Die Uhr als Kompass – eine Fehlerbetrachtung

  • Hallo,
    vor längerer Zeit bin ich auf ein Uhrenforum gestoßen, in dem ein User aufzeigt warum die Navigation mithilfe einer Uhr (als Kompassersatz) nur schlecht funktioniert.
    Mit verschieden Grafiken zeigt er die Fehlerquellen.


    Ich denke das könnte für die meisten interessant sein, auch wenn ich die Erklärungen noch nicht nachvollzogen habe.


    http://forum.watchtime.ch/viewtopic.php?f=17&t=543


    Gruß
    Wolfshund

  • Hi Wolfshund,


    ich sehe das nicht so tragisch, denn wenn ich mich mit Armbanduhr orientieren muss, möchte ich
    mich ja nicht um 1 Grad genau dies tun.
    Ich weiss zum Beispiel dass Richtung Norden der See liegt den ich erreichen will ist es sinnvoller nicht nach Westen zu marschieren,
    darum finde ich die Uhrorientierung besser als gar nichts.
    Wissenschaftlich zerpflücken kann man alles, aber mal ehrlich wer von uns allen hat das begriffen was der da erklärt ?



    Viele Grüsse

  • Zitat von Papa Bär;153162

    ich


    ich auch :grosses Lachen::kichern::winke:

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.

  • Zitat von Papa Bär;153162

    ich


    Hi Papa Bär,


    das es Du kapierst, ist mir schon klar, Du bist ja auch in (ich glaube) Nautik ein Spezialist. :Cool:
    Aber ich meine so das allgemeine Fussvolk. :staunen:



    LG

  • Ich hab nen Moment gebraucht, konnte seine Ausführungen aber auch nachvollziehen - ich weiß schon warum ich nen Kompass im EDC hab und immer 2 Mitnehme wenn ich draußen unterwegs bin - bin halt nicht so das Navigationsgenie.


    Ob man den Text jetzt braucht oder nicht, es ist auf jeden Fall gut sich mal ein wenig mit so was zu beschäftigen, mir helfen so Ansätze immer die Welt um mich herum besser zu verstehen.

    IN LIBRIS LIBERTAS

  • Zitat von Maresi;153172

    ich auch :grosses Lachen::kichern::winke:


    ... und ich erst! :partying_face:


    Ich finde es bemerkenswert, dass bei den Fehlerkalkulationen die geoidundationskorrelierten Abweichungen der Nutation völlig unterschlagen wurden! :Sagenichtsmehr:


    Nur mal der guten Ordnung halber: Eine Himmelsrichtung ist keine Positionsbestimmung, ja nicht einmal eine Standlinie. Sie hilft halt dabei nicht im Kreis rum zu rennen...


    Zwei Dinge wurden bei dem Text "mal eben" systematisch vergessen:


    1) Eine Uhr ist kein Sextant mit den zugehörigen Tabellen und dem benötigten Chronometer


    2) Es geht bei dem Verfahren nicht um eine exakte Richtungsbestimmung, sondern um eine Abschätzung!


    Und dafür fallen mir spontan noch ein paar andere Methoden ein:


    - Bei (älteren) Laubbäumen, halbwegs unverfälscht der Witterung ausgesetzt sind finden sich Algen; Flechten und Moose auf der (in etwa) Westseite.
    - Grabsteine auf einem Jüdischen Friedhof sind nach Osten ausgerichtet.
    etc.


    Also mal immer schön die Kirche im Dorf lassen. Jede Methode dafür nutzen, wofür sie geeignet ist. Und die Sonne-Uhren-Methode haben wir sogar mal mangels anderer Hilfsmittel auf einer geologischen Exkursion genutzt um das Fallen und Streichen einer vulkanischen Formation so zu kartieren, dass wir das andere Ende der Formation (dazwischen fehlten 2/3 des Berges) sicher ausfindig machen und korrekt zuordnen konnten.


    Wer kann, der darf halt, gell?


    :face_with_rolling_eyes:


    Christian

    Hier wird das Licht von Hand gemacht ... und der Motor gehört nach hinten!

  • Zitat

    - Bei (älteren) Laubbäumen, halbwegs unverfälscht der Witterung ausgesetzt sind finden sich Algen; Flechten und Moose auf der (in etwa) Westseite.


