Man im Ausland ist und fliehen muss...

  • Man stelle sich vor, bis eben machte man noch gemütlich Urlaub und plötzlich muss man fliehen.
    Du befindest dich in der Türkei und wirst plötzlich mit dem ungerechtfertigten Vorwurf konfrontiert eine Minderjährige vergewaltigt zu haben (oder ein anderes Verbrechen, dass dir den Hass der Bevölkerung einbringt und jede Unterstützung bei positiver Identifizierung der Person entzieht).
    Wenn dich die Polizei erwischt wird es unangenehm und du landest mindestens erstmal auf unbestimmte Zeit im heimischen Gefängnis.
    Ob es zu einem fairen prozess kommt ist unklar. Wirst du von der Bevölkerung aufgegriffen sind deren reaktionen noch weniger vorhersehbar.
    Du bist unschuldig, auch wenn sich das in dem Medien völlig anders darstellt. Man sucht scheinbar einen Schuldigen und politisch scheint es momentan nicht völlig unerwünscht, dass das ein Deutscher/Schweizer/Österreicher ist. Du gehst davona us, dass es zu einem Schauprozess kommt, bzw du zumindest sehr lange unter sehr unschönen Bedingungen auf deinen Prozess warten werden musst.
    Dein Ziel ist es daher das Land zu verlassen und sicher nach D/A/CH zurück zu kommen. Wo sich die Sache dann hoffentlich aufklärt...


    A) Deinen Pass und die Kreditkarte trägst du sicher in deinem Geldgürtel bei dir.


    B) Pass und Kreditkarten liegen schön sicher im Safe des Hotels. Dort wimmelt es natürlich von Polizei...


    Welchen Weg wählst du, wie managest du die Reise? Was ist wichtig zu beachten? Wie kommst du ans Ziel?


    Was wäre anders, wenn du in Ägypten, den USA oder zB China wärst?


    Ich habe mir natürlich auch schon Gedanken gemacht, will aber nicht vorgreifen. Ich bin gespannt auf eure Lösungen..


    VG Hunted

    Take care!

  • Wie geschrieben: Ab zur Botschaft oder zum Konsulat. In den Reiseunterlagen sollten deren Adressen vermerkt sein. Es empfiehlt sich, diese Information bei sich zu tragen und sich im Vorhinein zumindest mal grob auf dem betreffenden Stadtplan anzuschauen, wo die sind. Wer ganz sicher gehen will, kann natürlich auch einen Stadtplan-Ausdruck mit der markierten Adresse mit sich tragen, und das am besten diebstahlsicher.

  • Leute, bitte etwas detaillierter/realistischer.
    Man "schlägt" sich nicht mal eben so und ohne Plan durch ein fremdes Land, dessen Sprache man nicht spricht, wo man ggf durch sein Äußeres auffällt und wo man nicht nur Steckbrieflich, sondern auch in allen Medien mit Bild gesucht wird.


    Aber gerne: Und wie kommst du zur Botschaft? Und in die Botschaft?
    Dort sind Polizisten und weitere Sicherheitskräfte postiert - weil man eben erwartet, dass du dort auftauchst.
    Ein Durchkommen in den sicheren Bereich ist faktisch unrealistisch...

    Take care!

  • Erwartest du jetzt etwa eine art Drhbuch für einen schlechten amerikanischen Film? Das Telefon wurde längst erfunden. es sollte doch wohl absolut kein Problem darstellen sich telefonisch mit der eigenen Botschaft in Verbindung zu setzen und um Hilfe zu bitten.
    Alles andere ist Hollywood.

  • Hmmmm in China?:peinlich:


    Dort gäbe es keine Probleme für mich.:)


    Door Miesegrau


    Würde sich erst einmal bei Schwiegermama verstecken......:grosses Lachen:

    Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom..........;-)

  • Ziemlich schwieriges Szenario, aber auch interessant.


    Also erst mal würde ich raus aus bewohnten Gebieten. Sprich: Der Polizei und der heimischen Bevölkerung entgehen.
    Nächstes Ziel wäre dann wohl ein Nachtlager zu finden und Wasser und was zu essen zu organisieren.
    Bleiben wir beim Beispiel Türkei: Schlafen sollte kein großes Problem sein, da das Wetter sicher nicht lebensbedrohlich sein wird, wenn ich dort schon im Urlaub bin. Ich geh mal davon aus das man eine Nacht im freien auch ohne Ausrüstung halbwegs überstehen wird. Wasser sollte auch mit ein wenig Suche zu finden sein. Bäche gibt es überall. Essen wäre da für mich schon schwieriger. Vielleicht habe ich Glück und in der Nähe ist eine Obst-Plantage. Ansonsten müsste ich schauen was es in der Natur so zu finden gibt.


