Nächtliche Walderkundung

  • Hallo zusammen,


    letztes Wochenende hatte ich lust Kleidung und Ausrüstung die schon lange herum lagen, gezielt auszuprobieren.
    Dazu gehörten:
    -Daggerline Recon Anorak
    -Helikon Urban tactical pants
    -Helikon Alpha Fleece Jacket
    -Helikon Unterwäsche
    -Blackhawk Battle Bag (mit allerlei Gegenständen drin)
    -Nachtsichgerät Vectronix
    -CH Kampfstiefel


    Der Rundgang in der Dunkelheit verlief ziemlich gut, bis ich mich verlaufen habe. :staunen: Aber der Wald war mir bisdahin unbekannt. Ich hatte mich zu sehr auf meinen Orientierungsinn verlassen und gedacht wenn ich nicht mehr weiss wohin, dass mir mein Smartphone (Onlinekarte) schon helfen wird.


    Aber da wurde ich eines Besseren belehrt. Natürlich kein Internetempfang und die vielen Wege und Kurven, haben mich irritiert. Mein Ziel war kreisförmig zu laufen und an den Anfangspunkt zurück zu gelangen. Als ich dachte ich wär kurz vor dem Ziel, stand auf dem Wegweiser die Ortschaft, die genau auf der anderen Seite des "Berges" liegt. Super... Es ist ein sehr komisches Gefühl nicht mehr zu wissen wo man ist, bzw. danach wusste ich es. Jetzt einfach 180 Grad umzudrehen kommt nicht gut.
    Zum Glück hatte es eine Kartentafel in der Nähe und so war ich gerettet. Das wichtigste : Keine Nerven verlieren!

    Anfangs habe ich das Nachsichtgerät benützt, ein feines Gerät, sehr teuer aber perfekt. :Gut:
    Es ist so klein und leicht das man es gar nicht bemerkt. Allerdings ist es für das Auge mühsam sich ans grüne Licht und die Dunkelheit zu gewöhnen.


    Die Kleidung war sehr zu meiner Zufriedenheit, vorallem der Anorak. Er erfüllte alle Kriterien.
    Der Battle Bag merkt man mit der Zeit wegen dem ungepolstertem Riemen.
    Tiere waren auch immer anwesend aber, aber nur hörbar. Ausser einmal, als mich leuchtende Augen beobachteten.




    Gruss el p.

  • Hallo el Presidente


    Dass ist eben die Praxis und nicht mehr Theorie.:face_with_rolling_eyes:


    gruss unabhäniger

    „Im Krieg ist die Wahrheit das erste Opfer“

  • Passiert und eine solche Erfahrung ist bei gutem Ausgang lehr- und hilfreich. :face_with_rolling_eyes:


    *Klugscheissmodus an*
    Tipp 1: Offline - Karten aufs Smartphone laden
    Tipp 2: Karte (und wenn nur ausgedruckt) und Kompass mitnehmen.
    *Klugscheissmodus aus*


    Nach einer ähnlichen Erfahrung (lange her, ohne Smartphone, nur Überschätzen meines Orientierungssinns im unbekannten Wald:peinlich:) lauf ich in nicht bekannten Gegenden nie mehr ohne mindestens eins, meist immer mit beidem (vor allem Papierkarte) los.



    Legend

  • Hallo el preseidente,


    was lernen wir aus Deinem hochinteressanten Beitrag?


    Sowas wie ein "natürlicher Orientierungssinn" ist ein Mythos. Wer sowas z.B. Naturvölkern zuspricht, der hat nur nicht begriffen, an welchen Geländemerkmalen sie sich orientieren. Derartige Pannen sind mir auch schon mehrfach passiert, bis hin zu einer ziemlichen Fehlleistung in der Sahara.


    Orientierung ist ein aktiver Vorgang, der ständig mehr oder minder bewusst geistig mitlaufen muss.


    Auf eine Orientierungshilfe hast Du anscheinend verzichtet: Den Sternenhimmel. Auch im Wald komme ich mal auf Lichtungen mit Blick auf den Himmel, selbst bei massiver "Lichtverschmutzung" in Grossstädten kann ich zumindest helle Konstellationen wie die Andromeda, den Grossen Wagen oder im Winter den Orion ausmachen.


    Meint


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Ja das nächste mal nehme ich eine lokale Karte mit und einen Kompass muss ich auch besorgen.
    Danke für den Tipp mit den Sternen. Ich kenne zwar einige Sternbilder und den Nordstern auch aber die Bilder sagen mir sonst nicht viel. Auch wenn ich kilometerweise laufe bleiben die Sternbilder am gleichen Ort.


