Frustration und Resignation - wie gehen angehen?

  • Hallo,


    ich frage hier eigentlich nicht meinetwegen sondern wegen meinem Mann.
    Er ist derjenige von uns, der alles theoretische Wissen aufsaugt, der jede Doku schaut, der sich Aufklärungsfilme bestellt, der versucht zu verstehen, wie Manipulation funtioniert, worauf wir alle zusteuern, wann der große Crash kommt, etc ...


    Ich bin eher der Part, der für das mir mögliche vorzusorgen versucht, einkauft, Skill erlernt, etc, denn letztlich, ich kann mich nur im Rahmen meiner Möglichkeiten bewegen.


    Doch in letzter Zeit mache ich mir sehr große Sorgen um meinen Mann. Er zieht sich immer mehr zurück, resigniert, sieht alles, vieles schwarz, weil ja eh alles Sch.. ist, weil eh alles den Bach runtergeht und er als kleiner Mann nix gegen tun kann, weil er nichtmal gegen soziale Ungerechtigkeit in unserem Umfeld oder seiner Arbeit schafft, anzugehen ...
    Habe das Gefühl, erresigniert, er kann nichts positives erkennen (auch wenn er natürlich weiß, dass es ihm relativ gut geht, wir beide haben Arbeit, gesundes Kind, wohnen in ner netten Gegend).
    Wie schafft Ihr das? Also das irgendwie zu trennen? Jetzt zu leben und trotzdem den Crash erwarten? Informiert zu sein und dennoch nicht aufzugeben?


    Ich habe ihm auch vorgeschlagen, wenn er will, kann er sich doch jederzeit ne Auszeit nehmen, unser Erspartes packen, drei Wochen nach was weiß ich, Norwegen, Einsamkeit genießen, Nachrichtenlosigkeit genießen, Auftanken.


    Bin aktuell wirklich am Verzweifeln, weil er zutiefst unglücklich ist. :traurig:

  • Dann sollte er lieber mal zum Artz gehen und das meine ich nicht böse oder irgendwas aber das hört sich schon ernst an.


    Ich versuche einfach dieses ganze Thema als Hobby zu betrachten. Mir macht das Spaß mich mit diesen dingen zu beschäftigen, auch wenn ich manchmal noch nachts um 2 vor meiner Ausrüstung sitze und versuche das zum 10x zu optimieren. Wenn ich merke das wird zu viel versuch ich mich erstmal mit etwas anderem zu beschäftigen. Obwohl es wie gesagt schwierig ist da in den Nachrichten ja überwiegend negatives kommt und je genauer man hinschaut und hinterfragt destso schlimmer wird es ja.


    Andererseit rüttelt es die Leute auch manchmal wach wenn man mal richtig mit ihnen meckert und auf den Tisch haut.

  • Zitat von MausiMama;160100


    Wie schafft Ihr das? Also das irgendwie zu trennen? Jetzt zu leben und trotzdem den Crash erwarten? Informiert zu sein und dennoch nicht aufzugeben?


    Hi MausiMama,


    ich bin leider kein Fachspezialist oder psychologisch geschult, trotzdem
    finde ich persönlich ganz wichtig, ich erwarte "keinen" Crash sondern bin nur vorbereitet !
    Kannst Du deinen Mann nicht mit in die Natur nehmen und die Schönheit darin zu geniessen ? vielleicht
    mit Ihm zusammen praktisches üben um kleine Erfolgserlebnisse zu haben ?
    Man muss sich trotzallem auf die nächsten Strandferien freuen können und das Preppen sollte als Hobby betrachtet werden
    um sich nicht verrückt zu machen sondern um ruhiger schlafen zu können.


    Viele Grüsse

  • Naja, das preppen an sich oder das, was ich damit bezeichne ist auch eher so mein Ding.
    Findet er ganz ok, aber ich denke hauptsächlich, weil man so auch Dinge anschafft, die Wert haben, selbst wenn das Geld Wert verliert.
    So aktiv mitmachen, dazu hab ich ihn bislang nicht gekriegt. ich glaube er sieht das auch eher so als larifari-Hobby, das eh nix nützt aber beschäftigt, was weiß ich.


