Salzburg: Kaserne wird riesiges Zentrum für Katastrophenschutz

  • Interessant. Das Konzept "Sicherheitsinsel" wird ja schon seit vielen Jahren verfolgt. Neu ist dass auch die umliegende Bevölkerung versorgt werden soll.


    Kaserne wird riesiges Zentrum für Katastrophenschutz
    Für Notfälle, Katastrophen oder lange Stromausfälle (Blackouts) soll die Schwarzenbergkaserne in Wals (Flachgau) künftig die landesweite Kommandozentrale…
    salzburg.orf.at

  • Weiß jemand ob sowas auch bei uns in Deutschland geplant oder schon angelaufen ist.

  • Weiß jemand ob sowas auch bei uns in Deutschland geplant oder schon angelaufen ist.

    Deutschland hält leider sowas für überflüssig. Es herrscht das Prinzip Hoffnung, das nix passieren wird. Passiert dann doch mal was, ist keiner Verantwortlich, oder gar zuständig. Beispiel: Bundeswehr

  • Deutschland hält leider sowas für überflüssig. Es herrscht das Prinzip Hoffnung, das nix passieren wird.

    Das ist Blödsinn und eine Verhöhnung hunderttausender überwiegend ehrenamtlicher Kräfte, die im Katastrophenschutz tätig sind. Nur weil man sie nciht sieht oder minütlich zu dämlicher Musik in Tiktok-Videos herumhüpfen, heisst es nicht, dass es keinen Katastrophenschutz gibt.


    In D ist der Katastrophenschutz föderal organisiert.

    Auf Bundesebene gibt es das Technische Hilfswerk, das aus dem früheren Luftschutz-Hilfsdienst hervorgegangen ist. Als Bundesorganisation untersteht das THW direkt dem Bundesinnenministerium und ist (insbesondere mit seinen SEEBA-Einheiten) sowas wie eine schnelle Eingreiftruppe, die international eingesetzt werden kann (und darf) und die sowohl im Inland, als auch im Ausland zum Einsatz kommt, wenn mit technischen Mitteln eine Katastrophe bewältigt werden muss und die örtlichen Kräfte (Feuerwehren und Hilfsorganisationen) an ihre Grenzen kommen.


    Auf Länderebene untersteht der dort Bevölkerungsschutz bezeichnete Katastrophenschutz den Innenministerien der Länder. Diese stellen den Hilfsorganisationen (DRK, Malteser, ASB, Johanniter etc.) Material und Fahrzeuge sowie Geld zur Verfügung.

    Praktisch hat man auf Landkreisebene dann Depots in jedem Kreisverband der ansässigen HiOrgs dann Depots bzw. Zentren für Bevölkerungsschutz. In unserem Landkreis betreibt das DRK so ein ZfB, in dem Mengen an Ausrüstung und die zusätzlichen Fahrzeuge für den Katastrophenfall eingelagert sind.

    Unter anderem lagert dort immer ein kompletter Jahresbedarfs an Verbrauchsmaterial des regulären Rettungsdienstes für das gesamte Kreisgebiet. Neben Rettungsfahrzeugen hat man dort LKW zum Materialtransport, die komplett beladen bereit stehen, um z.B. einen standardisierten Behandlungsplatz mit allem, was dazu gehört aufbauen und betreiben zu können. Ein Behandlungsplatz ist eine kleine Zeltstadt in der 25, 50 oder mehr Verletzte gleichzeitig gesichtet, erstversorgt und notfallbehandelt werden können. Auf so einem Gerätewagen ist dafür alles notwendige vorhanden, inkl. Strom, Licht, Heizung, Sanitätsmaterial, Erstverpflegung usw. Daneben gibt es Ausrüstung und Fahrzeuge zur Führung und Leitung von Einsätzen, mobile Suchdienstbüros (bei einer Katastrophe ist das Finden von Vermissten und das Zusammenführen von Verletzten und Angehörigen elementar wichtig) und Kommunikationstechnik-Einheiten, die z.B. Richtfunkstrecken bauen und betreiben können oder Einsatzstellenfunk betreuen.


