Die Verteidigungsfähigkeit der EU-Staaten

  • Zum Thema Puma:


    Weiß eigentlich jemand wie das mit den Abnahmetests läuft?

    Schließlich wurde beim Puma die Gebrauchstauglichkeit festgestellt. Wie man aber sieht, gehen bei den Dingern reihenweise die Lichter aus.


    Testet die Bundeswehr umfangreich, bevor die Abnahme stattfindet oder ist das sprichwörtlich die Katze im Sack?

  • Es sind leider zu wenig Fakten über die Mängel am Puma öffentlich bekannt. Deshalb wird extrem viel spekuliert.


    Der Puma ist m.W. ein Konstrukt, das auf Wunsch der Bundeswwehr kreiert wurde und ist kein industrielles Serienmodell eines Herstellers. Um den Puma zu bauen, mussten sich KMW und Rheinmetall zusammentun. Traditionell wünscht sich die BW gern eierlegende Wollmilchsäue und "bessert" die Anforderungsliste während der laufenden Entwicklung nach.


    So kam die BW auch zu den wunderhübschen hochgeländegängigen LKW Kategorie 1 der sog. Radfolgegeneration, im Volksmund auch "KAT 1" genannt. Achsen stammen von Mercedes-Benz, die Motoren von Deutz und das Fahrgestell von MAN. Der Motor sollte ein Vielstoffmotor sein, der Laster sollte voll beladen im Gelände einem Kampfpanzer folgen können und schwimmen können sollte er auch. Als Kosten- und Zeitpläne davonliefen, ließ man die Schwimmfähigkeit fallen, die Konstruktion dafür war aber schon soweit fortgeschritten, dass man weiterhin sämtliche Aggregate so verbaute, als ob der Laster schwimmen können müsste.


    Beim Radpanzer Fuchs verlief es ähnlich: der konnte von Beginn an schwimmen, dann kamen die echten Einsätze mit IEDs als Bedrohung (Sprengfallen) und es wurde eilig am Insassenschutz und den Notlauffähigkeiten (fahren mit platten Reifen) nachgebessert. Dadurch wurden die derart "kampfwertgesteigerten Füchse zu schwer und waren fortan nicht mehr schwimmfähig. Erkennbar an den am Heck nun fehlenden Schwenkpropellern.


    Beim Puma vermute ich ein ähnliches Schicksal. You get what you order. Kombiniert mit der bei der öffentlichen Hand endemisch verbreiteten Verantwortungsvermeidungsmentalität, wird es für die Anforderungen an den Schützenpanzer mehrere Dutzend Teilgebietszuständige beim BAAinBW geben, deren Arbeitsgebiete wiederum bis zur Unkenntlichkeit in weitere Unterzuständigkeiten zersplittert sind.


    Ich durfte in meinem Studium an einer FH im Bodenseeraum die beiden Verantwortlichen für das Projekt "Jäger 90" kennenlernen. Der eine war für die technische Entwicklung verantwortlich, der andere für die wirtschaftliche Seite. In Erinnerung blieb mir die Aussage des tech. Leiters: "Ein Projektleiter, der kein Personalentscheidungen persönlich treffen darf, ist kein Projektleiter". Als die beiden das bereits schlingernde Jäger 90-Projekt übernahmen, kam es in ruhiges Fahrwasser und der Flieger hob schließlich als Eurofighter/Typhoon ab und ist seither eine Erfolgsgeschichte: knapp 600 Stück wurden gebaut und das Flugzeug gilt als extrem zuverlässig und wartungsarm.

  • Als ich gerade dem Link im Handelsblatt gefolgt bin, habe ich u.a. an deinen Beitrag gedacht :)


    17 von 18 ausgefallenen Pumas sind wieder „fit“.


    „Teilweise habe es sich nur um Bagatellschäden gehandelt, die leicht behoben werden konnten. Teilweise kam es wohl auch zu Bedienungsfehlern. So habe ein Soldat versucht, schwelende Kabel mit einem Pulverlöscher zu löschen, was zu größeren Schäden geführt habe, hieß es in den Kreisen.“

    Quelle: (Noch ohne Schutzschranke:))

    Puma: 17 der 18 ausgefallenen Schützenpanzer sind wieder einsatzbereit

    Gruß

    Witness

  • Fehlbedienung ist in erster Linie mangelnder Ausbildung geschuldet, aber schwelende Kabel nach ner Übung???