    Theoretisch weiß er ja selbst, dass er dadurch, dass er sich abschotten sich nicht hilft, weil er sich dann in sein Zimmerchen verkriecht und noch mehr negatives Zeugs liest und hört. Auch bei einer Urlaubs-Auszeit sagt er, wäre sein größter Feind ja seine Gedanken, weil er die immer mit sich rumträgt.
    Ich schubs ihn schon manchmal in den Hintern, dass er wenigstens mal mit rausgeht wenn ich mit dem Hund geh am Wochenende oder dass wir einfach sonstwas unternehmen. Oder versuch hinzukriegen, dass er wenigstens mal wieder mit Kumpels in nen actionstrotzenden Testoseronstreifen ins Kino geht.

  • Schwiriges Thema..
    Hier und da gibt es anzeichen für einen Crash, aber dass der 100% kommt, und dann noch zu unseren Lebzeiten, dafür gibt's ja keine Beweise.
    Wichtig ist halt, neben all der Vorbereitung, sein Leben doch noch so gut wie möglich zu leben und geniessen. Wenns vielleicht irgendwann soweit ist, hat man dann genug frust.


    Ist halt einfach wichtig, das ganze zu trennen, weil was nützt eine super Vorbereitung die das Leben derart beeinflusst, wenn dann nichts passiert? Ich bereite mich auch so gut wie möglich vor, aber auf Szenarien die VIELLEICHT passieren. Urlaub und und Freizeit ohne das ewige vorbereiten und verfolgen der Geschehnisse gehört einfach dazu.


    Und ja, als einzelne Person kann man vile nicht das bewirken, was man will. Aber dafür gibts genug möglichkeiten das zu kompensieren. Hilfe für andere kann man manchmal bereits bei uns vor Ort leisten, auch als Einzelperson. Hier und da gib es Gruppierungen und Vereine die im Ansatz vielleicht auch das bekämpfen was er möchte..
    Man muss halt einsehen, dass man als einzelne Person nicht gegen alles was machen kann.. akzeptieren und vorbereiten, mehr geht da nicht..


    ich weiss, viel BlaBla, einfacher gesagt als getan, ist mir alles klar. Ich kann auch nicht beurteilen wie es ist sich in einer Familie vorzubereiten... aber ich finde, bei all den negativen Sachen auf der Erde muss man sich auch mal ne Auszeit nehmen und die Sachen geniessen die man hat.. Familie, freunde, Hobbies und vieles mehr..


    Und wenn er in die Ferien geht, soll er nicht alleine gehen, das motiviert ihn nur noch mehr zum nachdenken.


    Ich hoffe jedenfalls dass das wieder gut kommt für euch, denn zu dritt steht man doch alles besser duch als alleine!

    "Der Spinner von Nebenan, der in der Krisenzeit zum besten Freund wird!"

  • Hallo MausiMama,


    ich oute mich jetzt mal als Betroffener (mit einem ganz anderen Setting, aber das ist egal...):


    Wenn mich meine Frau nicht gar so gewaltig in den Ar*** getreten hätte, wäre es wahrscheinlich über kurz bei uns in der Familie zum SuperGau gekommen!


    Tritt ihn "wie eine Nähmaschine" bis er zum Arzt geht. Er brauch dringend (!) psychologische Hilfe!!!


    Du kannst nur etwas abpuffern, Du kannst preppen, Skills erlernen, was auch immer. Alles das trägt zum Gefühl der Sicherheit bei. Aber Dein Mann muss dieses Gefühl für sich auch wieder wahrnehmen. Du kannst nur bis zu einer gewissen Grenze abfangen, denn sonst überlastest Du Dich selbst und brichst zusammen oder Dein Mann rutscht immer tiefer in seine depressive Haltung ab und kapselt sich völlig ab.
    Der große Haken an der Sache ist leider, dass der Betroffene (und auch dass muss ich aus eigener leidvoller Erfahrung bestätigen) für sich selbst die Erkenntnis gewinnen, dass er Hilfe benötigt und annehmen will. Kein leichter Weg, leider!


    Wenn ich Euch irgendwie helfen kann, melde Dich bei mir per PM...


    Ich drücke Euch die Daumen


    Christian


    p.s.: Das Thema war mir zu ernst, um es mit Smileys zu kommentieren...


    p.p.s.: Respekt für Deinen Mut, so ganz öffentlich zu Fragen. Das Standing haben nicht sehr viele, Dein Mann kann sich glücklich schätzen, so eine Frau an seiner Seite zu haben!!!

    Hier wird das Licht von Hand gemacht ... und der Motor gehört nach hinten!

