Für Taiwan würden die USA Europa fallen lassen

  • Das ist entweder gezielte Desinformation oder VT - auf jeden Fall Unsinn.

    Nicht das ich behaupten will das es so kommt, aber woher nimmst du denn dein Wissen? Diese Stimmen sind ja definitiv da in den Staaten.

  • Weil ohne Europa die USA einen gesamten Kontinent verlieren. Und das hinsichtlich Absatz und Verteidigung.


    Zudem glaube ich nicht, dass die USA irgendetwas kostenfrei irgendwohin liefern.

  • Naja, das ist etwas reißerisch. der Autor liebt natürlich Schlagzeilen,

    Aber aus einem: Die USA orientieren sich wieder mehr nach Asien ein: Die USA lassen Europa fallen zu machen, das ist schwer unseriös.

  • Ich kann zumindest nachvollziehen, dass die USA aufgrund der Chiphersteller viel stärker von Taiwan als von Europa abhängen.

  • Wenn man es rein global wirtschaftlich betrachtet, dann wäre zumindest jetzt ein Ausfall Taiwans für sehr viele Branchen äußerst dramatisch (60% der Weltproduktion an Mikrochips stammt von dort). Die Bemühungen Europas und Amerikas, sich davon unabhängig(er) zu machen, laufen ja. Aber das dauert noch 5 Jahre, bis sich das bemerkbar macht. Insofern wäre ein chinesischer Überfall auf Taiwan in nächster Zeit etwas ungünstig.


    Das wissen auch Leute in den USA und wägen ab, wo die amerikanischen Interessen eher auf dem Spiel stehen: in der Ukraine oder in Taiwan.


    Man kann solche Gedanken, wie in dem verlinkten Artikel auch als eine Art Drohkulisse für die Europäer sehen (oder auch als der Versuch des Autors, die politische Stimmung dahingehend zu beeinflussen): nämlich, dass Europa seine Verteidigung selbst in die Hand nehmen muss. Das ist ja auch legitim und ich halte es auch für machbar. Dazu reicht es aber nicht, viele Panzer zu bestellen und Munitionsdepots bis an die Decke vollzustopfen, dazu müssen national-romantische Vorstellungen überwunden werden und es muss eine europäische Verteidigungsunion geschaffen werden.


    Momentan gibt es diesbezüglich in Europa halt einen wilden Mix:

    - Es gibt die Staaten, die mal irgendwie mehr oder weniger Weltmacht waren (England, Frankreich) und tief in dem Glauben verwurzelt sind, dass sie deshalb immer noch bestimmen können, was in Europa zu geschehen hat und dass sie im Zweifelsfall ihr Ding lieber alleine machen.

    - Es gibt Staaten, die mal ziemlich viel Angst und Schrecken verbreitet haben (Deutschland) und sich seither dermaßen "pazifiziert" haben, dass man sie zum Jagen tragen muss, weil sie sich nicht trauen, den Haufen anzuführen, weil das F-Wort im Dritten Reich halt verbrannt wurde. Erstaunlicherweise werfen gerade Staaten wie Polen, die seinerzeit brutalst unter dt. Führung gelitten haben, dem heutigen Deutschland Führungsschwäche vor.

    - Dann gibt es Staaten, die vom Fall des Eisernen Vorhangs und dem Ende der Sowjetunion massiv profitiert haben, die sich als ewige Leistungsempfänger in die EU gemogelt haben und mit den Jahren "komisch" geworden sind (Polen, Ungarn, Serbien) und die jetzt gerade die wildesten Spagate vollführen, um sich innenpolitisch zwischen den EU-Futtertrögen und Russland-Freundschaft (Ungarn, Serbien) nicht zu verrenken. Polens Regierung hat sich zwar eindeutig gegen Putin positioniert, ist aber ansonsten eher auf einem Solo-Trip unterwegs: EU ist kacke, Deutschland sowieso. Da bleibt nicht viel, auf lange Sicht wird sich Polen entscheiden müssen.

    - Es gibt Staaten, die eine mehr oder weniger lange und unterschiedlich stark ausgeprägte Form der politischen Neutralität aufrecht erhalten wollen (Schweiz, Österreich), aber auch da seltsame Verrenkungen vollführen müssen (Rüstungsindustrie in der Schweiz vs. NonProliferations-Regeln in Kriegsgebiete).