    Am nächsten Tag würde ich versuchen mein Äußeres irgendwie zu verändern. Der Bart müsste als erstes dran glauben und evtl. findet sich irgendwo eine Kopfbedeckung. zB. von einer Wäscheleine mopsen.
    Wenn ich mich sicher genug fühle, würde ich wohl vorsichtig und so unauffällig wie möglich in einen Stadtteil/Strand/Sehenswürdigkeit bewegen und gezielt schauen ob ich nicht deutsche Touristen identifizieren könnte. Bei einer günstigen Gelegenheit würde ich dann versuchen Kontakt aufzunehmen und dem Tourist die Situation zu erklären. Mit der Hoffnung das derjenige mir dann glaubt, würde ich ihn bitten für mich mit der deutschen Botschaft aufzunehmen und dort in meinem Namen um Hilfe zu bitten. Dann kommt es darauf an wie die Botschaft reagiert. Im günstigsten Fall würde sich dann ein Mitarbeiter der Botschaft mit mir irgendwo treffen und ich denke dann sollte das schlimmste überstanden sein.


    So wäre wohl mein Vorgehen. Ob's realistisch ist, stelle ich hier einfach mal zur Diskussion.

  • Zitat von Miesegrau;241302


    Würde sich erst einmal bei Schwiegermama verstecken......:grosses Lachen:



    Aber da stehen sie auch schon :grosses Lachen:


    Wie bereits geschrieben bei der Botschaft anrufen.


    Wenn es wirklich so dramatisch ist, wird man hoffentlich abgeholt.


    PS da die Türkei ein befreundeter Staat mit rechtsstaatlichen Prinzipien ist, sollte es dort keine Probleme geben...

  • Hmmm, nun ja........die Behauptung, das die Türkei rechtsstaatlichen Prinzipien folgt hallte ich für etwas optimistisch.:peinlich:


    Ihr solltet mal das Buch "So weit die Füße tragen" lesen. Darin flüchtet ein deutscher Gefangener aus Sibirien nach Deutschland - zu Fuß! Dabei wird er von einem russischen Offizier verfolgt, findet bei Einheimischen Unterschlupf, erfährt Hilfe aber auch Ablehnung. Höchst interessant und spannend nach einem Tatsachenbericht geschrieben.


    Zum Beispiel hier erhältlich:


    https://www.weltbild.de/artike…PGdntLO8ccCFdQaGwodjU0PlA


    Door Miesegrau


    Leseratte.....:)

    Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom..........;-)

  • OK, ich hatte den :face_with_rolling_eyes: nicht gesetzt und mich nur auf drei Punkte beschränkt.


    Mein Fehler.


    Also noch einmal:


    befreundeter Staat :Ironie:
    mit rechtsstaatlichen Prinzipien :Ironie:
    keine Probleme geben :Ironie:




    "So weit die Füße tragen"
    Für faule auch als recht guten Film :)

  • Ich stelle bzgl Botschaft mal einen weiteren Punkt zur Diskussion:
    Das im Beispiel genannte Land ist ja die Türkei. Das ist offiziell ein Rechtsstaat, mit dem wir befreundet sind.
    In wie weit dürfte die Botschaft uns als offiziell gesuchtem Straftäter denn überhaupt helfen, bzw in wie weit würde sie es bei der entsprechender Gefahr diplomatischer Verstimmungen überhaupt wollen? Offiziell droht einem dort ja keine Gefahr durch die Justiz.
    Ich kenne mich da zugegeben nicht wirklich aus, würde ab ermal unterstellen, dass das Heimatland da nicht beonders viel Unterstützung beiten würde. Schon gar nicht dabei das Land illegal zu verlassen. Was sagt ihr?

    Take care!

  • Zitat von Asdrubal;241291

    Wie geschrieben: Ab zur Botschaft oder zum Konsulat.


    Mmmmh, ich habe zum Glück keine praktischen Erfahrungen, aber jedoch gehört, daß wir (nicht nur) in diesem Bezug Hollywood-Illusionen unterlägen.