    Ich hätte gern mehr über die Kleidung etc. berichtet. Aber ich war ja "beschäftigt"... :zany_face:

  • Nun, jetzt hättest Du ja auch Gelegenheit über die Ausrüstung zu sprechen!
    :)
    Würde mich auf jeden Fall interessieren.


    Ja, in der Nacht schaut alles gleich ganz anders aus.
    Da kann man sich schon nach wenigen Metern verlaufen...
    :face_with_rolling_eyes:


    Ohne Licht ist es allerdings wirklich grausam sich im Wald (fast hätte ich Dschungel geschrieben) zu bewegen.
    Es gibt ja viele Stellen, die sind dermaßen dunkel, daß man sich sogar nur vorantasten kann, oder nur wenige Meter
    weit Umrisse erkennt. Das macht die Orientierung im Wald nicht gerade leichter.


    Deswegen ist die Vorarbeit (wenn möglich) so wichtig.
    Damit man Orientierungspunkte bekommt.
    Das können auch Ansteigungen oder Gefälle sein, die man ja doch wahrnimmt.
    Ansonsten ist ein Kompass natürlich Pflicht.


    Vielleicht magst ja auch über das Nachtsichtgerät etwas schreiben?


    Ciao,
    Occam

    "Alle, außer mir, haben sich verirrt!"... Indiana Jones

  • Zitat von el presidente;163435

    Auch wenn ich kilometerweise laufe bleiben die Sternbilder am gleichen Ort.


    Der Nordstern bleibt(bis auf ein schlingern) immer am selben Ort(auf unsere Zeiträume gesprochen).
    Wenn sie immer am selben Ort bleiben dann läuftst du ja fast im Kreis bzw. rechts herum ^^:kichern:

  • Einer der wichtigsten Ausrüstungsgegenstände ist eine absolut klare nicht getönte Schutzbrille. Die Anzahl der Augenverletzungen nach solchen Nachtmärchen/Wanderungen ist erschreckend hoch.
    Eine Mütze mit mittellangem Schild (ähnlich Gebirgsjäger) hat auch schon manchen Unfall verhindert ,weil bei langsamer Bewegung erst der Mützenschirm vor das Hindernis kommt, dann erst das Nasenbein.
    Wer es nicht glaubt, ausprobieren.

  • Ja, das ist ein wichtiger Hinweis.
    Ich habe meistens die Waffe so gehalten, daß sie Zweige abhielt.
    Oder eine Hand in etwa der Höhe gehalten.

    "Alle, außer mir, haben sich verirrt!"... Indiana Jones

  • Ein Kompass und ein gute Karte sollte bei solchen Aktionen natürlich Plicht sein.


    Die Frage, die man sich aber ehrlich selber stellen sollte ist, kann ich damit auch wirklich gut umgehen? Bin ich in der Lage meine Position zu bestimmen? Kann ich im Gelände Entfernungen richtig einschätzen? Wie viele Schritte benötige ich für 100 Meter? usw. Das sollte bei Tageslicht sorgfältig geübt und dann bei Nacht im bekannten Gelände ausprobiert werden. Nur dann funktioniert das auch in Stresssituationen (z.B. Flucht).


    Das Display vom Smartphone ist im offenen Gelände kilometerweit zu erkennen und verrät meine Position. Auch, wenn ich die dunkelste Einstellung wähle. (Nebenbei - selbst die Glut einer Zigarette ist kilometerweit zu erkennen!). Ausserdem müssen sich die Augen ständig von extrem hell auf dunkel umgewöhnen.


    Es ist also auch eine Herausforderung die Karte zu lesen, ohne dass ich meine Position durch das Licht der Taschenlampe o.ä. verrate. Auch das sollte vorher mal geübt werden.

  • Zitat von el presidente;163422


    -Nachtsichgerät Vectronix
    Anfangs habe ich das Nachsichtgerät benützt, ein feines Gerät, sehr teuer aber perfekt. :Gut:
    Es ist so klein und leicht das man es gar nicht bemerkt. Allerdings ist es für das Auge mühsam sich ans grüne Licht und die Dunkelheit zu gewöhnen.


    Gruss el p.


    Hallo el presidente


    Könntest Du mal einen Fred mit einem Review Deines Nachtsichtgerätes eröffnen?


