Medizinische Eingriffe selbst durchführen?!

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  • Moin Andreas, moin @ll,


    Zitat von AndreasH;225213

    Mir drängt sich da grad noch eine Frage auf ,Leute mit Fachwissen vor :


    Bei vielen sterilen Einwegartikeln ist ein Verfallsdatum drauf...Handschuhe,Wundauflagen,Einwegspritzen,ect..EXP 20XX )


    Meiner Laienmeinung nach müsste man das doch vernachlässigen können so lange die Verpackung unbeschädigt bzw. dicht ist..oder mache ich da einen üblen Denkfehler ?


    Lass mich so antworten:
    "Hmmm, Jaaa ... Jeiiin..." :face_with_rolling_eyes:


    Nun, so ganz daneben ist Dein Gedankengang nicht - so ganz richtig aber auch nicht.
    Bei Verbandmaterial ist es so, dass es genug Beispiele gab / gibt, die Deine Gedanken Bestätigen. Seien es Funde in alten Bunkern beider Weltkriege, wo Sanitätsmaterial die Zeiten überdauert hat und noch steril und verwendbar war. Sei es ein Artikel über Arbeitssicherheit bei der Bahn wo ein alter "Pflasterkasten" vorgestellt wurde, der noch aus der Zeit der Oldenburgischen Eisenbahn stammte und in dem auch zwei Packungen sterile Kompressen aus der Ursprungsausstattung "überlebt" hatten, die sich in der Überprüfung als steril und verwendbar herausstellten.
    Die Firma Söhngen hat erst so um 1999 / 2000 herum ein Verfallsdatum auf Kundenwunsch hin eingeführt. Davor gab es keins, genau mit der von Dir genannten Begründung. Keime können sich halt nicht durch eine unbeschädigte Verpackung bohren...


    So weit, so gut. Bei anderen Einweg- bzw. Sterilmaterialien würde ich das nicht unterschreiben. Hier gibt der Hersteller für den genannten Zeitraum auch eine Garantieaussage ab! Will sagen, bei sachgerechter Lagerung sagt der Hersteller, dass sein Produkt dann auch sicher funktioniert.
    Nehmen wir als Beispiele, dass die Spritze "dicht" ist, der Spritzenstempel nicht "zerbröselt" der Cuff des Tubus Druck hält (wird vor der Benutzung dennoch geprüft...) etc.


    Schön zu sehen ist das bei den Larynxtuben der Firma VBM:
    - Die Einwegmodelle haben ein Verfallsdatum. Einzeln steril verpackt, mit Funktionsgarantie etc. - aber auch nur bis zum Verfallsdatum!
    - Die Mehrwegmodelle haben nur ein Produktionsdatum und eine Chargenangabe. Die können original Verpackt "ad infinitum" gelagert werden und sind deutlich solider gefertigt. Da ist der Anwender allerdings auch aufgefordert, die Dinger vor Gebrauch immer zu prüfen und entsprechend den Herstellervorgaben nach Gebrauch aufzubereiten.


    Bei den von Dir genannten sterilen Handschuhen ist das Problem noch augenfälliger: Die schützen den Patienten durch Sterilität *UND* Patient & Behandler durch Dichtigkeit. Diese ist jedoch durch Materialalterung limitiert. Und hier bewegt sich der Anwender nur auf der sicheren Seite, wenn das Verfallsdatum eingehalten wird.


    Zurück zum Ausgangspunkt - um es einfach zu machen:


    Wenn Du steriles Verbandmaterial nach Ablaufdatum an Dir selbst anwendest "kräht da kein Hahn nach" - tust Du dies an einem anderen - evtl. einem Schutzbefohlenen - und es kommt zu einer Infektion bist Du der gelackmeierte ...


    Ich hoffe, ich habe die Frage umfassend beantwortet und die Probleme transparent gemacht.


    Schönen Abend


    Christian

    Hier wird das Licht von Hand gemacht ... und der Motor gehört nach hinten!

  • Hallo,


    ich rate als medizinischer Laie dringend ab. Meine Kenntnisse gehen maximal bis zur Wundversorgung, wo auch schon mal eine Naht oder das provisorische Schienen eines Bruchs mit Sam Splint dazugehört.


