Zivilschutz in D ist praktisch nicht mehr existent

  • Und das, was da ist, ist nicht einsetzbar und Personal, dass sich mit der Bedienung auskennt sowieso nicht.

    Gleiches gilt in vielen deutschen Ballungsräumen auch für den "normalen" Katastrophenschutz...

    Was die Feuerwehr nicht mehr in den Griff kriegt, sollte besser nicht passieren...

  • Aber das sollte uns ja allen klar sein... wenn wir uns in größeren Notsituationen auf den Staat verlassen würden wären wir nicht hier :winking_face:

  • Aber die Innenministerin sagt: legt Euch wieder hin, alles nicht so wild... :unamused_face:


    Ich kommentiere das besser nicht.

    Erklärter FDGO-Fan

  • Aber die Innenministerin sagt: legt Euch wieder hin, alles nicht so wild... :unamused_face:


    Ich kommentiere das besser nicht.

    In Hamburg geht das sogar soweit, dass mir ein DRKler von Katastrophenschutz erzählte, dass die von der Stadt Hamburg "kleingehalten" würden. Getreu dem Motto "Bei uns gibt es keine Katastrophen, solange wir aus anderen Stadtteilen genügend RTW und Feuerwehr zusammenziehen können.


    Mag ja alles schön und gut sein. Aber eine Katastrophe zeichnet sich ja nun mal dadurch aus, dass sie" das normale Maß" übersteigt.

    Und wenn in jedem Stadtteil alle RTWs und alle Feuerwehrfahrzeuge benötigt würden, hat auch Hamburg plötzlich zu wenig von allem und macht dicke Backen.

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)

  • Wir haben bei der Flut letztes Jahr gemerkt, was es bedeutet, wenn die überörtliche Hilfe aufgrund eigener Betroffenheit nicht kommt. Normalerweise funktioniert das ja - aber wenn es flächendeckend (Bundesland oder Bund) Eigenbetroffenheit gibt, schickt niemand mehr eine Einsatzeinheit oder rote Bereitschaft raus.


    Das ist dann der Punkt, an dem die Innenministerien in die Mangelverwaltung einsteigen sollten und Prioritäten festlegen.


    Nur zur Klarstellung: Katastrophenschutz und erst Recht Zivilschutz sind IMMER Mangelverwaltung.

    Erklärter FDGO-Fan

  • Wir sind für lokal begrenzte Notlagen in CH/A/D nach wie vor gut aufgestellt. Die Feuerwehren für örtliche Einsätze, für aufwendige Schadenslagen das THW bzw. das Militär. Stiefkind ist der auf Kreisebene angesiedelte Bevölkerungsschutz (KatS), der im Wesentlichen auf die DRK Kreisverbände baut, die dazu dutzendweise KTWs vorhalten, ein paar Gerätekraftwagen mit Zelten, Feldbetten, Heizung, Beleuchtung und Strom für den Eigenbedarf eines Betreuungsplatzes/Behandlungsplatzes. Dazu ein paar Verpflegungstrupps und hier und da IuK-Einheiten für die Kommunikation. Das reicht nicht für eine landesweit gleichzeitig eingetretene Lage, aber man bewältigt damit die Betreuung von Betroffenen bei größere Schadenslagen (Zug-/Flugzeugunglücke, Evakuierungen, Hochwasser).

    Der Bevölkerungsschutz auf Landes-/Kreisebene muss sich in D vorwerfen lassen, dass er nicht annähernd so durchstrukturiert ist, wie z.B. das THW. Die Leistungsfähigkeit eines Kreisverbands steht und fällt einzig und allein mit dem Engagement einzelner Persönlichkeiten. Was das "Kleinhalten" des Bevölkerungsschutzes angeht: dafür sorgt das hierarchische System z.B. innerhalb des DRK von selbst. Charaktereigenschaft Nr. 1 auf allen Führungsebenen ist hier nämlich: krankhafte Eifersucht, dict gefolgt von dem Grundsatz "50% meines Engagements stecke ich in sinnlose interne Grabenkämpfe".

