Die Sache mit der Selbstversorgung

  • Hier gehts vor allem um Lebensmittel und die individuelle Selbstversorgung.
    Was meint ihr zu diesen Szenarien?



    1. Schuldenkrise (nächsten 10 Jahre)


    Aufgrund der zunehmenden Inflation und Austeritätspolitik kommt in den europäischen Ländern die Wirtschaft zum erliegen. Ist jetzt bereits in Griechenland, Spanien und Portugal der Fall. Die Lebensmittelpreise bleiben in diesem Szenario aufgrund der Globalisierung und industriellen Produktion auf einem relativ tiefen Niveau.



    -> Ein grosser Teil des Haushaltseinkommen (aus div. kleinen Jobs, Arbeitslosengeld, etc.) wird für Lebensmittel aufgewendet. Das ist bisher vor allem in Entwicklungsländern der Fall. In diesem Fall müsste man sich innerhalb der Familie zu grösseren Haushalten zusammen tun, damit ein gewisses Einkommen garantiert werden kann und die Pro-Kopf-Ausgaben für Essen, Heizung usw. dadurch sinken. Das ist der Fall, wenn von 10 Personen beispielsweise 2 noch einem Vollzeitjob nachgehen und die anderen kleine Verdienste erzielen. So hat man noch genügend Geld, um sich zu ernähren.


    -> Die Haushaltausgaben können durch eigenen Anbau entlastet werden. Beispielsweise wenn Verwandte auf dem Land Nahrungsmittel auf ihrem Grundstück anbauen etc. Im urbanen Bereich gibt es jedoch relativ wenig Erträge wegen der beschränkten Balkongrösse.




    2. Rohstoff-Knappheit (langfristiger Prozess)


    Die Preise für Lebensmittel steigen durch die Verknappung der Rohstoffe (Erdöl, Weizen usw.).
    Hier handelt es sich um einen jahrelangen Prozess und ich denke, dass die Wirtschaft sich an die neuen Gegebenheiten anpassen kann (unsichtbare Hand). Wie sie es auch bei der zunehmenden Globalisierung gemacht hat. Das hiesse in diesem Fall eine Relokalisierung der gesamten Produktion und ein beschränkter Import von Gütern. Wenn das Gemüse aus Spanien aufgrund der dortigen Trockenheit und hohen Transportkosten (steigende Energiepreise) teurer wird, lohnt es sich umzudenken. Und umso mehr im eigenen Land angebaut wird, desto tiefer wird der Marktpreis.


    -> Die Wirtschaft wird von alleine wieder lokal produzieren.
    -> Zur finanziellen Entlastung kann man sich selbst versorgen, aber es werden wahrscheinlich wieder 80% der Bevölkerung in primären Sektor tätig sein, wie dazumals in den Agrargesellschaften.

  • Es gibt beim Thema Rohstoffe zwei unterschiedliche Bereiche.


    1. Nachwachsende Rohstoffe
    2. Nicht nachwachsende Rohstoffe


    Bei den nicht nachwachsenden Rohstoffen sind Lagervorkommen, Recycling und Substitutionsmöglichkeiten (F&E) entscheidende Parameter. Es kann zu kurzfristigen Produzenten-Schocks kommen, wenn z.B. ein Krieg die Lieferung unterbricht, sich ein Produzentenkartell bildet oder Wirtschaftssanktionen verhängt werden. Aber langfristig wird der Schock durch Substitution und Recycling ausgeglichen.


    Die nachwachsenden Rohstoffe sind wesentlich komplexer. Hier gibt es neben den Produzenten-Schocks auch noch natürliche Schocks z.B. Dürren, Überschwemmungen, Kälteeinbrüche, Schädlingsbefall, etc.


    Die natürlichen Schocks verschärfen sich oft durch nachfolgende Produzenten-Schocks. Fällt z.B. die Reisernte in Indien durch ausbleibenden Monsun-Regen schlecht aus, müsste man dort Reis aus dem Ausland importieren, was weltweit das Preisniveau anheben würde. Sollten nun andere Produzentenländer (z.B. China) beschließen das Preisniveau aus politischen Gründen im Inland nicht steigen zu lassen, verhängen sie meistens ein Exportverbot für dieses Gut. Ein vermindertes Angebot trifft dann auf viele Nachfrager und der indische Bauer verliert gegen die deutsche Hausfrau, die den verdoppelten Preis für noch verfügbaren amerikanischen Reis nicht einmal wahr nimmt.


