Ukraine-Krieg: Auswirkungen auf Europa

  • Auf Twitter lese ich bereits jetzt von anti-russischen Vorfällen. Das wird bestimmt noch schlimmer werden in Zukunft. Besonders wenn dann Millionen Ukrainer in der EU eine neue Heimat gefunden haben. Da werden die sich sicher öfter mit den Russen in die Haare kriegen. Ähnlich waren ja die Auswirkungen nach den Jugoslawien-Kriegen.

  • editiert, weil falsch interpretier

    there's no harm in hoping for the best as long as you're prepared for the worst.

    -stephen king-

  • Die sonst so stolzen pro Putin Russen sind still.

    Hier ist die Informationslage für die Bevölkerung eine andere und ich glaube, dass so manchem Putin-Verehrer das Lachen im Hals stecken bleibt, wenn man sieht, dass es bei der Militäraktion in der Ukraine eben nicht um eine Befreiung des Volkes von einem bekifften Neonazi-Regime geht. Zumal es auf privater Ebene sehr viele Verflechtungen zwischen ukrainischen und russischen Familien gibt.


    Den Putin-Fans machte doch bisher eher der "starke Mann", der handelt und nicht nur schwätzt, Eindruck. So wie die Konservativen in D sich lieber Merz statt Laschet als Kanzlerkandidaten gewünscht hatten. Putin verkörpert(e) halt auch den Macher-Typ. So wie in USA die Leute Trump vor allem deshalb wählten, weil er undiplomatisch, auf Stammtischniveau die Themen anspricht. Dass sich im Windschatten dann rechtsextreme Rattenfänger breit(bart) machen, ist die andere Seite der Medaille.


    Aber jeder, der halbwegs bei Verstand ist, sieht, dass in der Ukraine ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg stattfindet, der keinerlei Rechtfertigung hat. Um Kiew zu Zugeständnissen zu zwingen, hätte Putin der Ukraine auch den Gashahn zudrehen können oder die Kohlelieferungen aus Belarus unterbinden können. Also Wirtschaftssanktionen. Aber er wollte diesen Krieg. Vermutlich aus pathologischen Ursachen heraus (er tickt nicht mehr richtig). Und das Argument, so vorgehen zu müssen, um die NATO in ihrem Erweiterungsdrang einzudämmen, ist komplett an den Haaren herbeigezogen und hat das absolute Gegenteil bewirkt. Vor wenigen Jahren noch war die NATO "hirntot" (Macron) und wurde finanziell trockengelegt. Mit einer zweiten Ära Trump ab 2024 hätte Putin einen Verbündeten gehabt und Europa sowie die NATO wären allmählich bedeutungslos geworden. Ohne dass ein einziger Schuß gefallen wäre.

  • Warten wir mal ab, was die Ergebnisse der Forschung in 20 Jahren ergeben.

    Dann können wir die Geschehnisse besser einordnen.

  • Zu den konkreten Auswirkungen auf Europa noch ein Status in Sachen Flüchtlinge:


