Zur Vorbereitung sahen sie nur Youtube-Videos: Aussteiger-Familie stirbt in der Wildnis

  • Laut dem Bericht hatten sie zumindest auch einiges an Literatur dabei. Wie das dann mit der Überschrift zusammenpasst, kann ja jeder für sich entscheiden. In anderen Berichten werden die Aussteiger, ihre Beweggründe, die Corona-Pandemie und Outdoor- YouTube Videos mehr in Zusammenhang gesetzt. Ich fand diesen Bericht am informativsten und recht neutral.

    Keine Ahnung, wie man mit so einem Vorbereitungsstand auf so eine Idee kommen kann. Warum sie wohl ihr Vorhaben nicht abgebrochen haben? Ob sie eingeschneit waren?


    Zur Vorbereitung sahen sie nur Youtube-Videos: Aussteiger-Familie stirbt in der Wildnis - nordbayern.de


    Gruß

    Witness

  • Laut dem Bericht hatten sie zumindest auch einiges an Literatur dabei.

    Da gehört mehr als nur Videos zu schauen und sich Bücher unter den Arm klemmen und ab in die Wildnis.

    Solche Leute wird es immer wieder geben, aber es macht mich auch nicht traurig wenn solche Menschen sich in Gefahr begeben. Sie sind erwachsen und sollten wissen was sie tun. Das ein 14 Jähriger dabei zu Tode kommt ist traurig, da er die Tragweite noch nicht ermessen konnte. Schlimm wird es erst wenn solche Menschen durch ihr törichtes Wirken andere in Gefahr bringen.

  • Ich habe die News auch gelesenen. Verhungert und erfroren. Dazu nur Dosenfutter dabei.

    Schon komisch. Spätestens der Hunger sollte einen zurück in die Zivilisation treiben.


    Vielleicht doch eingeschneit....

  • Vielleicht war da ein religiöser oder verschwörungstheoretischer Endzeit-Wahn mit beteiligt. In Montreux hat letztes Jahr eine Familie kollektiven Selbstmord gemacht, als die Polizei eine Kontrolle machen wollte ob die Kinder zu Hause unterrichtet würden.

    Man kann sich, und das ist eine der grössten Gefahren des Internets, leicht in einen weltfremden Wahn steigern, indem man selektiv nur noch Nachrichten liest, die ins dadurch immer schräger werdende Weltbild passen.

  • Hier stehen mehr Infos.


    Family Died in Rockies After Trying to Live ‘Off the Grid,’ Official Says
    Two sisters and a teenage son moved to a Colorado campsite last July, living off canned food. They had wanted to take a break from a world that distressed…
    www.nytimes.com


    Vielleicht war da ein religiöser oder verschwörungstheoretischer Endzeit-Wahn mit beteiligt

    Scheint nicht so.

    Rebecca Vance’s fears intensified during the pandemic, Ms. Jara said, noting that her sister had not believed in conspiracy theories but had simply been fearful of the world and had trusted that a better life awaited them in nature.

    Es wurde nur eine Packung Ramen Nudeln bei den Leichen gefunden. Sie scheinen also letzten Winter verhungert oder erfroren zu sein.


    Sie dürften die Vorräte falsch kalkuliert haben und konnten durch den strengen Winter ihr Camp nicht verlassen, um Hilfe zu holen.


    Eine Aneinanderreihung falscher Entscheidungen also.

  • Dass "Leben im Wald" nicht so einfach ist und das auch schnell tödlich ausgehen kann, haben in den USA jetzt zwei Schwestern und ein Sohn einer der Schwestern erfahren müssen. Vorbereitet durch "YouTube-Videos", nach Auskunft von Verwandten waren die zwei Schwestern das letzte Mal als Kinder campen, war wohl der Plan, "Off-Grid" zu leben, um der Welt zu entfliehen. Ein Wanderer hat die drei jetzt tot in der Nähe ihres improvisierten Camps in Colorado gefunden und die Behörden alarmiert. Laut einer anderen Quelle sind die drei wohl einem tödlichen Mix von Unterernährung, Kälte und Kohlenmonoxid-Vergiftung zum Opfer gefallen - Quelle.


    Colorado Springs-based campers found dead in Gunnison County were trying to live 'off the grid' | Local News | gazette.com

    - Wer den Kampf nicht geteilt hat, der wird teilen die Niederlage -

    Bertold Brecht

  • Oh verflixt - sorry, den Thread hab ich völlig übersehen :see_no_evil_monkey:

    - Wer den Kampf nicht geteilt hat, der wird teilen die Niederlage -

    Bertold Brecht

  • Wenn es gute Menschen waren, dann ist’s schade drum.