    Besten Dank


    Gruss
    Gandroiid

  • Meine Erfahrungen zum Thema Nachtmarsch im Wald sind etwas anders aber eben auch unter anderen als den geschilderten Bedienungen.
    Freiwillig war ich noch nie Nachts im Wald, nur wenn es aus welchen Gründen auch immer zu spät geworden ist. Ich kenne den Wienerwald in meiner Umgebung wie die berühmte Westentasche und die meisten Bäume haben Namen von mir bekommen :grosses Lachen:. Absolut kein Problem den Weg zu finden aaaaaaber der Teufel steckt im Detail.
    Auch wenn Wienerwald nach harmlosen spazierenschlendern klingt ist es doch so das ein falscher Tritt Dich schnell in eine Schlucht und aus dem Leben befördern kann.
    Eine Wurzel an die Du nicht denkst und Du bist ausser Gefecht gesetzt-im Ernstfall ist es dann aus. Also entweder Taschenlampe oder Wald im Dunkeln meiden.


    Nachtsichtgerät würde natürlich auch gehen aber ehrlich gesagt ein Gutes will und kann ich mir nicht leisten-also darum Taschen/Stirnlampe.


    LG Wolfgang

  • Hallo zusammen


    Tja das kann jedem mal passieren .......


    Ich sehe es so!


    Wer noch keinen Kompass besitzt und sich noch einen beschaffen muss, hat der hat noch einen weiten Weg vor sich.


    Wer Karte und Kompass im Rucksack hat der ist noch lange nicht am Ziel.


    Wir arbeiten gerne mit GPS ......, vergleichen auf unseren Touren immer wieder Erkenntnisse von Kompass mit Karte und unserem GPS!


    Ernüchternd, wirklich.


    Aber was der pure Hass ist, ist das Smartphone! Mit welchem Betriebssystem auch immer.


    Immer dann wenn Du es brauchst ist entweder der Empfang schlecht oder die geladene OSM ist fürn Arsch.


    Navigation ist wirklich die Königsklasse.


    Viele Grüsse, Ernst

  • Welchen Kompass würdet ihr dann empfehlen?


    jonn


    PS: Navigation mit Kompass und Karte muss geübt sein, wir waren auf einer Tour durch Norwegen, ich mit zwei BW Ausbilder, tagsüber in einen Schneesturm gekommen, man hat nichts mehr gesehen, die beiden haben navigiert, diese haben viele Rekruten ausgebildet, aber nie in einer richtigen Stressituation navigiert, wir waren nachher 15km falsch gelaufen....

  • Zitat von jonn68;163530

    Welchen Kompass würdet ihr dann empfehlen?.


    Recta DP10


    der absolute Luxuskompass, Prismenoptik für Peilung auf 30 Bogenminuten und Klinometer inbegriffen.


    Meint


    Matthias


    der tatsächlich schon mal, aus eigener Dummheit in der Sahara verirrt, den DP10 zur "Astronavigation für Arme" gebraucht hat, um eine Idee zu haben, wo er ist.

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Zitat von jonn68;163530

    Welchen Kompass würdet ihr dann empfehlen?


    jonn


    PS: Navigation mit Kompass und Karte muss geübt sein, wir waren auf einer Tour durch Norwegen, ich mit zwei BW Ausbilder, tagsüber in einen Schneesturm gekommen, man hat nichts mehr gesehen, die beiden haben navigiert, diese haben viele Rekruten ausgebildet, aber nie in einer richtigen Stressituation navigiert, wir waren nachher 15km falsch gelaufen....


    Hi, jonn!


    Alles, wo "Recta" oben steht.
    :face_with_rolling_eyes:


    Weil wir gerade lustig am Geschichten erzählen sind, Deine hat mich an eine von meinen Stories erinnert:
    Ich war dazu verdonnert mit zwei Rekruten durch unwirtliche, unbekannte, Waldlandschaft zu pilgern, bewaffnet mit einem kleinen
    Kartenausschnitt (veraltet und ungenau), und natürlich ohne weitere Hilfsmittel wie zb. Kompass.
    :crying_face:
    Der Jammer war, ich hätte gerne Wegstrecke abgekürzt, aber da ging es leider sehr, sehr steil bergab und ich wollte
    die Beiden dazu nicht nötigen, weil wir uns eventuell Verletzungen dabei zugezogen hätten...
    (ich hatte eine ähnliche Situation während meiner Ausbildung wo wir über einen Steinbruch abgekürzt haben,
    von oben natürlich. Ich hatte mir genau bis zu dem Zeitpunkt damals gar nicht vorstellen können, daß das überhaupt möglich ist.
    Meinem Ausbildner damals war das Nüsse. Wenns nicht möglich ist, wirds halt möglich gemacht. Aber ich war ja selbst schuld,
    daß ich damals dort war...war halt dann eine Mischung zwischen Skifahren und Bergsteigen, nur ohne Ski und ohne Seil und
    natürlich nur abwärts und das recht rasch und na, ja...wir sind halt unten angekommen. Ich kann mich nicht an den ganzen
    Abstieg erinnern.)
    Das wollte ich den Beiden jedenfalls nicht zumuten, da sie als Systemerhalter nicht wirklich Interesse an dem netten Waldspaziergang
    hatten.
    Tja, somit mußten wir den ganzen Spaß umgehen, auch so kann mal ein Tag drauf gehen.
    :lachen:


