Zielsetzung IS / Al Kaida

  • Zitat von Semper Fi;251481

    Guten Abend,


    Wenn IS so gut ausgestattet ist, wenn die Strukturen überwiegend militärisch sind, wo bleibt die Serie, wo die Folgeattentate?


    Beirut mit über 40 Toten, davor die russische Maschine mit über 200 Toten... Reichen 3 Attentate um eine Serie darzustellen? Nachtrag: Istanbul mit über 80 Toten ist schon fast aus dem Fokus verschwunden. Also 4 in neuerer Zeit...


    Über die Kommandostrukturen des IS gibt es genügend Quellen im Internet. Sie sind vorhanden und funktionieren. Es gibt kaum Berichte von sich auflösenden Strukturen. Die unterschiedlichen Einschätzungen der Geheimdienste belaufen sich auf 20.000-80.000 Kämpfer vor Ort. Die sind nur durch intakte Kommandostrukturen zu führen und zu versorgen. Eben diese Kommandostrukturen haben es verhindert, dass die Luftschläge bisher erfolgreicher sein konnten. Sie haben keine "Stäbe" nach westlichem militärischen Verständnis und sind daher schwer zu treffen, doch die Tatsache, dass sie trotz 16.000 (!!!) zerstörter Ziele durch die Koalition immer noch existieren, spricht Bände...


    Mit jedem erfolgreichen Attentat wird Nachwuchs angeworben. Nicht vor Ort in Syrien, wo man auch des IS mancherorts überdrüssig wird, doch in Europa, Afrika und dem Kaukasus finden sich genügend interessierte Kämpfer...


    Schon aufgrund der konträren Interessen in der Gegend und der immer noch starken (auch moralischen) Unterstützung des IS auf mindestens 3 Kontinenten wird es noch lange dauern, ihn zu beseitigen, falls das überhaupt möglich ist... Wer schickt denn aus welcher Richtung unter wessen Führung in welcher Anzahl "Boots on the ground"? Darauf wartet der IS doch nur. Gibt dann tolle Märtyrer-Videos zur Nachwuchsgewinnung und ist noch mehr in allen Köpfen präsent als bereits heute. Und wie sieht der Plan danach aus? Siehe Afghanistan, Irak, Libyen... Nachtrag: erstaunliche Zustimmung in der muslimischen Welt für Selbstmordattentate gemäß einer Erhebung aus dem Jahr 2014


    Der IS lebt von und durch die mediale Präsenz und ist dadurch auch in unserem Bewusstsein präsent. Wer spricht denn heute noch von Al Khaida? Der IS hat bisher viele seiner Ziele erreicht und wird auch noch weitere Ziele erreichen. Auch weltweit. Direkt oder indirekt, wenn nicht heute, dann eben morgen...


    Selbst wenn der IS eines Tages "vernichtet" sein sollte, so werden kleine Zellen weltweit auftauchen und Rache nehmen und den Kampf im Namen ihres Gottes weiter führen. Al Khaida hat das ja sehr lange und sehr erfolgreich praktiziert... Irgendwann steht eben wieder ein neuer Kalif auf...


    Man kann Terrorismus übrigens nicht bekämpfen. Terrorismus ist eine Art des Kampfes. Da könnte man ihn auch einfach zu verbieten versuchen... Ironie off...


    Wir werden uns an Terror gewöhnen müssen, selbst wenn es mangels Bewaffnung, wie in GB + AUS, nur einzelne sind, die auf der Straße ein Messer oder ein Beil zücken... Selbst in Israel, wo es eine sehr hohe Waffendichte im Alltag gibt, funktioniert das tagtäglich. Endet immer mit einem toten Angreifer, doch gelegentlich auch mit verletzten und toten Israelis. Und keiner glaubt ernsthaft daran, dass der Hamas oder wem auch immer die Attentäter ausgehen... Die haben keine Nachwuchssorgen und spätestens nach 5 Jahren Pause die nächste ungeduldige Generation herangezogen...


    Die moralische Rechtfertigung dafür kann jederzeit aus den Schriften des Islam (Koran und Hadithen) abgeleitet werden, indem man sie einfach, also Wort für Wort, interpretiert. Hierzulande wird viel zu wenig auf Menschen wie Sabatina James, Necla Kelek oder Hamed Abdel-Samad gehört, die zu diesem Thema sehr viel Kompetentes zu sagen haben... Dazu kommt noch die Rache für getötete Familienangehörige und schon geht es nicht mehr um das warum, sondern nur noch um das WIE und WANN...
    Nachtrag auch hier: Ayaan Hirsi Ali äußert sich dazu heute in der Welt


    Wolfgang


    Noch ein Nachtrag: Die USA haben es wohl endlich geschafft, den Erdölexport von IS etwas zu behindern. Nachschub ist immer kritisch und wenn diese wesentliche Geldquelle für den IS versiegt, wird es durchaus schwieriger für die. Es fließen jedoch immer noch genügend andere Einnahmequellen...

  • Nachdem es sich beim Islamischen Staat ja nicht nur um ein regional bezogenes Gebilde mit einer Militärstruktur handelt , dürfte es wohl auch notwendig sein, die ideologisch-religiöse Basis in sächlicher und personeller Basis auszuschalten, und zwar nicht nur da , wo die offenen Militärstrukturen bestehen.



    Frieder

  • Zitat von PrepperJohn;251432

    Meine Frau hat vor ein paar Jahren orakelt -der nächste Weltkrieg wird ein Glaubenskrieg.
    Damals fand ich es absurd....jetzt nicht mehr.


    Bis zum Wochenende wäre ich auch deiner Ansicht gewesen, seither bin auch ich der Überzeugung, dass der nächste Weltkrieg ein Religionskrieg sein wird. Wenn man bedenkt, dass, stark vereinfacht gesprochen, die eine Hälfte Christen sind und die andere Hälfte Moslems. Und jeder beansprucht für sich, den "mächtigeren, besseren imaginären Freund" zu haben.