    Bekannte waren Anfang der 1990er in Sri Lanka und ein Reisebegleiter bekam wegen seiner homosexuellen Orientierung Probleme mit der einheimischen Polizei. Aufgrund des Festhaltens im Lande kamen finanzielle Probleme hinzu. Die einzige Hilfe die er nach langer Zeit und häufigen Vorsprechens bekam, war ein äußerst schmalen Kredit vom Konsulat. Keinen weiteren Schutz oder gar "Ausschleusen" aus dem Land: Er hatte eben gegen geltende Gesetze des Landes verstoßen, so die Polizei.


    In der Reisegruppe war zum Glück erfolgreich Geld gesammelt worden, damit er wenigstens die nächsten Wochen übersteht, denn sie flogen naheliegend nach Hause. Monate später gelang es auch irgendwie dem Verfolgten. Aber, "Botschaft oder Konsulat" ... Fehlanzeige.

  • Die Vertretung ist dazu verpflichtet, dir Rechtsschutz zu gewähren. In einem Staat mit funktionierendem Rechtssystem dürfte sich darauf beschränken, dass die dir einen sprach- und sachkundigen Anwalt vermitteln und eventuell dessen Honorar vorlegen (und es nachher wieder von dir zurückfordern).


    In einem Staat, dessen Rechtssystem nicht deutschen Vorstellungen entspricht, kann man ein wenig mehr erwarten. Beispielsweise könnten Diplomaten Gerichtsverhandlungen beobachten und diese gegebenenfalls beanstanden. Sie könnten bessere Haftbedingungen anmahnen, wenn diese nicht deutschen Standards entsprechen, und durch die Versorgnung mit Konsumgütern die Haftzbedingungen verbessern. Mit diplomatischem und politischem Druck könnte die Ausreise mit nachfolgendem Prozess vor einem deutschen Gericht vereinbart werden.


    Im Extremfall wäre durchaus denkbar, dass die Botschaft jemanden heimlich außer Landes bringt. In Diktaturen mit Willkürjustiz oder vollkommen zusammengebrochenen Staaten wäre das imho ein vorstellbarer Weg. In ersterem Fall wären die Konsequenzen möglicherweise die Ausweisung von Diplomaten oder der Abbruch der Beziehungen. Das würde im Auswärtigen Amt vermutlich gegen die Gefährdung des betreffenden Bundesbürgers abgewogen. Bei einer drohenden Todesstrafe wäre aber auch das grundsätzlich denkbar.

  • Zitat von Asdrubal;241318

    Die Vertretung ist dazu verpflichtet, dir Rechtsschutz zu gewähren ... dass die dir einen sprach- und sachkundigen Anwalt vermitteln und eventuell dessen Honorar vorlegen (und es nachher wieder von dir zurückfordern).


    Ich will nicht ausschließen, daß das Konsulat dem betroffenen Homosexuellen einen Rechtsanwalt genannt hat und ggf. der gewährte Kredit damit im Zusammenhang stand.


    Das ändert nix daran, daß der Betroffene derweil zu Hause seinen Job verlor und in Sri Lanka monatelang fest hing, plötzlich mehr Geld für Hotel und Verpflegung benötigte und ansonsten ein "kümmere dich selbst" über allem schwebte.


    Also, "schlag dich durch zu Botschaft / Konsulat" ... was nutzt das? Einen Rechtsanwalt findet man über das WLAN des Hotels und Geld besser über Bekannte. Der Rest war im beschriebenen Fall bestenfalls "Voodoo".

  • Zitat von Asdrubal;241318


    Im Extremfall wäre durchaus denkbar, dass die Botschaft ... vollkommen zusammengebrochenen Staaten


    Wenn die Lage mullmig wird, wird immer mehr Personal abgezogen, bis es zum Schluß nur noch einen Spruch vom
    Anrufbeantworter gibt, das man sich in Notfällen an die Diplomatische Vertretung z.b, der Schweiz (gerne dann auch in einen Nachbarland)
    wenden möge. Zur Zeit z.B. Jemen http://www.sanaa.diplo.de/


    In einige Ländern werden Botschaften von einheimischen Sicherheitskräften sogut geschützt, das man
    ohne Pass keine Change hat, zur seinen Botschaft durchgelassen zu werden.

