Gasmangel: Auswirkungen & Vorsorge

Zitat von Cephalotus

Obwohl nur noch wenig Gas aus Russland kommt füllen sich die Gasspeicher derzeit mit 0,4 Prozentpunkten pro Tag.

Das wären in 100 Tage simplifiziert +40%.

Die Gasnetzbetreiber meinen, dass sie die Speicher bis Winter auch ohne russisches Gas wohl voll bekommen, wobei es bei Porenspeichern technische Einschränkungen gibt (die füllen sich oben raus nur sehr langsam)

Über den Winter braucht es ohne Russengas Einsparungen, derzeit sparen Industrie und Haushalte bereits ca. 5-7% des Gasverbrauchs ein.

Die Gaskraftwerke werden derzeit auch zunehmend gedrosselt.

Stand jetzt kann das alles schon gut schaffbar sein.

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Cephalotus, hast du den Post von Radoon vorher gelesen?

Dort zitiert er gerade den Herbert Saurugg mit dem Hinweis auf Rekord-Gasverbrauch zur Verstromung in Österreich:

Zitat von rand00m

Strom aus Gaskraftwerken, im SOMMER! 1/4 aus Gasverstromung, das sind Werte die haben wir sonst nur im Winter mit bis zu 35%.

Ausserdem steht bei der Bundesnetzagentur nichts von "alles gut schaffbar", sondern:

Bundesnetzagentur - Aktuelle Lage Gasversorgung

Zitat

Die Lage ist angespannt und eine weitere Verschlechterung der Situation kann nicht ausgeschlossen werden. Die Gasversorgung in Deutschland ist im Moment aber stabil. Die Versorgungssicherheit in Deutschland ist derzeit weiter gewährleistet.

Die Gasflüsse aus der Nord Stream 1 sinken und liegen nach der für heute angekündigten Reduzierung der Liefermenge derzeit bei 19,5 % der Maximalleistung. Die Gasflüsse aus der Nord Stream 1 waren bis 6 Uhr (27.07.) unauffällig und unterlagen normalen Schwankungen. Die Reduzierung der Gasflüsse ist in den heutigen Diagrammen deshalb noch nicht sichtbar.

Sollten die russischen Gaslieferungen über Nord Stream 1 weiterhin auf diesem niedrigen Niveau verharren, ist ein Speicherstand von 95 % bis November kaum ohne zusätzliche Maßnahmen erreichbar. Von der Reduktion ist die Weitergabe von Gas in andere europäische Länder wie zum Beispiel Frankreich, Österreich und Tschechien betroffen.

Ich bin wirklich froh über deinen Optimismus, das meine ich ernst und bitte behalte ihn bei. Ich tendiere (zu) häufig zum Negativen, bin aber immer dankbar über deine Posts, auch wenn ich manchmal (zwanghaft) dagegen anschreiben muss

Zitat von Duke

Mein Schwiegervater hat gestern die neue Abschlagszahlung für Erdgas erhalten:

Von 130€ auf 650€.

Soll er 650€ nachzahlen oder ist da bei der 650€ eine Null zu viel?

Ich hatte bisher eine monatliche Abschlagszahlung von 120€ und sollte nach der Jahresabrechnung künftig 71€ monatlichen Abschlag bezahlen. Da ich dem Braten nicht traue, habe ich den Abschlag sofort wieder auf 117€ angepasst. Mehr ging leider nicht. 🙄😔

Ein monatlicher Abschlag von 650€ ist mal eben locker eine Verfünffachung. Ist dein Schwiegervater ein Goldesel? 650€ monatlich nur für Gas, das ist ja mehr, als manche für die Kaltmiete zahlen! 😳

Sag mir bitte, dass das mit den 650€ nur ein Irrtum ist! 😬

Zitat von Cephalotus

Neulich in der WELT wurde eine CDU Politikerin im Titel zitiert, dass Deutschland im Juni 2022 soviel Gas verstromt hätte wie noch niemals zuvor. Woher solche Fehlinformationen bzw. schlichtweg Lügen kommen, weiß ich nicht, die Aussage war jedenfalls völlig falsch.

https://www.smard.de/home/mark…,%22region%22:%22DE%22%7D

wenn man Juni 2021 und Juni 2022 vergleicht.

