Mögliche Auswirkungen eines kurz- oder längerfristigen Ausfalls des Internets

  • Aufgrund einiger kürzlich aufgetretener Vorkommnisse, mach ich mir derzeit Gedanken, was für Auswirkungen ein Ausfall einzelner oder aller Internetdienste in der heutigen Zeit nach sich ziehen könnte.


    Konkret spreche ich u.a. von diesen Meldungen hier:
    https://www.schneier.com/blog/…6/09/someone_is_lear.html
    http://www.heise.de/newsticker…Dienste-lahm-3357289.html


    Ich rede jetzt auch nicht davon, dass jemand in irgendwelche kritischen Systeme (AKW, Wasserwerk, o.ä.) eindringen und z.B. Explosionen hervorrufen könnte.
    Mir geht es nur darum, was passiert, wenn die generellen digitalen Kommunikationsmöglichkeiten über das Internet wegfallen.


    Der Ottonormalsterbliche bemerkt wahrscheinlich als erstes, dass sein Whatsapp nicht mehr funktioniert.
    Als nächstes geht dann möglicherweise auch das Telefon nicht mehr, da viele Systeme inzwischen über IP-Telefonie laufen.
    Auch keine Email -> die Geschäftskommunikation liegt bei den meisten Unternehmen flach.


    Wer kann noch weitere Beispiele nennen? Am besten mit möglichst guter Informationsgrundlage :)


    Gruß,
    Kc

  • Die Staumeldungen diverser Navigationssysteme und auch in den Radiosendern laufen afaik heutzutage sowohl bei den erfassenden Sensoren als auch in der Ausspielung an die Empfangsstationen teilweise über das Internet. Da dürfte es zu erheblichen Störungen kommen.

  • Ich bin von keinem Internetdienst lebensnotwendig abhängig. Klar ist es blöd, wenn es nicht erreichbar ist. Telefone funkionieren teils ohne Internet, da die Telekom z.b. ihre Voice-Server in einem eigenen Netz betreibt, wo die Kunden dranhängen. Solange die lokalen Anbieter nicht gestört sind, kann man telefonieren, wenn auch nur in "seinem" Netz. Bei großen nicht mehr in den Griff zu bekommenden Angriffen, würde die Telekom das Peering aller Störer solange unterbinden, solange bis Ruhe herrscht. Zur Not Grabesstille.


    Für unser Unternehmen wäre ein Ausfall sehr ungünstig, aber durchaus auszuhalten. Für alle Unternehmen, die vom Internet abhängig sind, z.B. Leute, die mit Aktiendepots arbeiten, die Börse selbst, Banken etc. - das wirkt sich schon massiv und sehr problematisch aus. Da wäre ein extremer Angriff regelrecht fatal. Die aktuellen Angriffe, wo akamei die Segel streicht - der letzte der zich Global Player ausfegt - wir sind wohl in einer neuen Internetära angekommen.


    Nicht umsonst scheint langsam der Staat gemerkt zu haben, dass es ein zweischneidiges Schwert ist, von einem einzigen System so abhängig zu sein. So möchte man aus diesem Grund eine Cyberarmee, Cybercops und was nicht alles. Leider funktionieren klassische Systeme, wie die Polizei nicht mal einfach so 1:1 im Internet. Manchmal wäre es sinnvoller kritsche Infrastruktur an ein eigenes in sich geschlossenes Netz zu legen. Aber das bezahlt keiner, solange nicht mal ein dreistelliger Millionenbetrag abgebrannt ist.


    Solange die Hersteller so völlig lax mit der IT-Sicherheit in ihren Produkten ist, Stichwort Webcams, ändert sich nix - mindestens auch, da die Benutzer in IT-Sicherheit so völlig unfähig sind. So wird es letztendlich für alle gefährlich. Wir hängen jeden Mist erreichbar ins Internet und wundern uns, wenn auf ein 5 Jahre ungepatchtes System plötzlich einer unbefugt zugreift. Dazu wundert mich öfters, dass fast alle Unternehmen ihre IT-Sicherheit im Netzwerkbereich so stark vernachlässigen. Wie selten wird der outbound Traffic beobachtet und gefiltert.