    Das halte ich für ein Gerücht. Bei jeder Wanderung habe ich speziell darauf geachtet und keine deutlich erkennbar bevorzugte, reproduzierbare Himmelsrichtung ausmachen können

  • Hallo,


    Zitat von ksbulli;153275


    Und dafür fallen mir spontan noch ein paar andere Methoden ein:
    - Bei (älteren) Laubbäumen, halbwegs unverfälscht der Witterung ausgesetzt sind finden sich Algen; Flechten und Moose auf der (in etwa) Westseite.


    Dieser Tipp wird fast in jedem Buch gegeben.


    Ich (und glaube noch andere hier im Forum) habe mich mal eine Zeit lang darauf geachtet.


    Fazit: Funktioniert nicht! Zumindest hier in der Schweiz.


    Möglicherweise liegt es an der Topographie, bzw. dem jeweils daraus folgendem Mikroklima, und es ist im platten Deutschland anders.


    Zitat von ksbulli;153275


    - Grabsteine auf einem Jüdischen Friedhof sind nach Osten ausgerichtet.

    Alternativ kann man sich auch an einem betenden Mohammedaner orientieren. :grosses Lachen:


    Grüsse, Gresli


  • Grüß Dich Gresli,


    nun mit dem Bäumen ist das so eine Sache. Das funktioniert auch im "welligeren" :face_with_rolling_eyes: Teil Deutschlands (also da, wo ich wohne) auch nur sehr eingeschränkt. Ich vermute auch, dass es am Mikroklima liegt, konnte es jedoch auch tatsächlich schon nachvollziehen. Allerdings reden wir jetzt besser nicht über den "Messfehler"...
    War ja auch nicht ganz so ernst gemeint, sondern sollte nur mal eine Idee zum Stichpunkt Abschätzung geben.


    Zu den Mohammedanern muss ich Dich leider enttäuschen:


    Ich hatte im Rahmen meines Dienstes als Sanitäter vor etlichen Jahren am Düsseldorfer Flughafen das Checkin zur Hadsch zu betreuen. Dort suchten sich etliche Gläubige in den Nischen der Ausgänge einen Platz für ihr Gebet. Auch wenn sie freie Sicht auf die Sonne hatten, konnten sich nicht zwei von ihnen auf eine Himmelsrichtung einigen. Für jeden war Westen woanders...


    C´est la vie!


    Christian

    Hier wird das Licht von Hand gemacht ... und der Motor gehört nach hinten!

  • Zitat von Papa Bär;153278

    und keine deutlich erkennbar bevorzugte, reproduzierbare Himmelsrichtung ausmachen können


    .... Die Bäume sind heute auch nicht mehr das, was sie mal waren :face_with_rolling_eyes: werden in einem schnelleren Turnus gerntet als früher.
    der Hinweis von ksbulli auf (alte) Grabsteine kann auch helfen - die sind schon (einseitig) bemoost.
    In der Schule (Naturkunde - da gab es noch keine Biologie) lernten wir das auch noch und - bekamen es bei den regelmäßigen Natur-Exkursionen von unserem Lehrer gezeigt (nebenbei pfropften wir auch ein paar Bäume - heute heißt die Gegend . Streuobstwiesen)


    Gruß an alle, die dies lesen
    Vollzeit-Opa

    Wer aus der Vergangenheit nicht lernt, ist dazu verdammt Sie zu wiederholen. (KZ Dachau)

  • Nun ja ... in der Seefahrt oder Wüstennavigation für die genaue Navigation sicher eher unbrauchbar. Aber in der normalen Navigation zu Fuß durchaus brauchbar.


