Kriegswahrscheinlichkeit

  • Zitat von Bärti;277960

    Hi ksbulli,


    ja hast du recht das der Text parteiisch ist, aber das sind viele auch in den Mainstream-Medien. Was mich so besorgt ist, dass hier immer massiver von beiden Seiten Feindbilder aufgebaut werden und das Begriffe wie Krieg, Angriff, Überfall etc. die alle irgendwie implizieren das eine Auseinandersetzung kommt wieder ganz vermehrt dem Volk nahegebracht werden.
    ...
    Irgendwie werde ich das gefühl nicht los die NATO will geradezu eine Auseinandersetzung mit Russland wo man nun merkt, dass Russland mit Wirtschaftssanktionen nicht beizukommen ist, jedenfalls nicht im gewünschten Maße. Die Rethorik hatten wir in einer solchen Schärfe nicht mehr seit der Angliederung der Krim an Russland. Da nimmt irgend etwas (Ungesundes) wieder gerade Fahrt auf. Ist aber nur mein persönliches Bauchgefühl. Ich mag das Gefühl aber nicht.


    Moin Bärti,


    zum ersten Teil 100% d´ accors!


    Zum zweiten Teil den ich von Dir zitiert habe, kommt bei mir noch die Sorge vor dem Ergebnis der nächsten US-Wahl hinzu!


    Eine Hillary Clinton traue ich noch so viel Ratio zu, dass sie eine steel on steel Auseinandersetzung vermeiden wird. Ihrem vermutlichen Kontrahenten würde ich da ein anderes Auftreten zutrauen...
    Bei ihm wären wohl allerhöchstens die eigenen wirtschaftlichen Interessen eine Bremse, wenn zu viel Investment seines Firmenimperiums im alten Europa in Gefahr kommt. Aber ob das ausreichen wird, darauf mag ich nicht vertrauen ...
    :nono:


    Im übrigen macht mir auf der anderen Seite die Salamitaktik des Herrn des Kremls nicht weniger Kopfschmerzen! Bei jeder Kleinigkeit wird die große rhetorische Keule geschwungen - dann folgen kleinere mehr oder minder offene Aktionen und dann gibt es wieder eine Runde Diplomatie zur Beruhigung der Gemüter. Mir will nicht aus dem Kopf, dass der gute Mann aus kleinsten Verhältnissen kommend das wesentliche Rüstzeug zu seiner Karriere in der Lubjanka erworben hat.


    Es gibt viele gute gründe wachsam und vorbereitet zu sein!


    Christian

    Hier wird das Licht von Hand gemacht ... und der Motor gehört nach hinten!

  • Vermutlich befinden wir uns wieder mal in so einer Art kaltem Krieg. Putin will sein Land in der Größe der ehemaligen Sowjetunion sehen und tut dementsprechend einiges dafür. Zum Ausgleich basteln wir an wirtschaftlichen Sanktionen und rücken ihm mit der NATO an seinen Grenzen auf die Pelle. Was Wunder das er sich das nicht gefallen lassen will und ebenfalls seine Grenztruppen verstärkt.


    Putin ist nicht blöd, die NATO ebenfalls nicht, obwohl etwas uneins untereinander. Wie Feldzüge gegen Russland enden zeigt die Geschichte. Andererseits weis Putin genau was ihm blüht wenn er seine Spielchen übertreibt. Eine geplante Westerweiterung würde ihn mit Sicherheit das Genick brechen.


    Säbelrasseln auf hohem Niveau. Es geht wie immer um wirtschaftliche Interessen. Russland hat Bodenschätze ohne Ende (ok, alles ist endlich). Deshalb wird versucht es wirtschaftlich zu schwächen um billig da ran zu kommen. Trotzdem wird keine der beiden Seiten einen wirklichen Krieg vom Zaun zu brechen. Die Verlustrechnung würde höher ausfallen als ein möglicher Gewinn.


    Warum zum Geier kann man nicht einfach zusammen arbeiten. Wäre doch viel einfacher und produktiver. Ich habe nix dagegen wenn Putin in seinem Land den Zaren spielen will. Auch bei uns wird ein Teil des Volk gezwungen Dinge zu akzeptieren die es nicht will.


