Griechenland - Berichterstattung

  • Hi Trainman,


    da hast du recht, ich denke nur das wird Syriza nur noch mehr Auftrieb geben. Gerade wenn man auch so etwas liest:


    http://www.n-tv.de/wirtschaft/…ails-article14334856.html


    "In dem Schriftverkehr versehen die Troika-Vertreter laufende Reformprogramme oder Gesetzesvorlagen quasi mit dem Rotstift mit Kommentaren wie "wird abgelehnt", "reicht nicht aus" oder "reicht teilweise aus". Offen berichtet eine Staatssekretärin in einer Mail an das Büro von Samaras zudem, dass sie mit den Vertretern der Troika besprochen hätte, wie sich Massenentlassungen in der Privatwirtschaft gesetzlich besser regeln ließen – ohne damit jedoch "parlamentarische Unruhe" auszulösen. Sprich: Das Athener Parlament sollte außen vor gelassen werden. Eine andere Reform, die das Parlament hätte passieren müssen, wurde als ministerialer Erlass beschlossen."


    Da werden die Griechen noch ganz viel Hoffnung in Europa setzen und garantiert nicht Syriza wählen :face_with_rolling_eyes:


    Kluge Politik sieht anders aus. Jetzt ist in GR die Wahl zwischen Pest und Colera für die Leute angesagt. Bin mal gespannt wie weit Syriza einknickt wenn es ums Geld geht oder ob die hart bleiben und wieder altervativlos unser Steuergeld vergeudet werden muss.


    Beste Grüsse zurück an dich!

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Ich rate davon ab, in Griechenland Urlaub zu machen.
    Das kann dort eskalieren, wenn es abrupt zu Ende geht mit Renten- und Lohn-Auszahlungen oder andere Hiobsbotschaften und Ihr sitzt dort als vermeintlich reiche Profiteure des Euros mit (gefakter?) Rolex und Longdrink im Straßencafe ... Ein aufgeheizter Mob frustrierter Leute denkt nicht mehr rational...

  • Zitat

    Ich rate davon ab, in Griechenland Urlaub zu machen.


    Hi Luftikus,
    ich halte das für Stimmungsmache, nicht gut :O/


    Zitat

    Ihr sitzt dort als vermeintlich reiche Profiteure des Euros mit (gefakter?) Rolex und Longdrink im Straßencafe ...


    "Ein bisschen langsam mit den Pferden!" Auch wenn Du nur eine Allegorie verwendest. Nicht jeder sitzt da mit ner (gefakten) Rolex. Vielleicht die, die ne Yacht besitzen..... :O/ das sind aber nicht viele. Longdrinks gibts hier jeden Sommer an den Bars, hat noch nie dazu geführt neid zu schüren.
    Hier kommen ganz normale Urlauber/Camper mit Familien her. Die Griechen sind froh, wenn die Touristen kommen!


    Die Deutschen haben zwar hier nicht immer den besten Ruf, doch sie werden freundlich behandelt. Da machen Schlagzeilen über PEGIDA einen ganz anderen Eindruck ......


    Immer am Boden bleiben ;O)


    Gruss, Patenta

  • Sobald ich mir leisten kann, in Griechenland Urlaub zu machen, dann bei einer guten Bekannten,
    die seit Jahrzehnten ein einfaches Haus auf Kreta hat,
    fließend griechisch spricht, bestens integriert ist und sich für die Vermarktung regionaler Produkte einsetzt.
    Kann mir gut vorstellen, ihren Nachbarn bei der Oliven- und Weinernte oder beim Ziegenhüten zu helfen.


    Wer im Gastland bescheiden und respektvoll auftritt, ist dort auch nicht mehr gefährdet als hierzulande.

  • Was mich an dieser Diskussion stört:
    Die Sache "Griechenland" wird nur mit einer Betrachtung aus finanzmathematischen Gesetzmässigkeiten behandelt. Es geht aber um Menschen.


    Das die Griechen wie andere Südstaaten eine niedrige Steuermoral haben, ist wohl jahrhundertelange Erfahrung mit Regierungen, von denen man bestenfalls erwarten kann, dass sie einen in Ruhe lässt. Die verhalten sich so wie sich jeder vernünftige Mensch verhalten würde.