    Aber…wer sich so dumm in so eine Gefahr begibt, der hat mein Mitleid nicht.


    In so einer Gegend, mit so harten Wintern?

    Da muss man schon gut aufgestellt sein, um das zu überleben.


    Jagen, Fallen stellen, feste (Not)-Unterkunft und ausreichend Heizmaterial.

    Dazu ausreichend brauchbare Vorräte die einen auch ohne Jagderfolg durch den Winter bringen.


    Nicht ohne Grund haben damals die Kanadischen Behörden in der Zeit des Goldrauschs detaillierte Vorgaben an die Goldsucher gegeben. Da wären sonst auch viel mehr Glücksritter verhungert.


    Tsrohinas

  • Scheint nicht so.

    Interpretationsfrage:

    Zitat

    “(Rebecca) was fearful of a lot of things with the way she thought the world was going,” said Jara, who grew up with Christine and Rebecca. “She was actually trying to save her son, and our sister.”


    “We tried to stop them,” Jara said. “But they wouldn’t listen. Their minds were made up.”

    (aus dem verlinkten gazette-Artikel)


    wer sich so dumm in so eine Gefahr begibt, der hat mein Mitleid nicht.

    Jeder Fehler ist unglaublich dumm ... nämlich wenn ihn andere begehen (Lichtenberg)

    Blosse Dummheit wars nicht, denn sonst müsste das Tausenden jedes Jahr passieren :smiling_face_with_halo:

  • Das (Über-)Leben unter Winterbedingungen scheitert an ganz banalen Dingen: wenn man kein Feuer gemacht und seine Bude nicht gewärmt kriegt. Das fängt schon damit an, dass man mit klammen steifen Fingern kein Streichholz und kein Feuerzeug anbekommt. Dann hat man evtl. ein Gasfeuerzeug, bei dem das Gas wegen zu niedriger Temperatur nicht verdampfen will. Oder ein Stromerzeuger, der nicht anspringt usw. Da ist man ganz schnell in einer fatalen Abwärtsspirale. Deswegen ist das A&O in der Natur im Winter, dass man für Wärme nicht nur einen Plan B hat, sondern auch noch einen Plan C, D und E. Und dass alle Gruppenmitglieder sich dessen bewusst sind und diese unterschiedlichen Methoden der Wärmeerzeugung beherrschen.


    Um Probleme zu bekommen, genügt es schon, sich bei einem Fußmarsch zu übernehmen, nassgeschwitzt auszukühlen oder - worst case - einen Bach durchquert oder die Sachen im Schneeregen feucht werden und nachts gefrieren. Ein nass verpacktes Zelt lässt sich gefroren nicht mehr aufstellen - peng, wenn das die einzige Unterkunft war, war es das. Es gibt zig völlig idiotische Dinge, die einem bei Kälte passieren können.


    Es kann natürlich auch passieren, dass man zwar eine warme Bude hat, aber zu wenig zu essen und die Schneemengen so groß sind, dass man nicht einfach mal losmarschieren kann, um sich zu verpflegen.

  • So wie ich das gelesen habe sind die erst im August losgegangen. Um da noch etwas für den Winter vorzubereiten war es schon zu spät. Anscheinend verstanden sie weder was von hausbautechnik noch verstanden sie was vom jagen. Selbst einen Garten anzulegen war es längst zu spät.

    Das musste einfach schiefgehen. Die Zeit etwas vorzubereiten war einfach zu kurz. Das hätte vielleicht jemand geschafft der sich auskannte, aber keine Greenhorns.

  • Bei dieser Meldung wusste ich wirklich nicht, ob ich lachen oder weinen sollte...


    Für den 14 Jährigen, der wohl nicht viel zu dieser idiotischen "Entscheidungsfindung" zu sagen hatte, ist es traurig.

    Bei den Erwachsenen, sorry ist makaber, aber da muss ich wirklich lachen: Man guckt YT und nimmt ein paar Bücher mit und will von heute auf morgen in der Wildnis leben und überleben. Und, prompt scheitert man schon nach wenigen Wochen kläglich/tragisch.

    Fast wie im Unterschichts-TV, nur das die Gescheiteren am Ende nicht durch die TV-Crew "rausgeholt" wurden.