    Daraus ergibt sich die je nach Kaufkraft unterschiedlich ausgeprägte Notwendigkeit für (über-)lebenswichtige Güter eine ausreichende Lagerhaltung zu betreiben. Je nach erwartetem Schockszenario sollte diese Monate bis Jahre abdecken. Lagerhaltung ist auch gar nicht so teuer wie manche vermuten, da man durch das Einkaufsverhalten (Großpackungen, Sonderangebote, Kaufkooperationen, etc.) immer wieder unterjährig auftretende kleinere Schocks ausgleichen kann, bzw. sich erstmals mit dem eigenen Einkaufsverhalten, das selten rational ausgeplant ist, beschäftigt. Die im Schockfall nicht zu zahlenden Preise gleichen die entgangenen Zinsen der Lagerhaltung und auch eventuell anfallende Kosten weitgehend aus.


    Gegen eine Hungersnot in Deutschland und deshalb notwendigen, mehrjährige Bedarfe abdeckende, Lagermengen spricht aber, dass heute 50% der produzierten Lebensmittel verdirbt (10% in der Produktion, 10% in Logistik und Handel, 30% beim Koch und Konsumenten) statt gegessen zu werden. Wir haben also allein dadurch 50% stille Reserve, die sehr kurzfristig gehoben werden kann.


    Des weiteren ist die derzeitige konsumierte Kalorienanzahl massiv überhöht. Die Volkskrankheit Nummer 1 Fettleibigkeit und der bei den nicht davon Betroffenen oft notwendige Zwang durch sportliche Aktivitäten überschüssige Kalorien zu vernichten, lassen den Schluss zu, dass hier ebenfalls 20%-30% Einsparpotential existiert. Erfahrungswerte aus den Biosphere-Projekten (1750-2100 kcal über 2 Jahre führten zu keinen negativen Ergebnissen) und aus Kriegsgefangenen-Lagern (1200-1800 kcal ohne bzw. mit körperlicher Arbeit) zeigen, dass bei rationeller Arbeitsweise eine Reduktion der aufgenommen Werte unter die WHO-Empfehlungen auch ohne bzw. mit eventuellen Langfristschäden über mehrere Jahre möglich ist. Also noch einmal eine recht ordentliche Reserve die national ebenfalls sehr kurzfristig gehoben werden kann.


    Parallel dazu wird es zur langfristigen Ressourcen-Optimierung im Kalorienangebot kommen. Die Fleisch-Kalorie entsteht durch ein mehrfaches an auch für Menschen direkt verwertbare Futter-Kalorien. Man wird wieder mehr zum Frühstücks-Ei und dem Glas Milch kommen und sich auf Freitagsfisch und Sonntagsbraten freuen statt täglich 3x Fleisch zu verzehren. Langzeitauswertungen aus Kuba in dem weniger als 15-20% der aufgenommenen Kalorien aus tierischen Produkten stammen zeigen, dass dadurch keine Mangelerscheinungen auftreten.


    Schon davor wird man allerdings Biogas-Experimente etc. einstellen und die dafür verwendeten Ackerflächen und auch heute brach liegende Nutzflächen der Nahrungsmittelerzeugung zuführen. Ich sehe daher langfristig bei 80 Millionen Einwohnern in Deutschland kein Problem die Bevölkerung mittels einheimischer Nahrungsmittelproduktion ausreichend zu versorgen.


    Aus meiner Sicht ist Nahrungsmittellagerung in Deutschland eher zur Überwindung kurzfristiger Schock-Zeiträume notwendig. Aufgrund der bisher hervorragenden Grundversorgung wurde die staatliche Krisen-Lagerhaltung auf einen Monatsbedarf reduziert. Katastrophenpläne bezüglich Nahrungsmittelengpässen existieren nicht bzw. werden nur als Randerscheinung in anderen Krisenszenarien beschrieben. Man sollte also von dieser Seite bei akuten Ereignissen keine kurzfristige Lösung erwarten, da wenig vorbereitet und geübt wurde. Allerdings dürfte klar sein, dass deutsches Organisationstalent in der Lage ist in 3-6 Monaten eine stabile auf Lebensmittelkarten basierende Grundversorgung zu etablieren, dass die Bevölkerung diszipliniert genug ist dieses System anzuwenden und dass die gesetzlichen Grundlagen angepasst werden, um ausreichend Produktion und Verteilung zu gewährleisten.