    Door Miesegrau


    Politik ist ein dreckiges Geschäft. Wir wissen das doch alle...

    Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom..........;-)

  • Zitat von Miesegrau;277988

    Vermutlich befinden wir uns wieder mal in so einer Art kaltem Krieg.
    ...
    Politik ist ein dreckiges Geschäft. Wir wissen das doch alle...



    Moin Miesegrau,


    als Kind des kalten Krieges macht mir genau dieser Gedanke Gänsehaut!


    Ich kann mich nur zu genau an die teilweise blödsinnigen Ausbildungsinhalte des Zivilschutzes erinnern. Was da an "Sicherheit" verkauft wurde spiegelte nur die Ratlosigkeit angesichts einer absolut finalen Bedrohung wieder!
    Und die heutzutage zugänglichen Archive zeigen uns, wie oft wir wirklich am Rand dieser Apokalypse standen!


    Auf der anderen Seite standen technokratische Offiziere, die ausschließlich taktisch dachten um ein Ziel zu erreichen. Was rechts und links passierte, wurde als Kolateralschaden mit einem Achselzucken quittiert.


    Und genau auf diesem Vulkan tanzt(e) die Politik ...


    Ein nachdenklicher


    Christian

    Hier wird das Licht von Hand gemacht ... und der Motor gehört nach hinten!

  • Ich finde das deutlichste Zeichen für eine Kriegsgefahr ist Merkels Statement auf dem Parteitag, das DE sein Budget fürs Militär dem Amerikas anpassen sollte... Wofür das militärbudget aufstocken, wenn man nicht mit krieg rechnet?

  • Zitat von Peterlustig;277997

    ... Wofür das militärbudget aufstocken, wenn man nicht mit krieg rechnet?


    ...weil man zuvor die BW bis zur Funktionsunfähigkeit zusammengestrichen hat und durch eine Reform "prügelte", die statt zu sparen die Betriebskosten hochgejubelt hat. Da aber der Etat ja schrumpfen sollte musste am Betrieb gespart werden ...

    Hier wird das Licht von Hand gemacht ... und der Motor gehört nach hinten!

  • Hmmm....


    De facto wird militärisch viel aufgerüstet. Nicht nur in Deutschland
    Die Zivilbevölkerung wird zunehmend entwaffnet.
    Es wird von Weltfrieden gesprochen. Und gleichzeitig neue Feindbilder kreiert.
    In den Medien weicht die mehr oder weniger objektive Berichterstattung einer neuen Propaganda.


    Jeder Punkt für sich ist nicht weiter tragisch. Was mich eher stört ist die Summe der Punkte. Dazu noch ein sterbendes Finanzsystem.


    Alles zusammen mit der zunehmenden Geschwindigkeit, mit welcher alles voran geht - DAS gibt mir ein ungutes Gefühl.

  • Hallo Leute,
    wie schon vor mir aufgezählt gibt es viele Möglichkeiten die einen Krieg verursachen können.
    Z.B. macht mir auch die Ukraine-Krise Sorgen. Damit verbunden die Wirtschaftssanktionen gegen Russsland. Finanzielle Verluste sind eine nicht zu verachtende Hemmschwelle einen Krieg zu riskieren. Wenn sich aber die Verluste durch Krieg ODER Sanktionen die Wage halten? Wenn man ohnehin isoliert ist?
    Oder die Amerikaner schicken Militärberater in die Ukraine. Und einer kommt durch eine russische, eigentlich gegen die Ukraine gemeinte, Miltäraktion ums leben. Könnte das eine Vergeltung nach sich ziehen?


    Irgendwo, ein kleiner Funke, könnte zum Flächenbrand führen.
    Die Frage stellt sich für mich : konventionell oder atomar? Hier oder woanders? Welche Möglichkeiten ergeben sich für mich?