    Deutschland ist stark, weil es grosse Exportüberschüsse hat.
    Nur stellt niemand die Frage, womit denn die Leute, die das Zeug kaufen sollen, bezahlen sollen. Der Euro ist doch für Deutschland das grösste Geschäft, denn dadurch erst wird die Kaufkraft in den Ländern geschaffen, die deutsche Waren abnehmen sollen.
    Insgesamt läuft es so, dass Geld an Griechenland (und andere Staaten) gegeben wird, damit die Produkte importieren können, damit die Wirtschaft in den anderen Ländern läuft, damit die Konzerne Gewinne machen können.
    Letztlich bezahlen die Steuerzahler Kredite in den Orkus, die dann als Vermögenszuwachs bei den Aktionären landen. In Deutschland selber bekommen die gewöhnlichen Arbeitsnehmer wenig davon mit, denn die Gewinne landen oben, nicht unten. Also ein massiver Geldfluss von unten nach oben, vom mittelständischen Steuerzahler der Exportnationen der EU-Zone nach den Aktionären der internationalen Konzerne.
    Die Zinsschraube immer so anziehen, dass der maximale Ertrag rauskommt, und den sowieso abgeschriebenen Rest als grosszügigen Schuldenerlass schenken. Wenn die Zitrone dann ganz ausgepresst ist, entlässt man die so ausgeplünderten Staaten in die "Selbstverantwortung".
    "Freedom: another word for nothing left to loose"
    Es wurde schon erwähnt: Aus staatspolitischer Weisheit gibt es Finanzausgleich von reicheren in ärmere Regionen eines Staates. Keiner käme auf die Idee, Kärnten oder das Obergoms rauszuschmeissen, wie eine Kuh, die zu wenig Milch gibt. Wieso soll Europa nicht auch so funktionieren? Den Leuten in den Nettozahlerstaaten gehts doch wirtschaftlich sowieso viel besser.


    das

    Zitat von Bärti;205843


    schau die die Weltwirtschaftskrise 1929 an. Die "heißen" Jahre in denen mit extremen Wirtschaftseibruch gelebt werden musste waren auch nur 2-3 Jahre. Danach ging es wieder bergauf. Weil die Staatshaushalte und die Privatpersonen entschuldet waren. Natürlich waren längerfristige Auswirkungen bis in die späten 30er-Jahre hinein noch spürbar, jedoch hatte der Wirtschaftsaufschwung schon kurz nach dem Kollaps begonnen.


    hatte natürlich Kollateralschäden wie Herrn Adolf zur Folge, denn wirtschaftliche Perspektivlosigkeit ist der ideale Nährboden für Diktaturen aller Art. Kann man jetzt an den Ländern sehen, wo IS &Co. gedeihen.
    Meinst du wirklich, Griechenland solle nach dem Euro auf Pump aufrüsten und alle Arbeitslosen in einen Reichsarbeitsdienst zu staatlich veordneten Minimallöhnen stecken? Das war doch das oben zitierte Rezept für den Wirtschaftsaufschwung kurz nach dem Kollaps?


    Dass einige hunderttausend Leute zwischen '29 und '31 in Deutschland wegen Unterernährung gestorben sind, macht ja nichts, denn die waren wirtschaftlich sowieso nicht relevant, höchstens Ballast fürs Sozialsystem ...


    Wenn die Amis nach '45 so argumentiert hätten wie manche "Wirtschaftsfachleute" hier, dann würdet ihr in Deutschland vermutlich heute noch Esel hüten und Münsterkäse (statt Feta) machen. Heute sagt man das natürlich nicht so direkt, sondern die Zunft benutzt pseudoenglische Fachausdrücke aus dem Finanzbereich.


    Wenn man schon die Geschichte bemüht, sollte man vor allem sehen, dass die Eurozone trotz ihrer wirtschftlichen Probleme das geschafft hat, was vorher nie der Fall war: keine innereuropäischen Kriege mehr. Das ist immer noch ein ganz gewaltiges Plus auf dem Konto.
    Wenn die "europäische Zentralregierung" jetzt noch dazu käme, leistungslose Einkommen zum Verschwinden zu bringen oder wenigstens nicht mehr systematisch zu fördern (durch Steuerprivilegien, unbeschränkten Kapitalfluss usw.), dann wäre wohl der wesentlichste Systemfehler beseitigt. Der Profit sollte wenigstens teilweise dorthin fliesssen, wo die Arbeit gemacht wird. Die Brötchen, die ich esse, kommen nach wie vor vom Bäcker, nicht von der Bank.