    - Es gibt ein paar Staaten, die würde ich als geräuschlose Pragmatiker sehen: Benelux, Tschechien, Slowakei, Slowenien, Kroatien. Die machen nciht viele Schlagzeilen und machen auch verteidigungspolitisch einen soliden Job im Rahmen ihrer Möglichkeiten.

    - Und es gibt die nordischen Länder (Skandinavien, Baltikum), die für mich in vielen Bereichen Hoffnungsträger sind, nicht nur in der Verteidigungspolitik. Auch was Gesellschaft, Mobilität, Energie, Frauenrechte, Gesundheitswesen, Umgang mit alten Menschen, Digitalisierung usw. angeht: vieles davon hat Modellcharakter (auch wenn nicht alles Gold ist, was glänzt: Gewaltorgien in Schweden, Rechtsextreme in Dänemark usw.).

    - Wer fehlt noch: die PIGS, also die Mittelmeer-Europäer. Die sind ein Kapitel für sich, denen täte eine "Süd-Union" oder eine "Mittelmeer-Union" (zusammen mit Marokko, Tunesien, Israel und der Türkei) möglicherweise besser passen, als unsere mitteleuropäische Spießigkeit.


    Lässt sich aus dieser Mischung eine effektive Verteidigungsunion formen? Wenn man alle mitnimmt, vermutlich nicht. Ich würde eine Kerneuropäische (Verteidigungs-)Union bevorzugen: Deutschland, Benelux, Österreich, Skandinavien, Baltikum, ein paar Osteuropäer. Mit der richtigen Regierung auch Polen und perspektivisch die Ukraine und Moldawien. Die anderen können/müssen es sich dann überlegen, ob sie mitmachen wollen bei einer europäischen Territorialverteidigung.

    Vielleicht erleben wir das ja noch, wenn es sich bewahrheiten sollte, dass die USA Asien für relevanter halten, als Osteuropa. Dann könnte das ganz schnell gehen, dass man eine EuroNATO zusammenbauen muss - die eine gemeinsame Führung hat und keine europäische Ministerpräsidenten- und Kanzler-Runde mit Veto-Rechten für jedes Mitgliedsland.

    So eine EuroNATO könnte man als reine "schießende Feuerwehr" definieren, die ausschließlich Bedrohungen gegen Europa abwehrt, ansonsten nicht als UNO-Interventions-Armee überall auf dem Globus herumeiert und nach ein paar Jahren ergebnislos wieder abgezogen wird (Afghanistan, Mail, Niger etc.).

    Die Bedrohungen werden künftig nicht ausgehen: Iran, Nordkorea, China, Pakistan, Russland oder seine Reste in irgendeiner Form sowieso. Vielleicht eines hässlichen Tages sogar mal die USA bzw. die Neuen Südstaaten, wer weiß?

  • Nein, USA würde Europa nich fallen lassen, zu wichtig in Bezug auf Russland, ein Puffer quasi.


    Ausserdem hatten die USA Kriege in Vietnam, Chorea und haben dabei auch nicht Europa fallen gelassen. Natürlich ist China/taiwan ein anderes Kaliber.


    Ich vermute eher das die USA Europa, ganz voran natürlich GB und Frankreich, mit einbeziehen würde, eine Union gegen Chinas Versuch Taiwan zu erobern, so ähnlich wie gegen Syrien oder dem Irak damals...


    Und nicht vergessen, ALLE, auch Europa sind von Taiwans Chips abhängig

  • Wenn man zukunftsorientiert denkt was Absatzmärkte und Konsumentenanzahl anbelangt ist Asien wichtiger als Europa (überaltert und übersättigt). Um hier nicht aus dem Markt gedrängt zu werden macht für die USA eine höhere Priorisierung durchaus Sinn, so nach dem Motto: das minimal Nötigste für Europa, den Rest dann aber zum Erhalt und ggf. Verbesserung der Machtposition in Asien, speziell gegenüber China.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Und nicht vergessen, ALLE, auch Europa sind von Taiwans Chips abhängig

    Soweit ich weiß kommen die Maschinen zur Chipherstellung aus den Niederlanden von hier: https://de.wikipedia.org/wiki/ASML Das ist der Weltmarktführer. Die Optiken zur Belichtung der EUV-Lithographie kommen von Zeiss, in der Nähe von Aalen, in D. Und Intel will in der Nähe von Magdeburg ein neues Chipwerk bauen? Da müßte doch längerfristig die Abhängigkeit von Taiwan geringer werden?

