In unserem Dorf gehen wir jetzt die Gründung eines Repair Cafés an, wovon ich hier gerne berichten werde.
Ziele:
- Nachhaltigkeit: Statt wegwerfen und neu kaufen zunächst schauen, ob ein Gerät/Ding repariert werden kann. Andere Repair-Cafés berichten von einer Erfolgsquote zwischen 50% und 70%.
- Voneinander lernen: Im besten Fall sollen die Kunden nach Anleitung durch die Experten die Dinge selbst reparieren. In der Praxis wird das aber wohl eher so sein, dass die Experten die Reparatur vornehmen und die Kunden maximal assistieren. Darüber hinaus können aber auch die Experten voneinander lernen, wenn sie sich gegenseitig bei Reparaturen unterstützen. (Dieser Aspekt passt hierhinein: Der große "Was habe ich heute für die Preparedness anderer Leute getan?" Thread)
- Kostenloser Treffpunkt: In einer Zeit, in der es immer weniger Gelegenheiten/Treffpunkte gibt, an denen man unverbindlich mit anderen in Kontakt und ins Gespräch kommen kann, bieten wir diese Möglichkeit bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen - mit Spendenschwein auf freiwilliger Basis.
- Vernetzung: Wir vernetzen uns v.a. im Helferteam. So erfährt man auch: Wer kann was! (Und das läuft dann auch unter diesem Gedanken: Der große "Was habe ich heute für meine Preparedness getan?" Thread)
Träger:
- Theoretisch kann jeder ein Repair-Café anleiern - bei der niederländischen "Stichting Repair Café" http://www.repaircafe.org kann man für einmalig 49 Euro das digitale Starterpaket mit Handbuch, Logos, ... erhalten. Dennoch empfiehlt es sich, dass es eine Trägerorganisation gibt, die sich um das ganze Drumherum kümmert.
- Bei uns ist das die Kolpingsfamilie ("Kolpingsfamilie" ist die Bezeichnung für die Ortsvereine des katholischen Sozialverbandes "Kolpingwerk"), in deren Leitungsteam ich aktiv bin.
- Als Kolpingsfamilie können wir das katholische Pfarrheim kostenlos nutzen, wir haben die bestehende Organisation mit Vorstand, Bankkonto, Vereins"vermögen"... und Ehrenamtliche, die für Kolping tätig sind, sind über den Verband haftpflicht- und unfallversichert.
- Finanziell soll sich das Ganze später über Spenden finanzieren. Auch hier sagt die Erfahrung anderer Repair-Cafés, dass das auch funktioniert.
Vorbereitung der Gründung:
- Der Anstoß zur Gründung kam tatsächlich auch aus dem Verband; ein Mitarbeiter hat bereits anderenorts ein Repair-Café mitgegründet und davon geschwärmt.
- In unserem Vorstand haben wir die Idee beraten, sahen auch die Schwierigkeit, dass wir in unserer eigenen Mitgliederschaft bisher wenige Reparatur-Experten vermuteten, wollten das aber doch versuchen. Der Gedanke war: Wir laden zu einem Vortreffen ein: Entweder es kommen Helfer, dann kann das weitergehen - oder es kommt keiner und wir können die Idee schnell wieder begraben ohne bereits viel Arbeit da reingesteckt zu haben.
- Wir haben dann ein Foto von uns gemacht (mit Werkzeugen in der Hand und vermeintlich defekten Geräten wie Kaffeemaschine oder Toaster) und einen Presseartikel geschrieben, in dem wir auch wörtliche Rede mit eingebracht haben (macht den Text lebendiger). Wir haben den Termin für ein Vortreffen festgelegt und den Presseartikel mit Termin und zusätzlich meinen Kontaktdaten mit 4 Wochen Vorlauf an die Presse gegeben. Kurz darauf stand der Artikel in der Tageszeitung, zwei Wochen später in der kostenlosen Sonntagszeitung (tags darauf habe ich 6 Anrufe von Interessenten erhalten!)
- Wir haben auch noch Fördermittel beantragt; es ist allerdings noch nicht klar, ob das funktioniert... Da hätte ich mich auch früher drum kümmern können.
Vortreffen:
- Das Vortreffen fand vergangenen Samstag im Pfarrheim statt; wir haben einen Tisch für 10 Personen (mit Erweiterungsmöglichkeit) gedeckt, Kaffee gekocht, ein paar Plätzchen bereitgestellt.
- Außerdem Zettel für die Kontaktdaten der Interessenten, Blankonamensschilder und Kopien des Handbuches und des Anmeldezettel für Kunden gemacht.
- Wir waren insgesamt 13 Personen, von denen 11 weiter mitmachen wollen. Die meisten sind im Rentenalter, aber auch ein paar jüngere. Erfreulicherweise haben wir ein paar zertifizierte Elektriker (heißt das so?) dabei, aber auch einige, die "alles" können, zumindest alles versuchen.
- Gemeinsam haben wir einen guten regelmäßigen Termin ausgesucht; der nun noch mit dem Belegungsplan des Pfarrheims synchronisiert werden muss.
- Am Ende haben wir noch ein Gruppenfoto gemacht.
Weiteres Vorgehen:
- Fürs erste haben wir eine Whatsapp-Community mit einer Gruppe fürs Helferteam gegründet, über das die weiteren Absprachen laufen sollen.
- Wenn die Termine mit dem Pfarrheim stehen, können wir für das erste Repair-Café einladen; und zwar wieder über Presse, Mundpropaganda und auch mit Handzetteln. Zur Premiere wollen wir außerdem auch örtliche VIP dazu einladen.
Ich bin gespannt, wie es weitergeht!