Bildung in D sinkt weiter

  • Ist das nicht schon unterlassene Hilfeleistung der Lehrer? Meine Güte...


    "Deutschland hinkt einer Pisa-Sonderauswertung bei der digitalen Schulausstattung hinterher. Bei der Lehrerausbildung landet Deutschland auf Platz 76 – von 78" -noch hinter bitter armen Ländern wie Moldawien. https://www.icdl.de/workforce/studien-zur-digitalisierung/
    Das gefährdet wirklich den Wohlstand unseres Landes. Unser wirtschaftlicher Erfolg basiert auf einer guten Bildung. Wenn man da nicht investiert, fällt es uns auf die Füße- Bzw. es wird ja bereits sichtbar, dass es nicht mehr funktioniert.


    Ich habe nicht mal etwas gegen Fächer wie Kunst oder Theater usw. Das gehört zu einer guten ganzheitlichen Ausbildung dazu. Aber nur, wenn die Basisausbildung funktioniert. In den Kernfächern wie Mathe wird einfach zu viel unnützer, theoretischer Kram beigebracht. Ich habe in meinem ganzen Schulleben nur Rechenwege auswendig gelernt und nie auf das reale Leben übertragen können. Erst an der Uni hat sich ein Prof erbarmt und quasi den Stoff ab der 7. Klasse neu aufgearbeitet- erst da wurde mir klar, dass ich 1. nicht schlecht in Mathe bin und 2. wofür man einzelne Rechenarten überhaupt benötigt.
    Ich bin aus der Generation, die nicht komplett digital aufgewachsen ist. Ich erkläre trotzdem regelmäßig Anfang 20-jährigen die Basics im Umgang von PCs oder Tastenkürzel bei Word. Selbst Sachen wie Strg+C sind nicht bekannt wenn sie aus der Schule kommen.

    Ich habe zweimal studiert - einmal vor dem Bologna-Prozess und einmal danach. Vielleicht liegt es an den Studiengängen, aber ich bezweifle es: Das zweite Studium war größtenteils auf das relativ sinnlose Reinschaufeln und Wiederauskotzen von Stoff ausgerichtet. Sinnlos deshalb, weil man heutzutage guten Zugang zu Informationen hat und Wissen "auslagern" kann. Aufgrund der Menge des reingeprügelten Stoffes bleibt davon auch wenig nachhaltig hängen. Bei Bedarf weiß man, dass man das schon mal gehört hat und wo es steht.
    Beim ersten Studium wurde das Verknüpfen und Abstrahieren von Wissen viel mehr benötigt und erwartet. Die Eigenverantwortung war deutlich größer aber auch der Leistungsdruck geringer. Das zweite Studium war völlig überfrachtet und jede 2. Woche musste man da jonglierend durch den brennenden Reifen springen - in permanenter Konkurrenz zu den Mitstudierenden, statt nur auf seinen eigenen Fortschritt fokussiert. Das Uni- Produkt ist dann angeblich mehr auf Leistung getrimmt, in Wahrheit dann aber so ausgebrannt und froh endlich aus dem bekloppen System ausbrechen zu können, dass die Work-life-balance deutlich wichtiger erscheint.
    Über das fehlende Allgemeinwissen der jüngeren Generation schimpft man glaube ich schon immer. Aber von der Hand weisen kann man es auch nicht. Fehlendes Finanzwissen ist auch eine Riesenlücke im System.
    Ich habe wirklich Sorge, dass es hier auf das amerikanische Schulsystem hinausläuft. Inklusive der Vollzugsbeamten, die in der Pause mal Kids vermöbeln oder man mit der falschen Hautfarbe mal ganz schnell eine Vorstrafe hat wegen angeblichen Widerstand gegen die Staatsgewalt.
    Schulen müssen einfach die nötigen Finanzierungsmittel bekommen und Lehrer auch einer gewissen Leistungskontrolle unterliegen, was Fortbildungen angeht. Und nichts hat mehr genervt als übermotivierte Referendare mit irgendwelchen Fancy-Lehrmethoden. Als Schüler haben wir uns oft eher schnöden Frontalunterricht gewünscht als zeitaufwendige Projekte, die wenig Mehrwert geboten haben.
    Weniger als 15 Prozent der Kinder von Eltern, die nicht studiert haben, schaffen es bis zu einem Studienabschluss - im Gegensatz zu über 60 Prozent der Schüler, von denen wenigstens ein Elternteil studiert hat. Da läuft gewaltig etwas schief, wenn das Schulsystem diese Ungleichheit nicht ausgleichen kann.

