ARTE: Die Phosphor-Krise: Das Ende der Menschheit?

  • Habe ich zufällig gerade in der TV-Zeitschrift gesehen:


    Heute (02.05.2013) auf Arte. Eine Doku von 2013


    Zahlreiche Wissenschaftler vergleichen die Verknappung von Phosphor mit der Endlichkeit der Ölreserven. Doch anders als beim Energielieferanten Öl gibt es für Phosphor keine Alternative. Phosphor ist ein echtes chemisches Element und lässt sich durch nichts ersetzen oder reproduzieren.


    Weitere Info unter:
    http://videos.arte.tv/de/video…sphor-krise--7472588.html


    Berichtet doch mal wie die Sendung war.

  • Da schlaf ich schon. Schau dir die Sendung am Besten selbst an und berichte du hier davon. Vor deinem Post hab ich noch nie von einer Phosphorknappheit gehört. Meiner Meinung nach nur unnötige Panikmache.

  • Zitat von drudenfuss;136454

    Vor deinem Post hab ich noch nie von einer Phosphorknappheit gehört. Meiner Meinung nach nur unnötige Panikmache.


    Erinnert mich so ein wenig an den Satz "Was der Bauer nicht kennt das frisst er nicht..."
    Bis zu einem bestimmten Zeitpunkt hatte bestimmt auch noch niemand was von "Fracking", "Finanzkrise" oder "Peak Oil" gehört. Dennoch sind das Themen die heute hier viele Leute interessieren.


    Ich für meinen Teil habe auch noch nie was von Phospor-Krise gehört und die Sendung auch noch nicht gesehen.


    Aber gerade neue Themenfelder muss man hier beleuchten, gerade wenn diese aus einer i. r. R. recht guten Quelle stammen.
    Mit "Panikmache" hat das wohl nicht zu tun. *Kopfschüttel*

  • Hallo andee,


    von einer Düngemittelkrise (das ist der Hauptverwendungszweck von Phosphor bzw. Phosphaten) habe noch nichts wahrgenommen. Gäbe es sie, dann müssten wir wieder stärker auf Recycling setzen, als einfach nur Mineraldünger aus dem Sack auf den Acker schütten.


    Wer entnimmt den Phosphor aus dem Feld? Die Pflanze. Praktisch jede Pflanze enthält geniessbare Teile und Abfall, beim Getreide z.B. das Stroh. Stroh kann man kompostieren oder schlich verbrennen und gibt dem Feld den Phosphor wieder. Die verwertbaren Teile werden gegessen, aber auch hier gibt's Abfälle, z.B. durch Verderb oder bei der Zubereitung in der Küche. Biotonne und kompostieren.


    Dein Brokkoli oder meine Möhren, wo bleiben die? In letzter Instanz in der Kläranlage, im Klärschlamm. Klärschlamm wäre ein phantastischer Dünger, man nimmt ihn nur nicht, weil er neben nützlichen auch bedenkliche Bestandteile enthält, wie z.B. Schwermetalle. Theoretisch könnte man ihn aufbereiten, lohnt aber (derzeit) wirtschaftlich nicht.


    Meint


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Hierzu ein guter Artikel aus der WOZ:


    www.woz.ch/0938/ernaerungssicherheit/lasst-den-phosphor-kreisen


    (edit: Der Link führt zwar zur WOZ, man muß aber unter "404 Inhalt nicht gefunden" auf Archiv gehen und "Phosphor" in den Suchschlitz tippen, dann erscheint der Artikel)


    Wie immer ist es eine Frage der Kaufkraft, wer sich noch wie lange reinen Phosphor aus guten Vorkommen leisten kann oder auf Quellen zurückgreifen muß, deren Phosphor radioaktiv oder mit Cadmium und anderen Schwermetallen belastet ist.
    Spätestens dann relativiert sich die Schadstoffbelastung von Klärschlamm.

  • Sehe es wie Matthias. Und steht ja auch so im Welt-Artikel:


    Zitat

    Es scheint nur eine sinnvolle Strategie zu geben, um dem drohenden Phosphatmangel zu begegnen. Gerade dort, wo keine natürlichen Phosphatgesteine vorhanden sind, werden Recycling und Einsparen immer wichtiger.