    2 Tage Rollumschlag in den Supermärkten, überschätztes zusätzliches Potential in der Gastronomie und dank der guten Versorgung geringe Bestände in den Haushalten ergeben für Großstädte wie Berlin, Hamburg oder München eine durchschnittliche autarke Überlebensfähigkeit von 14-21 Tagen, falls die externe Zufuhr unterbrochen wird. Reduziert wird diese Zeit falls vorhandene Lebensmittel verderben (Ausfall der Kühlung) oder durch Schadensereignisse (Plünderung, Überschwemmung, Brand) vernichtet werden.


    Realistische Szenarien die eine Versorgung der hochpriorisierten Großstädte (allesamt Regierungssitze) unterbinden könnten sind großflächige Blackouts, Pandemien, Nukleargroßschadenslagen oder Kriege bzw. schwere Naturkatastrophen mit nachhaltiger Beeinträchtigung der Infrastruktur.


    Eine Minimalausstattung mit BP-5 oder NRG-5 für einen Monat dürfte, ergänzt um 3-6 Monate rollierenden Bestand aus dem Supermarkt, ausreichen um diesen Szenarien zu begegnen.


    Unabhängig davon ist es natürlich eine Überlegung wert, ob steigende Energiekosten, die sich letztendlich auch auf die Nahrungsmittelpreise durchschlagen werden und Pläne ermäßigte Steuersätze zu streichen, nicht das Sparen in langhaltbare Lebensmittel so attraktiv macht, dass man sich optimal entsprechend der Haltbarkeit eindeckt.

  • @ Silverdragon


    War eine reine Freude diesen Post zu lesen. Du scheinst dich umfassend zum Thema informiert zu haben. Die Aussage, dass man 80 Millionen Menschen mit einheimischer Lebensmittelproduktion ernähren kann, stimmt zuversichtlich.


    Du gehst bei deinen Schilderungen jedoch von einem funktionierenden Staat aus und dass die Leute ein Einkommen haben. Also eine akute Katastrophe unter den jetzigen Bedingungen. Da stimme ich mit dir Überein.


    Wird sich die Schuldenkrise, aufgrund der massiven Verschuldung, hier weiter verschärfen, hat der Staat weniger Mittel zur Verfügung und auch die Haushalte bekommen dies zu spüren. Wie in Griechenland zerfällt das Staatswesen und die Arbeitslosigkeit steigt bis der Durchschnitt der Bevölkerung auf Niveau Entwicklungsland lebt. Dann tauchen Fragen wie z.B. soll ich mit dem vorhandenen Geld Essen kaufen, das Haus im Winter heizen oder Medikamente für den Vater kaufen? Dies geschieht bereits jetzt in einem schleichenden Prozess und wird mit der Inflation, demografischen Entwicklung im Zusammenhang mit dem Gesundheitswesen, Sozialversicherungen Altersvorsorge zunehmen. Der Preparedness-Ansatz mit eigenem Lebensmittelanbau das Haushaltsbudget zu entlasten, finde ich gut. Nur wird dazu eine intraregionale Migration in ländliche Gegenden nötig sein und die Haushaltsgrösse müsste deutlich erhöht werden (bsp. 15 Personen pro Hof).

  • Man kann sich mit 2€ / Person und Tag gut ernähren, wenn man selber kocht. Sicherlich nicht luxuriös, abwechslungsreich und auf dem gewohnten Luxuslevel, aber eben vollwertig.
    Also reichen 750€/Jahr und Person aus bzw 6.000€ würden die Nahrungsmittelversorgung bereits für 8 Jahre finanziell sicher stellen.

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Zitat von Cephalotus;123581

    Man kann sich mit 2€ / Person und Tag gut ernähren, wenn man selber kocht. Sicherlich nicht luxuriös, abwechslungsreich und auf dem gewohnten Luxuslevel, aber eben vollwertig.
    Also reichen 750€/Jahr und Person aus bzw 6.000€ würden die Nahrungsmittelversorgung bereits für 8 Jahre finanziell sicher stellen.


    ist da Strom/ Gas, Wasser mit eingerechnet?