    Eine subkutane oder intramuskuläre Injektion würde ich mir auch noch zutrauen, aber wozu? Ich habe keine entsprechenden Medikamente


    Alles andere? No Go! Ich hätte keinen Ahnung von der Op-Technik und ich fürchte auch keine Ahnung von wirklich sterilem Arbeiten! Schon gar nicht, wie ich Komplikationen wie Blutungen ans Stehen bringen könnte!



    Meint


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Zitat von ksbulli;225274

    Moin Andreas, moin @ll,


    Ich hoffe, ich habe die Frage umfassend beantwortet und die Probleme transparent gemacht.


    Moin Christian,vielen Dank für Deine ausführlichen Antworten,hab wieder was dazugelernt !


    Die nicht altersresistenten Dinge bei uns werde ich dann doch mal neu anschaffen ( ist ja nicht soo der Geldbetrag) .

    Aus dem Norden von DE bzw. dem Süden von ES gesendet

  • Ich glaube man muss an die Frage anders rangehen. Soll heißen lohnt es sich überhaupt für einen Laien auch nur irgendetwas über normale Erste Hilfe und Wundverbände zu machen?! (Bzw. lohnt es sich für den Patienten)


    Nehmen wir mal an, man hätte ein relativ gut ausgerüstetes Krankenzimmer bei sich zuhause oder am SO. Einige haltbare Medikamente wären vorhanden, andere, z.T. wichtige OP-relevante Mittel nicht, vor allem keine Medikation/Ausrüstung zum Setzen einer Vollnarkose. Ansonsten ist steriles oder zumindest sehr sauberes (so gut wie man es eben mit Desinfektionsmitteln etc. hinbekommt) OP-Besteck und Verbands- und Nahtmaterial (auch spezielles für die verschiedenen Gewebeschichten) vorhanden.


    Auch verfügt man über potente und verschiedenartige Antibiotika in Ampullen um schwere Infektionen, evtl. ausgelöst durch den Eingriff mit nicht 100% sterilem Werkzeug oder möglicher Kontamination in einer keimbehafteten Atmosphäre behandeln zu können.


    Darüber hinaus ist Grundwissen über die verschiedensten Schnittmethoden und OP-Verfahren gegeben. Zusätzlich kann bei unklarer Lage zumindest die Theorie anhand von einschlägiger Lektüre aufgefrischt werden. Auch ist der Umgang mit einem Elektrokauter (Verschliessungs-/Schnittbrenner) theoretisch bekannt und ein solches Gerät vorhanden.


    Weiterführende medizinische Geräte, vor allem zur Diagnose (Ultraschall, Röntgen, Überwachungsmonitore etc.) oder lebenserhaltende Geräte und Notfallequipment z.B. zum Intubieren, Beatmen oder Defibrillieren sind nicht vorhanden.


    Gehen wir ferner davon aus, dass der potenzielle Patient im Voraus mental darauf eingestellt war, solche Eingriffe auch ohne Vollnarkose über sich ergehen lassen zu müssen. (Bei Kindern sicherlich schwierig)


    Was würdet Ihr Euch also zutrauen bzw. würdet Ihr in Erwägung ziehen Euch entsprechend vorzubereiten, wenn auch nur theoretisch und durch Bücher, Videos etc.?


    Chirurgie ist für für meine Begriffe ein Handwerk. Natürlich eines, welches z.T. sehr filigran ausgeführt wird, manchmal aber auch sehr ruppig. Auch verzeiht es idR keine Fehler.


    Wenn man also in einer schrecklichen Krise festsässe und wirklich kein Arzt oder Chirurg auffindbar wäre, würde ich es wahrscheinlich versuchen. Natürlich nur dann, wenn ich wirklich sicher wäre, dass der Patient ohne Handeln es auf jeden Fall nicht schaffen würde.


    Es ist eine schwere Frage, vor allem wenn ein Familienmitglied betroffen ist. Aber was bleibt als Alternative?


    Macht es Sinn sich solch eine "Krankenstation" inkl. theoretischem Wissen zuzulegen, oder sollte man nach dem Motto leben: "Gar nicht erst krank werden oder einen Unfall haben"? Und ist das Risiko in einer Krise nicht proportional wesentlich höher solche "Dienste" zu brauchen? Auf der einen Seite ist die med. Versorgung von aussen futsch, auf der anderen Seite lebt man durch die herrschenden Um-/Zustände viel gefährlicher als zu normalen Zeiten.