    Im Prinzip wird durch einen Internetausfall aufgrund von DDOS Attacken meist erstmal ein Börsenbeben ausgelöst. Je nachdem wie stark selbst dann die Börsentransaktionen betroffen sind, wird es ab einem gewissen Punkt lustig, da viele Trades von Bots erledigt werden. Sobald die Panik da losgeht, rauscht alles erstmal in den Keller. Aber vorher haben alle die Notbremse gezogen und der Handel wird ausgesetzt.


    Gruß SBB

    -<[ Nunquam-Non-Paratus ]>-

  • Grüß Gott KidCrazy und alle anderen.


    Da braucht man gar nicht mehr lange nach zu denken. Bei einem Ausfall aller Internet-Dienste fällt eigentlich auch fast alles in der Wirtschaft und bei den Behörden aus.


    Ein paar Beispiele:


    - zentrales Grundbuch in NRW (nur noch elektronisch abgespeichert und die Grundbuchämter greifen via NRW-Landesintranet darauf zu)
    - die Polizei hat für ihre Arbeiten ein eigenes Rechenzentrum mit eigenem Landesnetz (darüber läuft alles: Fahnungen, Personenabfragen, ... Funk hilft auch nicht als Ausweichmöglichkeit da die Zentralstellen auch wieder aus Intranet zugreifen möchten)
    - Einwohnermeldeamt
    - Justiz NRW: alle Verfahren usw. laufen übers Intranet
    - Feuerwehr Leitstellen
    - Bestellungen der Fillialen (z.B. McDon, EDEKA, LIDL, ALDI, usw. usw. ) läuft elektronisch übers Netz. Keine Redundanzen bzw. Fall-down vorhanden.


    Warum fällt das gesamte Landesnetz NRW aus? Weil NRW, wie wahrscheinlich auch die anderen großen Länder, Internet-Leitungen des großen Provider mittels Ausschreibungen nutzen. Dort wird das Landesnetz einfach im "normalen" Verkehr verschlüsselt durchgeleitet.


    Grüße
    zero-error



    Wie es im K-Fall bei der Bundeswehr und dem THW aussieht kann ich leider nicht sagen.


    Grüße
    zero-error


    PS: Das Problem ist ja dann, dass alle Daten / Informationen UND Programme (=Verfahren) ZENTRAL an einer Stelle liegen und keiner kann mehr darauf zugreifen kann. Excel, Word usw. hat man noch auf dem Rechener aber die eigentlichen "Programme" werden vom Server nachgeladen oder auf den Servern im Rechenzentrum ausgeführt.

    Wetten Sie niemals gegen den menschlichen Erfindungsreichtum. Der größte Feind der Propheten der Apokalypse ist ein Ingenieur (Daniel Lacalle)

    "Die Toleranz wird ein solches Niveau erreichen, dass intelligenten Menschen das Denken verboten wird, um Idioten nicht zu beleidigen." Dostojewski, 1821-1881

  • Zitat von SBB+;289880

    ... mindestens auch, da die Benutzer in IT-Sicherheit so völlig unfähig sind...


    Grundsätzlich hast du ja recht, da kann man sich aber auch drüber streiten, wieviel Ahnung die Benutzer haben sollten. Wenn bei mir zuhause die Heizanlage in Flammen aufgeht, obwohl regelmäßig ein Wartungsmonteur kam, wird mir schließlich auch nicht vorgeworfen zu wenig Ahnung davon zu haben, was der Monteur da so treibt. Die Firmware meines Internetrouters z.B. wird von meinem Internet-provider gewartet. Aber ich glaube trotzdem kaum, dass der frei von Sicherheitslücken ist.