    Zum Glück, oder zumindest ist es noch meine Hoffnung, dürfte die Anzahl derer, die für ihre Religion in den Krieg ziehen würden in beiden Lagern eher in der Minderzahl. Aber selbst wenn von allen arabischen Moslems (und die erscheinen mir hier das Problem in der aktuellen Lage zu sein) nur 5% sich bewaffnen und in einen Krieg gegen Christen und Juden ziehen würden, wären das immerhin noch 15 Millionen, zumeist männliche Moslems zwischen 15 und 30 Jahren, nur mit eher schlechter Schul- und Berufsbildung, nur wenig finanziellem Rückhalt, wenig Chance, auf eine eigenständige Familie gründen zu können. Solche jungen Männern, die nur "ihren Glauben" haben, haben sonst nichts zu verlieren. Wer im Diesseits keinen Blumentopf gewinnen wird, der lässt sich von den Verlockungen eines Märtyrertodes und aberwitzigsten Belohnungen im Jenseits nur zu gerne verführen.


    Menschen, ohne Hoffnung im Diesseits, die sich selbst als "Verlierer" sehen und dazu noch indoktriniert werden, jeden, der nicht ihres Glaubens ist, als "Nicht-Mensch", "Untermensch", Barbar, Ungläubigen oder was auch immer zu sehen, lässt sich leichter führen. Und ist erst einmal das Feindbild manifestiert und das Gegenüber entmenschlicht, tötet es sich leichter. Das war und ist das Prinzip jeder Kriegsführung durch die Jahrtausende hindurch. Entmenschliche deinen Feind und deine Soldaten werden ihn bereitwillig töten, weil sie ihn nicht als gleichwertig oder gar als ihresgleichen ansehen geschweige denn akzeptieren. Wenn Moslems wie Christen einander näher kennenlernen würden, würden sie verstehen, dass sie so verschieden eigentlich gar nicht so verschieden sind. Dass sie alle dieselben Sorgen, Nöte, Ängste und Hoffnungen haben. Und das ihr jeweiliger "imaginärer Freund" nicht besser oder schlechter ist als der "imaginäre Freund" des anderen.

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)

  • Ein Religionskrieg... die Religionen sind genau die selben Opfer wie die Völker die in diesen Krieg reingezogen werden.
    Würden solch Fanatische die heiligen Schriften (egal aus welcher Religion, egal welche heilige Schrift) nicht falsch zitieren bzw. aus dem Kontext raus, würde es keinen Krieg geben, jedenfalls nicht zwsichen den Weltreligionen.
    Der Nächste Krieg wird villeicht under dem Deckmantel der Religionen statt finden, jedoch wirt es ein rein wirtschaftlich motivierter Krieg sein.


    Aber ich weiss was du meinst, man kann "nicht Radikale" mit kleinsten Vorfällen (bsp. Karrikaturen) auf die Strasse bringen. Das Dürfen wir aber nicht zulassen. Wir sollten endlich Leute zu Wort kommen lassen die Ihre Religion verstehen und dadurch, wie auch die Extremisten, Leute erreichen die sich beeinflussen lassen. Muslime sind seit jahrhunderten ein Teil von Europa, aber statt mit denen ins Gespräch zu kommen und villeicht ihre Worte zu verbreiten, schaffen wir ein Hassbild gegen jede Muslima und Muslimen.


    Wie Woli gesagt hat müssen wir und an Terror gewöhnen. Angst und schrecken wird heutzutage schneller verbreitet als sonst was, Rekrutierungen von Ahnungslosen gehen schneller, das alles ist ein Resultat der heutigen vernetzung des Planeten. Sozusagen ein Nebenprodukt der technischen Evolution. Und wie wir alle wissen, Schlechte News verbreiten sich schneller als gute, daher werden in Zukunft auch Artikel von Anschlägen die Nachrichtenportale fluten.


    ich habe den Text von Ayaan Hirsi Ali angefangen zu lesen, bis zur Aussage "von Israel lernen"...
    Israel ist das Paradebeispiel wie man es eben NICHT macht - Zuschotten, vernachlässigen und Ressourcen nicht teilen. Das alles ist Nährboden für Fanatiker um das Hassbild der Unterdrücker zustärken.
    Würde Israel den Gazastreifen behandeln wie es sich gehört (da Israel das land aller ist), so würde es den Nährboden für den Hass austrocknen. Würden die Israelis ein teil Ihrer Armeekosten in den Gazastreifen stecken und die Struktur verbessern, die Leute nicht mehr hungern lassen und sie nicht mehr einsperren, wäre Terror bei ihnen (ausser das Nebenprodukt wie oben erwähnt) auch kein Problem mehr.
    Das einzige was man von Israel lernen kann ist villeicht das Aufspühren von solchen Terrorzellen, alles andere bitte nicht.


    Bindet man gemässigte Muslime besser in unsere Gesellschaft ein, würden auch solche Anschläge an der Wurzel gepackt werden, nähmlich vor Ort von der Islamischen Gesellschaft. Zurzeit wird das Gegenteil gemacht, man distanziert isch durch Hass und Angst vom Islam...


    Nebenbei bin ich kein Muslime - nicht das Ihr noch Angst bekommt :grosses Lachen:


    Nebenbei hat dieses Thema nur sehr wenig mit dem Kernthema des Forums zu tun, daher bitte ich euch umso mehr respekt zu wahren (wie bisher) und sachlich zu bleiben - ich hoffe das trifft aus eurer Sicht auch auf meine Texte zu.


