militärischer Aspekt bei der Auswahl des Rückzugsortes

  • Wenn man eine Region abriegeln oder kontrollieren möchte bestzt man idR die Brücken. Damit hat man automatisch auch Kontrolle über den Fluß und darauf in Flussrichtung fahrende Boote, die an eben dieser Brücke vorbei wollen.

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Zitat von Waldschrat;230395

    Spannend übrigens: Nach internationalem Seerecht ist ein Schiff unter deutscher (schweizer , österreichischer)Flagge so gut exterritoriales Deutschland (Schweiz, Österreich)wie eine entsprechende Botschaft im Ausland. Sämtliche deiner nationalen Waffenerlaubnisscheine gelten an Bord.


    Gilt das auch bei Charterschiffen?


    Die Weltumsegler erledigen das Waffenthema gerne in den USA, habe aber noch nie gelesen, dass jemand ein Problem damit bekommen hätte. In manchen Ländern werden die Waffen entweder an Bord im Waffenschrank versiegelt oder müssen abgegeben werden. Außerdem dürfte das ja auch nur in der 12-Meilenzone gelten. Rein Theoretisch könnte man mitten im Mittelmeer auf einem randvollem Schlachtschiff sitzen.


    Weißt du auch wie die Situation bei der Anreise ist? Wenn mein Boot z.B. in Kroatien liegt, kann ich die Waffen im Auto bei der Anreise ohne Probleme transportieren? Wäre es in einem nicht EU-Land anders?


    Mit zivil erhältlichen Waffen würde ich mich auf kein Gefecht mit Piraten einlassen. Vor allem in Asien ist ein Menschenleben nicht viel wert und der Pirat hat nichts zu verlieren, also wird er bis zum Tod kämpfen. Dazu kommt noch die kurze Reaktionszeit (ca. 10min) um sich auf einen Angriff vrzubereiten.

  • Falls es interessiert: (Infos aus erster Hand von einem "Bekannten", der auf Frachtern in intl. Gewässern ship-Security professionell seit Jahren macht).
    Sein Background: 15 Jahre Dienst in einer militärischen Spezialeinheit inkl. mehrere internationalle Einsätze; später Security inkl. Botschaftsschutz in Krisengebieten


    Oberstes Ziel:
    - Piraten genug früh erkennen (Radar)
    - So früh mit Warnschüssen auf grössere Distanzen dem Gegner zeigen, dass man bewaffnet ist, dass gar nicht angegriffen wird (er hatte in nunmehr vier Jahren keinen effektiven "Sturm" nach solchen Warnschüssen)
    - in voller Fahrt bleiben ! (Gemäss seinen Angaben haben die Piratenboote meist eine relativ kleine Reichweite und verzichten meist auf längere Verfolgungsjagden
    (gemäss ihm der schwierigste Punkt, den man dem Kapitän beibringen muss, "instinktiv" bestehe die Tendenz, anzuhalten)


    Weitere Infos:
    - Mögliche Enterpunkte des Schiffes werden mit Stacheldraht gehärtet
    - Waffen müssen je nach angelaufenem Hafen in einem abschliessbaren, evtl. versiegelten Schrank deponiert werden oder werden vor dem Einfahren in die 12 SM Zone über Bord geworfen und dann beim Auslaufen ausserhalb der Zone wieder von einem "Schwesterschiff" übernommen
    - es wird sehr früh auf grosse Distanz (mehrere hundert Meter) geschossen (vor den Bug), reicht meistens
    - Besatzung zieht sich notfalls in einen Safe-Room zurück, den oft auch die Securities nicht kennen (mögliche Folter bei erfolgreichem Entern)
    - Angriffe erfolgen durchaus und vermehrt auch 100-150 SM von Küsten entfernt (die Piraten verwenden dazu Mutterschiffe)


    Bernie


    [COLOR="silver"]- - - AKTUALISIERT - - -[/COLOR]


    Zitat

    Weißt du auch wie die Situation bei der Anreise ist? Wenn mein Boot z.B. in Kroatien liegt, kann ich die Waffen im Auto bei der Anreise ohne Probleme transportieren? Wäre es in einem nicht EU-Land anders?


    Das gibt meiner persönlichen Meinung nach Probleme, da es dann ein Führen von Waffen ist, analog dem Tragen auf Mann.
    Erkundige Dich bei den Botschaften der durchquerten Länder inkl. natürlich des Ziellandes. Allenfalls kannst Du auf Regelungen hinweisen, wenn Sportschützen die Waffen an internationale Anlässe mitnehmen. Da bin ich aber definitiv nicht mehr auf dem aktuellen Stand.