    • Die EU rechnet mit über 7 Millionen Flüchtlingen aus der Ukraine. Ob es dann auch zu Fluchtbewegungen aus den Nachbarländern kommen wird, kann nicht ausgeschlossen werden (Moldawien, Georgien, Belarus, ggf. sogar Russland). Immerhin öffnet sich gerade das Tor zum Westen in einer "once in a lifetime"-Gelegenheit.
    • Die dt. Bundesregierung hat für Ukrainer eine Sonderregelung im Aufenthaltsrecht geschaffen, sie müssen kein Asylverfahren durchlaufen. Dadurch bleibt ihnen vieles erspart (Wohnortpflicht, Meldepflicht, Pflichtteilnahme an Kursen, immer drohende Abschiebung bei Fehlverhalten usw.).
    • Menschen mit ukrainischem Pass dürfen in D die Bahn kostenlos benutzen. In den Bundesländern gibt es ähnliche Entscheidungen: in BaWü dürfen Ukrainer den gesamten öffentlichen Personennahverkehr kostenlos benutzen.
    • Die Landkreise und Kommunen fordern die Bevölkerung bereits auf, Wohnraum zur Verfügung zu stellen.
    • Die Hilfsorganisationen richten zum einen Versorgungslinien in Richtung Kriegsgebiet ein (federführend durch das IKRK in Genf), machen aber ebenso Inventur in sämtlichen Untereinheiten auf Ortsebene, was Material für Unterkünfte und Betreuung/Versorgung betrifft. Es werden gerade systematisch die Bestände an Feldbetten, Decken, Zelten, Stromerzeugern, Heizgeräten etc. abgefragt.
    • Kommunen bereiten Krisenstäbe vor. Dabei wird es nicht "nur" um die erwartete Flüchtlingswelle gehen, sondern auch um Themen wie indirekte Kriegsauswirkungen auf die heimische Infrastruktur (Kommunikation, Strom-/Wasser-/Lebensmittelversorgung)
    • Es entstehen minütlich private Initiativen, die einerseits Hilfsgüter sammeln und ins Krisengebiet schicken (wollen), aber auch die Aufnahme, Unterbringung und Versorgung von Flüchtlingen hier bei uns organisieren. Wenn man sich umhört, sind schon überall Menschen aus der Ukraine privat untergekommen.
    • Immer wenn man Tür und Tor öffnet, hat man auch Fragen der öffentlichen Sicherheit und der mißbräuchlichen Nutzung der Solidarität. Aus dem Syrienkrieg hat man leider die Erfahrung gemacht, dass sich unter Geflüchtete auch viele Kriegsverbrecher, Terroristen, ganz gewöhnliche Kriminelle usw. gemischt haben oder auch nur Trittbrettfahrer aus Regionen, die gar nicht direkt von einer Krise betroffen waren. Hier kommt eine Menge Arbeit auf Polizei und Geheimdienste zu, diese Personen herauszufinden
  • Keine Meldepflicht aber -ganz wichtig- freier ÖPNV.

    Wer denkt sich denn sowas aus.

    Wie versorgen ich Menschen, wenn ich nicht weiß wo sie sind?

  • Das mit der Meldepflicht ist mißverständlich. Im Asylverfahren gelten für die Asylbewerbe strenge Auflagen: sie müssen in der zugewiesenen Unterkunft wohnen, dürfen die Stadt nicht verlassen und müssen sich regelmäßig melden, das meinte ich mit Meldepflicht.


    Wenn nun jemand ukrainische Flüchtlinge privat bei sich aufnimmt, d.h. ihnen eine Wohnmöglichkeit gibt, muss das ganz normal beim Einwohnermeldeamt gemeldet werden. Diese (An-)Meldepflicht besteht natürlich auch bei Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine. Denn das hat ja Auswirkungen auf die Alltagsbürokratie. Z.B. hängt die Größe der Mülltonnen bei uns von der Zahl der auf dem Grundstück gemeldeten Personen ab: unter 3 Personen gibts nur kleine 120l-Tonnen für Papier, Restmüll, Biotonne, ab 3 Personen gibts ne 240l-Tonne, ab xx Personen Großbehälter usw. :winking_face:

  • Das mit der Meldepflicht ist mißverständlich. Im Asylverfahren gelten für die Asylbewerbe strenge Auflagen: sie müssen in der zugewiesenen Unterkunft wohnen, dürfen die Stadt nicht verlassen und müssen sich regelmäßig melden, das meinte ich mit Meldepflicht.

    Ich auch.

    Ohne diese weiß keiner mehr, wo sie wirklich sind.

    Und ob nach einer Befriedung eine Rückkehr erfolgt.

  • Die Ukrainer sind keine Asylbewerber. Die bekommen einen Sonderaufenthaltsstatus, der afaik 2001 EU-einheitlich als Lehre aus den Jugoslawienkriegen geschaffen wurde.

  • Behebt die Fluchtbewegung nicht auch einen Teil unserer fehlenden Facharbeiter?

    Ich meine der eine oder andere wird doch bestimmt hier bleiben wenn es denn möglich

    ist.

    Nicht mein Thema und eventuell habe ich auch einen Denkfehler. Wenn das Land voll ist kommen

    Menschen aus anderen Erdteilen eventuell nicht mehr. Es wird sich in jeden Fall etwas ändern, vermute ich.

  • Da Facharbeiter wieder. Hazten wir schon einmal.

    Und sollten sie wirklich kommen, wenn die zum wieder Aufbau.

    Und kann ein volles Land nicht auch dazu führen, dass noch mehr nachgezogen wird?

    Aber das Faß lassen wir besser zu.

  • Vermutlich aus pathologischen Ursachen heraus (er tickt nicht mehr richtig).

