Wieviel Vorräte hat die Bundesregierung?

  • Was mich schon eine ganze Weile beschäftigt, ist folgende Frage. "Wieviele Vorräte hat die Regierung für das Volk?"


    Wird in Kriesenzeiten der BW ausgegeben? Wieviel ist davon eingelagert?


    Ich habe mal einen Bericht über das Lager der Medikamente gesehen, davon schein ja ne Menge da zu sein. Aber bekommt man das auch?


    LG

  • Der Titel ist leicht missverständlich.
    Man könnte meinen, es geht um Vorräte, die der Bundesregierung im Falle einer Krise zur eigenen Versorgung zur Verfügung stehen.


    Aus dem Kontext ist dann aber ersichtlich, dass es heißen sollte: Wieviel Vorräte hat die Bundesrepublik Deutschland (dies ist ein internationales Forum) für den Krisenfall?


    Tsrohinas

  • Offizielle Mengenangaben sind genauso "verläßlich" wie die deutsche Arbeitslosenquote, der redigierte Armutsbericht der Bundesregierung oder die Prognosen der Wirtschaftsweisen. Allerdings sind die öffentlich bekannt gewordenen Kriseninterventions-Szenarien der USA hierzu sehr aufschlußreich. Dort werden im Krisenfall auch alle Supermärkte durch Militär gesichert. Vordergründig, um Plünderungen zu unterbinden.


    Auch hierzulande dürften deshalb die flächendeckend ausgebauten Supermarktketten, heimlich vereinbart oder auch ad hoc per Dekret beschlagnahmt, eine fest eingeplante Größe kurzfristig sicherzustellender Reserven für die organisierte Krisenintervention der Bundesregierung sein.


    Auch die Verteil-Hierarchie ist aus bereits bekannten Engpaß-Szenarien der jüngsten Geschichte wie Nachkriegszeit und Wiedervereinigung ableitbar.
    Zuerst kommt der erweiterte Hofstaat. Damit die für den Niedergang verantwortliche Organisationsstruktur auch im Endstadium weiter "funktioniert" und nicht etwa belangt wird. Dann die für's Durchsetzen dieses "Funktionierens" erforderlichen (Streit-)Kräfte. In dritter Reihe stehen jene befreundeten Entitäten dieser Organisationsstruktur, die uns auch heute schon informell regieren. Damit später durch den Handel mit Mangelgütern auch die Richtigen an entscheidender Quelle wieder eine "Wirtschaft ankurbeln" können. Ganz am Ende der Futterkette steht die Bevölkerung. Denn die kann bei Bedarf hinterher per Öffnung der Landesgrenzen ganz einfach (re)importiert werden, ist deshalb im akuten Krisenfall auch entbehrlich.


    Wie man schon in Friedenszeiten mit Hungernden in Deutschland umgeht, sollte jedem Bürger mit Augen im Kopf eigentlich Warnung genug sein. Deshalb sollte eigentlich auch jedem das Krisenkonzept der Schweizer als leuchtendes Beispiel dienen: Jeder Haushalt hat einen Schutzraum, vollgepackt mit Vorräten. Und jeder Reservist hat seine Knarre samt Notvorrat an Munition zu Hause. Deutschland dagegen ist flächendeckend entwaffnet wie dereinst die Chinesen in ihrem letzten Kaiserreich. Und in Sachen Versorgung ist die Bevölkerung auf mehrmals wöchentliche Nachschublieferungen in die Supermärkte angewiesen. Weil, schleichend für den täglichen Konsum umerzogen, angesichts immervoller Regale keiner mehr zu Hause Vorräte anlegt.


    Wer das für Schwarzmalerei hält, sollte sich mal näher erkundigen, wo denn der für seinen Wohnsitz durch die Bundesrepublik Deutschland vorgehaltene Platz in einem ABC-Schutzbunker ist. Und den dann auch mal "besuchen".

  • Zitat von Tarper;154568

    Und jeder Reservist hat seine Knarre samt Notvorrat an Munition zu Hause. Deutschland dagegen ist flächendeckend entwaffnet wie dereinst die Chinesen in ihrem letzten Kaiserreich.


    und das persönlich, finde ich auch gut. denn wenn man sieht, was bei der Bundeswehr alles unter Waffen gestellt wurde, war es mir damals manchmal peinlich Soldat auf Zeit zu sein. wenn man gesehen hat wie die sich im Dienst aufgeführt haben, bin ich froh das solche Leute keine Waffen nach Hause geliefert bekommen...