    In meiner frühen Jugend besaß ich eine Ruhla-"Taucheruhr" mit 60iger Lünette und habe diese bei Orientierungsübungen, bei Märschen/O-Übungen nach MRZ und Marschskizze, mehrfach erfolgreich als Kompaßersatz genutzt. Da unsere (seit den 70igern) verwendeten DDR-/NVA-Kompasse über eine 60°-Einteilung (frühere Modelle waren noch auf 64° geeicht) verfügten, stimmte die Minuteneinteilung der Uhr-Lünette mit der Kompaßeinteilung überein und entsprach damit den MRZ. Das Bestimmen der Südrichtung (damit auch der anderen Haupthimmelsrichtungen) mittels Uhr+Sonne und das Einstellen oder ablesen der MRZ mittels Lünette ging sehr schnell und mit ausreichender Genauigkeit. ... Zumindest für die normal ausgeführten O-Märsche im normalen durchschnittenem Gelände ("mitteldeutsches Flachland") reichte die Präzision/Genauigkeit völlig aus. Wobei man neuerdings zusätzlich die Abweichung durch die Sommerzeit beachten muß, welche leider die Fehlerquelle im Sommer zusätzlich vergrößert. ... Für die genauere Koordinatenbestimmung, Zielzuweisung auf größere Entfernung, ESP-Bestimmung über Einschnittverfahren, oder wie oben erwähnt längere Strecken (Seenavigation, Wüste ...) etc. ist das Verfahren mit der Uhr natürlich zu ungenau. Da ist mindestens ein guter Kompaß mit Peilvorrichtung nötig.

  • Zitat von Wolfshund;153158

    Hallo,
    vor längerer Zeit bin ich auf ein Uhrenforum gestoßen, in dem ein User aufzeigt warum die Navigation mithilfe einer Uhr (als Kompassersatz) nur schlecht funktioniert.
    Mit verschieden Grafiken zeigt er die Fehlerquellen.



    Hallo Wolfshund,


    das sind so die Themen, mit denen Du Dich rumschlägst, wenn Du Astronavigation lernst. Ein Mechanismus ist die Zeitgleichung. Meine Uhr läuft linear, die Erde eiert aber um die Sonne herum. Im Moment beschleunigt sie gerade und läuft ins Perihel, in Frühjahr wird sie wieder gebremst. Die Zeitgleichung kann bis zu +/- 15 Minuten zwischen der wahren Sonnenzeit und der mittleren Sonnenzeit ausmachen.


    Das andere Thema - gesetzliche versus astronomische Zeit: 12:00 Uhr in Wien ist 12:00 Uhr in Bordeaux? Vor dem Gesetz ja, aber nicht astronomisch. Zwischen beiden Städten liegt ein astronomischer Zeitunterschied von einer guten Stunde. 12:00 in Wien ist so ungefähr 11:00 in Bordeaux.


    Die gesetzliche Zeit ist übrigens etwas ziemlich artifizielles, sie wird nämlich im Labor hergestellt. In D zum Beispiel von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig und über den Sender DCF77 in Mainflingen bei Frankfurt verbreitet.


    viele Grüsse


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Mal ganz ernsthaft: Wer benutzt nen Kompass wenn er nicht gerade in nder dicken Nebelsuppe unterwegs ist?
    Wenn ich loslaufe weiss ich doch wo ich hinwill.
    Ich sollte doch in etwa wissen wie das Gebiet strukturiert ist in dem ich unterwegs bin.


    Jeder der schon mal nen Tag im Freien verbracht hat wird in unseren Breiten am Stand der Sonne die grobe Uhrzeit UND die Himmelsrichtung erkennen.


    Mir kommts langsam so vor als bräuchten manche auch nen Taschenrechner um die Uhrzeit einer Analoguhr auf Digital umzurechnen...

  • Nun, wenn du zu einem bestimmten Zielpunkt willst und dafür abseits der Wege quer durch den Wald musst, ist ein Kompass durchaus angebracht.
    Und gerade in unseren Breiten und zu dieser Jahreszeit ist die Wahrscheinlichkeit, die Sonne eben nicht zu sehen, doch recht hoch...

  • Hm, naja aber auch wenns unglaubwürdig klingt..
    Ich war auch schon im Wald... da wo die Sonne ist, ist es immer etwas heller.
    Und ja, ich hab in den Karpaten und den Rockys auch dichte Urwälder gesehen.
    Ja, für den Fall einer dicken Nebelsuppe wie in den Highlands hab ich auch einen kleinen im Rucksack.


    Leute die nicht mit der Sonne navigieren können. verlaufen sich wohl auch in ihrem eigenen Keller, die sollen gleich auf n Navi vertrauen.