  • Zitat von Luftikus;206244

    ... und Ihr sitzt dort als vermeintlich reiche Profiteure des Euros mit (gefakter?) Rolex und Longdrink im Straßencafe ... Ein aufgeheizter Mob frustrierter Leute denkt nicht mehr rational...


    Manchmal denke ich mir, wir beide leben auf zwei unterschiedlichen Planeten.


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    Zitat von jp10686;206512


    Das die Griechen wie andere Südstaaten eine niedrige Steuermoral haben, ist wohl jahrhundertelange Erfahrung mit Regierungen, von denen man bestenfalls erwarten kann, dass sie einen in Ruhe lässt. Die verhalten sich so wie sich jeder vernünftige Mensch verhalten würde...


    Ich bin jemand der Steuern zahlen für sehr vernünftig hält und einen Sinn in Polizei, Feuerwehr, Justiz, Bildungswesen, Infrastruktur und auch Politik und Beamten zu erkennen vermag...

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Zitat von Cephalotus;206536


    Ich bin jemand der Steuern zahlen für sehr vernünftig hält und einen Sinn in Polizei, Feuerwehr, Justiz, Bildungswesen, Infrastruktur und auch Politik und Beamten zu erkennen vermag...


    Ich auch, denn ich habe wie Du das Glück, in einem Land zu leben, wo man einen Gegenwert für seine Steuern bekommt. Dass das so bleibt, ist eine Hauptverantwortung der Wähler und Gewählten (Der König als ersten Diener des Staates).
    Die Griechen haben einen anderen Hintergrund. Wäre ich Bürger eines Staates, wo die Regierung den Staat seit jeher als einen Selbstbedienungsladen für den eigenen Clan angesehen hat, so würde ich mich anders verhalten.
    Daran krankt ja auch schon Italien.

  • Ich bin ja schon erstaunt wie man mit den Griechen umgeht. Ueber Polen die jährlich 9 Mia von der EU kassieren diskutiert überhaupt keiner.
    Sprich die haben seit 2000 mehr als 100 Mia EUR an Hilfen gekriegt. Ländern wie Bulgarien/Rumänien geraade mal so 25 seit 2007.


    ES gibt also einen klaren Hang das innovations und leistungsschwache Polen zu alimentieren.

  • Zitat von Patenta;209465

    Hi,
    ein Beitrag zum Nachdenken:
    http://www.griechenland-blog.g…e-kennen-wuerden/2134361/
    Herzlich, Patenta
    PS: sorry leider schaffe ich es nicht mit meinem smartphone den link "scharf" zu machen


    Der Artikel verschweigt allerdings, dass Griechenland ebenfalls bereits 50% der Schulden erlassen wurden.
    Was wären die Alternativen zum strikten Sparprogramm? Sollen wir das schlecht wirtschaftende Griechenland bis in alle Ewigkeit mit deutschen Steuergeldern durchfütter?


    Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.


    Gruss trainman


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    Zitat von Delta-force;207750

    Ich bin ja schon erstaunt wie man mit den Griechen umgeht. Ueber Polen die jährlich 9 Mia von der EU kassieren diskutiert überhaupt keiner.
    Sprich die haben seit 2000 mehr als 100 Mia EUR an Hilfen gekriegt.


    Griechenland hat im gleichen Zeitraum über 240 Mrd. bekommen:staunen:

    Als Noah mit dem Preppen begann, hat es nicht geregnet.

  • Hallo,
    nur darf man nicht vergessen, daß die Polen mit dem Geld eher die Infrastruktur ausbauen und die Griechen die Schulden abbauen.


    Gruß
    Gerald

  • Aber was ist besser? Was ist die Lösung? Beide Änsätze sind zumindest nicht falsch...welcher Besser ist wird sich wohl zeigen.

  • Hallo,
    also ich sehe das so. Will man einen Staat Europa, also alle derzeitigen Staaten der EU (USE oder so) in einen zusammenfassen, dann wird man kaum alle auf das Niveau von DE heben können, sondern man wird DE herunter ziehen müssen. Also alle gleich "arm" nicht alle gleich "reich".