  • Ich glaube Hunted möchte von uns wissen wie wir vorgehen würden, wenn wir auf uns allein gestellt wären.


    Gehen wir davon aus dass wir in der Türkei probleme bekommen die man nicht so leicht lösen könnte, und deshalb auf unsere eigenen Fähigkeiten angewiesen sind. Die Bevölkerung ist in diesem Szenario als "Rot" zu betrachten und wird uns nicht wohlgesonnen gegenüber stehen. Weiter gehen wir davon aus das wir vorgewarnt wurden und deshalb unser Gepäck und Geld, sowie Pässe zur verfügung hätten. Gehen wir nun noch davon aus dass wir in einer Metropole sind und die Polizei sich vorallem auf das Hotel und die Touristen Gebiete kümmert.


    So, nun beginnen wir mal.


    Phase 1: Orientierung: Wo bin ich? Istanbul!
    Nächste Landesgrenze? Türkei-Bulgarien!
    Eigene Mittel? Geld, Kreditkarte, Pass!
    Gegnerische Mittel? Polizei, Grenzschutzbehörde!


    Phase 2: "Blend in"! Passe dich an. Ich würde versuchen in der Masse unterzutauchen. Lokale Kleidung tragen, unauffällig sein.
    Phase 3: "Evasion"! Versuche mit ALLEN Mitteln den Behörden aus dem Weg zugehen und ungesehen und ungehört in die Nähe der Grenze zu gelangen.
    Phase 4: "Flucht"! In dieser Phase dafst du dir keine Fehler erlauben. Sei dir bewusst dass du hier am ehesten aufgegriffen wirst. Entscheide also vorher welchen Weg du gehen sollst. Im Moment denke ich, hat man die grössten Chancen wenn man versucht in den Flüchtlingsgruppen unterzutauchen.


    So, das wäre mal meine einschätzung der Situation.


    Es ist natürlich nur ein sehr grober Abriss der aber auch genau so grossen Spielraum übrig läst.

  • Du befindest dich in der Türkei und wirst plötzlich mit dem ungerechtfertigten Vorwurf konfrontiert eine Minderjährige vergewaltigt zu haben (oder ein anderes Verbrechen, dass dir den Hass der Bevölkerung einbringt und jede Unterstützung bei positiver Identifizierung der Person entzieht).


    wird hier grad auf das alte Thema Marco Weiß angelehnt?
    In diesem Fall gabs kein Durchschlagen zur Botschaft, sondern durchschlagen im türkischen Knast.


    Marco W. - Meine 247 Tage im türkischen Knast


    Wage auch stark zu bezweifeln, dass bei dem ersten Vorwurf einer solchen Tat einem noch so lange Zeit zum Handeln gelassen wird.
    Im Gegenteil, da stehen die Polizeikräfte bereits vor der Türe oder eher schon drin und man hat die Armbänder umgelegt bekommen.
    Erst wenn dann auf dem Revier bist oder schon vorm Richter stehst wird Dir die Tat vorgeworfen.

  • Türkei? Na gut, ich war noch nicht dort.:peinlich:


    Landestypische bäuerliche Kleidung organisieren und raus aus der Metropole.
    Auf dem nächsten Dorfmarkt Packsack, Proviant, Decken und Esel kaufen.
    Über Seitenpfade Richtung Bulgarien latschen, Karte und Kompas habe ich in fremden Ländern immer dabei.
    Die Grenze nach Bulgarien sollte nicht so furchtbar streng bewacht sein. Ein paar Tage beobachten und drüber.
    In Bulgarien nach Sofia trampen und über die Botschaft Verbindung mit der Heimat aufnehmen.


    Door Miesegrau


    Ich kann eh nicht mehr schnell. Wenn ein taubstummer Trottel mit seinem Esel über die Landstraße zockelt, dürfte das kaum auffallen...:devil:

    Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom..........;-)

  • Solche Gedanken hatte ich auch schon des öfteren, darum mache ich nur Ferien in Ländern wo ich mind. die Sprache verstehe. (Deutsch, Französisch, Englisch, Spanisch)
    Was das "Flüchten" anbelangt würde ich mich mit nahverkehrs ÖVv aus der Stadt verschwinden und über kleine Dörfer mich in das nächste Land absetzten und erst dort zu einer Botschaft gehen.
    Dies als letzt mögliche Variante.

    Mein Motto: KISS (Keep it simple and stupid)