    Auf Ortsvereinsebene hat man in der Regel die "Betreuungskomponente" für den Katastrophenfall, also Zelte als Unterkünfte aufbauen, Feldbetten, Decken, Heizung, Beleuchtung, Strom für den Eigenbedarf und Verpflegung sowie die Versorgung mit dem Notwendigsten für Gerettete/Überlebende. Das sind vorgepackte Sets mit Hygienematerial (Zahnbürsten, Duschgel, Monatsbinden usw.) und einfache Erstausstattung mit Kleidung (Unterwäsche, Hose, Hemd, Latschen). Das ist z.B. bei geretteten Schiffbrüchigen oder aus akuter Not evakuierten Personen nötig (wenn man bei Hochwasser Leute von den Dächern per Winde bergen muss). Wie groß die Betreuungskomponente eines Ortsvereins ist, hängt von dessen Größe und Leistungsfähigkeit ab. Es gibt Ortsvereine mit 200 aktiven Ehrenamtlichen, die können mehrere LKWs mit Material unter sich haben und es gibt Ortsvereine auf dem Land mit 10 Aktiven, da hat man dann nen Autoanhänger mit nem Zelt und 5-10 Feldbetten.


    Für den Katastrophenschutz sind deshalb immer mehrere benachbarte Ortsvereine zu sog. Einsatzeinheiten zusammengefasst, so dass eine Einsatzeinheit in der Lage ist, z.B. 200 oder mehr Personen komplett zu versorgen (Unterbringung, Verpflegung, psychosoz. Betreuung).


    Das alles gibt es und hat nichts mit dem im Alltag sichtbaren Regel-Rettungsdienst zu tun.


    Für die ganz heftigen Lagen gibt es weitere Depots bei den Landesverbänden der Hilfsorganisationen. Bei uns ist das z.B. das DRK Depot in Kirchheim/Teck. Das konnte in der Akutphase der Flüchtlingskrise 2015 seine Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen, als es innerhalb von vier Wochen rund 50.000 Matratzen für Notunterkünfte zur Flüchtlingsunterbringung (in Messehallen, Turnhallen) beschafft und verteilt hat. Dort sind an 7 Tagen in der Woche teils rund um die Uhr LKW und Transporter ein und ausgefahren.


    Auf Bundesebene haben die HiOrgs, wie z.B. das Generalsekretariat des DRK in Bonn nochmal richtig große Ausrüstungsdepots, das DRK verfügt z.B. über drei komplett transportable Kläranlagen, die jeweils das Abwasser von über 1.000 Personen aufbereiten können. Die sind normalerweise in Erdbebengebieten im Einsatz und sind deshalb komplett in zu zweit tragbare Kisten zerlegt, so dass man sie am Einsatzort notfalls zu Fuß hinbringen kann (wenn Wege und Straßen zerstört sind). Zuletzt waren sie im Ahrtal im Einsatz und haben für drei Ortschaften die zerstörten ortsfesten Kläranlagen ersetzt.

    Ähnliches gilt für die Aufbereitung von Trinkwasser und die Verpflegung von mehreren tausend Menschen mit leistungsfähigen mobilen Großküchensystemen (DRK Verpflegungsplatz 10.000 z.B., der auch im Ahrtal für die Helfer und Betroffenen installiert wurde).


    Es auch seinen Sinn, warum man die Leistungsfähigkeit des Bevölkerungsschutzes und die Ausstattung und genauen Standorte der Depots nicht permanent in der Öffentlichkeit breit tritt. Man will dort weder gewöhnliche Einbrecher, noch Plünderer im Krisenfall oder gar Saboteure haben.


    Ich persönlich finde eine dezentrale Struktur im Katastrophenschutz sinnvoller, als einzelne sehr große Zentralstandorte vorzuhalten. Denn man hat an diesen Standorten gar nicht das Personal, um dieses Material dann einzusetzen, das muss dann von überall her angekarrt werden und es muss sich dann schlimmstenfalls mit der eingelagerten Ausrüstung vertraut machen, wenn man zuhause im Ortsverein sowas gar nicht hat.


    Zumal wir mit zunehmender Wahrscheinlichkeit mehr mit Katastrophenlagen konfrontiert werden, die überall gleichzeitig eintreten, wie ein Blackout z.B.

    Da habe ich lieber in jedem Dorf-Ortsverein 10 Feldbetten und zwei Zelte, auf die ich dann zu Fuß zugreifen kann und für die ich die mir persönlich bekannten Helfer mit dem Fahrrad einmal über die Ortsteile fahre und sie informieren kann.


