Regional Organisieren?

  • Hallo in die Runde. ich bin noch frisch hier, habe neulich mal einen Gedanken gehabt den ich hier gerne diskutieren möchte.
    Die Anregung dazu kommt u. a. aus dem Buch Blackout.
    Da gibt es Stellen, die beschreiben, das z.B. die Milchbauern ohne Strom vor riesigen Problemen stehen würden weil sie ihre Kühe nicht mehr gemolken bekommen.
    Auf der anderen Seite sitzen viele in ihren Wohnungen und Häusern und haben nichts zu tun.
    Bevor sich nun plündernde Banden bilden müsste man doch eigentlich die Arbeitskraft da hin bringen können wo sie benötigt wird.
    Als Lohn kann der Bauer ja die Milch weggeben weil er sie eh nicht verarbeiten kann.
    Das wäre eine Alternative dazu sich allein in die Natur zurückzuziehen.
    Gibt es Ansätze sowas zu organisieren? Wäre es sinnvoll mal jetzt schon einen Bedarf an Arbeitskräften für bestimmte Firmen (Lebensmittelproduzenten) zu ermitteln?
    Wie könnte man die Arbeit und die benötigten Menschen zusammenbringen?
    Gut, viele Betriebe sind soweit automatisiert, dass man nicht einfach eine Kurbel anschließen kann und dann manuell weiter arbeitet.
    Wie gesagt, ich bin neu hier und vielleicht auch zu idealistisch.
    Ich wollte nur mal den Gedanken zur Diskussion in die Welt setzen.
    Gruß
    Robinson

  • Das ist ein super Ansatz. Das größte Problem daran ist, dass diese Pläne voraussetzen, dass sich alle Beteiligten auf entsprechende Szenarien vorbereiten.
    Da dies derzeit nicht der Fall ist, könnte man höchstens im kleinen Rahmen Absprachen treffen.


    Wenn Du aber einen Milchbauern in der Nähe kennst, wird er dich vermutlich nicht weg schicken, wenn er schon seit zwölf Stunden keinen Strom hat.

  • Genau das ist gesetzlich vorgesehen. Wenn der Katastrophenfall offiziell erklärt ist, wozu beispielsweise Landräte und Bürgermeister befugt sind, kann die jeweilige Einsatzleitung jeden Volljährigen zur Hilfeleistung verpflichten und hat ein Anrecht darauf, privates Eigentum zu betreten oder zu benutzen, um seinen Auftrag zu erfüllen. Einsatzleitung sind die Kreis-/Kommunalverwaltung aber auch Feuerwehrleute oder andere Rettungsdienstler am Ort, theoretisch sogar jeder andere freiwillige Helfer, der von übergeordneten Stellen mit der Einsatzleitung betreut wird. Das ist, jedenfalls grob zusammengefasst, die Gesetzeslage in Hessen. In anderen Bundesländern wird es ähnlich sein.


    Insofern gibt es nicht nur Ansätze, sondern ziemlich eindeutige Gesetzesvorschriften. Vermutlich wird es auch irgendwelche Pläne dazu in den Kommunalverwaltungen geben. Wie detailliert ausgearbeitet die sind, kann ich nicht sagen. Aber wir haben ja ein paar Leute aus Hilfsorganisationen hier im Forum. Die wissen das sicher genauer.

  • Ich habe die Idee eher so verstanden, dass man sich schon vorab verabredet. Dass der Bauer z.B. seine 20 Leute hat, die melken kommen und dafür Milch bekommen.
    Und dass man selbst plant, dass man sich mit dem Bauern, mit dem Bäcker, mit dem Schmied usw. austauschen kann und selbst vielleicht auch etwas anbietet,
    als Dienstleistungs- und vielleicht auch Waren-Tauschwirtschaft. Oder?