    Einsparung? Das heisst wohl, es findet eine Verschwendung statt.


    Zitat

    Der lebenswichtige Rohstoff fällt ja in hohen Mengen im Abwasser an.


    Genau darum kämpfen unsere Naturschützer um die letzten artenreichen Magerwiesen, Moore, usw. Ich höre bis jetzt nur von Überdüngung (inkl. Gewässer und Wälder, bei letzteren entweder über die angrenzende Landwirtschaft oder den Stickstoffeintrag über die Luft), nie von Unterdüngung.


    Zitat

    Das Recycling von Phosphor funktioniert jedenfalls gut. Mithilfe eines elektrochemischen Prozesses wird in der Anlage Phosphat ausgefällt – als Struvit, einem Phosphordünger.


    Die Technik ist also auch schon da, wunderbar. Ausserdem gibt es auch Bauern, die den seit Jahrhunderten verwendeten Hofdünger brauchen (statt dem energieintensiven Kunstdünger). An vielen Orten der Welt, insbesondere der industrialisierten, wird mehr Energie in die Landwirtschaft gesteckt als sie produziert (dank fossiler Energie). So wird das nicht bis in alle Ewigkeiten weitergehen können.


    Knappheit (bei allen nicht nachwachsenden Rohstoffen immer vorhanden) führt zu spannenden Prozessen. So werden in gewissen Ländern aus Müllhalden und Abfalldeponien plötzlich Rohstofflager, wenn die Knappheit grösser wird und die Preise als Knappheitssignale entsprechend hoch gehen. Das dumme ist, wenn politisch künstlich die Preise für Energie oder andere Ressourcen tief gehalten werden (z.B. aus "sozialen" Gründen statt die sozialen Gruppen direkt beim Einkommen statt über Marktverzerrungen zu unterstützen). Die Folge davon sind Verschwendung und zu wenig Anreize für Recycling und Alternativen (insbesondere diese rechtzeitig zu entwickeln). Ganz problematisch wird es dann noch, wenn Ressourcen günstig abgebaut werden und gleichzeitig menschliche Arbeitskraft besteuert und damit verteuert wird (Sozialabgaben, etc.). Die Folgen sehen wir jedes Mal, wenn wir feststellen, dass sich bei einem Gerät die Reparatur (v.a. menschliche Arbeitskraft) nicht lohnt, sondern der Neukauf (mit tonnenweise Ressourcenverbrauch hintendran inkl. den Abfällen bei der Produktion).


    Oder was beim Fracking läuft, hochspannend, mit höchstwahrscheinlich dramatischen geopolitischen Folgen (v.a. im Nahen Osten).


    Wo es dramatischer werden dürfte ist beim blauen Gold. Das dürfte sehr wahrscheinlich früher knapp werden als das schwarze Gold. Bei Interesse mal etwas recherchieren, wo überall fossiles Wasser verwendet wird, wie sich die Grundwasserspiegel in gewissen Regionen in welchem Tempo abgesenkt haben und wieviele Leute von diesem Wasser abhängen.


    Herzliche Grüsse
    linthler

  • Zitat von Waldschrat;136464

    In letzter Instanz in der Kläranlage, im Klärschlamm. Klärschlamm wäre ein phantastischer Dünger, man nimmt ihn nur nicht, weil er neben nützlichen auch bedenkliche Bestandteile enthält, wie z.B. Schwermetalle. Theoretisch könnte man ihn aufbereiten, lohnt aber (derzeit) wirtschaftlich nicht.


    Einfacher wäre es, dafür zu sorgen, das die Schadstoffe erst garnicht im Klärschlamm landen.
    Gesammvolkswirtschaftlich sicherlich auch die günstigre Variante.

  • Zitat von Henning;136504

    Einfacher wäre es, dafür zu sorgen, das die Schadstoffe erst garnicht im Klärschlamm landen.


    Dann haben wir noch die Pillen- und Medikamentenrückstände, oft hormonaktive Substanzen. Unklar, ob und was die so alles bewirken. In der Schweiz laufen Versuche, bei der Trinkwasserproduktion deshalb wieder Aktivkohlenfilter zu verwenden (aber in der Natur bleiben die Stoffe trotzdem). Aber jetzt driften wir langsam vollends ins OT ab.