    Bei einem atomaren Krieg dürfte sich die Sache ohnehin erledigt haben. Da stellt sich eher die Frage wie man sterben will. Durch Verstrahlung - Hunger - oder durch den "Gnadenschuß"
    > Denn jeder, der was auf sich hält, will mitbomben < Da bleibt dann nicht mehr viel übrig.


    Bei einem konvetionellen Krieg sind die Chancen natürlich höher. Deshalb arbeite ich darauf hin mich ins Gelände abzusetzen. Verschiedene Rückzugsräume mit Vorratslager einzurichten .Aber selbst in diesem Fall wird es schwierig. Luftaufklärung mit Techniken denen man sich fast nicht entziehen kann. Vielleicht befindet man sich plötzlich in besetztem Gebiet und die Bewegungsfreihet ist praktisch null. Wenn ich also nicht mal die Möglichkeit habe zu einem anderen Rückzugspunkt mit Vorratslager zu wechseln.
    Und, bei inneren Unruhen wird es vermutlich dazu kommen das auch "Typen":face_with_rolling_eyes: wie wir zum Feind erklärt werden.


    Diese Aspekte lasse ich in die Planung einfließen. Ich male mir immer das Schlimmste aus. Was wenn ..... und welche Möglichkeiten bestehen dem zu entkommen. B.z.w. habe ich diesen Fall bedacht oder wäre ich drann?


    So fallen mir immer wieder Dinge ein die ich noch UNBEDINGT brauche. >Und, ich mache mir bestimmt keine Sorge was aus mir wird wenn das Klopapier ausgeht.:grosses Lachen:


    Also halte ich es so wie die meisten von Euch.... schleppen ...schleppen ...schleppen.


    In der Hoffnung das wir weiterhin nur hier über ein solches Szenario schreiben... Gruß callado




    P.S. Ich höre mir auch oft die Sendungen auländischer Rundfunkdienste auf Kurzwelle an.
    Radio Nordkorea z.B.
    Sicher machen alle ihre eigene Sichtweise publik. Aber man hört verschieden Meinungen und kann sich einiges zusammenreimen. Wer das nicht kann... wenn schon kein Funkgerät.. aber ein Weltempfänger sollte in keiner Ausrüstung fehlen.

    Ratten,die das sinkende Schiff verlassen,sind schlauer als der Kapitän der mit untergeht!

  • Heute auch mal wieder ein schönes Beispiel wie die Kriegs-Wortwahl Einzug in die Presse hält. Aus der Welt:


    http://www.welt.de/vermischtes…ten-die-EU-verlassen.html


    Und hier ist es ein Nebenschauplatz - "nur" der mögliche Brexit. Zitat:


    Maischberger hakte nach: "Hochverrat?" "Wir sind nur mit England stark, aber England ist auch nur mit Europa stark, alles andere wäre tatsächlich ein Rückfall in Nationalismus und am Ende steht immer Krieg."


    Dieses Kriegsgerede auf allen möglichen Ebenen finde ich zur Zeit extrem stark ausgeprägt. Auch beim Thema Flüchtlinge wird aus Nächstenliebe eine Verteidigungshaltung:


    http://www.focus.de/politik/de…ingskrise_id_5660450.html


    "Diese Wortwahl lässt aufhorchen: Bei einer Veranstaltung des CDU-Wirtschaftsrates am Dienstag sprach Angela Merkel im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise von einem „Angriff“ auf die europäischen Außengrenzen."


    Vielleicht bin ich ja diesbezüglich etwas paranoid, aber mein Geschichtsstudium mit Schwerpunkt 3. reich hat mich gelehrt, dass auch damals schon einige Jahre vor dem großen Knall die Kriegsrethorik immer weiter angeschwollen ist und das sowohl gewollt als auch als sich selber verstärkender eigendynamischer Prozess.


    [COLOR="silver"]- - - AKTUALISIERT - - -[/COLOR]


    Russland darf natürlich heute auch nicht fehlen:


    http://www.spiegel.de/politik/…-zum-krieg-a-1099270.html

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Moin Bärti,


    ein sehr guter Beitrag! Allerdings würde ich die beiden Artikel nicht in dieser Form nebeneinander stellen.