  • Hallo MausiMama,


    mir geht es auch manchmal ähnlich, bestimmt nicht so gravierend, aber ich kenne auch das Gefühl.
    Schwierig war es bei mir nach dem misslungenen Abitur, was mir dabei geholfen hat ist aber im Grunde immer dasselbe:


    Etwas ganz Anderes, so blöd es sich anhört, eine kleine Herausforderung bei der man an den ganzen normalen Sch*** nicht denken muss.


    Bei mir sind das dann auch mal unvernünftigere Dinge:


    Zu Fuss auf die Schneekoppe
    Eine dreitägige Zelttour (habe noch nicht ganz geschafft)
    Nachtdurchquerung von London zu Fuss
    Mit dem Zug nach Rom und an ner Papstmesse teilnehmen (Papstmesse bin ich nicht reingekommen)
    Mit dem Auto & per Fähre nach Schweden


    Bei mir war es immer etwas, wo ich bei meiner Rückkehr Kraft daraus gezogen habe, dass ich mein Ziel, wenn auch nur zum Teil erreicht habe...
    Nach dem Abi hat mir beispielsweise mein Wehrdienst geholfen, wieder auf die Beine zu kommen, obwohl alle gesagt haben: "Biste blöd? Wehrdienst?"


    Was bei mir noch ansteht ist das Panzermuseum in Kubinka zu besuchen, Jakobsweg und Fuji-san zu erklimmen.
    Aber ich glaube ich hab da noch n bissl Zeit...


    Bei mir funktioniert das mit dem Auspannen & Seele baumeln lassen irgendwie nicht.
    Vielleicht ist es ja bei deinem Mann ähnlich?

    Du heil'ger Veit von Staffelstein,verzeih mir Durst und Sünde.

  • Das Leben könnte für uns alle schön sein. Für die meisten Menschen ist es aber einfach nur hart. Auch zukünftig wird sich daran nichts ändern. Zumindest ist das meine Befürchtung.


    Und manche Menschen schaffen es nicht Strategien zu entwickeln, mit Ungerechtigkeit, Zukunftsangst, Zurückweisung, dem Elend dieser Welt und des menschlichen Daseins, usw. usw. umzugehen.


    Da sich Deine Beschreibung der Situation wie eine (beginnende) handfeste Depression anhört bleibt eigentlich nur der Weg sich so schnell wie möglich Hilfe zu holen. Je eher desto besser.


    Zusammen steht ihr das durch und werdet, nachdem ihr das tiefe Tal der Hoffnungslosigkeit gemeinsam durchschritten habt, umso fester zusammen stehen.


    Ein lohnenswertes Ziel, oder?

    I feel a disturbance in the force...

  • Mein Göttergatte war ja schon immer eher "Kellerkind". War nie der Unternehmungslustige oder so.
    Ihm machen eben solche Themen wie Ungerechtigkeit, ect sehr schwer zu schaffen. Mit mir kann er gut reden, wir wissen beide, dass das Leben dunkle Seiten hat, nur ist er eben auch der typische Mann, der bei Problemen nicht aktiv Kommunikation sucht, sondern sich einigelt. Dass das problematisch ist, weiß er selbst.


    Ich danke Euch schon mal für die zahlreiche Resonanz. Ist mir wichtig, die Meinungen zu hören, da eben Männer und Frauen solche depressiven Löcher auch Probleme auch teilweise ganz unterschiedlich angehen.

  • Ob das eine Depression ist, will ich gar nicht beurteilen, auch wenn es die beschriebenen Symptome wirklich nahelegen, das mal mit einem Arzt zu besprechen.


    Aber dazu, wie ich das mache, will ich was sagen.
    Ich hab' nämlich - sowohl bei mich selbst als auch bei anderen vorbereitenden Menschen - den Eindruck, dass es eher aus einem gesunden Optimismus heraus geschieht: Ja, man rechnet damit, dass sich einiges ändert, und auch damit, dass ein Leben, wie wir es gewohnt sind, kaum noch möglich sein könnte. Egal ob diese Einschätzung für eine gebrenzte Zeit gilt oder ob man vom Totalversagen der Zivilisation ausgeht. Denn deswegen beschafft man sich ja Dinge, die man jetzt, im gewohnten Alltag, nicht braucht und für die man deswegen auch gerne schief angeguckt wird, um es mal vorsichtig zu formulieren.
    Aber nichtsdestoweniger zeigt es doch, dass man zuversichtlich ist, dass ein Leben noch möglich sein wird und, was noch viel wichtiger ist, dass dieses Leben es wert ist, jetzt so viel Arbeit in die Vorbereitung zu stecken.
    Vielleicht gibt es auch ein paar übellaunige Misanthropen, die sich in ihrer "Burg" einigeln und denen sowohl jetzt als such im SHTF-Szenario die restliche Welt und deren untergang egal ist.
    Aber selbst bei denen sollte es wenigstens eine optimistische "Yay, ich bereite mich vor, damit es mir dann besser geht als den anderen Pennern"-Einstellung geben.