    Ich habe auch einen an der Waffel und trotzdem bin ich nicht so wahnsinnig und breche einen Krieg vom Zaun, der potentiell die gesamte Welt in den Untergang führen könnte. Okay, ich habe auch nicht den Zugriff auf eine so große Armee. Aber trotzdem. 🤷

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


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  • Es geht nicht um den Status sondern um die Nachverfolgen des Aufenthalts.

    Da würde ich mir keine Sorgen machen, wer irgendwo wohnt, muss sich anmelden beim Einwohnermeldeamt. Und wer jemand bei sich aufnimmt, ist dazu auch verpflichtet. Wenn es jemand nicht tut, dann kann er das auch als Einheimischer jetzt schon tun. Viele wohnen nicht (mehr) da, wo sie noch gemeldet sind. Und sobald jemand Leistungsempfänger (Sozialleistungen, Renten) wird, hat man ihn eh an der kurzen Leine. Das hatten wir in den Jahren nach 2015 bei kommunal in Sozialwohnungen untergebrachten Geflüchteten, die eifrig gegen die Wohnsitzauflage verstießen und sich lieber bei Freunden in Mannheim aufhielten, als bei uns auf der langweiligen Schwäbischen Alb. Die zugewiesene Wohnung war von ihnen belegt, aber defacto nicht genutzt. Als das rauskam, hat man die Leistungzahlungen an sie sofort gestoppt. Schwupps waren alle wieder brav da, wenn auch zähneknirschend. Irgendwann haben sie es dann kapiert und sind offiziell weggezogen, haben also mit behördlicher Genehmigung ihren Wohnsitz verlegt. Die Wohnsitzauflage ist aber eine Spezialität des Asylverfahrens, damit man für eine eventuelle "aufenthaltsbeendende Maßnahme" (aka Abschiebung/Ausschaffung) weiß, wo man die Leute findet.


    Wir haben in der aktuellen Situation aber eine ganz andere Lage: aus Syrien und Afrika kamen in der Flüchtlingskrise ab 2015 vornehmlich junge Männer zu uns. Relativ wenige Familien, kaum alleinreisenden Frauen und so gut wie keine alten Menschen.


    Aus der Ukraine kommen fast nur Frauen/Mütter mit ihren Kindern von Neugeboren bis 17jährig und einige ältere Menschen; aber vor allem sehr viele Kinder. Da passen unsere Erstaufnahmestellen und staatlichen Unterkünfte nicht so recht, die sind eher für die "Männerhorden" ausgelegt: Fernsehraum, Raucherzimmer, 4er- bis 6er-Zimmer, Gemeinschaftsduschen. Zaun drumrum, Wachdienst. Hat mehr was von einem Lager oder einer Kaserne.


    Jetzt braucht man Unterkünfte, die familiengerecht sind, Spielplätze, Auslauf für die Kinder, Betreuungsangebote (KiTa, Schule). Wir werden uns alle ganz schön strecken müssen, das zu wuppen.


    Vor allem muss man davon ausgehen, dass die meisten dieser Menschen bis auf weiteres nicht mehr in ihre Heimat zurückkönnen, die meisten Szenarien sprechen dagegen:

    - Szenario 1: die Ukraine wird vom russischen Militär soweit überwältigt, dass staatliche Strukturen zusammenbrechen. Gesundheitssystem, Verkehrsweseen, Strom, Kommunikation, Lebensmittelversorgung. Russland wird nicht imstande sein, diese Strukturen zu ersetzen oder als Besatzer am Laufen zu halten, eher wird die russische Führung das Land ausplündern, um Russland zu versorgen (auch wegen der Sanktionen).

    - Szenario 2: Putin schafft es nicht, die Ukraine zu erobern und bevorzugt die Zerstörung des Landes, konventionell oder nuklear.

    - Szenario 3: noch während der Kampfhandlungen wird eines oder werden mehrere der 15 in Betrieb befindlichen ukrainischen Atomkraftwerke so schwer beschädigt, dass Radioaktivität in großem Stil freigesetzt wird. Um jedes betroffene Kraftwerk wäre dann wahrscheinlich eine Zone von 100km Radius unbewohnbar, je nach Windrichtung auch weitere Gebiete

    - Szenario 4: Putin zwingt die Ukraine in die Knie, setzt eine Marionettenregierung ein und lässt alle Gegner im Land verfolgen, foltern und einsperren (Methode Assad). Geflüchtete werden wie in Syrien enteignet, wenn sie nicht an einem bestimmten Stichtag persönlich im Heimatort beim Amt erscheinen und ihren Besitzanspruch auf Wohnung, Haus oder Land dokumentieren.