    Ein Zentraldepot in einem Blackout stelle ich mir weitgehend hilflos vor. Wie soll in der Fläche das Personal dafür angefordert werden? Ist das überhaupt abkömmlich (es ist ja selber auch betroffen und es sind nicht einfach verfügbare Helfer, die mal eben für ein paar Tage wegfahren können)? Wie kann ich das viele überall verteilte Personal überhaupt informieren, woher weiß ich, wo was gebraucht wird, wie priorisiere ich die Hilfeleistungen?

  • Ich habe mit Katastrofenschutz wenig bis nichts zu tun, deshalb auch meine Frage. Was ist besser eine oder zwei drei vier große Katastrophenstandorte aus einer Hand, die alles haben und wo man auch das entsprechende Personal vorrätig hält, oder mehrere kleine bis große Organisationen, in denen sicher auch ein gewisses Konkurrenzdenken exestiert, die zu einem gewissen Prozentsatz auf Freiwillige aufbauen.

    Ich will keine unseren Hilforganisationen schlechtreden, das steht mir auch nicht zu, denn ich weiß was diese Menschen jeden Tag leisten.

    Was mich interessiert, welche Strucktur ist die beste. Die die wir hier momentan haben oder das österreichische Gegenstück.

  • Beim Lesen Deines Textes habe ich mich tatsächlich das erste Mal "gut aufgehoben" gefühlt.


    Bis ich ans Ahrtal dachte.


    Die vorhandenen Möglichkeiten, die Du geschildert hast, klingen perfekt vorbereitet.

    Lag es im Ahrtal dann an der doch bisher ungewöhnlichen Katastrophe oder an den bürokratischen Hürden, dass die Hilfe nur so schleppend in Gang kam? Ich habe davon keine Ahnung.


    Auf jeden Fall sehr faszinierend, wie "gut vorbereitet" man hierzulande zu sein scheint.

    Wie rotiert man diese beladenen "Reserve LKW´s" ? Und den ganzen Jahresvorrat? Geht der ein mal jährlich in den aktiven Verbrauch?

  • Lag es im Ahrtal dann an der doch bisher ungewöhnlichen Katastrophe oder an den bürokratischen Hürden, dass die Hilfe nur so schleppend in Gang kam? Ich habe davon keine Ahnung.

    War das wirklich so, oder war es die Geschichte, die ein paar Leute dort vor Ort in die Welt streuten aus eigenen politischen Motiven heraus?

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Ein Zentraldepot in einem Blackout stelle ich mir weitgehend hilflos vor. Wie soll in der Fläche das Personal dafür angefordert werden?

    Österreich ist nicht so groß.


    Sowohl zentrale als auch dezentrale Strukturen haben Vor- und Nachteile.


    Es wird auch in einen blackout landesweite Entscheidungen zu treffen geben, wie z.B. der Einsatz des Militärs. Die müssen irgendwo zentral erfolgen können.

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Was mich interessiert, welche Strucktur ist die beste. Die die wir hier momentan haben oder das österreichische Gegenstück.

    Kommt meines Erachtens immer auf die Ausgangslage an, für meine Region ( Westküste Schleswig - Holstein, alles sehr weitläufig und relativ dünn besiedelt) würde ich bei der Ausrüstung den dezentralen Ansatz wählen, bin da aber vom Denkansatz her seitens der Freiwilligen Feuerwehren "vorgeschädigt":

    Jede Gemeinde hat entweder eine eigene freiwillige Feuerwehr bzw. Pflichtwehr oder zumindest eine eigene Löschgruppe, die dann im Verbund einer Nachbargemeinde agiert.

    Zusätzlich wird zumindest bei unserer Wehr (eigenständige Freiwillige Feuerwehr) im Alarmfall die Nachbarwehr gleich mit alarmiert um sicher zu stellen dass auch genügend Einsatzkräfte vor Ort sind. Sollte dem nicht so sein, wird eine weitere Wehr nach alarmiert.

    Zusätzlich zu den Feuerwehrdiensten mit der eigenen und den unmittelbaren Nachbarwehren gibt es die KatSchutz - Übungen der Feuerwehr- Bereitschaften der Landkreise, für das jeweils ein Fahrzeug der Wehren eingeplant ist.