  • Hallo,


    man kann. Machen wir doch mal ne Rechnung auf:


    Voraussetzung: Wohnung/Dach überm Kopf ist vorhanden,ein Herd auch. Bei Stiftung Warentest wurde vor ein paar Jahren untersucht, welche Herd-Art wie lange braucht, um 1,5l Wasser von 15 auf 90 Grad zu erhitzen und wieviel Energiekosten dabei anfallen: LINK (auf Seite 6 des PDFs)


    Am günstigsten fährt man mit einem Gasherd (1,5 Cent für 1,5l Wasser auf 90° erhitzen), Induktionsplatten liegen im Mittelfeld (3 Cent) und der klassische Elektroherd ist am ineffektivsten (4,5 Cent). Das waren Strom- bzw. Gaspreise aus dem Jahr 2004. Wenn man für 2013 die doppelten Preise ansetzt, kommt man auf:


    Gas: 3 Cent pro Kochvorgang
    Induktion: 6 Cent
    E-Platte: 9 Cent


    Der Kubikmeter Trinkwasser kostet z.B. in Hamburg (inkl. Entsorgung/Abwasser und Steuern) 3,76 Euro. Macht 0,38 Cent/l und bei angenommenen knapp 3l Gesamtverbrauch für unseren Muster-Kochvorgang mit 1,5l Wasser kostet das Wasser pro Kochvorgang 1 Cent.


    D.h. die Nebenkosten zu den reinen Lebensmittelkosten sind im ungünstigsten Fall gerade mal 10 Cent. Bleiben dem 1-Personen-Haushalt immerhin noch 1,90 Euro und dem 2-Personen-Haushalt 3,90 Euro für die Zutaten.


    Grundnahrungsmittel kosten wirklich nicht viel: Nudeln, Reis, Mehl oder Getreide (ab Mühle), aber auch Kartoffeln und Saisongemüse sind Pfennigartikel. Man muss halt, wie Cephalotus es schreibt, selber kochen. Mit Fertigpizzen und Tütensuppen wird die Ernährung deutlich teurer (und ungesünder).


    Grüsse


    Tom

  • Hallo Cephalotus und Tom,
    ich halte mich für einen großzügigen Menschen,
    andere sprechen von mir als einem Knauser der seinesgleichen nicht finden kann...


    Ich (da ich einkaufe, ist günstiger) gebe im Monat für zwei Erwachsene und zwei Kinder ca. 300Euro (im Jahresschnitt) für Futter aus.
    Macht ca. 10Euro / Tag.


    Macht doch bitte mal 'nen Vorschlag, wie ich noch sparen kann.
    Nicht Mehl ist billig, sondern konkret Butter bei de Fische:
    Einen Menueplan, den ich meinen Zwergen anbieten kann.


    DAS, wäre ein Beitrag der mein Herz erfreuen würde, Cephalotus.


    Bitte nicht vergessen, jeder Zwerg trinkt am Tag etwas über einen Liter Milch (1,5% Fett - 55Cent).
    Mit freundlichen Grüßen
    Nikwalla

    „Der Tag mag kommen, da das Zeitalter der Menschen tosend untergeht.Doch heute kämpfen wir!
    Haltet Stand! Menschen des Westens!“

  • @Nikwall


    sind diese 300€ nur für Lebensmittel? Weil Du ja Futter schreibst?


    Wir ( 2 Erw. 1Kleinkind 1 Hund) geben ca. 400€ im Monat für den gesammten Einkauf aus (nicht nur Lebensmittel)


  • Ui, ich brauche für 2 Erwachsene rund das Doppelte.

  • Nikwalla


    Stell hier doch einmal eine Einkaufsliste mit den Geschäften ein, wo Du einkaufst. Dazu die Preise. So kann Dir am besten mit guten Ratschlägen geholfen werden.
    Ich musste schon mit der Hälfte für vier Personen auskommen, da hilft nur noch der Garten mit und der Direktbezug beim Produzenten. Hungern musste keiner, aber Fleisch gab es "nur" noch dreimal die Woche, Fertigsaucen und dgl. gar nicht mehr. Diese Angewohnheiten habe ich beibehalten und spare so im Monat ziemlich heftig gegenüber den früheren einkäufen.
    Planen und budgetieren heisst hier die Devise. Keine Leerläufe, Disziplin in der Lagerhaltung und möglichst geringe Verluste durch verdorbene Lebensmittel helfen ebenso beim sparen.
    Alles Dinge, die unsere Grossmütter noch sehr gut beherrschten... :face_with_rolling_eyes: Die waren ja auch darauf angewiesen, da man nicht alles gleich um die Ecke erhielt.
    Mittlerweile gehe ich in mein sechstes Gartenjahr, und heuer werden wir nach vielen Experimenten endlich einmal das gelernte konsequent anwenden. So sollten wir an Gemüse und Früchten einen Selbstversorgungsgrad von etwa 25-40% erreichen, was schon einen sehr guten Ertrag für die vorliegende Grundfläche und die Möglichkeiten als Mieter einer Liegenschaft darstellt. Leider liegt nicht mehr drin.


