kohlemeiler.

    Deshalb wird der Heizstrom für Chinas Süden eben auch aus Gas gewonnen.


    Du ignorierst die Fakten, nämlich die fehlende Industrie im Norden. Das Gas kann dort niemand gebrauchen, schon gar nicht in dem Umfang. Weder für Heizzwecke, noch für Industriezwecke. Ein geplanter Ausbau die nächsten Jahre ist nicht viel mehr eine Absichtserklärung und für die heutige Situation unerheblich.

    Jetzt liegt es an mir zu Fragen: Hast du den von mir verlinkten Artikel überhaupt gelesen? Alleine wegen des früher als vorgesehenen Kälteeinbruchs mussten 10% der eigentlich für Südchina reservierten Gasmengen in den Norden gepumpt werden, um die Heizungen betreiben zu können.


    Was das konkret bedeutet, kann ich nur grob abschätzen. Hier ein Versuch der Berechnung:

    Ausgehend von einem Gasverbrauch von durchschnittlich 900 mio m³/d (Hinweis: Die Zahlen sind mio ft³/d und nicht wie fälschlicherweise geschrieben ft³/d) und einer Saisonalität von 60/40 (60% des Gasverbrauchs findet im Winterhalbjahr statt) wären das ~1 Mrd. m³, die alleine in diesen 14 Tagen Richtung Norden gepumpt wurden. Allerdings: Darin enthalten ist aber noch nicht das Gas, die über die "Kraft Sibiriens" sowie die Speichergasmengen (bzw. auch durch Förderungen - immerhin ein Viertel der derzeit bekannten Lagerstätten liegen im Norden des Landes) zusätzlich bereitgestellt wurden.

    Ich kann jetzt den genauen Heizbedarf also nicht ermitteln, aber er liegt jedenfalls im zweistelligen mrd m³/a-Bereich.

    Zu behaupten, dass das Gas dort niemand gebrauchen kann, halte ich daher für eine "interessante", jedoch nicht sehr valide Aussage...


    Gibt es noch immer nicht. Denn deine Argumente haben noch immer ein ganz großes Problem: Die Zeitachse. Du argumentierst Putin hätte aktuell bessere Karten als wir, weil wenn wir sein Gas nicht kaufen, verkauft er es anders wo. Beim "anderswo" argumentierst du, dass China die nächsten Jahre einen stärkeren Bedarf hat. Und was genau nutzt Putin das jetzt? Genau, gar nichts. Er ist von uns abhängig, wir sind von ihm abhängig. Deshalb wird er die Gashahn-Karte nicht spielen wollen.

    Ich habe nie behauptet, dass Putin die Gashahn-Karte ziehen wird. Sondern lediglich, dass ich der Meinung bin, dass Europa stärker am Gashahn Russlands hängt als Russland am Devisenhahn Europas. Und auch, dass ja auch Russengas auf der Sanktionsliste der EU stehen könnte (also der Import von uns selbst unterbunden wird, nicht von Russland).

    Und: Ich habe nicht geschrieben, Putin (bzw. Russland) aktuell bessere Karten hat. Sondern - ich zitiere mich selbst: "Russland hat die Möglichkeit, seine Gasexporte zu diversifizieren. Europa hingegen kann russisches Gas bestenfalls teilweise substituieren...".

    Ich würde jetzt sogar noch ergänzen: Und sie tun das auch bereits aktiv: https://www.upstreamonline.com…line-to-china/2-1-1156035 (der Artikel ist von gestern; Die Ankündigung selbst ist schon etwas älter und wurde hier auch vorher schon von Baerti erwähnt).


    Dazu kommt: Die Staatsverschuldung von Russland ist geradezu lächerlich (~ 1/10 dessen der USA oder Italien bzw. weniger als 1/4 dessen von Deutschland oder 1/3 von China - in % des BIP; absolut gesehen wären die Zahlen noch verheerender für den Westen).

    In Kombination mit den vorhandenen Goldreserven könnte Russland also durchaus einige Zeit durchtauchen.

    Hinzu kommt: Wird Russland massiv boykottiert, können auch die Geschäftsbeziehungen mit Iran oder anderen Schurkenstaaten wieder aufgenommen werden (die ja derzeit eher ruhen, da Russland mehr zu verlieren als zu gewinnen hätte). Da besteht ja eh reges Interesse an russischer Militärtechnologie...


