Richtigstellung Erste Hilfe-Mythen

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  • Zitat von Lowfyr;233337


    Wenn man denn unbedingt auf sowas vorbereitet sein will, gibt es spezielle Sets dafür, da muss man nur noch einstechen, Nadel ziehen und fertig ist die Sache.


    Nö. Ist weder einfacher noch komplikationsärmer als die chirurgische Methode.
    Wer schon mal eine PDT (Perkutane Dilllatationstracheotomie) gemacht hat - da macht man das gleiche, nur in Ruhe und an einer etwas tieferen Stelle -, der weiß, dass es gar nicht so einfach ist tatsächlich in der Trachea (Luftröhre) zu landen. Von der Gefahr durchzustechen (denn eine Punktionskoniotomie wird im Gegensatz zur PDT ja nicht unter bronchoskopischer Kontrolle durchgeführt) mal ganz abgesehen.
    Nur wiel es also in irgendwelchen YouTube-Videos oder an (Plastik)Modellen so einfach aussieht, heißt es noch lang enicht, dass es auch einfach ist.


    Aber ja, das ist nur etwas für die kundige Person, die so etwas schon mal - zumindest am Modell - geübt hat. Egal ob mit der Nadel oder dem Skalpell :winking_face:


    Viele Grüße von Hunted, der genau das am Wochenende unterrichten darf..

    Take care!

  • Zitat von Lowfyr;233337

    ........
    Das der Kehlkopfschnitt lebensrettend ist, weis ich durchaus. Nur das jemand der keinerlei Übung hat des mal eben locker aus dem Handgelenk mit Kugelschreiber und vielleicht Taschenmesser macht halte ich für ziemlich unmöglich.


    Wenn man denn unbedingt auf sowas vorbereitet sein will, gibt es spezielle Sets dafür, da muss man nur noch einstechen, Nadel ziehen und fertig ist die Sache.


    In allen Bereichen, in denen ich mich herumtreibe (Ausbildung und Einsatz), wird von diesen Fertigsätzen (z.B. Quicktrach) weggegangen.
    Die Gefahr der rückseitigen Luftröhrenverletzung (durchstecken in Richtung Speiseröhre) ist zu groß.


    Vorgehalten werden u.a. stattdessen Skalpell zum Schneiden, Schere zum stumpfen präparieren und ein Haken zum Aufspreizen.
    Beispiel: https://www.sanismart.de/notfa…seldinger-technik/a-2286/


    Tsrohinas

  • Eine Frage,


    warum keine Reinigung einer kleineren verschmutzen Wunde mit Alkohol. Mal abgesehen vom Schmerz, warum nicht?


    Ich bin betrieblicher Ersthelfer und absolviere jährlich das vorgeschriebene Wiederholungsmodul für den Einsatzersthelfer bei der Bundeswehr. Ich weiß, dass bei blutenden Wunden eigentlich alle Keime ausgespült werden und man im Regelfall nur keimfrei abdecken soll. Eine Wunde desinfizieren sollen wir nicht.


    Aber bevor ich aus einer kleinen Verletzung mir eine eiternde Wunde oder Schlimmeres hole verwende ich doch ein Desinfektionsmittel. Ich habe von Fällen gelesen, wo aus einem kleinen Eiterherd eine chronische Osteomelitis (Knochenmarkentzündung, dort reichert sich wegen der schlechten Durchblutung kein Antibiotikum an) wurde und ein Schienbein aufgefräst musste und mit einer antibiotischen Lösung wochenlang durchgespült werden musste. Gleiches habe ich als Folge eines vereiterten Zahns gelesen.


    Warum also eine kleine Verletzung, mit der man nicht zum Arzt geht nicht desinfizieren. Muß ja nicht Jod sein. Aber wenn ich ein Stamperl Schnaps zur Verfügung habe?


    Gruß Pimponello

  • Zitat von Chevron;233144


    Bei Quallenstichen soll es auch helfen über die Stelle drüber zu urinieren, wenn man grad kein Essig zur Hand hat


    Das wurde mir auch schon vor fast 20 Jahren in Australien geraten. Wobei dort, mit ihren Box Jellyfish, nur als wirklich erste Hilfe, der Arzt war trotzdem unbedingt nötig.


    Gresli

  • Zitat von Pimponello;233393

    Eine Frage,


    warum keine Reinigung einer kleineren verschmutzen Wunde mit Alkohol. Mal abgesehen vom Schmer, warum nicht?