  • Zitat von Leser;154570

    und das persönlich, finde ich auch gut. denn wenn man sieht, was bei der Bundeswehr alles unter Waffen gestellt wurde, war es mir damals manchmal peinlich Soldat auf Zeit zu sein. wenn man gesehen hat wie die sich im Dienst aufgeführt haben, bin ich froh das solche Leute keine Waffen nach Hause geliefert bekommen...


    Kann ich lebhaft nachvollziehen! Hab einige "Ehemalige" näher kennengelernt. Die meisten als Verwalter und Türsteher an den Kellerluken und Falltüren unserer Gesellschaft. Manchmal haben die sogar noch immer aktiv von diesem leichten Leben beim Bund geschwärmt. Weil man draußen eben mit Stillsitzen nichts wird. Die Deutschen haben allerdings auch jeden "gezogen", der volljährig und KÖRPERLICH fit war. Egal wie stramm der bei der Nationalhymne stand. Und gerne auch ohne sein Grundgesetz verinnerlicht zu haben, das er mit der Waffe ja eigentlich verteidigen sollte.


    Verglichen mit der Schweiz, die ja de jure nicht mal wirklich eine Hauptstadt braucht, ist Deutschland mit seinen 17 Parlamenten ohne Volksentscheide jetzt schon ein aus Berlin zentralistisch regierter Staat. Vielleicht klappt's ja auch deshalb in der Schweiz, weil jeder Erwachsene mehrmals im Jahr mit einem Wahlzettel daran erinnert wird, worum's tatsächlich im Verteidigungsfall ginge.


    Aber für weiteres OT zu diesem Thema wäre vielleicht auch ein Follow-Up in einen eigenen Thread sinnvoll. Schließlich hat sich der OP hier nach staatlichen Katastrophen-Reserven erkundigt. Und erwartet hierzu auch Antworten.

  • Zitat von Wolfshund;154565

    Laut Wikipedia hat die BRD 800.000 Tonnen an Lebensmitteln eingelagert, aber die sind normalerweise nicht verarbeitet, also z.B. Getreide
    https://de.wikipedia.org/wiki/Zivile_Notfallreserve


    http://www.ernaehrungsvorsorge…he-vorsorge/lagerhaltung/


    Ps.
    Wieder einmal einer dieser (gefühlt) seltenen Fälle, in denen die Politiker eine richtig gute Idee umgesetzt haben.
    Hoffentlich behält man diese Strategie noch länger bei :)


    Ich hab' mal mit dem Taschenrechner quer zur Fahrtrichtung gedacht.


    1. Die Notfallreserve wiegt 800.000 Tonnen. Unverarbeitete Lebensmittel, deshalb beim Aufbereiten auch noch deftig schwundbehaftet.
    2. Die Bundesrepublik Deutschland hat ca. 80.000.000 Einwohner


    00.800.000 Tonnen
    -------------------------- = 0,01 Tonnen x 1000 = 10 kg pro Einwohner. Korruptionsfrei gleichmäßige Verteilung ohne Mehrfachbezieher vorausgesetzt. Als unverarbeiteter Rohstoff!
    80.000.000 Einwohner


    In BP5-Einheiten zu je 500g pro Tag reichen 10kg ganz knapp einen Monat.
    Nur als Beispiel:
    http://shop.conserva.de/de/30-…lspack-1709002248000.html
    Das deutsche "Plagiat" namens NRG-5 ist zwar laut Tabelle inhaltsgleich, aber wegen seiner sägemehlartigen Struktur keine wirkliche Alternative. Dafür aber Made-in-Germany-billiger.


    Nach spätestens einem Monat Ausreiche des Versorgungspuffers war's das also in Deutschland. Das setzt allerdings auch schon stillschweigend voraus, daß jeder durch diese Notversorgung auch logistisch erreicht werden kann. Und von der zentral organisierten Ausreiche auch erreicht werden will. Denn ich glaube z.B. nicht, daß aktuell die syrische Regierung humanitäre Hilfe für am Konflikt unbeteiligte Zivilisten in die von ihren Gegnern besetzten Gebiete verteilt.


    Nur so zum persönlichen Vergleich: Wieviel wiegt ein ganz normaler, ziviler Wocheneinkauf am Wochenende?