  • Zitat

    Weißt du auch wie die Situation bei der Anreise ist? Wenn mein Boot z.B. in Kroatien liegt, kann ich die Waffen im Auto bei der Anreise ohne Probleme transportieren? Wäre es in einem nicht EU-Land anders?


    Beherzige Bernies Ratschlag und erkundige die in den Botschaften, aber mache dich ggf. auch bei deinen örtlichen Behörden wegen des Europ. Feuerwaffenpasses schlau, Kroatien ist ja auch EU...



    Interessant, danke! Waffen über Bord? Sind die GAGA oder was?:)
    2 Fragen: warum wollen die Kapitäne anhalten, instinktiv flüchtet man doch, oder? Wieviele solcher Sicherheitsleute hat es denn so an Bord? 2 oder 20?

    Fortuna praeparatum potissimum diliget - Das Glück bevorzugt den, der vorbereitet ist.

  • Waffen über Bord: Hängt von der Gesetzgebung der jeweiligen Länder ab. Einige tolerieren das Führen von Waffen bei einlaufenden zivilen Schiffen nicht. Das ist dann im Gegensatz zu Waldsdhrats Meinung .....


    Gaga ? Nun, die kaufen sich eine K'kov für ca. 20% bis 25% einer "Tagesgage", spielt also keine grosse Rolle.


    Anzahl der Securities möchte ich nicht sagen: im unteren Bereich Deines Ranges ......

  • Wer auf der Seite der BAFA stöbert, wird schnell fündig, aus wie vielen Sicherheitskräften ein Schutzteam bestehen muss.
    Mehr sind es evtl. in einem Prozent.

  • Zitat von Grübler;230461

    Gilt das auch bei Charterschiffen?


    Es gilt das Recht des Landes, dessen Flagge am Achterstag weht und auf das das Flaggenzertifikat und die Schiffspapiere ausgestellt sind.


    Das ist übrigens auch ganz spannend im Vergleich zum Autoverkehr an einer Grenze.


    Ich lege an, gehe als Schiffsführer mit meinen Papieren zum Amt der Hafenkommandantur und fertige das Schiff ab. Kontrolliert (Polizei, Zoll) dürfen nur Menschen und Waren werden, die von Bord gebracht werden. Das Schiff ist exteritorrales Gebiet unter dem Statut seiner Flagge.

    Zitat von Grübler;230461

    Außerdem dürfte das ja auch nur in der 12-Meilenzone gelten.


    Es gilt an Bord das Recht Deines Flaggenstaates, auch innerhalb der 12 sm Zone. Was natürlich definitiv nicht heisst, dass Du Waffen von Bord bringen darfst!


    Zitat von Grübler;230461

    Mit zivil erhältlichen Waffen würde ich mich auf kein Gefecht mit Piraten einlassen.


    Hast Du schon mal die Wirkung von Kaliber 4 erlebt?


    Wir haben schon mal so was erlebt, Nicht zur See, aber im Rif-Gebirge in Marokko. Nur so viel: die anderen mochten es nicht und zogen sich geordnet zurück.



    Meint


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Hi, Waldschrat!


    Hast Du nicht von Deinem Heckler und Koch Notsignalgerät geschwärmt, welches im Einsatz in Marokko war?
    Das ist allerdings im Kaliber 19x36mm.


    Mit Kaliber 4, oder auch mit Kaliber 19 x 36mm auf Piraten stelle ich mir als kurzes Vergnügen vor.
    Kaliber 4 mag schon unter Umständen lethal auf kurze Entfernung sein und auch die Wärmeentwicklung der Kartuschen
    mag auf einem Boot, sofern es getroffen wird unangenehm sein, und als Mittel der letzten Wahl (Verzweiflung) vielleicht
    durchaus akzeptabel sein, aber sinnvoll...nein.
    Beeindruckender sind Adapter in...von mir aus .410.
    Sinnvoll (diplomatisch formuliert) noch immer nicht. Ich wills nur nicht unerwähnt lassen.


    Also ein ziviles Booterl, wenns ins Augenmerk von Piraten fällt...hat da keine Chancen.


    Und @ Bernie: das mit dem "Waffen über Bord werfen"...verstehe ich einfach nicht.
    Kann mir nicht vorstellen, daß dies eine gängige Praxis wäre.
    Besser gesagt...hab ich noch nie, nie gehört.
    Und ein entfernter Verwandter von mir war mit seinem Boot sehr viel unterwegs...jahrelang.