    Wehe, ein Ortsverein schafft sich z.B. aus eigenen Mitteln Stromaggregate oder gar Drohnen mit Nachtsichtfunktion an: geht gar nicht! Erst wenn die direkt dem KV unterstellten Schnelleinsatzgruppen (SEG) sowas ein paar Jahre haben, duldet man sowas. Vielleicht. Bei dem OV, dem ich vorstehe, will ich die Fachbereiche Technik&Sicherheit sowie IuK aufbauen. Bisher machen wir neben Sanitätsdienst, Betreuung und psychosoz. Notfallbetreuung nur noch Verpflegung. Damit locken wir aber weder Nachwuchs, noch ist der OV allein handlungsfähig. Auf das läuft es aber bei einer allgemeinen Notlage wie einem Blackout oder Krieg hinaus. Diese Denke ist bei vielen Kreisverbänden aber noch nicht angekommen. Die Feuerwehren sind da mit dem Trainieren von Flächenlagen und Abschnittsführung schon wesentlich weiter.


    Was ich aber für scheinheilig halte, ist das Klagelied über fehlende Bunker/Schutzräume. Die waren schon der Hochphase des kalten Kriegs in D nur für einen winzigen Bruchteil der Bevölkerung vorhanden. Das war reine Alibi-Politik. Man müsste das mit den Lehren aus der Ukraine (Artillerie gegen Städte) ganz pragmatisch lösen und lediglich in Städten bestehende unterirdische Infrastrukturen (U-Bahnstationen, Tiefgaragen) für die provisorische Unterbringung von Menschen ein wenig vorbereiten: Notbeleuchtung, Belüftung, Sanitäranlagen, abtrennbare Bereiche für Familien, Alte usw. Spielecken für Kinder, vielleicht WLAN. Den ganzen ABC-Krams der 80er würde ich weglassen. Die Einrichtungen sollen lediglich Schutz vor Artilleriewirkungen bieten. Das wäre machbar, man könnte das Material z.B. in Containern vor Ort kompakt vorhalten.

  • Wehe, ein Ortsverein schafft sich z.B. aus eigenen Mitteln Stromaggregate oder gar Drohnen mit Nachtsichtfunktion an: geht gar nicht! Erst wenn die direkt dem KV unterstellten Schnelleinsatzgruppen (SEG) sowas ein paar Jahre haben, duldet man sowas. Vielleicht. Bei dem OV, dem ich vorstehe, will ich die Fachbereiche Technik&Sicherheit sowie IuK aufbauen. Bisher machen wir neben Sanitätsdienst, Betreuung und psychosoz. Notfallbetreuung nur noch Verpflegung. Damit locken wir aber weder Nachwuchs, noch ist der OV allein handlungsfähig.

    Ich weiß, dass es in den diversen Kreisverbänden, vorsichtig ausgedrückt, schnell mal politisch werden kann, wenn auf KV-Ebene mal jemand meint, "die in den Ortsvereinen" würden ihnen die Mettwurst von der Stulle ziehen wollen.


    Bei uns im KV ist das eine, vorsichtig ausgedrückt, glücklich-unglückliche Mischung zwischen KV/OV-Finanzierung.

    Die Bereitschaften werden durch den Ortsverein gestellt und ausgerüstet (Bekleidung, PSA etc.), Fahrzeuge und sonstiges Gerät durch den KV. Die Ortsvereine haben jederzeit, nach Absprache, Zugriff auf das Material und Personal der Bereitschaften. So ist der MTW der Bereitschaft die nächsten Tage zum Beispiel für den örtlichen Blutspendediensttermin im Einsatz, sofern er nicht für eine Betreuungslage benötigt würde (und selbst da würde man wahrscheinlich schauen, ob man einen der anderen MTW stattdessen nehmen und besetzen kann...).