  • Du musst bedenken dass nicht immer die gesamte Bevölkerung Notvorräte benötigt, es gibt zum Beispiel auch zusätzliche Lager in denen Getreide lagert um Preisschwankungen auszugleichen und auch die normale Lebensmittelindustrie hat am Anfang noch etwas "über".


    Die staatlichen Notvorräte sind eine Investition für absolute Ausnahmefälle und ich bin froh das die BRD wenigsten einen kleinen Notvorrat besitzt, die meisten Länder haben nichts!

  • Zitat von Wolfshund;154587

    Du musst bedenken dass nicht immer die gesamte Bevölkerung Notvorräte benötigt, es gibt zum Beispiel auch zusätzliche Lager in denen Getreide lagert um Preisschwankungen auszugleichen und auch die normale Lebensmittelindustrie hat am Anfang noch etwas "über".


    Die staatlichen Notvorräte sind eine Investition für absolute Ausnahmefälle und ich bin froh das die BRD wenigsten einen kleinen Notvorrat besitzt, die meisten Länder haben nichts!


    Zu solchen Vorrats-Zahlen fällt mir immer spontan das Wort "decoy" ein.


    Ich würde mich trotzdem nicht darauf verlassen, daß diese Notvorräte tatsächlich auch dann nicht gerade, ganz aus Versehen, dummer Zufall, größtenteils physisch außer Landes sind, weil sie gerade am Rohstoffmarkt einen guten Preis erzielen. Denn das mit den Preisschwankungen wird ja auch bei den Goldvorräten immer öffentlich ins Feld geführt, wenn's um die ungenehme Frage geht, warum die nicht schon, so lange nach dem Kalten Krieg, längst wieder als Notkapital der Bundesbank im Inland gelagert werden.


    Deshalb gebe ich auf solche Zahlen erst dann wieder etwas, wenn unsere :zipper_mouth_face: in Berlin mit Taten nachhaltig bewiesen haben, daß ihnen das Wohl der Bevölkerung über dem kleiner finanzstarker Minderheiten steht. Ist zugegebenermaßen genauso irrational wie das Vertrauen darin, daß die publizierten Zahlen tatsächlich jederzeit verfügbare, physische Ressourcen wiedergeben. Deshalb kann man IMHO nicht genug Werbung laufen für Prepping und Vorratshaltung. Denn mit staatlichem Papiergold kann man im worst case keine Schulden bezahlen und für Notfälle eingelagertes Brief-Getreide hat keinen Nährwert.


    Nur bis man's als Michel dann merkt, kann's eben schon zu spät sein.

  • Warum sollte man in diesem Fall die Bevölkerung anlügen?


    Es würde den wenigsten auffallen wenn die Regierung den Vorrat abschaffen würde und dass der Vorrat im schlimmsten Fall nicht lange reicht fällt jedem auf der sich damit beschäftigt.


    Ich glaube ja auch nicht alles was mir aufgetischt wird, aber in diesem Fall fehlt mir jeder Grund skeptisch zu sein.

  • Nunja auch mir fällt es schwer jedem Wort der Regierung zu vertrauen, besonders wenn ich mich an die einzige "Wahlaussage/Wahlversprechen" "keine PKW-Maut" der Kanzlerin erinner...




    Zum zweifeln an den Lagerbedingungen sehe ich allerdings keinen Grund. In den FAQ von ernaehrungsvorsorge.de seht klipp und klar, das es auf mehr als 100 Standorte in Deutschland verteilt ist und das alle Vorräte 10 Jahre lagern und dann verkauft und ersetzt werden



    Die staatliche Goldreserve ist mMn auch kein besonders passender Vergleich, da geht es ja nicht darum das Volk (oder kleine Teile wie auch schon unterstellt) mit Gold versorgt werden sollen... Bei der Nahrungsmittel-Vorräten ist aber genau das gefordert



    -- Offtopic--
    Ob man deutsches Gold (in GB gegen Bezahlung) im Ausland lagern muss, ist eine andere Diskussion, da vertrete ich die Ansicht, das die Kosten von 0,5 Mio € für ein Lagervolumen von 15.000Mio € nicht übertrieben hoch ist

    sagt der Sven

  • Es müssen mehr Vorräte eingelagert sein als notwendig sind, und das EU-weit. Davon mus man einfach ausgehen wenn man sich die Lebensmittelberge anschaut die jedes Jahr vernichtet werden.