    Einmal editiert, zuletzt von Darius ()

  • Ich könnte mir vorstellen das das auch ein Problem der Zuwanderung ist. Die Klassenzusammensetzungen in der Schule sind nicht so einfach.


    Erziehung bzw. die Umgebung der Kinder spielt auch eine Rolle.

    Bestes Besipiel. Die Kids schicken sich ja nur noch Sprachnachrichten. Das heißt auch hier lesen und schreiben fällt flach.


    Ich versuche da zwar entgegenzusteuern. Ich höre keine Sprachnachrichten ab und sende auch keine.

  • @ daruis

    Ich denke nicht das es mit der Schulbildung der Eltern zu tun hat.


    Weder bei meiner Frau oder mir war das der Fall.


    Ich hab zwar nicht studiert aber mit Ausbildung, Maschinenbautechniker und Betriebswirt sollte das ähnlich sein. Mir war Studium zu viel Theorie.

    Ich hab immer nur das gemacht was mich interessiert hat.


    Das heißt Realschule war katastrophal schlecht.

    Alles danach gut bis sehr gut.

  • Ich könnte mir vorstellen das das auch ein Problem der Zuwanderung ist. Die Klassenzusammensetzungen in der Schule sind nicht so einfach.

    Die Zusammensetzung der Klassen insgesamt ist ein Problem. Je heterogener die Zusammensetzung, desto schwieriger wird die Beschulung. Es ist nicht per se ein Problem der Zuwanderung. Aber wenn die Kinder zu Hause nicht vorgelebt bekommen, dass der Spracherwerb der lokalen Amtssprache ein notwendiger Bestandteil der erfolgreichen schulischen und später beruflichen Integration ist, dann wird es natürlich auch nichts mit der schulischen Leistung, die zum Glück an deutschen Schulen noch immer ausschließlich in deutsch abgerufen wird.


    Ich kenne zu viele Beispiele, wo die Familie bereits viele Jahre in Deutschland leben. Der Eheman kann sich mit Händen und Füßen mehr schlecht als recht bestenfalls einfachste Frage verstehen oder in einfachen Worten mit Glück auf Deutsch antworten. Die Ehefrau spricht außer Ja, Nein und vielleicht noch ein paar Beleidigungen keine deutschen Worte. Und bei den Kindern zweifelt man auch am Wortschatz. Neulich war die älteste Tochter, irgendwas um 11 Jahre und seit über 5 Jahren in Deutschland lebend, bei uns an der Tür und wollte sich eine Waage ausleihen. Wurde ein "So ein Ding, wo man sich drauf stellt und wo dann das Gewicht angezeigt wird" draus. Also, solchen Kindern braucht man nicht mit den verkopften deutschen Lehrplänen kommen. Die werden da keine Freude dran haben.

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)

  • @ daruis

    Ich denke nicht das es mit der Schulbildung der Eltern zu tun hat.

    Die Schulbildung der Eltern hat schon einen gewissen Anteil. Du darfst aber nicht einen Hauptschulabschluss aus den 1960er/1970er Jahren mit einem heutigen Oberschulabschluss in Niedersachsen vergleichen.


    Der Volksschul- bzw. Hauptschulabschluss bis in die 1970er Jahre war, zumindest in Niedersachsen, der Regelabschluss der breiten Masse, die später eine handwerkliche Ausbildung anstrebte oder eine einfache kaufmännische Ausbildung. Anspruchsvollere kaufmännische Ausbildungen (Bank z.B.) waren dann eher den Realschülern vorbehalten. Und die wenigen, die aufs Gymnasium gingen, gingen dann auch wirklich zur Uni und studierten.