    Zitat von zero-error;289881


    - zentrales Grundbuch in NRW (nur noch elektronisch abgespeichert und die Grundbuchämter greifen via NRW-Landesintranet darauf zu)
    - die Polizei hat für ihre Arbeiten ein eigenes Rechenzentrum mit eigenem Landesnetz (darüber läuft alles: Fahnungen, Personenabfragen, ... Funk hilft auch nicht als Ausweichmöglichkeit da die Zentralstellen auch wieder aus Intranet zugreifen möchten)
    - Justiz NRW: alle Verfahren usw. laufen übers Intranet


    Nun ist Intranet ja nicht Internet. Wenn die Polizei z.B. ihr eigenes (nicht virtuelles) Netz hat, dann sollte das auch nicht ausfallen. Oder sind die alle nur per VPN gekoppelt? Dann siehts tatsächlich übel aus.


    Wie sieht denn das eigentlich mit der Organisation der Stromnetze und -anbieter aus? Also ich meine Lastverteilung u.ä... sind die abhängig vom Internet?

  • Hallo,


    ALLE Netze der Behörden in NRW laufen über angemietete z.B. Telekon, Vodafone oder andere!!!!!!


    Wenn ich schreibe das die Polizei ihr eigenes Netz hat dann meine ich damit, dass sie es in Eigenregie verwaltet (die Switche usw. die in das gemietet Netz einspeisen - NICHT das physische Netz). Keine Behörde in NRW hat auch nur einen Meter Kabel im Besitz. Intranet ist wohl schon Internet wenn es über mehrer Standorte geht. Das ist zu 100% die gleiche Leitung. Dann wird halt von der Niederlassung Hagen oder Paderborn nach Düsseldorf oder Köln durchgetunnelt innerhalb dem normalen Netz der Telekon, Vodafon oder andere....


    Grüße
    zero-error


    PS: Um es noch komplizierte zu machen: Ggf. mietet Vodafon auch bei der Telekom an. Dann bestellt NRW z.B. bei Vodafon ein Kabel und die bestellen das wieder bei der Telekom usw usw usw.
    PS angefügt

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  • Größte anzunehmende Scheiß-Situation beim Internetausfall: das Forum ist nicht mehr erreichbar! :devil:

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Zitat von KidCrazy;289884

    Grundsätzlich hast du ja recht, da kann man sich aber auch drüber streiten, wieviel Ahnung die Benutzer haben sollten.


    Das ist wahr. Das wird vielleicht zu dem gleichen Prozess führen, wie früher der wildwuchs mit den Dampfmaschinen. Am Ende gibts den Internet-TÜV. Ob das die Lösung ist - man weiß es nicht.

    Zitat von KidCrazy;289884

    Wenn bei mir zuhause die Heizanlage in Flammen aufgeht, obwohl regelmäßig ein Wartungsmonteur kam, wird mir schließlich auch nicht vorgeworfen zu wenig Ahnung davon zu haben, was der Monteur da so treibt. Die Firmware meines Internetrouters z.B. wird von meinem Internet-provider gewartet. Aber ich glaube trotzdem kaum, dass der frei von Sicherheitslücken ist.


    Beides richtig. Der Router gehört dir rechtlich ja nicht, der kommt vom Provider und steht unter seiner Kontrolle und Wartung. Da hast du dann nix mit zu tun. Bei der Heizung auch. Da hast du den Monteur, der für den korrekten Betrieb der Anlage nach den Kontrolle auch in der Büdd steht.
    Gruß SBB

    -<[ Nunquam-Non-Paratus ]>-

  • Es wird sicher auch Probleme bei der Alarmierung der Feuerwehr / Rettungsdienst geben.


    Die Meldungen werden -zumindest hier- von der Leitstelle via I-net bis an den Sender
    in der jeweiligen Gegend geleitet und erst dann vor Ort via Funk übertragen.


    Abgesehen davon das, wie schon erwähnt, viele Telefone ausfallen werden, wird es sicher ein heilloses Durcheinander geben.


    ... und ich kann die Kamera der Teilchenbeschleuniger - Wohnung nicht mehr sehen, da muss ich den wohl zu mir nehmen, nicht dass er Angst bekommt ☺


    Beste Grüße, Olaf

    &#8203;- Vorbeugen ist besser als nach hinten fallen -

  • Hallo zusammen,


    Zitat von KidCrazy;289884

    Wie sieht denn das eigentlich mit der Organisation der Stromnetze und -anbieter aus? Also ich meine Lastverteilung u.ä... sind die abhängig vom Internet?


