Psychische Krankheiten: Experten fordern Ende der Stigmatisierung

  • Experten fordern Ende der Stigmatisierung
    Stigmatisierung und Diskriminierung psychisch erkrankter Menschen werden von vielen Betroffenen als schlimmer wahrgenommen als die Krankheiten selbst. Das…
    science.orf.at


    Ein wichtiger Schritt, im Anbetracht solcher Entwicklungen.


    Ein Fünftel der Österreicher bezeichnet sich als psychisch krank.

    Psychische Belastung alarmierend hoch
    Die psychische Belastung nimmt in Österreich dramatische Formen an. Ein Viertel fühlt sich laut einer landesweiten Gesundheitsstudie schlechter als noch vor…
    wien.orf.at

  • Sehr traurig, dass ein Herzinfarkt aufgrund ungesunder Lebensweise völlig ok ist, aber psychische Krankheiten nicht akzeptiert werden.


    Der Weg hier ist noch sehr lange und ich wünsche mir, dass die verantwortlichen Stellen auch endlich etwas verändern.

    Ich kenne in meinem Umfeld Menschen die davon betroffen sind, und es schockiert mich immer aufs Neue wie man mit ihnen umgeht.


    Das Thema sollte jeder in die Welt hinaus tragen, damit hilft man den betroffenen Menschen sehr viel.

  • Ja das ist noch immer so.

    Burnout ?

    Du musst dich halt zusammen reißen!

    Fängst du jetzt auch zum spinnen an ?


    Die 2 Sätze weiss ich heute noch......

  • Vor 2 Jahren hat sich eine Vereinskameradin das Leben genommen, nachdem sie einen Unfall, nach welchem sie notoperiert werden musste psychisch nicht verkraftet hat. Vorher bodenständig, scheinbar absolut nicht belastet, hat Zukunftspläne geschmiedet. Als für ihre Traueranzeige gesammelt wurde haben sich einzelne Volldeppen nicht beteiligt, "weil sie es ja selbst so gewollt hat".


    Mitstudierende hat einen Motorradunfall einige Jahre zuvor nie richtig verarbeitet - aus dem Fenster gesprungen.


    1 WG Mitbewohner eines ehemaligen Kommilitonen und ein Ehemann im Bekanntenkreis haben sich aufgehängt.


    Der Ehemann einer Nachbarin hat sich 2020 das Hirn rausgepustet weil eine Trennung anstand. Sohn war im Haus.


    Vater und Bruder einer Freundin schwerst depressiv - einer von beiden inzwischen an den Folgen verstorben.


    Der Germanwings-Pilot, der seinen Job für immer los gewesen wäre, wenn er sich hätte behandeln lassen. Die allgemeine Reaktion: "Der war *depressiv*, wie durfte der da fliegen!?!?" - statt " wie zum Teufel kann es sein, dass er keine Hilfe bei einer behandelbaren Krankheit bekommen kann ohne das sein Leben zerstört wird?"


    Dutzende an Lehramtsstunden und Jurastudenten im Bekanntenkreis, die sich mit irgendwas betäuben, weil sie mit dem Prüfungsdruck oder Familienvergangenheit nicht klar kommen. Hilfe holen dürfen sie sich nicht, da sonst Probleme bei der Verbeamtung. - Resultat schon in meiner Schulzeit: Psychisch extrem auffällige Lehrer, die teilweise entgültig Arbeitsunfähig wurden, obwohl noch jung.


    Aber Therapieplätze gibt es auch für Kinder/Jugendliche in akuten Lagen oder jetzt nach Corona erst mit monatelangen Wartezeiten. Wird ja sonst zu teuer für die Krankenkasse. Statt mal die Wohlstandskrankeheiten einzudämmen mit Alkhol- und Zuckersteuer oder ähnliche Maßnahmen.


    Über die Stigmatisierung von psychischen Krankheiten hat eine Freundin eine Diplomarbeit geschrieben. 15 Jahre müsste das her sein. Hat sich nichts geändert. Ich kenne mehr Leute, die daran gestorben sind als an Verkehrsunfällen oder was sonst so die häufigste Todesursache unter jungen Leuten sein soll. Wenn ein Fünftel sich krank fühlt- von wie vielen im Bekanntenkreis hat man das schon wirklich gehört? Ich glaube die Anfang 20 Jährigen reden da etwas offener drüber aber sonst- Schweigen oder wie oben Verurteilung, wenn es jemand nicht überlebt.