    Ich muss ganz ehrlich sagen, dass dieses S+P Thema für uns am schwierigsten zu meistern/einzuordnen ist und das trotz medizinischem Beruf von meiner Frau.


    LG Buschmann

  • Ich will es mal versuchen:


    Als Laie Weiterbilden und Material vorhalten? Definitiv!


    (Dabei muss man natürlich nach Sinn und Verstand handeln. Der Privat-OP wird sich hier wohl für die wenigsten lohnen. Vllt lohnt sich so etwas aber "genossenschaftlich" in euren Breitengraden)


    Als Laie operieren? Definitiv nicht!


    Als nicht Arzt (nicht Chirurg) operieren? Vielleicht...


    Was heißt vielleicht?
    Vielleicht heißt, dass man es praktisch (!) können muss. D.h. man muss es unter Berücksichtigung der theoretischen Grundlagen unter Aufsicht einer qualifizierten und erfahrenen Person erlernt und wiederholt durchgeführt haben. Hierfür muss man nicht grundsätzlich studiert haben, auch wenn es serh hilft, gerade um die (eigenen) Grenzen besser einschätzen zu können, da man doch ein ganz anderes Wissen um Anatomie, Pathophysiologie und alles was schief gehen kann hat. Das ist häufig das Problem des sog. med. Hilfs-/Assistenzpersonals, da sie aufgrund mangelnder Tiefe, bzw Breite in diesen Bereichen was sie sehen nicht immer zu 100% richtig einschätzen können. So wird man manchmal dazu verleitet etwas mutmaßlich technisch simples auch tatsächlich als"einfach" einzuschätzen. Das ging mit vor meinem Studium, auch während nach meiner Ausbildung auch so. Das ist nicht als Vorwurf zu sehen - das liegt an der Ausrichtung/den Schwerpunkten der entsprechenden Ausbildung. Sonst wäre es ja schließlich keine Ausbildung, sondern ein Medizinstudium + Facharztweiterbildung.


    Wer kann diese Bedingungen also erfüllen? Nicht viele, genauer gesagt wohl die wenigsten.


    Ich habe in Afrika selber gesehen, wie nicht Ärzte zB bauchchirurgische Eingriffe wie die Appendektomie (= Entfernung des sog. Blinddarms) durhcgeführt haben. Technisch wie gesagt eine reine Übungssache. Trotzdem hat man das fehlende Grund- und Hintergrundwissen bemerkt und die Komplikationsrate intra- und auch postoperativ war entsprechend hoch. Ebenso war es eine mittlere bis große Katastrophe zu sehen, wie Komplikationen intraoperativ (zB Blutungen, Verletzungen von Darm und anderen Strukturen) (nicht) beherrscht wurden.
    Und diese Assistant Medical Officers /Surgical Technologists haben eine zwei Jährige Clinical Officer Ausbildung + Berufserfahrung + 3 Jahre Weiterbildung zum A.M.O. + ggf. weitere Spezialisierung (Zeiten und Ablauf variieren je nach Land/Modell). Da kommt also einiges an Erfahrung zusammen, auch wenn man die dortige Aus-/Weiterbildung keinenfalls mit der hiesigen vergleichen kann - weder was die Tiefe, noch die Qualität angeht.


    Geht es nicht auch einfacher? Grundlegende Vorkenntnisse + Buch/Anleitung?
    Nein.. geht es nicht! Alleine die Definition von "Vorkenntnisse". Was ist das/Was heißt das? Was versteht der Einzelne darunter. Würde man hier einen zumindest einigermaßen befriedigenden Konsens unter Fachleuten anstreben, wäre man von Inhalt- und Umfang sicherlich wieder bei einer regulären Berufsausbildung oder darüber. Das als Laie oder mal so nebenher als Hobby zu machen/erreichen ist illusorisch.
    Warum ein Buch/theoretische Vorkenntnisse/Anleitung nicht reichen, habe ich in meinem vorhergehenden Beitrag ausgeführt.
    Jeder, der schon mal ein Skalpell in der Hand gehabt hat, weiß was ich meine. Man schneidet nicht mal so eben in einen Menschen hinein.