    Klar, die Nachrichten scheinen im moment nur noch zu frustrieren oder Belanglosigkeiten auszuwalzen und wenn man genauer nachbohrt, wie sich was weiterentwickeln könnte, oder nur mal ein wenig über den Tellerrand schaut und sich ansieht, wie Menschen anscheinend gerne miteinander umgehen, dann kann man an der Welt verzweifeln, aber das "Preppen" an sich ist - auch wenn ich das Wort nicht mag -, doch ein Zeichen davon, dass man glaubt, dass es irgendwie weitergeht. Völlig egal, was auch passiert, man beißt sich durch.

  • Zitat von MausiMama;160100

    Jetzt zu leben und trotzdem den Crash erwarten? Informiert zu sein und dennoch nicht aufzugeben?...


    Ich erwarte den Crash nicht. Ich bereite mich auf (bestimmte) Risiken vor und das war es auch schon. Den meisten Verschwörungstheorien traue ich keine 3mm über den Weg.


    Wenn alles kollabiert, dann kollabiert es eben. Bis dahin kann ich mir immer noch Gedanken machen und hab für die ersten Wochen etwas mehr Reserven als andere.


    Es gibt auch ein Leben VOR der Krise!

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Hallo,
    Wenn ich das richtig gelesen habe, dann ist dein Mann kein Prepper, oder?
    Vielleicht würde es ihm helfen, wenn du ihn mehr in deine Vorbereitungen einbindest? (Bitte hilf mir das Regal aufstellen. Kannst Du mir bitte helfen dieses oder jenes zu tragen?)
    Ein Garten wäre sicher hilfreich.


    Natürlich sollte er auf jeden Fall zu einem Arzt gehen, denn Du allein wirst ihn da nicht rausholen können. Das Muß er von sich allein aus wollen, und die Hilfe eines Arztes wäre auf jeden Fall angebracht.


    Gruß
    Gerald
    PS.: Ich glaube keiner der sich mit dem Thema Vorbereitung befasst macht das aus Hoffnungslosigkeit. Denn dann würde er es ja nicht machen, ist eh umsonst.

  • Zitat von MausiMama;160115

    Mein Göttergatte war ja schon immer eher "Kellerkind". War nie der Unternehmungslustige oder so. (...)


    Zähle mich jetzt auch nicht zu den so Unternehmungslustigen, ich mein Chor-Gesang als Hobby zählt nicht gerade zu den Extremsportarten, oder?
    Aber ich hab immer meine Phasen, wo ich keinen Bock mehr hab und mich auf die erstbeste Idee versteife...


    Da fällt mir ein, Chorgesang, vielleicht wär das was? Wenn man sich nur etwas dafür begeistern kann und am Anfang etwas durchbeißt, dann macht das Spass!
    Die meisten Chöre suchen Händeringend nach Sängern, da isses dann nicht so wichtig, dass man nicht so gut singen kann. Singen kann man schließlich lernen, ist wie beim Sport, es ist unwahrscheinlich, dass man ein Star-Tenor oder Weltathlet wird, aber auf hohem Niveau in der Kreisliga ist für jeden machbar! Und die Bierchen nach dem Chor sind natürlich nicht zu verachten...


    Zitat von MausiMama;160115

    Ihm machen eben solche Themen wie Ungerechtigkeit, ect sehr schwer zu schaffen. Mit mir kann er gut reden, wir wissen beide, dass das Leben dunkle Seiten hat, nur ist er eben auch der typische Mann, der bei Problemen nicht aktiv Kommunikation sucht, sondern sich einigelt. Dass das problematisch ist, weiß er selbst.