  • Ich habe das Thema selbst hinter mir, vor vielen Jahren Angststörung in Verbindung mit einer Depression. Die Reaktionen in meinem Umfeld waren sehr unterschiedlich: der engere Familienkreis hat mich sehr unterstützt, ansonsten wäre ich wohl so geendet wie von Darius beschrieben. Aber gerade bei einigen entfernteren „Freunden“ bin ich doch über die typischen Vorurteile gestolpert, die Beziehungen habe ich dann abgebrochen.


    Nach ca. 2 Jahren Therapie war ich so weit, dass ich zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder sagen konnte „es geht mir gut“. Ich kann Betroffene nur ermutigen, sich professionelle Hilfe zu holen, auch wenn das im eigenen Umfeld kritisch gesehen wird. Und wer von den Nichtbetroffenen da noch Vorurteile hat: Bitte, macht es den Betroffenen nicht noch schwerer, informiert euch über die Erkrankung, bevor Ihr Betroffene als Simulanten, Weicheier, Bekloppte oder was auch immer abstempelt.

  • Bin bei meinem letzten Job mit Burnout raus, und ich kann bis heute nicht in allen Bereichen eingesetzt werden, die meinem früheren Job entsprechen. Der "innere Panzer", den man sich für die Berufsausübung zulegen musste, war schlichtweg Sturmreif geschossen worden und ich konnte ihn bislang auch nicht wieder stark genug aufbauen. Ich fürchte, diesen Punkt kann ich abhaken, das wird nichts mehr.


    Ich hatte das Glück, vor ca. zweieinhalb Jahren vom Handel in die Industrie wechseln zu können, in eine Tätigkeit, die meiner Qualifikation entsprach, aber unter wesentlich besseren Arbeitsbedingungen: Bessere Arbeitszeiten, bessere Bezahlung, die Möglichkeit, in Abteilungen zu arbeiten, die die für mich schwierigen Tätigkeiten nicht ausüben und somit safe zu sein, und nicht zu vergessen das Gefühl, gut angekommen zu sein und Bestätigung zu erfahren.


    Ich kann es jedem empfehlen, sich nicht alles gefallen zu lassen, und wenn es nicht mehr geht, auch bereit zu sein die Notbremse zu ziehen.

    Ich hatte zwei Jahre dafür gebraucht, diesen Schritt zu tun, und vielleicht wäre mir einiges an Schaden erspart geblieben wenn ich eher gehandelt hätte.

    Es ist kein Zeichen von Schwäche, sich selber Hilfe zu suchen bzw. angebotene Hilfe anzunehmen - es ist vielmehr ein Zeichen von Stärke und Entschlossenheit, den Kampf gegen die inneren Dämonen, die einen quälen, aufzunehmen.


    Gruß vom Axtwerfer

    (dem es kein Job der Welt wert ist, sein seelisches Gleichgewicht zu gefährden)

  • Vielen Dank für die Thematisierung.


    Ich habe auch im Hinterkopf das laut Pressekodex bzw. einer stillen Regel in der Presse keine Meldungen über Suizide veröffentlicht werden, Personen der Zeitgeschichte / des öffentlichen Lebens außen vor, um einen Werther Effekt zu vermeiden.


    Umgekehrt ist somit nicht im öffentlichen Bewusstsein, wie oft es zu solchen tragischen Fällen kommt. Und wie häufig.

  • Über die Stigmatisierung von psychischen Krankheiten hat eine Freundin eine Diplomarbeit geschrieben. 15 Jahre müsste das her sein. Hat sich nichts geändert. Ich kenne mehr Leute, die daran gestorben sind als an Verkehrsunfällen oder was sonst so die häufigste Todesursache unter jungen Leuten sein soll. Wenn ein Fünftel sich krank fühlt- von wie vielen im Bekanntenkreis hat man das schon wirklich gehört? Ich glaube die Anfang 20 Jährigen reden da etwas offener drüber aber sonst- Schweigen oder wie oben Verurteilung, wenn es jemand nicht überlebt.