  • Selbst wenn jedes Jahr Tonnen an LM Vernichtet werden (was billiger ist als sie einzulagern) ist für mich der Sinn des Preppens u.a. eben nicht auf die "Notvorräte der Regierung" angewiesen zu sein und Stundenlang für einen Teller Graupensuppe anzustehen.


    Schweinebraten:Gut: VS. Graupensuppe:Schlecht:


    MfG:face_with_rolling_eyes:

    Die größte Verwundbarkeit ist die Unwissenheit. Sun Tzu »Die Kunst des Krieges«

  • Hallo,


    habe mal einen Bericht über so ein Vorratslager gelesen. Da werden hauptsächlich Hülsenfrüchte und Getreide gelagert. Also nix mit NRG-5.


    In Österreich ist der Vorrat an Lebensmittel ca. 0 so +-.


    Gruß
    Gerald


    PS.: Einige hier sind immer so negativ...

  • Zitat von 200680G60510;154594

    Selbst wenn jedes Jahr Tonnen an LM Vernichtet werden (was billiger ist als sie einzulagern) ist für mich der Sinn des Preppens u.a. eben nicht auf die "Notvorräte der Regierung" angewiesen zu sein und Stundenlang für einen Teller Graupensuppe anzustehen.


    Schweinebraten:Gut: VS. Graupensuppe:Schlecht:


    MfG:face_with_rolling_eyes:


    Sagt der böse Staat ja auch...
    ...und druckt deshalb tausende Broschüren die die Bürger zum Preppen animieren sollen :)

  • Kurzbericht Spiegel-TV (Besucht Lager Notreserve):


    http://www.youtube.com/watch?v=p9fYRer-kVQ


    [COLOR="silver"]- - - AKTUALISIERT - - -[/COLOR]


    Aus der Welt vom 17.10.2012:


    Der Ort, an dem Deutschland ganz auf Nummer sicher geht, ist geheim. Immerhin bekommt die Reporterin nicht die Augen verbunden, wird aber aufgefordert, bitte zu schreiben, das Lebensmittellager befände sich "irgendwo in Brandenburg", rund 100 Kilometer von Berlin entfernt. Der Weg dorthin führt an Dutzenden von Straßendörfern mit verlassenen Kaufhallen vorbei.
    Klaus Müller ist Oberprüfer der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung. Er steht vor einem flachen roten Klinkerbau mit Wellblechtüren. Seit acht Jahren kontrolliert er die Zustände in den rund 150 geheimen Lagern staatlicher Lebensmittelvorräte, in denen quer über Deutschland verteilt 555.000 Tonnen Weizen, 75.000 Tonnen Roggen und 100.000 Tonnen Hafer gelagert werden. Zur sogenannten zivilen Notfallreserve gehören auch Kondensmilch sowie Reis, Erbsen und Linsen in vielen Zehntausend Jutesäcken.
    Die Idee, große Mengen Nahrungsgüter für Krisenzeiten zu horten, stammt aus den 60er-Jahren, als der Ost-West-Konflikt tobte. Der Kalte Krieg ist seit 30 Jahren vorbei, aber offenbar hat lange Zeit niemand daran gedacht, das Konzept für die Krisenplanung anzugleichen.


    [h=2]Müller verspricht Eins-a-Ware[/h]Strenge Auflagen haben die Lager: Sie dürfen nicht in der Nähe von Großstädten sein und ebenso wenig in der Nachbarschaft "kritischer Objekte", wie Müller es nennt – Atomkraftwerken etwa oder Großtankstellen.
    Außer den Mitarbeitern der Bundesanstalt für Ernährung und des Bundesministeriums weiß niemand, wo diese Lager sind. "Fragen Sie mal einen Polizisten, wo hier das Nahrungsmittel-Reservelager ist", sagt Müller, "der wird nur den Kopf schütteln." Plünderungen sollen mit dieser Strategie vermieden werden.
    Der Reis aus Italien, die Linsen aus Kanada, die Erbsen aus Ungarn – Müller verspricht Eins-a-Ware. Die Kosten für Kauf, Lagerung und Verwaltung der Lebensmittel belaufen sich für die Jahre 2001 bis 2010 auf rund 150 Millionen Euro. Macht etwa 20 Cent pro Jahr für jeden Bundesbürger. "Das ist wie eine Haftpflichtversicherung", sagt Müller, "man hofft, dass man sie nicht braucht, sonst wird man hochgestuft."


