Bewegen im öffentlichen Raum / eigenes verhalten und Kindererziehung

  • Heute ist ja in der Presse der Fall, wo ein Täter (deutschstämmiger Iraner laut JF) eine ihm unbekannte 20-jährige vor eine U-Bahn in Berlin geschubst hat, die Frau ist leider verstorben.


    http://www.welt.de/vermischtes…nde-U-Bahn-in-Berlin.html


    Da sich gefühlt solche Meldungen häufen in den letzten Jahren hab ich bei meiner Tochter als Verhaltensweise eintrainiert sich beim S- und U-Bahn-Fahren immer in der Bahnsteigmitte aufzuhalten und erst zur Bahnsteigkante zu treten, wenn der Zug eingefahren ist. Bei mir selber ist es so, dass ich mich seit bestimmt schon länger als 3 Jahren beim normalen "zu-Fuß-Laufen" in der Stadt häufiger umdrehe, um die Personen hinter mir halbwegs so gut das geht im Blick zu behalten.


    Habt ihr bei euren eigenen Bewegungsabläufen im öffentlichen Raum auch Änderungen (vielleicht auch unterbewusst) vorgenommen? Trainiert ihr euren Kindern bestimmte Verhaltensmuster an? Wenn ja welche?


    Freue mich über Input was ich selber noch verbessern kann.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Nachdem gestern Nacht eine Regionalbahn hier zwei Leute erfasst (und getötet) hat, die auf den Gleisen spazieren waren, frage ich mich, mit wie geschlossenen Augen mancher durch die Welt geht... :staun:


    Was mich selbst betrifft: Ich versuche, den schon in einem anderen Thread beschriebenen 360-Grad-Blick zu trainieren, Gefährdungen und Zufluchtsräume zu erkennen und meine 'Reiseroute' entsprechend zu legen. Das betrifft besonders dunkle Seitenstraßen in der Großstadt.

    Erklärter FDGO-Fan

  • Von den zwei toten Männern hier hab ich heute morgen auch gehört. Mein erster Gedanke war "wie kann man denn nur so dumm sein, nachts auf Gleisen spazieren zu gehen?!" Na, wer weiß, was die geritten hat.


    Zum Thema:
    Also einmal vermeide ich es eh, unnötige Fahrten in die Innenstadt zu machen. Dort steigt die Kriminalität seit September letzten Jahres, laut einem Zeitungsbericht, stark an. Und ich bin kein Fan von öffentlichen Verkehrsmitteln. Aber mit meinem Auto in die Stadt zu fahren, verkneife ich mir meistens. Wer die Parksituation in Aachen kennt, weiß warum.
    Also Strategie Nummer eins:
    Alles, was ich in der Stadt erledigen muss, sammeln, an einem Tag morgens hin, zack-zack, schnell wieder raus.
    Ansonsten alternative Einkaufsmöglichkeiten außerhalb der Stadt suchen, die man gut mit dem PKW erreichen kann.
    Oder gleich im Internet bestellen. Ich weiß, dass das dem lokalen Einzelhandel nicht zuträglich ist, aber man muss Prioritäten setzen, nich?


    Bin ich dann doch mal in der Stadt unterwegs...
    - trage ich praktische, flache, Schuhe, auf denen ich notfalls laufen kann. Das sollte man als Frau nie, nie unterschätzen.
    - habe ich grundsätzlich Pfefferspray dabei. Griffsbereit, versteht sich.
    - höre ich nie so laut Musik, dass ich die Umgebung nicht mehr wahrnehmen kann. Höre ich das Auto neben mir nicht mehr, ist sie offensichtlich zu laut.
    - schaue ich mich aufmerksam um. Wer steht da neben mir? Warum rennt der dahinten? Wird dahinten rumgeschrien? Geht von diesen Leuten Gefahr aus?
    - gehe ich bei Tag recht nah an Häusern, statt an der Straße. So stehe ich keinem im Weg und die Gefahr, auf die Straße zu stolpern oder gar geschubst zu werden ist geringer. Bei Nacht meide ich dunkle Gassen und gehe mittig, um nicht in Hauseingänge gezogen zu werden. Und zügig, aufrecht gehen. Außenwirkung beachten und immer brav umsehen. Idealerweise, ohne dabei paranoid zu wirken.
    - ziehe ich bekannte Gebiete unbekannten vor. Da weiß ich, wo ich notfalls hinrennen kann und wo was - oder wer - ist.


    Ich glaube, das war es soweit. Interessanter Thread, danke Bärti :)

  • Auch auf die Gefahr hin mich jetzt in die Nesseln zu setzen, aber ist das echt ein Thema für uns? Klingt jetzt etwas pietätlos, aber es sind auch früher schon Leute vor die U-Bahn geschubst worden, so what? Nur weil das diesmal ein Iraner war soll ich jetzt mein Verhalten ändern?