    Edit:


    Zitat

    Europäische Regierungen müssen ihrerseits Überzeugungsarbeit unter den Muslimen leisten und die Überlegenheit liberaler Vorstellungen propagieren. Sie müssen also die islamische Theologie infrage stellen, die von den islamistischen Rattenfängern benutzt wird, um die Köpfe und Herzen der Muslime zu gewinnen und sie zu Feinden ihrer Gastländer zu machen.


    Ausschnitt aus dem artikel von Ayaan Hirsi Ali - genau das meine ich mit "gemässigte Muslime" in Europa zu Wort kommen lassen und zu integrieren, denn dann wir auch IHR Land von Terror heimgesucht (ihre neue Heimat, Europa) und Sie werden sich für die bekämpfung in Syrien stark machen, und das unter der Führung der muslimischen Streitkräfte.
    (warum da "... und Sie zu Feinden ihrer Gastländer zu machen..." steht verstehe ich nicht bzw. ist das villeicht eben gerade nicht die Haltung die ich unterstütze)


    Edit:
    Durch eine PN wurde ich darauf hingewiesen, dass meine Aussage manchen eventuell Sauer aufstösst. Daher möchte ich nochmals Klarstellen:


    Mein Post soll dazu verleiten den Hintermänner beider Seiten (Regierungen, falsche Religionsvertreter, Wirtschaftsmogule) die Macht zu entziehen und endlich den Dialog zwischen den verschiedenen Völkern zu finden, denn es geht auch zusammen statt immer nur gegeneinander.
    Ich bin auch nicht auf ein Religionsabschlag aus, denn ich bin kein Befürworter irgendeiner Religion, ich bin ein Befürworter der Menschlichkeit, des gesunden Menschenverstandes und des Miteinander, egal welche Glaubensrichtung jemand praktiziert.


    Und als kleine Randnotiz - wenn ich von Heiligen Schriften schreibe dann geht es im Christentum bzw. Judentum um das alte Testament da diese als Grundlage für viele neueren heiligen Schriften diente bzw. andere Interpretationen und Weiterführungen sind.

    "Der Spinner von Nebenan, der in der Krisenzeit zum besten Freund wird!"

  • Hallo Bärti,



    ich danke Dir für Deine aufschlussreichen Kommentare und Deine aufgeführten Hintergründe. Du bist wirklich ein Zeitgenosse, der sich konkrete Gedanken macht! :Gut:

    Vielleicht möchte jemand wissen, wie wir hier in Thailand mit der jetzigen Situation (welche Verharmlosung des Substantivs!) umgehen:

    Lest selber, sofern es Euch interessiert:

    http://thailandtip.info/2015/1…der-opfer-von-frankreich/

    http://thailandtip.info/2015/1…tspatrouillen-in-pattaya/

    http://www.wochenblitz.com/nac…icherheit.html#contenttxt



    Liebe Grüsse aus dem fernen Thailand!

    Jörg

  • Hmm... Einen Staat auf Basis dessen was diese Menschen für Islam halten... weiß nicht so recht wie das funktionieren soll.
    Die Art von praktizierter Religion enthält, aus meiner Perspektive, zu viele Denkverbote um wirklich anpassungsfähig zu sein (widersetzt sich der Evolution erfolgreich seit ein paar 100 Jahren).


    Will sagen, eine derartige strategische Planung und die Wahl der Mittel widersprechen sich irgend wie.
    Es sei denn da missbraucht jemand junge Männer mit Hilfe einer radikalen Ideologie.
    Infiltriert das was diese ausmacht um, hinter heren Worten verborgen, seine eigene Agenda zu programmieren.
    Das alte schmutzige Geschäft, auch Politik genannt, das Extrem sind wir seit mehr als 50 Jahren nicht mehr gewohnt.
    Zombie Apokalypse?
    Klar das einem der Hass und die Rechtfertigungen als erstes ins Gesicht springt ... das Gebrüll sorgt dann aber auch dafür das man die leisen Töne überhört.


    Was steckt dahinter?

  • Hallo,


    einen wie ich finde sehr lesenswerten Artikel hat der Nahost-Korrespondent der Stuttgarter Zeitung vor ein paar Tagen geschrieben. "Der Untergang des Morgenlandes - Der Einfluss des Wahhabismus" (Stuttgarter Zeitung vom 15.11.2015)


    Dort wird der 20.11.1979 als Startdatum des modernen islamistischen Extremismus genannt:


    "Im Westen ist der 20. November 1979 längst vergessen, für die Welt des arabischen Islam dagegen markiert das Datum eine Zäsur mit katastrophalen Folgen. Damals kidnappten 500 radikale Gotteskrieger die große Moschee in Mekka. Zwei Wochen dauerten die Kämpfe, Hunderte von Pilgern starben, am Ende lag das zentrale Heiligtum des Islam teilweise in Trümmern. Das saudische Königreich, die Heimat des Propheten Mohammed, war in seinen Grundfesten erschüttert und reagierte mit einem ebenso fundamentalen wie folgenschweren Kurswechsel. Die Gewalttäter exekutieren, ihre geistigen Brandstifter dogmatisch befrieden, lautete die doppelte Marschroute.


    (...)


    Vor allem der salafistisch-wahhabitische Islam, der nach 1979 in Saudi-Arabien mit aller Staatsmacht neu eingeschärft wurde, ist dezidiert kulturfeindlich und antiintellektuell.


    (...)


    Ihre verheerende regionale Wirkung konnte diese hermetische Version des Islam vor allem deshalb entfalten, weil sie besonders leicht zu exportieren ist. Sie ist mit keiner Hochkultur verwoben, braucht kaum kulturelle Kontexte und entlastet ihre Anhänger von komplexen und vielschichtigen Aneignungsprozessen. Die fundamentalistischen Missionare der Arabischen Halbinsel locken ihre Glaubenskunden mit einer Handvoll simpler religiöser Marker, mit denen sich ihre Rechtgläubigkeit demonstrieren lässt – in den arabischen Ländern entlang der Mittelmeerküste genauso wie zunehmend auch in Europa.