    Der erste Satz stammt von einem Schauspieler, der mit seiner pointierten Wortwahl darauf hinweisen will, dass ein solider Staatenbund wie die EU (bei aller angebrachten Kritik an dem mangelhaften Konstrukt) genau die Kriegsgefahr verringert. Womit er IMVHO durchaus recht hat!
    Wobei genau dann die Politik nach außen deutlich Kooperationsbereitschaft signalisieren muss, um nicht die Kriegsgefahr an den "Grenzen der Blöcke" wieder zu erhöhen. Wie fatal Allianzen und ihre Abhängigkeiten im Spannungsfall sein können lehrt uns das Jahr 1914...


    Die zweite Textstelle - und auch hier gehe ich mit Dir d´ accors - ist sehr wohl alarmierend!!!!


    Mal abgesehen davon, dass unsere Regierungschefin ihre Politik am Machterhalt und an der kurzfristige Wirkung orientiert und um des Effektes willen schneller umschaltet, als man dies nachverfolgen kann, ist ihre Rhetorik extrem populistisch...


    Mir ist bereits mehrfach aufgefallen, dass die Wortwahl unserer Spitzenpolitikerin sich einer Nomenklatur bedient, die ursprünglich aus dem Wörterbuch des Nationalismus und der Machtpolitik stammen.
    Aber genau das kommt am Stammtisch und im Bierzelt gut an. Und damit komme ich zuDeinem letzten Absatz:


    Die ersten Brandreden wurden in den dreißiger Jahren auch in Brauhäusern und Bierkellern gehalten ...



    Ein persönliches Wort zum Schluss:


    Es ist mir ein Genuss, Deine Beiträge zu lesen und mit Dir weiter zu diskutieren!


    Christian

    Hier wird das Licht von Hand gemacht ... und der Motor gehört nach hinten!

  • „Nun, natürlich, das Volk will keinen Krieg. Warum sollte auch irgendein armer Landarbeiter im Krieg sein Leben aufs Spiel setzen wollen, wenn das Beste ist, was er dabei herausholen kann, daß er mit heilen Knochen zurückkommt? Natürlich, das einfache Volk will keinen Krieg; weder in Rußland, noch in England, noch in Amerika, und ebenso wenig in Deutschland. Das ist klar.



    Aber schließlich sind es die Führer eines Landes, die die Politik bestimmen, und es ist immer leicht, das Volk zum Mitmachen zu bringen, ob es sich nun um eine Demokratie, eine faschistische Diktatur, um ein Parlament oder eine kommunistische Diktatur handelt.



    Das Volk kann mit oder ohne Stimmrecht immer dazu gebracht werden, den Befehlen der Führer zu folgen. Das ist ganz einfach. Man braucht nichts zu tun, als dem Volk zu sagen, es würde angegriffen, und den Pazifisten ihren Mangel an Patriotismus vorzuwerfen und zu behaupten, sie brächten das Land in Gefahr. Diese Methode funktioniert in jedem Land.“


    Hermann Göring



    Man kann grad schön zusehen wie die Bevölkerung auf das kommende eingestimmt wird. Seit Jahren immer mehr in Richtung Putin der Oberbösewicht, das expansionistische Russland...


    Theoretisch könnten die jederzeit einen Angriff simulieren, wäre ja nicht das erste mal. Neuerdings gilt ja sogar schon ein Hackerangriff als Auslöser für den Bündnisfall...

  • Ich finde es gut, dass außer mir hier noch andere diese Gefahren sehen. Das ist ja leider in der breiten Masse kein Thema oder es werden die Nachrichten unserer Massenmedien 1:1 unhinterfragt übernommen.


    Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen. Ich sehe die Gefahr eines größeren (provozierten) Konfliktes mit Russland auch als ständig wachsend an. Nicht nur über den Hebel Ukraine sondern auch über das Pulverfass "Nahost". Was die Nato dort teilweise veranstaltet geht auf keine Kuhhaut mehr. Ich vergleiche das gerne mit einem Hund: Der Hund kann noch so zahm gewesen sein in der Vergangenheit. Wenn man ihn in die Ecke drängt und keinen Ausweg mehr lässt, wird er zubeißen.
    Und ich sehe das wir mit den Instrumenten Nato und Sanktionen die Russen massiv in die Ecke drängen.