    Sinnvoller wäre wohl sich mit Material auszustatten, welches auch legitim ist,
    oder sich die dementsprechenden Genehmigungen zu holen.


    Ciao,
    Occam

    "Alle, außer mir, haben sich verirrt!"... Indiana Jones

  • Doch es war (ist zum Teil) gängige Praxis, vor der einen oder anderen Küste seine AK´s über Bord zu werfen und wieder welche zu beschaffen.
    Allerdings kosten die mehr als die 25% Tagesgage pro Nase.


    Hintergrund ist einfach, dass manche Länder es nicht gestatten, dass bewaffnete Schutzteams an Bord sind.
    Man kann ja mal versuchen den Suezkanal mit Waffen an Bord zu durchschippern.


    Der Knast in Ägypten ist nicht angenehm.


    Jemanden der meint, er kann mit einer SigPi Piraten einschüchtern, denn kann ich nicht mehr ernst nehmen, denn die Realität hat gezeigt, dass selbst Schutzteams aus 3/4 Mann zum Teil arge Probleme hatten, Piraten abzuwehren und diese Schutzteams waren mit Halbautomatischen Gewehre in .308, sowie SSG in .308 ausgerüstet.

  • Zitat von Waldschrat;230564

    Ich lege an, gehe als Schiffsführer mit meinen Papieren zum Amt der Hafenkommandantur und fertige das Schiff ab. Kontrolliert (Polizei, Zoll) dürfen nur Menschen und Waren werden, die von Bord gebracht werden. Das Schiff ist exteritorrales Gebiet unter dem Statut seiner Flagge.


    Das wird in Europa so gehandhabt, aber es gibt etliche Länder, in denen sehrwohl das Schiff kontrolliert wird. Da darf vor dem Einklarieren nicht einmal jemand von Bord gehen. Und der Zoll und Hafenkapitän kommen an Bord und kontrollieren das Schiff. Hauptaugenmerk wird auf Alkohol gelegt, der gelegentlich auch konfisziert wird oder ebenso wie die Waffen versiegelt. Drogen wären natürlich noch schlimmer, in Asien mit Todesstrafe geahndet.


    Das höre ich jetzt zum ersten Mal, dass nicht am Schiff kontrolliert wird. Damit wäre dem Schmuggel ja Tür und Tor geöffnet.

  • Das Schwierigste bei der Wahl des Rückzugortes ist die Prognose, welche Orte künftig von strategischer Bedeutung sein könnten.
    Da kann man sich böse verschätzen.


    Preisfrage:
    Welches waren die zwei meistbombardierten Orte im Zweiten Weltkrieg?
    Laut meinem Norwegen-Reiseführer waren das Malta - und Kirkenes an der nordnorwegischen Küste.


    Hätte ich jetzt echt nicht gedacht - und Nordnorwegen hätte ich, militärstrategisch unbedarft, vor dem Zweiten Weltkrieg durchaus als ziemlich sichere Fluchtregion in Betracht gezogen.
    So kann man sich irren.


    Und 1983, als ich in Schweden war, hatten die Russen den Finger auf dem Atomknopf, weil sie die "Able Archer"-Übung der Nato zeitweise für einen echten Angriff hielten.
    Grusel...

  • Hallo,

    Zitat

    Spannend übrigens: Nach internationalem Seerecht ist ein Schiff unter deutscher (schweizer , österreichischer)Flagge so gut exterritoriales Deutschland (Schweiz, Österreich)wie eine entsprechende Botschaft im Ausland. Sämtliche deiner nationalen Waffenerlaubnisscheine gelten an Bord.


    Zitat

    Es gilt an Bord das Recht Deines Flaggenstaates, auch innerhalb der 12 sm Zone. Was natürlich definitiv nicht heisst, dass Du Waffen von Bord bringen darfst!


    Das kann ich eigentlich nicht glauben. Dann wäre ja das betreten deines Bootes durch die Küstenwache schon verboten, bzw ein kriegerischer Akt.
    Ich könnte dann ja zB im Hafen von Dubai ankern und auf meinem Boot ein Bordell betreiben und Alkohol ausschenken...
    Oder die Fähren die vom Schweden nach Deutschland fahren, nur damit die Leute an Bord sich ansaufen können würden das gar nicht brauchen, weil sie ja eh schon quasi Deutschland (falls sie unter d. Flagge fahren) sind.... Nein, ich glaube nicht, daß auch innerhalb der 12sm Zone mein Boot quasi eine Botschaft ist.
    Gruß
    Gerald

  • Hallo,


    Zitat von occam;230584


    Also ein ziviles Booterl, wenns ins Augenmerk von Piraten fällt...hat da keine Chancen.