    Mit schnellem Sprung befindet sich der neu Erweckte in einer übersichtlich-strenggläubigen Welt von Eindeutigkeit und Orientierung, mit vermeintlich klaren Unterscheidungen zwischen Gläubigen und Ungläubigen, Gläubigen und Irrgläubigen.


    (...)


    Dagegen entwickelte sich die Golfregion seit 1979 zu einer Drehscheibe religiöser Militanz mit Saudi-Arabien im Zentrum. Der Missionsdruck salafistischer Prediger mit ihrer spartanischen, antimodernen und frauenfeindlichen Einheitssaga, geschmiert mit Milliardenbeträgen aus dem in den siebziger Jahren einsetzenden Ölboom, war hoch und entfaltete Wirkung. Heerscharen von Wanderarbeitern aus Ägypten, Jordanien, Palästina, Marokko und Syrien kehrten in den achtziger und neunziger Jahren mit Geld in den Taschen und einem anderem Islam im Kopf aus Saudi-Arabien in ihre Heimatländer zurück. Die Zahl der verschleierten Frauen in den Mittelmeeranrainern stieg, das Niveau von Kunst, Kultur und Unterhaltung sank. Gleichzeitig wuchs der Trend zu Intoleranz, Ausgrenzung von Minderheiten und kultureller Monotonie.


    Das gilt inzwischen auch für moderat-islamische Staaten in Asien wie Indonesien und Malaysia, wo sich die saudisch inspirierten Eiferer und ihre Helfershelfer ebenfalls breitmachen. Von Marokko bis Jemen, von Pakistan bis Indonesien dämonisierten ihre Prediger die eingesessene, vor Ort inkulturierte Religiosität als verdorben, unislamisch oder häretisch. Opulente Stipendienprogramme in Mekka und Medina für Abertausende von Nachwuchsimamen aus aller Welt bewirken, dass diese aggressive Homogenisierung in jeden Winkel getragen wird.


    Entfesselt durch den Arabischen Frühling zogen diese Salafisten dann eine Spur der Verwüstung durch Ägypten, Libyen und Tunesien, der Hunderte von Sufi-Stätten, Friedhöfen und Pilgermausoleen zum Opfer fielen, ein düsterer Prolog zu der kulturellen Apokalypse, die der Islamische Staat jetzt in Syrien und Irak anrichtet.


    (...)


    In Ägypten gewannen die Salafisten nach dem Arabischen Frühling bei der einzigen freien Parlamentswahl 2012 auf Anhieb ein Viertel aller Mandate. Selbst der aktuelle Krieg im Jemen hat seine Wurzeln in der Salafistenmission. Schon bald nach 1979 schickte Saudi-Arabien seine radikalen Prediger ins südliche Nachbarland, wo sie religiösen Unfrieden säten und die Gründung der Houthi-Bewegung provozierten.


    (...)


    Das kulturelle Gepräge der gesamten Golfregion dagegen ist dünn und dürftig. Die meisten der heutigen Glitzermetropolen auf der Arabischen Halbinsel waren vor einer Generation noch kleine Perlenfischerorte. Überspitzt könnte man sagen, die Menschen in Saudi-Arabien wissen im Grunde erst seit gut einer Generation, wie man überhaupt in einer Großstadt zusammenlebt. Emirate wie Katar, Abu Dhabi oder Dubai kaufen internationale Kultur mit Millionenaufwand in Europa oder den USA ein, um sie an den Golf zu verpflanzen.


    (...)


    Mit dem Wüten des Islamischen Staates ist der sunnitische Islam nun 35 Jahre nach der fatalen Entweihung von Mekka an einem absoluten Tiefpunkt angekommen, auch weil die sunnitische Gelehrsamkeit dieser militanten Ausrottung der eigenen Tradition spirituell und geistig nichts entgegenzusetzen hat. Herkömmliche Theologie und Koranausbildung sind den modernen Herausforderungen nicht mehr gewachsen. „Die größten, reichsten und prominentesten islamischen Institutionen leben immer noch in einer intellektuellen Welt, die sich in den letzten dreihundert Jahren kaum verändert hat“, diese Bilanz zog kürzlich der ägyptische Intellektuelle Tarek Osman. Die meisten Fatwas beschäftigen sich mit realitätsfremden Trivialitäten. Das Bildungsniveau der Prediger ist allzu oft miserabel. Viele sind staatlich alimentierte Religionsbeamte, die nur ihren Status genießen und ihre angeblich gottgegebene Autorität zelebrieren.


    Entsprechend defensiv wirkt die islamische Geistlichkeit des Nahen Ostens, hilflos und unfähig, in dieser Megakrise Orientierung zu geben und den IS-Wahn erfolgreich zu diskreditieren.


    (...)


    Eine breite innermuslimische Debatte zu den geistigen Wurzeln der Radikalen findet nicht statt. Und Millionen von Muslimen in Nahost tun mit Verweis auf die innere Pluralität ihrer Religion so, als wenn sie das alles gar nichts anginge.

    Sunnitische Muslime sollten ihre übliche Reaktion „Das ist nicht der wahre Islam“ als sinnlos aufgeben, forderte der türkische Intellektuelle Gökhan Bacık in einem Essay mit dem Titel „Was ist los mit dem sunnitischen Islam?“ In seinen Augen ist die Megakrise nur zu bewältigen mit einer neuen sunnitischen Theologie, die künftig jede Gewalt kategorisch ablehnt
    ."



    Die Triebfeder hinter Salafismus/Islamismus/IS ist eindeutig Saudi Arabien. Und so lange "wir" das nicht realisieren, dass unser geschätzter Öllieferant und Rüstungskunde diesen Terrorwahnsinn steuert und befeuert, wird das Morden weitergehen. Erst wenn das Problem Saudi Arabien gelöst ist, könnte sich die Lage wieder bessern. Das wird nicht einfach sein, weil eine Schwächung Saudi Arabiens automatisch eine Stärkung des Iran bedeutet, was wieder andere Komplikationen hervorrufen kann. Abgesehen von unserer Ölabhängigkeit von Saudi Arabien...