    Ich finde es schade, wenn individuelle Lösungsansätze für Katastrophenvorsorge der Ortsvereine durch übergeordnete Kreis-/Landesstrukturen torpediert werden durch die von dir beschriebenen Eifersüchteleien. Der Kreisverband/Landesverband, oder wie die übergeordnete Struktur auch immer heißen mag, sollte doch froh sein, wenn ein "kleiner Ortsverein" das Geld in die Hand nimmt, um ein, zwei, drei Moppels zu kaufen. Wichtig ist meiner Meinung nach nur, dass fähiges und ausreichend qualifiziertes Personal zur Verfügung steht. Gerade bei Strom und Stromunfällen werden die zuständigen Unfallkassen schnell sehr schmallippig, wenn ein (tödlicher) Unfall passiert.

    Ansonsten: ich wäre doch als Kreisverband schön blöd, wenn ich den Ortsvereinen in meinem Beritt die eigene Vorsorge verbieten würde! Jeder Ortsverein, der sich im KatS-Fall selbständig helfen kann ist einer weniger, den ich zu 100% auf dem Schirm haben muss! Und wenn ich als Kreisverband das nicht auf die Kette kriege, vernünftige Ausrüstung zu organisieren, muss ich mich auch fragen, ob die personellen Kapazitäten fehlen oder ich einfach mal bei den Kreisverbänden hospitieren sollte, die es hinbekommen, ausreichende Geldmittel zu akquirieren. Es ist ja nicht so, dass vor allem auf Landes- und Bundesmittel kein Geld für sowas da wäre. Es muss halt bur beantragt und abgerufen werden. Zu einem gewissen Anteil mit Selbstbeteiligung. Okay, da hapert es bei vielen. Die beantragen dann die Mittel für einen GW San, bekommen den bewilligt und dann haben sie nicht das Geld für den Eigenanteil und eine andere HiOrg bekommt dann die Gelder zugeschoben. 🤷

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)

  • Für Zivilschutz war/ist die Ukraine erheblich besser aufgestellt als D,

    Prioritäten setzen heißt auswählen, was liegen bleiben soll.

  • Die Leute die irgendwann mal oder aktuell in eine der Organisationen arbeiten oder auch ehrenamtlich, wissen auch nicht alles. Die Leute denken aber von sich aus ein bisschen weiter. Die Beschaffung geht teilweise manchmal etwas wild wie oben beschrieben wurde. Beim THW siehts seit einigen jahren gut aus, auch Finanziell. Ausschreibungen sind aber zu bürokratisch (Warum muss ein Tragbarer Stromerzeuger blau sein... Extrawurst)... Man muss mehr zusammen arbeiten und auch mal über den Tellerrand gucken. Kreisverwaltungen müssen wissen was die einzelnen Organisationen vor Ort haben und was die können, auch die vom Bund.


    Es ist nach der Flutkatastrophe mit sicherheit noch nicht alles analysiert, aber hoffentlich hauen die richtigen mal aufn Tisch und ziehen die richtigen lehren daraus. Vernünftige Einbindung der neuen Erkenntnisse. Und natürlich auch aktuelle Europapolitik. Auch ob was an der Basis in Sachen Ausbildung geändert werden muss. Beschaffung, Einheiten ändern, gucken wie man es früher gemacht hat und auf modern umschreiben. Pläne überarbeiten. Üben Üben Üben... ... ja wenn man selber betroffen ist, egal ob ehrenamtlich oder hauptamtlich, kann man weniger gut oder gar nicht anderen helfen. Es muss ja leider erst was passieren um was zu erkennen. Auch das THW kennt als Großeinsatz eher nur Überschwemmungssachen in den letzten jahren. Flächenlagenmässig. Torfbrand, pandemie und co waren zwar auch groß, aber anders.


    Für alle anderen Leute: Wer weiss denn noch was wann zu tun ist in welchem Szenario? Wo bekommt man hilfe, was sollte man privat vorbereiten? Wie helfe ich mir selber?... Anleitungen wie es noch in den 80ern gab? Die Broschüre vom BBK wird hoffentlich in der nächsten Ausgabe um ein paar Seiten erweitert (Pandemie, Flut, Krieg)...