    Der Vorteil dieser Vorgehensweise besteht darin, dass wir einerseits unser Material und die Manpower vor Ort haben und schnell reagieren können, gleichzeitig aber bestmöglich mit den benachbarten Einheiten vernetzt sind um notfalls auch in größeren Verbänden agieren zu können.

    Ich weiß jetzt nicht, wie der Organisationsgrad der anderen HiOrg's bei uns im Kreis aussieht, ich vermute (und hoffe) aber dass es dort vergleichbare Strukturen gibt.

    Insofern empfinde ich die Aussage von tomduly als beruhigend und zugleich motivierend, denn sie gibt einem einfachen Löschknecht wie mir das Gefühl, das Richtige zu tun und damit nicht allein zu stehen.


    Gruß vom Axtwerfer :winking_face:

  • Lag es im Ahrtal dann an der doch bisher ungewöhnlichen Katastrophe oder an den bürokratischen Hürden, dass die Hilfe nur so schleppend in Gang kam?

    Ich glaube beimAhrtal kamen verschiedene Sachen zusammen:

    - Behörden und Hilfsorganisationen wie das DRK sind alles nur keine PR-Profis in eigener Sache, schon gar nicht, was die Medienmacht und Hebelwirkung der Social Media angeht, wenn man darüber die Emotionen der Leute trifft.

    - Die Selbsthilfe-Fähigkeit der betroffenen Kommunen (Feuerwehren, Bauhöfe etc.) hatte die Flut vernichtet.

    - Die gesamte Kommunikationsinfrastruktur im Ahrtal war ausgefallen.

    - Die betroffenen Talgemeinden waren nicht mehr auf dem Landweg erreichbar.

    - Die lokale Katastrophenschutzbehörde (Landratsamt) wurde kalt erwischt und die Amtsspitze war von der Wucht und Schnelligkeit des Eintritts der Katastrophe völlig überfordert.

    - Die Katastrophe geschah nachts.


    Sprich: es gab in den ersten Stunden kein eindeutiges Lagebild, die normalerweise zuständigen Behörden waren entweder ausgefallen (Feuerwehren und Kommunalverwaltungen), weil ihre Einrichtungen zerstört waren oder sie reagierten zu träge (wie der Landrat), weil sie nicht wussten, was da gerade passiert ist. Bis man das wahre Ausmaß erfasst hatte, dauerte es ja gut zwei Tage.


    In diese Lücke grätschten die Lohnunternehmer Wipperfürth und Co. und trieben medial die staatlichen Akteure tagelang vor sich her. Dabei erweckten sie laufend den Eindruck, dass nur sie was tun und der Staat und die HiOrgs nichts tun würden. Und selbst, als die gesamte Hilfsmaschinerie des Katastrophenschutzes angelaufen war, beherrschte die Lohnunternehmerfraktion die Medienwelt für sich.


    Soziale Medien funktionieren über Emotionen der Nutzer. Eine Katastrophe im eigenen Land ist sehr emotional, die Leute wollen irgendwie helfen oder zumindest das Gefühl haben, was gegen ihre empfundene Ohnmacht zu tun. Das ist die Stunde von Leuten, die in so einer Stunde als "Macher" auftreten, die in dieser Phase nötigen Gerätschaften an der Hand haben und dann noch mit Social Media umgehen können.


    Die Lohnunternehmer mit ihren großen Traktoren waren zur richtigen Zeit mit dem richtigen Gerät rasch vor Ort und organisierten sehr schnell beachtliche Kräfte. Das muss man anerkennen. Es ist aber auch ein Stück weit ein Zufallsprodukt, dass die Art der Katastrophe und die den Lohnunternehmern zur Verfügung stehenden Hilfsmittel zueinander passten. Alles gut soweit. Was nicht gut war, ist dass sie sich ihrer Medienmacht sehr bewusst waren und das als Druckmittel einsetzten, um ihre immer umfassenderen Forderungen mit öffentlichem Druck durchzusetzen: kostenlose Versorgung mir Kraftstoff, direkt im Einsatzgebiet durch die Bundeswehr, Errichtung von Camps für ihre Leute durch die HiOrgs, bereitstellung von Verpflegung, Duschcontainern, Reifen- und Hydraulikreparaturdiensten usw. Immer mit der Keule "Wir machen hier schließlich die Arbeit, die anderen taugen nicht dazu." D.h. sie betrieben bewusst eine Spaltung der Hilfskräfte in Gute (sie selbst) und Taugenichtse, die grademal als Handlanger gut sund (die staatlichen HiOrgs) - zumindest nahmen die Medienstars der Lohnunternehmer es billigend in Kauf, dass dieser Eindruck entsteht. Leider kam dann auch schnell dieser unter Rechtspopulisten geläufige Duktus in ihre Medienauftritte rein: die staatlichen Akteure sind fette träge überbezahlte Beamtenstrukturen, bis runter zu den Feuerwehr- und Polizeibeamten. D.h. es kippte tendenziell in eine Verächtlichmachung der Hilfskräfte, die in "staatiichen" Organisationen ihren Job machten.

