Gestern Abend noch drei WLAN-Router TP-Link TL-MR3020, die schon ein paar Jahre herumliegen, frisch mit OpenWRT geflasht und die PirateBox-Software aufgespielt.
PirateBox war mal eine OpenSource-Idee, 2014 gab es die erste Version. Der WLAN-Router wird damit zu einem anonymen WLAN-Hotspot zum Informationsaustausch. Das Projekt ist seit 2019 eigentlich beendet und die Webseite sollte Ende 2020 abgeschaltet werden. Sie ist aber im Moment noch online. Wer sich für das Projekt interessiert, sollte die Seite am besten komplett lokal abspeichern, zumindest die Anleitungsseite und auch die verlinkte PirateBox-Software und die zum Router passende openwrt-Firmware-Datei abspeichern. Die aktuell noch verkaufte Version des MR3020 lässt sich wohl nicht mehr umflashen, das geht nur mit älteren Versionen. Meine (zumindest einer, von dem ich die Schachtel noch habe) sind Version 1.8. Aktuelle WLAN-Router sind kaum noch openwrt-fähig, das hängt mit strengeren Regulierungsvorschriften in USA/EU usw. zusammen.
Hat man seinen Router auf PirateBox umgeflasht und verbindet sich mit der PirateBox, kann man auf eine Web-Oberfläche zugreifen, die einen Chat, ein Forum und eine einfache Möglichekeit zum Filesharing bietet. Forumsbeiträge kann man mit Passwort schützen, so dass nur der Autor sie wieder löschen kann. Die Beiträge und die hochgeladenen Dateien bleiben auch nach dem Ausschalten auf einem USB-Stick erhalten. Die Chats sind nur temporär. Ein MiniDLNA-Server ist ebenfalls Teil von PirateBox, damit kann man Medien (Musik, Bilder, Videos) auch direkt auf DLNA-fähige Geräte streamen (z.B. auf einen Fernseher mit WLAN und DLNA).
Wobei man bei 150Mbit/s max. Übertragungsrate und USB2.0-Interface mit einem langsamen Micro-USB-Stick mit 16GB als "Massenspeicher" keine Performance-Wunder erwarten darf. Der USB-Anschluss an der Seite, in dem der Stick eingestöpselt ist, dient eigentlich zum Anschluß eines 3G/4G-Modems. Für die Anwendung als PirateBox ist das aber ja nicht vorgesehen und der Steckplatz kann für einen Datenspeicher verwendet werden.
Ich will die PirateBoxen bei Notfalltreffpunkten einsetzen, damit die Leute sich per Handy austauschen können, Suchmeldungen o.ä. posten können oder Hilfsangebote einstellen können.
Die Webseite stricke ich etwas um, so dass per WLAN Dateien nur heruntergeladen werden können. Zum Hochladen muss man auf den USB-Stick direkt zugreifen. Dann können z.B. die Betreiber eines Notfalltreffpunkts Dokumente oder Installationsdateien für Apps (apk) hochladen und jedermann verfügbar machen.
Statt der PirateBox-Optik der Oberfläche gibt es dann eine auf unsere Kommune angepasste Seite zu sehen.
Die Reichweite des Routers beträgt mit der internen 2dB-Antenne zwar nur einige 10m, aber das reicht z.B. in einer Turn-Halle oder einem Saal problemlos. Zuhause komme ich von einem Stockwerk zum darüber bzw. darunter liegenden. Durch zwei Geschossdecken geht das Signal nicht mehr durch.
Ein großer Vorteil des kleinen Routers ist der minimale Stromverbrauch, die Leistungsaufnahme liegt zwischen 0,6 und 0,9W. Mit 0,9W läuft er an der abgebildeten kleinen 8Wh-Powerbank rechnerisch über 8h. In der OpenWRT-Community wurde der MR3020 auch schon umgestrickt auf eine externe Antenne und auf direkten Betrieb an einer Li-Akkuzelle, denn die Elektronik läuft auch bei 3,3V noch problemlos.
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Nachtrag: wenn ich grad schon am Basteln bin. Hatte vor ein paar Wochen bei voelkner.de in einer Rabattaktion zwei WLAN-Range-Extender sehr günstig bekommen. Edimax AC600 heißt das Teil, das normalerweise die Reichweite eines bestehenden WLAN-Netzes verlängert, indem man den Range-Extender irgendwo an der Reichweitengrenze des bestehenden WLANs aufstellt. Man kann den AC600 aber auch als Access-Point betreiben und einen kabelgebundenen Netzwerkzugang (eigentlich Internetzugang) drahtlos verfügbar machen. Da meine PirateBoxen ihren Inhalt auch per LAN-Buchse zugänglich machen, dachte ich, dann müssten sich TL-MR3020 und AC600 über ein LAN-Kabel verbunden doch auch verstehen. Et voilà: der AC600 macht das PirateBox-Intranet in seinen 2,4GHz- und 5GHz-WLAN-Netzen zugänglich! Praktischerweise wird auch der AC600 über eine USB-Buchse mit Strom versorgt, so dass man ihn auch netzunabhängig betreiben kann. Allerdings zieht er 1,2A, drum hängt er bei mir nun an einer zweiten etwas größeren Powerbank mit 2A-Ausgang. Mit dem Access-Point sollte nun auch ein großes Areal abdeckbar sein.