    [h=2]Pro Bürger etwa zehn Kilo[/h]Müller sperrt die Wellblechtür eines ehemaligen Militärlagers der DDR-Armee auf. In der rund 30 Meter breiten Halle ist es dunkel, er schaltet das Neonlicht an und gibt den Blick frei auf drei Meter hohe Türme aus Jutesäcken, 30 Stück übereinander. Es riecht feucht-würzig.
    Knapp 800.000 Tonnen Lebensmittel lagern so in ganz Deutschland, macht pro Bürger etwa zehn Kilo. Wer sich auf 500 Gramm Getreide am Tag beschränkt, kann sich mehrere Monate lang aus der Notfallreserve ernähren. "Es geht nicht darum, ob es schmeckt oder nicht", sagt Müller, "es geht darum, dass die Ernährung gewährleistet ist."
    Doch was stellt man mit einem Sack Hafer an, wenn eine Krise ausbricht? Schließlich müsste er erst mal gemahlen und dann zu Brot verarbeitet werden, das kann Wochen dauern! Um allein den eingelagerten Hafer weiterzuverarbeiten, würde es rund ein halbes Jahr dauern, kalkulierte der Bundesrechnungshof.


    [h=2]Vor 13 Jahren das letzte Mal gebraucht[/h]Außer Tschechien und Ungarn verfügt kein anderes EU-Land über derartige Lebensmittelvorräte – und auch diese beiden Länder lagern nur einen Bruchteil der deutschen Vorräte ein. Daher hagelte es jüngst Kritik. Die oberste Finanzkontrollbehörde bemängelte veraltete Vorgaben und das Missverhältnis zwischen finanziellem Aufwand und Gewinn für die Bevölkerung. Die Krisenplanung berücksichtige weder die Bevölkerungsentwicklung noch das aktuelle ernährungsphysiologische Wissen.
    Und: Ein Szenario mit einer anhaltenden Unterbrechung der Versorgung der Bevölkerung sei in den vergangenen 30 Jahren immer unwahrscheinlicher geworden. Vor 13 Jahren wurden das letzte Mal ein paar Hundert Tonnen der Vorräte gebraucht und in den Kosovo gebracht.
    Müller kratzt das nicht. Er betrachtet die gelben Klebestreifen an der Decke. Hängen Motten daran? Er raschelt am Zipfel eines Erbsensacks. Ja, das hört sich hell und trocken an. Er rammt ein spitzes Eisen in einen der Säcke, Linsen rieseln in einen Eimer. Müller ist zufrieden. Das ist feinste Ware, trocken, hellbraune Färbung, geruchsneutral. Er legt sich bäuchlings auf den Boden und wischt mit der Hand über das Linoleum. Unter den Paletten ist alles sauber – Reinlichkeit ist für eine optimale Lagerung das A und O.


    [h=2]Vier Meter tief Weizen[/h]Alle zehn Jahre wird das Getreide "gewälzt", es wird verkauft. Angeblich reißen sich die Händler darum, weil es nirgends auf dem Markt eine so gute Qualität in so großen Mengen gibt. Müller sagt, es seien gerade erst wieder ein paar Tausend Tonnen mit Gewinn verkauft worden. Alle fünf bis sieben Wochen steht er unangemeldet beim Lagervorsteher vor der Tür, kontrolliert, ob es Schädlinge gibt, Motten etwa oder Mäuse in die Lagerhalle eingedrungen sind.



    Foto: Reto KlarAuf Laufstegen über den Weizen


    In der Halle nebenan breitet sich ein vier Meter tiefer Teppich mit Weizenkörnern aus, den man auf einem schmalen "Laufsteg" aus Holzlatten betreten kann. "Wer eine Schuhgröße von mehr als 42 hat, sinkt nur bis zum Knie ein, Leute mit kleineren Füßen verschwinden bis zur Hüfte", scherzt Müller, tritt auf die Körner und versinkt immerhin bis zur Wade.
    Zwischen den Stegen sind die Körner zu akkuraten Linien gebürstet – abwechselnd längs und quer. Ab und zu türmen sich kleine Hügel auf, darin ein silbernes Töpfchen, aus dem Müller die Proben entnimmt und siebt. Läuft darin ein Käfer? Nein, es bewegt sich nichts. Müller nimmt eine Handvoll Körner und lässt sie durch die Finger rieseln. Dann senkt er den langen Schlauch einer Maschine in der Art eines Staubsaugers in die Tiefe und entnimmt eine Probe. Keine Feuchtigkeit feststellbar, auch ohne Belüftungsanlage.