    Dass es sich sowohl bei den Feuerwehren als auch bei THW und sämtlichen "weißen" Hilfsorganisationen bei den Kräften weit überwiegend ebenfalls um ehrenamtliche Helfer handelte, die genauso wie die Lohnunternehmerfraktion in ihrer Freizeit als Katastrophenhelfer zugange waren, ignorierten sie - sehr wahrscheinlich bewusst. Und ab da wurde es dann hässlich: ehrwürdige Helfer, die die Lohnunternehmer insgesamt allesamt waren, wurden von ein paar wenigen instrumentalisiert, um hier eine gesellschaftliche Spaltung voranzutreiben, die bei Populisten sehr beliebt ist.


    Dass bei den ersten "Räumaktionen" der Lohnunternehmer recht hemdsärmelig vorgegangen wurde, sei nur am Rand erwähnt: von der Flutwelle aufgetürmte Trümmerberge wurden halt mal weggebaggert, auch wenn darin noch Menschen hätten sein können. Es wurde der eine oder andere Verstorbene dabei von diesen Machern weggebaggert. Nicht auszudenken, wenn dabei noch lebende, aber eingeklemmte Personen mitgebaggert worden wären. Es gab in dieser Anfangszeit auch keine systematische Absuche der Einsatzgebiete mit Kennzeichnung abgesuchter Gebäude, Fahrzeuge oder Trümmerhaufen. Gefahrstoffe wurden nicht gesucht oder identifiziert. Manche Trümmer wurden durch die freischaffenden Räumtrupps" einfach von links nach rechts geschaufelt oder planlos von A nach B gekarrt und mussten mehrfach umgeladen werden. Da im Ahrtal auch Öltanks etc. durch die Flut weggerissen wurden, mussten viele Zwischenlager später komplett als kontaminierter Sondermüll mitsamt dem darunterliegenden Erdreich des Sammelplatzes abgetragen und teuer entsorgt werden. Das ist halt der Preis, wenn man eine Freischärlertruppe zuasmmentrommelt und alle irgndwo halt mal machen, ohne Struktur, Fachwissen und planvolles Vorgehen. Diesen Preis musste dann halt doch der gescholtene Staat (d.h. wir Steuerzahler) bezahlen.

  • Ich persönlich finde eine dezentrale Struktur im Katastrophenschutz sinnvoller, als einzelne sehr große Zentralstandorte vorzuhalten. Denn man hat an diesen Standorten gar nicht das Personal, um dieses Material dann einzusetzen, das muss dann von überall her angekarrt werden und es muss sich dann schlimmstenfalls mit der eingelagerten Ausrüstung vertraut machen, wenn man zuhause im Ortsverein sowas gar nicht hat.


    Zumal wir mit zunehmender Wahrscheinlichkeit mehr mit Katastrophenlagen konfrontiert werden, die überall gleichzeitig eintreten, wie ein Blackout z.B.

    Da habe ich lieber in jedem Dorf-Ortsverein 10 Feldbetten und zwei Zelte, auf die ich dann zu Fuß zugreifen kann und für die ich die mir persönlich bekannten Helfer mit dem Fahrrad einmal über die Ortsteile fahre und sie informieren kann.

    da bin ich voll bei Dir, das muss - zumindest mit in bestimmten Bereichen - von ganz unten organisiert sein. Gerade bei einer Flächenlage wie einem Blackout. Die öfter erwähnten 2% der Bevölkerung, die auf intensive Hilfe, sprich Notunterkünfte etc. angewiesen wäre, bedeutet für meinen Ort schon 150 Plätze die verfügbar sein müssen - die 200 wenn man zwei Landkreise zusammenlegt reichen dann halt einfach nicht. Dafür braucht nicht jede Gemeinde schweres Räumgerät usw. Letztlich würde ich die Versorgung von 2% der Bevölkerung an die Kommunen geben, da gerne auch stationär, ohne die mobilen Fähigkeiten des bestehenden Katastrophenschutzes zu beschneiden.