  • Ich sehe jetzt auch nicht, dass es nur schwarz und weiß gibt und die USA Europa fallen lassen würden wie es in dem Artikel heißt, aber sie würden wohl die Hilfen für die Ukraine runter fahren/streichen und dann müsste Europa das alleine wuppen, was vielleicht sogar machbar wäre, aber nicht so wie es aktuell läuft. Sollten die Republikaner die US-Wahl in 2024 gewinnen könnte die Ukrainehilfe sogar ohne den China/Taiwan-Konflikt versiegen.


    Zum Vietnam/Korea-Vergleich: Da war in Europa aber auch kein heißer Konflikt und es war eben auch eine andere Zeit und andere Stimmungen und wirtschaftliche Abhängigkeiten. Zudem ist China ein Schwergewicht und der Konflikt wäre vor deren Haustür.

  • Wenn man zukunftsorientiert denkt was Absatzmärkte und Konsumentenanzahl anbelangt ist Asien wichtiger als Europa (überaltert und übersättigt).

    Das ist eine interessante Frage. Die Überalterung entwickelt sich in Asien gerade zu einem regelrechten Tsunami. In China spürt man jetzt die Folgen der 1-Kind-Politik, die Inder wollen keine Mädchen als Kinder und Japan gilt als das überalterte Land schlechthin. Die Zeiten, in denen es in Asien nur so wimmelte von jungen, gut ausgebildeten, arbeitswilligen Menschen, die für nen Dollar am Tag T-Shirts zusammennähen, neigen sich grad auch dem Ende zu.


    Und was die Übersättigung angeht, ist mein Eindruck ist, dass gerade die Gesellschaft in China mit aller Macht immer noch danach strebt, auf westliches Lebens- und Konsumniveau zu kommen, während wir uns so langsam davon verabschieden, täglich ein Stück Fleisch auf dem Teller haben zu wollen oder auf Teufel komm raus zu konsumieren in Europa geht aktuell sogar der Verbrauch an Elektrogeräten zurück.


    Dass China ein besserer Absatzmarkt für die bisherige Konsumgüter-Industrie ist, als Europa dürfte ein vorübergehender Effekt sein. Danach kommt Asien in die selbe Falle, wie wir, nur dass wir bis dahin schon Lösungen gefunden haben und uns hoffentlich in einer nachhaltigeren Post-Konsum-Gesellschaft befinden. Insofern: let them go.


    Europa ist sich selbst genug und braucht im Grunde genommen weder die USA noch Asien. Es gibt hier alles, wir haben genügend Flächen für Mensch, Tier und Landwirtschaft und notfalls auch höher gelegene Rückzugsgebiete, falls wir die Küstenregionen unbewohnbar werden (das trifft in Asien dagegen einige Staaten knallhart, die keine Alternative haben, umzusiedeln).


    Da müßte doch längerfristig die Abhängigkeit von Taiwan geringer werden?

    Ja, das wird auch passieren, definitiv. Aber realistisch betrachtet, vergehen 5 Jahre vom Beschluss, eine Halbleiterfabrik irgendwo bauen zu wollen, bis die ersten produktiven Chip-Lose die Fabrik verlassen. Halbleiterproduktion, gerade mit Strukturgrößen im einstelligen Nanometerbereich ist extrem Anspruchsvoll. Da gibt es für die meisten Produktionsanlagen, die nötigen Zutaten und die Software zur Entwicklung der Schaltungen auf den Chips weltweit meistens nur 1-2 Hersteller. Mein Arbeitgeber hat eine führende Rolle in der sog. Elektronenstrahl-Lithografie. Dazu braucht man einen speziellen Lack, der auf Silizum-Wafer oder Quarz-Substrate für Belichtungsmasken aufgebracht wird und der dann mit einem Elektronenstrahl an den gewünschten Stellen "belichtet". Wenn man das mit <10nm Raster auf einem Substrat mit z.B. 300mm Durchmesser über die Gesamte Fläche macht, dann dauert dieser Vorgang ungefähr eine Woche (in der Zeit schaufelt ein respektabler Linux-Cluster terabyteweise Daten mit den Belichtungskommandos an den Elektronenstrahlschreiber). d.h. der Lack darf sich in dieser Woche in der Vakuumkammer nicht in seinen Eigenschaften verändern. Danach muss er aber entwickelt und fixiert werden. Solche Lacke kriegt man nicht an jeder Straßenecke, sondern momentan bei genau einem Hersteller in Japan. Davon hängt quasi die weltweite Möglichkeit ab, Belichtungsmasken für Waferstepper (das sind die Kisten von ASML mit den Zeiss-Optiken drin) überhaupt herzustellen.