    Gruss


    Obwaldner

    Man darf in der Demokratie eine Meinung haben, man muss nicht. Es wäre ganz wichtig, dass sich das mal rumspricht: Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Fresse halten."
    Dieter Nuhr

  • Zitat von Nikwalla;123616

    Ich (da ich einkaufe, ist günstiger) gebe im Monat für zwei Erwachsene und zwei Kinder ca. 300Euro (im Jahresschnitt) für Futter aus.
    Macht ca. 10Euro / Tag.


    Das sind dann ja eh nur 2,50€/Person und Tag.


    Als Orientierung kann man ja die Jahersvorräte von Eva Marbach nehmen, z.B. den 500€ Jahresvorrat ( das sind 1,36€/Tag, da bleibt also noch etwas Luft für pers. Vorlieben und frisches Obst und Gemüse)


    http://survival.4u.org/vorraete/jahresvorrat-500.htm


    Überleben kann man damit sicherlich, die halbe Welt ernährt sich weniger luxurioös. Und eine solche Ernährung muss man als Selbstversorger auch erst mal hinbekommen.

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Zitat von tomduly;123615


    aber auch Kartoffeln und Saisongemüse sind Pfennigartikel.


    Nicht, wenn man es im Supermarkt (die Wochenmärkte sind noch teurer) kaufen muß.
    Die Zeiten sind schon lange vorbei. Frischgemüse und Obst ist komischerwesie sogut wie immer teurer als Konserven.

  • Hallo,


    Zitat von Henning;123633

    Die Zeiten sind schon lange vorbei. Frischgemüse und Obst ist komischerwesie sogut wie immer teurer als Konserven.


    dann hast Du den Begriff Saisongemüse falsch interpretiert. Einlagerungskartoffeln gibts zur Kartoffelerntezeit für 25 Cent/kg (siehe auch hier, und da gehts um "bio"-Ware), "mein" REWE-Markt in Leinfelden-Echterdingen bietet zur Erntesaison regelmässig 10kg-Beutel für 1,99 EUR an.
    Karotten gibt es bis auf die Wintermonate eigentlich immer für 2,99 EUR/5kg


    Marken-Nudeln bekommt man für 1,29 EUR/500g mittlerweile http://%22http//www.amazon.de/…G%22&tag=httpswwwaustr-21 und wenn man die Lieferung abonniert, gibts nochmal 10% Rabatt (perverse Welt...Nudelabo vom Buchhändler...). Bequemt man sich eigenhändig in einen Supermarkt oder zum Discounter, bekommt man die Nudeln für deutlich unter 1 Euro/500g.


    Die "Mühlengold"-Brotbackmischungen von Aldi kosten 0,79 EUR/kg und ergeben zwei 700g-Brote für unter 1 Euro (Energiebedarf zum Backen eingerechnet) - Beim Bäcker kostet ein Kilobrot heute mindestens 3 Euro, was einem Preis von über 2 Euro/700g-Brot entspräche.


    Hier eine kleine Übersicht aktueller Tiefpreise von Grundnahrungsmitteln.


    Grüsse


    Tom

  • Zitat von tomduly;123636


    dann hast Du den Begriff Saisongemüse falsch interpretiert. Einlagerungskartoffeln gibts zur Kartoffelerntezeit für 25 Cent/kg


    Nützt mir in meine Mietwohnung mit 18°C warmen Keller aber nichts. Ich habe als Singel schon probleme, die 2,5 kg Säcke aufzubrauchen,
    ohne das die hälfte vergammelt.



    Zitat von tomduly;123636


    Marken-Nudeln bekommt man für 1,29 EUR/500g mittlerweile http://%22http//www.amazon.de/…G%22&tag=httpswwwaustr-21 und wenn man die Lieferung abonniert, gibts nochmal 10% Rabatt (perverse Welt...Nudelabo vom Buchhändler...). Bequemt man sich eigenhändig in einen Supermarkt oder zum Discounter, bekommt man die Nudeln für deutlich unter 1 Euro/500g.


    Die "Mühlengold"-Brotbackmischungen von Aldi kosten 0,79 EUR/kg und ergeben zwei 700g-Brote für unter 1 Euro (Energiebedarf zum Backen eingerechnet) - Beim Bäcker kostet ein Kilobrot heute mindestens 3 Euro, was einem Preis von über 2 Euro/700g-Brot entspräche.


    Ich hatte von Gemüse geredet Weißkohl bekamm man früher im Herbst hintergeworfen (10 Pf der Kopf mit 2-3 kg), heute muß Oktober schon suchen, um das kg unter 1 Euro zu bekommen.