    Ab den 1980ern, spätestens den 1990ern verschob sich das alles. Der Anteil an Abiturienten in einem Jahrgang überschritt in Niedersachsen die 30%-Marke, ohne dass die Jugendlichen deswegen jetzt einen Intelligenzschub hingelegt hätten. Nö, die damalige Hauptregierungspartei (heute auch im Bundestag hauptsächlich vertreten) kam auf die glorreiche Idee, dass man mehr jungen Menschen das Studium ermöglichen müsste.


    Dumm nur, dass die Abiturienten sich nicht an diesen klug ausgetüftelten Plan der Regierung hielt. Es ging mehr Abiturienten zur Uni, ja, aber viele schlugen lieber den Weg einer hochwertigen kaufmännischen Ausbildung ein, weil sie in der Studierbefähigung und -berechtigung des Abiturs keine Studierverpflichtung sahen.


    Konsequenz in Niedersachsen: Mitte der 1990er setzten, sehr zur Überraschung meiner Eltern, viele kaufmännische Berufe das Abitur voraus (wo vormals der Realschulabschluss hinlänglich war) und viel handwerkliche Berufe sahen formal zwar noch einen Hauptschulabschluss vor, in der Realität wurden die Stellen aber von Realschülern besetzt.


    Ende der 1990er/Anfang der 2000er war es dann in Niedersachsen soweit, dass Hauptschulen die Resterampen waren und den Bodensatz der Gesellschaft ausbildeten. Jene, die von der Realschule flogen wegen schlechter Leistung oder wegen asozialem Verhalten. Wenn ich daran denke, dass einer meiner Kommilitonen bis zur 10. Klasse die Hauptschule besuchte, um dann auf die gymnasiale Oberstufe zu wechseln und schließlich nur wenige Monate nach mir das Studium erfolgreich abzuschließen. Heute kann ich mir das nur noch schwer vorstellen. Früher war das in der Zeit zwischen grob 1970 und 2000 deutlich einfacher.


    Niedersachsen kam dann vor gut 10 Jahren auf die glorreiche, superschlaue Idee, die Resterampe, pardon, Hauptschule, als Schulform abzuschaffen. Ebenso die Realschule. Beides ging in die neue Schulform der Oberschule auf. Die klassischen Gymnasien blieben jedoch weiterhin bestehen.


    Um nun den Bogen zu der Schulbildung der Eltern zu schlagen: Mindestens in Niedersachsen, und ich denke, in den anderen Bundesländern in Deutschland wird es nicht besser aussehen, haben wir zum einen das Problem der verkopften Lehrpläne wie auch das Problem mit den Schulformen.


    Die verkopften Schulpläne fördern Bulimie-Lernen, so wie es Darius fürs zweite Studium beschrieb. Stumpf Faktenwissen reinprügeln und bei der nächsten Klassenarbeit/Klausur/Prüfung aufs Papier kotzen... äh... abrufen. Wenn ich daran denke, dass ich zu meiner Zeit in der Schule natürlich auch Faktenwissen in mich reinschaufeln musste, die Lehrer aber Wert darauf legten, dass wir das Lernen lernen und in Zusammenhängen analysieren. Beispiel: Einer meiner Geschichtslehrer tadelte mal die Klasse, weil sie auf eine seiner Fragen stumpf und wahllos irgendwelche Jahreszahlen und beliebige Fakten in den Raum war. Und führte mich als Beispiel an, der ihm zwar nicht die richtige, von ihm gewünschte Jahreszahl nennen konnte, aber ihm wie aus der Pistole geschossen einen kurzen Monolog über die Ereignisse dieser Zeit und die Zusammenhänge mit Ereignissen anderenorts in Europa beschreiben konnte. Ich glaube, es ging um die letzten Züge des Ersten Weltkriegs (Februarrevolution 1918 in Russland, Zusammenbruch des Zarenreichs, Grundlagen für die letzten Züge des Großen Krieges, Spanische Grippe, Grundlagen für die Weltwirtschaftskrise etc.).