    Grüsse


    Tom

  • Wenn das in der Art zusammenhängt ... sollte man wohl energetische Autarkie forcieren.


    Andere Frage, die Staatsreligion des Iran ist doch der Islam, ein gemäßigter?


    Ich denke man wird dem Mist nicht mit Gewalt aus den Köpfen bekommen, da muss schon die gleichen "Programmiersprache" an den Start wenn man aus Scheiße Gold machen will.
    Wäre vielleicht ne Chance?


    Dafür zu sorgen das die Hierarchie aus der Religion verschwindet und damit gefährliche Machtkonzentrationen ist eine weitere Herausforderung.
    (PS: siehe was Erdogan so treibt)
    Aufklärung/Säkularisierung war unser Weg, das Äquivalent dazu haben die vor sich.

  • Du kannst Staatsmacht und Religion im Islam nicht trennen, weil der Islam in seinem Kern eben nicht nur eine Religion ist, sondern sich als gesamthafte Lehre versteht, über der keine weltlichen Gesetze stehen dürfen. Würde man den Islam heute erfinden, würde er als staatsfeindliche, faschistische Ideologie verboten werden.


    LG. Nudnik

  • Zitat von Grummel;251868


    Andere Frage, die Staatsreligion des Iran ist doch der Islam, ein gemäßigter?


    Die Iraner sind mehrheitlich Schiiten, während Saudi-Arabien und ein großer Teil des Nahen Ostens und Nordafrikas Sunniten sind.


    Der IS ist sunnitisch geprägt. Somit kann das, was derzeit im Norden Iraks und auf Teilen Syriens geschieht, durchaus auch als "innerislamischer Religionskrieg" zwischen Sunniten und Schiiten gelten. Nun ist nicht jeder Sunnit ein Sympathisant des IS, macht sie aber deswegen auch nicht sympathischer, wenn sie sich nicht klar gegen die Gräueltaten des IS aussprechen.


    Zitat von Grummel;251868


    Dafür zu sorgen das die Hierarchie aus der Religion verschwindet und damit gefährliche Machtkonzentrationen ist eine weitere Herausforderung.
    (PS: siehe was Erdogan so treibt)
    Aufklärung/Säkularisierung war unser Weg, das Äquivalent dazu haben die vor sich.


    Naja, die Türkei war mal unter Atatürk und Nachfolger sehr viel fortschrittlicher als jetzt unter Erdogan, wo sie eine Rolle rückwärts machen, wie es mir scheint. Nebenbei bemerkt: In der Türkei sind 2/3 der Muslime Sunniten, und etwa 15% Schiiten... Das macht den Konflikt im Nordirak zusätzlich brisant, weil die Kurden gegen den IS kämpfen und die Türkei als Staat etwas gegen die Kurden haben...

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


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  • Zitat von UrbanTrapper;251872

    Die Iraner sind mehrheitlich Schiiten, während Saudi-Arabien und ein großer Teil des Nahen Ostens und Nordafrikas Sunniten sind.


    Als kleine Ergänzung - Saddam und sein Regime waren auch Sunniten, Schiiten wurden damals gänzlich aus der Politik herausgehalten im Irak, teilweise ja auch gejagt und es gab auch "Massaker"..
    Nach dem Sturz von Saddam passierte das Gegenteil, Sunniten wurden ganz aus der neuen Regierung ausgeschlossen. Ein Mitgrund für die Entstehung der IS, der ja, wie UrbanTrapper bereits erwähnt, sunnitisch ist.


    Daher ist "innenislamischer Religionskrieg" eine gute Bezeichnung.
    Wäre damals eine Sunnitisch/Schiitische Mischregierung angestrebt worden, wäre es wohl gar nie dazu gekommen. Aber auch dort wieder, die Schiiten waren wohl bessere Partner im Ölhandel bzw. wollten weniger vom Kuchen.

    "Der Spinner von Nebenan, der in der Krisenzeit zum besten Freund wird!"

  • Zitat von prepp;251960

    Als kleine Ergänzung - Saddam und sein Regime waren auch Sunniten, Schiiten wurden damals gänzlich aus der Politik herausgehalten im Irak, teilweise ja auch gejagt und es gab auch "Massaker"..
    Nach dem Sturz von Saddam passierte das Gegenteil, Sunniten wurden ganz aus der neuen Regierung ausgeschlossen. Ein Mitgrund für die Entstehung der IS, der ja, wie UrbanTrapper bereits erwähnt, sunnitisch ist.


    Daher ist "innenislamischer Religionskrieg" eine gute Bezeichnung.
    Wäre damals eine Sunnitisch/Schiitische Mischregierung angestebt worden, wäre es wohl gar nie dazu gekommen. Aber auch dort wieder, die Schiiten waren wohl bessere Partner im Ölhandel bzw. wollten weniger vom Kuchen.


    Ja, genau deswegen hat der 1. Golfkrieg in den 80ern zwischen dem Irak und dem Iran funktioniert: Sunniten greifen Schiiten an... :verärgert: Verdammt, ich werde das Gefühl nicht los, dass die Schiiten um einiges friedlicher sind als die Sunniten. Dass der schiitische Iran die A-Bombe haben will, liegt doch wohl eher daran, dass die Iraner hoffen, dann von den USA in Ruhe gelassen zu werden...

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


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    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)

  • Zitat von UrbanTrapper;251546

    Bis zum Wochenende wäre ich auch deiner Ansicht gewesen, seither bin auch ich der Überzeugung, dass der nächste Weltkrieg ein Religionskrieg sein wird. Wenn man bedenkt, dass, stark vereinfacht gesprochen, die eine Hälfte Christen sind und die andere Hälfte Moslems. Und jeder beansprucht für sich, den "mächtigeren, besseren imaginären Freund" zu haben.