    Ich finde das alles sehr traurig, dass es so ist, wie es ist. 😔 Meine Hoffnung steht und fällt da tatsächlich ausnahmsweise mal mit den jungen Leuten, die insgesamt offener mit der gesamten Problematik umgehen. Manche würden sagen, achtsamer. Das mag aber vielleicht auch täuschen.


    Wenn in Deutschland jemand krank ist, dann hat er ein gebrochenes Bein, eine Herzinfarkt oder auch nur ganz banal Fieber, Schnupfen oder Husten.


    Das Verrückte ist, dass Menschen mit einer Depression durchaus mal empfohlen wird, sie sollten sich nicht so anstellen, einfach mal ein oder zwei Bier trinken und dann würden sie schon lockerer werden und mit mehr Lebensmut in die Welt schauen... Solch ein "Therapievorschlag" könnte nicht falscher sein oder in eine noch größere Katastrophe enden.


    Es ist in so einem Fall leider eben nicht mit "einfach mal zusammenreißen" getan. Da ist dann durchaus eine professionelle psychotherapeutische Intervention und ggf. medikamentöse Unterstützung erforderlich sein, um überhaupt für eine Psychotherapie zugänglich zu sein. Therapiefähig sein, nennt man das dann, glaube ich.


    Selbst meine Generation hat von den Eltern noch eingehämmert bekommen, dass man sich mit seinen Emotionen zurückhält, ein indianer kein Schmerz kenne (f..k, ich war ein kleiner Junge, der gerade Schmerzen weswegen auch immer hatte oder war einfach nur traurig), oder man solle sich nicht anstellen oder einfach mal zusammenreißen.


    Das Problem mit psychischen Erkrankungen ist meiner Ansicht und persönlichen Erfahrungen nach auch, dass selbst für ausgebildete Psychotherapeuten die Unterscheidung zwischen psychischer Erkrankung und zum Beispiel einfach nur Faulheit, übersteigerter Narzismus oder was auch immer mitunter schwierig ist.


    Wie soll das dann psychiatrischen Laien zugemutet werden können, wenn sie sich Angehörigen, Freunden oder Kollegen mit einer noch nicht diagnostizierten psychischen Erkrankung mit Rat und Tat zur Seite stehen wollen oder als Familie sich in einer Schicksalsgemeinschaft befinden?

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)

  • Umgekehrt ist somit nicht im öffentlichen Bewusstsein, wie oft es zu solchen tragischen Fällen kommt. Und wie häufig.

    Das wirklich tragische an den Suiziden ist, dass jene, die ihren Ursprung in einer psychischen Erkrankung haben, lediglich die Spitze eines riesengroßen Eisberges sind. Die meisten Menschen mit einer depressiven Erkrankung oder bipolar-affektiven Störung bringen sich nicht um. Sie schaffen es irgendwie ihr Leben zu leben. Meist mehr schlecht als recht, aber nicht mit einem solch hohen Leidensdruck, dass sie sich in den Freitod begeben.


    Die Tragödie besteht hierbei, dass der Schritt zum Suizid das Ende einer langen, unglücklichen und leidvollen Reise darstellt. Und in vielen Fällen vermeidbar wäre, auch der Suizidversuch, wenn frühzeitig professionell interveniert würde.

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


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  • Es gibt natürlich noch eine andere Seite auf der Pailette der psychischen Erkrankungen, die gesellschaftlich durchaus problematisch sind.

    Zu denken wäre an fremdschädigende Verhaltensweisen zB auf Grund von Psychosen oder schizophrenen Erkrankungen die zu Körperverletzungen oder gar Tötungsdelikten führen oder die diversen Formen von Sexulastraftaten durch Täter mit verminderer oder aufgehobener Schudlunfähigkeit , oder Spezialformen wie zB Pyromanie oder Kleptonmanie , wobei letzteres ja eh nur noch als etwas sozialschädlcih gesehen wird.


    Man muß aufpassen, daß man nicht der Tendenz zur Sozialpädagogisiererei verfällt, derzufolge der psychisch kranke auch als Straftäter eigentlich das Opfer ist.


    Gerade in Krisensituationen sollte man einen solchen Denkansatz eher in Frage stellen.

  • Gerade in Krisensituationen sollte man einen solchen Denkansatz eher in Frage stellen.