    Wenn man sich auch außerhalb der Massenmedien ein wenig informiert und die kleinen Mosaiksteinchen zusammensetzt, wird jeder sehen was sich da zusammenbraut bzw. worauf bewusst hingearbeitet wird.


    Ich jedenfalls habe das Thema "Krieg in Europa" als einen wesendlichen Faktor in meine Planung mit aufgenommen.


  • Die USA haben überhaupt nicht die Möglichkeit einen Konventionellen Krieg zu führen mit einer nicht Bananen Land Armee, die EU noch weniger und Putin hat geostrategische Visionen, die aber relativ sicher nicht beinhalten Europa an zu greifen.


    Ich glaube man sollte mal ganz schnell auf den Boden der Realität zu zurückkehren.


    Was er wahrscheinlich ist sind Bürgerkriegsähnliche Zustände in Europa mit unterschwelliger Gewalt und in dem Bereich könnte sicher Russalnd mit mischen wenn es ihnen etwas bringen würde.


    Die Nato hat gerade mal mit äußerste Mühe eine Übung in den Baltischen Ländern gestartet mit sage und schreibe 31'000 Sdt.
    Zum Vergleich die Schweiz sollte in 3-4 Jahre eine gleich grosse Quick Reaktion Force haben die in 24 Stunden mobilisierbar ist und nicht 6 Monate Vorbereitungszeit braucht...

  • So isoliert steht Russland eigentlich gar nicht da.
    Was wohl passieren würde, wenn Putin alle Truppen abzieht und Westeuropa plötzlich keinen Feind mehr hätte?

  • Mir kommen bei der Diskussion immer 2 Dinge in den Kopf. Einmal das Zitat von Schäuble 2011 gegenüber der New York Times wo er sagt:


    http://www.nytimes.com/2011/11…is.html?pagewanted=1&_r=2


    "Wir können eine politische Union nur durch eine Krise erreichen."




    Und dann noch der Gauck im Interview mit Tina Hassel aus diesem Juni:


    https://www.youtube.com/watch?v=288tnOWWCYM


    "Was Europa betrifft, wissen sie, ich glaube, ich würde heute eine andere Rede halten. Damals habe ich Banner aufgepflanzt (…). Heute würde ich sagen Lass uns den Arbeitskittel anziehen ! Da gibt es etwas, was wir heilen, verbessern müssen, wo wir miteinander neu diskutieren müssen. (…) Die Eliten sind gar nicht das Problem, die Bevölkerungen sind im Moment das Problem … dass wir stärker wieder mit denen das Gespräch suchen. Habt ihr wirklich Angst, dass ihr nicht mehr Polen oder Briten sein könnt … Ist es so, dass man euch eure nationale Identität wegnimmt (…) Um die Idee eines sich vereinigenden Europas zu schützen, ist es unbedingt notwendig, die zögernden Bevölkerungen mitzunehmen und deswegen kann man mal eine Pause einlegen, bei dem Beschleunigungstempo…”



    Man fragt sich dann doch irgendwie ob man nicht wirklich eine massive (vielleicht kriegerische) Krise haben möchte, um ein geeintes Europa als Ziel erreichen zu können......

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Hallo,


    Zitat von Darkstar;278020

    Ich finde es gut, dass außer mir hier noch andere diese Gefahren sehen. Das ist ja leider in der breiten Masse kein Thema oder es werden die Nachrichten unserer Massenmedien 1:1 unhinterfragt übernommen.


    ich habe nicht den Eindruck, dass das in den nachrichten unserer Massenmedien kein Thema ist. Steinmeiers Kritik an den NATO-Spielchen im Baltikum oder heute Erlers Warnung vor Kriegsgefahr findet man ziemlich prominent quasi auf Seite 1 der "Massenmedien". Auch wenn heute, wegen der Abstimmung in GB das Thema Brexit alles etwas überstrahlt.