    Und? Was passiert in diesem Fall? Gehen die Bürger auf die Straße und zünden Autos an, weil der Strom ausgefallen ist? Nein. Es wird gejammert auf hohem Niveau, wie anderswo auch.

    Was passiert? In Kasachstan haben die Proteste (gegen hohe Gaspreise) zu massiven Unruhen und in weiterer Konsequenz dem Rücktritt der Regierung, des Langzeit-de-facto-Diktators Nasarbajews, dem Einsatz eines ausländischen Heeres gegen die eigene Bevölkerung und in weiterer Folge 225 Toten, über 4.000 Verletzten geführt.

    Du solltest dir mal ansehen wie Russen auf Social Media angepisst sind, wenn ihnen die Heizung nicht aufgedreht wird, weil der Kälteeinbruch früher kommt als erwartet*, oder im Sommer die jährliche Heizungswartung ansteht und man tagelang kein warmes Wasser hat. Von wegen "leidensfähig". Die Russen haben sich durchaus an die (vor allem westlichen) Annehmlichkeiten gewohnt und würden genauso lautstark meckern, wenn ihnen das genommen werden würde.

    Natürlich würden die Russen meckern. Heftig sogar, vor allem die jungen. Allerdings gibt es in Russland keine funktionierende Opposition, keine wählbaren Alternativen und vor allem: Keine Gnade bei gewalttätigen Protesten. Daher werden wohl die meisten Russen die Klappen der Uschanka runterklappen, ein wohl wenig freundlich gemeintes "blyat" odgl. von sich geben und halt dann duschen, wenn Warmwasser zufällig (oder geplanterweise) verfügbar ist.

    Zugegebenermaßen ist das eine Vermutung. Allerdings kenne ich einige russischstämmige Österreicher. Und wenn ich von denen auf den Rest der Russen schließe, dann bestätigt das jedenfalls meine Annahme.

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.

  • Übrigens: Eine gute (und unaufgeregte) Zusammenfassung der Situation gibt es unter https://www.falter.at/zeitung/…s-wirklich-dahintersteckt

    Den Artikel finde ich sehr seltsam. Das einzige Motiv Putins ist es, dass er ernst genommen werden möchte? Und dafür diese 125.000 Mann an der ukrainischen Grenze?

    Man würde Putin noch viel ernster nehmen, wenn er zB eine neue Abrüstungsinitiative ergreifen würde, oder eine starke Annäherung Russlands an die EU verkünden würde.

  • Blutkonserven an die Grenzen zu verlegen ist wohl kein gutes Zeichen.

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  • Ich glaube ich hatte das schon mal irgendwo hier geschrieben...

    Kann man noch hoffen das ein Teil von alle dem einfach nur Absicht ist? Bewusst Informationen streuen von Truppenbewegungen, Bewusst über Umwege veröffentlichen, Drohen, sabotieren, provozieren? Absicht das es durcheinander ist und auch die Medien etwas getäuscht werden? Überall kommen jetzt Experten zum Vorschein. Wirtschaft will auch noch mitreden. Geht das nur um verunsichern und Geld?

    Auf "beiden" Seiten. Was ham die im Endeffekt alle davon, die Leidtragenden sind die in der Region wohnenden. Das sind ja Kettenreaktionen in allen Bereichen.


    ICh war noch nie in der Ukraine, ich kenne keinen von dort und auch nicht jeder echte Russe ist "böse" oder hat was mit Politik und Militär zu tun.

    Ein wenig eigenartig ist schon das alle was von Deutschland fordern. natürlich sollte ein lande dem anderen helfen, aber als gemeinschaft, kein einzelnes. Ich kenne die Nachrichten aus anderen Ländern aber nicht die da weiter weg von sind.

    Gruß David

  • Sehr lesenswerte Analyse zur Situation und warum Putin jetzt kaum mehr deeskalieren kann, ohne sein Gesicht zu verlieren.

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    Putin hat am 23. Dezember gesagt, wenn der Westen diese Forderungen nicht erfüllt, und zwar buchstäblich sofort, dann wird es eine militärisch technische Antwort geben. Und diese Forderungen werden ganz offenbar nicht erfüllt. Und da ist die große Frage jetzt: Was macht Putin aus seiner Drohung?


