ja Gemüsebeete sind Mangelware. Das ist richtig, sogar hier direkt im Weiler verschwinden die Beete mit den Alten Menschen.
Die Arbeit mag sich kaum einer noch machen.
Ich möchte mal was positives dazu beitragen. Sicher: unser kleines, gallisches Dorf ist sicher nicht repräsentativ; auch würde ich nie soweit gehen, und daraus einen "Trend" herleiten. Aber lasst mich erzählen.
Am Dorfrand gibt es eine ganze Reihe ehemaliger Gemüsegärten, direkt an einem Bach. Nach meinen Nachforschungen wurden diese Gärten um 1930 angelegt; es handelt sich in Summe um einen halben Hekar, in 1000m² "Parzellen" aufgeteilt.
(Auf der anderen Seite des Bachs gab es die gleiche Aufteilung, wurde aber in den 60ern wieder Ackerland)
Diese Gärten wurden, so haben es die alten Leute erzählt, in der damaligen Zeit intensiv bestellt. Die Generation, die da schon "keinen Bock" mehr drauf hatte, waren aber schon die Jahrgänge ab ca. 1960 - bis in die 90er haben deren Eltern da noch etwas rumgekrautet, als die dann zu Elvis ins Licht gegangen waren, hat man die Flächen als Rasengarten mit Grillecke benutzt oder halt verkrauten / verkommen lassen.
Vor zehn Jahren kam ich dann und hab die Parzellen nach und nach gekauft (da gibt´s in den Untiefen des Forenarchivs sogar einen Beitrag von damals). In kleinen Schritten haben wir angefangen, zu Gärtnern - dabei (mit anfänglichem Entsetzen) festgestellt, daß auch der 100. Video-Experten-Klugscheißer-Ratgeber keine Erfahrungen auf der eigenen Scholle ersetzt und unglaublich viel altes Wissen in meiner Generation schon gar nicht mehr vorhanden ist - ich bin JG 1980 - und nachgelernt werden wollte. Das uns anfangs wenigstens simple Kulturen so halbwegs gelungen sind, ist nur dem Umstand zuzuschreiben, daß meine Frau und ich als Kinder noch diffuse Erinnerungen ans Mithelfen im Garten der Großeltern hatten...
Heute "bewirtschaften" wir in Summe Beete von ca. 1200m² und halten Legehennen und Zweinutzungshühner (also Viecher, die auch Fleisch ansetzen). Ein kleiner, alter Obstbaumbestand ist auch da und wird gepflegt. Der Rest des Gartens bleibt naturbelassen, ich sehe nur zu, daß nichts extrem verkrautet / verwuchert. Wir haben Brennessel-Ecken stehenlassen, wilde Brombeeren dürfen auch bleiben (lecker Marmelade) - über die Jahre haben wir ringsum Totholzhecken als Einfriedung angelegt... aber ich schweife ab.
Interessant ist: hier im Dorf hat es in den letzten ca. fünf Jahren einen enormen Zuzug junger Familien gegeben. (Großstadtflüchtlinge - #wir haben Platz läuft wohl nicht so..;) ) Die Häuser hier haben eigentlich alle recht große Gartengrundstücke - und jeder gärtnert, viele halten sich auch ein paar Hühner. Sicher: es ist ist bei "unserer" Generation nicht mehr so wie damals, daß man aus Not jeden Quadratzentimeter des Gartens bestellt hat - "wir brauchen keine Wege zwischen den Beeten - auf Wegen wächst nichts !" Man sieht schon zu, daß man sich da keinen eigenen Gulag erschafft, das mache ich auch so. Aber wir ziehen uns einen nicht unerheblichen Teil des Gemüse, Eier und Fleischbedarfs selbst - in der Sommersaison fast zu 100% - das hat aber auch fast zehn Jahre gedauert, bis das geklappt hat und man sich da arbeitsmäßig nicht umbringt. Übrigens, um noch weiter OT zu werden: die Menschen waren "früher" nicht doof, was effiziente Gartengeräte für kleine Flächen angeht. Ich hab hier bspw. so einen antiken Häufelpflug zum Hinterherziehen, geht wie Butter durch die Reihen. Gardena ist alles Spielerei
Auch, wer vielleicht nur ein kleines 250m² Beet hat: alles, was er da erntet, braucht er nicht zu kaufen, es muß nicht transportiert / gedüngt / gespritzt etc. werden. Und in einer Nahrungsmittelkrise, um den Bogen zum Thema zurückzuschlagen, ist jeder Kohlkopp, den ich da aus der Erde pflücke, ein gewonnener. Er ernährt die Familie zwei Tage lang und man muß dann vielleicht an den zwei Tagen nicht zur staatlichen Suppenküche gehen.