    Zitat

    Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen. Ich sehe die Gefahr eines größeren (provozierten) Konfliktes mit Russland auch als ständig wachsend an.


    Da bis Du nicht alleine. Es ist nur die Frage, wie weit man Putins Muskelspielen zusieht, ohne selbst mal mit den Muskeln zu spielen, um die eigene militärische Glaubwürdigkeit nicht zu verlieren. Es ist eine Gratwanderung. Zu jedem Aufrüstungsschritt und zu jeder Intervention Putins in Grenzgebieten um Russland oder anderen Ländern stets nur "ja und Amen" zu sagen, kann als Zeichen von Schwäche, gerade auch durch Putin und seine Strategen interpretiert werden, was Putin ggf. zu fatalen Handlungen hinreissen lassen würde. Was machen "wir" denn konkret, wenn plötzlich militärische Einheiten mit Sturmhauben und ohne Hoheitsabzeichen in den Baltenstaaten auftauchen und einen auf patriotische Unabhängigkeitsbewegung "Heim nach Russland" machen? Zuschauen und mit den Schultern zuckend mit ansehen, wie die "UdSSR" wieder aufgebaut wird?


    Ich glaube wir sind zu lange durch 100%-Voll-Frieden verwöhnt worden. Ich bin noch mit monatlichem ABC-Sirenealarm aufgewachsen, habe den Neubau von Schutzbauten in dt. Städten in den 1980ern miterlebt (der dann kaum begonnen, ab 1989 wieder beendet wurde). Wir haben ab den 1990ern gedacht, Kriege finden nur weit weg statt und wir können die Livebilder auf CNN bequem vom Sofa vorm Fernseher aus sehen, ohne dass uns das tangiert. Der "Friedenskanzler" Schröder, der Bush die Gefolgschaft im Irakkrieg verweigerte wurde dafür heftigst gedisst. Vielleicht hatte er aber gar nicht so unrecht.


    Zitat

    Nicht nur über den Hebel Ukraine sondern auch über das Pulverfass "Nahost". Was die Nato dort teilweise veranstaltet geht auf keine Kuhhaut mehr.


    Was macht die Nato in Nahost denn? Active Fence in der Türkei ist beendet. Und Active Endeavour im Mittelmeer hat soweit ich weiss keine hoheitlichen Befugnisse.


    In Syrien gibt es eine inoffizielle Allianz aus USA, Israel und Saudi-Arabien, die seit 2005 versucht, Assad zu stürzen, in dem sie die Opposition entsprechend unterstützt.
    Das Assad-Regime wird wiederum von Russland (braucht Syrien wg. dem dortigen russischen Mittelmeer-Stützpunkt), der Hisbollah und vom Iran unterstützt. D.h. hier findet seit Jahren ein klassischer Stellvertreterkrieg statt. (Quelle)


    Zitat

    Ich vergleiche das gerne mit einem Hund: Der Hund kann noch so zahm gewesen sein in der Vergangenheit. Wenn man ihn in die Ecke drängt und keinen Ausweg mehr lässt, wird er zubeißen.


    Hardliner würden wahrscheinlich dem Hund nach den ersten Bissen Tollwut unterstellen und ihn eliminieren.


    Zitat

    Und ich sehe das wir mit den Instrumenten Nato und Sanktionen die Russen massiv in die Ecke drängen.


    Sicher lief die Abwicklung der Sowjetunion und auch die Wiedervereinigung Deutschlands nicht ganz im Sinne russischer Falken, ist ja auch kaum verwunderlich, wurde die sowjetische Schwächephase doch geschickt ausgenutzt, um Fakten zu schaffen. Über die ich im übrigen grösstenteils nicht traurig bin. Auch den Menschen in Russland geht es heute nicht unbedingt schlechter als zu UdSSR-Zeiten. Die ungenierte Nato-Osterweiterung ist natürlich etwas, was der russischen Seele gar nicht schmeckt. Die Ukraine forciert zum "Weststaat" zu machen, war sicher die rote Linie die vor allem US-amerikanische "Politikmacher" mit viel Geld und lokaler Präsenz rund um den Maidan deutlich überschritten haben. Die darauf folgende faktische "Westerweiterung" Russlands auf die Krim hat man wohl bei den US-Strategen so nicht vorhergesehen.