    Was passiert dann wenn die Dinger im Kampf voll hergenommen werden?

    Brennt die Kiste dann ab, ob der untauglich Kabelage?

    Ein Kriegsgerät, dass nicht mal ne Woche "Kampfhandlungen" problemlos übersteht, hat bei der Truppe nix verloren. Hier zählt nur absolute Zuverlässigkeit.

    "Gegen eine Dummheit, die gerade in Mode ist, kommt keine Klugheit auf." Theodor Fontane


    Als ich zur Schule ging, fragten sie mich,

    was ich werden will, wenn ich erwachsen bin.

    Ich schrieb: "Glücklich".

    Sie sagten mir, ich hätte die Aufgabe nicht verstanden.

    Ich sagte ihnen, sie hätten das Leben nicht verstanden.

    - John Lennon -


    DE/Hessische Bergstrasse

  • was ich so auf MilTwitter gelesen hab, ist die outgesourcte Inst das Problem.


    Repariert wird in der Vertragswerkstatt. nach terminvergabe.

    die besatzung oder Feldinst darf nix selber machen.

  • Repariert wird in der Vertragswerkstatt. nach terminvergabe.

    die besatzung oder Feldinst darf nix selber machen.

    Wenn das so sein sollte, dann wird noch reichlich Munition überbleiben, auch wenn wir momentan noch für zwei Tage was zur Verteidigung haben. Also brauchen wir uns über Minderbestände keine Sorgen mehr zu machen, und erst recht keine um Munition nachzubestellen. Brauchen wir auch nicht, da die Fahrzeuge ja nicht solange halten. Dann wäre zu Überlegen den Rest auch noch der Ukraine zu spenden, da funktioniert wenigstens der Russenschrott .

    Da nun mal Kriegsgerät besonders beansprucht wird, muss alles was an die Front oder im Feld steht auch mal einen Wums, nein keinen doppel-Wums, das wäre etwas zu viel verlangt, aushalten. Alle anderen Gerätschaften können wir ja ins Museum geben, da kann man dann erklären wie man es nicht machen sollte.

  • Brauchen wir auch nicht, da die Fahrzeuge ja nicht solange halten

    sie halten ja, aber wenn wo was nachgespannt werden muss, das aber von der KMW Inst zentral gemacht werden muss, ein abgefahrener blinker als totalausfall zählt...


    da hats bürokratie und keine technikprobleme

  • das aber von der KMW Inst zentral gemacht werden muss

    Warum muss. Aber egal, wenn es wegen einem abgefahrenen Blinker Wochen braucht bis das Fahrzeug repariert wird, dann ist es auch egal ob es einenen Totalausfall hat, oder es nur der Blinker ist. Wenn das so gehandhabt wird. Das Kriegsende wird das Fahrzeug dann eher als Beutefahrzeug mit defektem Blinker erleben. Und glaube mir, den Russen ist es egal ob da ein Blinker dran ist oder nicht.

  • Ich frage mich da, ob der Vorwurf der technischen Überzüchtung (immer das Maximum erreichen und das auf Kosten der Anfälligkeit) nicht berechtigt ist.


    Die Überlegenheit nützt nur zu Beginn, wenn das Gerät dann ausfällt, ist es nutzlos.

  • Die Bundeswehr hat über Jahrzehnte gigantische Materialbestände für die eigenen Instandsetzer gelagert.


    Bei uns in der Region gab es ein großes sog. Gerätehauptdepot der BW mit fast 9.000m² Lagerfläche. Dort wurden bis 2007 rund 28.000 verschiedene Artikel vom Besteck bis zum Panzermotor im Gesamtwert von über 200 Mio. € gelagert. Das Problem dabei: ein Großteil der Sachen war zwar in perfektem Zustand langzeitgelagert, aber als man das Depot 2007 abwickelte, mussten erstmal palettenweise VW-Käfer-Motoren und Motoren für den Leopard 1 über die VEBEG entsorgt werden, weil dieses Material schon seit Jahrzehnten gar nicht mehr bei der BW im Einsatz war, aber die Hochregal-Lagerhallen füllte.