    Er kann natürlich davon Abstand nehmen und das Ganze deeskalieren. Es würde aber ein Gesichts- und Glaubwürdigkeitsverlust nach innen wie nach außen bedeuten. Jede russische Drohgebärde in der Zukunft würde als Bluff abgetan. Oder wird Putin die angekündigte militärisch-technische Antwort liefern? Für mich ist die Wahrscheinlichkeit einer militärisch-technischen Antwort, welche Formen diese auch haben wird, sehr viel wahrscheinlicher als eine Lösung auf dem Verhandlungsweg

  • Den Artikel finde ich sehr seltsam.

    Ja, den finden so einige seltsam. Ich halte Analysen von Menschen die keine Ahnung vom Thema haben, immer für sehr sinnfrei und nicht lesenswert.


    Eher lesenswert dagegen ist die Antwort auf den Falter-Kommentar durch Michael Dóczy:


    Von „gehypten Bedrohungszenarien“ und „atemlosen Prophezeiungen“ ist die Rede, und es stockt einem tatsächlich der Atem angesichts dieser Einschätzung: sie verharmlost einerseits die aktuelle Gefahr für die Ukraine und Europa und andererseits verteilt sie die Schuld an der aktuellen Situation auf alle Seiten. Anders als vom Autor dargestellt trommelt nur eine Seite die Kriegstrommel: Die Nuklearmacht Russland marschiert an den Grenzen der Ukraine auf, setzt Ultimaten und propagiert konsequent eine Täter-Opfer-Umkehr. Opfer ist aber die Ukraine, die 2014 eines Teils seines Territoriums beraubt wurde (illegale Annexion der Krim) und im Osten des Landes einen von Moskau angeheizten Konflikt austragen muss. Angesichts dieser Bedrohung für den Frieden ist Solidarität mit der Ukraine angebracht, nicht moralische Neutralität.

    Besonders der letzte Absatz sollte zum Nachdenken anregen:

    Die Abschlussworte meines Beitrages möchte ich der Kiewer Antikorruptionsaktivistin Olena Halushka überlassen. Sie schrieb auf unlängst auf twitter: „Ich teile dieses seltsame Gefühl des Surrealismus, über das viele Ukrainer schreiben. Wenn ich ausgehe, ertappe ich mich vielleicht dabei, zu denken, ob es das letzte Mal war, dass ich in meinem Lieblingscafé eine Tasse Kaffee getrunken habe? Oder würde dieser Bezirk zerstört werden, wenn Putin den souveränen Staat bombardiert? Kann es wirklich auf einmal zu Nahrungsknappheit kommen? Ich fing an, in die Gesichter von zufälligen Menschen auf der Straße zu schauen. Unsere einzige gemeinsame „Schuld“ ist der Wille zu Freiheit & Demokratie. Verrückter Diktator will sich an uns rächen. Wie kann das alles überhaupt passieren?“

    Man stelle sich vor, hier ginge es um Österreich oder Deutschland. wo womöglich ein Angriff eines Nachbarlandes und somit ein Krieg kurz bevorsteht und andere Länder entscheiden über deine Zukunft. Ob du in Frieden mit deiner Familie in deinem Heimatland leben kannst, oder dir Gedanken machen musst, ob du einen Bunker im Garten aushebst, um vor Bombenangriffen geschützt zu sein. Tatsächlich eine sehr surreale Vorstellung in Europa im Jahr 2022. Wenige hundert Kilometer entfernt ist sie womöglich bald Realität.

  • Die Streitkräfte der Ukraine bieten Kurse für Zivilisten an, wo sie "territoriale Verteidigung" lernen.

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  • Das Problem ist, dass Zivilisten, wenn sie kämpfen lernen und im Namen des Staates dann eingesetzt werden, keine Zivilisten mehr sind (im Kriegsrecht). Ein möglicher Gegner kann diese Leute militärisch bekämpfen und als Kriegsgefangene behandeln. Bei Zivilisten wäre beides ein Kriegsverbrechen.

  • Gibt es eigentlich Landkarten/Übersichten, auf denen man sieht, wo sich die russischen Kräfte konkret im Grenzbereich aufhalten. Die Feldlager, die man auf den Satelittenbildern sieht, können ja überall sein .