    Zum Brot backen brauche ich nur Mehl, Salz, Wasser und eventuelle Hefe.

  • Weil jemand über die organisatorische Fähigkeit der Deutschen geschrieben hat:
    Diese Fähigkeit ist zwar da, aber bei den jetzigen Verantwortlichen habe ich meine Zweifel, ob diese Leute fähig sind, in Krisen die richtigen Entscheidungen zu treffen. Ich rechne damit, daß es in südeuropäischen Ländern als erstes zu Ernährungsproblem kommen wird. Von vielen afrikanischen Ländern gar nicht zu reden.
    So wie unsere mitteleuropäischen Regierungs-"eliten" gestrickt und konditioniert sind, rechne ich damit, daß große Teile unserer nationalen Reserven (egal welcher Art) für Nothilfen aufgebraucht werden. Als typische Lineardenker verlassen sich die Regierungen darauf, daß wir unsere Vorräte in kurzer Zeit am Weltmarkt oder durch eigene Ernte wieder auffüllen können.
    Nur darauf würde ich mich nicht verlassen. Internationale Konzerne gebieten schon über große Anteile an der Massenproduktion und wenn es größeren Profit bringt oder aus gewissen politischen Gründen motiviert ist, exportieren unsere eigenen Ernten, selbst wenn dadurch die inländische Versorgung Probleme bekommt oder dadurch hierzulande die Preise noch höher getrieben werden können. Das wird spannend.

  • Zitat von Luftikus;123703


    Nur darauf würde ich mich nicht verlassen. Internationale Konzerne gebieten schon über große Anteile an der Massenproduktion und wenn es größeren Profit bringt oder aus gewissen politischen Gründen motiviert ist, exportieren unsere eigenen Ernten, selbst wenn dadurch die inländische Versorgung Probleme bekommt oder dadurch hierzulande die Preise noch höher getrieben werden können. Das wird spannend.


    Das genaue Gegenteil ist der Fall. Nahrung aus armen Ländern wird zu uns gebracht, weil wirs bezahlen können. Wir können uns sogar leisten, die Nahrung für ein halbes Jahr einfach so in den Tank unseres Autos zu schütten.


    Deutschland ist nicht überschuldet, wir haben unterm Strich mehrere Billionen Euro an Vermögen gegenüber dem Ausland angehäuft.


    Solange also das heutige System weiter betrieben wird, werden die meisten Leute hier nicht hungern, solange es woanders noch was zu kaufen gibt.


    Darüber hinaus leben wir in einem Land, das bei heutiger Technologie in der Lage ist, genügend Kalorien für rund 500 Millionen Menschen bei überwiegend vegetarischer Ernährung zu produzieren.


    mfg

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.



  • Setzt du die aktuelle Erdöl-Agrarwirtschaft mit dem ganzen Kunstdünger voraus, oder nur das Wissen und die Maschinen?
    Eins ist sicher, solang wir genug Erdölreserven haben, können wir auch im großen Stil Ackerbau betreiben, die Frage ist, wie es weitergeht, wenn wir kein Öl mehr haben.


    Ich würde darauf tippen, dass wir uns -wenn wir nichts exportieren, aber auch nichts importieren- tatsächlich komplett mit unseren 85.000.000 Menschen in Deutschland halbwegs ökologisch ernähren können.


    ABER: Wieviele Ernten bzw. 'Agrarperioden' (keine Ahnung wie man das nennt) braucht es, bis unsere Landwirtschaft wieder vom Anbau sinnloser Pflanzen für Biosprit zu den benötigten Nahrungsmitteln umgeschwenkt ist? Haben wir derzeit überhaupt Saatgutreserven, abgesehen von der strategischen Reserve?


    So long,
    Sam

  • Zitat von Sam de Illian;123717

    Setzt du die aktuelle Erdöl-Agrarwirtschaft mit dem ganzen Kunstdünger voraus, oder nur das Wissen und die Maschinen?
    Eins ist sicher, solang wir genug Erdölreserven haben, können wir auch im großen Stil Ackerbau betreiben, die Frage ist, wie es weitergeht, wenn wir kein Öl mehr haben.


    Ja, das alles vorausgestzt. Als Traktoren statt Ochsen zum pflügen, Kunstdünger, etc, pp...


    Der Energiebedarf des primären Sektors in Deutschland ist unter 1%. Den Erdölbedarf des Agraresktors kann man entweder aus Mittelplate decken, über meinetwegen 30 Jahre aus den strategischen Reserven oder meinetwegen auch über Rapsöl (dann bleibt aber weniger Fläche zum futtern).