4,2 Mio MWh aus Erdgasverstromung in Deutschland,

2021 warens 4,3 Mio MWh...

Juli werte sind noch nicht fertig für den monat. genauere auflösung hab ich noch nicht kontrolliert.

Ich bin mal gespannt wie sich das entwickelt, wenn unsere Pegelstände der Flüsse weiter fallen. Unsere paar verbliebenen AKWs und auch die, die evtl vielleicht ggf. wieder in Betrieb gehen, benötigen entsprechende Pegelstände, um die Kühlung zu gewährleisten.

Zitat von Cephalotus

Und ja, Deine Lage erscheint ungünstig. Hast Du schon einen Vertrag geschlossen? Der Gaspreis für Neuabschlüsse kann bis Ende des Jahres wieder fallen, aber auch noch weiter steigen. Bisher in 2022 war warten unklug.

Bisher noch nicht, habe darauf spekuliert, dass mein Versorger mir einen günstigeren Folgevertrag anbietet; alternativ kostet, zumindest aktuell noch, Gas in der Grundversorgung noch deutlich weniger. Ich weiß echt nicht, welche Strategie die beste ist. Meine Vermutung: wenn die Bundesnetzagentur den Versorgern im Herbst erlaubt, gestiegene Bezugspreise durchzureichen, hilft es auch nicht, jetzt im Sommer günstig abgeschlossen zu haben, dann werden sich die Preise auf hohem Niveau angleichen.

Zitat von Duke

Brutto oder netto?

Brutto.

Zitat von Cephalotus

PS: Ich hab nicht die BNetzA zitiert sondern die Gasspeicherbetreiber. Ich sehe gerade, dass auch diese Info öffentlich verfügbar ist:

Energiekrise: Speicherbetreiber halten Winterziel weiter für erreichbar - WELT

Zitat

An kalten Wintertagen werden bis zu 60 Prozent des Gasverbrauchs in Deutschland aus deutschen Speichern abgedeckt.

Wie viel wird an einem solchen Tag aus deutschen Speichern abgedeckt werden, wenn kein Russisches Gas mehr fliesst. Vermutlich deutlich mehr als 60%.

Zitat

Laut Bleschke muss auch bei einem Füllstand von über 90 Prozent und bei auf 20 Prozent gedrosselten Gasflüssen über die Nord Stream 1 in einem normalen Winter mit Unterdeckungen gerechnet werden. „Das System wird dann nur über eine Reduktion der Nachfrage zum Ausgleich kommen.“

gehen wir davon aus, Russland ist nett und liefert bis zum Stichtag 1. November die 20% Gas und DE schafft es, den Speicher auf so 85% zu befüllen. (Optimistischstes Szenario der Bundesnetzagentur)

Dann geht der Speicher einfach von 85% (Punkt 1) im gleichen Winkel nach unten, wie bei allen anderen Prognosen, einfach zeitlich etwas versetzt.

So landen wir ungefähr im März bei leeren Speichern.

Gas Prognose.jpg

Das wäre sicherlich deutlich besser, da dann die "schweren Monate" Januar und Februar schon durch wären.

Russland wird sich aber diese Überlegungen auch machen und deshalb vermutlich zeitnah kein Gas mehr nach Europa liefern, da sie sonst uns nur durch die kritische Phase des Winters helfen würden.

Zitat von Cephalotus

Die Verbund AG ist ein Börsennotiertes Aktienunternehmen.

Zu über 80% in Hand der Republik oder Gesellschaften die der Republik letztendlich gehören.

Ich glaube es ist müßig das bis ins Details ausrechnen zu wollen, ob es reichen wird. Putin liest die Speicherstände ja auch (oder lässt lesen). Der wird uns weiter genau auf dem Level halten, dass es ein Dauerthema bleibt. Ich persönlich gehe davon aus, dass wir ab Februar/März im Kalten sitzen. Nicht den ganzen Winter eben, aber so, dass Russland uns einmal spüren lässt wie blöd der Winter 23/24 werden könnte. Es sei denn Taiwan ist vorher dran. Dann dürfte das Abdrehen des Gases etwas früher passieren. Ich bin nicht unglücklich, wenn ich falsch liege.