    Praktisch wäre das auch keine allzu große Hürde, ein geeignetes Gebäude mit Notstrom versorgbar machen, entsprechend den Heizmöglichkeiten, dazu die Feldbetten, Nahrung usw.

    Wenn ich da pro Einwohner und Jahr 2€ rechne sind das für 20 Plätze (auf 30 Jahre) schon 60000€, das ist machbar.

  • Die Problematik mit besagten Lohnunternehmen samt ihrer Art und Weise ist mir bewusst.

    Ich reagiere sehr empfindlich auf diese Art der "Berichterstattung", daher war ich schon innerhalb kürzester Zeit sehr kritisch dazu eingestellt.

    Ich habe aber auch viele Berichte gelesen, von den eigentlichen Einsatzkräften und da bekam man schon den Eindruck vermittelt, dass auch aus ihrer Sicht vieles nicht so gelaufen ist, wie sie es sich gewünscht hätten

    Was irgendwie verständlich ist.

    Bisher konnte nur in der Theorie geübt werden und da kann es beim Übertragen auf die Realität leider schon mal rumpeln.

  • Das Problem ist, dass große Katastrophen - zum Glück - nicht so häufig eintreten. Deswegen fehlt die Übung, große Schadenslagen aus dem Effeff abzuarbeiten. Man lernt das dann während des Einsatzes. Das ist sicherlich ein Manko, dass in den letzten Jahrzehnten der allgemeine Bevölkerungsschutz besonders in D insofern vernachlässigt wurde, dass systematische Übungen nicht stattfanden, die alle Ebenen mit einbezogen: weder die Amtsspitzen noch die Kräfte auf Ortsebene übten solche Lagen durchgängig. Das hat sich aber zumindest zum Teil schon gebessert, es werden ja mittlerweile sogar wieder Bunkerplätze gezählt und die paar noch existierenden Schutzbauten in wurden mit einer Veränderungssperre belegt.


    In diesem Zusammenhang muss man auch das Vorhaben mit der Salzburger Kaserne einordnen: Katastrophenschutz wird wieder ernst(er) genommen.

    Es wäre ja auch paradox, Milliarden in einen europäischen Raketenschutz-Schild zu investieren, aber den Rest der dazugehörenden Aufgaben nicht anzugehen. Man hat in den letzten Jahren ja unter Corona schmerzlich gelernt, dass es manchmal hilfreich wäre, von diversen Gebrauchsgütern einfach mal etwas da zu haben, und wenn es nur Masken, Seife und Desinfektionsmittel sind.

    Wie rotiert man diese beladenen "Reserve LKW´s" ? Und den ganzen Jahresvorrat? Geht der ein mal jährlich in den aktiven Verbrauch?

    Die KatS-Fahrzeuge stehen - leider - tatsächlich die meiste Zeit herum und werden relativ wenig bewegt. An denen werden die Hilfskräfte ausgebildet, jeder der z.B. beim DRK mitmachen will, muss die sog. Einsatzkräftegrundausbildung absolvieren. Da lernt man dann auch den Krankentransportwagen Typ B und die verschiedenen Gerätewagen kennen.

    Was das Verbrauchsmaterial für den Rettungsdienst angeht, das wird tatsächlich laufend im Regelerettungsdienst verbraucht und umgehend wieder erneuert. D.h. das eingelagerte Material ist nie älter als ein Jahr.

  • Das Problem ist, dass große Katastrophen - zum Glück - nicht so häufig eintreten. Deswegen fehlt die Übung, große Schadenslagen aus dem Effeff abzuarbeiten. Man lernt das dann während des Einsatzes. Das ist sicherlich ein Manko, dass in den letzten Jahrzehnten der allgemeine Bevölkerungsschutz besonders in D insofern vernachlässigt wurde, dass systematische Übungen nicht stattfanden,

    Hier stimme ich dir zu und auch wieder nicht.