    Stickstoffdünger ist etwas komplexer, den macht man ja derzeit aus Erdgas. Man könnte Ammonika aber auch mit Strom quasi aus Luft und Wasser synthetisieren, das müsste mal jemand berechnen.


    Ich "glaube" sehr wohl an peak oil, aber ich habe allergrößte Zweifel, dass das die Produktionsweisen in der Landwirtschaft signifikant ändern wird. Da gibt es sehr viele Aussagen (1kcal Essen enthält 10kcal Öl), die so in meinen Augen einfach nur grober Unsinn sind.


    Zitat


    Ich würde darauf tippen, dass wir uns -wenn wir nichts exportieren, aber auch nichts importieren- tatsächlich komplett mit unseren 85.000.000 Menschen in Deutschland halbwegs ökologisch ernähren können.


    ABER: Wieviele Ernten bzw. 'Agrarperioden' (keine Ahnung wie man das nennt) braucht es, bis unsere Landwirtschaft wieder vom Anbau sinnloser Pflanzen für Biosprit zu den benötigten Nahrungsmitteln umgeschwenkt ist? Haben wir derzeit überhaupt Saatgutreserven, abgesehen von der strategischen Reserve?


    Warum sollte das schnell gehen müssen?


    Ich sehe auch kein prinzipielles Problem darin, Kunstdünger in Maßen zu verwenden. Das Kernproblem unserer Landwirtschaft scheint mir derzeit der gigantische Konsum von Billigfleisch zu sein mit allem was es dazu braucht vom Sojaimport aus ehemaligen Regenwaldflächen, über Entsorgungsprobleme bei der Gülle, über Giftstoffe und Antibiotika dort wo man sie nicht will, der Gefahr von unkontrollierbaren Seuchen bis hin zu Ausbeuterjobs in der verarbeitenden Industrie. Von ethischen Fragen ganz zu schweigen.


    Das zweite Problem scheint mir die Vermaisung der Landwirtschaft zu sein, kombiniert mit einer unsinnigen und höchst ineffizienten energetischen Nutzung von Biomasse.


    Genmanipulation halte ich auch für eine Büchse der Pandora, gefährlicher vielleicht noch als die Atomkraftwerke. Einmal aufgemacht hat man die Probleme für sehr, sehr lange Zeit.


    ___



    Deutschland produziert derzeit grob 50 Millionen Tonnen Getreide pro Jahr. Ich setze mal 1kg Getreide mit 3.000kcal gleich, dann sind das 150.000.000 Millionen kcal.
    Wenn ich davon ausgehe, dass ein Mensch auch mit 1800kcal/Tag auskommt also rund 2/3 Million kcal pro Jahr benötigt, dann reicht nur die Getreideproduktion Deutschlands heute aus, um 230 Millionen Menschen zu ernähren.


    Angebaut wird dieses Getreide derzeit auf rund 7 Millionen ha Fläche, das entspricht grob 20% der Landesfläche.


    Würde man diese Fläche auf 30-40% ausdehnen, etwas Grünland für die Fleisch- und Milchproduktion nutzen (+ etwas Wild) und die Gärten und urbanen Flächen für Obst- und Gemüseanbau nutzen und keine Lebensmittel wegwerfen dann halte ich es für theoretisch möglich, 500 Millionen Leute zu ernähren. Mit heutigen Methoden wobei beim kleinräumigen Gemüseanbau sicherlich auch organische Methoden vergleichbar hohe Erträge bringen können.


    Das ist natürlich nur theoretisch. Mir wäre es lieber, wenn man die Flächeneffizienz etwas reduzieren würde (also z.B. größere Pufferzonen zu Gewässern einrichten, weniger Spritzmittel) und mit dem produzierten schlichtweg effizienter umginge, so dass man meinetwegen 5-10% der Fläche Deutschlands nach und nach wieder in "Wildnis" zurück verwandeln könnte.


    Das würde ich gerne noch erleben und zwar am besten ganz ohne Krise / Apokalypse, einfach nur durch einen besseren Umgang mit Nahrungsmittel und einem stärkeren allgemeinen Gefühl dafür, was der zügellose Billigfleischkonsum und das Vergeuden von Nahrung für völlig unsinnige Anwendungen bei Agrartreibstoffen hierzulande anrichtet.


    Dass heute im Supermarkt 1kg Brathähnchen weniger kostet als 1kg Brot und 1l Sojamilch teurer ist als 1l Kuhmilch halte ich für pervertierte Fehlentwicklungen unseres hoch subventionierten Agrarsystems.
    In dem thread geht es zwar darum, dass Lebensmittel vielleicht zu teuer werden. Ich halte sie aber für viel zu billig in Relation zu anderen Waren, ganz besonders Eier, Milch und Fleisch.