    Nur so macht die Expansionspolitik der EU Sinn. DE ist einfach viel zu stark in einem Europa das Staaten wie Rumänien, Griechenland, Spanien.... umfasst.
    Also ist die Hilfe an GRE "alternativlos". Deutschland muß einfach so lange zum Zahlen gebracht werden, bis alle Staaten der EU gleich "reich/ arm" sind.


    Gruß
    Gerald
    PS.: Das oben beschriebene ist nicht meine Meinung, bzw Vorstellung von Europa, es ist mehr das Bild, das sich mir vor Augen gebildet hat. (Und auch Österreich wird da wohl noch etwas Federn lassen müssen). Die Schweiz wird sich dem auch nicht ganz entziehen können, denn eine reiche Schweiz eingebettet in ein armes Europa wird so nicht existieren können.

  • Zitat von trainman;209481

    Der Artikel verschweigt allerdings, dass Griechenland ebenfalls bereits 50% der Schulden erlassen wurden.
    Was wären die Alternativen zum strikten Sparprogramm? Sollen wir das schlecht wirtschaftende Griechenland bis in alle Ewigkeit mit deutschen Steuergeldern durchfüttern?


    Das wird die EU so oder so tun.
    Es gibt nun mal ein gewaltiges Zahlungsbilanzungleichgewicht innerhalb der EU-Länder. Entweder ihr druckt neue Euros, die ihr den Griechen gebt, damit sie eure Waren einkaufen können, oder ihr tauscht Eure Waschmaschinen und Luxusautos direkt gegen Wein und Oliven ein, oder ihr verkauft nur noch im innerdeutschen Binnenmarkt.


    Uneintreibliche Ausstände abzuschreiben ("ihr vergesst, dass Griechenland ebenfalls bereits 50% der Schulden erlassen wurden") ist gewöhnlich ein rein betriebswirtschaftlicher Vorgang, der hier aus politischen Gründen als Grosszügigkeit ausgelegt wird.
    Das neue daran: Ein Betrieb trägt den Verlust alleine, wenn er einem zahlungsunfähigen Kunden Kredit gab. Macht man es über die Währung, kann man die Passiven dem Steuerzahler, also der Allgemeinheit, überwälzen.
    Wie beutet man ein Land am gründlichsten aus? Früher eroberte man es als Kolonie. Heute gibt man ihnen soviel Kredit, bis die ganze Netto-Wirtschaftsleistung für den Schuldendienst draufgeht.
    Den Griechen kann man als Nation wenig vorwerfen. Auch die Deutschen haben damals einseitig beschlossen, keine Reparationen mehr zu bezahlen. Hättet Deutschland alles, was die USA nach dem zweiten Weltkrieg in den Aufbau der BRD gesteckt hat, mit Zins und Zinseszins zurückzahlen müssen, wo wäre dann Deutschland heute?
    Wenn dir vom Einkommen alles weggepfändet wird, was mehr ist als was du zum nackten Überleben in der Perspektivlosigkeit brauchst, dann kommst du auch auf die Idee, "schlecht zu wirtschaften", sprich nicht mehr zu arbeiten als was man dir nicht wegnehmen kann. An genau dem Problem ist auch der reale Sozialismus gescheitert und genau deswegen kommen so viele Sozialhilfeempfänger nicht aus ihrem Loch heraus.


    Gauner und Krisengewinnler gab es in allen Ländern und zu allen Zeiten. Die Schweizer machen es nicht prinzipiell besser. Unser Land ist einfach zu klein, um weltpolitischen Unsinn anrichten zu können.


    Abgesehen davon wäre der Kollateralschaden eines instabilen Griechenland grösser als die abzuschreibenden Kredite. Besonders für Deutschland, das als führende Exportnation am meisten von einem politisch stabilen Euroland profitiert. Es wäre politisch weise, einiges vom Wohlstand in den anderen Ländern ankommen zu lassen, ohne auf Heller und Pfennig genau zu rechnen. Aber eben, Gier frisst Hirn.