    Herzliche Grüsse
    linthler

  • Hallo Zusammen,


    Peak-Phosphor habe ich schon lange auf dem Radar und verfolge es ein bisschen.
    Und im Gegensatz zu Peak-Oil mache ich mir da wirklich etwas Sorgen. Für Öl (Energie) gibt es Alternativen, sofern man wirklich will, Kunststoff wird man vermehrt Recyceln sobald es sich preislich lohnt, auch sind theoretisch Alternativen zum Öl möglich.


    Aber ohne Phosphor wächst keine Pflanze (und lebt auch kein Tier).


    Bei der industriellen Düngung wird nur ein relativ kleiner Teil des Phosphors von den Pflanzen aufgenommen.
    Das Problem ist nun, dass der Überschuss nicht einfach im Boden bleibt sondern nach und nach ausgewaschen und ins Meer gespült wird wo er für uns nicht mehr verfügbar ist .
    Nur der kleinere Teil kommt via Pflanze zum Nutzer und könnte so wieder verwertet werden. Der Rest wird effektiv „verbraucht“ (geht sprichwörtlich den Bach runter).


    Studien gehen davon aus, dass die Nahrungsmittelproduktion ohne Kunstdünger um 40-60% einbrechen würde.


    Die Vorschläge zur biologischen Düngung sind alle gut und recht, vergessen wird aber dass wahrscheinlich 90% der Menschen sich nicht annähernd biologisch ernähren (können) und auf industrielle Nahrungsmittel angewiesen sind.


    Ebenso die Wiedergewinnung aus Abwasser: 2/3 der Menschheit hat gar keine Toilette! Geschweige denn Anschluss an eine Kanalisation.


    Die USA haben Phosphor in ihrer „wirtschaftlichen“ Strategie in der Aussenpolitik kurz nach dem Öl gesetzt.
    Die Abbaustätten der USA haben ihren Peak bereits überschritten.


    Ein weiteres Problem ist, dass die Abbaustätten nicht gleichmässig auf der Erde verteilt sind und somit politischen Zündstoff bieten:

    Zitat

    Die größten Vorkommen an Phosphat-Mineralien findet man in Afrika, in China und den USA (Florida). Vier Länder besitzen rund 80 % an den weltweiten Phosphatgestein-Reserven, die mit derzeitiger Technologie wirtschaftlich abbaubar sind: Marokko (zusammen mit Westsahara 36,5 %), China (23,7 %), Jordanien und Südafrika (je 9,6 %).

    Marokko, als grösster Produzent, hat ein Freihandelsabkommen mit den USA (rings um ist Arabischer Frühling nur dort nicht, ein Schelm wer böses denkt).


    Weitere neue Lagerstätten wurden in Nordafrika und im Irak gefunden (auch da wäre es wieder reine Vermutung jemandem etwas zu unterstellen).


    Wieso Peak-Phosphor im Gegensatz zu Peak-Oil bis jetzt in der breiten Öffentlichkeit kein Thema ist:
    Jeder weiss dass man in sein Auto in irgendeiner Form Erdöl in den Tank füllt, dasselbe bei Schiffen und Flugzeugen (auch wenn viele meinen Kerosin sei hochwertiger als Benzin und der Treibstoff für Schiffe sei etwa so dünnflüssig wie Diesel).


    Doch wie viele wissen schon was das Kürzel N-P-K auf der Flasche ihres Zimmerpflanzendüngers bedeutet, sofern sie es überhaupt mal gelesen haben?


    Grüsse, Gresli

  • Zitat von linthler;136507

    Dann haben wir noch die Pillen- und Medikamentenrückstände, oft hormonaktive Substanzen.r


    Auch kann man die getrennt sammeln.
    Stoffgemische hinterher wieder auseinander sortieren ist immer aufwendig.

  • Zitat von Henning;136525

    Auch kann man die getrennt sammeln.
    Stoffgemische hinterher wieder auseinander sortieren ist immer aufwendig.


    Ich vermute mal, linthler meinte die Rückstände in den Abwässern - aus Urin kann man schlecht die vorher eingenommenen Pillen wieder extrahieren. In der Tat ein gewaltiges Problem. Meine Freundin ist Laborantin auf einer Kläranlage und die könnte über dieses Thema einen ganzen Abend referieren.