    Gruß David

  • Eine ganzheitliche Zivilschutzkonzeption, die dann auch in der Fläche umgesetzt wird, gepaart mit Empfehlungen zur Selbsthilfe/persönlichen Vorsorge ist politisch heikel. War sie schon immer. Denn sie kommt dem Eingeständnis des Staats gleich, dass "man nicht alles im Griff hat" und sie kann Angst auslösen, was als Massenphänomen dann wieder zu schwer steuerbaren Effekten führt (Klopapier, Sonnenblumenöl).


    Deswegen ist ein erfolgreicher Zivilschutz immer auch ein Stück weit diskret und hinter den Kulissen aktiv. Damit man keine Unruhe auslöst.


    Was Zivilschutz braucht, damit er in ganzer Breite erfoglreich ist, ist eine durchdachte Konzeption und eine Deckung der Grundbedürfnisse mit relativ einfachen und vor allem einheitlichen Mitteln. Also keine Superspeziallösungen mit eigener Software. sondern "Eimer, Schippen, Spitzhacken" und überall die gleichen.


    Für neue Lagen wie einem allgemeinen Strom- oder Kommunikationsausfall, oder auch Pandemien mit richtig schlimmen Viren, reicht das natürlich nicht komplett aus. Hier muss man auf örtlicher, d.h. kommunaler Ebene ansetzen, um im Fall der Fälle dezentral weiter zu funktionieren, was bisher zentralisiert gelöst wurde (z.B. was tun, wenn die großartigen "integrierten Leitstellen" von FW und Rettungsdienst nicht mehr erreichbar sind?).


    Oder Basiskonzepte, wenn die Belieferung mit Lebensmitteln durch den Handel ins Stocken gerät oder abbricht.


    Dann kann man obendrauf noch je nach örtlichen Möglichkeiten noch ein paar "Premium"-Angebote draufsatteln, z.B. Bereitstellung von Energie, Kommunikations- oder Transportmöglichkeiten, über den örtlichen Notfallbedarf hinaus. Hier wären dann z.B. Biogasanlagen, Landwirte und Unternehmen mit Fuhrpark Kooperationspartner.


    Im Grunde gibts alle notwendigen Anleitungen, Vorschriften und Handbücher für sowas. Man muss es nur auch offline vor Ort verfügbar haben:

    VwV Stabsarbeit, Musternotfallplan Stromausfall, Ernährungssicherstellungsgesetz, Verkehrsleistungsgesetz usw.

  • tomduly All diese Dinge bringen doch nichts, wenn es auf Kreisebene total versagt wird. Wenn es bspw. bei den Geschäftsführenden der Hilfsorganisationen nicht durchdringt, bzw. diese mit den Argumenten "das war schon immer so" jede Neuerung, Innovation und Impulse klein reden. Wenn die Geschäftsführenden der Kreisverbände aus persönlichen Gründen nicht mit den Ortsvereinen zusammenarbeiten wollen und sich wirklich jeder Gedanke nur um monetäre Aspekte dreht. Zum kotzen. Sowohl als neutraler Unbeteiligter, als auch als Einsatzkraft.

  • Wenn es bspw. bei den Geschäftsführenden der Hilfsorganisationen nicht durchdringt, bzw. diese mit den Argumenten "das war schon immer so" jede Neuerung, Innovation und Impulse klein reden.

    Kein System überlebt länger als zwei Generationen.

    Nur, wenn man von dem System profitiert, will man das nicht sehen...

  • Kleiner Tipp für Feuerwehr'ler (in D):

    Versucht mal als Helfer in Stabsübungen zu kommen.
    Wird manchmal angefragt für Funker, Melder, Kaffeeschlepper.


    Die Vorgehensweisen und das Wissen was man dort erleben darf sind ... aufschlussreich.

    "Wo Hesse und Holländer verderben, wer könnte da sein Brod erwerben?"

  • Man muss sich im Klaren sein, dass Zivil-/Kastrophen-/Bevölkerungsschutz schon immer maximal die einfachsten Grundbedürfnisse abdecken sollte. Das geht im Mediengetöse heute manchmal unter. Wir leben ja ein einer rundunm sorglos abgesicherten Vollkasko-Gesellschaft. Für Kids ist die Katastrophe schon eingetreten, wenn Mobilfunk oder WLAN für nen Tag unerreichbar sind.