    [h=2]Szenarien werden durchgespielt[/h]Aus den hier gelagerten 6000 Tonnen Weizen kann man rund 5000 Tonnen Mehl gewinnen. Macht rund fünf Millionen Brote. Das ist eine gute Quote, auch wenn das Korn erst gereinigt, gebürstet und gemahlen werden muss. Der Vorteil davon, Rohstoffe zu lagern, liegt in der Haltbarkeit. Mehl verdirbt nach einem Jahr; Getreide hält zehn Jahre und länger. Auch Fachleute könnten oft nicht unterscheiden, ob das Getreide zwei oder zehn Jahre alt ist, sagt Müller.
    Dennoch hat das Landwirtschaftsministerium nun auf die Kritik reagiert. Eine Projektgruppe aus Bund und Ländern prüft, wie es mit der Lagerhaltung weitergeht. Soll auf Fertignahrung umgestellt werden? Das wäre teurer, schließlich ist die Haltbarkeit geringer und jedes Jahr müsste "gewälzt" werden.
    Die Schweiz etwa hat einen anderen Weg gewählt: Mit bestimmten Handelspartnern hat das Land Verträge abgeschlossen, die im Notfall eine bestimmte Summe an Lebensmitteln zur Verfügung stellen. Das Ministerium prüft nun, ob das Konzept des Nachbarlandes übernommen wird. Ein Ergebnis soll Ende 2013 vorliegen – frühestens.
    So lange werden die verschiedenen Krisenszenarien durchgespielt. Was passiert bei einer Schneekatastrophe? Dann kommen die Lastwagen mit dem Hafer auch nicht durch. Wie verlässlich wäre die Hilfe der Nachbarländer? Schließlich ist Deutschland von Freunden umgeben. Es soll also eine Verschlankung der Maßnahmen geben, so viel steht fest.
    Müller ist damit nicht zufrieden. "Man kann sich leicht hinstellen und behaupten, eine solche Vorratslagerung sei Geldverschwendung", sagt er. "Aber vielleicht kommt doch einmal die Zeit, in der wir die Nahrungsmittel brauchen."

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Zitat von Tarper;154585


    Das deutsche "Plagiat" namens NRG-5 ist zwar laut Tabelle inhaltsgleich, aber wegen seiner sägemehlartigen Struktur keine wirkliche Alternative.


    Warum sollte NRG-5 keine Alternative sein? Ist die Struktur wichtig, oder der Nährwert?
    Nach einer persönlichen Kostprobe beider Produkte würde ich aus geschmacklicher Sicht klar NRG-5 vorziehen.


    Gruss trainman

    Als Noah mit dem Preppen begann, hat es nicht geregnet.

  • edit: Ups, trainmans Beitrag übersehen. :schmeichel:Ich sollte nicht Essen gehen während des Schreibens...


    Zitat von Tarper;154585


    Das deutsche "Plagiat" namens NRG-5 ist zwar laut Tabelle inhaltsgleich, aber wegen seiner sägemehlartigen Struktur keine wirkliche Alternative. Dafür aber Made-in-Germany-billiger.


    Und BP-5 hat welche Struktur? Mein BP-5 -Versuch (kann aber auch die Trekking-Variante gewesen sein) liegt zwar schon etwas zurück, aber da hat NRG-5 im Vergleich eindeutig gewonnen, was Geschmack und Konsitenz angeht.


    Also wieso sollte das keine Alternative sein?


    Legend , der sich nicht auf die staatliche Versorgung im Krisenzeiten verlässt :face_with_rolling_eyes:

  • Zitat von Tarper;154568

    Auch hierzulande dürften deshalb die flächendeckend ausgebauten Supermarktketten, heimlich vereinbart oder auch ad hoc per Dekret beschlagnahmt, eine fest eingeplante Größe kurzfristig sicherzustellender Reserven für die organisierte Krisenintervention der Bundesregierung sein...


    Das halte ich aus vielerlei Gründen für unwahrscheinlich. In einer allgemein bekannt gewordenen Krise entsprechenden Umfangs sind die Supermärkte am 1. Tag leer gekauft. Wenn überhaupt was Sinn ergeben würde, dann die Sicherung der Zentrallager.