    Wenn das so gemeint ist, müsste man zum einen überlegen, wen man in der Nähe hat. Im Krisenfall könnte der Sprit knapp / nicht vorhanden sein. Man müsste den Ort fußläufig / mit dem Fahrrag gut erreichen können.
    Und wenn du Ideen hast, wer im Krisenfall deine Mitarbeit gut benötigen könnte und andererseits auch etwas abgeben kann, dann muss man sich fragen oder in einem vorsichtigen Gespräch mal vorfühlen, ob das jemand ist, mit dem man sich vor der Krise darüber absprechen kann.

  • Halte ich für wenig zielführend. Erst mal gibt es nur wenige Gewerbetreibende, die überhaupt ein Interesse an Vorsorge in der Form haben, was ich bei der geringen Eintrittswahrscheinlichkeit auch für nachvollziehbar halte.


    Dann kann man die tatsächliche Lageentwicklung nie in allen Eventualitäten vorhersagen: Ist es nur ein Stromausfall oder eine Wetterkatastrophe? Wie weit gelingt die Notversorgung durch öffentliche Stellen? Stehen die versprochenen Hilfskräfte überhaupt bereit oder stecken sie als Pendler im Schneechaos oder müssen erst mal das sturmbeschädigte eigene Haus absichern? Hat man nur widrige Umweltbedingungen oder kommen auch noch menschengemachte Probleme (Unruhen, Plünderung, Krieg, Bürgerkrieg) dazu? Deshalb und sicher aus vielen anderen Gründen wären solche Absprachen zumindest extrem unsicher.


    Und was den Aspekt der Befriedung durch Beschäftigung betrifft: Das ist sicher ein guter Punkt. Aber genau die Leute, die da am ehesten Probleme machen, wirst du kaum dazu bringen, freiwillig gegen Naturalien irgendwo zu arbeiten. Die kriegt man schon eher mit einer Arbeitspflicht durch behördliche Anordnung.


    Letztlich glaube ich durchaus, dass sich im Krisenfall gerade in kleineren Kommunen, Nachbarschaften und Freundeskreisen Vieles von selbst oder eben durch Anordnung der Kommunalverwaltung zu gemeinschaftlichen Problemlösungen entwickeln wird. Allerdings glaube ich nicht, dass es sinnvoll ist, das schon vorab im Detail zu regeln. Der Aufwand wäre viel zu groß und die reale Entwicklung ist viel zu wenig vorhersehbar. Da erscheint es mir sinnvoller, ganz allgemein die sozialen Strukturen zu pflegen, in denen man lebt, viele Bekanntschaften zu schließen und, wenn es sich anbietet, auch mal das Vorsorgethema anzusprechen. Dabei sollte man aber um Gottes Willen nicht penetrant zu missionieren versuchen. Ein Bierchen mit den Nachbarn bringt vermutlich auf lange Sicht wesentlich mehr für die Krisenfestigkeit als ein halbstündiger Vortrag über den richtigen Notvorrat.

  • Ich denke auch das es zu unberechenbar ist.
    Bei dem Beispiel mit Melken von Kühen, sehe ich das Problem das sich solche Betriebe meist ohne regelmäßige Anlieferungen von Futter, Wasserversorgung usw. nicht langfristig aufrecht erhalten lassen. Sprich ohne Strom und Benzin können diese Betriebe auch nicht lange überleben.


    Was aber ein guter Ansatz sein könnte, ist wenn man den Kontakt zu einem Bauern bereits aufbaut und sich schon mal "einarbeitet" (zeigen lässt wie man Melkt).
    Der zweite Ansatz wäre, das wenn es wirklich kritisch wird, werden diese die Anzahl der Milchkühe deutlich reduzieren müssen. Da könnte es sein, dass haltbar machen von Fleisch Gold wert sein könnte...


    Gruß
    Carlos

  • Wobei es natürlich schon ein paar Bauern gibt, die vorsorgen. Ich kann mir vorstellen, daß große Betriebe, die Milchkühe, Schweine , oder Geflügel halten zum Betrieb von Melkanlagen, Lüftungen und Fütterungsautomaten/Belüftung/Heizung Stromgeneratoren vorhalten,
    die vom Traktor mittels Zapfwellenantrieb angetrieben werden. Auf den größeren Höfen gibt es ja auch häufig Hoftankstellen mit einem
    größeren Vorrat an Diesel.
    Wasser zum Tränken gibts nur bei eigenem Brunnen bei Stromausfall, alternativ aus einem Gewässer, da Hilft dann entweder die zapfwellengetriebene Güllepump oder die nenzingetriebene Feuerwehrpumpe.


    Da die Zapfwellgeneratoren in der Regel mit der Dreipunkthydraulik am Traktor befestigt wird, gäbs bei guten Willen eine gewisse Mobilität.


    Solange Heu und Silage verfüttert wird reicht Schlepper und entsprehende Gerätschaften , in kleineren Betrieben Heugabel und Schubkarren. kritisch kanns bei PC-gesteuerten Fütterungsautomaten werden.


    Aber für die Hoftankstelle sollte zumindest eine Handpumpe vorhanden sein ....



    Frieder

  • Bei einem langanhaltenden Stromausfall ist möglicherweise derjenige Städter von Vorteil, der zB sein Fleisch
    direkt vom Hersteller zB am Bauernmarkt kauft. Da wäre es schon in Normalzeiten möglich Kontakte herzustellen.


    Bei einem langanhaltenden Stromausfall treten in der ganzen "Kette" vom Tränken/Füttern des Mastschweins/Mastrindes,
    Verkauf an Viehhändler, Transport zum Schlachthof , Schlachten, Zerlegen , Verarbeiten (AUfrechterhalten der Kühlkette), Transport zum Verkauf an Endverbraucher Probleme auf.


    Gut wäre da ein Kontakt zu einem Direktvermarkter , der Bullen und Schweine bei einem Metzger in der Nachbarschaft schlachten lässt
    und dann sofort frisch im Hofladen abgibt, da muß das Fleisch dann eben schnell konsumiert werden. AUf solchen Höfen kann ich mir auch
    vorstellen , daß der Mastbulle zum Zerlegen am Frontlader hängt.


    In so einer SItuation ist es wahrscheinlich auch sinnvoll, wenn dann aus der Stadt "Verbrauchergemeinschaften" kommen, die dann ein halbes Schwein oder Viertelrind abholen und dann auch sofort verwenden/verwerten können.


    Von daher schadet es wohl nicht, jetzt schon Kontakt zu Direktvermarktern aufzubauen.


    Ich vermute, daß zu Beginn eines Stromausfalls , dessen Ende nicht absehbar ist, auf dem Land Schlachtvieh und potentielles Frischfleisch in Unmengen vorhanden ist, da es für einen Bauern keinen Sinn macht , mit seinen ja auch zur Neige gehenden Ressourcen schlachtreife
    Tiere durchzufüttern, die dann letztlich doch verhungern/verdursten und dann wieder mit einem Riesenaufwand entsorgt werden müssen.


    Anders schauts vielleicht mit Zuchttieren aus, bei denen Bauern wohl versuchen werden, einen kleinen Stamm durchzubringen .


    Wer seine Kartoffel auch bei seinem Direktvermarkter kauft, weiß dann auch , wo er sich in der Krise zum manuellen Kartoffelroden
    melden darf.



    Frieder

  • Ich habe nicht alle Beiträge zu diesem Thema gelesen, aber ich glaube dass sich das nach einer gewissen Zeit mehr oder weniger von selbst ergibt. Wenn die Menschen hungrig sind werden sie sich schnell umsehen/umhören wo es was zu knabbern gibt, bzw. wo sie gebraucht werden.
    Sinnvoll kann es allerdings dagingehend sein sich schon vorher zu informieren dass man in einer solchen Situation gewissermaßen einen Vorsprung vor anderen hat.