    So viel Naivität und Dummheit... Da kommt einem nur "Evolution durch Selektion" in den Sinn...


    Gruss

    Canelo

  • So wie ich das gelesen habe sind die erst im August losgegangen. Um da noch etwas für den Winter vorzubereiten war es schon zu spät. Anscheinend verstanden sie weder was von hausbautechnik noch verstanden sie was vom jagen. Selbst einen Garten anzulegen war es längst zu spät.

    Das musste einfach schiefgehen. Die Zeit etwas vorzubereiten war einfach zu kurz. Das hätte vielleicht jemand geschafft der sich auskannte, aber keine Greenhorns.

    Vorallem, gerade als Greenhorn, hätte man sich besser zuerst über Jahre irgendwo sachte etwas aufgebaut.

    zb jeweils im Urlaub. erst einen Ort aussuchen, danach vielleicht mal eine Unterkunft bauen, rund herum einen Garten urbar machen (Roden usw), bis man irgendwann sagen könnte: Dieses Leben gefällt uns, hier könnten wir versuchen zu bleiben, mit einem Stock an Vorräten als "Startkapital". Wenn diese Vorräte schwinden, und man merkt, dass man mit der "Produktion" (Anbau/Jagd) den Bedarf nie und nimmer decken kann, dann irgendwann (VOR dem Winter) entscheiden, dass man abbrechen muss.

    Weil Vorräte für den Winter hätte ja sowieso (Jahr für Jahr) vorhanden sein müssen.

    Irgend einen PlanB müsste man doch haben, aber hier scheint kein Plan B vorhanden gewesen zu sein oder es ist derart unglücklich gelaufen, dass es keine Möglichkeit mehr gab, Plan B umzusetzen.

    Wir werden es wohl nie erfahren.


    Gruss

    Canelo

  • Das Problem ist u.a. eine Kombi aus der medialen Realitätsverzerrung und der eigenen Selbstüberschätzung.

    Nicht umsonst liest und hört man im TV oft den Spruch "Liebe Kinder, bitte nicht zuhause nachmachen". Es sieht immer alles so leicht aus. Nimmt man hinzu, wie sehr Youtube, Insta & co die Wahrnehmung durch Schnitt verzerren, dazu die Tatsache, das die Amis mit Survival-Entertainment Fließbandproduktion betreiben, wundert es mich nur, dass es 2 Frauen und ein Halbwüchsiger waren. Die Selbstüberschätzung und den Drang, der Zivilisaton zu entfliehen, gibt es aber ja nicht erst seit gestern. Ein gutes Beispiel ist das Buch/der Film Into the Wild, wo es um das Schicksal von Chris McCandless geht.

    Auch in D hört man hier ja von den ganzen Sofahelden, dass sie im SHTF-Fall im Wald anzutreffen wären. Da ist die wirksamste Schadensbegrenzung ja tatsächlich deren Faulheit. Aber auch in anderen Bereichen (grad in Bergregionen) steigt mit jedem Jahr die Opferzahl derer an, die sich völlig wissensfrei und ignorant in oftmals tödliche Gefahr begeben. Der Selbsterhaltungstrieb scheint bei der heutigen Gesellschaft zum überflüssigen Accessoire zu verkümmern.

    there's no harm in hoping for the best as long as you're prepared for the worst.

    -stephen king-

  • [...]

    Aber auch in anderen Bereichen (grad in Bergregionen) steigt mit jedem Jahr die Opferzahl derer an, die sich völlig wissensfrei und ignorant in oftmals tödliche Gefahr begeben. Der Selbsterhaltungstrieb scheint bei der heutigen Gesellschaft zum überflüssigen Accessoire zu verkümmern.

    Das kann ich bestätigen. Ich bin seit Kindesbeinen an in den Bergen und Gebirgen unterwegs. Du hast immer ein oder zwei Couch-Heroes mit Schlappen und Sandalen bis ins Hochgebirge angetroffen. Aber seit einigen Jahren, jedoch spätestens seit Corona (als Du nicht mehr viel anderes machen konntest als in die Natur gehen), hat sich die Zahl der lebensverneinenden Wanderer und besonders der E-Mountainbiker vervielfacht. Es genügt eben in vielen Ecken nicht, mit dem Akku den Berg hochzufahren oder der Bahn auf die Bergstation zu eiern. Das befähigt nicht für Berg- und Gebirgstouren und das stellt man dann auf die harte Tour fest. Hier ein sehr schöner Artikel der Bergwacht Bayern dazu, die das mit Zahlen untermauern. Auszug aus dem Artikel: "Der einfache Zugang zu den bayerischen Bergen führt immer wieder zu Fehleinschätzungen [...]. Während man eine Laufrunde im Park jederzeit beenden könne, sei das in den Bergen eben nicht so einfach."