    Die Konsequenzen sind zumindest global betrachtet katastrophal.


    mfg

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Zitat von Henning;123633

    Nicht, wenn man es im Supermarkt (die Wochenmärkte sind noch teurer) kaufen muß.
    Die Zeiten sind schon lange vorbei. Frischgemüse und Obst ist komischerwesie sogut wie immer teurer als Konserven.


    Moin und das stimmt so nicht wirklich! Jeder Gemüsebauer der Mörchen, Kartoffeln, Rote Beete etc. anbaut verkauft immer auch gleichzeitig Futtermöhren, Futterkartoffeln etc.. Der einzige Unterschied denn dieses Gemüse zu dem hat was bei uns normalerweise auf dem Teller landet ist das es nicht in die EU Norm passt. Hört sich doof an, ist aber so. Ansonsten ist dieses Gemüse, bis auf Form und Größe einwandfrei. Nun ein paar Beispiele: 25 Kg Futtermöhren kosten im Raum Lüneburg bei jedem Gemüsebauer zwischen 2-2,50 Euro, Rote Beete kosten das selbe. Für Futterkartoffeln der Sorte BELANA, für mich eine der leckersten Kartoffeln überhaupt, habe ich pro Doppelzentner ( 100KG) 3 Euro bezahlt. Wenn man sich also die Mühe macht und Gemüse z.B einkocht oder zu Saft verarbeitet was wir jedes Jahr ( ca. 150l Apfelsaft aus eigenen Äpfeln, ca. 50l Fliederbeersaft ,diese Dinger wachsen überall und sind sehr gesund, ca. 50l Karottensaft ) machen kann man seinen Speisezettel sehr günstig erweitern. Wir haben allerdings die Räumlichkeiten sehr viel einzulagern das mag in einer Mietwohnung natürlich etwas anders aussehen.


    LG
    Loge


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    Zitat von Henning;123633

    Nicht, wenn man es im Supermarkt (die Wochenmärkte sind noch teurer) kaufen muß.
    Die Zeiten sind schon lange vorbei. Frischgemüse und Obst ist komischerwesie sogut wie immer teurer als Konserven.


    Moin und das stimmt so nicht wirklich! Jeder Gemüsebauer der Mörchen, Kartoffeln, Rote Beete etc. anbaut verkauft immer auch gleichzeitig Futtermöhren, Futterkartoffeln etc.. Der einzige Unterschied denn dieses Gemüse zu dem hat was bei uns normalerweise auf dem Teller landet ist das es nicht in die EU Norm passt. Hört sich doof an, ist aber so. Ansonsten ist dieses Gemüse, bis auf Form und Größe einwandfrei. Nun ein paar Beispiele: 25 Kg Futtermöhren kosten im Raum Lüneburg bei jedem Gemüsebauer zwischen 2-2,50 Euro, Rote Beete kosten das selbe. Für Futterkartoffeln der Sorte BELANA, für mich eine der leckersten Kartoffeln überhaupt, habe ich pro Doppelzentner ( 100KG) 3 Euro bezahlt. Wenn man sich also die Mühe macht und Gemüse z.B einkocht oder zu Saft verarbeitet was wir jedes Jahr ( ca. 150l Apfelsaft aus eigenen Äpfeln, ca. 50l Fliederbeersaft ,diese Dinger wachsen überall und sind sehr gesund, ca. 50l Karottensaft ) machen kann man seinen Speisezettel sehr günstig erweitern. Wir haben allerdings die Räumlichkeiten sehr viel einzulagern das mag in einer Mietwohnung natürlich etwas anders aussehen.


    LG
    Loge

  • Zitat von Loge;123763

    Moin und das stimmt so nicht wirklich! Jeder Gemüsebauer der Mörchen, Kartoffeln, Rote Beete etc. anbaut verkauft immer auch gleichzeitig Futtermöhren, Futterkartoffeln etc.. Der einzige Unterschied denn dieses Gemüse zu dem hat was bei uns normalerweise auf dem Teller landet ist das es nicht in die EU Norm passt. Hört sich doof an, ist aber so. Ansonsten ist dieses Gemüse, bis auf Form und Größe einwandfrei.
    Loge


    das erinnernt mich an den Aufdruck auf den Kartoffelsäcken bei der Bundeswehr "Nur für Schweinezucht und Bundeswehr"