    Wenn ich mir da den krassen Gegensatz des Inventars eines Betreuungs-LKW aus dem Bevölkerungsschutz des Jahres 2022 anschaue: Zelt(e), Feldbetten, Warmluftheizung, ein Stromerzeuger, ein paar Lampen für die Zelte, ne Biertischgarnitur, ein paar Taschen mit Wolldecken. 2-3 Kisten Mineralwasser, etwas Werkzeug fürs Aufbauen der Zelte. Das wars.


    Dann gibts hier und da noch Verpflegungstrupps mit Küchen-LKW, noch seltener Wasseraufbereiter und ganz selten Abwasserentsorger. Für die Einsatzführung gibts die genormten ELW1 und ELW2 als Einsatzleitwagen: eingebautes Tischchen, 2-4 Sitzplätze, Funkgeräte, Laptop, Drucker, Flipchart, nen Koffer mit Vordrucken. Damit das Fahrzezug "autark" ist, packt man noch nen kleinen Stromerzeuger a la Eu10i dazu, der für ein paar wenige Stunden den Betrieb erlaubt.


    Auf höherer Ebene gibts dann noch Fernmelder bzw. IuK-Einheiten, die können dann auch mal ne Fernverbindung, ein lokales DECT-Telefonnetz oder teilweise auch noch Feldkabel-Verbindungen aufbauen.


    Das ist vom Grundansatz her auch richtig, dass man so weit es geht, einheitliche und primitive Lösungen vorhält. Nur ist gerade das Thema Kommunikation und Lageüberblick bei den staatlichen Zivilschützern zum einen um Jahrzehnte hinterher und zum anderen haben wir heute andere Bedrohungslagen (sämtliche Telekommunikation ist heute IP-basiert, bis vor 20 Jahren funktionierten analoge Festnetz-Telefone auch bei einem allgemeinen Stromausfall noch Stunden und die Fernmeldesysteme hätten auf tagelangen Nostrombetrieb umgestellt werden können). Bei einem Ausfall der Kommunikationsnetze (vgl. Ahrtal) weiss die zentralistisch organisierte Zivilschutzstruktur weder, was draußen los ist, noch wo sich welche Hilfseinheiten befinden und erreicht sie auch nicht. Erst wenn sich alarmierte Einheiten in den ihnen zugewiesenen Bereitstellungsräumen (beim Ahrtal war das der Nürburgring) sammeln, kann man dort lokal abschätzen, welche Hilfsmittel man hat. Von dort aus müssen dann Erkunder ausschwärmen, um Hilfeleistungsbedarf zu identifizieren. Das ganze dauert Tage und basiert letztlich auf Meldern, die mit irgendwelchen Fahrzeugen zwischen Einsatzgebieten und Einsatzleitung hin- und herfahren.


    Im Bereich Kommunikation und Lageüberblick sehe ich aktuell die größte Schwäche im Zivilschutz bei uns. Das Thema Bunker bzw. Schutzräume halte ich für überbewertet.

    Es müsste mindestens jeder Landkreis und jede Kommune ab 10.000 Einwohnern eine leistungsfähige autarke Kommunikations-und-Lageerkundungs-Einheit vorhalten, die mit Starlink-Internet, Satelliten-Telefonen und der Fähigkeit, schnell zahlreiche lokale Funknetze (WiFi/WLAN/LoRaWAN) im Kreisgebiet einzurichten.

    Für den Lageüberblick vor Ort sollten leistungsfähige Drohnen, wie z.B. die Mavic 2 Enterprise Advanced mit 10km Reichweite für die Videoübertragung und zusätzlicher Wärmebildkamera bereitgehalten werden.


    Zur Stabsarbeit: Kommunen machen das alle 20 Jahre mal und das Personal erinnert sich amüsiert zurück "Oh jeh, damals mussten wir mit Funkgeräten rumlaufen." So jedenfalls bei uns. Das ist noch unbeliebter als Weiterbildungsklausuren über neues kommunales Haushaltsrecht. Das ist aber kein Hexenwerk. Stabsarbeit im Rathaus kann man sich notfalls per learning by doing aneignen. Und je besser man das Lage- und Kommunikationsthema zumindest zwischen den beteiligten Personen im Griff hat, um so mehr ist Stabsarbeit "business as usual". Klappt die Kommunikation nicht und kommt man z.B. nicht an Dokumente ran, weil die auf Rechnern oder in einer Cloud liegen, dann wird es allerdings zäh bis schmerzhaft und beliebig ineffizient, weil man nur noch am rennen und suchen ist.