    Gibt es jetzt gar keine Ausnahme?
    Doch. Sicherlich. Es gibt immer Situationen in denen man sich entscheiden muss: Leben oder Tod. In solchen definitiven entweder-oder-Situationen würde ich auch einem "Laien" nicht vollkommen absprechen als letztes Mittel zum Skalpell zu greifen. Man sollte sich dabei allerdings bewusst sein, dass die Chancen nicht gut stehen. Die würden bei so einer Do-It-Yourself-Aktion selbst unter besten Bedingungen schon sehr schlecht stehen (nicht 50:50, sondern eher 1:100 ode rnoch geringer). Hat man aber nun so eine Tod oder Leben Situation, geht es dem Patienten aber schon so sehr schlecht. Die Wahrscheinlichkeit von intra- und perioperativen Komplikationen steigt damit (selbst unter besten Bedingungen und durchgeführt durch einen erfahrenen Chirurgen) nochmal deutlich - erst recht, wenn ein Laien-(Auf)Schneider ans Werk geht. Nicht umsonst gib es bei uns Schwerpunkt- und Maximalversorger mit erfahrenen Fach-/Oberärzten und Intensivstationen im Hintergrund.
    Als letztes Mittel in einer es geht nichts mehr Situation vielleicht (!) eine Option. Das "Gelingen", d.h. Überleben des patienten dürfte aber auch dabei Glückssache bleiben.

    Take care!

  • Zitat von Buschmann;225296

    Ich glaube man muss an die Frage anders rangehen. Soll heißen lohnt es sich überhaupt für einen Laien auch nur irgendetwas über normale Erste Hilfe und Wundverbände zu machen?! (Bzw. lohnt es sich für den Patienten)



    Hallo Buschmann.


    ich meine es lohnt nicht. Ich habe eine recht gute Erste Hilfe Ausbildung. Ich würde sagen: Wundversorgung? Kann ich!


    Medikamente? Ich habe keine Anästhetika, keine injizierbaren Antibiotika, keine Ringerlösung als Volumenersatz und erst recht nicht das ganze Gelump, das den Arbeitsplatz eines Anästhesisten umgibt, von der Intubation bis zum EKG-Monitor, bei Kreislaufstillstand ist da auch mal ganz schnell 5 mg Atropin verfügbar (habe ich auch nicht)


    Schnitttechniken: Kenne ich bei Fischen und Wild. Aber da kommt es ja auch nicht mehr drauf an. Die sind tot und fertig für die Küche.


    Aber bei einem Menschen? Eine Schlagaderblutung als Unfallverletzung würde ich mit einem Kompressionsverband, notfalls mit einem Tourniquet stoppen. Aber eine intraoperative Blutung? Ich hätte keine Peilung!


    Ich kenne meine Grenzen!


    Meint


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Ich bin selber Arzt, würde mich sicher nicht trauen eine OP durchzuführen, weil ich es schlicht und einfach nicht gelernt habe. Mal etwas zu nähen, schienen oder einen Gips anbringen OK, oder einen Abcess sauber machen, in der Grössenordnung kann ich machen.


    Nun wenn der Patient so oder so sterben wird, kann man es versuchen aber sich nicht wundern das man nachgeholfen hat,

  • Zitat von moleson;225396

    Ich bin selber Arzt, würde mich sicher nicht trauen eine OP durchzuführen, weil ich es schlicht und einfach nicht gelernt habe. Mal etwas zu nähen, schienen oder einen Gips anbringen OK, oder einen Abcess sauber machen, in der Grössenordnung kann ich machen.


    Nun wenn der Patient so oder so sterben wird, kann man es versuchen aber sich nicht wundern das man nachgeholfen hat,


    Hallo Moleson,


    aber das ist doch auch vieles für einen halbwegs geschultem Ersthelfer machbar.


    Eine Platzwunde beim Segeln an Bord, der nächste Arzt ist sieben Tage weg. Natürlich näht man sich da die Wunde mit Bordmitteln. Schienen? Da habe ich mir mal in einem "Crash Course" von einem Sani den Umgang mit Sam Splints zeigen lassen.