    Die Schulformen führen zu mehr Gleichheit, aber letztlich eigentlich nur dazu, dass die Schüler ein Papier in der Hand halten, das ihnen diesen oder jenen Abschluss bescheinigt, dieser aber nahezu bedeutungslos ist außer seiner formaljuristischen Implikation. Jene, die studieren, werden durch absurde Prüfungsmechanismen gesiebt. Denn wenn das Abitur nicht mehr für "Studierfähigkeit per se" steht, dann muss eben die Studierfähigkeit während des Studiums durch harte Prüfungen gezeigt werden. Sinn? Sehe ich nicht. Ist aber wohl notwendig, wenn Abiturienten nicht einmal mehr das Niveau von Realschülern haben.


    Die Schulbildung der Eltern hat bedingt damit etwas zu tun, was die Kinder aus ihrer Schulbildung und einem potentiellen Studium machen können. Meine Eltern hatten "nur" Hauptschule. Aber wie gesagt in den 1960er/1970er Jahren besucht. Für sie war es wichtig, dass meine Schwester und ich unser schulisches Potential ausschöpfen können. Deswegen bin ich dann aufs Gymnasium gegangen und meine Schwester folgte mir ein paar Jahre später. Nur um dann rechtzeitig den Absprung zur Realschule zu schaffen. Denn einige ihrer Lehrer, die auch meine Lehrer waren, machten den nur zu menschlichen Fehler, mein Leistungspotential auf meine Schwester zu projizieren. Von Lehrern, nicht einmal von den Eltern, immer wieder vorgehalten zu bekommen "Aber dein Bruder war darin besser..." ist nicht gerade motivierend auf ein pubertierendes Mädchen.


    Heute ist allerdings ein Hauptschulschluss nicht der Schlüssel für eine solide handwerkliche Berufsausbildung, sondern in viel zu vielen Fällen quasi das vorprogrammierte Dauer-Abo beim Jobcenter zur Beantragung von ALG II (Hartz IV). Und zu viele bekommen über Eltern, ältere Geschwister, Nachbarn, "Freunde" etc. vorgelebt, dass es sich mit Hartz IV ja ganz auskömmlich leben lässt. Es ist dann eine Mischung aus "ich sehe doch, dass es bei xy auch funktioniert, also wird es auch bei mir funktionieren" und einer latenten Bildungsfeindlichkeit seitens der Eltern (sieh zu, dass du Geld an Land bringst und nicht deine Zeit in der Schule oder gar an der Uni verplemperst) oder der Peer-Group, die sich mehr schlecht als recht über Wasser hält, aber bei der man als "Gebildeter" zum Außenseiter wird. Zum einen, weil man irgendwann selbst merkt, was für Hohlbratzen das sind und zum anderen, weil die mit einem nichts zu tun haben wollen.

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)

  • ..... übrigens sind die Mehrzahl der Mediziner in spe heute weiblich.

    Der Grund ist einfach: Die Mädels haben die besseren Noten und das bessere Abitur wie die Buben. Damit die gute Note nicht verschwendet wird studiert frau eben Medizin, egal ob Neigung oder nicht. So gibt es bei uns viele top ausgebildete junge Ärztinnen, die als Hausfrau und Mutter tätig sind. Dazu dann die, die Familienleben, Kinder und Beruf unter einen Hut zu bringen versuchen, und maximal 20 Wochenstunden arbeiten. Das nach dem Studium junge Ärztinnen Vollzeit arbeiten bleibt meist allenfalls bis zur Hochzeit so.

  • Ist ja nunmal eine Statistik mit signifikanten Unterschied, die man nicht von der Hand weisen kann. Da spielen sicher dann auch Faktoren wie der finanzielle und soziale Background rein, Unterstützung und Förderung durch die Familie etc. Fakt ist aber, dass es schwerer ist für Nichtakademikerkinder zu studieren. Dass die alle nicht wollen halte ich für etwas weit hergeholt. Dabei sage ich nicht, dass jeder studieren muss oder andere Wege/Karrieren nicht auch völlig in Ordnung und wichtig sind. Aber die Chancengleichheit ist halt mit dem System, was wir haben nicht ausreichend gegeben. Die Seite oben nennt ja auch ein paar Faktoren, die da mit reinspielen.