    [COLOR="silver"]- - - AKTUALISIERT - - -[/COLOR]


    Zitat von Bärti;154608

    ..., macht pro Bürger etwa zehn Kilo. Wer sich auf 500 Gramm Getreide am Tag beschränkt, kann sich mehrere Monate lang aus der Notfallreserve ernähren...


    Das war mal wieder ein Spiegel Autor mit gewohnt guten Kenntnissen in simpler Mathematik :)


    [COLOR="silver"]- - - AKTUALISIERT - - -[/COLOR]


    Zitat von Tarper;154585

    Nach spätestens einem Monat Ausreiche des Versorgungspuffers war's das also in Deutschland. Das setzt allerdings auch schon stillschweigend voraus, daß jeder durch diese Notversorgung auch logistisch erreicht werden kann. Und von der zentral organisierten Ausreiche auch erreicht werden will. Denn ich glaube z.B. nicht, daß aktuell die syrische Regierung humanitäre Hilfe für am Konflikt unbeteiligte Zivilisten in die von ihren Gegnern besetzten Gebiete verteilt.


    Nur so zum persönlichen Vergleich: Wieviel wiegt ein ganz normaler, ziviler Wocheneinkauf am Wochenende?


    Du hast das wesentlich nicht erkannt. Es ghet nicht darum, dass Du die 10kg abbekommst (es ist simpel, weit mehr selber einzulagern und ich rate auch dazu), sondern es geht darum, die anderen zu versorgen. Das istd er Jugendliche, der ansonsten nachts mit der Knarre um Dein Haus schleicht oder die Krankenschwester, die die leute impft und dadurch eine Pandemie verhindert, die auch Dich töten würde und den Ingeniuer im Kraftwerk, der dafür sorgt, dass die Krise nicht ewig dauern wird und die Leute von der Müllabfuhr, usw, usf...


    wenn es gelänge, den Großteil der Bevölkerung wenigstens für 1 Monat halbwegs versorgen zu können, dann ist damit sehr, sehr viel gewonnen.


    Alleine der psychologische Aspekt ist wichtig, wenn die Regierung am Tag 3 der Krise ankündigt, dass die lastwägen mit Weizen die Lager verlassen haben und bei den ersten die Mägen zu knurren beginnen...


    Das allerschlimsmste in einer Krise ist, wenn die Leute die Hoffnung aufgeben, dass es wieder besser wird. Denn dann drehen die leute durch und a kannst Du noch so perfekt vorbereitet sein, das wird dann auch zu einem extremen Risiko für Dich. (und mich natürlich auch).


    Ich bin froh, dass es dieses Reserve gibt. Ob ich davon was abbekomme ist dabei erstmal garnicht so relevant.


    mfg


    [COLOR="silver"]- - - AKTUALISIERT - - -[/COLOR]


    Zitat von Tarper;154568

    Deshalb sollte eigentlich auch jedem das Krisenkonzept der Schweizer als leuchtendes Beispiel dienen: Jeder Haushalt hat einen Schutzraum, vollgepackt mit Vorräten. Und jeder Reservist hat seine Knarre samt Notvorrat an Munition zu Hause...


    Ich würd mich mal mitr der Realität beschäftigen. Aber das können Dir die Schweizer hier sicher besser erklären.


    Ob es eine Mehrheit finden würde, wenn man in Deutschland bei jedem Neubau und jeder Renovierung einen Schutzbunker vorschreiben würde halte ich für fraglich. Die Leute wehren sich ja schon gegen die Pflicht zur Wärmedämmung oder gegen das Nachrüsten von Filtersystemen in alten Holzöfen.

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Interessantes Thema. Von diesen Vorräten hab ich schon mal gehört, ich hoffe nur nicht, dass es damit so ist wie mit dem staatlichen Gold, was wohl da ist, aber nicht hier... :winking_face:


    Die Verteilung geht natürlich nicht so, wie viel Aufwand das wäre...leichter gerechnet als verteilt...Transportmittel? Verpackung? Transport"menschen"? Datenverarbeitung der Zahlen und Routen und ...?
    Die Richtung ist natürlich gut. Das einige 1000 Tonnen in Krisenregionen weit weg gebracht werden, ist ja gut, solange die wieder aufgefüllt werden... sehr komplex alles...da sollte man wirklich selber was tun.

    Gruß David