    Meint



    Matthias

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    Benjamin Franklin (1775)

  • Zitat von moleson;225396

    Nun wenn der Patient so oder so sterben wird, kann man es versuchen aber sich nicht wundern das man nachgeholfen hat,


    Ich glaube, wenn absehbar ist, dass der Patient im Sterben liegt und es sich dann sogar noch um ein Familienmitglied handelt, dann würde man doch alles versuchen um dieser Person zu helfen, oder? Selbst wenn einem bewusst ist, dass man vielleicht nichts ausrichten kann oder die Situation soweit es geht noch verschlimmert. Jedoch ist es sicher schwierig für einen Laien die Situation überhaupt richtig einzuschätzen. Dazu möchte ich ein Beispiel nennen.


    Ich hoffe folgender Vergleich wird nicht als makaber oder unangebracht von euch gewertet.


    Als Buschmann mich vor 1,5 Jahren mitten in der Nacht weckte, weil etwas mit unserem Bernersennen-Hund nicht stimmte, da habe ich kurz ratlos dagestanden und wusste überhaupt nicht, was ich machen sollte. Er hatte starke permanente Krämpfe bzw. Zuckungen. Ich habe dann meine Tierärztin in Deutschland angerufen und während ich mit ihr telefoniert habe bin ich auf schnellstem Weg zum Krankenhaus gefahren um Infusionslösungen, hoch dosiertes Cortison etc. zu besorgen. Ich habe ohne Probleme alles bekommen, doch noch während meiner Rückfahrt kam der Anruf von meinem Mann, dass unser Hund gestorben sei.


    An diesem Beispiel sieht man, auch wenn es sich hierbei um ein Tier handelte und nicht um einen Menschen, dass man sicherlich in solch einer ernsten Situation alles unternehmen würde, um den Patienten zu retten.


    Im Nachhinein war mir klar, dass es eh zu spät war und ich nichts mehr machen konnte.


    Doch natürlich wäre es toll gewesen, wenn ich gewisse Medikamente vorrätig gehabt hätte um schneller handeln zu können. Deshalb halte ich es für sinnvoll, sich soweit es geht vorzubereiten, denn auch wenn man die Situation falsch einschätzt, hat man dennoch vielleicht hinterher das Gefühl, dass man alles getan hat, was man konnte.


    Lg


    Buschfrau

  • Eine Frage in die Runde.


    Im Internet habe ich versucht Garn und Nadeln zu finden, was aber ohne Erfolg war.
    Meine Intention ist NICHT Albert Schweitzer nachzuahmen, sondern "die unangenehm große Schnittwunde und kein Arzt ist zu erreichen" selber zu nähen.
    Als medizinischer Laie aber sehr wohl nähen könnend traue ich mir das an mir selber zu. Benötige aber den Ratschlag welches Garn und welche Nadeln woher zu beziehen wären. Es sind ja dazu auch die kleinen Mengen die nur benötigt werden ...


    Danke vorab für eine Antwort und


    Grüße aus dem Hessenland
    odenin11

  • @odenin, dazu gibt es schon div. Fäden (haha). Einfach mal "chir. Nahtmaterial" googlen. "Die" richtige Größe gibt es nicht.
    Hab da abe rmal einen recht umfassenden Beitrag zu geschrieben, was geeignetes Material angeht. LG

    Take care!


  • Hi Odenin11,


    ich habe mein Material von 4 Lieferanten.


    1. Apothekerin meines Vertrauens
    2. Hausarzt
    3. Tinovamed http://www.tinovamed.ch
    4. DocCheck https://www.doccheckshop.de/ wie z.b. https://www.doccheckshop.de/Praxis/Verbands-Nahtmaterial/Wundverschluss/?cat=suggest&searchparam=wundver



    Viele Grüsse

  • Ich habe mir mal so eine Zeitlang meine Gedanken zu diesem Thread gemacht und viel abgewägt.


    Letztendlich komme ich zu dem Schluss, daß man oft ja gar nicht weiß, was der Kranke hat.
    Eine Blinddarmentzündung kann nahe liegen - die Schmerzen können aber auch andere Ursachen haben. Und sei es Kolliken oder ein Darmverschluss oder sonstiges.
    Und da aufs gerade wohl als Laie zu operieren - :anxious_face_with_sweat:...ohoh...


    Ich möchte damit sagen, das es ohne entsprechende Diagnostik und als Laie sehr oft nicht möglich ist, zu erkennen um was es sich handelt.
    Viel zu viele Krankheiten haben asymptomische Zeichen, auch der Blinddarm hält sich oft nicht an das Lehrbuch...
    Sehr hilfreich ist da eben das Labor, aber dies hat man ja nicht zwingend in der Hosentasche dabei :face_with_rolling_eyes:.
    Oder das Röntgen, oder das CT,...