    Ich selber war auch in einer Klasse mit hohem Migrationsanteil von über 20%. Die besten Abschlüsse des Jahrgangs hatten auch 2 Mädel mit Migrationshintergrund. Würde ich pauschal nicht als Problem sehen, solange genug Kapazität da ist. In den Klassen, die über 80% Migrationsanteil hatten war es eher problematisch.

  • Ich selber war auch in einer Klasse mit hohem Migrationsanteil von über 20%.

    Wie niedlich... In Hamburg, und sicherlich ist es in anderen Großstädten ähnlich, gibt es mittlerweile Klassenzüge mit nahezu 100% Migrationsanteil und gut einem Dutzend Muttersprachen oder mehr.

    In solchen Klassen gibt es dann vielleicht noch 1, 2 oder 3 Kindern ohne Migrationshintergrund.

    Wenn ich daran denke, dass in meiner Grundschulklasse lediglich zwei türkische Jungs waren.

    Die besten Abschlüsse des Jahrgangs hatten auch 2 Mädel mit Migrationshintergrund. Würde ich pauschal nicht als Problem sehen, solange genug Kapazität da ist. In den Klassen, die über 80% Migrationsanteil hatten war es eher problematisch.

    War bei uns eine iranisches Mädchen. Bezeichnenderweise war der Vater Arzt. Da wurde also schon seitens der Familie eine entsprechende Erwartungshaltung eingenommen.

    Ich bin fest überzeugt davon, dass der kulturelle oder religiöse Hintergrund einen Aspekt mit einfließen lässt, aber unterm Strich sind es die Eltern, die ihren Kindern einen bestmöglichen Abschluss alleine dadurch schon ermöglichen oder torpedieren, indem sie zur Bildung als Wert an sich und als Voraussetzung für eine gute Ausbildung und entsprechend einer guten beruflichen Absicherung und Zukunft positiv wie negativ Stellung beziehen.


    Und da gibt es Eltern, die sind Hohlbratzen, bei denen ich mich frage, warum sie überhaupt Kinder in diese Welt gesetzt haben, wenn es ihnen völlig egal ist, wie sie ihre Zukunft in einer irgendwie für sich gearteten, wertvollen Weise gestalten. Und nein, von morgens bis abends auf der Parkbank sitzen und mit anderen jungen Erwachsenen das ewig gleich stumpfe Zeug zu erzählen anstatt sich um die eigene Zukunft in wertschätzender und wertschaffender Weise zu kümmern, ist für mich keine Perspektive.


    Da spielen sicher dann auch Faktoren wie der finanzielle und soziale Background rein, Unterstützung und Förderung durch die Familie etc. Fakt ist aber, dass es schwerer ist für Nichtakademikerkinder zu studieren. Dass die alle nicht wollen halte ich für etwas weit hergeholt.

    Der finanzielle Background wird in Teilen durch Sachen wie Bafög abgemildert. Dann wird es vielleicht kein Studium an der LMU in München, fernab der Heimat, sondern in der nächsten Großstadt, die ich von der elterlichen Wohnung noch mit Fahrrad oder ÖPNV täglich erreichen kann. War bei mir so, auch wenn für mich als Biologe ein Studium in Heidelberg vielleicht interessanter gewesen wäre. Wurde dann aber Hannover. Ist jetzt auch nicht so verkehrt.


    Beim sozialen Background muss man als Kind aus Nichtakademikerfamilien grundsolide aufgestellt sein und sich ziemlich sicher sein in dem, was man tut. Mitschüler aus meinem Abi-Jahrgang hatten wenigstens einmal das Studienfach gewechselt oder das Studium schließlich sogar ganz abgebrochen. Sicher nicht ohne Diskussion.


    Ich musste aber schon für die Aufnahme des Studiums mich vor meinen Eltern rechtfertigen und darum kämpfen, dass Biologie genau das richtige ist. Glaub mir, zwischendurch hatte ich meine Zweifel, ob ich auf dem richtigen Kurs bin und wollte das Studium schmeißen. Oder wechseln auf irgendwas mit Ingenieur. Durch Hiwi-Jobs, Uni-Sport und Freizeit war ich umgeben von angehenden E-Technik- und Maschbau-Ingenieuren.