    Schlagzeilen machte auch mal eine Wehrbereichsverwaltung, als der Bundesrechnungshof herausfand, dass dort ein Sechsjahresbedarf an schwarzer Schuhcreme vorgehalten wurde.


    Dann holten die Verteidigungsminister/innen externe Berater aus der freien Wirtschaft, die für (sehr) viel Geld herausfanden, dass diese aus dem Ruder gelaufene Lagerhaltung korrigiert werden müsse. Und weil Berater gerne schnell wirkende Lösungen verkaufen, sparten sie sich den Vorschlag, die BW-Logistik zu reformieren, sondern schlugen das vor, was Berater in der Wirtschaft ihren Kunden immer vorschlagen, wenn man Kosten schnell bilanzwirksam einsparen will (was in Wirklichkeit in den wenigsten Fällen zu einer Kostenreduktion führt): outsourcing. Also wurde die BW-Material-Logistik mitsamt der Wartung und Instandsetzung der BW-Technik weitgehend an die Wirtschaft delegiert. Und der BW Fuhrparkservice wurde erfunden, der wie ein Dax-Konzern mit einer geleasten Flotte für die Mobilität der Truppe sorgen soll. Nur dass Leasingfahrzeuge bei einem "Nicht-Wirtschaftsunternehmen" so sinnvoll ist, wie Privatkunden-Leasing von Autos: nämlich gar nicht. Wenn ich keine Produkte habe, die ich an zahlende Kunden verkaufe, nützt mir auch ein geleaster Fuhrpark nichts, da ich die Leasingkosten niemanden aufbürden kann, um meine Einnahmen und damit meine Steuerlast zu senken. Beim Bundeswehr-Leasing trägt der Steuerzahler die Kosten für den Spass, der BW alle 3-5 Jahre neue Fahrzeuge vors Haus zu stellen, anstatt ein Fahrzeug zu kaufen und über die gesamte Lebensdauer zu nutzen (vgl. Feuerwehrfahrzeuge, die werden i.d.R. 25-30 Jahre genutzt).


    Das Kernproblem bei der BW scheint mir die Betrachtung als börsennotiertes Unternehmen, das sich an einem Shareholder Value orientieren muss. Die Berater können nichts anderes (bzw. ist das halt das einträglichste Consulting-Geschäft: mit relativ geringem Aufwand gigantische Honorare für austauschbare Sanierungsvorschläge, die leider nicht auf eine staatliche Armee passen, abzurechnen).

  • Zahl der Kriegsdienstverweigerer in Deutschland angestiegen


    Dieser Artikel ist ein schönes Beispiel für Clickbaiting und Manipulation durch Journalisten, denn die Schlagzeile besagt, dass sich in 2022 die Zahl der Kriegsdienstverweigerer verfünffacht habe.


    Inhaltlich korrekt, wird dieser dramatische Anstieg aber durch die absoluten Zahlen relativiert: 952 Anträge 2022 gegenüber 201 in 2021.


    Pikant finde ich diese Aussage: "Viele begründen ihre Anträge dem Bericht zufolge damit, dass sie mit einer kriegerischen Auseinandersetzung nicht gerechnet hätten."


    Seit 2011 ist ja die Wehrpflicht ausgesetzt und jeder Soldat freiwillig dabei. Und seit Ende der 1990er Jahre ist die Bundeswehr auch in aktive Kampfeinsätze involviert (KFOR-Einsatz war der erste, wo die Bundeswehr aktiv in bedeutenden Umfang auch mit Bodentruppen in Kämpfe verwickelt war. Von fast 20 Jahren Afghanistan-Einsatz nicht zu reden.