    Ich stimme dir zu, dass Großschadenslagen wie im Ahrtal so selten sind, dass sie sich nicht realistisch in einer Stabsrahmenübung abbilden lassen. Schon gar nicht im Rahmen einer Vollübung.


    Das ist aber auch gar nicht notwendig. Bei uns im Landkreis werden die Einsatzkräfte, Gruppenführer und Zugführer im Rahmen von Sanitätsdiensten zum Beispiel auf ihre Aufgaben vorbereitet.


    Dass auf Landratsamtebene es zwei Tage bedurfte, um sich eine Lagebild im eigenen Landkreis zu verschaffen, ist auf der einen Seite dramatisch, aber auf der anderen Seite auch realistisch. Punkt ist nur: in Zeiten von Internet, Social Media und Co sind das zwei unendlich, elendig lange Tage, in denen scheinbar nichts passiert. Wirklich nichts? Wenn ich mich recht entsinne, wurde in dieser Zeit bereits in den Randbereichen geholfen.


    Was die überörtliche Hilfe angeht. Ich finde in meinem Mailpostfach leider nicht mehr die erste Mail zur Helferabfrage.

    Fakt ist, dass hier die Stärke und die Schwäche zugleich beim DRK Beispiel der Föderalismus ist. Der Landkreis Ahrweiler liegt in Rheinland-Pfalz, ich bin in Niedersachsen. Formal gesehen, muss der Kreisverband Ahrweiler dem Landesverband Rheinland-Pfalz mitteilen, dass eine Katastrophe großen Ausmaßes vorliegt. Dieser wird dann an die übrigen Landesverbände kommunizieren, dass Hilfe benötigt wird und in welcher Form. Diese Landesverbände spiegeln das dann an ihre Kreisverbände wider und diese fragen dann bei den Ortsverbänden, Bereitschaften den Helferstatus ab. Es sind ja noch immer ehrenamtliche Helfer! Diese müssen sich privat, familiär und beruflich freischaufeln. Und der eine oder andere steht aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig nicht zur Verfügung.

    Mit diesem Abfrageergebnis werden am Ende des Tages dann die Marschverbände zusammengestellt, die Ausrüstung verlastet und dann geht es los. Da wir noch nicht teleportieren können, wird der geschlossene Marschverband von Süderelbe bis Ahrweiler gut und gerne 8 Stunden benötigen. Eher 9 bis 10 Stunden, wenn man den Marsch nicht von vornherein auf zwei Etappen aufteilt. So oder so müssen adäquate Unterkünfte unterwegs, spätestens aber am Zielort im Bereitschaftsraum vorgehalten werden. Selbst wenn der Marsch an einem Tag erfolgt, ist vor einem qualifizierten Einsatz nicht vor Tag Vier zu rechnen (Tag 1: Unglück wird realisiert, Tag 2: Helferabfrage, Tag 3: Anmarsch, Tag 4: erster Einsatz ab Mittag nach ausreichend Regeneration). Realistisch aber wird eine überörtliche Hilfe erst deutlich später möglich sein. (Tag 1/2: realisieren der Lage, parallel dazu Meldung des überörtlichen Hilfebedarfs etc., ein erster Voralarm für unseren Kreisverband wurde irgendwann am 18.07. ausgegeben, also rund drei Tage nach Beginn der Katastrophe, erste Kräfte rückten bereits am 19.7. aus. Ja, wir haben einige Kameraden, die haben echt coole Arbeitgeber und noch cooler Familien. Ab dem 20.7. wurde dann der BHP500 in Betrieb genommen. Also Behandlungsplatz mit einer Kapazität von 500 Personen)


    Es wurde in Deutschland schon immer gesagt (Ja, sogar gepredigt), dass man für 10 bis 14 Tage sich selbst versorgen können müsse. Und das ein Notfallgepäck für wenigestens 48 Stunden reichen solle. Aber da wird ja gerne ignoriert. Nicht hier im Forum, zum Glück, sondern andernorten.

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)

  • [...]

    Es wurde in Deutschland schon immer gesagt (Ja, sogar gepredigt), dass man für 10 bis 14 Tage sich selbst versorgen können müsse. Und das ein Notfallgepäck für wenigestens 48 Stunden reichen solle. Aber da wird ja gerne ignoriert. Nicht hier im Forum, zum Glück, sondern andernorten.