    Ich kann mich noch genau an meinen Lehrer in der FOS erinnern, Buchhaltung:
    "Herr Kesselbrut, auch wenn Sie denken das Leben ist ungerecht und nicht ausgewogen, so sage ich Ihnen, dass stimmt nicht. Am Ende ist wie bei der Buchhaltung, ist die Bilanz nicht ausgeglichen macht Ihnen die Revision die Hölle heiß!"


    Ansonsten, ist vielleicht doch eine Therapie oder Austausch mit Anderen nicht verkehrt...

    Du heil'ger Veit von Staffelstein,verzeih mir Durst und Sünde.

  • Holt euch auf jeden Fall Rat von einem Psychologen. Meist sind die Ursachen ganz woanders zu suchen als in der scheinbar ersichtlichen Situation die eine solche depressive Phase ausmacht. Je eher ihr euch Hilfe holt, um so schneller wird das vorbeigehen, wenn ihr nix macht oder daran selber rumdoktort kann sich das zu einer richtigen Depression ausweiten. hatte eine Ex-Freundin von mir und das war für sie selber wie für alle anderen Beteilligten auch ziemlich furchtbar. Je schneller ihr das angeht um so besser. Vielleicht holt man damit deinen Mann auch generell aus seinem kellerdasein heraus und das Leben im Allgemeinen wird für euch nach einer entsprechenden Therapie angenehmer. Nicht zu lange warten, die Löcher in die die Leute dann immer mehr abrutschen werden manchmal immer tiefer. ich wünsch euch viel Glück, dass ihr die Situation gut meistern könnt. Aber das Wichtigste hab ihr ja bereits: ihr könnt gut miteinander reden.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Hi, Mausimama!


    Zunächst muß ich da den Vorrednern größtenteils beipflichten.
    Und: auch ich finde es toll, daß Du hier offen über Deinen Mann redest und ihm helfen möchtest.


    Mir erscheint es, daß Dein Mann mit seinen Gedanken sich im Kreis dreht und sich seine eigenen
    Befürchtungen durch zb. zusätzlichen Informationserwerb noch bestätigt.
    Diese Befürchtungen gälte es mal zu konkretisieren und abzuwägen.
    Es ist nicht alles furchtbar und wir steuern nicht auf Katastrophen zu, die nicht zu bewältigen wären.
    Der Mensch an sich ist ein irrsinnig zähes Konstrukt, welches sich sehr schnell auf Situationen einzustellen
    weiß. Deswegen gibt es uns heute noch überhaupt, trotz zahlreicher Hungerkatastrophen, Epidemien,
    Überflutungen, Kriegen usw.


    Es ist NICHT so, daß man nichts machen könnte. Sich hoffnungslos ergeben muß, egal wie trist die Situation ist.
    Vor allem nicht, wenn diese Situation noch gar nicht da ist.


    Genieße den Tag! Carpe Diem!
    Auch in den schlimmsten Krisen wurde gefeiert wurden Liebesbande geknüpft, gab es Zusammenhalt,
    gab es glückliche Momente und schöne Stunden.


    Ihr habt ein Kind, seid eine Familie, er hat eine Frau, alleine das sollten schon Voraussetzungen sein,
    daß man sich miteinander die Zeit schön macht und füreinander da ist und die Zeit genießt.
    Auch wenns mal regnet und Meteoriten hagelt. Oder der Bankomat kein Geld ausspuckt und
    marodierende Hungrige durch die Straßen ziehen. Gerade dann.


    Man sollte sich nicht von einem kleinen Atompilz am Horizont hindern lassen einen Apfelbaum zu pflanzen.
    :lachen:


    Ich übertreibe, aber ich denke, Du kannst schon mit meinen Worten was anfangen.


    Abseits dessen: natürlich kann das Verhalten Deines Mannes endogenen Ursprungs sein.
    Daß er schlicht gesagt erkrankt ist, die Spiegel der Neurotransmitter zu hoch, oder die Synapsen
    nicht so arbeiten, wie sie sollten.
    Heißt: der Ursachen können viele sein, ein Besuch beim Onkel Doc wäre hilfreich.
    Man kann natürlich darüber streiten, was jetzt krankhaft ist, was normal,
    und es gibt genügend Leute, die ihren Alltag wunderbar bewältigen können,
    obwohl sie in einem düsteren Lebenskonzept sich befinden und der Welt nichts mehr abgewinnen können.
    Da Du Dir aber Sorgen machst, ist es für mich ein Zeichen, daß es sich nicht um eine kurzfristige
    Episode handelt, wo sich Dein Mann selbstständig wieder zu motivieren weiß.