Ansonsten haben wir da eh keinen Einfluss drauf. Was wir tun können, ist einfach jetzt alle Hebel in Bewegung zu setzen, um Energie zu sparen. Und da habe ich das Gefühl, dass die Damen und Herren gerade in der Sommerpause sind und sich erst danach beschäftigen möchten. Anders kann ich es mir nicht erklären, warum hier die Hallenbäder noch auf haben und Sommersauna anbieten.

Ich hoffe, du behälst Recht mit deinem Optimismus. Ich lasse mich lieber positiv als negativ überraschen. Hoffentlich gibt es bei den LNG-Terminals keine Lieferschwierigkeiten bei den Bausubstanzen oder Verzögerungen bei Energiemangel.

Hinsicht der Regierung über den Preis wird es hoffentlich bald Klarheit geben.

https://www.spiegel.de/wirtsch…hOSvViISjc8RPU89NcCvtlFcJ

Bei einer Steigerung für eine vierköpfige Familie zwischen 200 und 1000 € dürften viele lieber freiwillige frieren.

Ich bin einmal gespannt, ob die Orgie der Heizlüfter dann einsetzt.

Aber auch dann, wenn ein nur Mindestmaß an Heizung läuft, damit das Haus oder die Wohnung nicht kaputt geht, werden die Kosten für manche kaum zu stämmen sein.

Für Leute , die gegenwärtig schon Hartz4 , Grundsicherung oder Sozialhilfe bekommen, wird die Umlage nicht tragisch sein, da die Gaskosten als Heizkosten zu den Kosten der Unterkunft gehören und damit vom Amt übernommen werden.

Kompliziert dürfte es für diejenigen sein, deren Einkommen aktuell gerade über dem Grundsicherungsniveau liegen und bei denen die Erhöhung der Heizkostenvorauszahlungen dann dazu führt, daß das Existenzminimum nach ABzug der Unterkunftskosten nicht mehr gegeben wird. Da wird es dann ein

Gerangel geben, ob die erhöhten Heizkosten angemessen sind. Aber im nächsten Jahr soll ja das "Gute- jetzt- seid-mal ruhig- Leute-Bürgergeld Gesetz kommen .

Es gibt keine entsprechende Dienstanweisung, zumindest nicht, dass ich davon im Intranet gelesen oder es mir ein Kollege gesagt hätte, aber seit gut einer Woche beobachte ich verstärkt, dass die Wasserhähne auf Toilette (okay, aus naheliegenden Gründen nur auf den Herrenklos verifiziert) und Teeküche regelmäßig auf "kalt" gestellt sind und nicht so wie sonst auf lauwarm oder noch wärmer. (Bei uns laufen Heizung und Warmwasser über Gasthermen)

Zitat von UrbanTrapper

regelmäßig auf "kalt" gestellt sind und nicht so wie sonst auf lauwarm oder noch wärmer. (Bei uns laufen Heizung und Warmwasser über Gasthermen)

Ich bin ja gespannt ob es demnächst vermehrt zu Legionellen-Pneumonien kommen wird. Es dürfte nämlich nicht weitläufig bekannt sein, dass das Warmwasser auf über 60 °C erhitzt werden muss, um Legionellen abzutöten und so einige werden durch eine Temperaturreduktion wohl sparen wollen.

Zitat von Ben

Ich bin ja gespannt ob es demnächst vermehrt zu Legionellen-Pneumonien kommen wird. Es dürfte nämlich nicht weitläufig bekannt sein, dass das Warmwasser auf über 60 °C erhitzt werden muss, um Legionellen abzutöten und so einige werden durch eine Temperaturreduktion wohl sparen wollen.

Naja, es ist schon ein Unterschied, ob an der Verbrauchsstelle weniger Warmwasser verbraucht wird oder im Vorratsbehälter der Therme oder des Boilers. Ich kenne niemanden, der so abgebrüht ist, dass er sich mit 60°C heißem Wasser die Hände wäscht. Zu meiner Uni-Zeit im Labor konnte ich problemlos 65°C heiße Gefäße ohne weitere Hilfsmittel in der Hand halten. Das war nämlich die Temperatur, die die frisch angesetzte Agarose haben musste, damit ich meine Gele gießen konnte.