    Nun ja - und jetzt vielleicht noch ein paar harte Worte, die man aber immer bedenken sollte - gehen müssen wir alle irgendwann und irgendwie :traurig:.


    Bitte nicht falsch verstehen!!! Ich helfe immer und sicher über Grenzen hinaus - aber irgendwann ist es nicht mehr möglich und dann ist die letzte Begleitung das richtige.
    Und diese letzte Begleitung kann sich auch in Kleinigkeiten manifestieren, z.B. trockene Lippen eincremen, den Mund befeuchten, die Hand halten und einfach da sein. Ihr wißt schon...


    LG von der Survival, die Krankenschwester ist

    ~ Nunquam Non Paratus ~

  • Liebe Survival,


    Danke!!!


    Fühle Dich umarmt, Du hast mir aus der Seele geschrieben, was ich nicht so gut und treffend hätte formulieren können ...


    Herzliche Grüße


    Christian

    Hier wird das Licht von Hand gemacht ... und der Motor gehört nach hinten!

  • Oder um es mal mit den Worten eines sehr klugen Oberarztes den ich an solchen Stellen immer gern zitiere. Er sagte bei mir als ich ein junger Frischling auf unserer Intensiv war:


    "Jung, wir können nicht immer gewinnen. Das is wie beim Poker. Wenn das Ende da ist muss man sich auch mal die Niederlage gegen den Sensemann eingestehen und vor allem die Karten nicht knicken und auf den Tisch werfen. Die Karte kann als letztes was dazu!"


    Und das ist eben das wichtige, dass man nicht den Patienten darunter leiden lässt

  • Hallo Zusammen,


    das ist ein Thema, das ich lange meinte (speziell für meine Reisen) auch als Laie unbedingt beherrschen zu müssen, und auch erlernen zu können.


    Ich habe massenhaft Fachliteratur gesammelt und auch gelesen, einen sehr kleinen Teil möglicherweise sogar verstanden.
    Ich bin aber, je mehr ich mich in die Materie eingearbeitet habe, in etwa zu dem selben Schluss gekommen wie die Fachpersonen in den vorhergegangenen Posts.
    (War aber sicher keine verlorene Zeit, interessant war und ist es alle mal)


    Was ich meine machen zu können, ist alles was im Buch "http://%22http//www.amazon.de/…6%22?tag=httpswwwaustr-21", wie auch von Moleson erwähnt, steht. Die Reiseapotheke habe ich demnach auch ziemlich genau nach deren Empfehlungen, zusammen mit meinem Hausarzt, zusammengestellt. Mit einigen kleinen Änderungen, Ergänzungen oder Hinweisen von ihm (z.T. speziell auf mich bezogen) .
    Dieses Buch brauche ich in erster Linie als Nachschlagewerk, die Reiseausgabe habe ich mit, und kann es gross Teils nicht auswendig.


    Ein kleiner Nachteil hier, es ist natürlich eher auf wärmere Regionen und deren Krankheiten ausgelegt. Auch die Erste Hilfe ist meiner Meinung nach nur sehr rudimentär.


    In http://%22http//www.amazon.de/…W%22&tag=httpswwwaustr-21sind natürlich sehr viele Sachen, welche in erster Linie der Aufklärung der weniger gebildeten Leute dienen, gekürzt.


    Zu erwähnen wäre an diese Stelle auch noch „ http://%22http//www.amazon.de/…R%22&tag=httpswwwaustr-21“. Auch da, wie in der vorher erwähnten Originalausgabe, viel (für uns) Allgemeinwissen und deren Vermittlung, aber trotzdem einige sehr interessante Sachen.


    Als erweiterte Erste Hilfe (zusätzlich zu gängigen Kursen) finde ich „http://%22http//www.amazon.de/…6%22?tag=httpswwwaustr-21“ sehr sinnvoll, da sich die für Laien sinnvollen Massnahmen und Risiken je nach Situation unterscheiden können: Urbanes Gebiet > RTW ist in kurzer Zeit da, Unterwegs > Rettung und ev. Evakuierung dauert länger, Expedition > Evakuierung sehr schwierig und dauert sehr
    lange.