    Russland hat mit seiner "Russisch-Weißrussischen Union" ein Projekt, das sowohl eine Verteidigungsgemeinschaft als auch eine Wirtschaftsgemeinschaft der beteiligten Staaten bedeuten soll. Es scheint aber nicht so attraktiv zu sein, dass ihm die osteuropäischen Länder scharenweise beitreten wollen, abgesehen von den georgischen Provinzen Abchasien und Südossetien, der moldawischen Region Transnistrien und Kasachstan. Speziell die Beitrittswünsche einzelner Regionen sorgen eher für Unfrieden in den jeweiligen Ländern.



    EU (als Wirtschaftsgemeuinschaft) und Nato (als Verteidigungsgemeisnchaft) sind ein Gegenentwurf dazu, der möglicherweise mehr Attraktivität hat, als es Russland lieb ist. Das muss man eben auch sehen und nicht z.B. das Baltikum stillschweigend und freiwillig als "Putins Interessensphäre" preisgeben. Kampflos würde ich das Baltikum nicht Putin überlassen. What next? Polen? Ungarn? Westliche Appeasement-Politik hat bisher nie funktioniert.


    Zitat

    Ich jedenfalls habe das Thema "Krieg in Europa" als einen wesendlichen Faktor in meine Planung mit aufgenommen.


    Ich habe es nie aus meiner Planung gestrichen.
    Ein Krieg kann und wird vermutlich völlig unerwartet ausbrechen und aus einem nichtigen Anlass heraus "begründet" werden. Das zeigt schon ein Blick in die Geschichtsbücher.


    Grüsse


    Tom

  • Hallo Tom,


    glaubst du wirklich vollen Ernstes, dass ein Angriff Russlands auf die baltischen Staaten ein Thema ist?


    Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass das ernsthaft jemand glaubt (außer der Herr Stoltenberg und ein paar US/Nato-Hardliner).


    Das mit der Krim zu vergleichen hinkt auf jeden Fall gewaltig, weil es dort um Russlands Schwarzmeerflotte ging und nicht um ein paar Quadratkilometer Landgewinn.


    Ich bin davon überzeugt dass die USA in der damaligen Situation Russlands sehr ähnlich gehandelt hätten.


    Gruß
    maniacmantis

  • Hallo Tom,


    danke für den ausführlichen Post :Gut:


    Zitat von tomduly;278033

    ich habe nicht den Eindruck, dass das in den nachrichten unserer Massenmedien kein Thema ist. Steinmeiers Kritik an den NATO-Spielchen im Baltikum oder heute Erlers Warnung vor Kriegsgefahr findet man ziemlich prominent quasi auf Seite 1 der "Massenmedien". Auch wenn heute, wegen der Abstimmung in GB das Thema Brexit alles etwas überstrahlt.

    Nunja in den meisten Medien wurde die Aussage von Steinmeier eher als "wie kann der Mann das nur sagen und uns kritisieren" hingestellt. So zumindest mein Eindruck was ich so an Berichten gelesen und gesehen habe. Da sagt der Mann einmal die Wahrheit und wird dann medial ans Kreuz genagelt.


    Zitat von tomduly;278033

    ...wie die "UdSSR" wieder aufgebaut wird?

    Ist dem so? Was für ein Interesse sollte ein riesiges Land an kleinen Ländern wie dem Baltikum oder Polen haben? Was gibt es dort erstrebenswertes für Russland? Andersrum sehe ich beim Westen klar die Tendenz sich die Ressourcen Russlands anzueignen. Erst durch die Marionette Jelzin auf wirtschaftlicher Ebene (hat ja auch zeitweise gut geklappt). Den totalen Ausverkauf konnte Putin dann nur ganz knapp verhindern. In meinen Augen ist das ein reiner Ressourcenkonflikt.


    Zitat von tomduly;278033

    Was macht die Nato in Nahost denn?