    Aber solange bei der Helikopterrettung noch ein feines TikTok Video rauskommt, ist ja alles dufte. Also zumindest so lange, wie man noch in der Lage dazu ist. Der Berg verzeiht oftmals keine Fehler.

    - Wer den Kampf nicht geteilt hat, der wird teilen die Niederlage -

    Bertold Brecht

  • 3 Menschen sind gestorben.


    Ich finde die Häme unangebracht.

    Ich respektiere deine Aussage, aber wir äussern uns über das Verhalten und haben diese Menschen nicht persönlich gekannt.

    "Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen" gilt nicht im persönlichen Umfeld der zu Tode gekommenen, zu denen wir jedoch nicht gehören.

    Vergleichbare Sprüche gibts auch bei der Bergwacht: "Wir retten gerne, wenns geboten, aber ungern blosse Idioten"

    Ein Beispiel was gemeint ist gibts bei Pit Schubert, Sicherheit in Fels und Eis (Lesenswert). Dort wurde ein Bergretter abgemahnt, weil er sich abfällig über das Verhalten der Unfallopfer geäussert haben soll. Es war einer von einer Dreiergruppe, die ungesichert über den Gletscher ging, in eine Spalte gefallen und die anderen konnten ihn nicht bergen, weil er das Seil im Rucksack hatte. Er soll gesagt haben, nächstesmal besprecht ihr vorher, wer das Seil hat und wer in die Spalte fällt.

    Vielleicht lernt ja der eine oder andere etwas daraus.

  • Das kann ich bestätigen. Ich bin seit Kindesbeinen an in den Bergen und Gebirgen unterwegs.

    So halb zum Thema: Ich war mit einem Guide und meiner Freundin letztes Jahr auf einer Insel vor der Brasilianischen Küste wandern. Da gings dann über paar km dann auch durch den Jungle und weil es da einiges an Erdrutschen gab, sah wohl alles anders aus. Unser Guide war dann auch etwas "lost" und es wurde langsam dunkel.

    Stirnlampe auf und weiter, aber Meter machst du dann nimmer. Immerhin hatten die anderen Stirnlampen dabei (und meiner Freundin habe ich es "verordnet", genau wie ein Medikit). Nach weiteren 2h durchgewurschtel hatte ich ihnen gesagt, dass wir in einer Stunde umdrehen: Meine Lampe läuft 7h, zwei sind schon weg, sprich eine weitere nach vorne und wenn dann nicht klar ist, wo es wirklich lang geht, dann zurück (weil wieder 3h) und 1h als Reserve.


    Die haben mich beide mit großen Augen angeschaut und haben das garnicht verstanden. Was ich sagen will: Da trägt die Hoffnung und die Vorstellung eines guten Ausgangs das "Projekt", keine Vernunft, keine richtige Planung, etc. Wir haben tatsächlich den Weg nach weiteren 45min gefunden und sind auch noch angekommen. Aber verstanden haben die das bis heute nicht. Meine Freundin rennt nach wie vor mit einer leeren Stirnlampe los, keine Ahnung ob ich das nochmal "geregelt" bekomme.

    In unserem Fall wäre es halt nur eine nervige Nacht im Jungle gewesen

  • Man kann sich, und das ist eine der grössten Gefahren des Internets, leicht in einen weltfremden Wahn steigern, indem man selektiv nur noch Nachrichten liest, die ins dadurch immer schräger werdende Weltbild passen.

    ...und in dem man ganz automatisch nur noch Themen dieser Art vorgeschlagen bekommt, die zu den letzten konsumierten Texten passen.

    Wenn man in diesem Strudel erstmal gefangen ist, wird es für viele Menschen sehr schwer, kritisch zu hinterfragen und zu beurteilen.

    Quasi eine "Online-Gehirnwäsche".


    Ich habe -trotz aller Naivität- großes Mitgefühl mit den Verstorbenen, da ich davon ausgehe, dass sie ein großer Leidensdruck zu dieser Aktion gebracht hat.