    Für mich sind solche Themen eher Indikator für die zunehmende Verunsicherung aufgrund der aktuellen Situation, auch hier bei uns im Forum. Denn ich sehe zumindest keinen Thread, der zum Beispiel den Typen thematisiert, der vor ein paar Monaten mit seinem Auto in die Passantengruppe gebrettert ist. Oder die diversen Typen, die schwere Dinge vom Autobahnbrücken werfen.


    Sind wir mittlerweile so ängstlich, dass wir jedes Verbrechen zum Anlass nehmen, unsere Lebensweise zu überdenken? Am Ende sitzen wir alle mit dem Messer zwischen den Zähnen am zugezogenen Fenster und beobachten durch den Vorhangspalt was draußen vor sich geht. Angst ist kein guter Berater... grade in der zunehmend aufgeheizten Situation ist mehr Gelassenheit imo eher das Gebot der Stunde. Nicht ins Bockshorn jagen lassen, Freunde.


    BTT, dass ich mich in der Bahnsteigmitte halte und nicht am Rand stehe, ist doch ein eigentlich selbstverständlich oder? Das hat mir schon meine Mama eingebläut... :winking_face: und ansonsten gilt: Augen aufmachen, genau hinschauen, mehr sehen :)

    Haben ist besser als brauchen.

  • Ich sehe das ähnlich wie Henry. Die Wahrnehmung, dass das Leben im öffentlichen Raum angeblich viel gefährlicher sei als früher, betrachte ich mit Skepsis. Die Kriminalitätsstatistik gibt das jedenfalls kaum her. In letzter Zeit wird die Kriminalitätsstatistik gerne mal in Zweifel gezogen. Kann man machen, kann man auch bleiben lassen. Vor allem sehe ich keine Alternative zur neutralen Bewertung. Das subjektive Empfinden kann man imho jedenfalls als Maßstab vergessen. Vor zehn oder 20 Jahren habe ich die Welt mit ganz anderen Augen als heute gesehen, habe mich anders in einem anderen Umfeld bewegt. Deshalb kann ich schlicht nicht vergleichen, ob es im Alltag gefährlicher geworden ist oder nicht.


    Davon unabhängig gilt natürlich heute wie früher, dass man bestimmte Verhaltensweisen einüben sollte. Natürlich stelle ich mich nicht direkt vorne an die Bahnsteigkante und auch nicht ganz vorne an den Bordstein an der Fußgängerampel. Natürlich habe ich in der Stadt keine Kopfhörer auf, weil dann ein Wahrnehmungskanal für meine Umgebung geschmälert wird. Natürlich laufe ich nachts nicht in irgendwelchen heruntergekommen Vierteln oder einsamen Ecken rum und bleibe nach Möglichkeit im Licht. Natürlich streichle ich nicht einfach fremde Hunde, etc. pp.


    Allerdings sind das alles keine Verhaltensweisen, die ich mir aus irgendwelchen Gründen aktuell verstärkt zulegen würde.

  • Außerdem wird hier ja immer mal gerne erwähnt, dass man sich vom Preppen den Spaß am Leben nicht verderben lassen soll. Ähnlich würde ich das mit Kindern im öffentlichen Raum sehen. Natürlich sollte man ihnen vernünftig umsichtiges Verhalten beibringen, aber keinesfalls das Gefühl einpflanzen, dass ständig irgendwelche schlimmen Vorfälle bevorstehen.

  • Genau Henry, daher auch meine Aussage im gesperrten Thread das die Presse aufpassen sollte mit der Bekanntgabe von zu vielen Details. Dem wird zuviel Relevanz beigemessen, es wird damit eine Atmosphäre geschaffen die nur in weiterer Gewalt mündet. Und natürlich trifft diese Gewalt die Falschen.


    Ich denke nicht das man aus gegebener Veranlassung nun sein Verhalten ändern muss. Umsichtiges Verhalten bewährt sich immer.

  • Im Prinzip ist es mir ziemlich egal, ob ich von einem Geistesgestörten oder Hooligan oder Taliban unter die Bahn geschubbst werde und welche Nationalität der Täter hat.
    Insgesamt habe ich in den Grosststädten zumindest in NRW das STARKE Gefühl ,dass sich die Sicherheitslage erheblich verschlechtert hat.
    Ob das durch die EU-Erweiterung kommt oder die Flüchtlingswelle ist für mich nicht ersichtlich.
    Ersichtlich ist nur das mir vermehrt Leute auffallen, die so aussehen oder sich so verhalten, dass ich das Gefühl bekomme besonders vorsichtig sein zu müssen.