    Da sag ich nur "Abschuss des russischen Bombers durch die Türkei". Da kann mir keiner erzählen, dass das die Türken alleine entschieden haben.


    Zitat von tomduly;278033

    Hardliner würden wahrscheinlich dem Hund nach den ersten Bissen Tollwut unterstellen und ihn eliminieren.

    Exakt! Und an der Stelle stehen wir meiner Meinung nach. Wenn die "Hardliner" in den USA schon offen darüber reden, dass ein nuklearer Schlagabtausch mit Russland zu gewinnen wäre, habe ich keine Fragen mehr. In dem Zusammenhang sollte auch der Raketenabwehrschild, der klar gegen Russland gerichtet ist, nicht vergessen werden.

  • Hallo,

    Zitat von maniacmantis;278037

    glaubst du wirklich vollen Ernstes, dass ein Angriff Russlands auf die baltischen Staaten ein Thema ist?
    Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass das ernsthaft jemand glaubt (außer der Herr Stoltenberg und ein paar US/Nato-Hardliner).


    die Baltenstaaten wären leichte Beute, weil sie quasi nicht zur Selbstverteidigung fähig wären. Es geht nicht darum, ob man das "glaubt", es geht darum, ob es sachlich betrachtet, möglich wäre. Glaubensfragen sind bei Kriegsvorhersagen denkbar ungünstig. Ein russisch "befreites" Baltikum wäre de facto nicht mehr umkehrbar. Darum geht es, um die Möglichkeit.


    Zitat

    Das mit der Krim zu vergleichen hinkt auf jeden Fall gewaltig, weil es dort um Russlands Schwarzmeerflotte ging und nicht um ein paar Quadratkilometer Landgewinn.


    Sewastopol war 1997 vertraglich von der Ukraine für 20 Jahre an Russland verpachtet worden. Das hatten seinerzeit beide Seiten so ausgehandelt. Russland konnte 2010 gegen Rabatte bei Gaslieferungen eine Vertragsverlängerung bis 2042 erreichen. Der Status diese russ. Schwarzmeerstützpunkts war also durchaus geregelt. Dass die Ukraine irgendwann ein Ende der Nutzung des Stützpunktes durch Russland erwartet hat, dürfte klar sein. Russland hätte unweit der Krim ausserdem noch genügend eigene Schwarzmeerküste, um Zugang zum Meer für seine Flotte zu haben. Auf der Krim war man halt schon.
    Versteh mich nicht falsch: ich bin kein Fan der Nato und schon gar kein Freund der US-Doktrin, wie man sie in der Ukraine verfolgt hat (als NGOs getarnte Unterstützer derjenigen Oppositionsbewegungen, die eine den US genehme Regierung bilden würden). Aber im Umkehrschluss muss ich nicht automatisch ein Putin-Versteher sein, nur weil mir die Nato- und US-Doktrin nicht gefällt. Ich erlaube mir einen eigenen Standpunkt. Und ich stehe Putin mindestens so kritisch gegenüber wie Stoltenberg oder den US-Falken.


    Langfristig sehe ich übrigens eine viel grössere Kriegsgefahr mit China. Was die im Pazifik so treiben, gefällt mir gar nicht. Die chinesische Hegemonie-Strategie entwickelt sich derzeit erst und dürfte von den meisten noch stark unterschätzt werden.


    Grüsse


    Tom

  • Ist übrigens interessant zu sehen wenn man mal den Suchbegriff "russia NATO" bei Google-Tends eingibt wie sich die Suchanfragen verhalten. Ich hab die Begriffskombi gewählt weil damit eben das Blockdenken als auch indirekt eine wie auch immer geartete Auseinandersetzung verbunden ist:


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    Deutlich zu sehen 2008 der Kaukasuskrieg mit Georgien ( https://de.wikipedia.org/wiki/Kaukasuskrieg_2008 ) und seit der Angliederung der Krim ein ziemliches Auf und Ab je nach allgemeiner Grosswetterlage und wie die Nachrichten sich gerade verhalten, aber stark über dem Trend der zu "normalen" Friendenszeiten herrscht.