    Deswegen sollten Kommunen (und Katastrophenschützer) in der Lage sein, schnellstmöglich eine robuste Ersatz-Infrastruktur hinzubekommen, mit der sie an Daten rankommen, Daten austauschen können, Lagemeldungen empfangen und darstellen können und Entscheidungen treffen und mitteilen können.


    Im einfachsten Fall ist das ein notstromversorgter Sitzungssaal und ein Klassensatz Notebooks, ein Netzwerk-Switch, ein Drucker und ein paar Beamer. Und auf einer Diskstation oder einem Mini-Server lokal vorgehaltene Daten, wie z.B. Vorschriften, Lagepläne, Landkarten, Formulare etc.. Und schon läuft der Verwaltungsapparat wieder.


    Wenn man es drauf anlegt, passt so ein kleines Notfall-Büro-Set mit 4 PC-Arbeitsplätzen, Laserdrucker und LAN/WLAN/DECT in eine kompakte Kiste. Dazu ein Köfferchen mit Schreibzeug, Anleitungen und Meldevordrucken. Bislang setze ich das mobil oder bei Vereinsveranstaltungen ein. Mit einem 12V-Sinus-Wechselrichter läuft der kleine Laserdrucker auch an 12V im Fahrzeug oder an einer MISA.


    Grüsse

    Tom

  • Da sind wir schon so weit bzw weiter als Deine letzten drei letzten Absätze beschreiben, tomduly . Wir üben zweimal im Jahr, IuK steht. Aber völlig richtig, das wird noch nicht überall so praktiziert. Ich denke aber, das kommt jetzt nach und nach. Kann sich keiner mehr erlauben, das nicht zu tun.


    In dem Zusamnenhang: Stabsarbeit macht auch im Zivilen Sinn, im Kleinen. Nur so kriegt man vor Ort die Strukturen wieder hin. Sprecht mal mit dem Ortsbürgermeister, dem Feuerwehrchef... lokal geht da bisher nicht viel. Das könnte man auch in unserem Umfeld hier echt mal üben, ausbilden... Ich denke nach. :winking_face:


    Lagekarte, Recherche, Kommunikation, S-Funktionen, DV100... sexy!

    Erklärter FDGO-Fan

  • Da sind wir schon so weit bzw weiter als Deine letzten drei letzten Absätze beschreiben, tomduly . Wir üben zweimal im Jahr, IuK steht. Aber völlig richtig, das wird noch nicht überall so praktiziert. Ich denke aber, das kommt jetzt nach und nach. Kann sich keiner mehr erlauben, das nicht zu tun.


    In dem Zusamnenhang: Stabsarbeit macht auch im Zivilen Sinn, im Kleinen. Nur so kriegt man vor Ort die Strukturen wieder hin. Sprecht mal mit dem Ortsbürgermeister, dem Feuerwehrchef... lokal geht da bisher nicht viel. Das könnte man auch in unserem Umfeld hier echt mal üben, ausbilden... Ich denke nach. :winking_face:


    Lagekarte, Recherche, Kommunikation, S-Funktionen, DV100... sexy!

    Kannst du mehr dazu berichten ?

    Ist das noch immer in der Stolberger Str.?

    War da vor langer Zeit mal aktiv.

  • Camper : Simmerath. Die andere Behörde in AC. :grinning_face_with_smiling_eyes:


    Die EL im Bunker übt zweimal jährlich mit je einem SAE und ggf Messleitung. Krisenstab war jetzt quasi zwei Jahre in Sachen Corona und Flut daueraktiv.


    Politisch sensibel. Lass uns gerne bei nem Bier mal quatschen!

    Erklärter FDGO-Fan