    Die Stromversorger verfügen zu einem großen Teil über eigene Kommunikationswege. Der Netzbetrieb würde aber sicherlich unbequemer:
    Die automatische Alarmierung würde nicht funktionieren -> Die Warten (sofern nicht ständig besetzt) und ggf. wichtige Umspannwerke würden sicherheitshalber mit Personal besetzt.
    nicht alle Informationen aus der Netzfläche würde vorhanden sein -> die Fernwirkstationen für die kleinen regenerativen Einspeiser (Solaranlagen) wären z.B. bei vielen nicht mehr erreichbar und Meldungen von Kurzschlussanzeigern würden auch nicht übertragen.
    Die Rufbereitschaft würde (vermutlich selbsttätig) bei längerem Kommunikationsausfall den Kontakt zur Leitstelle suchen und sich zur Zentrale oder zu einem UW mit Nebenstelle begeben.
    Störungsbehebungen würden sich aber sicherlich verzögern!


    Zur Koordination innerhalb des Unternehmens würden die internen Nebenstellen in den UWs und der meist (zumindest bei den größeren) vorhandene Betriebsfunk genutzt. Für die Kommunikation der Energieversorger untereinander gibt es verschiene Wege, z.B. gegenseitige Nebenstellen in den Leitwarten (also Direktverbindungen) oder gegenseitig ausgegebene Funkgeräte alternativ oder zusätzlich setzen sie auf Satelitenkommunikation.


    Nicht ganz so üppig mit eigenen Kommunikationsleitungen sind leider die Wasser und Gasversorger ausgestattet. Manche Wasserversorger müssten so ziemlich jede Betriebsstätte mit Personal besetzen oder regelmäßig anfahren, um einen habwegs reibungslosen Betrieb aufrecht erhalten zu können.


    ----------------------


    Grundsätzlich würden vermutlich alle Digitalen Zahlungsverfahren streiken, das Tanken könnte vermutlich auch zu einem Problem werden, wenn die Zapfsäulen erstmal mit denen blockiert sind, die nicht genug Bargeld mit haben.


    Gruß Wasser

    Nein, ich gehe nicht immer den Weg des geringsten Widerstandes - ganz im Gegenteil!

  • Hallo,


    man muss beim Internet unterscheiden zwischen der Funktion des Netzwerks, der Erreichbarkeit bestimmter Anbieter oder der Funktion bestimmter Endgeräte:


    Das Netzwerk, aus dem das Internet aufgebaut ist, ist nicht "ein" System in Buam- oder Sternstruktur, sondern ein vielfach vermaschtes Netz. Daher ist es für einen Angreifer schwierig, "das Internet" als solches zu stören. Bei massiven Netzwerkausfällen verlangsamt sich evtl. die Weiterleitung der Pakete, aber sie bricht nicht im gesamten Netz zusammen, sondern nur im unmittelbar betroffenen Teil des Netzwerks. Kritisch aber deshalb auch redundant, leistugnsfähig und besonders gesichert sind die Domain-Name-Server (DNS) - die sorgen dafür, dass man eine Web-Adresse als Name eingeben kann und nicht ein kryptische IP-Adresse eintippen muss (was im Prinzip auch funktioniert). Sind die DNS gestört, kann man ohne die Kenntnis der jeweilgen IP-Adresse keine Webseiten mehr ansurfen.