    In der Ersthelferausbildung wird das Desinfizieren weggelassen, da davon ausgegangen wird das du nur die Erste-Hilfe machst und eine Fachkraft dann die Versorgung der Wunde übernimmt.
    Zu diesem Punkt habe ich auch schon öfter mit Ausbildern diskutiert. Die sagen es geht explizit um die Erste-Hilfe die vermittelt wird und das danach die Verletzung ordentlich versorgt werden muss.

  • Alkohol ist in der Wunddesinfektion nicht mehr unbedingt state of the art - erstens tötet es nicht alle Keime zuverlässig ab, zweitens ist es für die Wundheilung nicht förderlich, drittens verursacht es höllische Schmerzen. Deshalb sind die momentan gebräuchlichen Wunddesinfektionsmittel wie z.B. Octinesept auch alkoholfrei. Bei jodhaltigen Desinfektionsmitteln wie z.B. Betaisodona sollte man häufige Jod-Unverträglichkeiten bedenken.
    Alkohol als Wunddesinfektion hat wohl sicher im SHTF-Fall seine Berechtigung, sollte aber nicht als alltägliches Mittel der Wahl für die Wunddesinfektion betrachtet werden.

  • Redtiger bringt es auf den Punkt.


    Es gibt Unmengen von modernen Mitteln zur Wunddesinfektion. Warum sollte ich da Alkohol verwenden?
    Wenn man allerdings nichts anderes als Alkohol hat und die Alternative eine Sepsis ist, dann muss man ja wohl auch nicht lange überlegen.


    LG. Nudnik

  • Zitat von Lowfyr;233337


    Das der Kehlkopfschnitt lebensrettend ist, weis ich durchaus. Nur das jemand der keinerlei Übung hat des mal eben locker aus dem Handgelenk mit Kugelschreiber und vielleicht Taschenmesser macht halte ich für ziemlich unmöglich.


    Wenn man denn unbedingt auf sowas vorbereitet sein will, gibt es spezielle Sets dafür, da muss man nur noch einstechen, Nadel ziehen und fertig ist die Sache.


    Wenn die Alternative heissen:


    1. sicherer Tod der Person weil ich aus Angst von Komplikationen o.ä. nicht handle oder
    2. Ich mache einen Kehlkopfschnitt (mit all den Unsicherheiten, Gefahren und möglichen Nebenwirkungen)


    dann weiss ich dennoch was ich mache!


    Und ein entsprechendes Set habe ich üblicherweise nicht dabei - ein Messer (und sei es mein Mini-Victorinox am Schlüsselbund) aber quasi immer!

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.

  • Hi,


    ein interessantes Thema.


    Als Kind und Jugendlicher war ich als Junger Sanitäter Jahre beim DRK.


    Zur Vorbereitung auf die Fahrerlaubnis und als Voraussetzung für andere Prüfungen habe ich mehrere Erste-Hilfe-Kurse absolviert. Und auch als Vorbereitung für Offroadveranstaltungen gabs spezielle Kurse.


    Viele Jahre habe ich aktiv Judo und Karate praktiziert.


    Wie man einen Helm abnimmt, haben wir gelernt. Und das müssen auch alle Teilnehmer der wichtigsten deutschen Offroadrallyes.


    Beim Kampfsport habe ich am Anfang zumindest theoretisch gelehrt bekommen, wie man mit einfachem Messer und Kugelschreiber jemanden bei einer Kehlkopfverletzung zumindest bis zum Eintreffen des Notarztes retten kann.


    Bei Nasenbluten wurde beim Kampfsport gelehrt, in die Brücke zu gehen und sich mit der flachen Hand auf die Stirn zu klopfen. Und was soll ich sagen, das hilft tatsächlich.


    Ab wann eine Wunde besser an der Luft oder unter Verband heilt, muß man im Einzelfall entscheiden.


    Zumindest mein Vater hat bei der Schmiedausbildung gelehrt bekommen, daß bei leichten Wunden Urin hilft.


    Beim letzten Erste-Hilfe-Kurs wurde auch die Erste-Hilfe bei Asthmaanfällen durchgegangen. Der "Ausbilder" hatte keine Ahnung davon!!!
    Ich habe Asthma seit über 50a. Bei ner stabilen Seitenlage würde man dabei ersticken! Besser ist ein erhöhter Oberkörper, beide Arme über dem Kopf, gutes zusprechen zur gleichmäßigen Atmung, Notfallsprays verabreichen (hat jeder Asthmatiker in der Tasche) und auf den Rettungsdienst warten.
    Wenn kein Rettungsdienst vorhanden, Predni und Theo geben... Das haben auch viele Asthmatiker dabei. Da muß man aber schon ein bisschen Ahnung haben.



    Gruß

    An der Kennzeichenbefestigung erkennt man die Ernsthaftigkeit eines Offroaders...

  • Zitat von Rocky;233528


    Beim Kampfsport habe ich am Anfang zumindest theoretisch gelehrt bekommen, wie man mit einfachem Messer und Kugelschreiber jemanden bei einer Kehlkopfverletzung zumindest bis zum Eintreffen des Notarztes retten kann.


    Bei Nasenbluten wurde beim Kampfsport gelehrt, in die Brücke zu gehen und sich mit der flachen Hand auf die Stirn zu klopfen. Und was soll ich sagen, das hilft tatsächlich.


    Zumindest mein Vater hat bei der Schmiedausbildung gelehrt bekommen, daß bei leichten Wunden Urin hilft.


    Okay, dass sind die Erste-Hilfe-Mythen. Wo ist die Richtigstellung? :staunen::Rol:

  • Zitat von Wolfshund;233530

    Okay, dass sind die Erste-Hilfe-Mythen. Wo ist die Richtigstellung? :staunen::Rol:


    Kannst Du das Gegenteil dieser angeblichen Mythen beweisen?


    Zumindest das mit den Nasenbluten funktioniert gut! Kann ich aus eigener jahrelanger Erfahrung bestätigen.


    Und das mit dem Urin haben zumindest früher die Hufschmiede und Bauern tatsächlich gemacht. Als Pferde noch Nutztiere (und keine Kuscheltiere) waren und nicht jedes Pferd seinen persönlichen Tierarzt hatte und der das Pferd heute blau sprüht (was aber auch wieder Kritiker hat).

    An der Kennzeichenbefestigung erkennt man die Ernsthaftigkeit eines Offroaders...

  • Zitat von Tsrohinas;233387

    In allen Bereichen, in denen ich mich herumtreibe (Ausbildung und Einsatz), wird von diesen Fertigsätzen (z.B. Quicktrach) weggegangen.
    Die Gefahr der rückseitigen Luftröhrenverletzung (durchstecken in Richtung Speiseröhre) ist zu groß.


    Sorry, ich kenne meine Grenzen!


    Ich würde sowas als medizinischer Laie nie und nimmer unternehmen! Die Gefahr, dass er eines natürlichen Todes stirbt, wäre nämlich kleiner als die Gefahr, das ich ihn umbringe!


    Wenn der nicht mehr schnaufen kann, dann würde ich klassische Verfahren wie CPR anwenden. In dem Falle, Herz geht ja noch, Mund zu Mund oder Mund zu Nase Beatmung


    Vor der Ersthilfe Ansprache an einen Umstehenden: Rufen Sie mal bitte sofort 112 an!


    Meint


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Zitat von Wolfshund;233525

    Maresi
    Dann schreib mal bitte jetzt (ohne es irgendwo nachzulesen) wann und wie du eine Koniotomie durchführen würdest.


    Ohne Nachzulesen: Bei zertrümmertem Kehlkopf, wenn sonstige Beatmungsversuche nichts bringen...
    Eine zugegebenermaßen seltene Konstellation, und ich gehe auch nicht davon aus dass ich jemals in die Situation komme wo ich sowas machen muss. Aber ich denke mal dass eine Kniotomie ja generell eher selten vorkommt...


    LG,


    Maresi

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.

  • Qualen. Rasier Schaum und mit der stumpfen Seite eines Messer abkratzen. Funktionniert wirklich...

  • Um mal vom Luftröhrenschnitt weg zu kommen mal wieder was wahrscheinlicheres.


    Wie ist es eigentlich bei einer starken Unterkühlung stimmt es das man die Person nicht unter die warme Dusche stellen soll.

  • Zitat von KUPFERSALZ;233729

    Um mal vom Luftröhrenschnitt weg zu kommen mal wieder was wahrscheinlicheres.


    Wie ist es eigentlich bei einer starken Unterkühlung stimmt es das man die Persohn nicht unter die warme Dusche stellen soll.


    Ja das ist richtig, weil man damit einen Schock Zustand hervorrufen kann. Jemanden wieder auf Temperatur zu bringen ist ein ziemlich kompliziertes Prozedere das man im Spital macht (und nicht jedem).

  • Reicht es da nicht, wenn man ihn in eine Decke einwickelt und ihm ein warmes Getränk anbietet? Oder warum braucht es da sogar spezialisierte Spitäler?
    Das mit dem Schock kann ich irgendwie nachvollziehen. Wenn man im Winter mal richtig eiskalte Hände hat, und diese dann an eine Heizung hält, kommt einem die Heizung auch deutlich heisser vor, als sie wirklich ist.
    Gleichzeitig sollte man ja in den heutigen heissen Tagen ja auch nicht direkt ins kühle/kalte Seewasser springen.