    Grüße vom Nasenbären

  • Ich denke, ein bisschen Sachkenntnis wird sich in der Situation gut machen. Man könnte ja vielleicht mal an einen preiswerten ökologischen Urlaub in Form von Freiwilligenarbeit auf einem ökologischen Betrieb denken
    https://www.wwoof.de/
    gibt es auch außerhalb Deutschlands, falls jemand an seinen sprachlichen Fertigkeiten arbeiten möchte oder ihn das südlichere Klima reizt.
    Wahrscheinlich ist das Melken von Hand nicht nur für den Melker, sondern auch für die Kuh eine Umgewöhnung.

  • In einem wirklichen Katastrophenszenario wie in "Blackout" würde in unserer heutigen Zeit m.E. keine kurzfristige Umstellung der Bündelung aller Kräfte auf dem Land möglich sein. Sämtliches Gerät, auf das man in WK 2 noch zugreifen konnte wie Pferdefuhrwerke, Geschirre etc. gibt es nicht mehr, genauso wenig wie die Zugtiere (die man nicht mal in 10 Jahren herauszüchten könnte aus den paar Tieren, die es noch gibt) oder gar Menschen, die wissen, wie man mit all dem umgeht.


    Eine Kuh ist ein hochentwickeltes Säugetier; die sich kaum freuen wird, wenn an ein überfülltes Euter ein mit dem Tier unerfahrener Mensch Hand anlegen möchte.
    Fast alles ist heute hochtechnisiert; auch die Entmistung, das Futter wird oft nicht mehr selbst oder überhaupt im Land produziert, schon 100 Kühe mit Wassereimern zu versorgen (falls überhaupt noch Wasser aus einer Leitung kommt ohne Strom), ist eine Herausforderung.


    Um solch ein Szenario dauerhaft überstehen zu können, braucht es bereits im Vorfeld einen funktionierenden "Selbstversorgerhof" an dem die Leute, die später dort überleben möchten, schon "jetzt" aktiv sind.
    Alternativ können junge Menschen Vorräte für 50 Jahre anlegen oder haben eine Dienstleistung anzubieten, die jeder brauchen wird- oder einen großen Berg Tauschwaren.

    [SIGPIC][/SIGPIC]Das Geheimnis des Glücks ist die Freiheit, das Geheimnis der Freiheit ist der Mut

  • Vor einigen Tagen habe ich eine Sendung im TV gesehen, wo ein Deutscher von einem USA-Aufenthalt erzählte.
    Er hatte auf dem Land einen Stromausfall erlebt - und die Ami-Bauern wussten nicht (mehr) wie man von Hand melkt.
    Da konnte er helfen...


    Das Leben ist so hoch technisiert, dass es sicher noch zig mögliche Situationen gibt.

  • Ist es nicht auffällig, wie sehr sich in diesem Faden zurückgehalten wird mit "Gefällt mir" und "Danke"? Ich meine das ohne Wertung (weder positiv, noch negativ), ist ne reine Feststellung meinerseits.


    Ich selbst hab bisher auch noch kein Feedback gegeben, weil ich irgendwie völlig ratlos bin. Ich finde zwar einerseits den Gedanken von RobinsonX gut, im Fall eines längeren Blackouts "die Arbeitskraft da hin zu bringen, wo sie benötigt wird" für unser aller Wohl und dafür evtl. Gegenleistung in Form von Naturalien o.ä. zu bekommen. Nur wüsste ich jetzt auch nicht recht, wie man sowas auf die Beine stellen sollte, oder wie man im Vorfeld mal checken könnte, wo Hilfe benötigt und gerne angenommen werden würde. Außerdem, das wurde ja auch schon angesprochen, würde da ganz vieles in der Wirtschaft und Landwirtschaft schlicht komplett zusammenbrechen, weil sich mit ein paar Helfern das gar nicht alles abfangen und auf manuelle Bearbeitung umstellen ließe. Ich schätze, unsere komplette Abhängingkeit von Elektrizität und moderner Technologie ist schon lange zu weit fortgeschritten. Und sowohl das Knowhow, wie es im Notfall auch ohne gehen könnte, ist weitgehend verlorengegangen, ebenso wie das Material / die Gerätschaften, die man früher benutzt hat.