    Böse gesagt, wird man den Ansatz, psychisch kranke Straftäter wären die Opfer ihrer selbst, nicht weiter verfolgen. Das ist ein Akt der Menschlichkeit, den wir uns als moderne Zivilgesellschaft meiner Meinung nach schlicht "leisten".


    Der Mantel der Zivilisation ist sehr dünn. Kleidsam, aber sehr dünn. In einem heftigen SHTF-Szenario wird das Exil von der Gemeinschaft einem Todesurteil gleichkommen. Und sozial unverträgliche Verhaltensweisen werden eher weniger toleriert werden. Je weniger man mit dieser Person verwandt ist, desto leichter wird es fallen, diese in die Wüste zu schicken. Und die ohnehin knappen Ressourcen mit ihnen teilen zu müssen.

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


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  • [..]

    Selbst meine Generation hat von den Eltern noch eingehämmert bekommen, dass man sich mit seinen Emotionen zurückhält, ein indianer kein Schmerz kenne (f..k, ich war ein kleiner Junge, der gerade Schmerzen weswegen auch immer hatte oder war einfach nur traurig), oder man solle sich nicht anstellen oder einfach mal zusammenreißen.

    [...]

    Meine Eltern sind genauso. Nicht aus Boshaftigkeit, sondern weil Sie es ebenso nicht anders gezeigt bekommen haben! Das Erstaunen war groß, als mein Bruder vor ein paar Jahren die "Katze aus dem Sack" gelassen hat, dass er in psychologischer Behandlung ist. Die Reaktion meiner Eltern war rudimentär interessiert und dann verdrängend. Man hat es kurz gestreift, zur Kenntnis genommen und dann nie wieder angepackt. Diese Generation änderst Du auch nicht mehr. Als ich wegen der Trennung mit allem Klimbim drumherum psychisch im Tiefflug war wusste ich, dass aus dieser Richtung keine Hilfe zu erwarten ist. Nicht weil Sie nicht wollen, sondern weil Sie es tatsächlich nicht können, nie gelernt haben.

    - Wer den Kampf nicht geteilt hat, der wird teilen die Niederlage -

    Bertold Brecht

  • Wie soll das dann psychiatrischen Laien zugemutet werden können, wenn sie sich Angehörigen, Freunden oder Kollegen mit einer noch nicht diagnostizierten psychischen Erkrankung mit Rat und Tat zur Seite stehen wollen oder als Familie sich in einer Schicksalsgemeinschaft befinden?

    Es geht nicht darum, dass Laien aus der Familie ein Therapiekonzept erstellen, sondern darum das die Familie, für viele das wichtigste Umfeld, Verständnis und Akzeptanz zeigt. Nur die zwei kleinen Dinge haben eine große Wirkung. Im Zweifel unterstützt man einen Simulanten bis er auffliegt anstatt einen hilfsbedürftigen fallen zu lassen und sich dann wundern wenn dieser, im schlimmsten Fall, Suizid begeht.


    Psychische Erkrankungen sind sehr vielseitig, und oft sind sie nur aufgrund eines aus dem Gleichgewicht geratenen Nervenstoffwechsels. Also eine Mangelerscheinung im biochemischen Ablauf des Körpers, aber trotzdem wird es von unserer offenen und toleranten Gesellschaft nicht akzeptiert, der Herzinfarkt ist um Welten ehrlicher und vor allem ned deppad.


    Die Lücken im System sind seit Jahren wenn nicht Jahrzehnten bekannt, daran geändert hat und wird nichts. Psychologische Hilfe ist in Wahrheit privater Luxus, die staatliche Hilfe ist auf dem Stand eines Entwicklungslandes.

  • Ein Großteil der Schizophrenen oder Menschen mit Psychosen wird aber nicht einmal gewalttätig gegen andere. Das ist sicher auch ein Irrtum in der Aufklärung, der zu Angst führt. Man kann auch Schizophrenie nicht mit Gewalttätigkeit gleichsetzen. Sie kommt vor, aber das ist wie mit Alkoholikern, die gewalttätig werden. Obwohl das Risiko dort ähnlich ist, nimmt man diese als Gefahr anders wahr als einen Schizophrenen.