    Auch heikel diese Aussag

    e: "Viele der heutigen Bundeswehr-Angehörigen würden mit Werbeversprechungen in die Armee gelockt, die mit der Realität nichts zu tun hätten." Was sollen das bitte schön für Werbeversprechen sein? Trachtenverein mit 9 to 5 Arbeitszeiten? Wie oben schon gesagt, spätestens seit dem Kosovo und seit Afghanistan sollte eigentlich angekommen sein, dass das Dienstverhältnis bei der Bundeswehr eben kein Computerspiel à la Call of Duty oder so ist oder man sich zu einem Gurkenverein verpflichtet hat (auch wenn das diverse Interessensverbände anders sehen, dass Ausrüstung, Personal und Ausbildung unzureichend seien).


    So ein Phänomen hatten wir Anfang der 1990er Jahre (PDF, Hausarbeit, Seite 8 ) auch schon mal, als die Bundeswehr nach der Wiedervereinigung in ihre ersten Einsätze geschickt wurden. Gleichwohl Art und Umfang eher symbolischer Natur waren (zum Beispiel die Stationierung der Alpha-Jets 1991 während des Golfkriegs in der Türkei). Damals habe ich es ja noch verstanden. Die Bundeswehr war 40 Jahre nur auf deutschem Boden im Einsatz und eigentlich zwar eine modern ausgerüstete Armee und auf der anderen Seite auch wieder nicht, vor allem aber eine Armee ohne echte Kampferfahrung, die aufgestellt wurde, um der sowjetischen Bedrohung zumindest etwas entgegen bringen zu können. Aber heute?

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)

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  • Auch heikel diese Aussag

    e: "Viele der heutigen Bundeswehr-Angehörigen würden mit Werbeversprechungen in die Armee gelockt, die mit der Realität nichts zu tun hätten."

    Wenn ich sowas lese platzt mir, mit Verlaub, der A***


    Ich kann Euch aus eigener Erfahrung sagen, dem ist nicht so. Die Karriereberater der Bundeswehr beschönigen nichts in ihren Beratungsgesprächen. Im Gegenteil....

  • Wenn ich sowas lese platzt mir, mit Verlaub, der A***

    Da bin ich voll bei dir. Die Karriereberater sind definitiv nicht von der Schönwetterfront. Bei solchen Sprüchen wie diesem in dem Artikel geht mir die Hutschnur hoch.

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)

  • Die Karriereberater der Bundeswehr - hm, da kenne ich keinen einzigen. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, die wären alle gleich.

    Bei jedem Beruf gibt es solche und solche.

    Der Optimist glaubt in der besten aller Welten zu leben.
    Der Pessimist denkt: Der Optimist hat recht, alle anderen Welten sind noch schlechter.


    BZHYY65R

  • Ich kann nur von "meinem" Karriereberater berichten, das ist allerdings Jahrzehnte her. Da wurde Dir definitiv kein x für ein u vorgemacht. Und meine persönliche Meinung ist dazu, dass man sich eben auch selbst erkundigen und schlaumachen sollte - wie man das eigentlich von jedem Jobbewerber erwarten kann. Dann würde man selbst bei einem "schlechten" Karriereberater nicht überrascht werden!


    Ich muss schon immer an mich halten wenn ich Berichte lese, dass über 30% während der Grundausbildung abbrechen. Ja was haben die Leutchen denn geglaubt, auf was sie sich bewerben?!? Kaffeekränzchen mit Spazierfahrt? JA, Du wirst schmutzig, JA, Du wirst körperlich und geistig gefordert, JA, Dein Dienst endet nicht zwingend um 16.30 Uhr, etc pp.

    - Wer den Kampf nicht geteilt hat, der wird teilen die Niederlage -

    Bertold Brecht

  • Bei der Polizei scheiden die meisten nicht freiwillig aus sondern scheitern an Fitness und den schriftlichen Prüfungen.


    Das sind dann auch "Abbrecher".


    Evtl ist das auch eine Erklärung für die Bw.

  • ernüchternde Bilanz: im Februar war die "Zeitenwende"-Rede, passiert ist nix. na ja, nicht viel....


    Schleppende Bestellungen und Engpässe
    „Das ist etwas, das viele in der Bundeswehr aufregt.“ Der Militärexperte Thomas Wiegold beschreibt den breiten Unmut in der Truppe. Das deutsche System arbeite…
    www.zdf.de