    Von der militärischen Kampfkraft her ist es aber nicht 1:1, sondern eher 100:1


    Die "Araber" holen sich ja schon bei dem eher kleinen Isreal bei jedem Versuch eine richtig blutige Nase...


    Kommt natürlich drauf an, was man als "Weltkrieg" bezeichnet. In den ersten beiden starben jeweils zig Millionen Soldaten und zahlreiche Volkswirtschaften wurden auf Jahre hinaus auf den Kopf gestellt.


    Ich denke, man sollte den IS nicht größer machen als er ist. Mit westlichen oder russischen Bodentruppen wäre sein Territorium schnell erobert, würde man denn wirklich wollen...


    Zitat


    Solche jungen Männern, die nur "ihren Glauben" haben, haben sonst nichts zu verlieren. Wer im Diesseits keinen Blumentopf gewinnen wird, der lässt sich von den Verlockungen eines Märtyrertodes und aberwitzigsten Belohnungen im Jenseits nur zu gerne verführen.


    Jepp, wichtig ist, dass die Leute im diesseits mehr Perspektiven sehen als als Wurmfutter. Wir Christen hatten ja mal ein ähnliches Problem... im Mittelalter.


    mfG


    PSA: Ich denke übrigens auch, dass Saudi Arabien das wahre Zentrum des islamistischen Terrors ist. Dort wird die Ideologie und die Finanzierung "exportiert".

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Meiner Meinung nach ist der IS eine gut strukturierte Guerillia - Truppe mit klarer Zielsetzung und kein Haufen Umherirrenden. Und genau dies wird den "zivilisierten" Mächten noch einiges an Kopfschmerzen bereiten. Schon in Afghanistan haben sich diverse Streitkräfte die Zähne an dieser Taktik ausgebissen, zuerst die Russen, danach die Amerikaner unter Mithilfe des Rests der Welt.


    In einem zufälligen Gespräch letzte Woche kam irgendwann eine Frage auf, welche mich seither beschäftigt.. Dient der Anschlag in Frankreich der Destabilisierung Europas und wenn warum? Ich möchte dazu anmerken, dass mein Gesprächspartner eine sehr analytische und mit seinen Aeusserungen vorsichtiger Mensch ist.


    Möglicherweise müssen wir lernen, mit dieser Bedrohung zu leben, denn so schnell und einfach mit ein paar Flugzeugen wird der IS nicht zu besiegen sein, nicht zuletzt auch weil der IS als ernsthafte Bedrohung zu lange nicht ernst genommen geworden ist - Schlichtweg ein verpennt.

  • Hallo,


    interessant ist die Ansicht einiger Nahost-Experten, dass die derzeitigen Aktionen des IS (bzw. die die IS-PR-Maschine für sich reklamiert) eher als Rückzugsgefechte denn als Ausweitung des Kampfes zu deuten sind. In Syrien und Nordirak stagniert der militärische Erfolg des IS-Haufens schon länger und offenbar reichen schon 20 französische Bomben auf Rakka, dass die IS-Oberhäupter Hals über Kopf mit ihren Familien von dort nach Mossul verlegt werden.


    Auch wenn es makaber klingt: wenn drei Suicide Bomber vor einem vollbesetzten Stadion stehen und ihnen nichts besseres einfällt, als mehr oder weniger nur sich selbst in die Luft zu sprengen, dann kann man nicht gerade von "gut ausgebildeten Top-Terroristen sprechen" - eher von Vollpfosten. Auch die Cousine des Hautpverdächtigen, die sich gestern kurz nach Ankunft der Polizei in Saint-Denis in der eigenen Wohnung sprengte, kann nicht gerade zu den effektivsten Terrorwaffen gezählt werden. Das Blutbad, das in der Konzerthalle Bat'a'clan von den Terroristen angerichtet wurde, ist ganz schrecklich, ohne jeden Zweifel, aber es ist m.E. eher vergleichbar mit einem sehr grossen Amoklauf, wie ihn psychisch gestörte Kids auch ohne Dschihad-Hintergrund durchführen.
    IS und Intellekt passen offenkundig nicht zusammen, da war der Al Kaida Terror wesentlich mehr "sophisticated". Das dürfte aber unser Vorteil sein, wenn man die IS-Barbaren nun konsequenter militärisch bekämpft. Man muss das Pack entdämonisieren und niederringen, was militärisch durchaus machbar sein dürfte.
    Abe um das Problem langfristig zu lösen, muss man in der Nahost-Region und Vorderasien eine Reihe weiterer Probleme lösen, vor allem die fortwährende Demütigung von Menschen, die ohnehin schon in bitterster Armut im Dreck leben müssen, ohne jede Perspektive (z.B. Gaza-Streifen und der Drohnen-Krieg der USA, der viel zu viele Unschuldige das Leben kostet und den Hass gegen den Westen schürt).