  • Hi Jp,


    deine Äußerung: "Uneintreibliche Ausstände abzuschreiben ist gewöhnlich ein rein betriebswirtschaftlicher Vorgang, der hier aus politischen Gründen als Grosszügigkeit ausgelegt wird." hört sich so schön an, als ob kein Verlust schlagend werden würde. Das stimmt so nicht, denn die Verluste werden erst bei einem Schuldenschnitt für GR im Bundeshaushalt schlagend, da es im Augenblick hauptsächlich um Garanien ging. Diese werden mit dem Schuldenschnitt zu direkten Schulden der deutschen Bevölkerung. Ferner haben die Griechen jetzt schon einen riesigen Vorteil von der jetzigen Regelung, da wir (die deutschen Steuerzahler) die geringen Zinsen die GR zahlen müssen anteilig quersubventionieren müssen, die Gelder die an GR gingen wurden sind teilweise höher verzinst, das Delta geht zu unseren Lasten. Wenn jetzt wirklich ein Schuldenschnitt käme dürfen wir den Scheiß abbezahlen und die Zinsen noch dazu.


    "Den Griechen kann man als Nation wenig vorwerfen." - Doch kann man. Die Definition von Nation lautet: größere Gruppen oder Kollektive von Menschen, denen gemeinsame Merkmale wie Sprache, Tradition, Sitten, Gebräuche oder Abstammung zugeschrieben werden. Diese Begriffsdefinition ist jedoch empirisch inadäquat, da keine Nation diese Definition vollumfänglich erfüllt. Daneben wird die Bezeichnung auch allgemeinsprachlich als Synonym für Staatswesen und Volk gebraucht, von denen sie in der wissenschaftlichen Darstellung getrennt werden. Die zugeschriebenen kulturellen Eigenschaften können dabei als der Nationalcharakter eines Volkes oder einer Volksgemeinschaft dargestellt werden. Und diese Nation hat es nicht geschafft sich über ein jahrzehntelanges 2-Parteiensystem hinwegzusetzen was kleptokratisch veranlagt war, was korrupt war etc. Nein, man hat selber zu stark von diesem System profitiert, der gute zugeschusterte Job im Beamtenwesen war wichtiger als Ehrlichkeit vor dem eigenen Staat etc. Nahezu alle Griechen müssen sich auch mal an die eigene Nase fassen um zu sehen, dass sie auch Profiteure des eigenen, gewählten Systems waren. Das System ist nun zusammen gebrochen, nun ist halt Zahltag. Zu Lasten des bisher gewohnten Lebensstandards. GR ist wirtschaftlich eine Region zwischen 3-Welt-Land und Schwellenland. Mehr nicht.


    "Auch die Deutschen haben damals einseitig beschlossen, keine Reparationen mehr zu bezahlen" - sorry, dass ist historisch Blödsinn. Google mal nach Londoner Schuldenabkommen, Schuldenerklärung vom Bonner Petersberg, 2 + 4 Vertag etc. Da hat keiner einseitig von deutscher Seite aus mal beschlossen keine Reparationen mehr zu zahlen. Zur Aufklärung mal am Rande: Am 3. Oktober 2010 erfolgte die letzte Schuldenzahlung in Höhe von 69,9 Millionen Euro. Sie wird als Schlussstrich unter alle bekannten finanziellen Forderungen der ehemaligen Alliierten aus den beiden Weltkriegen betrachtet.


    Wobei ich grundsätzlich wie du denke, die Schulden müssen aus dem Gesamtsystem raus, deshalb müssen Verluste zu Lasten der Vermögenden realisiert werden, sonst fliegt uns der Laden (gesellschaftlich mit allen negativen Auswirkungen) um die Ohren.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Du hast insofern Recht mit den Reparationen, als dass das Ende der Bedienung dieser Schulden auch eine Anerkennung von wirtschaftlichen Tatsachen und nicht nur ein einseitiger Beschluss Deutschlands war. Aber der grösste Teil der Schulden wurde gestrichen, weil D de facto zahlungsunfähig war. "Wo nichts ist, hat auch der Kaiser sein Recht verloren".
    Die Partei, welche die Wahlen in Deutschland nachher leider gewonnen hat, hatte den Kampf gegen den Young-Plan, also die Einstellung der Reparationszahlungen, damals in ihr Programm geschrieben - genauso wie die jetzt in Griechenland reagierende Partei die Schulden nicht mehr bedienen will. Ich hoffe doch sehr, dass sich die Parallele zum heutigen Griechenland damit erschöpft.