    Heute sind die echten Freunde eben jene ingenieure aus der Studienzeit und im Job bin ich der einzige Biologe unter Ingenieuren im Team (10 oder so, wenn ich mich gerade nicht verzählt habe). Im Schwester-Team der Abteilung ist die Quote etwa 1/3. Zwei von sechs im Team.


    Ach, ja, nicht zu vergessen, dass ich mich gegenüber meinen übrigen Verwandten (allesamt Nicht-Akademiker mit formaler niedriger Bildung, also Hauptschule mehrheitlich, vereinzelt mal eine Cousine auf Realschule) rechtfertigen musste a) warum ich überhaupt studierte anstatt eine kaufmännische Ausbildung zu machen (Handwerk hat man mir als Schmal-Hans nicht zugetraut) und b) warum es ausgerechnet Biologie sein musste. Warum nicht BWL, Jura oder Medizin...? Ob ich mit meinem Diplom dann Lehrer werden könnte. Öh, nein... Da war dann immer langes Schweigen. Kann man damit trotzdem Geld verdienen? Ja, das will ich doch wohl annehmen... Also studierst du fürs Arbeitsamt oder wirst danach Taxifahrer? 🤬🤦


    Glaube mir ich kenne die Schwierigkeiten von Kindern aus entsprechenden niedrigen sozioökonomischen Verhältnissen nur zu gut. Ich musste eine gewisse LMA-Einstellung lernen. Vor allem hatte es für mich den wichtigsten Vorteil überhaupt: wenn ich von einer Stelle überzeugt war und in der Präsenzvorstellungsrunde landete, habe ich die Leute von mir überzeugt. In meiner letzten Bewerbungsrunde Ende letzten Jahres sogar so sehr, dass ich mich innerhalb kürzester Zeit zwischen zwei super Stellen entscheiden musste.

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)

  • Ich glaube, dass im Grundsatz jedes Kind, dass auf die Welt kommt, die gleichen Bildungschancen hat. Es sind die Eltern, die dies versauen.


    Und studierte Eltern sind hier eben mehr auf Zack als andere.


    Was bedeutet das für Niedersachsen? Hier werden die verpflichtenden Ganztagsschulen eingeführt, mehr und mehr und ohne Wahl für die Eltern. Nicht, weil dies toll ist für alle. So sollen diejenigen verpflichtet werden, die aus bildungsfernen Schichten kommen. Da die aber freiwillig in nicht zu Ganztagsschule gehen, muss es für alle gelten, also auch für die, die gar nicht wollen.


    Als Elternvertreter und Mitglied im Schulvorstand hatte ich hier harte Diskussionen. Aber die Landesregierung sieht es als einzige Chance, vor allem auch Ausländer aus bestimmten Kulturen zum Lernen zu bringen. Dies wurde in der Diskussion mit den Schulen auch offen gesagt. Nur wird damit auch nicht offen in der Öffentlichkeit umgegangen.


    Dies bedeutet für uns auf dem Dorf aber auch, dass viele Vereine ein Problem bekommen werden. Fußball, Handball, Schützenverein und so weiter sind alle nachmittags und des kollidiert dann mit der Ganztagsschule. Das bedeutet dann, dass die Vereine in die Schule kommen müssen. Das aber zu Zeiten, wo die freiwillig arbeitenden Trainer keine Zeit haben.


    Meine klare Ansicht: Bildungsgerechtigkeit wird es per se nie geben, es steht und fällt mit den Eltern.

    Nicht das System ist schlecht, sondern die Eltern.

  • Zitat

    Nicht das System ist schlecht, sondern die Eltern.