    Grüsse


    Tom

  • Der bisherige Erfolg schaut erst einmal beeindruckend aus. Ohne Frage werden riesige Landstriche vom IS beherrscht. Das ist aber nur die Betrachtung durch "ein Auge" und mit dem zweiten sieht man wie uns in der Werbung ja beigebracht wurde besser. Öffnet man dieses Auge so stellt man sehr schnell fest: der größte Teil der IS-Gebiete ist Wüste. Die ist ziemlich schnell zu erobern, schließlich interessiert es neben einigen Skorpionen und Kamelen nur sehr wenige Menschen wer sich da so tummelt. Mit 50 Mann kann man schon mal ganz schnell riesige Gebiete erobern, nur hat man davon nicht viel. Außer Sand und Wind. Die pure Größe der besetzten Gebiete ist letztendlich "wurscht", man muss die Ballungszentren und Verkehrsknotenpunkte unter seine Kontrolle bringen. Das versucht der IS auch, wie man an folgender Karte aus dem Juni 2015 sehen kann:


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    Interessant finde ich immer wieder wenn man Leute hier fragt: welche Gebiete hält den der IS besetzt?, dass die meisten kaum wissen, wie zerklüftet dieses Herrschaftsgebiet in der Realität ist. Wirklich besetzt sind nur die Regionen um wichtige Strassen, Flüsse und einige Städte. Wäre vermutlich für den kampfeslustigen Otto-Normal-IS-Hirni nicht so attraktiv die nächstgelegene Düne oder das nächste Wadi um die Ecke zu unterjochen, da ist nix los und man findet niemanden den man unterdrücken oder versklaven kann.
    Schaut man sich die Karte an, sind die direkt unterjochten Gebiete des Kalifates sehr klein, die Unterstützungsgebiete sind schon etwas beeindruckender. Aber auch die sind zu größten Teilen unwichtige Wüsten- oder Steppenregionen. Da will vermutlich noch nicht mal der IS-Kämpfer selbst Tod über dem Gartenzaun hängen.
    Wichtig sind Punkte wie die umkämpfte Baghdad-Region, Tikrit, Albu Kamal als Knotenpunkt, Aleppo etc.


    Im Norden haben wir die Kurden als "Bollwerk" gegen den IS, aber der entscheidende Kampf findet meiner Meinung nach in Syrien statt. Und genau da haben wir in den nördlichen gebieten ein Problem und auch noch diesen häßlichen schwarzen großen Fleck in der Mitte des Landes. Würde es der IS schaffen bis zum Mittelmeer vorzudringen dann Hallelujah. Im Augenblich ist der Herrschaftsbereich noch zerstückelt, mit Bodentruppen könnte man bestimmt noch die recht "dünnen" Versorgungswege abschneiden. Aber mit jedem Tag wo diese Korridore breiter werden und besser durch den IS kontrolliert werden, um so schwieriger wird es. Die Zeit drängt.


    Aber ist der IS ein Staat? Ich denke schon, denn er kontrolliert (teilweise begrenzt) seine Grenzen, er zieht Steuern ein, er unterhält eine Armee und er besitzt mit der Scharia ein Justiz-System, wenn auch eines, das auf einer archaischen Form des Islams beruht. Ein funktionierender Staat oder zumindest eine Art Proto-Staat. Der IS ist der große Profiteur der Verwerfungen in der nahöstlichen Welt. Die Spannungen zwischen dem wahabitischen Islam in Saudi-Arabien und den schiitischen Ayatollahs in Iran, das Abgleiten des Iraks ins Chaos, der syrische Bürgerkrieg: Das alles spielte dem IS in die Hände. Für die Sunniten, die im Einflussbereich des IS leben, ist er das kleinere Übel. Die Alternative im Irak wäre eine von Schiiten dominierte Regierung und in Syrien das Regime des Diktators Assasd. Keine Alternative. Sowohl in Syrien als auch im Irak wurden die Sunniten permanent benachteiligt: Im Irak wurden sie nach dem Einmarsch der Amerikaner marginalisiert – ein grosser Fehler, wie sich herausstellen sollte. Und in Syrien betrieb Assad ein Regime, dass zwar auf dem Ausgleich zwischen den Ethnien beruhte, die Sunniten aber systematisch benachteiligte. Gerade wenn man sich diese Komposition der verschiedenen islamischen Glaubensrichtungen im nahen Osten anschaut:



    [ATTACH=CONFIG]30682[/ATTACH]


    sollte einem klar sein: da sind noch Top-Potentiale für Jahrzehnte des Krieges. Sollte es der IS schaffen den jetizigen Kampf als Glaubenskieg zu inszenieren, wo es um Christentum/Atheismus gegen den Islam selbst geht, so dass die Suniten und die Schiiten gemeinsam für einen wie auch immer gearteten Islamischen Staat kämpfen, dann geht der Dampfkochtopf hoch. Deshalb ist auch die Gradwanderung so schwierig bis zu welchem Härtegrad der Westen diesem Phänomen gegenüber treten soll. Das könnte auf lange Sicht nach Hinten losgehen, wenn man extrem stark agiert. Ganz schwieriges Feld.

  • Interview mit Jürgen Todenhöfer HEUTE um 23:30 Uhr auf NTV


    Hier ein Interview mit Jürgen Todenhöfer, der bei IS vor Ort war und dort selbst tiefe Einblicke gewinnen konnte. Sehr sehenswert auch das eingebettete Video am Ende des Interviews.


    http://www.merkur.de/politik/j…falle-locken-5874145.html


    Hier auch das Video extra verlinkt: https://www.facebook.com/Juerg…videos/10152723644955838/


    Heute auch noch einmal eine Sendung mit ihm um 23:30 Uhr auf NTV. Er bestätigt auch, dass IS deutlich gefährlicher ist als Al Khaida und bisher alles umgesetzt hat, was vorher angedroht wurde... Nicht gerade beruhigend...


    Wolfgang

  • Servus, absolute Übereinstimmung mit Tom.


    Ich denke immer noch, dass IS nicht in der Lage ist, mehrere schwere Terroranschläge in Europa durchzuführen. Wie bereits geschrieben ist Paris ganz schrecklich, aber weit von dem entfernt, was sich die IS selbst auf die Fahnen schreibt.


    Nicht falsch verstehen, es sind keine Wannabe-Terroristen, aber bei einem Teil der Anschläge ist nicht mal sicher ob es wirklich IS war, oder irgendeine andere Organisation.


    Was das Territorium von denen betrifft, so mag es ein Proto-Staat sein, aber es gehört weitaus mehr dazu ein Staat zu sein, als zu erpressen, schänden, Sklavenhandel, Raub und Diebstahl.