    Sogar wenn er vollkommen gesund wäre, kann es hilfreich sein, sich mal "die Sorgen" von der "Seele"
    zu reden, in dem er mal bei einem Psychotherapeuten/psychologisch geschulten Fachkraft vorbeischaut.
    Es klingt vielleicht abstrus, aber vielfach herrscht der Gedanke vor, daß wäre rein Kranken vorbehalten.
    Die 10000en Coaches und Berater lehren uns aber anderes.


    Viel Erfolg.


    Ciao,
    Occam

    "Alle, außer mir, haben sich verirrt!"... Indiana Jones

  • Zitat von MausiMama;160100


    Wie schafft Ihr das? Also das irgendwie zu trennen? Jetzt zu leben und trotzdem den Crash erwarten? Informiert zu sein und dennoch nicht aufzugeben?


    Bin zwar einigermassen informiert aber habe ein dickes Fell – vielleicht weil ich mit Krieg und Krisen in den Medien, privaten Krisen aufgewachsen bin (Jahrgang 62). Das preppern ist bei mir eher bescheiden, hat aber schon seinen Stellenwert. Allerdings will ich auch Spaß (jeder Junge braucht ein Spielzeug, auch wenn er schon über 50 ist). Was soll ich mit einer Lebensversicherung (z. B. 20 Riesen, die in 15 Jahren deutlich weniger wert sind) wenn ich mir dafür jetzt einen Oldtimer kaufen kann (Spaß inkl. Wertanlage). Außerdem gehen viele Leute vor erreichen der Auszahlung in die Kiste.


    Das Thema Depression wurde ja schon angedeutet. Mehr möchte ich auch nicht tun, da wenig Ahnung vom Thema. Aber da ist was faul. Was würde passieren wenn etwas schlimmes in nächster Nähe abläuft? Z. B. dein Mann wird arbeitslos oder das Kind wird schwer krank.


    Ich bin ja auch eher ein Kellerkind und nicht sonderlich unternehmenslustig – bsw. hasse ich Spielabende. Bin aber auch gleichzeitig aktiv wenn es ums Hobby geht. Dann geht es mit 'nem 69er Mustang (dauergrinsen während der Fahrt) auf div. Treffen mit netten Leuten. Hat dein Mann nicht eine fixe Idee (hobbymässsig) im Kopf?


    Wird das Verhalten von deinem Mann schlimmer oder bleibt es auf einem Level? Wenn er alles schwarz sieht, wie geht es ihm damit? Ich hatte in jungen Jahren auch mal so eine Phase – konnte aber trotzdem ‘n nettes Grillfest oder so was mitmachen. Wer leidet denn mehr von euch zweien? Vielleicht solltet ihr zusammen mal 'nen Psycho-Doc aufsuchen – bitte nicht falsch verstehen.


    Außerdem musst du dich um dich kümmern – sonst wird deine Verzweiflung größer und kontraproduktiv. Und habe Geduld und Kraft – wird schon. Zum Crash: Ich sehe schon die Headline im Fokus, Ausgabe 2024: "Die Angstmache des Jahrhunderts". Aber wer weiss.


    Gruß, Thomas

  • Zitat von occam;160142

    (...)


    Sogar wenn er vollkommen gesund wäre, kann es hilfreich sein, sich mal "die Sorgen" von der "Seele"
    zu reden, in dem er mal bei einem Psychotherapeuten/psychologisch geschulten Fachkraft vorbeischaut.
    Es klingt vielleicht abstrus, aber vielfach herrscht der Gedanke vor, daß wäre rein Kranken vorbehalten.
    Die 10000en Coaches und Berater lehren uns aber anderes.


    Stimmt, es muss nicht unbedingt der Onkel Doc mit den Pillen sein, ein geschulter Psychotherapeut kann vielleicht schon weiterhelfen, Gedankenanstöße geben und sollte es dann notwendig sein auch zum Doc weiterleiten, als Fachmann kann der Therapeut das viel besser einschätzen!


    Einer meiner Kumpels ist Psychotherapeut, der sagt immer er ist nicht der Irrendoktor, sondern der moderne Beichtvater ohne die Ganze Schuld & Sühne Nummer, eben jemand mit Ausbildung zum Zuhören...