    Die Erreichbarkeit eines Anbieters im Web kann bei Denial-of-Service-Angriffen auf diesen Anbieter zusammenbrechen. DoS-Angriffe sind nichts anderes als der Versuch, durch massive gleichzeitig stattfindende Aufrufe des Angebots (Webseite oder Webdienst), die dahinter stehenden Server des Anbieters zu überlasten. Kommt der DoS-Angriff von einem einzelnen Teilnehmer im Web, wird dieser heute schon mehr oder weniger automatisch von seinem Provider abgeklemmt. Deswegen gehen Internet-Kriminelle (z.B. auch Geheimdienste) dazu über, verteilte DoS-Angriffe (Distributed Denial of Service - DDoS) zu fahren, indem sie z.B. über Viren/Trojaner möglichst viele Internetteilnehmer-Geräte infizieren und diese dann zur Attacke auf den Anbieter missbrauchen. Eine DDoS-Attacke kann nur sehr schwer von den Providern abgewehrt werden, weil sehr viele Teilnehmer aus dem Netz genommen werden müssen.


    Im Zusammenhang mit DDoS-Angriffen ist die Anfälligkeit von Endgeräten im Internet zu sehen: unzureichend geschützte Router, Rechner oder Handys können durch Dritte "gekapert" und für ihre Zwecke missbraucht werden. Je verbreiteter ein Gerät ist, um so dramatischer sind natürlich Sicherheitslücken in den Geräten, deshalb bemühen sich die meisten Gerätehersteller bei Massenprodukten wie Handys, entdeckte Sicherheitslücken schnell zu patchen.
    Im Umkehrschluss wähnen sich Anbieter von im Internet eher exotischen Geräten meistens in trügerischer Sicherheit, weil sie ja so wenige wären und daher uninteressant für Angreifer seien. So war es unter namhaften Heizungsbauern lange Zeit üblich, ihre Internetzugänge zu Heizungssteuerungen nur schwach oder gar nicht zu schützen.
    Da momentan die "Digitalisierung" von allem und jedem voll im Trend liegt, wächst das Internet der Dinge schneller, als der Internet der menschlichen Nutzer. Es ist absehbar, dass in wenigen Jahren mehr technische Geräte autonom miteinander übers Internet kommunizieren, als von Menschen verwendete Endgeräte.
    Dieses Internet-der-Dinge wird uns mit Sicherheit noch die eine oder andere nicht lustige Überraschung präsentieren, vermute ich. Heute werden bislang "dumme" Geräte "intelligent" gemacht, in dem man ihnen einen netzwerkfähigen Mikrocontroller einbaut. Diese Chips sind Massenware - ein Implementierungsfehler bei der Netzwerksicherheit in soclhen Chips schlägt dann voll durch. Man kann sich das noch gar nicht richtig vorstellen, was passiert, wenn hunderttausende Rauchmelder, Heizkörperthermostate oder Tür-Verriegelungssysteme gleichzeitig "gehackt" werden...



    Das einzige, was man tun kann, ist seine Abhängigkeit von web-basierten Diensten so gering wie möglich zu halten.
    Das fängt schon damit an, wie und wo man seine Daten lagert:
    - Ist das Adressbuch im Handy (bzw. in der Cloud von Google resp. Apple) das einzige, was man noch besitzt, oder hat man zumindest eine lokale Kopie der Kontaktdaten auf einem Rechner oder einer Speicherkarte? Ich kenne Leute, die haben seit Jahren kein Adressbüchlein (aus Papier) mehr.
    - Sind die persönlichen Datenbestände (Kontoauszüge, Steuerbescheide, Versicherungsnachweise, Familienfotos usw.) nur in einer Cloud oder hat man lokale Datenbestände, auf die man auch ohne Internet zugreifen kann?
    - Hat man alternative Kommunikationswege für kritische Fälle?


    Grüsse


    Tom



    Grüsse


    Tom

  • Hallo,

    Zitat von tomduly;289927

    Heute werden bislang "dumme" Geräte "intelligent" gemacht, in dem man ihnen einen netzwerkfähigen Mikrocontroller einbaut. Diese Chips sind Massenware - ein Implementierungsfehler bei der Netzwerksicherheit in soclhen Chips schlägt dann voll durch. Man kann sich das noch gar nicht richtig vorstellen, was passiert, wenn hunderttausende Rauchmelder, Heizkörperthermostate oder Tür-Verriegelungssysteme gleichzeitig "gehackt" werden...