    Das ist nur ein Beispiel. Bei der CAD-Software für die Erstellung und Simulation von Mikrochip-Schaltkreisen in den kleinsten üblichen Strukturgrößen, gibt es de facto nur einen Hersteller überhaupt, der sitzt in den USA. Und eine Software, mit der man Schaltungen mit Milliarden Bauteilen erstellen, layouten und simulieren kann, bastelt man auch nicht auf die Schnelle irgendwo an einer Uni zusammen.


    "Wir" in Europa und den USA sind da noch in einer halbwegs komfortablen Lage, aber die Schlüssel-Unternehmen sind börsennotiert und suchen sich ihre Standorte und Zielmärkte nicht nach politischen Erwägungen aus, sondern nach knallharten Profit-Kriterien. Und unseren Politikern ist die Bedeutung der Mikroelektronik sehr lange nicht klar gewesen (legendär: früherer Bundeskanzler Helmut Kohl, als er mit der Reporterfrage nach dem Zustand der "Daten-Autobahnen" (aka schnelles Internet) konfrontiert wurde: (sinngemäß) "Das deutsche Fernstraßennetz ist in einem hervorragenden Zustand, was wollen Sie denn mehr?").


    DIe EU-Kommission hat die strategische Bedeutung vor ein paar Jahren - eigentlich 5 nach 12 - erkannt und Mikroelektronik zu einem sog. IPCEI - Important Project of Common European Interest erklärt. Mit dem IPCEI-ME steht nun den EU-Staaten ein Instrument zur Verfügung, die Ansiedlung von Mikroelektronik-Unternehmen und Forschungsstätten massiv zu unterstützen. So fließen nun ausnahmsweise ein paar Milliarden Subventionen in diesen Bereich, anstatt damit Agrar-Großunternehmer reich zu machen.


    Allein für die Ansiedlung in D wurden 2021 über 10 Mrd. Euro an EU- und nationalen Zuschüssen locker gemacht, was letztlich dazu führte, dass Bosch, Infineon und GlobalFoundries massiv in den Standort Dresden investieren und Intel sich Magdeburg für mehrere neue Werke ausgesucht hat. Im Saarland baut gerade der us-amerikanische Leistungshalbleiter-Herstelle Wolfspeed (u.a. Erfinder der CREE-LEDs) sein weltweit größtes Werk für Leistungshalbleiter auf Basis von Siliziumkarbid (SiC). Das Werk ist eine 2,5 Mrd. Euro Investition. SiC-Bauteile braucht man für Wechselrichter in der PV, Leistungssteller in Elektroautos und Ladesäulen.


    Man ist da auf einem ganz guten Weg, aber bis zur weitgehenden Unabhängigkeit von Asien dauert es noch ein paar Jahre.


    Übrigens: Warren Buffet hat kürzlich TSMC-Aktien in großem Umfang abgestoßen, der Kurs rutschte daraufhin um 4% ab.


    Man muss das halt zu Ende denken: angenommen, der "Westen" löst sich aus der Chip-Abhängigkeit von Taiwan: dann ist Taiwan für uns wirtschaftlich entbehrlich. D.h. dann würde auch kein Schutz Taiwans durch die USA gegenüber einem chinesischen Überfall mehr "nötig" sein.


    D.h. sobald die Chipfabriken bei uns hochgezogen sind, wird unsere Empathie für Taiwan merklich abkühlen. Da könnte ich mir sogar "Nordstream-Aktionen" vorstellen, dass man den Chinesen die Möglichkeit nimmt, die TSMC-Fabriken dann für den eigenen Bedarf weiterzubetreiben "*bumm*.

  • All das rationale Denken und überlegen hilft nix, wenn Du dann Leute hast wie Putin oder Trump, die darauf einfach pfeifen und ihre eigene private Agenda durchdrücken (wollen).

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • tomduly :


    Kennst du den Yuxi-Cycle?


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    Kosumententechnisch der am dichtesten besiedelte Erdbereich wo die meisten Kunden wohnen innerhalb eines geringen Radius. Dazu wirtschaftlich aufstrebend. Da wird in der Zukunft die Musik spielen was das weltweite Wirtschaftsgeschehen anbelangt. Das ist wirtschaftlich der interessanteste Bereich weil er noch auf Jahrzehnte Wachstumsmarkt sein wird wegen der Nachholeffekte. Natürlich wollen da die USA den Fuss in der Tür haben für ihre Wertschöpfungsketten.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd