Was syrische Flüchtlinge für "Ausrüstung" mitnehmen

  • Zitat von Ole O Malley;240595

    Aus dem Wenigen was ich in den letzten Tagen (während meiner Einarbeitung als Leiter eines Flüchtlingsheimes) gesehen habe, würde ich behaupten einen guten Rucksack pro Person...das hätten die meisten Syrer auf Ihrer Flucht brauchen können.


    Die Flucht hat meistens länger gedauert als erwartet, hatte diverse Zwischenstops, und nen guten Rucksack hat kaum einer - Gepäck haben sie - aber fast alle in Koffern. Das ist mehr als unpraktisch...


    Gruß


    Das sehe ich genau so, vielleicht haben sie so gedacht, wenn ich Sachen in den Koffer einpacke:
    - zum einen passen da viel mehr Sachen rein
    - zum zweiten wird es leichter, wenn ich ziehe anstatt zu tragen wo ich ein oder zwei Sachen in den Rucksack einpacke

    Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut, etwas zu riskieren? Vincent van Gogh

  • Irgendwie finde ich diese ganze Diskussion zum Schmunzeln. Wieso? Denkt mal nach.


    Teilweise versteht ihr nicht, wie die ganzen Flüchtlinge mit quasi null Equipment es bis hierher schaffen. Ihr fragt euch, ob die keine Rucksäcke haben oder kennen. Und ich nehme mich auch nicht komplett davon aus. Typisch verwöhnte Europäer eben.


    Versucht einfach mal die Sichtweise zu ändern. WIR preppern auf extrem hohem Level. Mit Ausrüstung und Equipment, wofür in den Herkunftsländern der Flüchtlinge ganze Jahreslöhne draufgehen. Klar macht es uns auch Spass, möglichst gutes Gear zu haben. Auch mir. Aber alle unsere Ausrüstung hat einzig und alleine nur einen Sinn:


    Unser (Ueber-)Leben im Notfall angenehmer zu machen. Bequem eben, wie wir so sind. Wir alle.


    Was uns die Flüchtling eigentlich eher unbewusst vor Augen führen ist doch einzig und alleine dass auch ein durchkommen in den Klamotten, welche man trägt, und dem Zeug, welches im Normalhaushalt so rumliegt, möglich ist. Improvisieren unterwegs ist gefragt. Ich denke mal diese ganze Flexibilität geht ab und an verloren bei uns, bei mir.
    OK, bei Oetzi ging's schief, der ist als Tiefkühlmodell im Museum gelandet. Aber auch der hat (zuvor wenigstens) überlebt, ohne Hightechklamotten und Smartphone oder NGR5.
    Ich habe keine Ahnung wie es euch geht, aber für mich ist das schon mal eine oder mehrere Ueberlegungen wert.


    Meine Ausrüstung werde ich trotzdem nicht auf irgendeiner Plattform versteigern. Auf eine beinahe morbide Art und Weise macht mir das ganze Preppen Spass. Und ein bequemeres INCH auch.


    en Gruess vom Jaws, der sich die Gedanken über "Reicht auch Weniger" machen wird.

  • Durch Kontakt mit Flüchtlingen der letzten Monate, vorwiegend aus Nordafrika, kann ich da noch einige Angaben machen.


    Allgemein kann man sagen, dass das dabei ist:
    Die haben zu Beginn eine Menge Bargeld dabei (Schlepper bezahlen, Bestechen, Grundbedürfnisse sicherstellen).
    Weiter haben viele ein wenig Wechselkleider dabei.
    Persönliche "Motivatoren" wie Familienfotos und Briefe sind auch oft dabei.
    Schmuck ist vielfach dabei, als "Geld-Notreserve".
    Handys haben viele sogar 2, ein Smartphone und ein "altes" Handy.


    Zu sagen ist noch Folgendes:
    Viele Flüchtlinge verlieren (fast) alles ihrer Wertsachen auf ihrem beschwerlichen Weg. Sie werden durch Schlepper, Kriminelle und Polizeibehörden ausgenommen. Manche haben nichts mehr ausser den Kleidern am Leib und ein Foto o.ä. wenn Sie in DACH aufgegriffen werden.


    Aus Preppersicht wäre bei einer ähnlich gelagerten Reise vielleicht das einige Denkanstösse daraus:
    wenig Gepäck
    genug Geld
    persönliche Fitness
    Selbstvertrauen und Wissen
    Ideen wie man sein Hab und Gut auch langfristig behalten kann
    Ideen wie man sowas mit Familie heil überstehen könnte

  • Zitat von Luftikus;240639

    Kann es sein, daß Rucksäcke in Ländern wie Syrien so gut wie nicht benutzt werden und daher gar nicht vorhanden sind?



    Gute Frage, war es eine Frage oder ein Hinweis?


    Auf was? :face_with_rolling_eyes:

  • Zitat von Luftikus;240639

    Kann es sein, daß Rucksäcke in Ländern wie Syrien so gut wie nicht benutzt werden und daher gar nicht vorhanden sind?


    unterschiedlich:


    http://www.dailymail.co.uk/new…age-s-good-come-here.html


    ist aber schwer zu sagen, ob manche Rücksäcke während der Flucht nicht auch verloren oder gestohlen wurden...


    Von den Bildern her würde mein 57 Liter BOB wohl gerade noch so durchgehen...



    Zitat von Jaws;240703

    Was uns die Flüchtling eigentlich eher unbewusst vor Augen führen ist doch einzig und alleine dass auch ein durchkommen in den Klamotten, welche man trägt, und dem Zeug, welches im Normalhaushalt so rumliegt, möglich ist.


    1. Wie hoch ist denn die Sterbensrate auf dem Weg?


    2. Wieviele der Flüchtlinge sind alt, krank oder fett? Ich sehe nur sehr wenige, auf die das zutrifft.


    3. Es ist Sommer. Übernachte mal nur in Klamotten im Winter draußen.


    Zum "reicht auch wneiger".


    Wegwerfen kann man immer noch, aber man braucht durchaus auch ein Konzept fürs Wegwerfen, denn das muss u.U. schnell gehen. Da steht man in der meschentraube an der Tür zum Bus und der Fahrer/Polizist/etc sagt Dir, dass der große Rucksack nicht mit rein darf. Was tun? Wohl dem, der aus dem großen Rucksack einen fertig gepackten kleinen Rucksack oder Beutel raus zaubert...


    Viel Ausrüstung muss nicht unbedingt schlecht sein. Viele Leute hätten sicherlich gerne ein Zelt, eine bequeme Schlafunterlage, mehr Wechselkleidung, Zeug um die Zeit totzuschlagen (was macht man wochenlang in einem Flüchtlingscamp?), usw...


    mfg

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Diese Leute sind nicht durch Wälder gelaufen, sondern haben sich von einem Punkt zum anderen geangelt und meistens irgendwo einen Halt eingestellt um dort zu arbeiten und mit dem Geld weiter zu ziehen. Also es hat überhaupt nichts mit dem Thema zu tun worauf sich hier alle vorbereiten mit ihrem Bob.


    Mit Geld können die überall alles kaufen was sie wollen, also kaufen sie nur das was sie gerade brauchen und um weiter zu kommen.


    Unser Bild von Kriegsflüchtlingen sei es aus dem Balkan oder Ende WKII hat nichts aber überhaupt nichts mit dem zu tun was dort passiert. Oft startet nur ein Familien Mitglied und die anderen bleiben Zuhause, die gehen durch eigentlich recht sichere Gegenden nur weil sie es illegal machen sind die ein gefundenes fressen für Schlepper. Das sind keine Flüchtlinge nach der Genfer Konvention, aber es sind trotzdem Flüchtlinge nach unserem Empfinden.

  • Zitat von Eterus;240781

    Gute Frage, war es eine Frage oder ein Hinweis?


    Auf was? :face_with_rolling_eyes:


    Beides, nach meinen Beobachtungen hierzulande, sehe ich so gut wie nie unsere neuen Fachkräfte auf Bergwanderungen wo ein Rucksack einfach das zweckmässigste ist. Auch im Stadtbild sehe ich nie welche mit Rucksäcken, Einheimische dagegen sehr oft. Es scheint in deren Kulturen einfach nicht so ein gängiges Transportbehältnis zu sein.
    Wohl so ähnlich wie es selten Radfahrende Muslimas gibt. Die sind einfach anders als unsere Leute. Übrigens ist es mir egal, ob sie hier mit Rucksäcken oder Koffern ankommen.

  • Also mich hat das auch schon interessiert, bislang konnte ich wegen der Sprachprobleme nur mit zwei jugendlichen Syrern auf Englisch sprechen die plötzlich hinter den IS Grenzen aufwachten. Die wurden von der restlichen Familie mit allem versorgt da diese bleiben wollten. Berichtet wurde mir das einige Tage das Trinkwasser knapp war, Waschmöglichkeiten fehlten und sie einmal beklaut wurden. Vom wem wollten sie nicht sagen. Einer meinte dann das er zum Glück etwas "Schuhgeld" hatte. Es dürfte also schon ein Unterschied sein ob man von einer Krise in einem geplagten oder ärmeren Land in ein 1.Welt Land flüchtet oder von der 1. Welt in ärmere Länder flüchtet.

  • Zitat von Roger;241310

    Hauptsache das neueste Smartphone ist dabei. Einen Reisepass mitzuschleppen ist viel zu schwer.


    Würdest du es andersherum machen? Ich denke nicht!


    Mit einem Smartphone können die Flüchtlinge sichere Routen austauschen und Treffpunkte vereinbaren, Kontakt zu ihrer Familie in der Heimat aufrechterhalten, navigieren.
    Alles Fähigkeiten die auch bei europäischen Preppern weit oben auf der Prioritätenliste stehen.


    Das ein Flüchtling ein für ihn wertloses Stück Papier nicht gerade wie ein Goldschatz hütet sollte logisch sein.

  • Wolfshund


    Ich möchte dir da widersprechen. Ein gültiges Dokument (Reisepass) ist äußerst wichtig! Wie soll man als Flüchtling im Zielland sonst nachweisen das man zu den Verfolgten gehört die Anspruch auf Asyl haben? Ein Grenzübertritt könnte ohne gültige Papiere sonst als illegal eingestuft werden und der Verdacht als Scheinasylant abgestempelt zu werden ist hoch.


    Door Miesegrau


    Geht nie ohne Ausweis aus dem Haus.....

    Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom..........;-)

  • In der Bunderrepublik Deutschland besteht Ausweispflicht


    Für die Schweiz und Österreich besteht für deren Staatsbürger keine Ausweispflicht.


    Mc

  • Da sagt Wiki etwas anderes, ab 16 musst du einen haben, aber nicht immer bei dir tragen.
    Das war mir so auch nicht bekannt, wobei ich meinen immer dabei habe.
    Gilt für Deutschland

  • In Deutschland besteht sehr wohl eine Ausweispflicht ab 16 Jahren.


    "Für die eigenen Staatsbürger besteht innerhalb der meisten Länder keine allgemeine Ausweispflicht, zu diesen Ländern zählen die Schweiz[2] und Österreich. Zu den wenigen Ausnahmen gehört Deutschland, hier besteht eine Ausweispflicht für Deutsche ab 16 Jahren."


    Nachzulesen ist es hier:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Ausweispflicht


    Door Miesegrau


    Übrigens besteht auch eine Ausweispflicht beim Grenzübertritt......

    Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom..........;-)

  • Ausweispflicht ja, Mitführpflicht grdsl nein.
    Ist aber eigentlich im wahren Leben unerheblich, da ich mich nicht der Gefahr aussetzen möchte, Probleme bei der Feststellung meiner Identität zu bekommen.


    Aber zurück zu den Flüchtlingen. Ich gehe schon davon aus, daß diese die Wichtigkeit des Passes kennen und nicht "blauäugig" sich auf den Weg nach Europa machen.

  • Das Smartphone wird auch von vielen als Translator genutzt, neulich beim Arzt gesehen. Wer kein Englisch kann tippt alles in den Google Translator ein und kann sich so mitteilen. Das sollte man sich auch Offline als App zulegen.


    @McCoy

    Zitat

    Für die Schweiz und Österreich besteht für deren Staatsbürger keine Ausweispflicht.


    Darüber habe ich mich einmal lange mit einem Polizisten unterhalten, er meinte eher "Njein", es gibt zwar keine Strafe, aber er darf dann die Personalien feststellen, was wohl im Klartext bedeutet das man schnell mal am nächsten Polizeiposten sitzen kann. Er hat also durchaus empfohlen auch in Ö in einen dabei zu haben.