  • Hallo,


    Zitat

    Ersichtlich ist nur das mir vermehrt Leute auffallen, die so aussehen oder sich so verhalten, dass ich das Gefühl bekomme besonders vorsichtig sein zu müssen.


    Ich denke das ist das Problem. Jemand sieht aus wie ein "Taliban auf Urlaub" und deshalb nehme ich mich in Acht vor ihm. Was er wirklich ist, ist mir nicht ersichtlich, aber Angst hab ich schon mal vorsichtshalber :)


    Tatsache ist, daß es über die letzten Jahre kontinuierlich mehr Ausänder im Straßenbild gibt. Der Trugschluß ist, daß mehr Ausländer auch automatisch mehr Gefahr bedeuten. (Aber unwohl fühlen wir uns sicherheitshalber trotzdem)


    Gruß
    Gerald

  • @Bärti


    Ein direktes Antrainieren erfolgt vielleicht nicht, aber die Acht auf verschiedene, eigentlich logische Verhaltensweisen, ist die letzten Jahre doch deutlich verstärkt.


    Ich laufe, wenn möglich, zum Beispiel nie auf dem Fussgängerweg am Straßenrand. Oder lasse mein Kind oder meinen Hund dort gehen.
    Immer soweit weg von der Fahrbahn wie möglich.
    Die Handtasche wird quer über dem Oberkörper getragen und befindet sicher eher vorne, denn hinten.
    Wenn ich im Auto sitze, verschließe ich die Autotüre - unser Wagen macht dies nicht automatisch.
    Schlüssel so in der Hand halten, dass er u.U. auch eingesetzt werden kann.
    Momentan steigert sich meine Achtsamkeit insgesamt durch unser SV - Training.
    Und da unser Sohn dieses auch macht, erhoffte ich mir, dass er von dort Sachen annimmt, die er als Pubertier von seinen Eltern verweigert...:peinlich:


    Insofern - ja, ich verändere mein Verhalten, beobachte, genau wie Du vermehrt meine Umgebung. Bei meinem Sohn muss ich momentan eben die Verantwortung abgeben - aber ich hoffe, dass die Vorbildfunktion ankommt.


    LG von der Survival die auf weitere Anregungen auch gespannt ist!

    ~ Nunquam Non Paratus ~


  • Och da geht es weniger um Ausländer oder Inländer. Es ist das Verhalten der Leute, die Art wie sie sich benehmen oder eben die mangelnde Zielstrebigkeit, dieses sinnlose Herumlungern scheinbar ohne Ziel.
    Der Typ der neben mir am Gate des Flughafen sitzt und schwitzt wie ein Bär obwohl es kühl ist und dabei mit zitternden Händen den Koran liest. Hat der nur Flugangst ??? Oder ???
    Der Typ der gerade das fünfte mal an mir und meinem Koffer mit hellwachen beobachtenden Augen am Bahnsteig vorbeigeschlendert ist. Schwer in Worte zu fassen.

  • Servus Zusammen,


    viel geändert hat sich bei mir/uns nicht. Ich bin in Köln geboren und aufgewachsen, einer Metropole mit ziemlich vielen Bahnhöfen. Solange ich zurück denken kann, kam es immer wieder mal zu solch traurigen Ereignissen- egal ob fremd- oder selbstbestimmt.


    Über viele Jahre hinweg bin ich mit dem Zug aus dem Rhein-Sieg Kreis nach Köln gependeltund habe mir zwei Regeln eingeprägt, die ich nun auch an meine Kinder weitergebe:


    1.: Niemals an der Bahnsteigkante stehen. Es muss gar keine Absicht dahinter stecken, aber wenn ca 500 Menschen in den selben Zug einsteigen wollen, gibt es nunmal Gedränge.


    2.: Wo Geschrei, Lärm etc. ist, bin ich möglichst weit entfernt. Gerade in Großstädten eskalieren solche Situationen.


    Mehr ist es nicht; es sind die selben Regeln wie vor 25 Jahren.


    Unsere (Previval)regeln können für Kinder und die meisten Jugendlichen nicht angewandt werden; es fehlt an Lebenserfahrung, Konzentrationsfähigkeit und dem nötigen feinen Gespür.


    Liebe Grüße


    Semper Fi

    Geht los!!!

  • Also Jungs und Mädels...


    Die Zeiten waren schon immer schlecht und meist hat man das Gute in den schlechten Zeiten erst im Nachherein gesehen. Möglicherweise sollten wir mal wieder auf die Verhaltensweisen zurück gehen, welche es vor irgendwelchen Warnapps und elektronischer Vorsichtsmeldern gegeben hat. Einfach den gesunden Menschenverstand (sofern vorhanden) walten lassen und sich dementsprechend verhalten. Gemordet, geraubt und sonstiges wurde auch schon früher, mal war es sicherer, mal weniger. Und die Menschheit hat dies bisher überlebt.


