Hallo ksbulli,
zugegeben, meine Aussage in all ihrer Kürze war nicht unbewusst reißerisch oder polemisch formuliert. Vielmehr habe ich nicht umsonst dahinter ein Fragezeichen gesetzt. Und dies erstens deshalb, weil ich mir selber noch nicht abschließend Gedanken über die Thematik gemacht habe und zweitens auch deswegen, weil damit die kontroverse Diskussion angeregt wird. Gerade davon lebt ein Forum.
Meine Absicht war nicht sämtliche Haupt- oder Ehrenamt-Träger, wie von dir genannt, unter einen Generalverdacht der Willkür oder Korruption zu stellen. Als ich die Zeilen verfasste, hatte ich das Bild im Kopf, wie in der unbeschreiblichen Krise staatliche Notfallreserven plötzlich weg wären oder kleiner ausfielen als erhofft, geplant oder erwartet, und in dem Szenario weiter, natürlich weil einzelne Verantwortliche, auch im friedlichen Vorfeld, Fehler oder Unvermögen an den Tag gelegt hätten. Diese schlechte Vorstellung meinerseits rührt wohl daher, dass mein Vertrauen in Politik und Regierung auf Bundes- und auch Landesebene in meinem Land Österreich durch zahlreiche Skandale und Affären in den letzten Jahren mehr als nur erschüttert wurde. Als Beispiele nenne ich Eurofighterbeschaffung, Buwog/Causa Gra*ser, Kärntner Hypo Alpe Adria, usw. Dies alles sind nun Fälle von, kurz gesagt, Korruption und/oder schwerer Wirtschafts- oder Finanzkriminalität auf höchster politischer Ebene, oft gepaart mit scheinbaren Dilettantismus und Unvermögen in genannten Kreisen. Beinahe täglich entnimmt man den Medien Meldungen über den desolaten Zustand von Bundesheer und Katastrophenschutz, über Geldmangel in wichtigen sozialen und gesellschaftlichen Einrichtungen. Der Zweifel am Zustand staatlicher Notfallreserven in diesem Umfeld ist also durchaus berechtigt und das blinde Vertrauen angesichts dieser Gedanken mehr als nur naiv.
Diese Erklärung trifft jetzt noch nicht ganz den Kern meiner gestrigen, harten Aussage, denn selbst marode, viel zu kleine Notfallreserven könnten durchaus gerecht und unbürokratisch verteilt werden. Jedoch führe ich wieder das Misstrauen gegenüber möglichen korrupten und kriminellen Strukturen ins Feld. Je heftiger und gravierender das Krisenszenario und damit verbundene Chaos ausfällt, desto größer der Nährboden für Ungerechtigkeiten und Willkür. Auch die dann noch vielen rechtschaffenen, ehrlichen und tatkräftigen Bürger in Haupt- oder Ehrenamt könnten nicht verteilen, was nicht vorhanden oder vorenthalten würde.
Ich hoffe, ich konnte ein wenig Licht in meine Aussage bringen. Ich habe tiefen Respekt vor allen Menschen, die ihre Zeit und Kraft, egal in welcher Weise, in den Dienst der Gesellschaft stellen und damit eigene Interessen, ob Leben, Gesundheit, Familie oder Freunde, hintanstellen. Meine gestrige Aussage galt nicht Ihnen, aber ich erkenne an, dass sie nur zu leicht derartig missverstanden werden kann. Gleichzeitig bitte ich darum, nicht jeden Satz auf die Goldwaage zu legen, danke aber auch für Deinen Beitrag, der mich mahnt, gerade schnelle Aussagen besser zu überlegen.
LG Johannes