Du musst noch den Winter und die Nacht abschaffen dann ist alles perfekt
Wenn wir es schaffen tagsüber im Sommerhalbjahr alleine mit Sonne&Wind auszukommen, dann sollten die noch verfügbaren fossilen und nuklearen Restkraftwerke ausreichen, um auch ohne russisches Gas/Öl über die Winter zu kommen. Damit wäre schon viel gewonnen.
Wir beheizen unser Haus (Bj. vor 1900) mit einer Pellet-Heizung. Aufgrund der 2005 angebrachten Dämmung der Gebäudehülle und einer kleinen Solarthermie-Anlage für Brauchwassererwärmung können wir uns es erlauben, die Zentralheizung von Anfang April bis Mitte Oktober komplett abzuschalten, obwohl wir auf über 800m wohnen, mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von 6,5°C. D.h. wir nutzen im Sommerhalbjahr praktisch nur die Sonne als Wärmequelle.
Beim Strom haben wir seit knapp zwei Jahren eine 4kWp-PV-Inselanlage in Betrieb, die 3kW elektrische Leistung über einen Insel-Wechselrichter bereitstellt. Für die Nachtstunden übernimmt ein 2,4kWh-Akku die Inselversorgung. im Augenblick versorgen wir damit nur Nebengebäude, Werkstatt, Scheune usw. und die Kühltruhe sowie Gartengeräte wie Rasenmäher, Hochdruckreiniger, Pumpen, Brennholzsäge etc. Im Zulauf sind weitere PV-Module mit 7kWp Leistung, die in den nächsten Monaten montiert werden sollen. Dazu gesellt sich ein weiterer Inselwechselrichter mit 5kW und ein zweiter Solarrregler mit 80A sowie zwei Inselwechselrichter zur Dauer-Einspeisung von ein paar 100W Grundlastversorgung ins Hausnetz. Der 2,4kWh-Akku wird durch einen 14kWh-Akku ersetzt (bzw. ergänzt), sobald er endlich geliefert wird.
Bekannte von uns haben sich kürzlich zwei Dacia Spring E-Autos gekauft und sich eine 15kWp PV-Anlage aufs Dach montiert. Tagsüber steht immer einer der beiden E-Flitzer vorm Haus und hängt am Ladekabel. Der Einspeise-Wechselrichter und die Wallbox stellen sicher, dass der PV-Strom vorzugsweise im Autoakku landet.
Eigenheimbesitzer können durchaus was tun, um ihre Energieversorgung ein Stück weit in die eigene Hand zu nehmen.
Unternehmer haben sogar noch viel mehr Möglichkeiten, sich in Sachen Energieerzeugung unabhängiger zu machen:
Produzierende Unternehmen können bei entsprechender Planung ihre Produktion der momentan verfügbaren Wind-/Sonnenenergie anpassen. Das machen die meisten bislang nur aus Bequemlichkeit nicht und weil der Strom bzw. das Gas bisher (zu) billig aus der Steckdose kam. Wir haben ein Metallbauunternehmen im Ort, das auf Wasserstrahlschneiden spezialisiert ist. Da werden die dicken Bleche bevorzugt bei schönem Wetter über die Mittagszeit geschnitten, das spart bares Geld, weil dann der Strom vom eigenen Hallendach kommt.
Bislang produziert ein mittelständisches Unternehmen, auch bei uns am Ort, das Kleinmotoren & Kleinkompressoren herstellt, im 2-Schichtbetrieb von morgens 6 Uhr bis abends 22 Uhr an 6 Tagen in der Woche. Produktion, Kommissionierung und Versand erfolgen "irgendwann" innerhalb der Schichten. Wie es halt so anfällt. Hier wäre es durchaus möglich, die energieintensive Produktion auf die "Sonnenstunden" im Tagesverlauf zu verlegen und nachts die Arbeiten im Versand (Beladen der LKW) und der Kommissionierung durchzuführen. Die Stapler fahren eh mit Akku, also brauch man nur noch Strom für Licht und etwas IT. Und tagsüber hängt man die Stapler ans Ladegerät der PV-Anlage.
Die ersten Unternehmer haben das erkannt, dass sie mit selbstproduzierter Energie, die optimal genutzt wird, einen immer größer werdenden Wettbewerbsvorteil bekommen. Weil ihre Produktionskosten kaum noch von den externen Energiekosten abhängen, die sie nicht kontrollieren können.
Das geht halt gegen den bislang noch vorherrschenden BWL-Geist der Just-in-Time-Produktion, die nur möglich ist, wenn Energie praktisch nichts kostet.
Im Augenblick gibt es gegenüber PV-Selbstversorgung noch ziemlich viel "Mimimi" speziell bei den Elektroinstallationsbetrieben, die fremdeln überwiegend noch bei Konzepten, die vom Standard "Einspeisung" oder "Einspeisung mit Eigenverbrauchsoptimierung per Stromspeicher" abweichen. Insel-Anlagen und groß dimensionierte Stromspeicher oder gar E-Autos als Stromspeicher sind derzeit noch exotisch bei den Solarteuren. und sie jammern, weil ihnen die ukrainischen Montage-Kolonnen abhanden gekommen sind. Die waren für den Solarteur so schön billig und gingen auch ohne Baugerüst aufs Dach. Jetzt muss er selber klettern oder Dachdeckerbetriebe beauftragen, die dann mit Unfallverhütung und so Kram kommen, da ist die Marge für den Solarteur schon futsch.