    Irgendwie hinterlässt das Thema ganz viele Fragezeichen bei mir. Ich wüsste einfach nicht, ob und wie sich diese Idee umsetzen ließe. Ich käme mir irgendwie bescheuert vor, wenn ich z.B. zu einem Bauern oder Bäcker gehen würde und ihm meine Gedanken und ein Hilfeangebot für solche Fälle unterbreiten würde. Der würde mich vermutlich für ziemlich abgedreht halten. Könnte mir ja eigentlich wurscht sein, isses mir aber leider nicht ganz. :peinlich:


    Wo übrigens ganz dringend bei einem solchen Szenario Hilfe gebraucht werden würde, wäre in der Altenpflege! Krankenhäuser verfügen über Notstromsysteme, Pflegeheime nicht, oder nur für einen sehr kurzen Zeitraum. Und viele Hilfsmittel sind heute elektrisch betrieben. Seien es Lifter, mit denen man Leute mobilisiert, elektrische Rollstühle, die durch den Motor meist recht schwer sind und, wenn sie keinen Saft mehr haben, von den Leuten selbst kaum oder gar nicht selbst "mit er Hand am Arm" bewegt werden können. Wenn Ernährungspumpen ausfallen, muss man in manchen Fällen versuchen, ob man breiige Kost "füttern" kann, was dann wegen vorhandener Schluckstörungen sehr, sehr, sehr zeitaufwändig ist und vom Personal in dem Maß nicht bewältigt werden kann. Wenn man Pflegebetten nicht mehr elektrisch höhenverstellen kann, können manche Pflegeverrichtungen nicht mehr allein bewältigt werden, man braucht also noch eine zweite Person, die bei etwas hilft. Wenn elektrische Wechseldruckmatrazen ausfallen, müssen Leute häufiger gedreht werden in ihren Betten, um Wundgeschwüre zu vermeiden, was ein erhöhter Zeitaufwand ist. Und es wird sich sicher herumgesprochen haben, dass das Pfegepersonal schon in normalen Zeiten unterbesetzt und darum extrem gestresst ist und unter permanentem Zeitdruck leidet.
    Nicht nur Pflegeheime würden vor großen Problemen stehen, auch die ambulanten Pflegedienste. Wollte ich nur mal erwwähnt haben.

  • Leider kann man sich von einem Alters- oder Pflegeheim keine Gegenleistung erwarten. Wenn also alle ohnehin verzweifelt sind, werden sie hauptsächlich da helfen wollen, wo sie im Gegensatz Zug irgendwie versorgt werden.
    Ich befürchte, es wird nicht viele Menschen geben, die bei der ganzen Bewältigung von eigenen Problemen völlig selbstlos stundenlang Hilfe leisten würden.

  • Moinsen zusammen,


    jaja ich tue einfach mal so als wenn ich garnicht weg war :)


    Die Idee das die Stadtleute aufs Land zu den Bauern gehen und dort ihre Arbeitskraft gegen Kost und Logies ist Grundsätzlich nicht schlecht und mag vereinzelt auch klappen.
    In größeren Dimensionen hat der Plan aber gleich mehrere Pferdefüße.


    1. Die schon beschriebene Befehlsgewalt der örtlichen Regierungen wodurch Arbeitskräfte rekrutiert und zugeordnet werden können.


    2. Das Notfallgesetz das zumindest in D Landwirten ab einem gewissen Viehbestand eine Notstromversorgung für Melkanlagen, Stallheizungen und Dergleichen vorschreibt, so das zumindest kurz und mittelfristige Szenarien abgedeckt sind.


    3. Der letzte und für mich entscheidende Punkt ist jedoch die schon vorhandene Dorfgemeinschaft. Die Landwirte, zumindest bei uns sind schon in der heutigen Zeit eng mit der Dorfgemeinschaft vernetzt und helfen sich untereinander. Im Szenario rücken diese schon vorhandenen Gemeinschaften sicher noch weiter zusammen und würden wohl nur in Ausnahmefällen Leute von aussen dazu stossen lassen.