    Ich will nicht sagen, dass du Unrecht hast, aber das klingt schon sehr wertend. Ich hatte eine Kollegin, die 2 Jobs arbeiten musste, weil das Geld sonst nicht reicht mit kleinem Kind Zuhause (und nein, nichts Kippen, Alkohol oder Gadgets um den Vorurteilen gleich vorzugreifen). Der Mann hat auch Vollzeit gearbeitet. Das heißt das Kind war schon sehr früh in der Krippe/Kita. Und mit 2 Jobs und kleinem Kind und selbst bildungsarm aufgewachsen, ist die Förderung auch nicht so dolle. War natürlich wieder der medizinische Bereich, aber wenn dort ihr einer Job wenigstens so gut bezahlt gewesen wäre, dass sie keinen 2. gebraucht hätte, wäre ihr schon viel geholfen gewesen und es wäre noch Energie übrig gewesen für eine bessere Förderung. Aber natürlich kann man das nicht komplett auf die Schulen abwälzen und trägt auch selbst Verantwortung. Das, was du über die Ganztagesschulen und Vereine schreibst, habe ich auch so miterlebt. Es war auch heftig zu sehen wie stark sich das auf die Bewegungskompetenz der Kinder ausgewirkt hat. Da konntest du ganz klar den Bruch erkennen als die Ganztagesschulen normal wurden.

  • Ja, solche Fälle gibt es auch. Aber hier können Eltern durchaus den Wert von Bildung vermitteln.


    Und zumindest bei uns hätten sich die Schule ein Bein ausgerissen, um diese Kinder zu fördern.


    Nur wurden diese Angebote nie abgerufen.

  • Die wirklich wichtigen Dinge im Leben lernt man leider nicht in der Schule oder wenn dann nur aus Versehen. Beim Grundstudium war es auch nicht viel anders. Da wurde dann gesiebt, um von 140 im Jahrgang dann effektiv bei der hälfte an zu kommen.

    Unnützes auswendig lernen war noch nie mein, sonst hätte ich ein einser abi gehabt. Grundstudium knapp 3 und diplomarbeit 1,0. Schnitt war dann ungünstigerweise 1,7 was dann ja die beste 2 ist.


    Wo ich völlig hilflos war, ist das Thema selbstständigkeit.

    Keiner aus der Elterngeneration war selbstständig und in der Schule lernt man dazu auch nix.

    Sprung ins kalte wasser lief aber gut.


    Bei meiner Ex hab ich gemerkt, was Eltern anrichten können. Da wurde ihr dann eine Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten organisiert und was da nach Abschluss bezahlt werden sollte, trotzdem sue als Azubine das Büro allein gut gemanaged hat, ist echt peinlich für die Herren Anwälte (1100 eur brutto vollzeit). Durch meine einfluss hat sie das abgelehnt und hat Abi nach gemacht und dann etwas gearbeitet was ihr spaß machte

    aus DE gesendet....

    Einmal editiert, zuletzt von Traumgarten ()

  • Kompliziertes Thema.

    Ich dachte auch zuerst an Leute aus Facebook-Kommentaren zum Thema Corona und Krieg, wie oben schon mal jemand angemerkt hat.

    Vorurteil: Mangelnde Bildung gleich mehr Anfälligkeit für politische Extreme und Schwurbelei.

    Ganz so einfach wird es nicht sein, es gibt auch schlaue Querflöten und Extremisten die sich daran verstehen "einfache" Leute zu ködern. Und manche Hass Kommentare werden auch berechnetes getrolle sein.


    Alles auf die Schulbildung zurückführen oder mangelnde ist vermutlich auch nicht richtig. Mittlerweile weiß man ja wie man mit Schwächen in den Hauptfächern umgehen muss. Lehrer sind auch nicht immer Schuld und meistens kann man später alle Abschlüsse noch nachholen.

    Aber die Voraussetzungen sind so vielfältig. Auch ist ja ein Kind nicht dumm, wenn es dreisprachig ist und deswegen im Deutschunterricht nicht mitkommt.

    Und bei erwachsenen? manche verstecken ihre Schwächen lange und haben es verpasst das nachzuholen. Vllt sind auch psychische gründe vorhanden.

    Sicher auch Lebensweise in der Kindheit oder ob man woanders her kommt und nie Anschluss gefunden hat. Schlimme erlebnisse, finanzielle Situation. Andersherum kann man auch unterfordert sein. Soooo viele Gründe/Ursachen...