    Besteht nicht die Gefahr, dass solche "Sicherheitslücken" absichtlich in Chips eingebaut werden, von wem auch immer?
    Dass z.B. Geheimdienste gelegentlich mit zivilen Firmen zusammenarbeiten, oder nötigenfalls auch Druck ausüben, ist ja mittlerweile bekannt.


    Würde das im Vorfeld überhaupt bemerkt werden?
    Bei VW hat ja die Geheimhaltung auch ziemlich gut geklappt und wer wird schon die neuste elektrische Zahnbürste mit Selfie-Funktion mit automatischem Upload genauer unter die Lupe nehmen.


    Geht da die Fantasie mit mir durch?


    Grüsse, Gresli

  • Ich glaube nicht, dass irgendwelche Hersteller absichtlich Sicherheitslücken einbauen. Da reicht schon der übliche Kosten- und Zeitdruck aus, dass die von ganz allein entstehen.
    Auch der Gedanke "Ich baue eine Lücke ein und unser Geheimdienst kann die dann nutzen" ist gefährlich, weil diese Lücke recht fix von anderen Leuten gefunden werden kann. Hersteller, Hacker, Sicherheitsfirmen und (natürlich) fremde Geheimdienste sind eifrig auf der Suche nach solchen Lücken.
    Allerdings hat jeder von denen andere Vorstellungen, was er mit der Lücke anfangen will...


    Der letzte große Angriff (vor wenigen Tagen auf die DNS Server von der Firma Dyn) wurde übrigens zum großen Teil nicht mehr über PCs gefahren, sondern über vernetzte Geräte wie Kühlschränke und ganz besonders Überwachungskameras.


    Zurück zum Thema:
    Würde in Frankfurt der Internetknoten abgeschossen und gleichzeitig die DNS Server der Telekom in Darmstadt attackiert, könnten wir in Deutschland dicht machen. Da beruhigt mich auch das "wir haben 60 Terabyte Reservekapazität am Knoten" nicht - der letzte Angriff wurde mit 10 TB gefahren und wird von vielen "nur" als ein Testlauf einer Cyberwaffe betrachtet.


    Sämtliche produzierende Großkonzerne sind mit der Warenwirtschaft ihrer Zulieferer vernetzt. Die gesamte Bestell- und Lieferkette für die Produktion würde verschwinden. Da viele Konzerne nur noch eine kleine Lagerhaltung haben, würde die Produktion nicht mehr lange aufrecht erhalten werden können. Was ein Tag Stillstand kostet kann man schön an VW sehen, die vor ein paar Monaten Streß mit einem Zulieferer hatten. Einfach mal googlen. Bei den Zahlen wird man blind.


    Die Systeme aller Banken und Versicherungen sind zwar über eigene Standleitungen verbunden, aber wichtige Dienste wie online Banking würden wegfallen, weil die Kundendaten die Bank nicht mehr erreichen. Würde dies zu einem Zeitpunkt passieren, an dem üblicherweise die Lohnzahlungen erfolgen, wäre das für viele Beschäftigte ECHT stressig - vor allem weil die Daueraufträge für Miete und Co. trotzdem erfolgen könnten.
    Für die Buchhaltung wäre es auch ein Mordsspaß herauszufinden, welche Löhne jetzt auf dem Konto angekommen sind und welche nicht.


    Viele kommunalen Behörden könnten nur noch eingeschränkt arbeiten, weil Dienste wie KFZ-Anmeldungen, Einwohnermeldewesen oder Schußwaffenregister in zentralen Rechenzentren liegen und oft übers das Internet den Kommunen zur Verfügung gestellt werden. Die größeren Kommunen haben aber eine direkte Standleitung zum Rechenzentrum, so das da noch einiges funktionieren dürfte. Aber auch hier wird es schwierig (Bank-)Buchungen elektronisch auszuführen. Da darf dann ein Mitarbeiter (leise vor sich hinmotzend) durch den Regen zur Bank laufen um die Sachen auf Diskette (kein Scherz!) abzugeben.