    Ich interessiere mich ehrlich gesagt weniger darum, wer innerhalb Deutschlands welchen Teil der Verluste zu übernehmen haben wird. Das Schwarz-Peter-Spiel wird aber sicher nicht zu Lasten der Profiteure dieses Systems ausgehen. Es werden weder Industrie noch die Reichen zur Kasse gebeten werden, obwohl ein grosser Teil ihrer Gewinne durch die Kreditpolitik der EU erst möglich wurde, die durch Deutschland massgebend mitbeeinflusst wurde.
    Die gewöhnlichen Deutschen werden sowieso nichts davon haben, wenn sich die Griechen noch länger ausbluten lassen, denn das Lohnniveau der breiten Bevölkerung und der Anteil der Hartz-IV-Bezüger wird sich dadurch nicht ändern.


    Es wäre politisch weise, diese Schulden und den Zinsendienst zu streichen - und dann die gleichen Fehler nicht mehr zu machen, nämlich zu hohe Kredite an schlechte Schuldner zu vergeben. Es wäre auch wirtschaftlich weise, denn Geschäfte kann man nur mit einem wirtschaftlich funktionierenden Land machen. Einem Volk mit Buchhaltermentalität wird man das allerdings schwerlich beibringen können.


    So wie man Griechenland behandelt tut ein Landwirt, der seine hungrigen Kühe erst füttert, nachdem sie Milch gegeben haben. Und wenns nicht klappt, sind die Kühe schuld.


    Die EU, die ja die Sache zahlt, sollte zudem alle in anderen Ländern der EU geparkte Vermögen von griechischen Steuerflüchtlingen sowie Vermögen, die in Griechenland erworben wurden, wieder nach Griechenland zur ordentlichen Versteuerung zurücküberweisen. Es kann ja nicht sein, dass man die eigenen Steuerzahler bluten lässt und die Steuerflüchtlinge schont. Da käme ich mich als Bürger allerdings dumm vor.


    Deutschland hat auch noch eine Bringschuld aufgrund von dem, was während der Besatzung im 2. WK den Griechen angetan wurde. Das kann man den jetzt lebenden Leuten in Deutschland nicht anlasten, aber es vereinfacht die Sache nicht.


    Ob die Frage, wie eine Nation zu definieren sei, hier weiterführt, wäre eine eigene Diskussion wert. Solange man einfach "Die Griechen müssen zahlen" sagt, ist schon klar, wer gemeint ist. Es kommt erschwerend hinzu, dass die gewöhnliche Bevölkerung der Balkanstaaten, wozu ich auch Griechenland rechne, den Staat immer schon als eine Institution erfahren haben, von der prinzipiell nichts Gutes kommen kann und die man deshalb womöglich bescheissen darf. Solchen Leuten hemmungslos Kredit zu geben, kann nicht gut gehen und das hätten die Geldgeber bedenken müssen.
    Ich habe auch einen Nachbarn der oft klamm ist, weil er prinzipiell anders mit Geld ungeht wie ich. Da ich ihm aber nichts leihe, kommen wir gut miteinander aus.

  • Zitat von jp10686;209528

    Es wäre politisch weise, einiges vom Wohlstand in den anderen Ländern ankommen zu lassen, ohne auf Heller und Pfennig genau zu rechnen. Aber eben, Gier frisst Hirn.


    Diese Aussage ist absolut unfair! Vielleicht denkst Du noch mal kurz nach. Gerade Deutschland hat einen Löwenanteil der Rettungsgelder gezahlt. Irland z.B. hat die Chance genutzt, um wieder auf eigenen Beinen zu stehen. Spanien ist auf einen guten Weg.
    Wenn sich aber ein griechischer Finanzminister hinstellt, und die Rückzahlung der Schulden in Frage stellt (sein aktueller Vorschlag der unendlichen Tilgung ist nur eine andere Formulierung dafür), dann ist das Ende der Solidarität erreicht.


    Ich sehe nicht ein, warum andere Euro-Länder die irrsinnigen Wahlversprechen seiner Partei bezahlen sollen.


    Wer verspricht, muss auch liefern. Mal sehen, wie er das hinbekommt.