    Alle diese 3 Bücher haben sich anscheinend bereits bewährt und, sehr wichtig, sind für Laien geschrieben!
    Denn für mich als Nichtmediziner ist es mindestens ebenso schwierig wie die
    korrekte Behandlung oder Diagnose selbst das einschätzen zu können wo meine Grenzen überhaupt liegen!
    (Ich habe hier manchmal das Gefühl einigen ist das nicht so ganz bewusst, dass man als Fachunkundiger die Grenzen gar nicht kennen kann)


    Natürlich horte ich auch medizinisches Material und Gerät. Aber ich gehe auch davon aus, dass dieses hier bei uns eher zur Mangelware werden können als das alle Ärzte plötzlich
    ausgestorben sind.


    Viel wichtiger als die Überlebenschancen im Promillebereich zu erhöhen finde ich da noch
    die Anmerkungen von Survival und Thehamster: Zu wissen was man palliativ tun kann um Leiden zu lindern.
    (Aus diesem Grund gibt es in meinem Garten auch so schöne blassrosa Blumen)



    Grüsse, Gresli

  • Ich (medizinischer "Nasenbär") denke es ist wichtig - soweit dem Laien überhaupt möglich - von Fall zu Fall abzuwägen.


    Wenn der "Patient" ohne Eingriff auf jeden Fall, also unweigerlich sterben würde, vielleicht noch eines qualvollen Todes, dann mag es berechtigt sein eine Operation durchzuführen.
    Anders ausgedrückt kann der Patient bei einem laienhaften Eingriff (bei dem alles nur erdenkliche schiefgehen kann) vielleicht eine kleine Überlebenschance haben, ohne Laienhaften Eingriff überhaupt keine.


    In einem solchen Fall - und nur in einem solchen - mag eine OP durch einen Laien eine gewisse Berechtigung haben.
    Hier stellt sich aber wiederum die Frage ob ein medizinischer Laie das überhaupt abschätzen kann!!!


    Der Extremfall - also kein Arzt und keine sonstige Hilfe vorhanden und auch später nicht in Aussicht - natürlich vorausgesetzt.




    Gruß vom Nasenbären


  • Hallo,


    ich bin auch so ein "medizinischer Nasenbär" und genau deswegen traue ich mir die Abwägung nicht zu.


    Was ich mir zutraue, das ist einen Patienten bezüglich Wunden zu versorgen und in seinen Vitalfunktionen bis zum Eintreffen kompetenter Sanis / Arzt zu unterstützen.


    Als Hochsesegler (der nächste Doc ist 500 sm weg) habe ich nun schon eine nicht ganz schlechte EH-Ausbildung in Sachen Wundversorgung und Akuterkrankungen, ich darf auch als Schiffsführer auf See aus der Bordapotheke rezeptpflichtige Medikamente verabreichen, aber vielleicht genau deswegen kenne ich meine Grenzen als "medizinischer Nasenbär".....


    Eine OP an Bord? Niemals! ich würde mit allen Mitteln versuchen, den Patienten solange zu stabilisieren bis auf den Mayday der Seenotrettungskreuzer oder der SAR-Hubschrauber ankommt!


    Viele Grüsse



    matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Zitat von Nasenbär;225818

    Wenn der "Patient" ohne Eingriff auf jeden Fall, also unweigerlich sterben würde, vielleicht noch eines qualvollen Todes, dann mag es berechtigt sein eine Operation durchzuführen.


    Da liegt aber schon der Hund begraben. Vor die Therapie haben die Götter die Diagnose gestellt. Wenn man ne sichere Arbeitsdiagnose hätte könnte man über einen operativen Eingriff nachdenken aber schon die Frage "Blinddarmentzündung" vs "Eileiterschwangerschaft" vs eine der viele anderen Differenzialdiagnosen des "Akuten Bauches" dürfte den Laien überfordern auch der Profi kommt da ins schwitzen und würde sich vermutlich in dieser Situation ein Ultraschallgerät und ein Labor wünschen, gerade wenn die Symptome nicht dem Lehrbuch entsprechen.


    Schon das Krankheitsbild einzugrenzen ist nicht ohne, von der Prognose ("sicher sterben würde") mal ganz abgesehen.

    IN LIBRIS LIBERTAS