    Muss man da nicht präzisieren: Ein ziviles deutsches Boot, da dort ja anscheinend deutsches Waffengesetz herrscht?

    Zitat von Hansdampf;230587


    diese Schutzteams waren mit Halbautomatischen Gewehre in .308, sowie SSG in .308 ausgerüstet.


    Unter anderen Flaggen sieht das so aus:

    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

    Oder so:
    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

    (aber Signalpistole habe ich keine gesehen :face_with_rolling_eyes:)


    Gresli

  • Außerhalb der 12-Meilenzone ist sozusagen "Niemandsland". Da kannst du tun und lassen was du willst - allerdings die anderen auch :face_with_rolling_eyes:. Die Konsequenzen folgen immer erst an Land.


    Wenn du auf hoher See einen Unfall mit einem anderen Boot hast, dann ist ja auch das Gericht des Heimathafens zuständig. Wenn du einen Schwimmer über den Haufen fährst, dann wäre theoretisch kein Gericht zuständig - aber da müsste man sich mal bei einem Anwalt erkundigen.

  • Servus, ich lasse da mal meine ziemlich unbedeutende Meinung mit einfließen; ist ja ein freier Meinungsaustausch.


    Piratenabwehr, wo auch immer (dieses Phänomen breitet sich ja aus), ist für Normalsterbliche sicher nicht händelbar. Langwaffen im Kaliber 308 sind wohl die absolute Untergrenze, um sich maritimer Marodeure zu erwehren. Die Kombination aus der Fähigkeit nur schwer geentert werden zu können (volle Fahrt, Stacheldraht, künstlicher Nebel,abwurffähige Seitenbeplankung, etc), und aktiver Maßnahmen (Wasserwerfer, Tränengaskartuschen, gezieltes Feuer auf Einzelpersonen, Beschuss mit großkalibrigen Waffen, etc) , sorgt dafür, dass Piraten schnell das Interesse verlieren. Gerade vor Somalia arbeiten Piraten von größeren Schiffen als Basis aus. Wenn Ihr mit einem kleineren, privaten Schiff auftaucht, rettet Euch allenfalls frühe passive Aufklärung und Geschwindigkeit. Ich persönlich denke, dass ein maritimer Rückzugsort allenfalls das Beuteangebot vergrößert.


    Da bleibe ich lieber am A.... der Welt und ziehe mich im absoluten Notfall in unsere Wälder zurück. Der Odenwald ist recht groß.

    Geht los!!!

  • Wer Skandinavien, insbesondere das NATO-Mitglied Norwegen, als Fluchtregion in Betracht zieht,
    sollte sich mit den dort durchgespielten geopolitischen und militärischen Szenarien befassen
    (nicht, dass man vom Regen in die Traufe gerät):


    Eiskalte Geopolitik II: "Leitlinien deutscher Arktispolitik", "Nationaler Masterplan Maritime Technologien",
    "Nordostpassage", "Militarisierung der Arktis":


    http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/59332


    Eiskalte Geopolitik I: "Cold Response" und "Ice Exercise":


    http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/59330

  • Zitat von Semper Fi;242614

    Servus, ich lasse da mal meine ziemlich unbedeutende Meinung mit einfließen; ist ja ein freier Meinungsaustausch.


    Piratenabwehr, wo auch immer (dieses Phänomen breitet sich ja aus), ist für Normalsterbliche sicher nicht händelbar. Langwaffen im Kaliber 308 sind wohl die absolute Untergrenze, um sich maritimer Marodeure zu erwehren.


    Naja das Kaliber scheint aber zu reichen laut dem Filmchen oben. Eine PKM ist 7.62x54R und ein paar 2-3 Salve haben offensichtlich motivierend gewirkt.


    Habe übrigens die gleiche Zuhause stehen,

  • Hast Du noch eine über? Ich glaube ich könnte nen Rutenhalter von meinem Kajak entfernen und dort nen 2 Bein aufsetzen. Damit könnte ich dann Schleusen befreien auf meinem Weg zur Nordsee :grinning_squinting_face:


    :drinks:

  • Nee habe nur eine, könnte aber mit einer FN Bar dienen ist auch nicht schlecht.