    Ich bin in jedem Fall für einen sofortigen Austritts Griechenlands aus dem Euro. Das wäre ein dringend benötigtes Signal für all die anderen Partein in den anderen Ländern, die ihren potenziellen Wählern das Blaue vom Himmel versprechen.


    Gruss trainman


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    Zitat von jp10686;209544


    Ich habe auch einen Nachbarn der oft klamm ist, weil er prinzipiell anders mit Geld ungeht wie ich. Da ich ihm aber nichts leihe, kommen wir gut miteinander aus.


    Oh, wo bleibt denn da die Weisheit, etwas vom Wohlstand bei anderen ankommen zu lassen:face_with_rolling_eyes:

    Als Noah mit dem Preppen begann, hat es nicht geregnet.

  • Zitat von trainman;209575

    Oh, wo bleibt denn da die Weisheit, etwas vom Wohlstand bei anderen ankommen zu lassen:face_with_rolling_eyes:


    Wohlstand heisst eben nicht korbweise Geld zu verteilen und es dann zurückwollen. Es heisst eher, den anderen die Möglichkeit zu geben, sich selber auf einen grünen Zweig zu bringen. Mit einer Schuldenlast, die nicht mehr bedient, geschweige denn getilgt werden kann, ist das unmöglich.


    Zitat von trainman;209575

    Diese Aussage ist absolut unfair! Vielleicht denkst Du noch mal kurz nach. Gerade Deutschland hat einen Löwenanteil der Rettungsgelder gezahlt.

    Bitte lies den ganzen Beitrag. Die Geschichte hat nicht damit angefangen. Ein Gläubiger, der die ganze Wirtschaftsproduktivität des Schuldners abschöpft, weil die Zinsen nominell höher sind als was geleistet werden kann, hat auf dem Papier recht, wenn er behauptet, das stehe ihm zu. Dennoch ist es politisch dumm, das zu wollen.
    Ein Privatschuldner müsste in diesem Zustand Zahlungsunfähigkeit anmelden, und kann dann wieder von vorn anfangen - und sich wieder hochbringen. Diese Chance sollte ein Land auch haben.


    Zitat von trainman;209575

    Wenn sich aber ein griechischer Finanzminister hinstellt, und die Rückzahlung der Schulden in Frage stellt (sein aktueller Vorschlag der unendlichen
    Tilgung ist nur eine andere Formulierung dafür), dann ist das Ende der Solidarität erreicht.


    Das ist eben die unausweichliche Folge einer rein finanzpolitischen Betrachtung der Lage, dass dann nämlich solche Kräfte ans Ruder kommen. Ich würde die, wäre ich Grieche, auch wählen - zu verlieren hätte ich ja nichts mehr. Viel weniger als arbeitslos sein mit Rente unter dem Existenzminimum kann man ja nicht haben.
    Auf genau diesem Boden ist damals in Deutschland die Adolf-Partei gross geworden. Deshalb war diese finanzpolitisch möglicherweise korrekte Behandlung des Problems politisch dumm. Und der Kollateralschaden, soweit er bezifferbar ist, war viel grösser, als wenn man nach dem Ersten Weltkrieg weiter gedacht und blosse Revanche-Politik vermieden hätte.
    In 10 Jahren hat Griechenland vielleicht eine Militärdiktatur mit Menschenrechtsverletzungen und einer blühenden Korruptionswirtschaft, und ihr habt eure Euros trotzdem nicht wiedergesehen, weil die sind nun mal weg, fort, futsch.


    Mal abgesehen davon, was bezwecken und welchen Wert haben Guthaben, die, wenn nur schon ihre Existenz überprüft wird, den sofortigen Kollaps des Schuldners zur Folge haben?

  • Das ist Quatsch. Griechnland kriegt aus dem Kohäsionsfonds 26 Mrd. 2000-2006 und weitere 11.5 gerundet bis 2011 (Handelsblatt) sowie 2.5 Mia für die Bauern, dass ist um Grössenordnungen weniger als Polen.


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    Das ist Quatsch. Griechnland kriegt aus dem Kohäsionsfonds 26 Mrd. 2000-2006 und weitere 11.5 gerundet bis 2011 (Handelsblatt) sowie 2.5 Mia für die Bauern, dass ist um Grössenordnungen weniger als Polen.