    Die Steuern und das Rechtssystem wurden eins zu eins der Scharia entnommen; sind also äußerst archaisch und nicht einfach so in unsere Zeit übertragbar.


    Mag ja sein, dass die viel Fläche eingenommen haben, strategisch ist die nicht allzu viel wert.



    Das IS- kontrollierte Gebiet stagniert seit Monaten; insgesamt haben sie in den letzten 2-3 Monaten gut 25% des kontrollierten Gebiets eingebüßt.


    Nun hat Frankreich sogar den Bündnisfall ausgerufen; in meinem ersten Beitrag zu dem Thema hatte ich das erhofft. Ich erhoffe noch mehr :


    Besonnenheit im Vorgehen von Bodentruppen,
    Eine Allianz der G20, um Ruhe hinein zu bringen und
    vielleicht erstmalig die Befriedigung eines Konflikts, ohne das es hinterher zu Folgekonflikten kommt.


    Liebe Grüße


    Semper Fi

    Geht los!!!

  • Woher die Europäischen Kämpfer des IS kommen:


    http://www.welt.de/wirtschaft/…-den-Dschihad-ziehen.html
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    Hierzulande hört man laufend in den Medien, dass es verwirrte Jugendliche seien, solche, die gescheitert und ohne Perspektive seien, und die den radikalen Moslems "auf den Leim" gingen. In dem obigen Artikel werden etwas fundiertere Zahlen genannt:
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    "Viele, die ausgewandert sind, sind hoch qualifiziert", sagt Kiefer. "Sonst könnte der Islamische Staat in seiner aktuellen Form gar nicht funktionieren."


    Aber auch in Frankreich sprechen, trotz der bitteren Realität der Banlieues, die Zahlen eine eindeutige Sprache. 67 Prozent aller jungen Menschen, die sich dort in den vergangenen anderthalb Jahren radikalisiert haben, entstammen der Mittelschicht. Nochmals 17 Prozent sogar der gehobenen Bevölkerungsschicht. Nur 16 Prozent können zur Arbeiterklasse gezählt werden.
    Ausgewertet wurden 4091 Fälle, die zwischen April 2014 und Mai 2015 einliefen. Erhellend sind auch andere Erkenntnisse aus diesen Zahlen: 35 Prozent der gemeldeten Radikalisierten waren Frauen. 40 Prozent waren junge Menschen, die zum Islam konvertiert waren.

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    Also 84% aus der sogenannten "gehobenen Schicht". Die Vermutung liegt nahe, dass die durchaus in Frankreich "integriert" waren und nicht so sehr in Parallelgesellschaften gelebt haben.
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    Zunächst sind die meisten Neu-Dschihadisten jung, zwischen 15 und 21 Jahren alt. Nur fünf Prozent von ihnen sind bereits zuvor wegen kleinerer Delikte aufgefallen. Aber 40 Prozent von ihnen litten an einer Depression.


    Aber für wichtiger hält Kiefer andere Ansätze. Man müsse verhindern, dass die Jugendlichen, egal welchen sozialen Hintergrunds, in die Fänge von IS-Anwerbern gerieten. Die Zeit zwischen dem 13. und 17. Lebensjahr sei sehr wichtig.

    "Wieder stellt sich die Frage: Warum werden die einen Terroristen und die anderen nicht?", sagt Experte Kiefer. "Gäbe es einen direkten Zusammenhang zur Armut, wären wir von Terroristen aus dieser Region umzingelt."
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    Ich glaube nicht, dass jemand ein Patentrezept hat, das die Radikalisierung verhindern könnte. Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit sind jedoch bereits ein wichtiger Schritt, um radikalen Ideologien entgegen zu treten. Die (ehemaligen) Anhänger Maos unter den 68ern sollten sich doch noch an die eigene Jugend erinnern können...


    Meiner Meinung nach ist es wichtig, diese radikalen Prediger (Vogel, Lau und Konsorten...) nicht durch unsere Religionsfreiheit zu schützen und auch die geistigen Unterstützer und Befürworter aus dem Verkehr zu ziehen. Hollande spricht mehrmals in den letzten Tagen deutlich von Entzug der Staatsbürgerschaft.


    Die Art des Kampfes gegen den IS innerhalb unserer Länder muss ebenso stattfinden, wie dort vor Ort. Jedoch mit völlig anderen Mitteln, die dem IS nicht noch mehr Anhänger in die Arme treibt.


    Wolfgang

  • Hallo zusammen,


    über die Zielsetzung dieser IS/ AlKaidas, oder wie immer man die nennen mag, mach ich mir weniger Sorgen und Gedanken.
    Meine Meinung dazu hat mir in meinem Bekanntenkreis sofort den Stempel "Nazi" und "Fascho" eingebracht.



    Und da sind wir auch da, wovor ich persönlich mehr Angst hab, kleinen "Freizeithitlern", die sich dazu hinreissen lassen, Flüchtlingslager mit "Mollis" anzuzünden..........


    Fürs politische haben wir ja die, die wir uns da oben hingewählt haben.


    Und das nächste, was ich mich frage, was mir die Diskussion über diese Ziele oben genannter Gruppierungen bei meinen Vorbereitungen
    helfen soll?!
    Ich weiss, was ich in meinem/n Lager/n habe, was ich kann und wohin ich mich verziehen muss, wenns soweit ist.


    Ich bin mir sehr wohl darüber bewusst, das mich hier gleich wieder einige in meine Einzelteile zerpflücken werden, aber Leute, das, was hier geredet wird, habe ich weder gelernt, noch studiert, ich bin ein Bauarbeiter, der verstehen möchte, was ihr hier diskutiert, da es für mich den Anschein hat, es sei das gleiche, was täglich die Medien rauf und runter lamentiert wird.


    Grüsse, role