  • Blutkonserven an die Grenzen zu verlegen ist wohl kein gutes Zeichen.

    Ob die USA das nun auf einem Satellitenbild erkennen?


    Ich bin zwar kein Experte was Wehrmedizin betrifft aber die Russen verwenden im Kriegsfall immer noch Frischblut.- oder Warmbluttransfusionen, was übrigens der beste Blutersatz überhaupt ist. Für das müssen keine Blutkonserven an die Grenze verlegt werden.

    Erythrozyten Konserven halten nur 35 Tage lang.

    Plasma hält sehr lange, glaub ich.


    Ob da Experten feststellen können ob und wann es soweit ist?



  • Für Beobachter ist es auch schwer die nächsten Schritte einzuschätzen.


    Prepare for the worst, hope for the best ist in der Lage wohl die richtige Einstellung.


    Als Bewohner der Ukraine würde ich mich besser heute als morgen informieren, ob nicht im Westen irgendwo entfernte Verwandte leben, die man mal wieder besuchen könnte.

  • Plasma hält sehr lange, glaub ich.

    Gibt auch diverse plasma konzentrate, gefriergetrocknet. Vor Ort mit dem im Pack beigelegten WFI rehydrieren und rein damit. Das WFI muss halt +0°C gelagert werden. Das Gefriergetrocknete hält wohl military Grade Sibirische Kälte wie auch Sumpfige Hitze aus.


    FFP - Fresh Frozen Plasma halt mit einer Gefrorenen Kühlkette. kurzfristig verwenden klappt dann auch nicht, wenn mans stunden vor verwendung schon temperieren muss.

    Humanalbumin ist glaub ich auch noch sowas, was beim militär recht anklang findet.


    Sind nicht reine Erythrozyten Konserven bisl kritisch, zwecks Thrombosen. Also zuviel davon auf einmal ergibt schnell mal blutklumpung.


    NaCl + Plasma zwecks kolloidosmotischen drucks. einfach zu lagern.



    Als Bewohner der Ukraine würde ich mich besser heute als morgen informieren, ob nicht im Westen irgendwo entfernte Verwandte leben, die man mal wieder besuchen könnte.

    Ob die das nicht schon 2-3 mal gemacht haben, und es jetzt bald mal normalität wird. Die haben ja immer schon eine russische grenze.

  • Skurril. Russland möchte nun von weiteren Ländern schriftliche Informationen, bevor weitere Schritte beschlossen werden. Das könnte bedeuten, dass Putin auf Zeit spielen und so deeskalieren möchte. Das wären vorerst gute Nachrichten für die Ukraine und den aktuellen Konflikt.

    Das weitere Vorgehen Moskaus in der Ukraine-Krise hängt auch von Antworten der Mitgliedsstaaten der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) ab. Das sagte Russlands Außenminister Sergej Lawrow heute im russischen Staatsfernsehen. Russland hatte den OSZE-Ländern schriftlich die Frage gestellt, wie sie gewährleisten wollen, die eigene Sicherheit nicht auf Kosten der Interessen eines anderen Staates zu festigen.

    Sollten sie das nicht beabsichtigen, „sollten sie erklären, warum. Das wird eine Schlüsselfrage bei der Bestimmung unserer zukünftigen Vorschläge sein, die wir dem russischen Präsidenten Wladimir Putin melden werden“, sagte Lawrow. Russland werde vom Westen nicht nur Versprechen, sondern rechtlich bindende Sicherheitsgarantien erbitten.

  • Den Artikel finde ich sehr seltsam. Das einzige Motiv Putins ist es, dass er ernst genommen werden möchte? Und dafür diese 125.000 Mann an der ukrainischen Grenze?

    Man würde Putin noch viel ernster nehmen, wenn er zB eine neue Abrüstungsinitiative ergreifen würde, oder eine starke Annäherung Russlands an die EU verkünden würde.

    Die 125 k Soldaten sind ein Mittel zum Zweck. Hat ja bisher funktioniert: Man diskutiert auf höchster Ebene mit ihm.

    Dass eine stärkere Annäherung Russlands an die EU möglich ist, scheitert mMn daran, dass die EU das gar nicht zulassen wird. Denn dazu müsste man ja u.a. die Sanktionen wegen der Annexion der Krim aufheben. Und das ist politisch nicht umsetzbar.