    Vielleicht ein kleiner Einblick wie das bei uns in der Schweiz, vor allem auf dem Land so läuft:


    Wenn eine Person, ein Fahrzeug oder auch ein Ereignis stattfindet, welches nicht im normalen Tagesablauf üblich ist, dann wird erst mal kritisch gemustert, je nach dem auch nachgefragt. Daher kommt wohl auch der Eindruck, die Schweizer seien "kantig".


    Jedenfalls ist dies sicherlich eine der Art und Weisen, wie man sich verhalten kann. Aber irgendwelche Paranoia, Panik oder Angst sind sicherlich fehl am Platze. Dunkle Gassen, unsichere Viertel, dunkle Gestalten - alles nichts neues.

  • Zitat von Jaws;259181


    . Dunkle Gassen, unsichere Viertel, dunkle Gestalten - alles nichts neues.


    Nö, die Qualität ist gleich geblieben nur die Quantität hat sich eben gefühlt vervierfacht.

  • Hoi zäme


    Habe ich nur das Gefühl oder ist das etwa der fünfte Thread in den letzten drei Monaten wo es um die eigene Aufmerksamkeit im öffentlichen Raum geht?
    Ist das wirklich notwendig?


    Gruess, Anti

  • Zitat von Anti;259188

    Hoi zäme


    Habe ich nur das Gefühl oder ist das etwa der fünfte Thread in den letzten drei Monaten wo es um die eigene Aufmerksamkeit im öffentlichen Raum geht?
    Ist das wirklich notwendig?


    Gruess, Anti


    Nein, sicherlich nicht. Scheint aber ein Thema zu sein, was die Menschen zur Zeit vermehrt beschäftigt.

  • Zitat

    Nö, die Qualität ist gleich geblieben nur die Quantität hat sich eben gefühlt vervierfacht.


    Du schreibst es Witchcraft: Gefühlt.


    Was dieses Gefühl auslösen kann ist dass die Nachrichten an Quantität und Geschwindigkeit mit immer besserer Breitbandverbindungen zunehmen.

  • Ich habe, bis auf dem Kauf eines RSG, mein Verhalten nicht geändert. Nie käme es mir in den Sinn auf das Telefon starrend durch die Gegend zu laufen. So lange ich zurückdenken kann (ich bin Ü40), scanne ich mein Umfeld - auch beim Autofahren (z.B. Steinewerfer auf der Brücke).


    Gut, mittlerweile öffne ich wenn ich auf die Arbeit fahre nicht mehr die Rolläden im Erdgeschoss - da ich keine Eigentumsumwandlung erleben möchte. Ich wohne ca. 20km von der nächsten Kreisstadt entfernt, bis auf die die Einbrüche hier im Dorf fühle ich mich noch ziemlich sicher. Großstädte meide ich, wenn ich dort hin muss nutze ich mein Fahrzeug und vermeide öffentliche Verkehrsmittel.


    Das RSG führe ich bei Spaziergängen immer mit, jedoch nicht weil ich Angriffe von Menschen befürchte - eher von herrenlosen bzw. nicht angeleinten Wauwaus im Wald.

  • Zitat von witchcraft;259194

    Nein, sicherlich nicht. Scheint aber ein Thema zu sein, was die Menschen zur Zeit vermehrt beschäftigt.


    Das sehe ich ganz genau so. Aber um das Forum sauber zu halten, könnte man dann einen der bestehenden Threads nutzen.
    Oder gibt es einen triftigen Grund warum das separat sein soll Bärti?


    Gruess, Anti

  • Das wichtigste zuerst :


    Nicht mit einer " Angst" im Hintergund arbeiten.


    Du kannst Deiner Tochter nur erklären das es wichtig ist immer und überall aufmerksam zu sein,aber nicht ängstlich.


    "Ängstlich" sieht man nach Aussen hin,das fällt auf.


    Selbstbewusst und wach ist ide Ansage.


    Du kannst evtl. da ansetzen das das ganze Elektronik-Zeugs nichts für unterwegs ist,das es Aufmerksamkeit raubt.
    Bring ihr bei das n i c h t s das über Whatsapp,FB,Snapchat und Co reinkommt so wichtig ist das es erlaubt unterwegs dafür Aufmerksamkeit zu opfern.


    Sprich auch mit ihr darüber das die Leute von der Bundespolizei und der Hochbahnwache nicht nur zur Deko da sind. Evtl mal mit ihr dort hingehen und ein Gespräch führen,das halt klar wird das man die Leute auch bei einem Verdacht das etwas nicht stimmt oder komisch ist ansprechen kann.

    Aus dem Norden von DE bzw. dem Süden von ES gesendet