    Achtung - dieser Beitrag kann Spuren von Erdnüssen oder Ironie enthalten.

  • Zitat von Henning;136525

    Auch kann man die getrennt sammeln.
    Stoffgemische hinterher wieder auseinander sortieren ist immer aufwendig.


    Nicht wirklich. Auch heute schon haben Medikamente nichts in der Kanalisation zu suchen und trotzdem kippen Millionen leute das Zeug genau dort hinein. Genauso wie sie unfähig und unwillens sind, z.B. Energiesparlampen vernüftig zu entsorgen. Dass Kranke ihren Urin und Kot nicht mehr in der Toilette entsorgen dürfen halte ich ebenfalls für nicht umsetzbar.

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Zitat von Cephalotus;136528

    Dass Kranke ihren Urin und Kot nicht mehr in der Toilette entsorgen dürfen halte ich ebenfalls für nicht umsetzbar.


    Wie wäre es mit getrennten Toiletten?


    Wenn man Fäkalien intensiv als Düngemittel einsetzen will, wird man nicht darum kommen.

  • Zitat von Henning;136532

    Wie wäre es mit getrennten Toiletten?


    Wenn man Fäkalien intensiv als Düngemittel einsetzen will, wird man nicht darum kommen.


    Und was kommt nach dem Klo? Es reicht nicht nur ne 2. Toilette zu haben... auch ne 2. Kanalisation nen 2. Klärwerk und und und...
    wenn es so einfach nur wäre... :face_with_rolling_eyes:

  • Zitat von Henning;136504

    Einfacher wäre es, dafür zu sorgen, das die Schadstoffe erst garnicht im Klärschlamm landen.
    Gesammvolkswirtschaftlich sicherlich auch die günstigre Variante.


    Hallo Henning,


    wie willst Du es kontrollieren? Kannst Du Dir vorstellen, was allein in Privathaushalten ins Klo gespült wird, wenn man nicht weiss, wohin damit? Nehmen wir nur mal einen Hobbyelektroniker, von denen gibt es garnicht so wenige, der ätzt mal auf die Schnelle eine Leiterplatte und hat jetzt eine Schale voll Kupferbrühe nebst Natriumpersulfatresten. Was glaubst Du, was der damit macht? Klar, er füllt sie in eine Kunststoffflasche und macht sich auf den Weg zur kommunlen Schadstoffsammelstelle, einige km in der Stadt, 10-15 km auf dem Land. Kupferionen sind übrigens besonders perfide. Für den Menschen eher mässig giftig, sind sie für Bakterien, auch die nützlichen in einer biologischen Kläranlage extrem toxisch. Oder andere Haushaltschemikalen. Lackierarbeiten gemacht, den Pinsel in Pinselreiniger gereinigt, wohin mit der Sosse? Klar, kommunale Schadstoffsammelstelle ist auch hier die richtige Antwort.


    Industriebetriebe sind da oft das kleinere Übel. Die haben strenge gesetzliche undinterne Vorschriften, stellen ihren Mitarbeitern aber auch die Vorrichtungen zur Umsetzung zur Verfügung, wie z.B. getrennte Sammelbehälter für diverse Sorten Problemabfall, zudem unterliegen sie behördlicher Überwachung, wenn die auch eher stichprobenartig erfolgt.


    Meint


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Ich hab die Phosphor Problematik schon seid längerem auf dem Schirm. Die Personen die sich in dem Umfeld bewegen kennen die Probleme schon seid langem und daraus wird auch kein Geheimnis gemacht. Phosphorrecycling aus Klärschlamm wird dabei eine wichtige Rolle spielen. Gruß KUPFERSALZ

  • Zitat von Wildclaw;136534

    Und was kommt nach dem Klo? Es reicht nicht nur ne 2. Toilette zu haben... auch ne 2. Kanalisation nen 2. Klärwerk und und und...
    wenn es so einfach nur wäre... :face_with_rolling_eyes:


    Nichts mit Kanalisation und Klärwerk.
    Warum das ganze erst mit besten Trinkwasser verdünnen?


    Einfach getrennte Sammelbehälter für Urin und Kot (Typ Kompostklo, da stink dann auch nichts).