    Du heil'ger Veit von Staffelstein,verzeih mir Durst und Sünde.

  • Das ist eine gefährliche Geisteshaltung die schnell in einer ausgewachsenen Depression münden kann. Ob Du selbst was dagegen tun kannst oder ob ihr die Hilfe eines Fachmannes braucht , kann ich natürlich nicht beurteilen.
    Tatsache ist ,dass er offen und ehrlich zu sich selbst Bilanz ziehen muss, täglich. Beim Aufstehen die Frage , was bringt der Tag für mich, auf was freue ich mich. Oft sind das Kleinigkeiten, aber mit solchen Kleinigkeiten hangelt sich der normale Bürger durchs Leben. Das Leben bringt ja nicht jeden Tag ein Feuerwerk.
    Sollte diese Frage mit "nichts" beantwortet werden (was dann als undankbar angenommen werden wird) ist es Zeit erhebliche Änderungen in seinem Leben vorzunehmen.
    Es gab nie eine Zeit die besser war als heute. Es drohte entweder der erste Weltkrieg, der zweite Weltkrieg oder der Atomkrieg als Folge des Kalten Krieges.
    Ein Zusammenbruch des Euro, oder der große Stromblackout sind dagegen Kleinigkeiten und sicher kein Grund sich sein Leben zu verdriessen.
    Prepping macht man ja WEIL man sein Leben liebt und WEIL man weitermachen möchte. Immer in der Hoffnung ,das man es niemals brauchen wird.

  • Zitat von MausiMama;160100

    Doch in letzter Zeit mache ich mir sehr große Sorgen um meinen Mann. Er zieht sich immer mehr zurück, resigniert, sieht alles, vieles schwarz, weil ja eh alles Sch.. ist, weil eh alles den Bach runtergeht und er als kleiner Mann nix gegen tun kann, weil er nichtmal gegen soziale Ungerechtigkeit in unserem Umfeld oder seiner Arbeit schafft, anzugehen ...
    Habe das Gefühl, erresigniert, er kann nichts positives erkennen (auch wenn er natürlich weiß, dass es ihm relativ gut geht, wir beide haben Arbeit, gesundes Kind, wohnen in ner netten Gegend).
    Wie schafft Ihr das? Also das irgendwie zu trennen? Jetzt zu leben und trotzdem den Crash erwarten?


    Hallo MausiMama,


    es fällt mir schwer zu antworten, weil ich Eure Situation / die Deines Mannes nicht kenne.


    Vorab: Da ich kein Arzt/Psychologe bin, will ich jetzt mal bewusst nicht auf eine Erkrankung wie Depression eingehen, die in fachkundige Hände gehört.



    Ich beobachte das von Dir geschilderte allerdings häufig sowohl im privaten Umfeld (Kollegen, Bekannte) als auch in Medienberichten, nach denen ja auch hinter jeder Ecke der Weltuntergang lauert, während ich in sog. Schwellenländern, mit denen ich beruflich viel zu tun habe, bei Menschen, denen es materiell nicht so gut geht und die in deutlich unsichereren Verhältnissen leben, was ihre wirtschaftliche Zukunft angeht, sehr viel mehr Lebensfreude und Optimismus beobachte.


    Ich wage eine These: Unsere psychische Befindlichkeitsstörung heisst Wohlstand. Stell Dir vor, hinter Dir steht ein Sternekoch mit Küchenbrigade, der eigens dazu abgestellt ist, Dir jeden Menüwunsch, Du musst ihn nur äussern, in erstklassiger Qualität auf den Tisch bringt. Ich behaupte, Du wirst das 14 Tage lang geniessen, dann wirst Du es ein halbes Jahr lang als gegeben hinnehmen, spätestens nach einem Jahr hast Du Gewichtsprobleme und Dir ist jede Freude am Essen vergangen.


    Dagegen - wenn Du bei einem Trip durch die Wüste tagelang nichts anderes getrunken hast als 30 °C warmes Wasser aus Kanistern - dann ist ein Schluck kühles, frisches Wasser aus einer Quelle was richtig gutes.