    Stromversorger sehe ich wenig kritisch, da alle die ich kenne eigene Steuerleitungen liegen haben. Okay, ich kenne nur einen richtig großen und die anderen sind die typischen kleinen Stadtwerke. Aber wie gesagt: Da liegen überall eigene Leitungen und ich hab schon Dutzende Projekte gehabt, bei denen an die Steuerleitungen entsprechende Modems angeklemmt wurden und dann darüber Netzwerk und / oder Telefonie geleitet wurde.


    Die Aktienbörse würde ausgesetzt, die Börsianer mal früher Feierabend machen und die Auslastung in der Frankfurter Bahnhofstraße sprunghaft ansteigen.


    Und es wäre der einzige Tag im Jahr, an dem auf Spiegel.de mal keine schlechten Nachrichten zu lesen wären :)


    Am härtesten würde es aber alle Teenager treffen, weil deren Schmartpfones auf einmal so dumm wie die Benutzer sind. Da möchte ich nicht Bahn fahren müssen. Lauter leere, traurige Augen die vor sich hinstarren....
    Da krieg selbst ich Angst!

  • Zitat

    Kritisch aber deshalb auch redundant, leistugnsfähig und besonders gesichert sind die Domain-Name-Server (DNS) - die sorgen dafür, dass man eine Web-Adresse als Name eingeben kann und nicht ein kryptische IP-Adresse eintippen muss (was im Prinzip auch funktioniert). Sind die DNS gestört, kann man ohne die Kenntnis der jeweilgen IP-Adresse keine Webseiten mehr ansurfen.


    Wäre es da nicht nützlich wenn man die IP Adresse vom zB S&P kennt und weiß wie und wo man sie eingibt um ins Forum einsteigen zu können? Oder ändert sich die IP des Forums auch regelmäßig?


    LG Wolfgang

  • tomduly & Wanted73: Danke für eure Beiträge, man merkt, dass ihr auch vom Fach kommt :grinning_squinting_face: Gute Zusammenfassung der Problemstellung.


    Zitat von Gresli;289931

    Besteht nicht die Gefahr, dass solche "Sicherheitslücken" absichtlich in Chips eingebaut werden, von wem auch immer?


    Wie Wanted73 denke ich ebenso wenig, dass da gezielt Lücken eingebaut werden müssen. Das wäre zuviel Aufwand für etwas, was man sowieso schon frei Haus geliefert bekommt. Ich bin selbst jetzt schon seit über 10 Jahren in der Softwareentwicklung tätig und das Thema Time&Budget macht einem eigentlich immer einen Strich durch die Rechnung, wenn man eine wirklich saubere Lösung schaffen möchte. Und falls man dann doch eine hat, kommt der Kunde mit dem nächsten Wunsch-Feature, für welches man alles bisherige wieder zunichte machen muss :grinning_squinting_face:
    Nein, ernsthaft: Ab einer gewissen Komplexität bekommt man keine Software fehlerfrei. Vor allem nicht, wenn ständig neue Features dazukommen.


    Zitat von Isuzufan;289946

    Wäre es da nicht nützlich wenn man die IP Adresse vom zB S&P kennt und weiß wie und wo man sie eingibt um ins Forum einsteigen zu können? Oder ändert sich die IP des Forums auch regelmäßig?


    Im Prinzip kannst du das ganz einfach machen. Unter Windows musst du z.B. einfach die entsprechenden Domain-Namen und IP-Adressen in die hosts-Datei eintragen. Siehe http://praxistipps.chip.de/hos…earbeiten-in-windows_1307
    Die IP-Adressen bekommst du über die Kommandozeile (Start -> "cmd") z.B. mit dem Befehl "ping http://www.survivalforum.ch".
    Falls sich die IP-Adresse mal ändert und du nicht dran denkst, dann kommst du halt nicht mehr ins Forum, bis du den Eintrag wieder raus machst :grinning_squinting_face:

  • Ich muss euch da leider widersprechen. Es werden gezielt Sicherheitslücken eingebaut. Zwar nicht von den Herstellern selbst aber von Mitarbeitern großer Geheimdienste die im Auftrag Code in die Betriebssysteme der großen Netzwerkausrüster schmuggeln. Davon waren in den letzten Jahren so gut wie alle führenden Netzwerkausrüster betroffen.