    Klar. Nur dürften dorft selbst +14 Tage Vorrat im Keller nix genutzt haben, wenn den die Flut mitgenommen hat...


    Irgendwo in den Medien tauchte, nachdem Journalisten auch wieder bis ins hinterste Eck vom Ahrtal kamen, ein Artikel aus einem Ort auf. Da wurde berichtet, dass es einige Tage dauerte, bis die ggf. vorhandenen Vorräte aus nicht betroffenen Häusern am Hang zentral in der heil gebliebenen Kirche gelagert und von dort aus dann die Einwohner versorgt werden konnten, gereicht hats für knapp 10 Tage, soweit ich das richtig erinnere.

    BY/DE

    Si vis pacem, para bellum.

  • Klar. Nur dürften dorft selbst +14 Tage Vorrat im Keller nix genutzt haben, wenn den die Flut mitgenommen hat..

    Das ist natürlich richtig.

    Ich sehe das vielleicht etwas pragmatischer.


    Wenn ich für 14 Tage vorgesorgt habe und der Kram weggepült wird, dann bin ich im Ar..., habe aber vielleicht das Glück, dass gute Nachbarn mehr Glück hatten und nun teilen können. Bei einer guten Nachbarschaft wüssten die, dass ich mindestens genauso versorgt war und sie im umgekehrten Fall genauso mitversorgt hätte.


    Wenn man aber nicht vorgesorgt hat, ist man a) persönlich am Ar... und kann sich fast sicher sein, dass alle anderen um einen herum ebenfalls nicht vorgesorgt haben und man nun so richtig am Ar... ist. 🤷

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)

  • Ich find es gut, was da in Austria geschaffen wird.

    Autark, gut ausgestattet und in der Nähe einer großen Stadt. Von da aus kann dann, zusätzlich zu den im Land verteilten Feuerwehren, im Schwerpunkt geholfen werden.

    Muss nur noch das Personal dafür da sein, wenn es gebraucht wird.....

    Ist sowas immer in der Nähe von Städten geplant?


    Tsrohinas

  • Ist sowas immer in der Nähe von Städten geplant?

    Dem ORF-Bericht nach hört sich das so an, als ob in jedem Bundesland eine Kaserne zu so einer Sicherheitsinsel umfunktioniert werden soll. Kasernen sind ja meistens in der Nähe von Städten und gut an Straßen- und Schienennetz angebunden.


    So wie ich das lese, geht es aber nicht darum, dort die hilfsbedürftige Bevölkerung zu versorgen (wie das z.B. beim Konzept der KatS-Leuchttürme in D vorgesehen ist, wie hier z.B. in Nürnberg), sondern einen "Hub" für Einsatzkräfte zu haben, der unter allen Umständen handlungsfähig ist und die von dort aus zu Hilfeleistungen ausrücken sollen und sich dann wieder dahin zurückziehen können. Erinnert mich ein wenig an die Feldlager der Bundeswehr in Afghanistan.


    Liest man das Konzept der österr. Sicherheitsinseln genauer, dann scheint es zuvorderst darum zu gehen, die Kasernen des Bundesheeres an sich resilienter zu machen, weil sie (wie anderswo auch) mittlerweile komplett abhängig von externen Dienstleistern sind, die z.B. bei einem Blackout sofort ausfallen würden (von der Strom-, Wasser-, Essensversorgung bis zur Wäscherei sozusagen) und damit auch die Handlungsfähigkeit der Kaserne massiv einschränken würden.

  • In den Städten dürfte es aber grössere Probleme wie auf dem Land geben.

    Viele Menschen auf engem Raum usw....


    Tsrohinas

  • Es ist nur ne Kleinigkeit, auch wenn nicht versucht wurde das THW als ganzes zu erklären, aber der erste Satz ist falsch. Das THW ist aus der Technischen Nothilfe hervorgegangen die Ende der 1930er Jahre ein wenig anders von der damaligen Regierung missbraucht wurde und dann aber erst 1945 aufgelöst wurde... THW wurde 1950 gegründet, Luftschutzhilfsdienst 1957, aber schon rund 15 Jahre später wieder aufgelöst und in THW und andere Hilfsorganisationen eingegliedert. :winking_face:

    Gruß David