    Dass Putin auf die Krim verzichtet, ist ebenso unwahrscheinlich.


    Allerdings hätte Putin von einem Angriff auf die Ukraine nicht viel zu gewinnen: Innenpolitisch ist damit nicht viel zu holen (die russische Bevölkerung ist kriegsmüde), und ein Angriff auf die Ukraine wäre aufgrund der zu erwartenden Sanktionen wirtschaftlich eine Katastrophe und militärisch ein sehr verlustreiches Unterfangen (man hat ja auch Afghanistan nicht militärisch erobern können - in der Ukraine wäre es vermutlich ähnlich. Noch dazu, wo ja militärische Hilfe aus dem Westen sicher wäre ("Die USA werden die Ukraine verteidigen, zur Not bis zum letzten ukrainischen Soldaten").

    Ja, den finden so einige seltsam. Ich halte Analysen von Menschen die keine Ahnung vom Thema haben, immer für sehr sinnfrei und nicht lesenswert.

    Dann ist für dich die ganze Diskussion hier im Forum hier also sinnfrei? Ich bezweifle, dass auch nur einer hier (mich eingeschlossen) mehr Ahnung von der Materie hat als Wolfgang Sporrer. Der hat zumindest u.a. für die OSZE in Kiev an der Konfliktbearbeitung beider Seiten gearbeitet (kennt also die Situation vor Ort, sowie die handelnden Mächte aus erster Hand, nicht aus den Nachrichten)).


    Eher lesenswert dagegen ist die Antwort auf den Falter-Kommentar durch Michael Dóczy:

    Lesenswert, weil er die eigene Meinung widerspiegelt? Oder gibt es einen anderen Grund?
    Ich jedenfalls wüsste nicht, was den EU-Botschafter in Bolivien ohne einschlägige Kenntnisse da höher qualifiziert als jemanden, der Vor-Ort-Erfahrungen aus erster Hand hat.


    Dóczy bekrittelt ja z.B. Sporrers "irreführende Äquidistanz zum Aggressor und zum Opfer der Aggression" (lies: Sporrer ist ihm zu neutral!!). Alleine damit hat er sich bereits für parteiisch erklärt und ist daher mMn nicht in der Lage, hier eine wertfrei Analyse der Situation zu liefern. Das was er also macht, ist reine Propaganda.


    U.a. entgeht im vollkommen, dass Putin derzeit von einem militärischen Konflikt weniger zu gewinnen hat als Biden. Dieser sieht heuer (mit den Midterm-Elections) einer absehbaren, entscheidenden Wahlschlappe entgegen (Verlust der ohnehin nur hauchdünnen Mehrheit im Senat, der Mehrheit im Repräsentantenhaus und damit de facto die politische Handlungsfähigkeit). Ähnlich wie bei Bush 2001 könnte da ein äußerer Feind hilfreich sein, die im Keller herumdümpelnden Umfragewerte zu heben.

    Besonders der letzte Absatz sollte zum Nachdenken anregen:

    Man stelle sich vor, hier ginge es um Österreich oder Deutschland. wo womöglich ein Angriff eines Nachbarlandes und somit ein Krieg kurz bevorsteht und andere Länder entscheiden über deine Zukunft. Ob du in Frieden mit deiner Familie in deinem Heimatland leben kannst, oder dir Gedanken machen musst, ob du einen Bunker im Garten aushebst, um vor Bombenangriffen geschützt zu sein. Tatsächlich eine sehr surreale Vorstellung in Europa im Jahr 2022. Wenige hundert Kilometer entfernt ist sie womöglich bald Realität.

    Ganz ehrlich: Wer als Krisenvorsorger mit diesem Gedanken überfordert ist, hat mMn irgendwo einen Fehler gemacht.

    Wir wurden und werden schon immer vom Ausland beeinflusst. Mal mehr, mal weniger. Dass Krieg sehr oft "importiert" wird, liegt nunmal in der Natur der Sache.


    Ich weiß noch, wie ich damals (1998) auf dem gepackten KAZ3 in der Kaserne gesessen bin und auf den Marschbefehl Richtung österreichisch-jugoslawische Grenze gewartet habe. Da hilft einem der Gedanke, dass das eigentlich surreal ist, nicht weiter. Da sind eher Resilienz und ähnliche Eigenschaften gefragt...