    Schönen Gruß
    littlewulf

    1800 wie 2021 = 1Oz Gold = 1 Maßanzug! Geld ist übrigens aus Papier.

  • Macohe hat vollkommen recht mit dem was sie da anspricht! Ich sehe es ja hier bei uns auf dem Land auch ganz massiv, das es z. b. nur noch ganz wenige Landwirte gibt die ohne Strom produzieren könnten.
    Aber ein paar haben es sich zu so einer Art Hobby gemacht alte Produktionsweisen zu bewahren, bzw. wieder aufleben zu lassen.
    Nur so als Beispiel: Bei uns in der Nähe gibt es im Sommer immer ein Kinderfest mit Umzug und allem drum und dran.
    Auf diesem Umzug werden auf fahrenden Wagen etliche alte Handwerke gezeigt unter anderem Flachsspinnen oder Dreschen mit dem Dreschflegel usw. Und das wird alles von Kindern und Jugendlichen gemacht und bevor sie das auf dem Wagen zeigen dürfen müssen sie das richtig können.
    Wenn mann nämlich genau hinschaut sieht man wie die Mädels richtige Flachsfäden spinnen auf "alten" Spinnrädern und das können die wirklich. Und das ist nur ein Beispiel.
    Auch werden dort alle Wagen von Pferden gezogen und da geht hin bis zu 6-Spännern. Einer der Wagen wird sogar von Ochsen gezogen.
    Das sind alles Sachen die man nicht einfach so mal kurzfristig macht.
    Es muss alles auch unter dem Jahr immer mal wieder trainiert werden, von Mensch und Tier.
    Mir ist schon auch klar dass das im Verhältnis sehr wenige sind die das können, aber ich habe das Gefühl das es im laufe der letzten 30 Jahre immer mehr werden.
    Auch klar das im Krisenfall die Tiere in Gefahr laufen als schnelles Essen für Hungernde zu enden. Aber das ganze gibt mir schon Hoffnung das es auch ohne Strom weitergehen kann.


    Allerdings muss ich auch sagen das es in Pflegeeinrichtungen aller Art wohl auf eine Katastrophe hinauslaufen wird, wenn die Pflegebedürftigen nicht von ihren Angehörigen abgeholt oder versorgt werden.
    Denn wenn mal für lange Zeit kein Strom mehr zur Verfügung steht, werden sich 99% der Menschen erst mal um sich selbst und ihre Nächsten kümmern.
    Da wird sich kaum einer um Menschen in einem Alten- Plegeheim kümmern. Und, es klingt jetzt für einige wahrscheinlich sehr egoistisch, da schliesse ich mich mit ein.

  • Zitat von littlewulf;299579

    3. Der letzte und für mich entscheidende Punkt ist jedoch die schon vorhandene Dorfgemeinschaft. Die Landwirte, zumindest bei uns sind schon in der heutigen Zeit eng mit der Dorfgemeinschaft vernetzt und helfen sich untereinander. Im Szenario rücken diese schon vorhandenen Gemeinschaften sicher noch weiter zusammen und würden wohl nur in Ausnahmefällen Leute von aussen dazu stossen lassen.


    Das kann imho ohnehin nur innerhalb der engeren Gemeinschaft funktionieren, also im Dorf oder bestenfalls in einer Kleinstadt, wo ja heute auch im ländlichen Raum nur ein Bruchteil der Bevölkerung in Landwirtschaft und Handwerk arbeitet. Dass irgendwelche Helfer aus den größeren Städten ins Land ausschwärmen und da aufgenommen würden, halte ich für ziemlich unrealistisch. Das klappt höchstens im Einzelfall bei Verwandten.

  • Moin in die Runde,
    ich freue mich über die Gedankenspiele.
    Weil die Gedanken sich ja auch weiter entwickeln hier der aktuelle Stand in meinem Kopf.


