was haben wir daraus gelernt?
Ich denke, einiges. Die Möglichkeit eines Blackouts ist von Sciencefiction-Romanen ins Bewusstsein der Leute gerückt - viele mit denen ich spreche, kennen die Thematik und wissen auch, wie brisant das ganze ist. Auch wenn die meisten dann mit einem reflexhaften: "Aber das wollen wir mal nicht hoffen!" sich selbst beruhigen. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf.
Hinter den Kulissen z.B. bei den HiOrgs und in den Kommunalverwaltungen kennt man die Thematik, schiebt die Verantwortung für Vorbereitungen auf einen Blackout auf den Gesetzgeber ("Der muss uns sagen, was wir zu tun haben, dann machen wir das."). D.h. der Ball ist bei den Parlamenten, bis runter auf Gemeinderatsebene. Unsere kleine 4.000-Einwohner-Gemeinde hat sich mit einer etwa gleichgroßen Nachbarkommune, mit der man in diversen Zweckverbänden (Schule, Wasser, Abwasser, Breitband, Sozialdienste) ohnehin kooperiert, zusammengetan und man analysiert den Ist-Zustand der kritischen Infrastrukturen und was alles ausfällt, ohne Strom. Punktsieg für unsere Gemeinde: wir würden auch ohne Strom eine halbwegs komfortable Trinkwasserversorgung hinbekommen, die andere Gemeinde nicht, weil sie eigene Pumpen betreiben muss, um das Wassernetz zu speisen, während bei uns die Pumpanlage im Wasserwerk ausreicht, die Hochbehälter direkt zu füllen. Das Wasserwerk kann bei Netzausfall mit einer von zwei Pumpen weiterlaufen, weil das Werk von einem kleinen Laufwasserkraftwerk daneben im Inselmodus betrieben werden kann. Das wurde vor ca. 100 Jahren mit Weitsicht so konzipiert und bei der technischen Generalsanierung vor 5 Jahren auch wieder so umgesetzt.
Ich hab für unsere Gemeinde den Bedarf für eine einwöchige Notstromversorgung der kritischen Infrastruktur durchkalkuliert. Ich bräuchte 16 Notstromaggregate und 10.000l Diesel, sowie Tankanlagen und Einspeisepunkte. Investition läge bei knapp 120.000€. Siehe Anhang.
Die Insel Helgoland hatte ja aktuell einenAusfall der Telefon- und Internetverbindungen über 48h. Das ist sowas wie ein Blackout light gewesen.
Die Inselfeuerwehr hat sofort die Wache rund um die Uhr besetzt, damit die Bewohner eine Anlaufstelle für Notfälle haben. Hier im Tagesthemen-Video ab Minute 2:52 schön dokumentiert.
Dass bei einem Stromausfall quasi automatisch die Feuerwachen besetzt werden ("Selbstalarmierung der Kräfte") ist in D inzwischen in einigen Bundesländern Standard. Da wird dann stufenweise mit der Dauer des Stromausfalls eskaliert: nach z.B. 30min ohne Strom wird die Wache besetzt, nach 60min werden die Fahrzeuge besetzt (weil die Wahrscheinlichkeit, dass es nun zu Einsätzen kommt gegen 100% geht). Im harmlosesten Fall muss man nur Personen aus Aufzügen oder anderen misslichen Lagen retten, aber auch Unfälle und Brände werden mit der Dauer des Stromausfalls immer wahrscheinlicher. Die Feuerwehren trainieren auch seit einigen Jahren das Szenario "Flächenlage", das grob umschrieben ein "Alle sind betroffen - HIlfe von auswärts ist nicht zu erwarten - hilf dir selber"-Szenario ist. D.h. dann muss jede FW-Abteilung ihren eigenen Einsatz-Abschnitt selber führen können. Es werden "Abschnittsführungsstellen" errichtet, die anstelle der sonst tätigen Leitstelle Notfallmeldungen annehmen und Einsätze koordinieren.
Grüsse
Tom