    Und was ist schon die langsam zum Modewort avancierte "soziale Ungerechtigkeit"? Natürlich kann ich darüber lamentieren, dass irgendein Investmentbanker Millionenboni einfährt, während ich mich für mein erheblich darunter liegendes Gehalt, das mir dennoch ein angenehmes Leben ermöglicht, anstrengen muss. Ich kann allerdings auch realistisch feststellen, dass es mir nicht nur im Vergleich zur Masse der Weltbevölkerung supergut geht, sondern dass ich auch nach mitteleuropäischen Einkommensstandards gut dastehe. Alles eine Frage der Betrachtung.


    Zitat von MausiMama;160100


    Wie schafft Ihr das? Also das irgendwie zu trennen? Jetzt zu leben und trotzdem den Crash erwarten?


    Auch hier kann ich nur für mich persönlich reden. Ich erwarte den Crash nicht, ich bin nur auf die "dummen Zufälle" des Lebens vorbereitet, weshalb ich genau deswegen das Leben nicht so schrecklich ernst und mit einem guten Schuss Humor nehme. Wenn dann mal tatsächlich etwas schief läuft, okay, ich habe vorher dran gedacht, weiss was zu tun ist und habe die Mittel dazu. Die Sache ist keine Katastrophe, sie ist eine Panne, die man ebenso meistert wie eine Sturmfront beim Segeln.


    Auch der "kleine Mann" - auch so ein neumodisches Schlagwort das man immer häufiger in den Medien liest und das eine nicht vorhandene Hilflosigkeit suggeriert - kann mehr tun als er denkt. Ich kann z.B. keine Energiepolitik auf nationaler oder gar europäischer Ebene machen. Ich mag die derzeitige Energiepolitik für beliebig kurzsichtig halten, ohne viel dagegen tun zu können. Aber ich kann mich sehr bequem und relativ kostengünstig auf 14 Tage Blackout vorbereiten.


    Oder als Segler - ich kann als "kleiner Segler" das Wetter nicht beeinflussen, aber ich kann lernen, wie man einen Sturm rechtzeitig erkennt, sich darauf vorbereitet und ihn abwettert, Sicherheit an Bord und Navigation eingeschlossen.


    Meint


    Matthias


    P.S. Ob bei Deinem Mann nun Schwarzmalerei dahinter steckt oder mehr - Du kennst ihn am besten. Da können wir Foris Dir keinen persönlichen Rat geben.

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Hallo zusammen


    Die Angelegenheit als aussenstehender und nicht Mediziner ist schwierig, daher lasse ich mal eine Diagnose ........


    Ich möchte berichten als direkt betroffener, nicht selber sondern meine Frau hatte vor 1 Jahr eine beginnende Depression.
    Als aussenstehender ist man sehr machtlos und kann vieles nicht verstehen.


    Wichtig sind viele Punkte!


    Zuerst muss die betreffende Person erkennen, dass Hilfe nötig ist. ABER das ist für betroffene nicht immer klar.
    Denn die betroffene Person hat nicht unbedingt das Gefühl dass was nicht stimmt.


    Es ist das um einen herum das nicht stimmt ...........,


    Dieser Punkt wurde auch angesprochen, der betreffende dreht sich im Kreis.


    Gutes Zureden und drängen ist nicht für alle geeignet, denn der Druck auf, sagen wir mal Patienten wird meiner Meinung nur noch grösser.
    Übertriebene Fürsorge hilft genau so wenig ......., verstärkt den Druck und das Gefühl nicht verstanden zu werden noch mehr.
    So nach dem Prinzip "mit mir ist alles in Ordnung, weiss gar nicht was Du hast?"


    Bei uns war es professionelle Hilfe die eine Wende und ein "erkennen" ausgelöst hat.


    Was kann das auslösen?


    Bei "meiner Patientin" waren es einige Faktoren ........, zum einen die idiotische Beschleunigung in der Berufswelt, geschäftliche Umbrüche. Die Angst nicht mehr zu genügen ..........


    @ MausiMamma


    Forsche doch da mal nach ........


    In solchen Situationen wiegen dann auch familiäre Sachen schwerer ......., war bei uns der Fall. Denn die Eltern meiner Frau hassen mich ein "bisschen".


    Dann kommt das eine zum anderen.


    Wie gesagt, keine Anleitung sondern einfach persönliche Erfahrungen und Einschätzungen.


    Aber es ist schon Scheisse, wenn es einem lieben Menschen schlecht geht und man ist irgendwie hilflos.


    Ein Jahr ist um ........., die Probleme zum Glück aber auch.


    Viele Grüsse, Ernst