    Keines dieser Szenarien ist ein Anreiz, wieder zurückgehen zu wollen oder zu können. Das muss uns klar sein und das wird die Aufgabe für Europa in den nächsten Jahren sein: Millionen Ukrainer bei uns nicht nur unterzubringen und zu versorgen, sondern auch zu integrieren. Das wäre ein De-facto-EU-Beitritt des ukrainischen Volkes, nur halt ohne Land.


    Wir alle hoffen natürlich, dass es anders kommt, Putin sich an einer Pretzel final verschluckt oder von seiner eigenen Bevölkerung gemeuchelt wird. Wenn er von seinen Vertrauten entmachtet wird, muss das nicht unbedingt eine Verbesserung bedeuten: einen Kadyrow möchte ich noch genausowenig am Atomkoffer haben, wie einen Putin. Dann wäre der IS und sein Treiben eine harmlose Episode gewesen...

  • Jetzt mal ganz konkret: Wie passt ihr eure Vorbereitungen zur Zeit an die Lage an?

    Ich bin mir sehr unsicher in welche Richtung ich meine (leider nicht sehr konsequenten) Vorbereitungen zurzeit besonders ausbauen sollte.

    Erstmal nur das Geld in Edelmetall sichern? Alles für Lebensmittel ausgeben oder doch eher mit CBRN-Gefahren und einem Ausfall von kritischer Infrastruktur rechnen?


    Wie sieht Deutschland in 1-3 Monaten aus?

  • Wie passt ihr eure Vorbereitungen zur Zeit an die Lage an?

    Ich sehe kein realistisches Szenario für Kampfhandlungen mitten in Europa.


    Aber sehr wohl große Probleme, inkl. sozialer Verwerfungen aufgrund der hohen Inflation, extrem steigenden Energiekosten, usw.


    Deshalb verdopple ich nun meine Lebensmittel- und sonstigen vorräte und setze besonders bei Brennholz an, um eine Alternative im nächsten Winter zur Gasheizung zu haben.

  • Ich versuche derzeit vor allem gegen das Drängen der Chefin auf die Rückkehr ins Präsenz-Büro anzukämpfen, da dieses in der Nähe eines relativ hochwertigen militärischen Ziels liegt und ich kein gesteigertes Interesse an Nuklearbeschuss habe. Da ist die aktuelle Corona-Entwicklung hilfreich. Etwas konträr dazu denke ich über einen Umstieg vom Auto auf den Zug für die Pendelei nach. Vom Zeitansatz her würde das vermutlich einen kleinen Vorteil ausmachen und bei Spritpreisen ab 2 Euro lohnt sich das auch finanziell.


    An der häuslichen Vorbereitung ändere ich nichts. Für wirklich akute Krisen, wenn es gar nichts mehr gibt, dürfte mein Lebensmittelvorrat reichen. Wenn einfach nur die Preise exobitant steigen, dann hält das ohnehin länger an, und einen Vorrat für ein ganzes Jahr bekomme ich beim besten Willen nicht unter, zumal man dann ja auch nicht rotieren dürfte, weil man dann den Preisvorteil wieder verlieren würde.


    Jetzt in Gold zu gehen, ist halt ziemliche Zockerei: Der Goldpreis ist auf einem Alltzeithoch. Natürlich wird der bei weiterer Zuspitzung noch weiter steigen. Aber falls der wieder auf das Niveau von vor Corona sinken sollte, hätte man mal gleich ein drittel des (nominalen) Werts verloren.

  • Ich ändere nichts, da ich gut aufgestellt bin.


    Gegen den weiteten Abbau der Sozialsysteme und weitete soziale Verwerfungen kann ich ohnehin nichts tun.

  • Etwas konträr dazu denke ich über einen Umstieg vom Auto auf den Zug für die Pendelei nach. Vom Zeitansatz her würde das vermutlich einen kleinen Vorteil ausmachen und bei Spritpreisen ab 2 Euro lohnt sich das auch finanziell.

    Wäre es in diesen Zeiten nicht besser, einen Landrover zu kaufen?

    Unabhängigkeit von der Bahn...