    Ps: Weil ich schon im Kramen von alten Geschichten bin:
    Es ist schon mal eine Erfahrung wert, wenn man zb. irgendwo ausgesetzt ist und zu einem Punkt gelangen muß,
    allerdings ohne Hilfsmittel und Kenntnisse der Landschaft, ohne Karte, ohne Kompass dafür mit
    der kleinen Zusatzerschwerung, daß man auch nicht mit den Kameraden reden darf und Wasser sowie Nahrungsaufnahme
    nur aufgefordert erfolgen darf. Das kann die Welt schon mal ein bißchen auf den Kopf stellen.
    (Vor allem, wenn man einfach nicht weiß, wie lange man braucht um das Ziel zu erreichen. Also man sich Kräfte gar nicht
    einteilen kann.)
    So etwas kann ich aber im kontrollierten Rahmen schon empfehlen. Ist, wie gesagt, eine Erfahrung wert.
    Dann freut man sich wirklich, wenn man dann wieder mal eine Karte in den Händen halten darf...und Kompass...Hurra, das ist wie ein Lottogewinn.


    Ciao,
    Occam

    "Alle, außer mir, haben sich verirrt!"... Indiana Jones

  • Hallo @ll,


    Und wenn ihr einen Kompass benutzt Denkt bitte daran das sich kein Metal in der Nähe ist,oder im schlimmsten Fall ein Magnet.


    Dazu auch eine kleine "Nette" Geschichte...


    Ende der 80er in Grafenwöhr( Grosser Truppenübungsplatz in Bayern)


    ca.um 1600h kam ein Funkspruch:" Hier 224,ich weiss nicht wo ich bin,ich weiss nicht wohin ich muss,Hilfeeee!!!


    Das komplette Battalion,alles was Fuhr suchte nach dem Fachdienstoffizier von der Inst,ca.2130h fand ich ihn,im Hintersten Eck des Trübpl,Karte auf dem Motor,Kompass obendrauf,und der Motor Lief schön nebenher!!!


    ...ohne Worte

  • Zitat von Isuzufan;163511

    ist es doch so das ein falscher Tritt Dich schnell in eine Schlucht und aus dem Leben befördern kann.
    Eine Wurzel an die Du nicht denkst und Du bist ausser Gefecht gesetzt-im Ernstfall ist es dann aus. Also entweder Taschenlampe oder Wald im Dunkeln meiden.



    LG Wolfgang


    Vermeidung von Einsätzen nachts steht bei mir ganz oben auf der Massnahmen-Liste. Die Unfallgefahr ist extrem hoch, wie die Praxis auch bei der Truppe immer wieder gezeigt hat.


    Selbst MIT Taschdenlampen ging kaum eine Übung ohne Verletzungen aus, die im Ernstfall einen oder mehrere Teammitglieder zumindest in der Leistung am Folgetag (erheblich) eingeschränkt hätten.
    Stolpern,stürzen, in Erdlöcher treten, abrutschen, Verstauchungen,Fingerbrüche, Gesichtsverletzungen..immer war mehr oder weniger was dabei.
    Das zeigt wie wenig leistungsfähig der Mensch im Dunkeln ist.

  • In der Nacht mit Kompass und Karte unterwegs zu sein bringt auch nicht sooo viel weil ja die Landmarken mangels Licht unsichtbar sind. Und Astronavigation benötigt Sterne. Von der Komplexität mal abgesehen. :face_with_rolling_eyes: Den Nordstern bestimmen zu können halte ich schon für sehr wichtig. Aber wenn man sich in unbekanntem Gelände nicht verirren möchte bedeutet das sowieso, dass ich mich ständig mit meiner aktuellen Position befasse. Sich darum erst zu kümmern wenn man sich schon verirrt hat ist dann auch zu spät.


    Zum Thema Orientierung hatte ich vor ein paar Wochen ausgerechnet auf dem Hausberg massive Probleme. Durch die Rodung des Gipfels habe ich mich oben nicht mehr zurecht gefunden. Und das bei Tageslicht.


    Wirklich verirrt habe ich mich natürlich nicht. Aber schon witzig, wie unterbewusst man die Umgebung abspeichert und bei einer Orientierung nutzt.

    I feel a disturbance in the force...