    Bei der älteren Generation glaube ich ja immer noch, dass es auch ein bisschen die Kriegsgeneration ist, die dieses verkorkste Verhalten weitergegeben hat. Diese Nazi-Ideologie der Härte -besonders bei Männern-, vermischt mit eigenen nicht verarbeiteten Erlebnissen, über die man nicht redet. Da hoffe ich in der Tat auch auf die jüngere Generation.

  • Es geht nicht darum, dass Laien aus der Familie ein Therapiekonzept erstellen, sondern darum das die Familie, für viele das wichtigste Umfeld, Verständnis und Akzeptanz zeigt. Nur die zwei kleinen Dinge haben eine große Wirkung.

    Gott bewahre! Ich will gar nicht, dass Laien auch nur ansatzweise ein Therapiekonzept entwerfen. Oder auch nur eine Diagnose stellen. Vielleicht eine Verdachtsdiagnose als Arbeitshypothese aufstellen, okay, aber niemals Diagnose oder Therapie. Das sollte man besser ausgebildeten Spezialisten überlassen.


    Man kann über das System der Psychotherapie in Deutschland fluchen. Aber mancher Erkrankter kann froh sein, wenn er nicht mit den falschen Medikamenten zugedröhnt wird. Bei manchen psychischen Störungen (allen voran die Erkrankungen aus dem bipolaren Spektrum) wären Antidepressiva und Stimmungsaufheller falsch, kontraproduktiv, fatal. Bis hinzu tödlich, wenn auch nur indirekt.


    Verständnis und Akzeptanz der psychischen Erkrankung ist das eine. Es hilft schon, zu Wissen, dass das Kind einen Namen hat, die erkrankte Person einen Sprung in der Schüssel hat und nicht nur einfach dumm, doof und/oder egoistisch. Oder alles zusammen. Gegen de. Sprung in der Schüssel kann man mit einer Therapie und bei Bedarf mit Medikamenten etwas machen und zumindest den Leidensdruck reduzieren, wenn man die Krankheit schon nicht heilen kann. Das ist wahrscheinlich bei den wenigsten psychischen Erkrankungen möglich. Keine Ahnung. Gegen dumm, doof und egoistisch gibt es aber weder Therapie noch Medikamente. 🤷


    Neben Verständnis und Akzeptanz ist es aber auch wichtig, dass die Angehörigen, vor allem die Eltern, sich nicht in Selbstvorwürfen ergießen, in dem Glauben, sie hätten da ein Monster zur Welt gebracht oder irgendwas in der Erziehung falsch gemacht.


    Das ist gerade bei den Eltern vielleicht auch so ein Punkt. Dass sie fürchten, sie hätten etwas falsch gemacht oder ihr Kind könnten ihnen irgendwann einmal vorwerfen, dass sie es zu diesem Monster gemacht hätten? Wer weiß das schon? Menschen sind manchmal komisch.


    Wichtig ist aber trotz allem, dass es vom "ersten Auftreten klinischer Symptome" bis "Diagnose und Beginn der erfolgreichen Therapie" mitunter Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte vergehen können. Und gerade bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen tun sich selbst ausgewiesene Fachleute schwer, leichtfertig eine eigentlich naheliegende Diagnose zu stellen, weil das Verhalten dieses jungen Menschen auch genauso gut völlig normales Verhalten eines Pubertiers sei kann oder eines jungen Menschen, der nach dem Schulabschluss noch nicht für sich den "richtigen" Berufsweg gefunden hat. Und ein solches Verhalten wäre definitiv nicht krankhaft.

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


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    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)

  • Neben Verständnis und Akzeptanz ist es aber auch wichtig, dass die Angehörigen, vor allem die Eltern, sich nicht in Selbstvorwürfen ergießen, in dem Glauben, sie hätten da ein Monster zur Welt gebracht oder irgendwas in der Erziehung falsch gemacht.

    Du sprichst auf einen sehr wichtigen Punkt an, der in unserer Gesellschaft ein riesen Problem darstellt. Wir haben die falsche Fehlerkultur.


    Bei uns braucht es einen Schuldigen um das Problem lösen zu können - glauben wir zumindest. In manchen Firmen findet hier ein langsames umdenken statt. Man kümmert sich um den Fehler und nicht darum eine Person an den Pranger zu stellen. Es ist unerheblich wer den Fehler verursacht hat, die Frage ist warum oder wodurch wurde der Fehler verursacht, alles andere ist Zeitverschwendung.

  • Interessant.

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