    Aber irgendwo muss man anfangen, es ist nämlich kein Vorurteil das einfach leute Extremisten Wählen, nur Fake-News tendieren, Zusammenhänge Wahrheit und Lüge in journalistischen Texten nicht verstehen... Und dabei sind das keine schlechten Menschen. (Nicht gut Rechnen können ist da noch gar nicht drin).


    Ich hoffe ich bin nicht abgedriftet. Wer Schreibfehler findet, darf sie behalten. Allgemeinbildung ist wichtig. Schulnoten zählen später eher weniger, auf das Endergebnis kommt es an. (ICh versuche herzuleiten, ich bin nicht Schlauer oder Erfahrener...) :winking_face:

    Gruß David

  • Schulnoten zählen später eher weniger, auf das Endergebnis kommt es an.

    Stimmt. Nur ist der Einstieg mit guten Noten viel einfacher.

    Vorurteil: Mangelnde Bildung gleich mehr Anfälligkeit für politische Extreme und Schwurbelei.

    Ich sehe es eher so, dass politische Randbereiche in allen Bildungsschichten vorhanden sind.


    Es sind eher die wohlhabenden, die eher eine bestimmte Richtung wählen.


    Denn nicht jeder mit höherer Bildung ist gleich wohlhabend. Ich kenne Hausärzte, Anwälte, Architekten, die nicht gerade viel Geld haben. Ein Studium ist nicht einfach aber auch kein Garant für viel Geld.

  • Das Problem ist nicht die Intelligenz.


    Das Problem ist, dass die klugen Leute zweifeln und die doofen felsenfest von der eigenen Meinung überzeugt sind.


    Das Internet ist dafür ein Katalysator.

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Das Problem ist nicht die Intelligenz.

    Jepp. Früher wurde mir immer gesagt, ich solle nicht so viel nachdenken, zweifeln oder mir auch einfach mal selbst mehr zutrauen.


    Der Punkt ist: da gab es zwei Lager. Das eine Lager, das im positiven Sinne Zuspruch geben wollte, weil es mein Potential sah. Und dann gab es das Lager der Dummbratzen und Ackerschnacker. Die einem noch zu einer Zeit, als der Begriff Querdenker noch positiv konotiert war, erklären wollen, das alles doch ganz einfach sei. Weniger denken, einfach mal machen.


    Ja, mein Weg hat dazu geführt dass ich privat und beruflich auf sowas wie der Gewinnerschiene bin.

    Und die anderen blicken auf ein Leben mit multiplen Herausforderungen bis Katastrophen zurück.

    Und der eine oder andere hat in den vergangenen Monaten ziemlich kleinlaut eingestehen müssen, dass ich recht hatte und ist mir gegenüber nun einigermaßen weichgespült.


    Diese Denkweise hat per se nichts mit Bildung, Berufsausbildung, oder allgemeiner Schulbildung zu tun. Aber ich habe in den letzten Jahrzehnten (etwas über drei) beobachtet und festgestellt, dass zumindest bei den Leuten, mit denen ich zu tun hatte, diese Denkweise bei Menschen mit formal niedriger und auch effektiv einfach gestrickter Denkweise diese Art von Denke häufiger vorkommen kann.


    Das fatale: seit der Schulzeit sind die schlimmsten und gefährlichsten Ackerschnacker und Dummschwätzer jene, die formal und effektiv eine höhere Bildung haben. Schlimm und gefährlich deswegen, weil sie perfekte Demagogen sind. Sie labern dich zu und wenn man es nicht besser weiß, dann denkt man sich "ah, das klingt logisch. Der hat das und das als Hintergrund, da wird das dann schon stimmen. Der hat das ja gelernt/studiert/macht das schon viel länger" und tatsächlich ist es auf dem zweiten Blick der völlige Schwachsinn. Einfach, weil sie wichtige Informationen zur Bewertung vorenthalten (bewusst oder unbewusst), Sachen falsch erzählen (bewusst oder unbewusst) und schlicht und ergreifend ihre eigene Agenda verfolgen.

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)