  • Hallo zusammen




    Die meisten Kassensysteme laufen heute übers Internet, sowie sämtlich Bezahlsysteme.


    Schon das alleine wäre eine Herausforderung, neben den anderen genannten Ausfällen.

    „Im Krieg ist die Wahrheit das erste Opfer“

  • Das ändert sich irgendwie nie:


    Was von Menschen entwickelt wird kann von Menschen auch geknackt werden. Irgendeiner ist eben immer schlauer oder hat das Glück oder Können, eine Lücke im System zu finden. Und im gleichen Mass der Komplexität eines Systems steigt die Möglichkeit Fehler zu machen.


    Auch wenn das Internet eine ganz praktische Sache ist - genauso ist es auch mit Vorbehalt zu geniessen. Ich selber bin zum Glück nicht nur vom Internet abhängig - es erleichtert mir jedoch im Alltag Arbeitsabläufe und kann Zeit und Weg sparen.

  • Hmmmmmm....wenn ich es mir so überlege......würde mir das am Ars..... vorbei gehen.
    Internet brauch ich nicht wirklich.
    Handy, ist sowieso bei mir nicht nötig. Da ich aus der Mitte des letzten Jahrtausends stamme habe ich seeeehr lange ohne gelebt, und das ohne grosse Abstriche.
    Die Menschheit hat viele tausende Jahre ohne all dieses Schnickschnack gelebt und überlebt.
    Und was wir erst seit 10 -20 Jahren kennen bedeutet anscheinend für viele das Leben.
    Es gibt wichtigeres!
    Geniesst das Leben mit euren Partnern und Kindern. Macht euch lieber darüber Gedanken.
    Es ist Zeit die nie mehr zurückkommt und das Ganze kann sich sehr schnell ändern.


    Gruss, Worber


    P.S. Ich arbeite übrigens in der IT und sehe die durch solch ein Ausfall verursachten Probleme schon, da ich täglich damit zu tun habe und das im grossen Rahmen. Arbeiten und Leben sind aber zwei unterschiedliche Dinge für mich. Man würde sich schnell darauf besinnen wie es in der vor IT Zeit gemacht wurde und nach gewissen Anfangsschwierigkeiten würde sich auch das wieder einpendeln.


  • Hallo Worber,


    grundsätzlich gebe ich Dir recht! Die Frage ist nur, wie lange eben dieses Einpendeln / Einschwingen dauert. Ein großteil der Zahlungen laufen heute digital ab. kaum einer hat noch Bargeld in größeren Mengen. Vor 10-20 Jahren gab es noch mehrere Bankschalter um Bargeld abzuholen und "richtige" analoge Telefonanschlüsse, darüber konnten die Hausbanken neues Bargeld "anfordern".
    In den letzten 10-20 Jahren haben sich nicht nur die Abläufe sondern es hat sich auch technologisch einiges getan.


    Je länger die alten verfahrensweisen zurückliegen, desto schwerer wird es auch dorthin zurückzufinden. Wie schon gesagt wurde, gibt es oft kurzfristig gar nicht das Personal, um die Internetschnittstellen durch Fleisch und Blut zu ersetzen.


    Es gab mal einen Totalausfall der vermittlungsstelle in Siegen:
    http://www.teltarif.de/telekom…-stoerung/news/49695.html


    Viele Einrichtungen setzen (aus Kostengründen) auf verschlüsselte Verbindungen durchs "normale" Internet.
    Und wenn dann auch die VOIP Netze betroffen wären, und somit die Telefonie flachfällt, ist das schon eine erhebliche Einschränkung!


    Jetzt BTT


    Es würden dann auch alle via VPN verbundenen (Funk)Relaisstationen ihre Verbindung untereinander verlieren. Und die Reichweite somit auf jeweils eine Zellengröße zurückfallen.


    Gruß Wasser

    Nein, ich gehe nicht immer den Weg des geringsten Widerstandes - ganz im Gegenteil!