    Bleiben wir mal bei den Bauern. Wenn in einer Dorfgemeinschaft 5 Bauern leben (mit Familien) und jeder hat mindestens 100 Kühe) dann schaffen die das Melken nicht mehr. So eine Kuh geht jämmerlich zugrunde wenn sie nicht gemolken wird. Also wird wohl jede Hilfe angenommen. 3/4 des Jahres kann man die Tiere ja z.B. wie früher auf die Weide treiben wo sie erst einmal nicht verhungern. Mist und Futter im Stall kann man mit Schaufeln und Schubkarren bewegen. Vor einen Anhänger den früher ein Trecker zog kann man auch Kühe spannen. Und ein ganz wichtiger Punkt: Wenn die Kühe nicht sterben und nicht gleich alle geschlachtet werden hält sich das Fleisch an einer lebenden Kuh länger frisch. Auf den Segelschiffen hat man auch früher lebende Tiere wie z.B. Ziegen mitgenommen weil das Fleisch so länger frisch blieb.


    Ein problem dürfte sein, dass alte Handwerkstechniken und Organisationsformen in Vergessenheit geraten


    Um die Menschen zu den Höfen zu bekommen könnte man mit Lautsprecherwagen durch die Straßen fahren und Durchsagen zu Treffpunkten machen.


    Das waren nur einige Gedanken, die ich beim Lesen bekommen habe. Allerdings wohnen wir nicht in der Großstadt, deshalb das Ausgehen von eoiner ländlicheren Infrastrucktur.


    Gruß in die Runde
    RobinsonX

  • Zitat von RobinsonX;299598

    So eine Kuh geht jämmerlich zugrunde wenn sie nicht gemolken wird. Also wird wohl jede Hilfe angenommen.


    Das stimmt so nicht. Erst mal ist es für die Tiere sehr schmerzhaft. Die brüllen wie am Spieß, aber sie geben die Milch dann ab. Außerdem lässt die Milchproduktion nach, wenn sie kein Kraftfutter mehr bekommen. Und schließlich kann man sie, je nach Medikamentenvorrat im Betrieb, auch trockenstellen. Auf jeden Fall besteht für Tiere, die nicht gemolken werden, eine hohe Gefahr, dass sie eine Euterentzündung bekommen, die ohne Antibiotikabehandlung schnell tödlich wird. Allerdings geschieht das nicht sofort. Also wären einige wenige Tage Stromausfall durchaus ohne dauerhafte Verluste wegzustecken. Außerdem wird vermutlich nicht der gesamte Bestand Euterentzündung bekommen. Ich würde mal auf etwas über die Hälfte tippen.


    Auf jeden Fall ist es sinnvoll, die Tiere ins Freie zu treiben. Auch heutige Kühe kommen realtiv gut mit niedrigen Temperaturen zurecht. Deshalb werden moderne Ställe auch in Offenbauweise errichtet.


    Zitat

    Vor einen Anhänger den früher ein Trecker zog kann man auch Kühe spannen.


    Funktioniert nicht mit modernen Milchkühen, die weder körperlich für den Einsatz als Zugtiere geeignet noch daran gewöhnt sind.

  • Du weist schon wie lange es dauert das Melken so zu lernen das die Kuh Milch gibt und nicht bem Melken gequält wird. Das geht nicht innerhalb von 5 Minuten.
    Und Treibstoff für Lautsprecherwagen wird ganz sicher woanders dringender benötigt. (ich sag jetzt nicht wofür sonst wirds OT)
    Auch Pferden und Kühen das ziehen von Wagen im Geschirr beizubringen braucht Tage bis Wochen weil wie ich oben schon sagte das die Menschen auch lernen müssen.
    Du musst die Weiden auch Einzäunen braucht auch wieder Zeit und Können, oder die Kühe sind ganz schnell davon gelaufen. Und du musst die Viecher trotz Zaun auch bewachen sonst laufen die jedem Hungrigen hinterher und sagen: Iss mich!