    Außerdem bezweifle ich (einerseits aufgrund meiner eigenen Erfahrungen, aber u.a. auch auf Basis der Berichte von Vor-Ort-Berichten, z.B. von Christian Wehrschütz), dass die meisten Ukrainer ihre Situation mit "surreal" bezeichnen würden. Mir fallen da viele Adjektive ein. "Surreal" steht mMn relativ weit unten auf der Liste...

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.

  • Der hat zumindest u.a. für die OSZE in Kiev an der Konfliktbearbeitung beider Seiten gearbeitet

    Du solltest dich etwas intensiver mit den Kommentatoren auseinandersetzen, deren Thesen du unterstützt. Wolfgang Sporrer war (!) Öl- und Gaslobbyist und hatte noch bis zumindest vor 2 Jahren eine Wohnung in Moskau. Im Moment ist er Mitarbeiter ("Fellow") an einer privaten Hochschule in Berlin, die absolut nichts mit dem Thema zu tun hat. Welche Kompetenz, frage ich da?


    Da war der Karrierediplomat Dóczy dagegen von 2017 bis 2019 unter EU-Kommissar Johannes Hahn für die Ukraine zuständig und hat keine fragwürdigen Sympathien für Putin und einen neutraleren Blick auf die Situation. Demzufolge liest sich sein Kommentar auch nicht durch russische Propaganda eingefärbt.

    Lesenswert, weil er die eigene Meinung widerspiegelt? Oder gibt es einen anderen Grund?

    Ich würde ja anführen, dass die Logik alleine für Dóczy's Kommentar spricht, aber mit Logik haben es Putin-Fans ja nicht so.


    Lesenswert in der Hinsicht ist dieser Spiegel-Artikel zur Frage "Wo kommen eigentlich die ganzen Putin-Fans her?". Sollte man gelesen haben und selbst reflektieren, ob man sich wirklich vor den Karren russischer Propaganda spannen lassen will.


    Ich war beruflich schon oft in der Ukraine, besonders in Dnipro. Habe viele Freunde vor Ort und habe mir 2015 bis 2018 aus erster Hand erzählen und zeigen lassen wie Menschen mit dem Krieg im Osten umgehen und was er für Auswirkungen auf sie und ihre Familien hat.

    U.a. entgeht im vollkommen, dass Putin derzeit von einem militärischen Konflikt weniger zu gewinnen hat als Biden.

    Und dennoch ist es Putin, der den Konflikt sucht. Auch wenn Biden davon innenpolitisch profitieren könnte, hat er diesen Konflikt weder begonnen, noch befeuert er ihn. Der Westen reagiert meiner Meinung nach adäquat auf die Aggression von Russland. Dieser Spin eine Schuld beim Westen zu suchen ist klare russische Propaganda und das sollte jedem Beobachter ohne Interessenskonflikt klar sein.


    Übrigens: Die letzten Tage wird in russischen Medien auf und ab von "geleakten" Angriffsplänen der USA auf Russland gesprochen. Das soll wohl dem eigenen Volk einen Angriff auf die Ukraine legitimieren und als "Selbstverteidigung" framen. So viel zum "Opfer" Russland, welches ja nur friedlich leben möchte, aber der böse Westen will ja Atomraketen in seinen Vorgarten stellen.

    Ganz ehrlich: Wer als Krisenvorsorger mit diesem Gedanken überfordert ist, hat mMn irgendwo einen Fehler gemacht.

    Wir kennen uns ja nun schon sehr viele Jahre, aber bei manchen Aussagen von dir muss ich mich wirklich wundern. Genauso wenig wie es angemessen ist Russen besondere "Leidensfähigkeit" und "Härte" zuzuschreiben, weil sie ja im Militär massenhaftem (sexuellem) Missbrauch ausgesetzt sind, der übrigens zu hunderten Suiziden unter russischen Soldaten im Jahr führt, genauso wenig ist es angemessen bei Krisenvorsorgern einen "Fehler" zu sehen, weil sie sich nicht vorstellen können, dass morgen hier Krieg sein könnte. Das ist sowohl für uns in Österreich, als auch für jemanden in Kiew surreal und das ist gut so, dass diese Gefahr normalerweise ganz weit unten auf der Liste steht und nicht ganz oben.